[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur inkrementellen Umformung von Rohr- oder
Profilbauteilen gemäß Oberbegriff des Anspruches 1 und eine zur Durchführung des Verfahrens
geeignete Vorrichtung gemäß Oberbegriff des Anspruches 12.
[0002] Zur Herstellung von komplexen Rohr- und Profilbauteilen mit über der Längsachse variierenden
und beliebig geformten Querschnittsgeometrien können verschiedene Umformprozesse eingesetzt
werden. Die Formgebung kann dabei grundsätzlich auf zwei Arten stattfinden. Zum einen
kann das Halbzeug durch von außen angreifende aktive Werkzeuge umgeformt werden. Typische
Verfahrensbeispiele sind dabei das Rundkneten, Gleitziehen, Drücken und das Inkrementelle
Rohr- und Profilumformen. Zum anderen kann die Formgebung durch von innen nach außen
wirkende Werkzeuge realisiert werden. Ein wesentlicher Unterschied der beiden Varianten
liegt darin, dass bei der Umformung von innen nach außen der Raumbereich, in den umgeformt
wird, sehr viel größer (theoretisch bis ins Unendliche) ist und somit ebenfalls eine
viel größere Formänderung erzielt werden kann. Im Vergleich dazu können die angreifenden
Werkzeuge bei der Umformung von außen nach innen lediglich den Raum im Inneren des
Rohres ausnutzen.
[0003] Das bekannteste Verfahren zur Rohrinnenumformung ist das Innenhochdruckumformen (IHU).
Beim IHU wird im ersten Schritt ein Rohrhalbzeug in ein starres Gesenk eingelegt,
welches die Negativgeometrie der herzustellenden Profilgeometrie aufweist. Im zweiten
Schritt wird ein Wirkmedium (z.B. Fluid, Stahlkugeln, Sand), welches als Werkzeug
dient, in das Innere des Rohres geleitet und unter Druck gesetzt, so dass das Rohr
aufgeweitet und nach außen und an das Gesenk gedrückt wird. Ein Vorteil dieses Verfahrens
liegt in der hohen erzielbaren Bauteilkomplexität. Der wesentliche Nachteil dieses
Verfahrens liegt in der sehr geringen Verfahrensflexibilität infolge des hohen Werkzeugaufwands,
da für jede zu fertigende Profilgeometrie ein eigenes Gesenk zur Verfügung gestellt
werden muss.
[0004] Weitere Verfahren zur Rohrinnenumformung sind beispielsweise das Weiten von Hohlkörpern
(siehe DIN8585-3), bei dem der gesamte Durchmesser des Rohres durch das Hineindrücken
oder Durchziehen eines starren Dornwerkzeugs/Weitkörpers, das einen im Vergleich zum
Rohrinnendurchmesser größeren Außendurchmesser aufweist, vergrößert wird. Die erzielbaren
Geometrien sind dabei immer symmetrisch bzw. bei Rohren rotationssymmetrisch.
[0005] Eine weitere Möglichkeit zum Aufweiten von Hohlkörpern liegt in der Verwendung von
innenliegenden segmentförmigen Spreizwerkzeugen oder rotierenden Walzwerkzeugen wie
etwa bei der
DE 196 19 340 C2, die z.B. mittels Keil oder Kegel gegen die Innenwand des Hohlkörpers gedrückt werden.
Dabei erfolgt die Umformung gleichzeitig am gesamten innenliegenden Umfang des Rohres.
Die Nachteile der beschriebenen Verfahren zum Weiten von Hohlkörpern durch innenliegende
Dorn-, Walz- oder Spreizwerkzeuge liegen zum einen in der limitierten Bauteilkomplexität,
d.h. mit einem Werkzeug ist zwar eine Profilquerschnittsänderung möglich, allerdings
beschränkt sich diese, aufgrund der Formgebundenheit der Werkzeuge, lediglich auf
eine Änderung der Querschnittsgröße, d.h. kreisrunde Rohrquerschnitte werden beispielsweise
von ihrem Anfangsdurchmesser auf einen größeren kreisrunden Rohrdurchmesser vergrößert.
Die Symmetrien der Anfangsquerschnitte bleiben somit erhalten. Im Vergleich zur Innenhochdruckumformung
weisen und ermöglichen die zuletzt genannten Verfahren somit eine wesentlich geringere
Gestaltungsfreiheit auf.
[0006] Für die dreidimensionale Umformung von ursprünglich ebenen Blechbauteilen ist ein
Herstellungsverfahren bekannt geworden, bei dem mittels sog. inkrementeller Umformung
das Blechbauteil jeweils lokal plastisch umgeformt wird und durch systematische Verlagerung
der Umformzone über die relevante Fläche des Blechbauteils so sukzessive die herzustellende
verformte Konfiguration des Blechbauteils erzeugt wird. Diese inkrementelle Umformung
bietet insbesondere für kleine Stückzahlen der herzustellenden Bauteile den Vorteil,
weitgehend ohne speziell anzufertigende Formen auskommen zu können und erlaubt trotzdem
eine weitreichend flexible Formgebung der zu verformenden Bleche. Als Werkzeuge werden
z.B. stichelartige Werkzeuge genutzt, die entlang vorgebbarer Bahnen relativ zu dem
zu verformenden Blechbauteil bewegt werden und hierbei das Blechbauteil jeweils nur
lokal wirkend umformen. Wiederholt man den Vorgang oft genug, so lassen sich durch
die Addition dieser einzelnen lokalen und jeweils relativ geringen Umformungen auch
größere Umformungen des Blechbauteils erzeugen. Hierfür sind lediglich die Bewegungen
des Umformwerkzeuges entsprechend auszuführen und z.B. mittels numerischer Steuerung
entsprechend vorzugeben.
[0007] Ein Verfahren, welches eine Gesamt-Umformung von Rohr- und Profilbauteilen durch
im Inneren des Rohr- und Profilbauteiles befindliche Werkzeuge ermöglicht und dadurch
ähnlich hohe Bauteilkomplexitäten wie beim IHU-Verfahren erzielt werden können, ist
derzeit nicht bekannt.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren für die Umformung,
insbesondere zum Aufweiten von Rohr- oder Profilbauteilen mit über der Längsachse
variierenden und beliebig geformten Querschnittsgeometrien vorzuschlagen, das wesentlich
flexibler als die herkömmlichen Verfahren ist und die Herstellung entsprechend komplexer
Rohr- oder Profilbauteile wie auch mit der Innenhochdruckumformung herstellbar ermöglicht.
[0009] Die Lösung der erfindungsgemäßen Aufgabe ergibt sich hinsichtlich des Verfahrens
aus den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruches 1 und hinsichtlich der Vorrichtung
aus den Merkmalen des Anspruchs 12 jeweils in Zusammenwirken mit den Merkmalen des
zugehörigen Oberbegriffes. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben
sich aus den Unteransprüchen.
[0010] Die Erfindung betreffend das Verfahren geht aus von einem Verfahren zur Umformung,
insbesondere zum Aufweiten von Rohr- oder Profilbauteilen mit über der Längsachse
variierenden und beliebig geformten Querschnittsgeometrien, bei dem ein Rohling des
Rohr- oder Profilbauteils mittels eines innerhalb des Rohlings angeordneten Werkzeuges
umgeformt wird. Ein derartiges gattungsgemäßes Verfahren wird dadurch in erfindungsgemäßer
Weise weiter entwickelt, dass der Rohling des Rohr- oder Profilbauteils von dem mindestens
einen relativ zu dem Rohling bewegbar angeordneten Umformwerkzeug durch lokale plastische
Umformung inkrementell und sukzessive in die umgeformte Fertigform gebracht wird.
