(19)
(11) EP 3 210 651 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
30.08.2017  Patentblatt  2017/35

(21) Anmeldenummer: 16157191.4

(22) Anmeldetag:  24.02.2016
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
A62B 33/00(2006.01)
A63C 9/088(2012.01)
A63C 9/08(2012.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD

(71) Anmelder: Aschauer, Peter
82166 Gräfelfing (DE)

(72) Erfinder:
  • Aschauer, Pater
    82166 Gräfelfing (DE)
  • Stöger, Michael
    85614 Eglharting (DE)

(74) Vertreter: Köster, Hajo 
Meissner Bolte Patentanwälte Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Widenmayerstraße 47
80538 München
80538 München (DE)

   


(54) LAWINENRETTUNGSSYSTEM


(57) Bereitgestellt wird ein Lawinenrettungssystem umfassend
i) einen Lawinenairbag (1) mit mindestens einem mit einem Gas befüllbaren Ballon (8), mit einer Befüllvorrichtung, die geeignet ist, den mindestens einen Ballon (8) mit dem Gas zu befüllen, und mit einer ersten Auslöseeinrichtung (3), die bei Betätigung ein Auslösesignal an die Befüllvorrichtung übermittelt, und
ii) ein Notauslösesystem für ein Wintersportgerät oder mehrere Winterssportgeräten mit einer Verbindungseinrichtung zum lösbaren Verbinden mindestens zweier Elemente eines Wintersportgerätes oder mehrerer Wintersportgeräte und mit einer Trenneinrichtung (9), die von außen auslösbar ist und geeignet ist, die Verbindungseinrichtung zu lösen und so eine Trennung der mindestens zwei Elemente herbeizuführen. Diese Lawinenrettungssystem ist dadurch gekennzeichnet, dass
a) die erste Auslöseeinrichtung (3) geeignet ist, bei der ersten Betätigung dieser Auslöseeinrichtung (3) das Auslösesignal an die Befüllvorrichtung zu übermitteln und an die Trenneinrichtung (9) kein Signal zur Auslösung der Trenneinrichtung (9) zu übermitteln, und bei erneuter Betätigung dieser ersten Auslöseeinrichtung (3) ein Auslösesignal an die Trenneinrichtung (9) zu übermitteln, oder
b) eine zweite Auslösevorrichtung vorhanden ist,
die erste Auslöseeinrichtung (3) geeignet ist, bei der ersten Betätigung dieser Auslöseeinrichtung (3) das Auslösesignal an die Befüllvorrichtung zu übermitteln, an die Trenneinrichtung (9) kein Signal zur Auslösung der Trenneinrichtung (9) zu übermitteln und ein Signal zur Scharfschaltung an die zweite Auslöseeinrichtung zu übermitteln, und
die zweite Auslösevorrichtung, nachdem sie scharf geschaltet ist, in der Lage ist, bei Betätigung dieser zweiten Auslöseeinrichtung ein Auslösesignal an die Trenneinrichtung (9) zu übermitteln.


Dieses Lawinenrettungssystem ermöglicht eine zeitversetzte Betätigung von Lawinenairbag und Notauslösesystem.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Lawinenrettungssystem umfassend
  1. i) einen Lawinenairbag mit mindestens einem mit einem Gas befüllbaren Ballon, mit einer Befüllvorrichtung, die geeignet ist, den mindestens einen Ballon mit dem Gas zu befüllen, und mit einer ersten Auslöseeinrichtung, die bei Betätigung ein Auslösesignal an die Befüllvorrichtung übermittelt, und
  2. ii) ein Notauslösesystem für ein Wintersportgerät oder mehrere Winterssportgeräten mit einer Verbindungseinrichtung zum lösbaren Verbinden mindestens zweier Elemente eines Wintersportgerätes oder mehrerer Wintersportgeräte und mit einer Trenneinrichtung, die von außen auslösbar ist und geeignet ist, eine Trennung der mindestens zwei Elemente herbeizuführen.


[0002] Es sind bereits verschiedene Lawinenairbags bekannt, die auch als Geräte zur Rettung von Personen in Lawinen bzw. Lawinenrettungsgeräte bezeichnet werden können.

[0003] Ein bereits seit langem bekanntes Lawinenrettungsgerät ist beispielsweise in der deutschen Patentschrift P3237060 beschrieben, das einen Rettungsrucksack mit zwei Kammern aufweist, in denen sich jeweils ein Ballon befindet, der mit Hilfe eines aus einer Druckgasflasche stammenden Gases gefüllt wird, wobei dieses Gas zweckmäßigerweise mit Hilfe einer Venturidüse Umluft ansaugt und zusammen mit der angesaugten Luft als Gas-Luft-Gemisch in den Ballon geleitet wird.

[0004] Die aufgeblasenen Ballone bewirken, dass der Träger des Lawinenairbags, wenn er von einer Lawine erfasst wird, in dieser Lawine einen Auftrieb erfährt und quasi an der Oberfläche der Lawine getragen wird.

[0005] Der Ausdruck Druckgasflasche umfasst dabei jedweden Druckgasbehälter und ist nicht auf eine eigentliche Druckgasflasche beschränkt.

[0006] Weitere Geräte dieser Gattung sind aus der EP0957995A1 und der DE19703656A1 bekannt.

[0007] Der mindestens eine Ballon eines Lawinenairbags muss im Übrigen nicht mit Hilfe eines aus einer Druckgasflasche stammenden Gases gefüllt werden. Es sind auch bereits Lawinenairbags bekannt, bei denen der Ballon oder die Ballone mit Hilfe einer Pumpe mit Umluft oder einem anderen Gas gefüllt werden.

