Technisches Anwendungsgebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Gießen eines Bauteils komplexer
Geometrie, insbesondere mittels Druckguss, bei dem eine Gießform eingesetzt wird,
von der wenigstens ein Formteil als verlorene Form ausgebildet ist.
[0002] Die gießtechnische Herstellung komplexer Geometrien ist vielfach eingeschränkt oder
nur mit erheblichem technischem Aufwand umsetzbar, wenn die komplexe Geometrie besondere
Anforderungen an das Gießwerkzeug stellt. Vielfach können Bauteile aufgrund ihrer
geometrischen Anforderungen nicht auf gießtechnischem Weg hergestellt werden, da ihre
Geometrie nicht entformbar ist, durch Hinterschneidungen an der Entformbarkeit gehindert
ist oder zur Entformung erforderliche Entformungsschrägen oder sonstige gießtechnische
Voraussetzungen an die Gießform nicht umsetzbar sind. So müssen bspw. elektrische
Spulen mit hoher Oberflächengüte und möglichst ohne Entformungsschrägen hergestellt
werden.
Stand der Technik
[0003] Ein bekanntes Verfahren zum Gießen elektrischer Spulen ist das Feingussverfahren
mit verlorenen Formen. Hierbei wird im ersten Prozessschritt ein positiv geformtes
Modell der Spule aus z.B. einem Wachs oder einem Polymer hergestellt, das anschließend
mit einer nicht-festen Einbettmasse umgossen wird, die anschließend abbindet und aushärtet.
Das Modell wird aus der fest gewordenen Einbettmasse ausgeschmolzen und die Einbettmasse
gegebenenfalls noch zusätzlich gebrannt, um eine maximale Festigkeit und Stabilität
zu erreichen. Hierbei verbrennen gegebenenfalls zurückgebliebene oder nicht ausgeschmolzene
Rückstände vom Modell nahezu vollständig. Anschließend erfolgt die Formfüllung des
entstandenen Hohlraums in der Einbettmasse mit Metallschmelze. Nach Erstarrung der
Metallschmelze wird die Einbettmasse anschließend zerstört, um das Gussteil freizulegen.
Bei dieser Technik stellt allerdings bereits die gießtechnische Herstellung des positiv
geformten Modells - in der Regel im Spritzgussverfahren mit Wachs in metallischen
Dauerformen - eine technologische Herausforderung dar.
[0004] Bei Nutzung einer Dauerform für die Herstellung einer elektrischen Spule ist zur
Abbildung der einzelnen Leiter bzw. Windungen der Spule wahlweise die Verwendung einer
kammförmig gestalteten Dauerform oder die Verwendung von ziehbaren Schiebern erforderlich.
Hierfür ist zur Entformung des Gussteils aus der Gießform im Metallguss jedoch die
Berücksichtigung von Entformungsschrägen erforderlich. Wird auf Entformungsschrägen
verzichtet und das Gussteil aktiv aus dem Gießwerkzeug ausgeformt bzw. ausgestoßen,
bilden sich erfahrungsgemäß Schlieren, Riefen und Kratzer auf dem Gussteil, die sog.
Ziehstellen oder Ziehspuren. Diese beeinträchtigen die Oberfläche des Gussteils negativ.
[0005] Die
EP 2387135 A2 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung einer elektrischen Spule in Gusstechnik,
bei dem eine die Spulengeometrie enthaltende Negativform als verlorene Form oder auch
als Dauerform eingesetzt wird. Als Formstoff für die verlorene Form wird hierbei Sand
oder eine Einbettmasse vorgeschlagen. Die Druckschrift führt auch die Nutzung mehrteiliger
Segmente an, die vor oder während des Umformprozesses zum Herstellen der Negativform
gefügt werden, ohne hierauf jedoch näher einzugehen.
[0006] Die
DE 102012006572 A1 beschreibt ein Verfahren, bei dem zunächst eine verlorene Gießform als Blockform
hergestellt und anschließend als Formeinsatz in metallische Dauerformen eingelegt
wird, um das Bauteil mittels Druckguss herzustellen. Als Formwerkstoff für die verlorene
Form dient eine keramische Einbettmasse.