Unter dem Begriff Aufweiten von Rohr- und Profilbauteilen mit über der Längsachse
variierenden und beliebig geformten Querschnittsgeometrien soll im weiteren eine jeweils
lokal wirkende Formänderung des Rohr- und Profilbauteils ausgehend von einem passend
vorgeformten Rohling verstanden werden, bei dem die Querschnittsform, insbesondere
die Querschnittsgeometrie und die Querschnittsmaße, und/oder die Wandungsstärken des
Rohr- und Profilbauteils unter Einfluss von innen und/oder außen an dem Rohr- und
Profilbauteil angreifenden Werkzeugen verändert wird. Hierbei können derartige Bearbeitungen
sowohl in Umfangsrichtung als auch in Längsrichtung die Gestalt des Rohr- und Profilbauteils
verändern und zu entsprechenden lokalen oder globalen Änderungen des Rohr- und Profilbauteils
führen. Die jeweils verarbeitbaren Querschnittsformen der Rohr- und Profilbauteile
umfassen dabei beliebige denkbare geschlossene oder auch offene Profilquerschnitte,
insbesondere natürlich auch rohrförmige Querschnitte. Derartige Profilquerschnitte
sind gerade nicht auf rotationssymmetrische Querschnitte beschränkt, sondern ermöglichen
auch nur lokal geänderte Querschnittsformen mit unsymmetrischen, vor allem nicht-rotationssymmetrischen
Gestaltungen wie z.B. Rippen, Taschen, lokalen Vorwölbungen und Einstülpungen sowie
Ausstülpungen. Derartige lokal geänderte Querschnittsformen sind mit herkömmlichen
Aufweitverfahren nicht erzielbar, da diese in der Regel durch die Relativrotation
zwischen Rohling und Werkzeug sich immer ebenfalls rotationssymmetrisch auf dem Rohr-
und Profilbauteil abbilden. Zwar läuft etwa beim Aufweiten mittels einer üblichen
Walzenanordnung die Umformung unter Wirkung jeder der Walzen nur lokal ab, doch summiert
sich diese jeweils lokale Umformung aufgrund der Relativrotation zwischen Umformkopf
und Rohling zu einer insgesamt rotationssymmetrischen Formänderung des Querschnitts
des Rohlings. Unter der lokalen und inkrementellen Formänderung gemäß der vorliegenden
Erfindung ist hingegen zu verstehen, dass diese lokale und inkrementelle Formänderung
vornehmlich nur auf Teilbereiche des Querschnittes bzw. der Umfangsform des Rohlings
bzw. Rohr- und Profilbauteils wirkt und diese Formänderungen nur räumlich begrenzte,
in der Regel nicht-rotationssymmetrisch ausgebildete Teilbereiche des Rohr- und Profilbauteils
erzeugt.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren nutzt den Grundgedanken der für ebene Blechbauteile
an sich schon bekannten inkrementellen Blechumformung und überträgt diese lokale Umformung
auf die Umformung insbesondere beim Aufweiten von Rohr- oder Profilbauteilen. Damit
kann eine komplexe, bisher nicht oder nur sehr kostenaufwändig herstellbare Fertigteilgeometrie
auch an Rohr- oder Profilbauteilen mit einfachen Werkzeugen dadurch erzeugt werden,
dass ein oder mehrere Umformwerkzeuge das Material des Rohlings jeweils lokal inkrementell
umformen und durch entsprechend häufige Ausführung derartiger Umformungen so sukzessive
die gewünschte Fertigteilgeometrie des Rohr- oder Profilbauteils entsteht. Lediglich
durch Vorgabe entsprechend abzufahrender Bahndaten des mindestens einen, an sich einfach
geformten Umformwerkzeugs sind unterschiedlich komplexe Bauteilgeometrien realisierbar,
die bisher nur mithilfe der Innenhochdruckumformung wesentlich kostenaufwändiger herstellbar
waren. Basierend auf den einfachen lokalen Umformgeometrien ist aufgrund der großen
kinematischen Flexibilität des erfindungsgemäßen Verfahrens die Herstellung nahezu
beliebiger Hohlprofile mit entlang der Längsachse variierenden Querschnitte möglich.
Aufgrund der geringen Werkzeugkosten und der sehr hohen Flexibilität ist das Verfahren
insbesondere für Bauteile aus dem Prototypenbau interessant. Insbesondere kann eine
Variation hochkomplexer Profilquerschnitte entlang der Bauteillängsachse in einem
Prozessschritt realisiert werden, wie sie bislang lediglich mit der Innenhochdruckumformung
möglich war. Der Werkzeugaufwand sowie die Werkzeugkosten sind mit der vorliegenden
Erfindung im Vergleich zur IHU sehr viel geringer, was einen weiteren wesentlichen
Vorteil gegenüber den bisherigen Verfahren zur Innenumformung darstellt. Ähnlich wie
bei der inkrementellen Blechumformung werden durch die inkrementelle Vorgehensweise
bei dieser Erfindung im Vergleich zu den gängigen Verfahren wesentlich höhere Formänderungen
erreicht, was eine höhere Materialausnutzung mit sich bringt.
[0012] In einer ersten vorteilhaften Ausgestaltung wird das mindestens eine Umformwerkzeug
in mindestens einer Raumrichtung relativ zu dem Rohling des Rohr- oder Profilbauteils
verfahrbar und/oder um mindestens eine Raumachse schwenkbar angetrieben. Je nach der
vorzunehmenden Umformgeometrie kann das Umformwerkzeug relativ zu dem Rohteil so bewegt
werden, dass sich die herzustellende Umformgeometrie des Rohr- oder Profilbauteils
besonders einfach aus den jeweils lokal wirkenden inkrementellen Umformungen zusammen
setzen bzw. kinematisch einfach erzeugen lässt. Hierfür stehen die sechs denkbaren
Freiheitsgrade einer räumlichen Bewegung des Umformwerkzeugs relativ zu dem Rohteil
zur Verfügung, nämlich drei translatorische Bewegungen und drei rotatorische Bewegungen.
Selbstverständlich können einzelne oder alle derartig denkbaren Bewegungen des Umformwerkzeuges
relativ zu dem Rohteil miteinander kombiniert werden, um eine der jeweiligen lokalen
Fertigteilgeometrie des Rohr- oder Profilbauteils möglichst nahe zu kommen bzw. die
entsprechende Form möglichst einfach zu erzeugen. Auch können abgeleitete Bewegungen
des Umformwerkzeuges oder auch Bewegungen des Rohteils ausgeführt werden, die hierbei
hilfreich sein können. Es versteht sich von selbst, dass neben einer Bewegung des
Umformwerkzeuges relativ zu dem feststehenden Rohling auch in kinematischer Umkehr
Bewegung des Rohlings relativ zu dem feststehenden Umformwerkzeug zu den gleichen
Ergebnissen führen können, daher wird im Weiteren immer nur allgemein von Relativbewegungen
zwischen Umformwerkzeug und Rohling gesprochen. Auch sind selbstverständlich gleichzeitige
Relativbewegungen von Umformwerkzeug und Rohling zueinander denkbar.
[0013] So ist es beispielsweise in einer Ausgestaltung denkbar, dass das mindestens eine
Umformwerkzeug bei der Umformung bezogen auf den Rohling des Rohr- oder Profilbauteils
in zumindest einer Richtung radial nach innen und/oder außen verfahren wird. Hierdurch
lassen sich einfache punktuelle Umformungen des Rohteils in Form einfacher Aufweitungen
erzeugen. Die radiale Richtung kann dabei in unterschiedlichen Raumrichtungen orientiert
werden, z.B. vertikal radial nach außen und dazu senkrecht horizontal radial nach
außen oder in einer anderen Zwischenlage radial orientiert. Treten dann in weiterer
Ausgestaltung z.B. noch Bewegungen des Umformwerkzeug in zumindest einer axialen Richtung
des Rohlings hinzu, können schon linienhafte Umformungen erzeugt werden, wie z.B.
sickenartig in axialer Richtung verlaufende Verformungen der Außenkontur des Rohteils.
Tritt zu einer solchen radialen und axialen Bewegung des Umformwerkzeugs noch eine
dazu senkrechte oder zumindest teilweise dazu senkrechte Bewegung des Umformwerkzeugs
hinzu, so lassen sich schon komplexe räumliche Verformungen des Rohteils erzeugen.
So kann z.B. durch eine zusätzliche im wesentlichen in tangentialer Richtung bezogen
auf die Außenkontur des Rohlings verlaufende Bewegung des Umformwerkzeuges eine taschen-
oder nutartige Aufweitung des Rohteils erzeugt werden.
[0014] Allgemein ist es daher von Vorteil, wenn das mindestens eine Umformwerkzeug bei der
Umformung bezogen auf den Rohling des Rohr- oder Profilbauteils gleichzeitig in radialer
und/oder in axialer und/oder in tangentialer Richtung des Rohlings verfahren werden
kann, da hierdurch eine Vielzahl von Topographien in der Außenkontur des umzuformenden
Rohlings erzeugt werden können. Anstelle einer im wesentlichen tangentialen Bewegung
des Umformwerkzeugs kann auch eine zu der ersten radialen Verstellung senkrechte weitere
radiale Bewegung des Umformwerkzeugs genutzt werden. Hierbei dürfte die tangentiale
Bewegung des Umformwerkzeugs vor allem bei kreissymmetrischen Querschnitten des Rohlings
von Vorteil sein, die zu der ersten radialen Verstellung senkrechte weitere radiale
Bewegung des Umformwerkzeugs hingegen für den Fall nicht kreissymmetrischer Querschnitte
z.B. von Profilen und insbesondere auch Profilen mit Ecken oder dgl. zu bevorzugen
sein.
[0015] Neben derartigen linearen Relativbewegungen des Umformwerkzeugs kann das mindestens
eine Umformwerkzeug bei der Umformung bezogen auf den Rohling des Rohr- oder Profilbauteils
um die radiale und/oder um eine axiale und/oder um die tangentiale Bewegungsachse
rotiert oder verschwenkt werden. Dies ermöglicht die Erzeugung weiterer Umformgeometrien,
z.B. auch von lokalen Hinterschnitten oder gekrümmt berandeten Ausstülpungen in der
Umformgeometrie des Rohr- oder Profilbauteils, die mit den Grundbewegungen allein
nicht oder nicht ausreichend erzeugt werden können.