[0008] Der hier verwendete Begriff Lawinenairbag umfasst somit alle oben beschriebenen Lawinenrettungsgeräte mit mindestens einem Ballon, der, wenn er betätigt wird, mit einem Gas oder einem Gasgemisch, beispielsweise einem Gas-Luft-Gemisch gefüllt wird.

[0009] Allen Arten von Lawinenairbags ist es gemeinsam, dass sie ausgelöst bzw. betätigt werden müssen.

[0010] Dies kann beispielsweise durch den Träger des Lawinenairbags geschehen. In letzter Zeit haben sich jedoch auch Systeme als vorteilhaft erwiesen, bei denen eine derartige Betätigung über Funk eingeleitet bzw. ausgelöst wird. Diesbezüglich wird beispielsweise verwiesen auf EP09731473.6.

[0011] Unter einem "Betätigen" wird im Rahmen der vorliegenden Unterlagen verstanden, dass der Lawinenairbag in einen Zustand gebracht wird, in dem er die ihm zugedachte Rettungsfunktion ausüben bzw. erfüllen kann.

[0012] Gerät eine Person in eine Lawine, dann ist es wünschenswert, dass diese Person sich der von ihr benutzten Wintersportgeräte, beispielsweise Skier, Skistöcke, Snowboards, Bindungen und/oder Schuhe für Skier oder Snowboards entledigen kann, damit beispielsweise die Verletzungsgefahr in der Schneemasse einer Lawine verringert und/oder ein Ankereffekt in der Schneemasse vermieden wird.

[0013] Eine ein Wintersportgerät benutzende Person kann zunächst versuchen, durch eine schnelle Flucht den Schneemassen zu entkommen. Sobald eine weitere Flucht jedoch nicht mehr möglich ist, müsste die Trennung von den von dieser Person benutzten Wintersportgeräten in möglichst kurzer Zeit auf einen "Auslösebefehl" hin erfolgen, der durch die Person erteilt wird. Die Trennung beispielsweise von einem Ski durch das Auslösen der Skibindung ist in derartigen Situationen in der Regel nicht möglich. Der Grund dafür liegt darin, dass in dem fließenden Lawinenmedium nur sehr geringe Kräfte auftreten, welche die heute üblichen kraft- bzw. momentgesteuerten Skibindungen nicht zur Auslösung bringen können. Werden die Schneemassen jedoch zu stark verdichtet, sodass die entstandenen Kräfte zu einer Auslösung ausreichen, ist es für eine Befreiung meist zu spät.

[0014] Um dieser Problemstellung Rechnung zu tragen, wird in der WO2009/092596A2 ein Notauslösesystem für Wintersportgeräte beschrieben, das u.a. mit einer Verbindungseinrichtung zum lösbaren Verbinden mindestens zweier Elemente eines oder mehrerer Wintersportgeräte ausgestattet ist.

[0015] Bei diesem bekannten System handelt es sich insbesondere um ein elektrisch ansteuerbares Notauslösesystem, welches insbesondere in Lawinensituationen eine pyrotechnisch ausgeführte Trennung von Skischuh und Ski oder Snowboard bzw. von Hand- und Skistock vermittelt.

[0016] Auf die Offenbarung dieser WO2009/092596A2, welche das geschilderte Notauslösesystem explizit beschreibt, wird hiermit ausdrücklich Bezug genommen.

[0017] Als Notauslösesystem können auch die anderen Systeme und Vorrichtungen eingesetzt werden, die in dieser Druckschrift als den Stand der Technik betreffende Systeme und Vorrichtungen gewürdigt sind.

[0018] Diese Druckschrift offenbart auch, dass das dort beschriebene Notauslösesystem mit Lawinenairbags kombiniert werden kann, bei denen durch Zug an einem Auslösegriff elektrisch angesteuert eine Druckluftpatrone geöffnet und ein Ballonsystem aufgeblasen wird. In diesem Zusammenhang wird ausgeführt, dass das für diese Auslösevorgang verwendete Auslösesignal gleichzeitig die in dieser Druckschrift beschriebene Notauslösung betätigen könnte.

[0019] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Lawinenrettungssystem umfassend einen Lawinenairbag und ein Notauslösesystem für ein Wintersportgerät oder mehrere Wintersportgeräte bereitzustellen, das für eine ein Wintersportgerät benutzende Person im Falle einer Lawine einen besseren Schutz sowie größere Rettungsmöglichkeiten bietet.

[0020] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Lawinenrettungssystem gemäß der Lehre des Anspruchs 1.

[0021] Das erfindungsgemäße Lawinenrettungssystem umfasst somit
  1. i) einen Lawinenairbag mit mindestens einem mit einem Gas befüllbaren Ballon, mit einer Befüllvorrichtung, die geeignet ist, den mindestens einen Ballon mit dem Gas zu befüllen, und mit einer ersten Auslöseeinrichtung, die bei Betätigung ein Auslösesignal an die Befüllvorrichtung übermittelt.


[0022] Bei diesem Lawinenairbag kann es sich um jeden beliebigen Lawinenairbag handeln, der mit einer Befüllvorrichtung ausgestattet ist, die den mindestens einen Ballon dieses Lawinenairbag mit dem Gas befüllen kann. Bei dem Gas kann es sich um ein beliebiges, für diese Zwecke eingesetztes Gas handeln. Der hier verwendete Ausdruck "Gas" umfasst auch einen Gasgemisch.

[0023] Das Gas kann beispielsweise in einer Druckgasflasche vorhanden sein. Zudem kann das in der Druckgasflasche befindliche Gas beim Einströmen in den mindestens einen Ballon weiteres Gas bzw. Luft aus der Umwelt mittels einer Venturidüse zusammen mit dem aus der Druckgasflasche stammenden Gas in den Ballon befördern.