[0007] Aus der
DE 102012022331 A1 ist der Einsatz eines verlorenen Salzkernes bekannt, um Aluminium-Druckgussteile
mit Hinterschneidungen zu realisieren. Derartige Salzkerne werden aus Salzen und Salzmischungen
einstückig hergestellt und können nach dem Vergießen des Gussteils wieder herausgelöst
werden.
[0008] Gerade bei der Herstellung elektrischer Spulen ist die Oberflächenqualität des hergestellten
Bauteils sehr wichtig. Eine glatte, fehlerfreie bzw. fehlerarme Oberfläche ist für
das anschließende Aufbringen einer homogenen elektrischen Isolationsbeschichtung erforderlich.
Insbesondere bei lacktechnischer Applikation einer Isolationsbeschichtung auf der
gegossenen elektrischen Spule ist der sog. Kanteneffekt zu vermeiden, der zu einer
nicht homogenen Schichtbildung der Beschichtung an den Kanten der Spule führt. In
der Regel muss daher nach der Herstellung der Spule noch eine Kantenverrundung erfolgen,
die als Nachbearbeitung des Gussteils ausgeführt wird und dadurch zusätzlichen Aufwand
verursacht.
[0009] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren zum Gießen eines
Bauteils komplexer Geometrie anzugeben, bei dem das Bauteil mit hoher Oberflächenqualität
erhalten wird. Das Verfahren soll sich insbesondere zur Herstellung elektrischer Spulen
eignen und ohne Entformungsschrägen der eingesetzten Gießform auskommen.
Darstellung der Erfindung
[0010] Die Aufgabe wird mit dem Verfahren gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen
des Verfahrens sind Gegenstand der abhängigen Patentansprüche oder lassen sich der
nachfolgenden Beschreibung sowie den Ausführungsbeispielen entnehmen.
[0011] Bei dem vorgeschlagenen Verfahren wird eine Gießform eingesetzt, von der wenigstens
ein Formteil als verlorene Form ausgebildet ist. Das wenigstens eine als verlorene
Form ausgebildete Formteil wird dabei aus einem Salz oder einer Salzmischung hergestellt.
Weiterhin ist wenigstens ein äußerer Teil der Gießform, durch den eine äußere Geometrie
des Bauteils festgelegt wird, oder wenigstens ein innerer Teil der Gießform, durch
den eine innere Geometrie des Bauteils festgelegt wird, aus mehr als zwei Formsegmenten
zusammengesetzt.
[0012] Durch diese Nutzung einer aus mehr als zwei Formsegmenten zusammengesetzten Gießform,
von der wenigstens ein Formteil als verlorene Form aus einem Salz oder einer Salzmischung
hergestellt wird, lassen sich komplexe Bauteile mit Hinterschneidungen und/oder Hohlräumen
mit hoher Oberflächenqualität herstellen, beispielsweise elektrische Spulen. So ermöglicht
die Herstellung von Formteilen aus Salz auf gießtechnische Weise, insbesondere im
Druckgussverfahren, sehr glatte Oberflächen des Formteils. Diese glatten Oberflächen
bilden sich auch auf das damit gegossene Bauteil ab, das dann eine entsprechend hohe
Oberflächenqualität aufweist. Die ein oder mehreren als verlorene Form ausgebildeten
Formteile werden dabei vorzugsweise gießtechnisch hergestellt, besonders bevorzugt
mittels Druckguss.
[0013] In einer bevorzugten Ausgestaltung wird die gesamte Gießform vollständig als verlorene
Form hergestellt. Die Gießform wird dabei vorzugsweise aus mehr als zwei übereinander
gestapelten Formsegmenten zusammengesetzt. Gerade bei der Herstellung von komplexen
Bauteilen mit sich periodisch wiederholenden Strukturen können auf diese Weise mehrere
der Formsegmente identisch, d.h. als Gleichteile, ausgeführt werden. Dies vereinfacht
die Herstellung und ermöglicht auch eine entsprechende Skalierung der herzustellenden
Bauteile, bspw. der Anzahl der Spulenwindungen am Beispiel einer elektrischen Spule,
ohne hierfür unterschiedliche Gießformen herstellen zu müssen. Die Formsegmente können
natürlich auch individuell variieren oder gemischt kombiniert werden.