[0016] Ganz allgemein kann das mindestens eine Umformwerkzeug abhängig von der lokal herzustellenden
Umformgeometrie bei der Umformung bezogen auf den Rohling des Rohr- oder Profilbauteils
eine überlagerte Bewegung entlang der radialen und/oder entlang der axialen und/oder
entlang der tangentialer Bewegungsachse und/oder Verschwenkungen um eine oder mehrere
dieser Bewegungsachsen ausführen und ist daher an nahezu alle denkbaren Umformgeometrien
des Rohr- oder Profilbauteils anpassbar.
[0017] Weiterhin ist es von besonderem Vorteil, dass das mindestens eine Umformwerkzeug
bei der Umformung bezogen auf den Rohling des Rohr- oder Profilbauteils die Umformung
entlang der gesamten Längsachse des Rohlings oder von Teilen der Längsachse des Rohlings
ausführen kann. Hierdurch kann sowohl stirnseitig des Rohlings als auch im Mittenbereich
des Rohlings eine entsprechende Umformung vorgenommen werden. Auch müssen derartige
Umformungen nicht über die ganze Länge des Rohr- oder Profilbauteils gleichmäßig ausgeführt
werden, sondern es kann z.B. im Mittenbereich eine ganz andere Umformungskontur als
an den Stirnseiten vorliegen und dazwischen können z.B. auch unverformte Abschnitte
angeordnet sein.
[0018] Besonders vorteilhaft hinsichtlich der Hauptzeiten und damit auch hinsichtlich der
Wirtschaftlichkeit eines erfindungsgemäßen Verfahrens ist es, wenn zwei oder mehrere
Umformwerkzeuge bei der Umformung bezogen auf den Rohling des Rohr- oder Profilbauteils
gleichzeitig an verschiedenen Stellen des Rohlings den Rohling jeweils inkrementell
umformen. Sind die Bewegungen für die jeweilige inkrementelle Umformung voneinander
unabhängig ausführbar, so reduziert sich aufgrund der zeitlich parallelen Ausführung
der jeweiligen Umformungen die notwendige Herstellzeit drastisch. Die Zahl zeitlich
parallel ausführbarer inkrementeller Umformungen hängt dabei vor allem von dem für
die Anordnung und Bewegung der Umformwerkzeuge innerhalb des Rohlings zur Verfügung
stehenden Raum und der Komplexität der auszuführenden Bewegungen und eventuell möglicher
Kollisionen der Umformwerkzeuge miteinander ab. Hierbei ist es in einer ersten Ausgestaltung
denkbar, dass die zwei oder mehreren gleichzeitig umformenden Umformwerkzeuge radial
versetzt zueinander an unterschiedlichen Stellen des gleichen Umfangsabschnitts des
Rohlings den Rohling jeweils inkrementell umformen. so können z.B. radial versetzt
zueinander symmetrisch verformte Profilquerschnitte wie etwa flossenartige Formgebungen
erzeugt werden. In anderer Ausgestaltung ist es aber auch denkbar, dass die zwei oder
mehreren gleichzeitig umformenden Umformwerkzeuge axial versetzt zueinander an unterschiedlichen
Querschnittsabschnitten entlang der Längsachse des Rohlings den Rohling jeweils inkrementell
umformen. Hierdurch können die gleichen oder auch unterschiedliche Formgebungen in
dem Außenumfang des Rohr- oder Profilbauteils erzeugt werden, die axial versetzt zueinander
angeordnet sind.
[0019] Für die Genauigkeit der Umformung des Rohlings kann es von Vorteil sein, wenn der
Rohling des Rohr- oder Profilbauteils zumindest abschnittsweise, vorzugsweise im Bereich
der jeweiligen inkrementellen Umformung, von mindestens einem außen an dem Rohling
angeordneten, lokal wirkenden Gegenwerkzeug abgestützt wird, das die Formbildung der
inkrementellen Umformung mit beeinflusst. Hierdurch wird das lokal umzuformende Material
des Rohlings zumindest in der Umformzone stabilisiert und das Gegenwerkzeug wirkt
wie ein aus anderen Umformverfahren bekannter Gegenhalter. Zwischen Umformwerkzeug
und Gegenwerkzeug wird das umzuformende Material des Rohlings klemmend fest gehalten
und kann daher aufgrund der Umformung nicht beulen oder lokal reißen. Auch kann eine
entsprechende Klemmung zwischen Umformwerkzeug und Gegenwerkzeug gezielt dazu genutzt
werden, um den Spannungszustand bei der Umformung zu beeinflussen und z.B. auch lokale
Querschnittsverringerungen herbei zu führen. Auch können dadurch hervorgerufene Änderungen
des Spannungszustands gezielt zur Minimierung der lokalen Rückfederung des Materials
des Rohlings nach der Umformung und der zur Umformung benötigten Umformkräfte genutzt
werden.
[0020] Weiterhin ist es denkbar, dass das mindestens eine Gegenwerkzeug und das jeweils
zugeordnete Umformwerkzeug zueinander koordinierte Bewegungen für die inkrementelle
Umformung des zwischen ihnen umzuformenden Abschnittes des Rohlings ausführen, vorzugsweise
sich das Gegenwerkzeug passend oder im wesentlichen synchron zu der Bewegung des oder
der Umformwerkzeuge mitbewegt. Hierdurch wird zum einen erreicht, dass auch das Gegenwerkzeug
geometrisch einfach wie auch das Umformwerkzeug ausgebildet werden kann, da durch
die Beweglichkeit des Gegenwerkzeugs die gleichen Vorteile wie aufgrund der Beweglichkeit
des Umformwerkzeugs auch für das Gegenwerkzeug gelten. Zum anderen können Umformwerkzeug
und Gegenwerkzeug zumindest zeitweise auch ihre jeweilige Funktion tauschen, so dass
z.B. bei einer entsprechenden Umformgeometrie das Gegenwerkzeug quasi die Funktion
des Umformwerkzeugs übernimmt und das eigentliche Umformwerkzeug quasi als Gegenhalter
dient.
[0021] Von besonderen Vorteil ist es, dass der Rohling im kalten oder im erwärmten Zustand
umgeformt werden kann. So ist z.B. bei gut umformbaren Werkstoffen häufig eine kalte
Umformung ausreichend, bei schlechter umformbaren Werkstoffen kann hingegen bei entsprechend
höheren Umformtemperaturen umgeformt werden und dadurch das schlechte Umformverhalten
verbessert werden. Eine Umformung bei höheren Temperaturen kann auch sinnvoll zur
Erweiterung der Formänderungsgrenzen, zur Reduktion der Umformkräfte, zur Reduktion
der Rückfederung sowie zum Einstellen eines definierten Gefügezustands (Presshärten)
genutzt werden.
[0022] In einer ersten Ausgestaltung ist es z.B. denkbar, dass der Rohling des Rohr- oder
Profilbauteils aus einem metallischen Material besteht oder ein metallisches Material
aufweist. So können z.B. Rohr- oder Profilbauteile aus Stahlwerkstoffen, Leichtmetallen,
aber auch schwer umformbaren metallischen Werkstoffen auf die erfindungsgemäße Weise
inkrementell umgeformt werden. In einer anderen Ausgestaltung ist es aber auch denkbar,
dass der Rohling des Rohr- oder Profilbauteils aus einem kunststoffhaltigen Material,
vorzugsweise einem thermoplastischen Material besteht.
[0023] Weiterhin kann der Rohling eine kreissymmetrische oder in sich geschlossene profilierte
Querschnittsform aufweisen. Neben der klassischen Umformung kreissymmetrischer oder
ovalisierter Rohre kann das erfindungsgemäße Verfahren aufgrund seiner hohen Flexibilität
der Geometrieerzeugung besonders gut für Profile nahezu beliebiger Querschnitte eingesetzt
werden. So können aufgrund der flexiblen Beweglichkeit der Umformwerkzeuge problemlos
auch eckige oder sonst komplex geformte Profilquerschnitte umgeformt werden, was bisher
nur viel aufwändiger mittels Innenhochdruckumformung möglich war.
[0024] In einer weiteren Ausgestaltung kann das mindestens eine Umformwerkzeug und der Rohling
zumindest lokal mechanisch miteinander wechselwirken. So kann aufgrund eines mechanischen
Kontaktes zwischen Rohling und Umformwerkzeug das Material des Rohlings lokal plastisch
verformt und damit dauerhaft in eine veränderte Topographie gebracht werden.
[0025] Es ist in einer anderen Ausgestaltung aber auch denkbar, dass das mindestens eine
Umformwerkzeug und der Rohling zumindest lokal berührungslos miteinander wechselwirken.
So kann z.B. die magnetische Wechselwirkung zu einer Umformung ausgenutzt werden,
indem zumindest punktuell mindestens ein Umformwerkzeug ein Werkzeug für die elektromagnetische
Umformung aufweist. Derartige Werkzeuge für die elektromagnetische Umformung sind
an sich bekannt und erlauben aufgrund hoher und schlagartig erzeugter magnetischer
Felder eine sehr schnelle lokale Umformung von insbesondere Blechen und Rohren.
[0026] Weiterhin ist es von besonderem Vorteil, dass bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
mehr als ein Rohling als Rohr- oder Profilbauteil gleichzeitig in einer derartigen
räumlichen Anordnung derart miteinander verformt werden können, dass zumindest im
Bereich der umgeformten Abschnitte die Rohlinge, vorzugsweise formschlüssig oder kraftschlüssig,
miteinander verbunden werden. Ordnet man z.B. zwei jeweils rohr- oder profilförmige
Rohteile mit leicht variierenden Querschnittsabmessungen koaxial zueinander und der
kleinere Rohling innenliegend innerhalb des größeren Rohlings an, so kann aufgrund
der lokalen Umformung zumindest in einzelnen umgeformten Abschnitten der innenliegende
Rohling so kraft- oder formschlüssig an den außenliegenden Rohling angelegt werden,
dass diese beiden Rohlinge miteinender dauerhaft verbunden werden.
[0027] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Vorrichtung zur Umformung, insbesondere zum
Aufweiten von Rohr- oder Profilbauteilen, wobei ein innerhalb eines Rohlings des Rohr-
oder Profilbauteils angeordnetes Werkzeug den Rohling umformt, insbesondere zur Durchführung
des Verfahrens nach Anspruch 1, bei der das mindestens eine Umformwerkzeug derart
relativ zu dem Rohling bewegbar ausgebildet ist, dass das mindestens eine Umformwerkzeug
den Rohling aufgrund der ausgeführten Bewegungen durch lokale plastische Umformung
inkrementell und sukzessive in die umgeformte Fertigform umformt. Vorstehend zu dem
Verfahren wurden schon die Eigenschaften und Merkmale sowie die sich daraus ergebenden
Vorteile des Verfahrens dargestellt, die ebenso für die vorliegende Vorrichtung zutreffen
und auf die ausdrücklich auch zu der Vorrichtung Bezug genommen wird. Daher werden
im Folgenden weitgehend nur noch zusätzliche Aspekte der Vorrichtung eingehender erläutert,
die nicht schon vorstehend für das Verfahren beschrieben wurden.
[0028] Für die kinematische Umkehr der auszuführen Relativbewegungen oder auch zur Bereitstellung
zusätzlicher Beweglichkeiten kann es bei der Vorrichtung von Vorteil sein, wenn die
Vorrichtung neben der Halterung des Rohr- oder Profilbauteils auch die Möglichkeit
bereit stellt, dass der Rohling derart gehaltert und bewegbar ausgebildet wird, dass
der Rohling bei der Umformung relativ zu dem mindestens einen Umformwerkzeug verdrehbar
und/oder verschiebbar ist. Hierdurch können alternativ zu der Bewegung des Umformwerkzeuges
Relativbewegungen zwischen Umformwerkzeug und Rohling auch durch eine Bewegung des
Rohlings selbst erzeugt werden. So kann es z.B. einfacher möglich sein, eine tangentiale,
sprich in Umfangsrichtung verlaufende Relativbewegung zwischen Rohling und Umformwerkzeug
dadurch auszuführen, dass der Rohling um seine Längsachse rotiert wird.
[0029] Besonders stabil in Bezug auf die wirkenden Umformkräfte ist eine Ausgestaltung des
mindestens einen Umformwerkzeugs, bei der das mindestens eine Umformwerkzeug an einem
an den Querschnitt des Rohlings des Rohr- oder Profilbauteils angepassten Werkzeughalter
angeordnet und relativ zu diesem Werkzeughalter beweglich ausgebildet ist. Der Werkzeughalter
kann bei einem kreissymmetrischen Querschnitt des Rohlings etwa stangenartig ebenfalls
mit kreissymmetrischem Querschnitt ausgebildet werden und nur etwas kleiner als der
Innendurchmesser des Rohlings sein, so dass er die radialen Umformkräfte besonders
gut und ohne unzulässige Verformungen aufnehmen kann. Relativ zu diesem Werkzeughalter
und mittels in dem Werkzeughalter angeordneter Antriebe kann dann das mindestens eine
Umformwerkzeug relativ zu dem Werkzeughalter bewegt und für die Umformung an das Rohteil
angepresst werden. Denkbar ist es aber auch, dass die jeweils lokal wirkenden Umformkräfte
im Inneren des Rohr- oder Profilbauteils selbst dadurch kompensiert und dadurch gar
nicht auf den Werkzeughalter aufgebracht werden, indem zwei gegengleiche Verformungen
gleichzeitig und z.B. um 180° versetzt an dem Querschnitt des Rohr- oder Profilbauteils
ausgeführt werden und sich dadurch gegenseitig in ihrer Kraftwirkung auf das Rohr-
oder Profilbauteil aufheben. Auch kann gegenüberliegend zu dem die eigentliche lokale
Umformung ausführenden Umformwerkzeug ein passive und ggf. gar keine Umformung ausführendes
passives Abstützwerkzeug angeordnet werden, so dass auch hier die resultierende Kraftwirkung
auf das Rohr- oder Profilbauteil weitgehend oder komplett kompensiert wird.
[0030] In einer ersten denkbaren Ausgestaltung kann das Umformwerkzeug und/oder das Gegenwerkzeug
ein stichelartig ausgebildetes, punktuell wirkendes Umformwerkzeug sein, das z.B.
ein abgerundet ausgebildetes, vorzugsweise halbkugelig ausgebildetes Wirkende zur
mechanischen Umformung des Rohteils aufweisen kann. Hierdurch ist eine geometrisch
eindeutige Formgebung des Umformwerkzeuges gegeben, die eine Vielzahl von Umformgeometrien
erzeugen kann. Abhängig von Durchmesser des stichelartig ausgebildeten Umformwerkzeuges
und dem Radius des Wirkendes sind auch nahezu eckige Umformgeometrien erzeugbar.
[0031] In einer anderen denkbaren Ausgestaltung kann das Umformwerkzeug und/oder das Gegenwerkzeug
ein linienartig wirkendes Umformwerkzeug, z.B. ein rollenartig oder walzenartig ausgebildetes
Umformwerkzeug zur mechanischen Umformung des Rohteils aufweisen. Hierdurch wird der
Wirkbereich des Umformwerkzeuges verlängert und es wird möglich, z.B. durch wälzgelagerte
Ausführung derartiger rollenartig oder walzenartig ausgebildeter Umformwerkzeuge die
Reibungskräfte in der Umformzone zu verringern.
[0032] Auch ist es in weiterer Ausgestaltung denkbar, dass das Umformwerkzeug und/oder das
Gegenwerkzeug eine Formgebung aufweist, die an die herzustellende Form des umzuformenden
Abschnittes des Rohr- oder Profilbauteils angepasst ist. Bei komplexen Umformgeometrien
kann hierdurch eine Vereinfachung der Umformung erreicht werden, indem ein Teil der
Geometrieinformation, die sonst durch sukzessive inkrementelle Umformung hergestellt
werden müsste, durch die Formgebung von Umformwerkzeug und/oder Gegenwerkzeug bereitgestellt
wird.
[0033] Für die Ausführung der Bewegungen des Umformwerkzeugs und/oder des Gegenwerkzeugs
ist es von Vorteil, wenn das mindestens eine Umformwerkzeug und/oder des Gegenwerkzeugs
mechanisch und/oder elektrisch und/oder fluidisch bewegbar und steuerbar ausgebildet
ist. Hierdurch können konventionelle Bewegungssteuerungen auf herkömmlichen Werkzeugmaschinen
genutzt oder entsprechende Komponenten zur Herstellung spezieller Maschinen bereitgestellt
werden.
[0034] Von Vorteil für die Erhöhung der Komplexität erzielbarer Umformungen ist es, wenn
jedes der Umformwerkzeuge einen eigenständigen Antrieb zur Relativverstellung zu anderen
Werkzeugen und/oder zum Werkzeughalter aufweist. Dies erlaubt ein Höchstmaß von Flexibilität,
erfordert aber auch gerade bei zeitlich paralleler Anwendung mehrerer Umformwerkzeuge
eine Beachtung der Kollisionsproblematik.
[0035] In einer anderen denkbaren Ausgestaltung kann das mindestens eine Umformwerkzeug
mittels magnetischer Wirkung, vorzugsweise mittels elektromagnetischer Kräfte, bewegbar
und steuerbar ausgebildet sein. So kann z.B. durch innerhalb oder außerhalb des Rohlings
angeordnete Elektromagneten die Bewegung einzelner Umformwerkzeuge ausgelöst und ggf.
auch gesteuert werden, wobei in weiterer Ausgestaltung die magnetische Wirkung auf
das Umformwerkzeug innerhalb des Werkzeughalters erzeugt wird oder das Umformwerkzeug
mittels außerhalb des Rohlings angeordneter Magneteinrichtungen bewegt wird.
[0036] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens zeigt
die Zeichnung.
[0037] Es zeigen:
- Figur 1a, 1b -
- eine erste Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Verfahrens mit einem kreissymmetrisch
ausgebildeten Rohling des Rohr- oder Profilbauteils und einem radial nach oben und
unten verfahrbaren stichelartigen Umformwerkzeug in einem Schnitt (Figur 1b) und die
sich daraus ergebende Umformgeometrie des Rohr- oder Profilbauteils (Fig. 1 a),
- Figur 2 -
- eine andere Umformgeometrie eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings des Rohr-
oder Profilbauteils mit einem axial verfahrbaren stichelartigen Umformwerkzeug in
einer geschnittenen räumlichen Ansicht,
- Figur 3a, 3b -
- eine weitere Umformgeometrie eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings des Rohr-
oder Profilbauteils mit einem tangential in Umfangsrichtung verstellbaren stichelartigen
Umformwerkzeug und die sich daraus ergebende Umformgeometrie des Rohr- oder Profilbauteils,
- Figur 4 -
- eine weitere Umformgeometrie eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings des Rohr-
oder Profilbauteils mit einem radial, axial und tangential in Umfangsrichtung verstellbaren
stichelartigen Umformwerkzeug und eine damit herstellbare Umformgeometrie des Rohr-
oder Profilbauteils,
- Figur 5 -
- eine mit den Bewegungsmöglichkeiten des stichelartigen Umformwerkzeugs der Figur 4
erzielbare Umformgeometrie des Rohr- oder Profilbauteils bei schraubenartiger Überlagerung
der axialen und radialen Umformung,
- Figur 6 -
- eine weitere Umformgeometrie eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings des Rohr-
oder Profilbauteils mit einem radial verstellbaren und um die radiale Verstellachse
zusätzlich verschwenkbaren Umformwerkzeug, mit dem hinterschnittartige Formgebungen
erzeugt werden können,
- Figur 7 -
- eine andere Umformgeometrie eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings des Rohr-
oder Profilbauteils mit einem radial verstellbaren und quer zu der radialen Verstellachse
zusätzlich verschwenkbaren Umformwerkzeug, mit dem in axialer Richtung abgerundete
Aufweitungen erzeugt werden können,
- Figur 8 -
- Beispiele für mehrere gleichzeitig an einem kreissymmetrisch ausgebildeten Rohling
des Rohr- oder Profilbauteils radial verstellbare und inkrementell umformende Werkzeuge,
die an unterschiedlichen Stellen des gleichen Querschnittsabschnitts des Rohlings
im Eingriff sind,
- Figur 9 -
- ein Beispiel für eine erzielbare Umformgeometrie eines kreissymmetrisch ausgebildeten
Rohlings des Rohr- oder Profilbauteils, bei dem mehrere radial und axial verstellbare
und inkrementell umformende Werkzeuge an unterschiedlichen Stellen des gleichen Querschnittsabschnitts
und axial versetzt zueinander an unterschiedlichen Querschnittsabschnitten des Rohlings
im Eingriff sind,
- Figur 10a-10d -
- Beispiele für die Formgebung unterschiedlicher Umformwerkzeuge bei radialer Umformung
eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings des Rohr- oder Profilbauteils mit stichelartig
konvexer (Figur 10a), flach linienförmiger (Figur 10b) und konkav linienförmiger (Figur
10c) Formgebung des Umformwerkzeugs sowie einer Kombination eines flach linienförmigen
mit einem stichelartig konvexen Umformwerkzeug (Figur 10d) am gleichen Querschnittsabschnitt
des Rohlings,
- Figur 11a-11d -
- Beispiele für die Ausführung unterschiedlicher Umformwerkzeuge bei radialer Umformung
eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings des Rohr- oder Profilbauteils mit einem
starren, stichelartig konvexen (Figur 11a), einem walzenartig wälzgelagerten linienförmigen
(Figur 11 b), einem wälzgelagerten Rollenwerkzeug (Figur 11c) sowie einem kugeligen
wälzgelagerten Umformwerkzeug (Figur 11d),
- Figur 12 -
- Beispiele für einfache nicht-kreissymmetrische Rohlinge des Rohr- oder Profilbauteils
- Figur 13 -
- eine weitere Umformgeometrie eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings des Rohr-
oder Profilbauteils mit einem außerhalb des Rohlings angeordneten und mit dem innenliegenden
Umformwerkzeug zusammen wirkenden Gegenwerkzeug,
- Figur 14 -
- ein Beispiel für ein magnetisch betätigtes kugelförmiges und loses Umformwerkzeug,
das zur radialen inkrementellen Umformung eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings
des Rohr- oder Profilbauteils eingesetzt werden kann,
- Figur 15 -
- ein Beispiel für ein magnetisch wirkendes Umformwerkzeug, das mittels elektromagnetischer
Umformung zur radialen inkrementellen Umformung eines kreissymmetrisch ausgebildeten
Rohlings des Rohr- oder Profilbauteils eingesetzt werden kann,
- Figur 16 -
- ein Beispiel für ein erfindungsgemäß längserstrecktes Rohr- oder Profilbauteilen,
dem eine Krümmung mittels Umformwerkzeugin Längsrichtung aufgeprägt wurde.
[0038] In der Figur 1 ist eine erste Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens mit
einem kreissymmetrisch ausgebildeten Rohling 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12 und
einem radial nach oben und unten verfahrbaren stichelartigen Umformwerkzeug 2 in einem
Schnitt (Figur 1 b) und die sich daraus ergebende Umformgeometrie 4 des Rohr- oder
Profilbauteils 12 (Fig. 1a) dargestellt. Der kreissymmetrisch ausgebildete Rohling
1, vereinfacht auch als Rohr bezeichnet, wird in der Umformung gemäß der Figur 1 punktuell
durch das Umformwerkzeuge 2 aufgeweitet, so dass im einfachsten Fall eine warzenartig
Ausstülpung 4 als Ergebnis der inkrementellen Umformung in der Außenkontur des Rohlings
1 entsteht. Hierzu wird das stichelartig ausgebildete und im Inneren des Rohlings
1 angeordnete Umformwerkzeug 2 in radialer Richtung 3 langsam nach außen gedrückt
und das Wandungsmaterial des Rohlings 1 dadurch in die in der Figur 1a erkennbare
warzenartige Ausstülpung 4 gebracht. Das Umformwerkzeug 2 ist hierbei in nicht weiter
erkennbarer Weise beweglich und antreibbar an einem Werkzeughalter 13 gelagert, der
z.B. ähnlich wie ein Innendrehwerkzeug stangenartig axial in das Innere des Rohlings
1 hinein ragt und die Kraftwirkung zwischen Rohling 1 und Umformwerkzeug 2 abstützt
und ausleitet. Hierbei können die Antriebe und Lagerungen des Umformwerkzeuges an
dem Werkzeughalter 13 angeordnet und von außen betreibbar sein. Eine derartige inkrementelle
Umformung ist aus dem bereich einfacher ebener Blechteile grundsätzlich bekannt und
soll daher hier nur insoweit näher erläutert werden, wie dies für das Verständnis
der vorliegenden Erfindung von Wichtigkeit ist. Diese radiale punktförmige inkrementelle
Umformung stellt dabei den einfachsten Fall der inkrementellen Umformung von Rohr-
und Profilbauteilen 12 dar und kann durch die in den folgenden Figuren näher erkennbaren
Kinematiken der Bewegung und Anordnung der Umformwerkzeuge 2 erweitert werden.
[0039] In der Figur 2 ist eine andere Umformgeometrie eines kreissymmetrisch ausgebildeten
Rohlings 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12 mit einem axial verfahrbaren stichelartigen
Umformwerkzeug 2 in einer geschnittenen räumlichen Ansicht zu erkennen, bei der der
Rohling 1 durch die axiale (und ggf. vorherige radiale) Verstellung des Umformwerkzeugs
2 eine flossenartig radial abstehende Umformgeometrie 4 erhalten hat. Hierzu kann
z.B. das stichelartig ausgebildete Umformwerkzeug 2 vorab radial so zugestellt werden,
dass es über den Innenumfang des Rohlings 1 hervorstehet und wird dann sukzessive
in Richtung der Längsachse 5 des Rohlings 1 durch den ganzen Rohling 1 hindurch gedrückt,
gezogen oder allgemein hindurch bewegt wird. Dabei verformt das Umformwerkzeug sukzessive
und inkrementell die Wandung des Rohlings 1 im Bereich des mechanischen Kontaktes
mit dem Rohling 1 und drückt diesen Wandungsabschnitt nach und nach in die gewünschte
Umformgeometrie 4. Diese Umformung kann in einem Hub oder auch sukzessive durch mehrere
Hübe geringerer Zustellung erfolgen, was primär von dem Grad der Umformung und der
Umformeignung des Materials des Rohlings 1 abhängt.
[0040] In den Figuren 3a und 3b ist eine weitere Umformgeometrie eines kreissymmetrisch
ausgebildeten Rohlings 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12 zu erkennen, bei der mit
einem tangential in Umfangsrichtung verstellbaren stichelartigen Umformwerkzeug 2
gearbeitet wird. Ebenfalls ist eine beispielhafte sich daraus ergebende Umformgeometrie
4 des Rohr- oder Profilbauteils 12 zu erkennen. Das Umformwerkzeug 2 kann in einem
vorgelagerten Bearbeitungsschritt zum Beispiel wie in der Figur 1 b radial nach außen
eingestellt worden sein und wird gemäß Figur 3b dann durch eine tangentiale bzw. in
Umfangsrichtung des kreissymmetrischen Rohteils 12 verlaufende Schwenkbewegung 3 umgeformt
werden, anschließend nimmt das Umformwerkzeug 2 die Stellung gemäß Sachnummer 2' ein.
Hierdurch ergibt sich entsprechend der Breite des Umformwerkzeugs 2 eine ringförmige
Ausstülpung 4 auf der Außenwandung des Rohlings 1. Wiederholt man derartige tangentiale
Umformbewegungen 3 des Umformwerkzeugs 2 und verstellt dazwischen das Umformwerkzeug
2 ein wenig in axialer Richtung 5 des Rohlings 1, so ergibt sich nach und nach die
breite ringförmige Ausstülpung 4 gemäß Figur 3a. Auch hier kann die Ausstülpung 4
wieder mittels vieler inkrementeller Umformbewegungen des Umformwerkzeuges 2 mit nur
wenig Zustellung in Richtung auf die Wandung des Rohlings 1 erfolgen.
[0041] In der Figur 4 ist ein weiteres Beispiel für eine Umformgeometrie 4, 4' eines kreissymmetrisch
ausgebildeten Rohlings 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12 mit einem radial, axial
und tangential in Umfangsrichtung verstellbaren stichelartigen Umformwerkzeug 2 und
eine damit herstellbare Umformgeometrie 4, 4' des Rohr- oder Profilbauteils 12 dargestellt.
Hierbei kann entweder durch eine sukzessive Ausführung von axialen Umformungen gemäß
Figur 2 unter jeweils tangentialer Zustellung 3 des Umformwerkzeugs 2 oder auch durch
sukzessive Ausführung von tangentialen Umformungen gemäß Figur 3b unter jeweils axialer
Zustellung 3 des Umformwerkzeugs 2 die nutförmig ausgestülpte Umformgeometrie 4 erzeugt
werden. Ebenfalls ist es in analoger Weise möglich, in dieser ausgestülpten Umformgeometrie
4 eine weitere Ausstülpung 4' zu erzeugen, die weiter aus dem Rohling hervor steht.
Zur Erzeugung dieser Umformgeometrien 4, 4' ist lediglich das Umformwerkzeug 2 und
eine entsprechende Bewegungsvorgabe für das Umformwerkzeug 2 notwendig, die mittels
numerischer Steuerung einfach zu gewährleisten ist. Kombiniert man bei den vorstehend
beschriebenen Umformungen noch eine angepasste radiale Bewegung 3 des Umformwerkzeugs
2 hinzu, können auch ebene Wandungsbereiche an dem Rohr- oder Profilbauteil 12 erzeugt
werden.
[0042] In der Figur 5 ist eine Abwandlung der Umformgeometrie 4 gemäß Figur 4 zu erkennen,
bei der mit den Bewegungsmöglichkeiten des stichelartigen Umformwerkzeugs 2 eine schraubenartige
Überlagerung der axialen und radialen Umformung erfolgt ist. Damit wendelt sich die
Umformgeometrie 4 auf der Außenwandung des Rohlings 1 einmal halb um den Außenumfang
des Rohlings 1 herum. Derartige Formgebungen werden z.B. häufig für fluidische Medien
benötigt, um diese fluidische Medien gezielt zu beeinflussen. Mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren lassen sich solche Formgebungen 4 an Rohren 12 einfach herstellen
[0043] Die Figur 6 zeigt eine weitere Umformgeometrie 4 eines kreissymmetrisch ausgebildeten
Rohlings 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12 mit einem radial (3) verstellbaren und
um die radiale Verstellachse (3) zusätzlich verschwenkbaren Umformwerkzeug 2, mit
dem hinterschnittartige Formgebungen 4" erzeugt werden können. Hierzu wird das in
einer Raumrichtung kreuzartige Umformwerkzeug 2 (zu erkennen im rechten Teilbild der
Figur 6) vorher gemäß Figur 1 b zum Aufweiten der Umformgeometrie 4 des kreissymmetrisch
ausgebildeten Rohlings 1 genutzt und dieses kreuzartige Umformwerkzeug 2 dann um die
radiale Verstellrichtung 3 herum um 90° gedreht und der Rohling in dieser Stellung
des Umformwerkzeugs 2 anschließend in axialer Richtung 5 verformt. Hierdurch bilden
die horizontal liegenden Arme des kreuzartigen Umformwerkzeugs 2 die hinterschnittartigen
Formgebungen 4" in der Ausstülpung 4 aus, in die z.B. in Längsrichtung der Achse 5
des Rohlings 1 einsteckbare und führungsartig geführt Stangenelemente oder dgl. eingesteckt
werden können.
[0044] In der Figur 7 ist eine andere Umformgeometrie 4 eines kreissymmetrisch ausgebildeten
Rohlings 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12 mit einem radial verstellbaren und quer
zu der radialen Verstellachse zusätzlich verschwenkbaren Umformwerkzeug 2 zu erkennen,
mit dem in axialer Richtung 5 abgerundete Aufweitungen 4 erzeugt werden können. Hierzu
wird nach einer anfänglichen Aufweitung gemäß Figur 1 b das Umformwerkzeug 2 um eine
radiale Querachse 3 herum in die Stellung gemäß Sachnummer 2' verschwenkt und bildet
eine gerundete Tasche 4 in der Außenwandung des Rohteils 1. In eine solche Tasche
4 könnten bei entsprechender Breite etwa Sensoren eingebracht werden, die im Inneren
des Rohr- oder Profilbauteils 12 herrschende Umgebungsbedingungen erfassen können.
Auch könnten derartige Taschen als Schmierstofftaschen dienen oder als mechanischer
Mitnehmer dienen.
[0045] Die Figur 8 zeigt Beispiele für mehrere gleichzeitig an einem kreissymmetrisch ausgebildeten
Rohlings 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12 radial verstellbare und inkrementell umformende
Umformwerkzeuge 2, die an unterschiedlichen Stellen des gleichen Querschnittsabschnitts
des Rohlings 1 im Eingriff sind. Derartige mehrere Werkzeuge 2 können z.B. am Außenumfang
eines nicht weiter dargestellten Werkzeughalters 13 und jeweils um den entsprechenden
Teilungswinkel versetzt angeordnet werden. Durch jeweils radiales Aufweiten mit diesen
Umformwerkzeugen 2 lassen sich die Umformgeometrien 4 gemäß Figur 8 mit z.B. 2 oder
4 Ausstülpungen 4 erzeugen. Hierbei versteht es sich von selbst, dass einzelne oder
alle diese Umformwerkzeuge 2 grundsätzlich in alle Bewegungsrichtungen synchron oder
unabhängig voneinander bewegt werden können.
[0046] In einer Ausgestaltung gemäß Figur 9 ist es auch denkbar, nicht nur am gleichen Querschnittsabschnitt
des Rohlings 1 mit mehreren Umformwerkzeugen 2 umzuformen, sondern die Umformwerkzeuge
2 auch in axialer Richtung 5 versetzt innerhalb des Rohlings 1 zur inkrementellen
Umformung zu nutzen. Die Figur 9 zeigt ein Beispiel für eine erzielbare Umformgeometrie
4 eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12,
bei dem mehrere radial und axial verstellbare und inkrementell umformende Umformwerkzeuge
2 jeweils flossenartig heraus stehende Ausstülpungen 4 in der Außenwand des Rohlings
1 erzeugen. Hierzu werden die jeweiligen Umformwerkzeuge 2 zuerst gemäß z.B. Figur
1b radial nach außen gefahren und dann in axialer Richtung 5 des Rohling bewegt. Sind
die Umformwerkzeuge 2 z.B. an einem gemeinsamen Werkzeughalter 13 passend angeordnet,
so können viele oder alle Ausstülpungen 4 in einem Hub oder mit wenigen Hubbewegungen
der Umformwerkzeuge 2 erzeugt werden. Selbstverständlich ist es auch denkbar, die
Ausstülpungen mit nur einem Umformwerkzeug oder auch weniger Umformwerkzeugen als
in Figur 9 zu erkennen nacheinander herzustellen.
[0047] In den Figuren 10a bis 10d sind Beispiele für die Formgebung unterschiedlicher Umformwerkzeuge
2 bei radialer Umformung eines hier nur beispielhaft kreissymmetrisch ausgebildeten
Rohlings 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12 einmal mit stichelartig konvexer (Figur
10a), flach linienförmiger (Figur 10b) und konkav linienförmiger (Figur 10c) Formgebung
des Umformwerkzeugs 2 sowie in einer Kombination eines flach linienförmigen mit einem
stichelartig konvexen Umformwerkzeug (Figur 10d) am gleichen Querschnittsabschnitt
des Rohlings 1 zu erkennen. Ähnlich wie bei der inkrementellen Umformung ebener Blechbauteile
kann durch die Formgebung des Umformwerkzeuges eine Anpassung der Umformung an die
gewünschte Umformgeometrie 4 vereinfacht werden. Selbstverständlich können die Umformwerkzeuge
4 auch in Längsrichtung des Rohr- oder Profilbauteils 12 konkave oder konvexe Formgebungen
aufweisen.
[0048] In den Figuren 11a bis 11 d sind Beispiele für die Ausführung unterschiedlicher Umformwerkzeuge
2 bei radialer Umformung eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings 1 des Rohr-
oder Profilbauteils 12 mit einem starren, stichelartig konvexen (Figur 11a), einem
walzenartig wälzgelagerten linienförmigen (Figur 11 b), einem wälzgelagerten Rollenwerkzeug
2 (Figur 11c) sowie einem kugeligen wälzgelagerten Umformwerkzeug 2 (Figur 11d) zu
erkennen. So kann durch wälzgelagerte Umformwerkzeuge 2, die zudem noch an die Form
der herzustellenden Umformgeometrie 4 angepasst sind, eine wesentliche Verbesserung
des Umformverhaltens des Rohlings erreicht werden, da hierdurch die Reibungsverhältnisse
zwischen Umformwerkzeug 2 und Material des Rohlings in der Umformzone beeinflusst
wird. Selbstverständlich können die Umformwerkzeuge 4 auch in Längsrichtung des Rohr-
oder Profilbauteils 12 konkave oder konvexe Formgebungen aufweisen.
[0049] In der Figur 12 ist an nur exemplarischen Beispielen zu erkennen, dass das erfindungsgemäße
Verfahren nicht wie bisher in den Figuren 1 bis 11 dargestellt an kreissymmetrischen
Querschnitten ausgeführt werden kann, sondern ganz allgemein auch für nicht-kreissymmetrische
Rohlinge 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12 Anwendung finden kann, insbesondere auch
bei nicht-kreissymmetrischen Rohlingen 1 mit Eckbereichen 7 oder sehr kleinen Radien.
[0050] Die Figur 13 zeigt eine weitere Umformgeometrie 4 eines kreissymmetrisch ausgebildeten
Rohlings 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12, bei dem die Umformung mit einem außerhalb
des Rohlings 1 angeordneten und mit dem innenliegenden Umformwerkzeug 2 zusammen wirkenden
Gegenwerkzeug 8 gearbeitet wird. In der einfachsten Ausgestaltung ist das Gegenwerkzeug
8 ortsfest im Bereich der Umformzone angeordnet und stützt das von dem innenliegenden
Umformwerkzeug 2 sukzessive heraus gedrückte Material der Wandung des Rohlings 1 gegen
die Kraftwirkung des Umformwerkzeugs 2 ab. Hierdurch kann die Genauigkeit der Formgebung
der von dem Umformwerkzeug 2 erzeugten Umformgeometrie 4 verbessert werden. Es ist
aber auch denkbar, dass das Gegenwerkzeug 8 selbst beweglich ist und z.B. abgestimmt
auf die Bewegung des Umformwerkzeugs 2 selbst entsprechende Bewegungen ausführt. Auch
kann die Formgebung des Gegenwerkzeugs 8 selbst anders als in der Figur 13 ausgebildet
werden, z.B. könnte das Gegenwerkzeug 8 selbst auch stichelartig geformt sein.
[0051] Die Figur 14 zeigt ein nur schematisch angedeutetes Beispiel für ein magnetisch betätigtes
kugelförmiges und loses Umformwerkzeug 2, das hier zur radialen inkrementellen Umformung
eines kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings 1 des Rohr- oder Profilbauteils 12 eingesetzt
werden kann. So könnte z.B. ein loses, elektromagnetisches Umformwerkzeug 2 in das
Innere des Rohlings 1 eingebracht und dann von der Magnetwirkung des passend außerhalb
des Rohlings 1 platzierten Magneten 10 angezogen werden. Verstärkt man nun die Magnetwirkung
des Magneten 10, z.B. indem der Magnet 10 als Elektromagnet ausgebildet ist, wird
das Umformwerkzeug 2 im abgebildeten Fall radial nach außen gezogen und verformt die
Wandung des Rohlings 1 wie in Figur 14 zu erkennen ähnlich warzenförmig wie das mechanisch
wirkende stichelartig ausgebildet Umformwerkzeug 2 der Figur 1 b. Selbstverständlich
kann die Magnetwirkung auch räumlich anders ausgerichtet werden, so dass die Umformung
durch das Umformwerkzeug 2 andere Geometrien hervorrufen kann.
[0052] In der Figur 15 wird ein weiteres Beispiel für ein elektromagnetisch wirkendes Umformwerkzeug
2 angegeben, das mittels elektromagnetischer Umformung zur radialen inkrementellen
Umformung eines hier nur beispielhaft kreissymmetrisch ausgebildeten Rohlings 1 des
Rohr- oder Profilbauteils 12 eingesetzt werden kann. Die elektromagnetische Umformung
ist grundsätzlich bekannt und kann zu räumlich begrenzten, aber sehr wirkungsvollen
lokalen Umformung elektromagnetischer Materialien benutzt werden. Ein solches elektromagnetisch
wirkendes Umformwerkzeug 2 wird wandungsnah im Bereich der Umformzone des Rohlings
1 plaziert und gibt bei einer schlagartigen Freisetzung der Magnetenergie 12 einen
mechanisch ebenfalls schlagartigen Impuls auf die entsprechenden Wandungsabschnitte
des Rohlings 1, wodurch diese Wandungsabschnitte sich mechanisch verformen und in
die umgeformte Umformgeometrie 4 einnehmen.
[0053] Die Anwendungsbereiche für die erfindungsgemäße inkrementelle Umformung von Rohr-
oder Profilbauteilen 12 liegen zum einen im Strukturleichtbau, z.B. als belastungsangepasste
Profile für die Automobilindustrie. Weiterhin ist die wirtschaftliche Anwendung des
Verfahrens im Bereich der Möbelindustrie oder Design zu sehen, da die Herstellung
von individuellen Freiform-Oberflächen ohne großen Werkzeugeinsatz möglich ist. Der
Einsatz der schraubenförmigen Strukturen ist im Bereich der Wärmetechnik in Wärmetauschern
(Drallrohre) sowie der Fördertechnik (z.B. Förderschnecken) denkbar.
[0054] Die Figur 16 zeigt eine Möglichkeit, den erfindungsgemäß längserstreckten Rohr- oder
Profilbauteilen 12 eine Krümmung in Längsrichtung aufzuprägen, um z.B. querschnittsmäßig
veränderte und in Längsrichtung gebogene Rohr- oder Profilbauteile 12 herzustellen.
Hierbei wird in der Figur 16 die Möglichkeit genutzt, in Längsrichtung verlaufende
Wandungsbereiche 14 des Querschnittes so zu verformen, dass sich lokal die Wandstärke
des Rohlings 1 verringert und diese lokale Änderung der Wandstärke zu einer einseitigen
Längung des Rohr- oder Profilbauteils 12 Biegung des Rohr- oder Profilbauteils 12
führen. Damit können durch das gleiche Umformwerkzeug 2, dass zur Querschnittsveränderung
genutzt wird auch die Biegung oder Krümmung des Rohr- oder Profilbauteils 12 erzeugt
werden. Auch ist es möglich, derartige Biegungen durch außen an dem Rohling 1 angreifende
Biegewerkzeuge wie z.B. ein Drei-Rollen-Biegewerkzeug oder Walzen oder dgl. zu erzeugen.
Sachnummernliste
[0055]
- 1
- - Rohling
- 2
- - Umformwerkzeug
- 3
- - Verstellrichtung Umformwerkzeug
- 4, 4', 4"
- - Umformgeometrie
- 5
- - Mittelachse Rohling
- 6
- - Lagerung Umformwerkzeug
- 7
- - Eckbereich
- 8
- - Gegenwerkzeug
- 9
- - lose Kugel als Umformwerkzeug
- 10
- - Magnet
- 11
- - Magnet für elektromagnetische Umformung
- 12
- - Rohr- oder Profilbauteil
- 13
- - Werkzeughalter
- 14
- - Abschnitt geringerer Wandstärke
1. Verfahren zur Umformung, insbesondere zum Aufweiten von Rohr- oder Profilbauteilen
(12), bei dem ein Rohling (1) des Rohr- oder Profilbauteils (12) mittels eines innerhalb
des Rohlings (1) angeordneten Werkzeuges (2) umgeformt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Rohling (1) des Rohr- oder Profilbauteils (12) von dem mindestens einen relativ
zu dem Rohling (1) bewegbar angeordneten Umformwerkzeug (2) durch lokale Krafteinwirkung
sukzessive inkrementell plastisch umgeformt und in seine endgültige Fertigform gebracht
wird, wobei die lokale, inkrementell hergestellte Formänderung nur Teilabschnitte
des Querschnittes und/oder der Aussenform des Rohlings umfasst.
2. Verfahren zur Umformung gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Formänderung nicht-rotationssymmetrisch zu der Form des Rohr- und Profilbauteils
erfolgt.
3. Verfahren zur Umformung gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Umformwerkzeug (2) in mindestens einer Raumrichtung (3) relativ
zu dem Rohling des Rohr- oder Profilbauteils (12) verfahrbar und/oder um mindestens
eine Raumachse (3) schwenkbar angetrieben wird, wobei das mindestens eine Umformwerkzeug
(2) bei der Umformung bezogen auf den Rohling (1) des Rohr- oder Profilbauteils (12)
in radialer und/oder in axialer und/oder in tangentialer Richtung (3) des Rohlings
(1) verfahren wird und/oder um die radiale und/oder um die axiale und/oder um die
tangentiale Bewegungsachse (3) rotiert oder verschwenkt wird.
4. Verfahren zur Umformung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Umformwerkzeug (2) bei der Umformung bezogen auf den Rohling
(1) des Rohr- oder Profilbauteils (12) die Umformung entlang der gesamten Längsachse
(5) des Rohlings (1) oder von Teilen der Längsachse (5) des Rohlings (1) ausführt.
5. Verfahren zur Umformung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwei oder mehrere Umformwerkzeuge (2) bei der Umformung bezogen auf den Rohling (1)
des Rohr- oder Profilbauteils (12) gleichzeitig, unabhängig voneinander oder synchron,
an verschiedenen Stellen des Rohlings (1) den Rohling (1) jeweils inkrementell umformen,
wobei die zwei oder mehreren gleichzeitig umformenden Umformwerkzeuge (2) radial versetzt
zueinander an unterschiedlichen Stellen des gleichen Umfangsabschnitts des Rohlings
(1) den Rohling (1) jeweils inkrementell umformen und/oder axial versetzt zueinander
an unterschiedlichen Querschnittsabschnitten entlang der Längsachse (5) des Rohlings
(1) den Rohling (1) jeweils inkrementell umformen können.
6. Verfahren zur Umformung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohling (1) bei der Umformung relativ zu dem mindestens einen Umformwerkzeug
(2) verdreht und/oder verschoben wird.
7. Verfahren zur Umformung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohling (1) des Rohr- oder Profilbauteils (12) zumindest abschnittsweise, vorzugsweise
im Bereich der jeweiligen inkrementellen Umformung, von mindestens einem außen an
dem Rohling (1) angeordneten, lokal wirkenden Gegenwerkzeug (8) abgestützt wird, das
die Formbildung der inkrementellen Umformung mit beeinflusst, wobei vorzugsweise das
mindestens eine Gegenwerkzeug (8) und das jeweils zugeordnete Umformwerkzeug (2) zueinander
koordinierte Bewegungen für die inkrementelle Umformung des zwischen ihnen umzuformenden
Abschnittes des Rohlings (1) ausführen, vorzugsweise sich das Gegenwerkzeug (8) passend
oder im wesentlichen synchron zu der Bewegung des oder der Umformwerkzeuge (2) mitbewegt.
8. Verfahren zur Umformung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohling (1) des Rohr- oder Profilbauteils (12) ein metallisches Material und/oder
ein kunststoffhaltiges Material, vorzugsweise ein thermoplastisches Material, aufweist.
9. Verfahren zur Umformung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohling (1) eine kreissymmetrische oder in sich geschlossene oder offene, vorzugsweise
geschlitzte profilierte Querschnittsform, vorzugsweise die profilierte Querschnittsform
eckig ausgebildete Abschnitte (7), aufweist.
10. Verfahren zur Umformung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Umformwerkzeug (2) und der Rohling (1) zumindest lokal mechanisch
miteinander wechselwirken oder zumindest lokal berührungslos miteinander wechselwirken,
vorzugsweise das mindestens eine Umformwerkzeug (2) ein Werkzeug (11) für die elektromagnetische
Umformung aufweist.
11. Verfahren zur Umformung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mehr als ein Rohling (1) als Rohr- oder Profilbauteil (12) gleichzeitig in einer
räumlichen Anordnung derart miteinander verformt werden, dass zumindest im Bereich
der umgeformten Abschnitte (4) die Rohlinge (1), vorzugsweise formschlüssig oder kraftschlüssig,
miteinander verbunden werden.
12. Vorrichtung zur Umformung, insbesondere zum Aufweiten von Rohr- oder Profilbauteilen
(12), wobei ein innerhalb eines Rohlings (1) des Rohr- oder Profilbauteils (12) angeordnetes
Werkzeug (2) den Rohling (1) umformt, insbesondere zur Durchführung des Verfahrens
nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das mindestens eine Umformwerkzeug (2) derart relativ zu dem Rohling (2) bewegbar
ausgebildet ist, dass das mindestens eine Umformwerkzeug (2) den Rohling (1) aufgrund
der ausgeführten Bewegungen (3) durch lokale plastische Umformung inkrementell und
sukzessive in die umgeformte Fertigform (4) umformt.
13. Vorrichtung gemäß Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Umformwerkzeug (2) bei der Umformung bezogen auf den Rohling
(1) des Rohr- oder Profilbauteils (12) in radialer und/oder in axialer und/oder in
tangentialer Richtung (3) des Rohlings (1) verfahrbar ist und/oder um die radiale
und/oder um die axiale und/oder um die tangentiale Bewegungsachse (3) rotierbar oder
verschwenkbar ist.
14. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass zwei oder mehrere Umformwerkzeuge (2) derart bewegbar und steuerbar sind, dass bei
der Umformung bezogen auf den Rohling (1) des Rohr- oder Profilbauteils (12) gleichzeitig
an verschiedenen Stellen der Rohling (1) jeweils inkrementell umgeformt wird, wobei
die zwei oder mehreren gleichzeitig umformenden Umformwerkzeuge (2) radial versetzt
zueinander an unterschiedlichen Stellen des gleichen Umfangsabschnitts des Rohlings
(1) angeordnet und derart, unabhängig voneinander oder synchron, bewegbar sind, dass
sie den Rohling (1) jeweils inkrementell umformen und/oder die zwei oder mehreren
gleichzeitig umformenden Umformwerkzeuge (2) axial versetzt zueinander an unterschiedlichen
Querschnittsabschnitten entlang der Längsachse (5) des Rohlings (1) angeordnet und
derart bewegbar sind, dass sie den Rohling (1) jeweils inkrementell umformen.
15. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Umformwerkzeug (2) an einem an den Querschnitt des Rohlings (1)
des Rohr- oder Profilbauteils (12) angepassten Werkzeughalter (13) angeordnet und
relativ zu diesem Werkzeughalter (13) beweglich ausgebildet ist.
16. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass das Umformwerkzeug (2) und/oder das Gegenwerkzeug (8) ein stichelartig ausgebildetes,
punktuell wirkendes Umformwerkzeug (2) sind, vorzugsweise das stichelartig ausgebildete
Umformwerkzeug (2) und/oder das Gegenwerkzeug (8) ein abgerundet ausgebildetes, vorzugsweise
halbkugelig ausgebildetes Wirkende zur mechanischen Umformung des Rohteils (1) aufweist.
17. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass das Umformwerkzeug (2) und/oder das Gegenwerkzeug (8) ein linienartig wirkendes Umformwerkzeug
(2) zur mechanischen Umformung des Rohteils (1) aufweist, vorzugsweise ein rollenartig
oder walzenartig ausgebildetes Umformwerkzeug (2) aufweist oder eine Formgebung aufweist,
die an die herzustellende Form des umzuformenden Abschnittes (4) des Rohr- oder Profilbauteils
(12) angepasst ist.
18. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 12 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohling (1) des Rohr- oder Profilbauteils (12) zumindest abschnittsweise, vorzugsweise
im Bereich (4) der jeweiligen inkrementellen Umformung, von mindestens einem außen
an dem Rohling (1) angeordneten, lokal wirkenden Gegenwerkzeug (8) abgestützt ist,
das die Formbildung der inkrementellen Umformung mit beeinflusst, wobei vorzugsweise
das mindestens eine Gegenwerkzeug (8) entlang der Außenkontur des sich inkrementell
verformenden Rohlings (1) des Rohr- oder Profilbauteils (12) relativ bewegbar und/oder
verschwenkbar angeordnet ist.
19. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 12 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass jedes der Umformwerkzeuge (2) einen eigenständigen Antrieb zur Relativverstellung
zu anderen Umformwerkzeugen (2) und/oder zum Werkzeughalter (13) aufweist.
20. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 12 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Umformwerkzeug (2) mittels magnetischer Wirkung (10), vorzugsweise
mittels elektromagnetischer Kräfte, bewegbar und steuerbar ausgebildet ist, vorzugsweise
die magnetische Wirkung (10) auf das Umformwerkzeug (2) innerhalb des Werkzeughalters
(13) erzeugt wird oder das Umformwerkzeug (2) mittels außerhalb des Rohlings (1) angeordneter
Magneteinrichtungen (10) bewegt wird.