[0024] Bei dem Lawinenairbag kann es sich auch um einen solchen handeln, bei dem der Ballon bzw. die Ballone mit Hilfe einer Pumpe, die insbesondere elektrisch betrieben wird, mit Umluft oder einem anderen Gas gefüllt wird bzw. werden.

[0025] Es kommt erfindungsgemäß somit nicht auf die Art des Lawinenairbags an. Jeder bekannte Lawinenairbag kann zum Einsatz gelangen.

[0026] Das erfindungsgemäße Lawinenrettungssystem umfasst ferner

ii) ein Notauslösesystem für ein Wintersportgerät oder mehrere Wintersportgeräte mit einer Verbindungseinrichtung zum lösbaren Verbinden mindestens zweier Elemente eines Wintersportgerätes oder mehrerer Wintersportgeräte und mit einer Trenneinrichtung, die von außen auslösbar ist und geeignet ist, eine Trennung der mindestens zwei Element herbeizuführen.



[0027] Das Merkmal "von außen auslösbar" umfasst bzw. bezeichnet eine Signalübertragung beliebiger Art an die Trenneinrichtung, beispielsweise manuell, elektrisch, elektronisch, pneumatisch, akustisch und/oder über Infrarot. Bei Empfang des entsprechenden Signals wird die Trennung der beiden Elemente in die Wege geleitet.

[0028] Bei diesem erfindungsgemäß eingesetzten Notauslösesystem kann es sich um jedes beliebige Notauslösesystem handeln, das dafür Sorge trägt, dass bei Betätigung des Notauslösesystems, mit dem das Wintersportgerät, bei dem es sich insbesondere um Skier bzw. ein Snowboard handelt, ausgerüstet ist, mit Hilfe der Trenneinrichtung die mindestens zwei Elemente voneinander getrennt werden. Somit kann jedes entsprechende Notauslösesystem zur Anwendung gelangen.

[0029] Im Auslösefall können somit mindestens zwei Elemente z. B. innerhalb eines Gerätes oder einer Vorrichtung, wie z. B innerhalb einer Bindung, als auch zwei Elemente miteinander verbundener Geräte, wie zum Beispiel eine am Ski befestigte Bindung getrennt werden.

[0030] Ist beispielsweise eine Platte unter einer Bindung angeordnet und die Bindung somit auf der Platte montiert und die Platte wiederum auf dem Ski befestigt, dann kann die Trennung zwischen Platte und Ski erfolgen, sodass die Bindung vom Ski getrennt, beispielsweise abgesprengt wird.

[0031] Es ist auch möglich, die Platte von der Bindung abzusprengen und somit zu trennen. Die Platte verbleibt dann beim Ski, während die Bindung mit dem Skischuh oder im Falle eines Snowboards mit dem Snowboardschuh verbunden bleibt.

[0032] Unter einer Trennung wird somit einerseits die räumliche Trennung von einer Kombination von zwei Elementen in zwei separate, voneinander unabhängige Elemente verstanden. Dies ist beispielsweise in dem zuletzt beschrieben Fall gegeben, wenn die Skibindung von der Platte und somit von dem dazugehörigen Ski abgetrennt wird. Ski und Skibindung sind dann nicht mehr mechanisch miteinander verbunden. Die Skibindung verbleibt zusammen mit dem Skischuh am Fuß des Skiläufers. In der Schneemasse einer Lawine werden dann keine Kräfte mehr von dem abgetrennten Ski auf den Skiläufer übertragen, wodurch nicht nur das Verletzungsrisiko reduziert sondern auch die Ankerwirkung vermieden wird. Außerdem wird auch die eigentliche Funktion des Lawinenairbags nicht beeinträchtigt, nämlich durch den mindestens einen aufgeblasen Ballon für ein "Aufschwimmen" des Skiläufers in der Schneemasse der Lawine Sorge zu tragen, sodass der Skiläufer an der Oberfläche der Lawine verbleibt.

[0033] Unter einer Trennung wird andererseits auch die Trennung zweier Elemente innerhalb eines Gerätes verstanden. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn das Gerät von einem sichernden Zustand in einen geöffneten Zustand überführt wird. Für eine Skibindung bedeutet dies beispielsweise, dass die Skibindung von einem Zustand, in dem der Skischuh fest mit dem Ski verbunden ist, in einen Zustand überführt wird, in dem die Skibindung geöffnet ist und der Skischuh von der Skibindung frei und gelöst ist.

[0034] Das erfindungsgemäße Lawinenrettungssystem ist u.a. dadurch gekennzeichnet, dass gemäß einer ersten Alternative a) die erste Auslöseeinrichtung geeignet ist, bei der ersten Betätigung dieser Auslöseeinrichtung das Auslösesignal an die Befüllvorrichtung zu übermitteln und an die Trenneinrichtung kein Signal zur Auslösung der Trenneinrichtung, zu übermitteln, und bei erneuter Betätigung dieser ersten Auslöseeinrichtung ein Auslösesignal an die Trenneinrichtung zu übermitteln.

[0035] Bei der ersten Betätigung der ersten Auslöseeinrichtung wird somit der Airbag ausgelöst. Dies bedeutet u.a., dass der mindestens eine Ballon dieses Lawinenairbags aufgeblasen bzw. mit einem Gas befüllt wird.

[0036] Zweckmäßigerweise kommen heutzutage Lawinenairbags zum Einsatz, die zwei Ballone besitzen. Bei Auslösen des Lawinenairbags werden somit diese beiden Ballone befüllt.