[0014] In einer bevorzugten Ausgestaltung werden die Formsegmente in Baukastenweise auf-,
in- oder aneinandergesteckt und bauen somit schrittweise eine vollständige Gießform
auf. Die Formsegmente können dabei beispielsweise über eine Nut-Passfeder-Verbindung
oder über eine Passstift-Verbindung miteinander verbunden werden.
[0015] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung wird die vorangehend beschriebene Segmentbauweise
nicht als gesamte Gießform, sondern als Formeinsatz für eine Dauerform verwendet.
Der Formeinsatz kann dabei in einer Ausgestaltung die gesamte Geometrie des zu gießenden
Bauteils vorgeben. In einer anderen Ausgestaltung wird der äußere Teil der Gießform,
der die äußere Geometrie des zu gießenden Bauteils festlegt, als Dauerform ausgebildet
und der innere Teil durch den Formeinsatz als verlorene Form in der oben beschriebenen
Segmentbauweise.
[0016] Die Zerlegung der Gießform oder des Formeinsatzes in einzelne Formsegmente ermöglicht
eine flexible kostengünstige Herstellung komplexer Bauteile, die durch die Nutzung
von Salzen oder Salzmischungen als Formstoff für die daraus gebildete verlorene Form
auch eine hohe Oberflächenqualität aufweisen. Jedes Formsegment für sich ist vorzugsweise
ohne Hinterschneidungen gestaltet und kann entsprechend mit einfachen Herstellungsverfahren
gefertigt werden, vorzugsweise wiederum mit einem Gießverfahren oder auch Sinter-
oder Pressverfahren. Die Formsegmente weisen im Bereich der Kavität, die zur Bildung
des Bauteils mit Metallschmelze gefüllt wird, keine Entformungsschrägen auf. Somit
können komplexe Bauteile mit mehreren planparallelen, flachen Teilflächen oder Windungen
- vorzugsweise in der Geometrie elektrischer Spulen - gießtechnisch mit hoher Qualität
hergestellt werden.
[0017] Die Füllung der zusammengesetzten Gießform kann über eine offenliegende Hohlraumstruktur
erfolgen, falls diese vorhanden ist. Vorzugsweise weisen die Formsegmente jedoch entsprechende
Strukturen auf, so dass sich nach dem Zusammensetzen ein gießtechnisch verwendbarer
Anguss ergibt. Auf gleiche Weise kann auch ein Überlauf oder ein Entlüftungssystem
realisiert werden. Zur Herstellung elektrischer Spulen wird der Anguss vorzugsweise
auf der (kurzen) Seite des Wickelkopfes ausgeführt. Dies dient der Reduzierung der
mechanischen Nacharbeit. Die zusammengesetzte Form kann, wie bereits oben ausgeführt,
entweder direkt als Gießform verwendet und mit Metallschmelze gefüllt oder als Formeinsatz
in eine Dauerform eingesetzt und durch die Dauerform stabilisiert werden.
[0018] Die einzelnen Formsegmente können dabei so ausgeführt werden, dass bei inneren Bauteilkanten
eine Kantenverrundung erreicht wird. Eine entsprechende Nachbearbeitung des Bauteils
ist dann nicht mehr erforderlich. Bei der Herstellung einer elektrischen Spule als
Gussteil können die Formsegmente bspw. so dimensioniert und hergestellt werden, dass
sie jeweils eine Windung der Spule festlegen. Weiterhin können der innere und der
äußere Teil der Gießform bei Herstellung einer elektrischen Spule so ausgeführt werden,
dass sie ineinander greifen. Dadurch werden Grate auf der Innenseite der Spulenwindungen
vermieden und auf die Oberfläche dieser Windungen oder in den Bereich der Kantenverrundung
verlagert.
[0019] Mit dem vorgeschlagenen Verfahren lassen sich Bauteile mit sehr komplexen Geometrien
erzeugen. So ermöglicht das Verfahren bspw. für die Herstellung einer elektrischen
Spule die Realisierung von Kantenverrundungen an der Innenseite bei Verwendung einer
Dauerform in Verbindung mit einem Formeinsatz als verlorenes Formteil, die Realisierung
von Kantenverrundungen an der Außenseite des Bauteils in Verbindung mit dem Verzicht
auf Entformungsschrägen bei Verwendung einer Dauerform bzw. von Dauerformelementen
sowie den Verzicht auf Entformungsschrägen in Kombination mit einer gezielten Verlagerung
der Gratbildung. Durch den Einsatz von verlorenen Formteilen als verlorene Kerne oder
Formeinsätze werden keine Entformungsschrägen benötigt. Das Verfahren hat Kostenvorteile
bei komplexen Systemen, da in vielen Ausgestaltungen keine aufwändige Schiebertechnik
erforderlich ist.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0020] Das vorgeschlagene Verfahren wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen in
Verbindung mit den Zeichnungen anhand der Herstellung einer elektrischen Spule nochmals
näher erläutert. Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- ein Beispiel für den Aufbau einer mit dem Verfahren gießtechnisch herzustellenden
elektrischen Spule;
- Fig. 2
- ein Beispiel für vier verlorene Formsegmente zur Bildung der Gießform oder des Formeinsatzes;
- Fig. 3
- die zusammengesetzten Formsegmente der Figur 2;
- Fig. 4
- einen Schnitt durch die zusammengesetzten Formsegmente der Figur 3;
- Fig. 5
- ein weiteres Beispiel für ein einzelnes Formsegment;
- Fig. 6
- ein Beispiel für zusammengesetzte Formsegmente der Figur 5;
- Fig. 7
- ein Beispiel für eine Dauerform, in die die Formsegmente der vorangegangenen Figuren
eingesetzt werden können;
- Fig. 8
- die Dauerform der Figur 7 mit einigen eingesetzten Formsegmenten;
- Fig. 9
- ein Beispiel für die geometrische Ausgestaltung der Formsegmente im Querschnitt;
- Fig. 10
- ein weiteres Beispiel für die geometrische Ausgestaltung der Formsegmente im Querschnitt;
- Fig. 11
- ein weiteres Beispiel für die geometrische Ausgestaltung der Formsegmente im Querschnitt;
- Fig. 12
- ein Beispiel für die Nutzung einer Dauerform zur Festlegung der äußeren Geometrie
des Bauteils in Verbindung mit einem verlorenen Kern;
- Fig. 13
- ein Beispiel für eine Ausgestaltung des verlorenen Kerns als Weiterbildung der Ausgestaltung
der Figur 12;
- Fig. 14
- ein Beispiel für eine Ausgestaltung der Dauerform als Weiterbildung der Ausgestaltung
der Figur 12;
- Fig. 15
- ein weiteres Beispiel für eine Ausgestaltung der Dauerform als Weiterbildung der Ausgestaltung
der Figur 12;
- Fig. 16
- ein Beispiel für eine Ausgestaltung der Dauerform und des verlorenen Kerns als Weiterbildung
der Ausgestaltung der Figur 12;
- Fig. 17
- ein weiteres Beispiel für eine Ausgestaltung der Dauerform und des verlorenen Kerns
als Weiterbildung der Ausgestaltung der Figur 16;
- Fig. 18
- ein weiteres Beispiel für eine Ausgestaltung der Dauerform und des verlorenen Kerns
als Weiterbildung der Ausgestaltung der Figur 16;
- Fig. 19
- ein weiteres Beispiel für eine Ausgestaltung der Dauerform und des verlorenen Kerns
als Weiterbildung der Ausgestaltung der Figur 16;
- Fig. 20
- ein weiteres Beispiel für eine Ausgestaltung der Dauerform und des verlorenen Kerns
als Weiterbildung der Ausgestaltung der Figur 12;
- Fig. 21
- ein weiteres Beispiel für eine Ausgestaltung der Dauerform und des verlorenen Kerns
als Weiterbildung der Ausgestaltung der Figur 20;
- Fig. 22
- ein weiteres Beispiel für eine Ausgestaltung der Dauerform und des verlorenen Kerns
als Weiterbildung der Ausgestaltung der Figur 20;
- Fig. 23
- ein weiteres Beispiel für eine Ausgestaltung der Dauerform und des verlorenen Kerns
als Weiterbildung der Ausgestaltung der Figur 20; und
- Fig. 24
- ein weiteres Beispiel für eine Ausgestaltung der Dauerform und des verlorenen Kerns
als Weiterbildung der Ausgestaltung der Figur 12.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0021] Figur 1 zeigt in der oberen Teilabbildung ein Beispiel für eine elektrische Spule
10, wie sie mit dem vorgeschlagenen Verfahren gegossen werden kann. Die untere Teilabbildung
der Figur 1 zeigt dabei lediglich zur Veranschaulichung die Spule 10 nochmals in auseinandergezogener
Form, um die einzelnen Windungen 11 besser erkennen zu können. Für die gießtechnische
Herstellung einer derartigen Spule mit dem vorgeschlagenen Verfahren wird im vorliegenden
Beispiel ein Formeinsatz für eine metallische Dauerform genutzt, der aus übereinander
gestapelten verlorenen Formsegmenten gebildet ist. Die einzelnen Formsegmente 1 sind
dabei aus einem Salz oder einer Salzmischung hergestellt, vorzugsweise in einem Gießverfahren
(insbesondere druckunterstütztes Gießen) oder in einem Press- bzw. Sinterverfahren.
Geeignete Techniken sind dem Fachmann aus dem Stand der Technik, bspw. auch aus der
bereits angeführten
DE 102012022331 A1, bekannt. Durch die gießtechnische Herstellung dieser Formsegmente 1 aus einem Salz
oder einer Salzmischung wird eine hohe Oberflächenqualität der Segmente erreicht,
die sich auf die Windungen der herzustellenden elektrischen Spule überträgt.
[0022] Im Beispiel der Figur 2 sind vier derartige Formsegmente 1 dargestellt, die zur Bildung
des Formeinsatzes übereinander gestapelt werden. Sie können dabei bspw. über eine
in der Figur nicht dargestellte Nut-Passfeder-Verbindung miteinander verbunden werden,
um eine korrekte und lagetreue Montage der Formsegmente zu gewährleisten. Figur 3
zeigt hierzu die übereinander gestapelten Formsegmente 1, Figur 4 einen Schnitt durch
diesen Stapel der Formsegmente. Figur 5 zeigt ein Beispiel für ein Formsegment 1,
das Löcher 12 für eine Passstift-Verbindung sowie seitliche Öffnungen 14 für das Befüllen
und/oder Entlüften aufweist. Figur 6 zeigt wiederum mehrere übereinander gestapelte
Formsegmente 1 mit entsprechenden Öffnungen für das Befüllen und/oder Entlüften, wobei
in diesem Beispiel Passstifte 13 zu erkennen sind.
[0023] Die zusammengesetzten Formsegmente 1 werden anschließend in eine Dauerform 2 eingelegt
und mit Metallschmelze gefüllt. Ein Beispiel für eine derartige Dauerform 2 ist in
Figur 7 dargestellt. Die Führung der Schmelze in die Kavität der Formsegmente sowie
die Entlüftung erfolgt über ein für das Gießverfahren geeignetes Anschnitt- und Entlüftungssystem
3a, 3b. Im Beispiel der Figur 7 ist dieses Anschnitt- und Entlüftungssystem 3a, 3b
in der Dauerform realisiert und kann wahlweise auch in den Formsegmenten 1 abgebildet
sein (vgl. Fig. 5 und 6). Figur 8 zeigt beispielhaft die Dauerform 2 mit den darin
eingelegten Formsegmenten 1.
[0024] Zur gezielten Verlagerung der Gratbildung beim Gießen an die Außenkante des Gussteils
kann die Kavität für die einzelne Windung zur Abbildung des Gussteils nur einseitig
in das Formsegment 1 eingebracht werden, wie dies im Beispiel der Figur 9 dargestellt
ist. Diese Figur zeigt, wie auch die Figuren 10 und 11, vier aufeinander gestapelte
Formsegmente 1 im Querschnitt, in dem die Kavität 4 für die Bildung der Spulenwindungen
11 deutlich erkennbar ist.
[0025] Soll die Gratbildung auf die Mitte des Gussteils verlagert werden, so wird die Kavität
4 zur Abbildung des Gussteils halbseitig in Ober- und Unterseite des Formsegmentes
1 eingebracht, wie dies in Figur 10 beispielhaft dargestellt ist.
[0026] Für die Herstellung elektrischer Spulen wird vorzugsweise die Gratbildung gezielt
in Höhe der Kantenverrundung des Gussteils verlagert. Hierzu wird die Kavität 4 zur
Abbildung des Gussteils mit größerem Anteil in die Oberseite und mit geringerem Anteil
in die Unterseite des jeweiligen Formsegmentes 1 eingebracht mit entsprechendem Formversatz.
Dies ist in Figur 11 beispielhaft dargestellt.
[0027] Die in den Figuren 2 bis 11 dargestellten Formsegmente 1 können auch ohne äußere
Dauerform eingesetzt werden, so dass sie die vollständige Gießform bilden. Eine Nutzung
einer äußeren Dauerform ist jedoch aus Gründen der Stabilität vorteilhaft.
[0028] In den im Folgenden beschriebenen Ausführungsformen wird die Kavität zur gießtechnischen
Herstellung der komplexen Gussteilgeometrie durch die Kombination metallischer Dauerformelemente,
die eine äußere Form des Gussteils festlegen, mit verlorenen Formsegmenten gebildet,
die die innere Geometrie des Gussteils festlegen.
[0029] In Figur 12 ist hierbei eine Kombination aus einem innen liegenden Kern 5 aus verlorenem
Kernmaterial (Salzkern) mit außen liegenden Dauerformelementen 6, 7 dargestellt, die
vorzugsweise aus zwei Formhälften der Dauerform oder als ziehbare Schieberelemente
ausgeführt sind. Die freiliegende innere Kavität 4 bildet das Gussteil ab. Die in
der Figur 12 dargestellten Pfeile deuten den Aufbau der Dauerformelemente 6, 7 als
eine Vielzahl von ziehbaren Schieberelementen an.
[0030] In einer bevorzugten Ausführungsform werden die Dauerformelemente 6, 7 und der innen
liegende Kern 5 so ausgebildet, dass eine Kantenverrundung des Gussteils - auf der
Innenseite abgebildet im innen liegenden verlorenen Kern 5 und auf der Außenseite
abgebildet durch die Dauerformelemente 6, 7 - erhalten wird. Die Gratbildung auf der
Innenseite wird dabei in Höhe der Kantenverrundung festgelegt. Dies wird durch die
Positionierung der Trennebene zwischen innen liegendem Kern 1 und Dauerformelementen
6, 7 erreicht, wie dies auch in der Figur 13 dargestellt ist. Eine Gratbildung auf
der Außenseite wird ebenfalls in Höhe der Kantenverrundung gewählt, erzeugt durch
einseitige Kavitätsbildung im Dauerformelement, wie dies in der Figur 14 veranschaulicht
ist.
[0031] Figur 15 zeigt ein Beispiel, bei der die Gratbildung auf der Außenseite variabel
entlang der Kantenverrundung positioniert wird. Hierzu wird eine zweiseitige Kavitätsbildung
in den Dauerformelementen 6, 7 gewählt.
[0032] Bei der in Figur 16 dargestellten beispielhaften Ausführungsform wird ein Teil der
Kavität für die Windungen der elektrischen Spule durch den innen liegenden Kern 5
gebildet. Die Kavität 4 wird dabei anteilig durch den innen liegenden Kern 1 und durch
die Dauerformelemente 6, 7 gebildet, wie dies in der Figur 16 dargestellt ist. Auch
hier ist die Dauerform wieder mit ziehbaren Schieberelementen ausgeführt. Es können
jedoch auch zwei Formhälften mit entsprechender Innenkontur verwendet werden. Figur
17 zeigt die Ausgestaltung der Figur 16 nochmals mit einem Detail. Die Kantenverrundung
des Gussteils wird auf der Innenseite durch den innen liegenden verlorenen Kern 1
und auf der Außenseite durch die Dauerformelemente 6, 7 abgebildet. Dadurch entsteht
keine Gratbildung auf der Innenseite, sondern auf der Ober- bzw. Unterseite der Leiter-
bzw. Windungsfläche. Diese Gratbildung wird durch die Positionierung der Trennebene
zwischen innen liegendem Kern 5 und Dauerformelement erzeugt, wie dies in Figur 17
veranschaulicht ist.
[0033] Durch die Ausgestaltung der Dauerformelemente 6, 7 kann die Gratbildung auf der Außenseite
in Höhe der Kantenverrundung durch einseitige Kavitätsbildung im Dauerformelement
erzeugt werden. Dies ist in Figur 18 veranschaulicht.
[0034] Figur 19 zeigt eine Ausgestaltung, bei der die Gratbildung auf der Außenseite variabel
entlang der Kantenverrundung positioniert wird. Dies wird durch zweiseitige Kavitätsbildung
in den Dauerformelementen 6, 7 erreicht.
[0035] Die Ausgestaltung der Figur 20 zeigt einen innen liegenden Kern 1 aus verlorenem
Kernmaterial mit erhöhten Stegen, die in die Kavitäten der außen liegenden Dauerformelemente
6, 7 eingreifen. Die Dauerformelemente können wiederum aus zwei Formhälften oder -
wie im vorliegenden Beispiel - als ziehbare Schieberelemente ausgeführt sein. Die
freiliegende innere Kavität 4 bildet wiederum das Gussteil ab. Die Ausgestaltung der
Figur 20 mit den erhöhten Stegen am innen liegenden Kern 5 hat den Vorteil, dass die
Dauerformelemente 6, 7 in den verlorenen Kern 5 greifen (oder umgekehrt) und sich
damit beide gegenseitig stützen.
[0036] Figur 21 zeigt eine Weiterbildung dieser Ausgestaltung, bei der die Kantenverrundung
des Gussteils auf der Innenseite durch die Stege des innen liegenden verlorenen Kerns
1 und auf der Außenseite durch das Dauerformelement 6, 7 abgebildet wird. Eine zweiseitige
Gratbildung auf der Innenseite wird durch Einschieben des Steges 8 vom innen liegenden
verlorenen Kern 5 in die Kavität der Dauerformelemente 6, 7 erzeugt. Diese Gratbildung
kann auf der Außenseite in Höhe der Kantenverrundung auftreten, wenn eine einseitige
Kavitätsbildung in den Dauerformelementen 6, 7 gewählt wird. Dies ist in Figur 22
veranschaulicht. Die Gratbildung kann, wie in Figur 23 dargestellt, auch variabel
entlang der Kantenverrundung positioniert werden, wenn in den Dauerformelementen 6,
7 eine zweiseitige Kavitätsbildung gewählt wird.
[0037] Figur 24 zeigt schließlich eine Ausgestaltung, bei dem der verlorene Kern 5 ein integriertes
Einlegeteil 9 aufweist, das bei der Herstellung dieses verlorenen Kerns 5 integriert
wird. Nachdem der verlorene Kern 5 vergossen wurde, kann das integrierte Einlegeteil
9 herausgezogen werden und zerstört bzw. beschädigt den verlorenen Kern, um diesen
einfacher zu entformen. Bei diesem Einlegeteil 9 kann es sich um ein mechanisch stabiles
Element aus Stahl, Eisen, Kunststoff usw. handeln oder um einen Draht, ein Seil oder
ein Gewebe. Das Einlegeteil 9 wird derart ausgestaltet, dass es beim Herausziehen
aus dem verlorenen Kern 5 zur Beschädigung bzw. Zerstörung des Kerns 5 führt.
[0038] Das vorgeschlagene Verfahren lässt sich mit unterschiedlichen Gießtechniken für den
Metallguss verwenden, bspw. dem Druckguss, dem Semi-Solid-Verfahren/Thixocasting,
dem Niederdruckguss, dem Kokillenguss oder dem Metall-Injection-Molding. Für den Guss
des Bauteils wird die Gießform mit einer metallischen Schmelze gefüllt, vorzugsweise
mit einer Schmelze aus Aluminium, Kupfer, Zink, Magnesium, Stahl, Eisen, Gusseisen
und deren Legierungen. Für eine bessere Infiltrier- und Füllbarkeit mit Metallschmelze
kann die Gießform vor dem Gießen thermisch aufgeheizt werden. Die als verlorene Form
ausgebildeten Formteile können so ausgebildet sein, dass sie aufgrund thermischer
und/oder mechanischer Spannungen nach dem Füllen mit der Metallschmelze durch die
erstarrende Metallschmelze gesprengt bzw. aufgebrochen werden.
Bezugszeichenliste
[0039]
- 1
- Formsegmente
- 2
- Dauerform
- 3a
- Anschnittsystem
- 3b
- Entlüftungssystem
- 4
- Kavität
- 5
- innen liegender verlorener Kern
- 6
- Dauerformelement
- 7
- Dauerformelement
- 8
- erhöhter Steg
- 9
- integriertes Einlegeteil
- 10
- elektrische Spule
- 11
- Spulenwindung
- 12
- Loch
- 13
- Passstift
- 14
- seitliche Öffnungen
1. Verfahren zum Gießen eines Bauteils (10) komplexer Geometrie, insbesondere mittels
Druckguss,
bei dem eine Gießform eingesetzt wird, von der wenigstens ein Formteil (1, 5) als
verlorene Form ausgebildet ist, wobei
- das wenigstens eine als verlorene Form ausgebildete Formteil (1, 5) aus einem Salz
oder einer Salzmischung hergestellt wird, und
- wenigstens ein äußerer Teil der Gießform, durch den eine äußere Geometrie des Bauteils
festgelegt wird, oder wenigstens ein innerer Teil der Gießform, durch den eine innere
Geometrie des Bauteils festgelegt wird, aus mehr als zwei Formsegmenten (1) zusammengesetzt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gießform vollständig als verlorene Form hergestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
die Gießform aus einer Dauerform mit einem darin aufgenommenen Formeinsatz gebildet
wird, wobei der Formeinsatz vollständig als verlorene Form hergestellt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gießform aus mehr als zwei übereinander gestapelten Formsegmenten (1) zusammengesetzt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Formeinsatz aus mehr als zwei übereinander gestapelten Formsegmenten (1) zusammengesetzt
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Formsegmente (1) so ausgeführt werden, dass sie keine Entformungsschrägen aufweisen.
7. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der äußere Teil der Gießform als Dauerform (2) ausgebildet und der wenigstens eine
innere Teil als verlorene Form hergestellt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der innere Teil aus mehr als zwei übereinander gestapelten Teilsegmenten zusammengesetzt
wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass der innere Teil so ausgeführt wird, dass bei inneren Bauteilkanten eine Kantenverrundung
erreicht wird.
10. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine elektrische Spule als Bauteil (10) gegossen wird und die Formsegmente (1) so
ausgeführt werden, dass sie jeweils eine Windung der Spule festlegen.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine elektrische Spule als Bauteil (10) gegossen wird, wobei der innere und der äußere
Teil der Gießform so ausgeführt werden, dass sie ineinandergreifen.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass das wenigstens eine als verlorene Form ausgebildete Formteil (1, 5) aus dem Salz
oder der Salzmischung gießtechnisch hergestellt wird, insbesondere mittels Druckguss.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Formsegmente (1) so gewählt und dimensioniert werden, dass sie keine Hinterschneidungen
aufweisen.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass mehrere der Formsegmente (1) identisch ausgeführt werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Formsegmente (1) über eine Nut-Passfeder-Verbindung oder eine Passstift-Verbindung
miteinander verbunden werden.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Formsegmente (1) so ausgeführt werden,
dass eine Kantenverrundung an Kanten des Bauteils (10) erreicht wird.
17. Verfahren nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Formsegmente (1) so ausgeführt werden,
dass durch die Segmentbauweise entstehende Grate am Bauteil (10) im Bereich der Kantenverrundung
liegen.