[0037] Bei der Betätigung der Auslöseeinrichtung wird ein Signal erzeugt, dass an die Befüllvorrichtung übermittelt wird. Dieses Signal kann beliebiger Art sein. Beispielsweise kann es sich um ein elektrisches Signal handeln. Im einfachsten Fall kann es sich um einen Bowdenzug handeln. Des Weiteren wird für diese Zwecke auch ein Gas eingesetzt, dass bei Betätigung der Auslöseeinrichtung durch eine Patrone oder ähnliches erzeugt wird. Der dabei entstehende Gasdruck wird mit Hilfe eines Druckgasschlauches an die Befüllvorrichtung übermittelt.

[0038] Bei der ersten Betätigung dieser ersten Auslöseeinrichtung wird jedoch die Trenneinrichtung noch nicht betätigt. Vielmehr wird überhaupt kein Signal an die Trenneinrichtung übermittelt. Somit wird die Trenneinrichtung auch noch nicht ausgelöst.

[0039] Die Trenneinrichtung wird somit erst dann betätigt, wenn bei der Alternative a) die erste Auslöseeinrichtung erneut betätigt wird. Auf diese Weise wird erreicht, dass Lawinenairbag und Trenneinrichtung nicht gleichzeitig ausgelöst bzw. betätigt werden. Vielmehr werden Lawinenairbag und Trenneinrichtung zeitlich beabstandet betätigt, wobei der Zeitabstand vorher festgelegt werden kann. Vorzugsweise wird der Zeitabstand jedoch von dem Träger des Lawinenairbags bestimmt. Die Auslösung von Lawinenairbag und Notauslösesystem erfolgt dabei willensbasiert. Der Träger kann somit selbst bestimmen, welche Zeit zwischen Auslösung des Lawinenairbags und des Notauslösesystems vergeht.

[0040] Das erfindungsgemäße Lawinenrettungssystem ist ferner dadurch gekennzeichnet, dass gemäß einer Alternative b) eine zweite Auslösevorrichtung vorhanden ist; die erste Auslöseeinrichtung geeignet ist, bei der ersten Betätigung dieser Auslöseeinrichtung das Auslösesignal an die Befüllvorrichtung zu übermitteln, an die Trenneinrichtung kein Signal zur Auslösung der Trenneinrichtung zu übermitteln und ein Signal zur Scharfschaltung an die zweite Auslöseeinrichtung zu übermitteln, und die zweite Auslöseeinrichtung, nachdem sie scharf geschaltet ist, in der Lage ist, bei Betätigung dieser zweiten Auslöseeinrichtung ein Auslösesignal an die Trenneinrichtung zu übermitteln.

[0041] Bei der Alternative b) ist das erfindungsgemäße Lawinenrettungssystem mit einer zweiten Auslöseeinrichtung ausgestattet. Diese zweite Auslöseeinrichtung wird bei Betätigung der ersten Auslöseeinrichtung scharf geschaltet. Erst danach ist sie geeignet, bei Betätigung dieser zweiten Auslöseeinrichtung ein Auslösesignal an die Trenneinrichtung zu übermitteln.

[0042] Eine Person, die in eine Lawine gerät oder damit rechnen muss, dass sie durch eine Lawine erfasst wird, befindet sich naturgemäß in einer Ausnahmesituation. Es ist daher wünschenswert, dass diese Person den von ihr getragenen Lawinenairbag sobald als möglich betätigt, und zwar unabhängig davon, ob diese Person bereits in eine Lawine geraten ist oder damit rechnen muss. Auf diese Weise sind die Schutzwirkungen, die durch einen Lawinenairbag vermittelt werden, quasi bereits in Kraft gesetzt.

[0043] Es ist jedoch für eine zu schützende Person geradezu kontraindiziert, bei der Auslösung des durch sie getragenen Lawinenairbag gleichzeitig auch das Notauslösesystem zu betätigen, um beispielsweise die Skibindung zu lösen, bzw. die Skier oder das Snowboard abzusprengen. Vielmehr sollte die betreffende Person versuchen, nachdem sie den Lawinenairbag ausgelöst hat, solange wie möglich vor den Schneemassen der Lawine zu fliehen und erst dann, wenn eine Flucht nicht mehr möglich ist, die Notauslösevorrichtung zu betätigen.

[0044] Eine derartige Flucht mit einem betätigten Lawinenairbag und somit mit mindestens einem Ballon, der bereits gefüllt ist, ist problemlos möglich, denn die gefüllten Ballone behindern die Flucht der betreffenden Person keineswegs.

[0045] Die zweite Sicherheitsmaßnahme, nämlich die Betätigung des Notauslösesystems erfolgt somit zeitlich verzögert.

[0046] Die Betätigung der ersten Auslöseeinrichtung kann durch den Träger des Lawinenairbags erfolgen. Es sollte vorzugsweise allerdings sichergestellt werden, dass der Träger des Lawinenairbags in der Lage ist, die erste Auslöseeinrichtung zu betätigen unabhängig davon, ob die erste Auslöseeinrichtung zusätzlich auch durch ein von außen kommendes und somit nicht vom Träger des Lawinenairbags stammendes Signal, beispielsweise Funksignal, betätigt werden kann, worauf nachstehend noch näher eingegangen wird.

[0047] Die erste Auslöseeinrichtung, die zweite Auslöseeinrichtung oder die erste und die zweite Auslösungseinrichtungen ist/sind somit vorzugsweise zur Betätigung durch den Träger des Lawinenairbags geeignet bzw. können durch diesen Träger betätigt werden.

[0048] Die Betätigung durch den Träger des Airbags erfolgt vorzugsweise manuell. Die erste Auslöseeinrichtung, die zweite Auslöseeinrichtung oder die erste und die zweite Auslösevorrichtung ist/sind in diesem Fall vorzugsweise zur manuellen Betätigung geeignet bzw. können durch diesen Träger manuell betätigt werden.

[0049] Diese manuelle Betätigung kann auf jede beliebige Art und Weise erfolgen, beispielsweise indem der Träger des Lawinenairbags an einem Handgriff zieht oder auf eine am Körper getragene Einrichtung mit der Hand oder der Faust schlägt, sodass der Auslösemechanismus in Gang gesetzt wird.

[0050] Eine Betätigung der ersten Auslöseeinrichtung, der zweiten Auslöseeinrichtung oder der ersten und der zweiten Auslöseeinrichtung kann auch durch einen Sprachbefehl des Trägers des Lawinenairbags oder durch ein vom Träger des Lawinenairbags ausgesandtes Funksignal erfolgen.

[0051] Nach einer weiterhin bevorzugten Ausführungsform ist das erfindungsgemäße Lawinenrettungssystem dadurch gekennzeichnet, dass Mittel vorhanden sind, die geeignet sind, von einer externen Position gesendete Signale zu empfangen und die erste Auslöseeinrichtung zu betätigen.

[0052] Bei dieser bevorzugten Ausführungsform erfolgt somit eine Betätigung der Auslöseeinrichtung von einer externen Position und insbesondere von der Ferne aus. Man kann dies auch als Fernauslösung bezeichnen.

[0053] Eine derartige Fernauslösung ist u.a. beschrieben in der WO2009/138244A1 (PCT/EP2009/003482). Auf die Offenbarung dieser Druckschrift wird hiermit ausdrücklich Bezug genommen.

[0054] Die erste Auslöseeinrichtung kann somit nicht nur durch die Betätigung des Trägers des Lawinenairbags, sondern auch von der Ferne aus ausgelöst werden, beispielsweise von einem Hubschrauber aus. Häufig kann eine derartige Fernauslösung auch bei Tourenskigruppen Anwendung finden. In diesem Falle ist beispielsweise der Bergführer berechtigt, von der Ferne aus die erste Auslöseeinrichtung eines Lawinenairbags und somit des erfindungsgemäßen Lawinenrettungssystems für die von ihm geführten Personen, die natürlich auch mit einem entsprechenden Lawinenrettungssystem ausgerüstet sein müssen, auszulösen.

[0055] Nach einer weiterhin erfindungsgemäß bevorzugten Ausführungsform sind bei dem erfindungsgemäßen Lawinenrettungssystem Mittel vorhanden, die geeignet sind, von einer externen Position gesendete Signale zu empfangen und die zweite Auslöseeinrichtung zu betätigen.

[0056] Bei dieser bevorzugten Ausführungsform erfolgt somit die Betätigung von der Ferne aus. Auch in diesem Falle handelt es sich um eine Fernauslösung. Dabei kann beispielsweise die mindestens eine Skibindung (üblicherweise gilt dies für beide Skibindungen, sofern der Skiläufer auf zwei Skiern skiläuft) eines Skiläufers, welcher das erfindungsgemäße Lawinenrettungssystem trägt, von der Ferne geöffnet werden, sodass die Skier nicht mehr mit dem Skiläufer verbunden sind, sondern davon separiert sind. Allerdings gilt auch in diesem Fall, dass dies erst dann möglich ist, wenn zuvor der Lawinenairbag betätigt wurde, sei es durch den Träger des Lawinenairbags oder sei es durch Fernauslösung.

[0057] Bei diesen Mitteln handelt es sich vorzugsweise um eine Funkeinrichtung, die mit einer Stromversorgung, einem Sender, einem Empfänger, einer Datenverarbeitungseinrichtung und erforderlichenfalls einer Antenne ausgestattet ist.

[0058] Die Funkeinrichtung kann entweder integraler Bestandteil der jeweiligen Auslöseeinrichtung oder ein zusätzlicher separater, jedoch funktionell damit verbundener oder lösbar verbindbarer Bestandteil sein.

[0059] Es ist auch möglich, nur eine Funkeinrichtung vorzusehen, die sowohl die erste Auslöseeinrichtung als auch die zweite Auslöseeinrichtung triggert.

[0060] Weiterhin bevorzugt ist die Befüllvorrichtung des Lawinenairbags mit einer Druckgasflasche, mit einer Vorrichtung zum Öffnen der Druckgasflasche und mit mindestens einem Druckgasschlauch, welcher die Druckgasflasche mit dem mindestens einen Ballon verbindet, ausgestattet.

[0061] Das erfindungsgemäße Lawinenrettungssystem wird nachfolgend anhand der beiden skizzenhaften Zeichnungen näher erläutert. Von den Zeichnungen zeigen:
Figur 1
einen Lawinenairbag in einer Draufsicht,
Figur 2
eine Aufsicht auf eine Skisicherheitsbindung mit einem Notauslösesystem,
Figur 3
eine Schnittansicht der in der Figur 2 gezeigten Skisicherheitsbindung entlang der Linie B-B,
Figur 4
eine Seitenansicht der in der Figur 2 gezeigten Skisicherheitsbindung,
Figur 5
eine Schnittansicht der in der Figur 4 gezeigten Skisicherheitsbindung entlang der Linie C-C,
Figur 6
eine Ansicht von vorne auf die in der Figur 2 gezeigte Skisicherheitsbindung und
Figur 7
eine Schnittansicht entlang der Linie A-A in Figur 6.


[0062] Der in der Figur 1 in Draufsicht gezeigte Lawinenairbag 1 wird von einer Person mittels Tragegurt 2, eines nicht gezeigten Gürtels und zweier ebenfalls nicht gezeigter Beingurte an ihrem Körper lagegesichert getragen. Der Lawinenairbag 1 enthält eine nicht gezeigte Befüllvorrichtung für eine Druckgasflasche 7 sowie zwei zusammengefaltete Ballone 8, die sich seitlich vom Lawinenairbag, d.h. hinter dessen Seitenwänden 4, oder oberhalb davon befinden. Die beiden Ballone 8 sind mittels seitlicher Druckschläuche 5 an die Befüllvorrichtung angeschlossen, welche wiederum mit einer ersten Auslöseeinrichtung 3 zu betätigen ist.

[0063] Diese Auslöseeinrichtung 3 in Form eines Handgriffs befindet sich auf Brusthöhe des linken Tragegurtes 2 des Benutzers. Die Auslöseeinrichtung 3 ist über einen Betätigungsschlauch 6 mit der Befüllvorrichtung verbunden.

[0064] Um den Lawinenairbag auszulösen, zieht der Skiläufer an dem Handgriff bzw. an der Auslöseeinrichtung 3, wodurch ein Auslösesignal an die Befüllvorrichtung übermittelt wird, die daraufhin dafür Sorge trägt, dass die zusammengefalteten Ballone 8 aufgeblasen werden, wodurch sie sich zur Seite hin entfalten können und durch Aufreißen von nicht gezeigten Schlitzen aus den Seitenwänden 4 herausquellen können, bis sie prall gefüllt sind. Die Figur 1 zeigt die Ballone 8 in dem prall gefüllten Zustand.

[0065] Durch dieses Ziehen am Handgriff 3 wird somit die Auslöseeinrichtung das erste Mal betätigt, und zwar manuell.

[0066] Der in der Figur 1 gezeigte Lawinenairbag entspricht im Wesentlichen demjenigen, der in der bereits eingangs genannten WO2009/138244 (PCT/EP2009/003482) beschrieben ist.

[0067] Die in den Figuren 2-7 gezeigte Skisicherheitsbindung ist mit einem Notauslösesystem ausgestattet, das in der bereits oben genannten WO2009/092596A2 (PCT/EP2009/00427) beschrieben ist. Die konkrete Ausgestaltung dieses Notauslösesystems ist jedoch dort nicht näher erläutert.

[0068] Die Skisicherheitsbindung der Figuren 2-7 besitzt eine Bodenplatte 18, die auf einem Ski (nicht gezeigt) befestigt wird und zur Aufnahme eines Skischuhes (ebenfalls nicht gezeigt) dient, damit der Skischuh mit dem Ski fest verbunden werden kann.

[0069] Diese Skisicherheitsbindung besitzt eine Fronthalterung sowie eine Fersenhalterung für den in diese Bindung einzusetzenden Skischuh. Die Fronthalterung 10 und die Fersenhalterung 10' sind bekannter Natur, sodass sich weitere Ausführungen diesbezüglich erübrigen.

[0070] Die Fronthalterung 10 besitzt bodenplattenseitig ein lösbares Frontelement 17, während die Fersenhalterung 10' bodenplattenseitig ein lösbares Fersenelement 17' besitzt. Das Frontelement 17 und das Fersenelement 17' sind plattenförmig ausgebildet und besitzen in Aufsicht (man vergleiche insbesondere Figur 5) eine rechteckige Form, wobei die beiden nach vorne (in der Figur 5 nach links) zeigenden Ecken abgeschrägt sind.

[0071] Sowohl das Frontelement 17 als auch das Fersenelement 17' sind in eine dazugehörige plattenförmige Vertiefung 19 bzw. plattenförmige Vertiefung 19' einsetzbar. Diese plattenförmigen Vertiefungen 19,19' liegen auf der Bodenplatte 18 auf. Dabei ist das Frontelement 17 in etwa form- und größenkongruent zur plattenförmigen Vertiefung 19, während das Fersenelement 17' in etwa größen- und formkongruent zur plattenförmigen Vertiefung 19' ausgebildet ist, sodass die eingesetzten Elemente 17,17' die Vertiefungen 19,19' in etwa ausfüllen.

[0072] Die plattenförmigen Vertiefungen 19,19' werden jeweils durch einen umlaufenden Rand 24, 24' umgrenzt, der mit der Bodenplatte 18 einstückig ausgestaltet ist. Der vordere Abschnitt 23 des Randes 24 der plattenförmigen Vertiefung 19 und auch der hintere Abschnitt 23' des Randes 24' der plattenförmigen Vertiefung 19' sind hinterschnitten. Der vordere Rand des Frontelements 17 und der hintere Rand des Fersenelements 17' sind entsprechend abgeschrägt, sodass die Frontelemente 17,17' nach Einsetzen in die dazugehörigen plattenförmigen Vertiefungen 19,19' am vorderen Rand bzw. am hinteren Rand in ihrer eingesetzten Position gehalten werden und nicht mehr nach oben und somit senkrecht zur Bodenplatte 18 hinausbewegt werden können.

[0073] Das Frontelement 17 wird durch einen Verschlussbolzen 11 in der plattenförmigen Vertiefung 19 gesichert und gehalten, während das Fersenelement 17 durch einen Verschlussbolzen 11' in der dazugehörigen plattenförmigen Vertiefung 19' gehalten und gesichert wird. Der Verschlussbolzen 11' erstreckt sich dabei von einem mittleren Bereich zwischen den Frontelementen 17,17' zum Frontelement 17 durch den hinteren Bereich des Randes 24 der plattenförmigen Vertiefung 19 in eine Sacklochbohrung 22 im Frontelement 17, während sich ein Verbindungsbolzen 11' von dem mittleren Bereich in Richtung des Fersenelementes 17' durch den vorderen Abschnitt des Randes 24' der plattenförmigen Vertiefung 19' in eine Sacklochbohrung 22' in dem Fersenelement 17' in dessen vorderen Bereich erstreckt.

[0074] Zwischen dem jeweiligen Boden der Sacklochbohrungen 22,22' und dem in diese Sacklochbohrungen 22,22' hineinragenden Ende der Verschlussbolzen 11,11' ist eine Verschlussfeder 15 angeordnet, welche die Verschlussbolzen 11,11 in Richtung des mittleren Bereiches mit einer Druckkraft beaufschlagt.

[0075] Die Längsachse der Verschlussbolzen 11,11' erstreckt sich vom mittleren Bereich parallel zur Bodenplatte 18 nach vorne bzw. nach hinten. Die Längsachsen dieser Verschlussbolzen 11,11' sind dabei axial ausgerichtet. Mit anderen Worten, die Längsachsen dieser Verschlussbolzen 11,11' fluchten.

[0076] Zwischen den freien, zum mittleren Bereich zeigenden Enden der Verschlussbolzen 11,11 ist eine Trenneinrichtung 9 angeordnet, die einen Entriegelungskolben 14 besitzt, der sich parallel zur Bodenplatte 18 sowie senkrecht zur Längsrichtung der Bodenplatte 18 und somit des Skis erstreckt.

[0077] Der Entriegelungskolben 14 erstreckt sich dabei nicht über die gesamte Breite der Bodenplatte 18, sondern nur über einen Abschnitt davon. Im verriegelten Zustand kommt ein Endabschnitt dieses Verriegelungsbolzens 14 zwischen den beiden zueinander zeigenden Enden der Verschlussbolzen 11,11' zu liegen. Dabei liegen diese freien Enden der Verschlussbolzen 11,11' an dem Entriegelungskolben 14 an. Letzterer hält somit die Verschlussbolzen 11,11' in der Verriegelungsposition.

[0078] An dem anderen Ende des Entriegelungskolbens 14 ist dieser mit einer Feder 29 federbeaufschlagt, welche den Entriegelungsbolzen 14 zur Mitte der Bodenplatte 18 federbeaufschlagt. Diese Feder 29 ist an einem am Rande der Bodenplatte 18 angeordneten Widerlager 21 abgestützt.

[0079] Die Dimensionierung von Widerlager 21, Entriegelungskolben 14 und Feder 29 sind derart, dass der Entriegelungskolben 14, der in seiner Längsrichtung beweglich angeordnet ist, gegen die Kraft der Feder 29 in Richtung des Widerlagers 21 soweit bewegt werden kann, dass sich die Verschlussbolzen 11,11 aus ihrer Verriegelungsposition bewegen können, worauf nachstehend noch näher eingegangen wird.

[0080] Dem Widerlager 21 auf der Bodenplatte 18 gegenüberliegend ist ein Zündmechanismus 16 angeordnet, der mit einem Gehäuse 20 ausgestattet ist, in dem ein elektrischer Zünder 12 angeordnet ist. Zudem ist dort ein Entriegelungsstift 13 angeordnet, der in seiner Längsrichtung verschiebbar in dem Gehäuse 20 geführt ist und sich quer zur Bodenplatte 18 in Längsrichtung des Entriegelungskolbens 14 von dem Gehäuse 20 zu dem Entriegelungskolben 14 erstreckt.

[0081] Das Gehäuse 20 besitzt einen Innenraum, in dem der E-Zünder 12 angeordnet ist und von dem aus sich eine Bohrung zum Entriegelungskolben 14 erstreckt, in dem der Entriegelungsstift 13 beweglich geführt ist. Der E-Zünder 12 besitzt eine Treibeinrichtung aus einem pyrotechnischen Material.

[0082] Wird der E-Zünder 12 durch einen Zündstrom (die entsprechenden Leitungen und Einrichtungen sind nicht dargestellt) gezündet, dann wird der Entriegelungsstift 13 durch die von dem pyrotechnischen Material hervorgerufene Druckwelle nach vorne geschoben. Der Entriegelungsstift 13 schiebt dabei den Entriegelungskolben 14 aus der in den Figuren gezeigten Position gegen die Kraft der Feder 19 in Richtung des Widerlagers 21. Wird der Zwischenraum zwischen den beiden zueinander zeigenden Enden der Verschlussbolzen 11,11' quasi freigegeben, dann werden diese durch die Verschlussfedern 15 aus den Sacklochbohrungen 12,12' in der Fronthalterung 10 bzw. der Fersenhalterung 10' herausgedrückt. Dies hat zur Folge, dass die Fronthalterung 10 und auch die Fersenhalterung 10' aus den dazugehörigen plattenförmigen Vertiefungen 19 bzw. 19' herausbewegt werden können, sodass der mit den Halterungen 10,10' fest verbundene Skischuh von der Bodenplatte 18 und somit vom dazugehörigen Ski "abgesprengt" wird. Ein Öffnen der Skibindung als solcher, bei der es sich vorzugsweise und eine Sicherheitsskibindung handelt, ist nicht erforderlich. Das Frontelement 17 und auch das Fersenelement 17' werden freigegeben. Die Platte 18 verbleibt nach der Auslösung auf dem Ski.

[0083] Diejenigen Teile und Elemente, welche eine lösbare Verbindung von zwei Elementen ermöglichen, gehören primär zur Verbindungseinrichtung. Diejenigen Teile und Elemente, welche bewirken, dass die Verbindung von mindestens zwei Elementen gelöst wird und eine Trennung bzw. Entriegelung erfolgt, gehören primär zur Trenneinrichtung 9. Allerdings ist es auch möglich, dass Teile und Elemente beiden Einrichtungen zugeordnet werden können.

[0084] Entscheidet sich der Skiläufer, dass es erforderlich ist, das Notauslösesystem in Gang zu setzen, damit die Skibindung vom Ski getrennt wird, zieht er erneut an dem Handgriff 3, worauf ein Auslösesignal an die Trenneinrichtung 9 übermittelt wird, sodass - wie oben beschrieben - das Frontelement 17 und das Fersenelement 17' und somit der Skischuh (nicht gezeigt) freigegeben werden.

[0085] Die Übermittlung des Auslösesignals erfolgt per Funk/Bluetooth oder elektrisch mittels eines Kabels (nicht gezeigt), das ausgehend vom Handgriff 3 entlang des Betätigungsschlauches 6 zum Lawinenairbag 1 und von dort zur Trenneinrichtung 9 gemäß den Figuren 2 bis 7 geführt ist.

Bezugszeichenliste



[0086] 
1
Lawinenairbag
2
Tragegurt
3
Auslöseeinrichtung
4
Seitenwand
5
Druckschlauch
6
Betätigungsschlauch
7
Druckgasflasche
8
Ballon
9
Trenneinrichtung
10
Fronthalterung
10'
Fersenhalterung
11
Verschlussbolzen
11'
Verschlussbolzen
12
E-Zünder
13
Entriegelungsstift
14
Entriegelungskolben
15
Verschlussfeder
16
Zündmechanismus
17
Frontelement
17'
Fersenelement
18
Bodenplatte
19
plattenförmige Vertiefung
19'
plattenförmige Vertiefung
20
Gehäuse
21
Widerlager
22
Sacklochbohrung
22'
Sacklochbohrung
23
vorderer Abschnitt des Randes 24
23'
hinterer Abschnitt des Randes 24'
24
Rand der Vertiefung 19
24'
Rand der Vertiefung 19'
29
Feder



Ansprüche

1. Lawinenrettungssystem umfassend

i) einen Lawinenairbag (1) mit mindestens einem mit einem Gas befüllbaren Ballon (8), mit einer Befüllvorrichtung, die geeignet ist, den mindestens einen Ballon (8) mit dem Gas zu befüllen, und mit einer ersten Auslöseeinrichtung (3), die bei Betätigung ein Auslösesignal an die Befüllvorrichtung übermittelt, und

ii) ein Notauslösesystem für ein Wintersportgerät oder mehrere Winterssportgeräten mit einer Verbindungseinrichtung zum lösbaren Verbinden mindestens zweier Elemente eines Wintersportgerätes oder mehrerer Wintersportgeräte und mit einer Trenneinrichtung (9), die von außen auslösbar ist und geeignet ist, die Verbindungseinrichtung zu lösen und so eine Trennung der mindestens zwei Elemente herbeizuführen,

dadurch gekennzeichnet, dass

a) die erste Auslöseeinrichtung (3) geeignet ist, bei der ersten Betätigung dieser Auslöseeinrichtung (3) das Auslösesignal an die Befüllvorrichtung zu übermitteln und an die Trenneinrichtung (9) kein Signal zur Auslösung der Trenneinrichtung (9) zu übermitteln, und bei erneuter Betätigung dieser ersten Auslöseeinrichtung (3) ein Auslösesignal an die Trenneinrichtung (9) zu übermitteln, oder

b) eine zweite Auslösevorrichtung vorhanden ist,

die erste Auslöseeinrichtung (3) geeignet ist, bei der ersten Betätigung dieser Auslöseeinrichtung (3) das Auslösesignal an die Befüllvorrichtung zu übermitteln, an die Trenneinrichtung (9) kein Signal zur Auslösung der Trenneinrichtung (9) zu übermitteln und ein Signal zur Scharfschaltung an die zweite Auslöseeinrichtung zu übermitteln, und
die zweite Auslösevorrichtung, nachdem sie scharf geschaltet ist, in der Lage ist, bei Betätigung dieser zweiten Auslöseeinrichtung ein Auslösesignal an die Trenneinrichtung (9) zu übermitteln.
 
2. Lawinenrettungssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die die erste Auslöseeinrichtung (3), die zweite Auslöseeinrichtung oder die erste (3) und die zweiten Auslösevorrichtung zur Betätigung durch den Träger des Lawinenairbags (1) geeignet sind.
 
3. Lawinenrettungssystem nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die erste Auslöseeinrichtung (3), die zweite Auslöseeinrichtung oder die erste (3) und die zweiten Auslösevorrichtung zur manuellen Betätigung geeignet sind.
 
4. Lawinenrettungssystem nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die erste Auslöseeinrichtung (3), die zweite Auslöseeinrichtung oder die erste (3) und die zweite Auslösevorrichtung zur Betätigung durch einen Sprachbefehl des Trägers des Lawinenairbags (1) oder durch ein vom Träger des Lawinenairbags (1) ausgesandtes Funksignal geeignet sind.
 
5. Lawinenrettungssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
Mittel vorhanden sind, die geeignet sind, von einer externen Position gesendete Signale zu empfangen und die erste Auslöseeinrichtung (3) zu betätigen.
 
6. Lawinenrettungssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
Mittel vorhanden sind, die geeignet sind, von einer externen Position gesendete Signale zu empfangen und die zweite Auslöseeinrichtung zu betätigen.
 
7. Lawinenrettungssystem nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Mittel eine Funkeinrichtung umfassen, die mit einer Stromversorgung, einem Empfänger, einer Datenverarbeitungsvorrichtung und erforderlichenfalls einer Antenne ausgestattet ist.
 
8. Lawinenrettungssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Befüllvorrichtung des Lawinenairbags (1) mit einer Druckgasflasche (7), mit einer Vorrichtung zum Öffnen der Druckgasflasche (7) und mit mindestens einem Druckgasschlauch (6), welcher die Druckgasflasche (7) mit dem mindestens einem Ballon (8) verbindet, ausgestattet ist.
 
9. Lawinenrettungssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
es sich bei dem Wintersportgerät um einen mit einer Bindung für einen Skischuh ausgestatteten Ski handelt.
 
10. Lawinenrettungssystem nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Bindung mittels der Verbindungseinrichtung mit dem Ski lösbar verbunden ist.
 




Zeichnung
















Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente