[0001] Die Erfindung betrifft eine Spülvorrichtung zum Aufnehmen einer Spüllösung aus einer
Rohrleitung sowie ein Verfahren zum Spülen einer Rohrleitung mit der Spüllösung. Die
Erfindung wird im Zusammenhang mit dem Spülen einer Trinkwasseranlage beschrieben
und kann vorteilhaft auch mit anderen Rohrleitungen, welche ein beliebiges Fluid führen,
verwendet werden.
[0002] Es ist bekannt, eine Trinkwasseranlage, welche eine Rohrleitung und wenigstens eine
Zapfstelle zum Abgeben von Wasser bzw. Trinkwasser aufweist, mit einer chemischen
und/oder biologischen Lösung (Spüllösung) zu spülen (Reinigung), insbesondere um einer
mikrobiellen Kontamination der Trinkwasseranlage zu begegnen. Obwohl zahlreiche Spüllösungen
über einen vorhandenen Abfluss ins Abwassersystem entsorgt werden können, kann ein
unkontrolliertes Austreten der Spüllösung in die Umgebung unerwünscht sein.
Aufgabenstellung und Lösung
[0003] Es ist eine Aufgabe der Erfindung, eine Spülvorrichtung und ein Verfahren zur Verfügung
zu stellen, mit welcher die Spüllösung kontrolliert aus der Rohrleitung bzw. der Zapfstelle
in den Abfluss überführt werden kann.
[0004] Die Aufgabe wird entsprechend einem ersten Aspekt der Erfindung durch eine Spülvorrichtung
zum Aufnehmen einer Spüllösung aus einer Rohrleitung gelöst. Weiter wird die Aufgabe
entsprechend einem zweiten Aspekt der Erfindung durch ein Verfahren zum Spülen einer
Rohrleitung gelöst. Bevorzugte Weiterbildungen bilden den jeweiligen Gegenstand der
abhängigen Ansprüche.
[0005] Die Spülvorrichtung gemäß dem ersten Aspekt ist zum Aufnehmen einer Spüllösung aus
wenigstens einer Rohrleitung ausgestaltet. Die Spülvorrichtung weist ein Grundelement
mit einem Innenraum zum Aufnehmen der Spüllösung auf sowie eine insbesondere topfförmige
Wandung zur Begrenzung des Innenraums gegenüber der Umgebung. Ferner weist die Spülvorrichtung
wenigstens ein für die Spüllösung durchlässiges Leitungsanschlusselement auf, welches
in der Wandung angeordnet und zum Verbinden mit einer die Spüllösung führenden Zuleitung
ausgestaltet ist, welches eine insbesondere trichterförmige Eintrittsöffnung für die
Spüllösung aufweisen kann. Zudem weist die Spülvorrichtung ein insbesondere ringförmiges
Dichtelement auf, welches mit der Wandung mechanisch verbindbar und ausgestaltet ist,
einen Raum zwischen dem Grundelement und einem Abfluss, in welchen die Spüllösung
aus dem Innenraum überführt werden kann, gegenüber der Umgebung zu begrenzen, vorzugsweise
abzudichten.
[0006] Mit der Spülvorrichtung gemäß dem ersten Aspekt ist es möglich, die Spüllösung aus
dem Innenraum durch den von dem Dichtelement gegenüber der Umgebung begrenzten Raum
zwischen dem Grundelement und dem Abfluss in den Abfluss zu überführen, wobei das
Dichtelement einem unkontrollierten Austritt der Spüllösung aus dem Innenraum in die
Umgebung statt in den Abfluss begegnen kann. Mit der Spülvorrichtung kann einem Austreten
eines insbesondere gasförmigen Teils der Spüllösung gesundheitlichen Schäden des Benutzers
oder Dritter und/oder dem Bilden von Flecken durch Bleichen durch die Spüllösung begegnet
werden. Die Spülvorrichtung kann vorteilhaft an verschiedene in der Praxis auftretende
Abflüsse angepasst werden.
[0007] Wenn sich in der Rohrleitung unabsichtlich oder zur Steigerung der Reinigungsleistung
absichtlich Luft befindet, dann kann sich diese Luft beim Austritt aus der Zapfstelle
entspannen und zu Spritzern führen. Mit der Spülvorrichtung kann diesen Spritzern
vorteilhaft begegnet werden.
[0008] Die erfindungsgemäße Spülvorrichtung kann mit verschiedenen Spüllösungen betrieben
werden. Vorzugsweise erfolgt die Verwendung der erfindungsgemäßen Spülvorrichtung
jedoch mit einer Chlordioxidlösung. Wässrige Chlordioxidlösungen (ClO
2) finden aufgrund der hohen Oxidationskraft des Chlordioxids Verwendung, beispielsweise
zum Desinfizieren und zum Desodorieren, insbesondere in der Wasseraufbereitungstechnik.
[0009] Das Verfahren gemäß dem zweiten Aspekt dient dem Spülen einer Rohrleitung. Gemäß
einer Ausführungsform wird das Verfahren mit einer Spülvorrichtung gemäß dem ersten
Aspekt durchgeführt und weist die folgenden Schritte auf:
- S1
- Anordnen der Spülvorrichtung benachbart zu dem Abfluss derart, dass die Spüllösung
aus dem Grundelement in den Abfluss überführt werden kann,
- S2
- Anordnen des Dichtelements um den Raum zwischen der Wandung und dem Abfluss, insbesondere
vor Schritt S1,
- S3
- Spülen der Rohrleitung mit der Spüllösung, welche vorzugsweise Chlordioxid aufweist,
insbesondere unter Austreten der Spüllösung durch die wenigstens eine Zapfstelle der
Rohrleitung, insbesondere nach den Schritten S1 und S2,
- S4
- Überführen der Spüllösung aus dem Innenraum in den Abfluss, durch den mit dem Dichtelement
gegenüber der Umgebung begrenzten Raum zwischen der Wandung und dem Abfluss, insbesondere
während Schritt S3.
[0010] Mit dem Verfahren gemäß den zweiten Aspekt kann die Spüllösung aus dem Innenraum
durch den von dem Dichtelement gegenüber der Umgebung begrenzten Raum zwischen dem
Abfluss und dem Grundelement in den Abfluss überführt werden. Zudem kann das Dichtelement
einem unkontrollierten Austritt der Spüllösung aus dem Innenraum in die Umgebung statt
unmittelbar in den Abfluss begegnen. Mit dem Verfahren kann einem Austreten eines
gasförmigen Teils, von möglicherweise gesundheitsgefährdenden Gasen aus der Spüllösung
und/oder dem Bilden von Flecken durch Bleichen durch die Spüllösung begegnet werden.
Dies ist insbesondere bei der Verwendung einer Chlordioxidlösung als Spüllösung vorteilhaft.
[0011] Ganz allgemein wird das erfindungsgemäße Verfahren zum Spülen einer Rohrleitung durchgeführt,
indem zunächst ein Spülmittel der Rohrleitung zugeführt wird. Das Spülmittel kann
in Abhängigkeit von der konkreten Anwendung jedes geeignete Spülmittel sein. Der Fachmann
wird das passende Spülmittel für den jeweiligen Einsatzzweck in geeigneter Weise auswählen.
[0012] Das Spülmittel wird idealerweise möglichst am Anfang des zu reinigenden Rohrsystems
zugeführt. Dies kann batchweise oder kontinuierlich erfolgen. Soll beispielsweise
die Rohrleitung eines Privathaushaltes gereinigt werden, so wird das Spülmittel vorteilhaft
direkt nach der städtischen Wasseruhr zugeführt. Durch Vermischen des Spülmittels
mit dem durch die Rohrleitung geführten Wasser ergibt sich die Spüllösung. Aufgrund
dieser Verdünnung ist die Konzentration des aktiven Inhaltsstoffes in dem Spülmittel
selbst naturgemäß höher als in der Spüllösung. Durch Wahl der Konzentration des aktiven
Inhaltsstoffes in dem Spülmittel, der Menge oder des Volumenstroms des eingesetzten
Spülmittels und des Volumenstroms des Wassers, zu dem das Spülmittel gegeben wird,
lässt sich die anfängliche Konzentration des aktiven Inhaltsstoffes in der Spüllösung
einstellen. Während des Durchlaufens der Spüllösung durch die Rohrleitung und der
damit verbundenen Reinigung, Desinfektion, Desodorierung oder Entfernung von Biofilmen,
Legionellen und anderen Keimen innerhalb der Rohrleitung wird der aktive Inhaltsstoff
sukzessive verbraucht und seine Konzentration in der Spüllösung verringert sich.
[0013] Ist die Reinigung, Desinfektion, Desodorierung oder Entfernung von Biofilmen, Legionellen
und anderen Keimen in der Rohrleitung abgeschlossen, findet im Wesentlichen kein weiterer
Verbrauch an aktiven Inhaltsstoff mehr statt. Im Fall einer kontinuierlichen Zugabe
des Spülmittels verringert sich dann auch die Konzentration des aktiven Inhaltsstoffes
während des Durchlaufs durch die Rohrleitung nicht mehr signifikant. Erfindungsgemäß
kann somit durch Vergleich der Anfangskonzentration des aktiven Inhaltsstoffes in
der Spüllösung (beispielsweise direkt nach Zugabe des Spülmittels und Vermischens
mit dem durch die Rohrleitung geführten Wasser über eine definierte Mischstrecke)
mit der Konzentration des aktiven Inhaltsstoffes nach Austritt aus der Rohrleitung
festgestellt werden, wann die Reinigung, Desinfektion, Desodorierung oder Entfernung
von Biofilmen, Legionellen und anderen Keimen in der Rohrleitung abgeschlossen ist
und das Spülen beendet werden kann.
[0014] Damit beim Austritt der - häufig gesundheitsschädlichen und/oder chemisch aggressiven
- Spüllösung aus dem Rohrsystem ein Kontakt mit der Umgebung vermieden werden kann,
wird die erfindungsgemäße Spülvorrichtung vorgeschlagen. Diese wird zwischen der Zapfstelle
(beispielsweise ein Wasserhahn eines Waschbeckens), an dem die Spüllösung austritt,
und dem Abfluss (beispielsweise der Abfluss eines Waschbeckens) derart angeordnet,
dass die Spüllösung nicht mit der Umgebung in Kontakt kommt. Um diesen Kontakt der
Spüllösung mit der Umgebung vorzugsweise vollständig zu vermeiden, sind idealerweise
alle Zapfstellen des zu reinigenden Rohrsystems mit der erfindungsgemäßen Spülvorrichtung
zu versehen. Da beispielsweise bei einer Badewanne zwei Zapfstellen (Brause und Wasserhahn)
für einen Abfluss vorhanden sind, umfasst die erfindungsgemäße Spülvorrichtung vorzugsweise
mehr als ein (beispielsweise zwei) Leitungsanschlusselemente.
Bevorzugte Weiterbildungen
[0015] Sofern nicht ausdrücklich ausgeschlossen, sind mehrere der nachfolgenden bevorzugten
Weiterbildungen der Erfindung gemeinsam mit der Spülvorrichtung entsprechend dem ersten
Aspekt oder mit dem Verfahren entsprechend dem zweiten Aspekt kombinierbar.
[0016] Gemäß einer Weiterbildung ist das Grundelement im Wesentlichen rotationssymmetrisch
bzw. zylindrisch ausgebildet. Diese Weiterbildung kann der Vorteil geringerer Herstellkosten
bieten.
[0017] Gemäß einer Weiterbildung ist das Dichtelement ausgestaltet, zwischen dem Grundelement
bzw. dessen Wandung und der den Abfluss aufweisenden Fläche elastisch verformt zu
werden. Dazu kann das Dichtelement mit einem Polymerschaum oder mit einem Elastomer
ausgebildet sein. Vorteilhaft ist das insbesondere ringförmige Dichtelement bemessen,
den Abfluss vollständig zu umgeben. Dazu kann der Innendurchmesser des Dichtelements
größer als der Durchmesser des Abflusses sein.
[0018] Gemäß einer Weiterbildung der Spülvorrichtung weist die Wandung des Grundelements
eine Ablassöffnung für die Spüllösung auf. Die Ablassöffnung kann an der Wandung derart
angeordnet sein, dass die Ablassöffnung beim Spülen der Rohrleitung (Gebrauchszustand)
dem Abfluss benachbart und zugewandt ist. Vorzugsweise bildet die Wandung um die Ablassöffnung
herum einen ebenen, besonders bevorzugt ringförmigen, Abschnitt. Diese Weiterbildung
kann den Vorteil einer definierten Anlagefläche für das Dichtelement bieten, wodurch
die Abdichtung gegenüber der Umgebung verbessert sein kann. Um die Ablassöffnung kann
sich im Innenraum ein Hindernis oder Steg erstrecken, welcher zum Aufstauen der Spüllösung
und/oder dem Entnehmen einer Probe der Spüllösung dienen kann.
[0019] Gemäß einer Weiterbildung der Spülvorrichtung weist das Grundelement eine, zwei,
drei oder mehrere verschließbare Entnahmeöffnungen auf, welche jeweils in der Wandung
angeordnet sind und durch welche dem Innenraum eine Probe der Spüllösung entnommen
werden kann. Die wenigstens eine verschließbare Entnahmeöffnung kann im Gebrauchszustand
vorteilhaft nach oben weisen, sodass die im Innenraum befindliche Lösung beim Öffnen
der Entnahmeöffnung nicht unbeabsichtigt aus dem Innenraum austreten kann. Die Entnahmeöffnung
kann vorteilhaft durch einen Stopfen verschlossen werden.
[0020] Gemäß einer Weiterbildung der Spülvorrichtung weist das Grundelement ein erstes Verbindungselement
zum Abstützen des Dichtelements insbesondere im Gebrauchszustand der Spülvorrichtung
auf, wobei das erste Verbindungselement sich benachbart zu der Ablassöffnung erstreckt.
Das erste Verbindungselement kann sich mit einer geschlossenen Kontur, insbesondere
kreisringförmig, um die Ablassöffnung herum und aus der Wandung in die Umgebung erstrecken.
Vorzugsweise erstreckt das erste Verbindungselement sich als Steg oder Rippe aus der
Wandung. Alternativ kann das erste Verbindungselement wenigstens zwei oder drei sich
jeweils aus der Wandung in die Umgebung erstreckende Vorsprünge aufweisen, an welchen
das Dichtelement anliegen kann. Vorteilhaft kann das Verbindungselement einer unbeabsichtigten
Verlagerung des Dichtelements gegenüber dem Grundelement insbesondere dessen Gebrauchszustand
entgegenwirken. Der Durchmesser eines sich kreisringförmig erstreckenden ersten Verbindungselements
kann zwischen 50 und 70 mm betragen, vorzugsweise etwa 60 mm. Mit dieser Weiterbildung
kann einem Austreten eines insbesondere gasförmigen Teils der Spüllösung und/oder
dem Bilden von Flecken durch Bleichen durch die Spüllösung begegnet werden.
[0021] Gemäß einer Weiterbildung weist die Spülvorrichtung ein Ergänzungselement auf, welches
eine Basisfläche aufweist und mit dem Grundelement derart mechanisch verbindbar ist,
dass die Basisfläche und eine Grundfläche des Grundelements in einer gemeinsamen Ebene
angeordnet sind, wenn das Ergänzungselement mit dem Grundelement mechanisch verbunden
ist. Das Ergänzungselement kann ein Rastmittel zu mechanischen Verbindung mit dem
Grundelement aufweisen. Eine zu der Basisfläche im Wesentlichen senkrecht angeordnete
ebene Anlagefläche des Ergänzungselements dient zum Berühren bzw. zum Anliegen am
Grundelement, insbesondere im Gebrauchszustand, insbesondere wenn das Ergänzungselement
mit dem Grundelement mechanisch verbunden ist. Das Ergänzungselement kann als Hohlkörper
ausgebildet sein, wodurch Material eingespart werden kann. Diese Weiterbildung kann
vorteilhaft an verschiedene in der Praxis auftretende Abflüsse, insbesondere an Abflüsse
mit größerer Öffnung oder Durchmesser, angepasst werden.
[0022] Diese Weiterbildung der Spülvorrichtung weist ein zweites Verbindungselement auf,
welches zum Abstützen des Dichtelements ausgestaltet ist und sich entlang der Grundfläche
und der Basisfläche erstreckt. Das zweite Verbindungselement kann alle Eigenschaften
und Ausgestaltungen des ersten Verbindungselements aufweisen. Von dem ersten Verbindungselement
unterscheidet sich das zweite Verbindungselement dadurch, dass ein erster Abschnitt
des zweiten Verbindungselement sich entlang der Grundfläche erstreckt und ein zweiter
Abschnitt des zweiten Verbindungselements entlang der Basisfläche. Vorzugsweise bilden
der erste Abschnitt und der zweite Abschnitt des zweiten Verbindungselements gemeinsam
einen kreisringförmigen Steg oder Rippe. Das zweite Verbindungselement kann vorteilhaft
zum Abstützen eines Dichtelements ausgestaltet sein, dessen Durchmesser größer als
der eines durch das erste Verbindungselement abstützbaren Dichtelements, insbesondere
für größere Abflüsse. Der Durchmesser eines sich kreisringförmig erstreckenden zweiten
Verbindungselements kann zwischen 110 und 130 mm betragen, vorzugsweise etwa 120 mm.
Mit dieser Weiterbildung kann einem Austreten eines insbesondere gasförmigen Teils
der Spüllösung und/oder dem Bilden von Flecken durch Bleichen durch die Spüllösung
begegnet werden. Diese Weiterbildung kann vorteilhaft an verschiedene in der Praxis
auftretende Abflüsse angepasst werden.
[0023] Gemäß einer Weiterbildung weist die Spülvorrichtung wenigstens ein für die Spüllösung
durchlässiges Kernelement auf, welches in die Zuleitung einsetzbar ist. Das Kernelement
kann als ein Rohrabschnitt oder als ein Kegelstumpf mit einem insbesondere für die
Spüllösung fluiddurchlässigen Kanal ausgebildet sein, so dass ein Fluid durch das
Kernelement in den Innenraum gelangen kann. Das Kernelement kann zum Abstützen der
Zuleitung dienen, insbesondere wenn die Zuleitung mit einem Schlauch ausgebildet ist,
und/oder dazu, einer unerwünschten Verformung der Zuleitung zu begegnen. Das Kernelement
kann wenigstens einen umlaufenden Wulst aufweisen, insbesondere zum Verbinden mit
dem Leitungsanschlusselement. Durch das Kernelement ist eine Befestigung der Zuleitung
am Leitungsanschlusselement vereinfacht.
[0024] Bei dieser Weiterbildung der Spülvorrichtung weist das Leitungsanschlusselement wenigstens
einen, zwei, drei oder mehrere Rohrstutzen auf, welche sich jeweils aus der Wandung
des Grundelements in die Umgebung erstrecken und welche jeweils ein erstes Ende der
Zuleitung aufnehmen können. Der wenigstens eine Rohrstutzen ist mit einem insbesondere
für die Spüllösung fluiddurchlässigen Kanal ausgestaltet, so dass ein Fluid oder die
Spüllösung durch den Rohrstutzen in den Innenraum gelangen kann. Vorteilhaft können
der Rohrstutzen und das Kernelement gemeinsam zum Klemmen der Rohrleitung bzw. als
Quetschsystem für die Rohrleitung ausgestaltet sein. Der Rohrstutzen kann wenigstens
eine umlaufende Ausnehmung aufweisen, zum Verbinden mit dem Kernelement, insbesondere
mit dessen Wulst, insbesondere zum Einrasten des Wulstes. Mit dieser Weiterbildung
kann einem Austreten eines insbesondere gasförmigen Teils der Spüllösung in die Umgebung
und/oder dem Bilden von Flecken durch Bleichen durch die Spüllösung begegnet werden.
[0025] Gemäß einer Weiterbildung weist die Spülvorrichtung eine Trennwandung auf, welche
mit der Wandung fluiddicht verbindbar und ausgestaltet ist, den Innenraum in wenigstens
einen ersten Teilraum und einen zweiten Teilraum zu unterteilen. Dazu ist die Trennwandung
im Innenraum angeordnet. Die Trennwandung kann als ein sich im Wesentlichen senkrecht
zur Grundfläche, insbesondere in Richtung des wenigstens einen Leitungsanschlusselements,
erstreckender Körper ausgebildet sein, insbesondere als Steg oder Rippe. Die Trennwandung
kann drei oder mehr miteinander verbundene Trennwandabschnitte aufweisen, welche den
Innenraum in drei oder mehr Teilräume unterteilen können. Mittels der Trennwandung
kann einem Durchmischen mehrerer Ströme der Spüllösung, welche durch verschiedene
Leitungsanschlusselemente in den Innenraum eintreten, mittels der separaten Teilräume
begegnet werden. In einem oder mehreren der Teilräume kann die Spüllösung vor einem
Hindernis oder Steg, welches sich aus der Wandung in den Innenraum erstreckt, gestaut
werden. Damit können den Teilräumen vorteilhaft Proben der Spüllösung separat aus
verschiedenen Zuleitungen entnommen und untersucht werden.
[0026] Gemäß einer Weiterbildung weist die Spülvorrichtung wenigstens ein Fluidleitelement
auf, welches zum Umlenken der durch das Leitungsanschlusselement in den Innenraum
eintretenden Spüllösung ausgestaltet und im Innenraum angeordnet ist. Das Fluidleitelement
dient insbesondere zum Umlenken der eintretenden Spüllösung in Richtung der Wandung
des Grundelements. Das Fluidleitelement kann mit der Wandung und/oder Trennwandung
mechanisch, vorzugsweise stoffschlüssig, verbunden sein. Das Fluidleitelement kann
eine Prallfläche für das in den Innenraum eintretende Fluid aufweisen, welche vorzugsweise
mit einer Querschnittsfläche bzw. Eintrittsöffnung des Leitungsanschlusselements oder
mit einer Längsachse des Rohrstutzens einen Winkel zwischen 80° und 20° bilden kann,
besonders bevorzugt etwa 45°. Im Gebrauchszustand der Spülvorrichtung kann die Prallfläche
bis zu etwa 50° gegenüber der Waagerechten geneigt sein. Bevorzugt ist die Prallfläche
im Gebrauchszustand in etwa waagerecht angeordnet. Vorzugsweise weist die Spülvorrichtung
für jeden eintretenden Spüllösungsstrom bzw. für jedes Leitungsanschlusselement ein
eigenes Fluidleitelement auf. Das wenigstens eine Fluidleitelement kann die Ablassöffnung
derart abschirmen, dass der eintretende Spüllösungsstrom mittels des Fluidleitelements
in Richtung der Wandung des Grundelements umgelenkt wird. Vorteilhaft kann das Fluidleitelement
einen mindesten Füllstand der Spüllösung im Innenraum bzw. Teilraum begünstigen, wodurch
das Entnehmen einer Probe vereinfacht sein kann.
[0027] Gemäß einer Weiterbildung weist das Grundelement ein unabhängiges oder separates
Deckelelement auf, welches mit dem Grundelement zum Verschließen des Innenraums bzw.
der insbesondere topfförmig ausgebildeten Wandung mechanisch, insbesondere durch Rastmittel,
verbindbar ist. Das wenigstens eine Leitungsanschlusselement ist am Deckelelement
angeordnet und die wenigstens eine Entnahmeöffnung kann am Deckelelement angeordnet
sein. Der oder die Rohrstutzen können sich aus dem Deckelelement in die Umgebung erstrecken.
Diese Weiterbildung kann den Vorteil bieten, dass die Herstellung der Spülvorrichtung
bzw. des Grundelements einfacher und/oder kostengünstiger erfolgen kann, insbesondere
durch Spritzgießen oder einem dreidimensionalen Druckverfahren. Diese Weiterbildung
ist mittels unterschiedlicher Deckelelemente vorteilhaft an die örtlichen Gegebenheiten
anpassbar, insbesondere indem die Deckelelemente unterschiedlich viele Leitungsanschlusselemente
bzw. Rohrstutzen aufweisen.
[0028] Gemäß einer Weiterbildung weist die Spülvorrichtung die Zuleitung auf, welche zum
Führen der Spüllösung ausgestaltet ist, welche mit der Rohrleitung und dem Leitungsanschlusselement
fluidleitend verbindbar ist, welche ausgestaltet ist, einem Austritt der Spüllösung
aus der Rohrleitung in die Umgebung zu begegnen, welche schlauchförmig ausgebildet
sein kann. Die Zuleitung kann als Abschnitt eines Folienschlauchs ausgebildet sein,
womit die Spülvorrichtung vorteilhaft an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden
kann, womit vorteilhaft der Abstand zwischen dem Grundelement und der Zapfstelle ausgeglichen
werden kann. Mittels der Zuleitung kann vorteilhaft einem Austreten eines insbesondere
gasförmigen Anteils aus der Spüllösung in die Umgebung und/oder dem Bilden von Flecken
durch Bleichen durch die Spüllösung begegnet werden. Vorzugsweise weist die Spülvorrichtung
mehrere dieser Zuleitungen auf, welche jeweils mit verschiedenen Leitungsanschlusselementen
bzw. Zapfstellen fluidleitend verbindbar sind. Diese Weiterbildung kann vorteilhaft
an verschiedene in der Praxis auftretende Rohrleitungen bzw. Zapfstellen angepasst
werden.
[0029] Gemäß einer Weiterbildung weist die Spülvorrichtung wenigstens eine Stützeinrichtung
auf, welche zum Abstützen des Grundelements gegenüber einer den Abfluss aufweisenden
Fläche ausgestaltet ist. Die Stützeinrichtung, insbesondere ein erster Schenkel der
Stützeinrichtung, ist mit der Wandung mechanisch verbindbar, vorzugsweise rastend
oder formschlüssig. Die Stützeinrichtung, insbesondere ein mit dem ersten Schenkel
einstückig ausgebildeter zweiter Schenkel, kann ein Haftelement aufweisen, welches
zum lösbaren Verbinden der Stützeinrichtung mit der den Abfluss aufweisenden Fläche
ausgestaltet ist, welches insbesondere mit wenigstens einem Saugnapf ausgebildet ist.
Die Stützeinrichtung, insbesondere ein zweiter Schenkel, kann mit einem Gewicht belastet
werden, welches zum lösbaren Verbinden der Stützeinrichtung mit der den Abfluss aufweisenden
Fläche dient, insbesondere wenn die den Abfluss aufweisende Fläche rauer ist. Das
Eigengewicht der Stützeinrichtung selbst kann zum lösbaren Verbinden der Stützeinrichtung
mit der den Abfluss aufweisenden Fläche dienen, insbesondere wenn die den Abfluss
aufweisende Fläche rauer ist. Vorzugsweise ist die Stützeinrichtung mit einem Gewinde
ausgebildet zum Anpassen des Abstandes zwischen dem Grundelement und der den Abfluss
aufweisenden Fläche und/oder zum Anpassen an die Geometrie der den Abfluss aufweisenden
Fläche, welche gekrümmt sein kann. Besonders bevorzugt erstreckt sich die Stützeinrichtung
aus einem Abschnitt der Wandung, welcher im Gebrauchszustand dem Abfluss gegenüber
liegt. Die Spülvorrichtung kann mehrere, insbesondere zwei oder drei dieser Stützeinrichtungen
aufweisen, welche vorzugsweise gleichmäßig beabstandet entlang der Wandung angeordnet
werden können. Mit dieser Weiterbildung kann einer unerwünschten Verlagerung der Spülvorrichtung
gegenüber dem Abfluss begegnet werden. Mit der wenigstens einen Stützeinrichtung kann
einem Austreten eines insbesondere gasförmigen Teils der Spüllösung und dem Bilden
von Flecken durch Bleichen durch die Spüllösung begegnet werden. Vorteilhaft ist die
Stützeinrichtung mit dem Ergänzungselement kombinierbar.
[0030] Gemäß einer Weiterbildung weist die Spülvorrichtung wenigstens ein Haftelement auf,
insbesondere wenigstens einen Saugnapf, welches insbesondere mit der Grundfläche des
Grundelements verbindbar ist. Dieses Haftelement dient der Verbindung der Spülvorrichtung
mit der den Abfluss aufweisenden Fläche. Die Spülvorrichtung kann zwei oder drei dieser
Haftelemente für verbessertes Verbinden der Spülvorrichtung mit der den Abfluss aufweisenden
Fläche aufweisen. Die Spülvorrichtung kann zwei einander bezüglich einer Längsachse
des Grundelements bzw. bezüglich der Ablassöffnung gegenüberliegende Haftelemente
aufweisen. Mit dieser Weiterbildung kann einer unerwünschten Verlagerung der Spülvorrichtung
gegenüber dem Abfluss begegnet werden. Mit der wenigstens einen Stützeinrichtung kann
einem Austreten eines insbesondere gasförmigen Teils der Spüllösung und dem Bilden
von Flecken durch Bleichen durch die Spüllösung begegnet werden.
[0031] Eine Weiterbildung des Verfahrens weist zusätzlich den folgenden Schritt auf:
- S5
- Fluidleitendes Verbinden der Zuleitung mit der Rohrleitung und mit dem Leitungsanschlusselement,
insbesondere vor Schritt S3.
[0032] Mit Schritt S5 kann vorteilhaft einem Austreten eines insbesondere gasförmigen Anteils
aus der Spüllösung in die Umgebung und dem Bilden von Flecken durch Bleichen durch
die Spüllösung begegnet werden.
[0033] Eine Weiterbildung des Verfahrens weist zusätzlich einen oder mehrere der folgenden
Schritte auf:
- S11
- Verbinden, insbesondere mechanisch, des Dichtelements mit der Spülvorrichtung, insbesondere
mit dem ersten oder zweiten Verbindungselement, insbesondere vor Schritt S1, und/oder
- S12
- Entnehmen einer Probe aus der Spülvorrichtung, insbesondere während Schritt S3, und/oder
- S13
- Einsetzen des Kernelements in die Zuleitung, insbesondere vor Schritt S3, und/oder
- S14
- Klemmen der Zuleitung zwischen dem Rohrstutzen und dem Kernelement, insbesondere nach
Schritt S 13 insbesondere vor Schritt S3, und/oder
- S15
- Verbinden des Ergänzungselements mit dem Grundelement, sodass die Basisfläche und
die Grundfläche in einer gemeinsamen Ebene angeordnet werden, insbesondere vor Schritt
S11, und/oder
- S16
- Spülen der Rohrleitung mit einer Neutrallösung, insbesondere mit Wasser, insbesondere
anstelle von Schritt S3, insbesondere nach Schritt S12, und/oder
- S17
- Unterbrechen des Schrittes S3 während eines vorbestimmten Zeitintervalls Δt.
[0034] Der Schritt S11 kann den Vorteil bieten, dass einem unbeabsichtigten Verlagern des
Dichtelements gegenüber dem Grundkörper begegnet ist. Damit kann einem Austreten eines
insbesondere gasförmigen Teils der Spüllösung und/oder dem Bilden von Flecken durch
Bleichen durch die Spüllösung begegnet werden.
[0035] Durch den Schritt S12 kann vorteilhaft die chemische Zusammensetzung und/oder die
mikrobielle Kontamination der Spüllösung nach dem Austreten aus der Rohrleitung überprüft
werden. Wenn der Schritt S12 während oder nach Schritt S 16 erfolgt, dann kann vorteilhaft
festgestellt werden, ob sich noch Reste der Spüllösung in der Rohrleitung befinden.
[0036] Mittels Schritt S13 kann einer unerwünschten Verformung der Zuleitung begegnet und/oder
das Klemmen der Zuleitung vorbereitet werden.
[0037] Der Schritt S14 dient, insbesondere gemeinsam mit Schritt S13, der Vereinfachung
der Verbindung der Zuleitung mit dem Leitungsanschlusselement. Während Schritt S14
kann die Zuleitung von einem Folienschlauch derart abgelängt werden, dass die Länge
der Zuleitung an den Abstand zwischen der Zapfstelle und dem Leistungsanschlusselement
angepasst ist. Während Schritt S14 kann ein erstes Ende der Zuleitung in den Rohrstutzen
eingeführt werden, insbesondere nach Schritt S13. Während Schritt S14 kann ein zweites
Ende der Zuleitung über die Zapfstelle gestülpt und insbesondere mit einem Kabelbinder
befestigt werden. Mittels dieser Weiterbildung kann das Verfahren vorteilhaft an die
örtlichen Gegebenheiten angepasst werden, insbesondere an in der Praxis auftretende
Rohrleitungen bzw. Zapfstellen und/oder Abflüsse.
[0038] Die Weiterbildung mit Schritt S15 bietet den Vorteil, dass die Spülvorrichtung an
einen Abfluss mit einem größeren Durchmesser vorbereitet werden kann. Nach Schritt
S15 kann ein größeres Dichtelement durch die Grundfläche und die Basisfläche abgestützt
werden.
[0039] Wenn Schritt S16 insbesondere anstelle von Schritt S3 durchgeführt wird, dann können
vorteilhaft Reste der Spüllösung oder Reste eines Bestandteils der Spüllösung aus
der Rohrleitung entfernt werden. Insbesondere wenn nach Schritt S12 von einer ausreichenden
Reinigung der Rohrleitung ausgegangen wird, kann Schritt S16 anstelle von Schritt
S3 erfolgen. Das Entfernen von Resten der Spüllösung aus der Rohrleitung mit Schritt
S16 kann durch die insbesondere wiederholte Durchführung des Schrittes S12 überprüft
werden.
[0040] Um einen Wirkstoff des Spülmittels bzw. der Spüllösung möglichst weit in nicht ständig
durchströmte Totleitungen hinein diffundieren lassen zu können, muss die Wirkstoffkonzentration
am Eingang einer Totleitung möglichst hoch bleiben. Hierzu muss immer neue Spüllösung
nachgeliefert werden. Dies kann während Schritt S3 durch einen geringen kontinuierlichen
Volumenstrom des Spülmittels bzw. der Spüllösung oder intervallartiges Spülen mittels
einer Kombination der Schritte S3 und S17 erfolgen. Vorzugsweise währt Schritt S17
einige Minuten gefolgt von Schritt S3, insbesondere unter Aufsicht. Vorteilhaft kann
einem unbeabsichtigten bestimmungswidrigen Spüllösungsaustritt begegnet werden.
[0041] Durch den Schritt S17 kann die in der Rohrleitung befindliche Spüllösung auf die
Rohrleitung einwirken, um das Ergebnis der Reinigung zu verbessern. Während Schritt
S17 können vorteilhaft Teile der Spüllösung in tote Arme der Rohrleitung diffundieren
und zu deren Reinigung beitragen. Das Zeitintervall Δt, während welchen Schritt S3
unterbrochen ist, kann zwischen 10 s und 600 s betragen, bevorzugt zwischen 60 s und
180 s. Dadurch kann die Spüllösung besser auf die Rohrleitung einwirken.
[0042] Das Verfahren zum Spülen einer Rohrleitung mit der erfindungsgemäßen Spülvorrichtung
kann in Abhängigkeit von der konkreten Anwendung mit jedweder geeigneten Spüllösung
bzw. mit jedwedem geeigneten Spülmittel durchgeführt werden. Der Fachmann wird eine
geeignete Spüllösung bzw. ein geeignetes Spülmittel für den jeweiligen Einsatzzweck
in geeigneter Weise auswählen. Die Spüllösung bzw. das Spülmittel kann ein Oxidationsmittel
oder Desinfektionsmittel, tensidische, alkalische oder saure sowie komplexierende
Reinigungsmittel aufweisen. Die Spüllösung bzw. das Spülmittel kann als aktiven Inhaltsstoff
vorteilhaft eine oder mehrere Substanzen enthalten, ausgewählt aus der Gruppe, z.B.
Chlordioxid, Wasserstoffperoxid, Ozon, Kaliumpermanganat, Hypochlorit oder Chlor sowie
nichtionische, kationische oder anionische Tenside, Basen wie Natronlauge oder Säuren
wie Zitronensäure, Komplexbildner wie Amidosulfonsäure EDTA, NTA, usw... Gemäß einer
Weiterbildung des Verfahrens enthält die Spüllösung bzw. das Spülmittel Chlordioxid
(ClO
2). Wässrige Lösungen von Chlordioxid finden aufgrund der hohen Oxidationskraft des
Chlordioxids Verwendung zum Bleichen, Desinfizieren und Desodorieren, insbesondere
in der Wasseraufbereitungstechnik. Lösungen von Chlordioxid galten bisher jedoch im
Allgemeinen als schwer handhabbar, da gasförmiges Chlordioxid aus Lösungen leicht
entweicht und dieses in höheren Konzentrationen explosiv ist. Daher wurden Chlordioxidlösungen
für die vorstehend genannten Anwendungen üblicherweise nicht als fertige Lösungen
vertrieben, sondern erst bei Bedarf, d.h. vor Ort, frisch hergestellt und angewendet.
[0043] Zwischenzeitlich sind jedoch auch lager- und transportfähige Chlordioxidlösungen
mit vergleichsweise hoher Chlordioxid-Konzentration kommerziell verfügbar. Dies bedeutet,
dass es nunmehr nicht mehr notwendig ist, eine zum Spülen geeignete Chlordioxidlösung
(d.h. eine Chlordioxidlösung mit höherer Konzentration) vor Ort herzustellen. Vielmehr
kann als Spülmittel auch eine gebrauchsfertige Lösung verwendet werden. Derartige
Chlordioxidlösungen und ein Verfahren zu deren Herstellung sind in der internationalen
Patentanmeldung
WO-A-2012/084247 beschrieben, auf die hiermit vollumfänglich Bezug genommen wird. Besonders bevorzugt
wird das erfindungsgemäße Verfahren zum Spülen einer Rohrleitung mit den in der internationalen
Patentanmeldung
WO-A-2012/084247 beschriebenen Chlordioxidlösungen durchgeführt.
[0044] Gemäß einer Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird als Spülmittel eine
Chlordioxidlösung verwendet, welche Chlordioxid in einer Menge von etwa 0,1 bis etwa
4,5 Gew.-%, bevorzugt im Bereich von etwa 0,3 bis etwa 2 Gew.-%, besonders bevorzugt
im Bereich von etwa 0,3 bis etwa 0,6 Gew.-% oder im Bereich von etwa 0,6 bis etwa
1 Gew.-% enthält. Diese Chlordioxidlösung kann beispielsweise durch ein Verfahren
hergestellt werden, welches (a) das Bereitstellen von Chlorit, (b) das Bereitstellen
von Peroxodisulfat, und (c) das Vereinigen von Chlorit und von Peroxodisulfat in einem
wässrigen System und in einem molaren Verhältnis von Peroxodisulfat zu Chlorit [S
2O
82-] / [ClO
2-] von größer als 1 unter Bildung der wässrigen Chlordioxidlösung umfasst, wobei zur
Herstellung der wässrigen Chlordioxidlösung kein zusätzlicher Puffer zugegeben wird.
Durch Zugabe dieser Chlordioxidlösung als Spülmittel zu der Rohrleitung wird die Spüllösung
erhalten.
[0045] Die vorliegende Erfindung betrifft ferner die Verwendung der erfindungsgemäßen Spülvorrichtung
mit einer Spüllösung, welche Chlordioxid enthält. Gemäß einer Weiterbildung kann wieder
die in der internationalen Patentanmeldung
WO-A-2012/084247 beschriebene Chlordioxidlösung als Spülmittel verwendet werden. Vorzugsweise ist
das Chlordioxid-enthaltende Spülmittel eine Chlordioxidlösung, welche Chlordioxid
in einer Menge von etwa 0,1 bis etwa 4,5 Gew.-%, bevorzugt im Bereich von etwa 0,3
bis etwa 2 Gew.-%, besonders bevorzugt im Bereich von etwa 0,3 bis etwa 0,6 Gew.-%
oder im Bereich von etwa 0,6 bis etwa 1 Gew.-% enthält. Gemäß einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform ist die Chlordioxid-enthaltende Spüllösung (also das Spülmittel zusammen
mit dem Wasser aus der Rohrleitung) eine Chlordioxidlösung, welche Chlordioxid in
einer Menge von etwa 1 bis etwa 2000 mg/l, vorzugsweise von etwa 6 bis etwa 100 mg/l,
noch bevorzugter im Bereich von etwa 10 bis etwa 70 mg/l enthält. Gemäß einer Weiterbildung
ist eine Verwendung zur Desinfektion, insbesondere zur Desinfektion von Trink- und
Badewässern, zur Oxidation, zum Desodorieren, zur Aufbereitung von Brauch- und Abwässern
und/oder zur Entfernung von Biofilmen, Legionellen oder anderen Keimen in Trinkwasseranlagen,
Klimaanlagen, Rückkühlwerken, Wasseraufbereitungsanlagen, Boilern oder Pools bevorzugt.
[0046] Ein Verfahren entsprechend einem weiteren Aspekt der Erfindung, welches vorzugsweise
mit der Spülvorrichtung gemäß dem ersten Aspekt durchführbar ist, dient zum Spülen
einer Rohrleitung mit einer Spüllösung und weist die folgenden Schritte auf:
- S26
- Zugeben, insbesondere mengenproportional, des Spülmittels, welches Chlordioxid in
einer Menge oder Konzentration von etwa 0,1 bis etwa 4,5 Gew.-%, bevorzugt im Bereich
von etwa 0,3 bis etwa 2 Gew.-%, besonders bevorzugt im Bereich von etwa 0,3 bis etwa
0,6 Gew.-% oder im Bereich von etwa 0,6 bis etwa 1 Gew.-% enthält, in die Rohrleitung,
wobei die Spüllösung durch Vermischen des Spülmittels mit dem in der Rohrleitung geführten
Wasser erhalten wird,
- S28
- Vergleichen der Chlordioxid-Konzentration K1 in der Spüllösung direkt nach Zugabe
des Spülmittels mit der Chlordioxid-Konzentration K2 der aus der Rohrleitung austretenden
Spüllösung, insbesondere während die Spüllösung durch die Rohrleitung fließt, vorzugsweise
Ändern der Chlordioxid-Konzentration K1, vorzugsweise Dokumentieren der Chlordioxid-Konzentration
K1 und/oder K2,
- S29
- Beenden des Spülens, wenn das Verhältnis der Chlordioxid-Konzentration K2 geteilt
durch die Chlordioxid-Konzentration K1 größer als 0,5 oder größer als 0,8 ist.
[0047] Während Schritt S26 kann das Spülmittel aus einem tragbaren Behälter oder Fass in
die Rohrleitung gegeben werden. Damit kann vorteilhaft das Bereitstellen des Spülmittels
am Ort der Reinigung vereinfacht sein.
[0048] Während Schritt S26 kann dem Spülmittel während eines Zeitintervalls von etwa 120
s bis 720 s Gelegenheit zum Einwirken auf die Rohrleitung sowie insbesondere für Diffusionsvorgänge
eines Wirkstoffs des Spülmittels in eine Totleitung gegeben werden. Vorteilhaft kann
die Reinigung der Rohrleitung, insbesondere der Totleitung, verbessert sein.
[0049] Die Chlordioxid-Konzentration K1 in der Spüllösung direkt nach Zugabe des Spülmittels
stellt die Chlordioxid-Anfangskonzentration vor dem Spülvorgang dar. Diese kann aus
der Menge bzw. dem Volumenstrom sowie der Konzentration des zugegebenen Chlordioxid-Spülmittels
sowie dem Volumenstrom des Wassers in der zu reinigenden Rohrleitung berechnet werden.
Alternativ kann die Chlordioxid-Konzentration auch experimentell bestimmt werden.
Dazu wird eine Probe der Spüllösung am Anfang der Rohrleitung entnommen und durch
geeignete Messmethoden untersucht. Vorzugsweise erfolgt die Probenentnahme nach einer
definierten Mischstrecke (beispielsweise 1 m) nach dem Ort der Zugabe des Spülmittels.
Die Chlordioxid-Konzentration der Spüllösung K1 beträgt vorzugsweise 1 bis 2000 mg/l,
besonders bevorzugt 6 bis 100 mg/l, noch bevorzugter 10 bis 70 mg/l. Für die experimentelle
Bestimmung kann der Rohrleitung insbesondere vor Schritt S26 eine Mischstrecke vorgeschaltet
werden, in welche das Chlordioxid-haltige Spülmittel zugegeben wird. Durch die Mischstrecke
können die Durchführung des Schritts S26 und/oder das Erfassen der Chlordioxid-Konzentration
K1 vereinfacht sein. Der Schritt S29 kann ein Nachspülen mit einer gegenüber Schritt
S26 verringerten Fließgeschwindigkeit der Spüllösung beinhalten. Die Dauer des Nachspülens
kann proportional zu einer der Chlordioxid-Konzentrationen K1, K2 sein. Vorzugsweise
kann das Nachspülen während mehrerer Stunden erfolgen. Diese Weiterbildung des Schrittes
S29 kann durch ein Diffundieren von Chlordioxid in Bereiche der Rohrleitung, welche
von der Spüllösung nicht unmittelbar durchströmt werden können, beispielsweise Totleitungen,
eine verbesserte Reinigung der Rohrleitung ermöglichen.
[0050] Gemäß diesem Aspekt des Verfahrens kann die Reinigung einer Rohrleitung effektiver
erfolgen. Das Verfahren kann einen oder mehrere der folgenden Vorteile bieten:
- Schnelles und sicheres Abtöten aller Mikroorganismen,
- Die Desinfektionsarbeiten beschränken sich zumeist auf einen Arbeitstag (Sperrung
der Trinkwasserentnahme), es entstehen somit fast keine Versorgungsengpässe mit Frischwasser
z.B. in Wohngebäuden,
- Verkeimungen und ein Biofilm an einer Innenwand der Rohrleitung werden sicher entfernt,
somit ist der Wiederbewuchs abhängig von der Biofilmbildung,
- Totvolumina bzw. Totleitungen werden in ausreichendem Umfang mit desinfiziert,
- Kaltwasserleitungen werden standardmäßig mit desinfiziert,
- Die gebrauchte Spüllösung kann über die Kanalisation entsorgt werden,
- Das Chlordioxid kann nach Abschluss der Desinfektion schnell und einfach aus dem Leitungssystem
heraus gespült werden,
- Es können alle an den Zapfstellen verbaute Teile und Geräte wie beispielsweise Perlatoren,
Schläuche, Duschköpfe, Heißwassergeräte, Spül- und Waschmaschinen mit desinfiziert
werden, ohne abgebaut werden zu müssen.
Ausführungsbeispiele
[0051] Weitere Vorteile, Merkmale und Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung können
den Ausführungsbeispielen entnommen werden. Es zeigen:
Figur 1 schematisch und perspektivisch eine bevorzugte Ausführung der Spülvorrichtung,
Figur 2 schematisch eine andere Ansicht der Spülvorrichtung der Figur 1.
[0052] Figur 1 zeigt schematisch und perspektivisch eine Weiterbildung der Spülvorrichtung
1. Das Grundelement 2 weist eine topfförmige Wandung 4 und ein Deckelelement 21 auf,
welches mit der Wandung insbesondere formschlüssig verbindbar ist, insbesondere mit
wenigstens einem Rastmittel. Diese Ausbildung des Grundelements gestattet die Herstellung
mit einem Spritzgussverfahren oder mit einem dreidimensionalen Druckverfahren. Beim
Urformen insbesondere des Grundelements können Gewinde, Löcher und/oder Rastelemente
für das Ergänzungselement, für Stützeinrichtungen, für eine Gewindestange, für Haftelemente
etc. erzeugt werden, welche eine kostengünstigere Vervollständigung zur Spülvorrichtung
ermöglichen können.
[0053] Aus der Grundfläche des Grundelements erstrecken sich das erste Verbindungselement
9 als ringförmiger Steg und ein Abschnitt des ebenfalls als Steg ausgebildeten zweiten
Verbindungselements 13. Im Gebrauchszustand der Spülvorrichtung ist die Grundfläche
einem Abfluss zugewandt und das Deckelelement ist am oberen Ende des Grundelements
angeordnet. Das erste Verbindungselement umgibt die Ablassöffnung 7 in der Grundfläche
des Grundelements.
[0054] Zwei oder mehrere Stützeinrichtungen 22, 22a können mit der Wandung mit Rastmitteln
verbunden werden. Die Stützeinrichtungen können Saugnäpfe aufweisen. Gewindestangen
können durch Innengewinde der Stützeinrichtungen geführt sein. Die Stützeinrichtungen
können mit einem Spritzgussverfahren oder mittels eines dreidimensionalen Druckverfahrens
hergestellt sein. Beim Urformen des Stützelements können Gewinde, Löcher und/oder
Rastelemente für eine Gewindestange, für Haftelemente etc. erzeugt werden, welche
eine kostengünstigere Vervollständigung zur Spülvorrichtung ermöglichen können.
[0055] Das Ergänzungselement 10 ist mit dem Grundelement mechanisch verbindbar, insbesondere
mit Rastmitteln, und weist einen Abschnitt des zweiten Verbindungselements 13 auf.
Wenn das Ergänzungselement mit dem Grundelement mechanisch verbunden ist, dann erstrecken
sich die Grundfläche des Grundelements und die Basisfläche des Ergänzungselements
in derselben Ebene und das zweite Verbindungselement 13 bildet einen ringförmigen
Steg mit einem größeren Innendurchmesser als der des ersten Verbindungselements.
[0056] Zwei als Rohrstutzen 15 ausgebildete Leitungsanschlusselemente erstrecken sich aus
dem Deckelelement. Das Deckelelement weist zudem zwei Entnahmeöffnungen 8, 8a auf.
Zwei Kernelemente 14, 14a weisen Wulste auf, welche zum Klemmen einer Zuleitung in
nicht dargestellte Ausnehmungen der Rohrstutzen 15 eingreifen können.
[0057] Figur 2 zeigt schematisch eine andere Ansicht der Spülvorrichtung der Figur 1. Nachfolgend
wird insbesondere auf in der Figur 1 nicht sichtbare Bestandteile der Spülvorrichtung
eingegangen. In Innenraum 3 des Grundelements ist die Trennwandung angeordnet, welche
den Innenraum in zwei Teilräume unterteilt und mit der Wandung fluiddicht, insbesondere
stoffschlüssig verbunden ist.
[0058] Zudem weist die Spülvorrichtung zwei Fluidleitelemente 18 auf, welche im Innenraum
benachbart zu den Rohrstutzen angeordnet sind. Die Fluidleitelemente können mit der
Wandung des Grundelements und/oder der Trennwandung mechanisch, insbesondere stoffschlüssig
verbunden sein. Die Fluidleitelemente weisen jeweils eine Prallfläche auf und diese
Prallfläche bildet mit einer Querschnittsfläche, der Eintrittsöffnung oder der Längsachse
des benachbarten Rohrstutzens einen Winkel zwischen 80° und 20° auf. Im Gebrauchszustand
der Spülvorrichtung kann die Prallfläche bis zu etwa 50° gegenüber der Waagerechten
geneigt sein. Bevorzugt ist die Prallfläche im Gebrauchszustand in etwa waagerecht
angeordnet.
[0059] Um die Ablassöffnung kann sich im Innenraum ein Hindernis oder Steg erstrecken, welcher
zum Aufstauen der Spüllösung und/oder dem Entnehmen einer Probe der Spüllösung dienen.
[0060] Um Proben nehmen zu können, kann in der Spülvorrichtung laufend ein Teil der durchströmenden
Spüllösung angestaut werden, die dann zur Probennahme z.B. per Spritze abgesaugt werden
kann. Die Spülvorrichtung kann sich dicht auf einen Abfluss aufsetzen lassen, sodass
die durch ein Loch im Boden des Grundelements austretende Spüllösung ohne Kontakt
zur Umgebung direkt in den Abfluss fließen kann. Um die Dichtigkeit zwischen dem Grundelement
und Abfluss z.B. eines Waschbeckens herzustellen wird vom Boden des Grundelements
ein als flexibler schaumstoffartiger Kunststoffring ausgebildetes Dichtelement auf
das Waschbecken gedrückt. Der Kunststoffring muss dabei weich genug sein um sich der
individuellen Form des jeweiligen Waschbeckens anzupassen. Der Anpressdruck lässt
sich dadurch aufbauen, dass sich die Spülvorrichtung mittels Saugnäpfen auf der Oberfläche
des Waschbeckens festsaugt. Das Grundelement oder die Stützeinrichtung, insbesondere
der zweite Schenkel, kann mit einem Gewicht belastet werden, welches zum lösbaren
Verbinden der Stützeinrichtung mit der den Abfluss aufweisenden Fläche dient. Das
Eigengewicht der Stützeinrichtung selbst kann zum lösbaren Verbinden der Stützeinrichtung
mit der den Abfluss aufweisenden Fläche dienen, insbesondere wenn die den Abfluss
aufweisende Fläche rauer ist.
[0061] Um die Spüllösung nach Austritt aus der Zapfstelle ohne Kontakt zur Umgebung unmittelbar
in die Spülvorrichtung über den Abfluss zu leiten, wird zwischen Zapfstelle und dem
Rohrstutzen eine als flexibler Folienschlauch ausgebildete Zuleitung angelegt. Der
Folienschlauch wird über die Zapfstelle gezogen (z.B. komplett über einen Duschkopf)
und mittels Kabelbinder fixiert. Das andere Ende des Folienschlauches wird mit dem
Kernelement in dem Rohrstutzen festgequetscht. Durch das Festsaugen der Saugnäpfe
am Untergrund erhält die Spülvorrichtung auch die notwendige Standfestigkeit, um Zugkräften
durch eventuell längere Folienschläuche widerstehen zu können.
[0062] Eine bevorzugte modular aufgebaute Spülvorrichtung weist auf:
- Das Grundelement mit zwei Staukammern bzw. Teilräumen und der Möglichkeit, zwei höhenverstellbare
Saugnäpfe unter dem Boden einzuschrauben. Auf zwei unterschiedlich großen kreisförmigen
Stegen bzw. Verbindungselementen unter dem Boden lassen sich entweder kleine oder
große Kunststoffringe bzw. Dichtelemente zur Abdichtung aufstecken.
- Wahlweise ein Ergänzungselement zum Anbau an das Grundelement, um die Bodenfläche
des Grundelements zu vergrößern. Nach dem Verbinden des Ergänzungselements mit dem
Grundelement lässt sich unter dieser Kombination ein größerer Kunststoffring zur Abdichtung
größerer Abläufe aufstecken. Das Ergänzungselement wird durch Einrasten mit dem Grundelement
verbunden.
- Um den größeren Kunststoffring verwenden zu können, müssen die Saugnäpfe weiter nach
außen verlegt werden. Hierzu können zur Verbreiterung an das Grundgefäß rechts und
links jeweils eine Stütze bzw. Stützeinrichtung mit Saugnäpfen befestigt werden. Die
Saugnäpfe, die unmittelbar mit dem Grundgefäß verbunden sind, müssen hierfür entfernt
werden. Die Stützeinrichtungen werden durch Einrasten mit dem Grundgefäß verbunden.
- Ein Deckelelement mit entweder einem oder zwei Einlauftrichtern bzw. Rohrstutzen.
Das Deckelelement enthält auch Öffnungen zur Probennahme und wird von Klammern auf
dem Grundelement gehalten.
- Ein hohles, kegelförmiges Kernelement, um den Folienschlauch in dem Rohrstutzen festquetschen
zu können.
- Flexible schaumstoffartige Kunststoffringe bzw. Dichtelemente, die zur Abdichtung
zwischen dem Boden des Grundelements und Abfluss vom Gefäß auf den Abfluss gedrückt
werden.
[0063] Im industriellen Umfeld können z.B. bei Waschrinnen in Umkleideräumen auf einen Abfluss
drei Zapfstellen kommen. Für diese Situation können das Grundelement drei Staukammern
bzw. Teilräume und das Deckelelement drei Einlauftrichter bzw. Rohrstutzen aufweisen.
[0064] Ein bevorzugtes Spülverfahren, welches vorteilhaft ohne oder mit der erfindungsgemäßen
oder weitergebildeten Spülvorrichtung betrieben werden kann, weist folgende Schritte
auf:
- S21
- Vollständige Aufnahme des Leitungssystems,
- S22
- Erfassung aller Entnahmestellen inkl. stillgelegter Zapfstellen, Maschinenanschlüsse
(Spülmaschine, Waschmaschine, Kaffeeautomat, etc.)
- S23
- Einhausung der Entnahmestellen wie Wasserhähne, Duschen, Zapfstellen, aber auch Bidet,
Toiletten, Urinale, etc., insbesondere Überspannen einer Toilette oder eines Bidet
oder eines Urinals mit einer Folie,
- S24
- Einbau einer Dosierstation mit Rohrtrenner und Dosierinjektor, Mischstrecke, etc.
möglichst am Anfang des Trinkwassersystems, z. B. nach der städtischen Wasseruhr,
vorzugsweise Installation einer mobilen Schalttafel, vorzugsweise weist die Mischstrecke
an einem ersten Ende den Dosierinjektor für das Spülmittel und an einem zweiten Ende
eine Probeentnahmestelle zur Bestimmung der Konzentration an aktivem Inhaltsstoff
auf,
- S25
- Beginn des Spülprozesses ohne die Spüllösung und Dichtigkeitsprüfung aller Auslässe,
photometrische Prüfung des Nullwertes (Hauswasser),
- S26
- Beginn der mengenproportionalen Eindosierung des Spülmittels, welches Chlordioxid
aufweist, Einstellung eines Zielwertes mit analytischer Überprüfung dieses Wertes
unmittelbar nach der Mischstrecke,
- S27
- Stetige kontinuierliche oder diskontinuierliche Entnahme an allen Entnahmestellen
bis das deutlich gelb gefärbte Spülwasser überall reichlich austritt,
- S28
- Überprüfung an den Entnahmestellen auf Zehrung von Chlordioxid, dazu Vergleich des
Messwertes nach der Mischstrecke mit dem Wert an der Entnahmestelle, ggfs. auch Veränderung
der Konzentrationen von Chlordioxid, Dokumentation,
- S29
- Nachspülphase nach Ende der Zehrungsprozesse, i.d.R. je nach Konzentration an Chlordioxid
mehrstündig, um dem Chlordioxid Gelegenheit zu geben auch in Bereiche hinein zu diffundieren,
die von der Spülflüssigkeit nicht unmittelbar durchströmt werden können(z.B. Totleitungen).
Während der Nachspülphase sollte zumindest eine geringe Fließgeschwindigkeit im Rohrleitungssystem
gegeben sein,
- S30
- Stoppen der Dosierung von Chlordioxid,
- S31
- Spülen des Trinkwassersystems mit Frischwasser und analytische Überprüfung der Chlordioxidkonzentration
an den Entnahmestellen sowie Freigabe dieser nach Erreichung des Zielwertes (Chlordioxidkonzentration
<0,2mg/l), Dokumentation,
- S32
- Rückbau der Dosierstelle sowie Rückbau der Einhausungen,
- S33
- Freigabe der Anlage für den vorgesehenen Gebrauch,
- S34
- Beauftragung von mikrobiologischen Untersuchungen zur Überprüfung des Spülresultates
je nach gesetzlicher Vorgaben z.B. nach 4 Wochen, 1 Jahr.
[0065] Die vollständige Erfassung der Entnahmestellen ist von Bedeutung. An allen Entnahmestellen
ist ein Auslaufsystem zur Kapselung der Wasserentnahme erforderlich. Dabei sind auch
Entnahmestellen zu berücksichtigen, die evtl. bereits rückgebaut wurden oder nicht
mehr der regelmäßigen Nutzung unterliegen. Die Kapselung erfolgt mit einem flexiblen
Schlauchsystem, hier mit einem PE-Folienschlauch, der in unserem speziell dafür angefertigten
Anschlusssystem eingespannt wird.
[0066] Die Dosierstation wird unmittelbar hinter der Wasseruhr eingebaut. Die Station ist
entsprechend der Vorgaben der Trinkwasseraufbereiter im Umgang mit Trinkwasser mit
einem Systemtrenner, Dosierlanze und Mischstrecke ausgestattet.
[0067] Vor Beginn der Spülarbeiten wird die Heizung zur Warmwasserzubereitung abgestellt.
Das zu behandelnde Wasser sollte vorzugsweise Trinkwassertemperatur (<=20°C) besitzen.
Das Verfahren kann aber auch bei höheren Temperaturen angewendet werden. Das ankommende
Frischwasser wird nach dem städtischen Wasserzähler in der Dosierstation mit Chlordioxid
beaufschlagt. Dazu werden im ersten Schritt die entferntesten Entnahmestellen geöffnet
und so lange Wasser laufen gelassen, bis Chlordioxid zu messen ist. Dem Wasserstrom
wird das Chlordioxid mengenproportional beigemengt, die Mischung in einer Mischstrecke
homogenisiert und dann den Entnahmestellen zugeführt. Beigemischt wird z.B. eine handelsübliche
0,6% Chlordioxidlösung mit dem Handelsnamen Clorious2 aus einem 200l-Vorratsfass oder
30l- Gebinde.
[0068] Die fest eingestellte Konzentration wird photometrisch bestimmt. Sie ist Maßstab
für die Konzentration, die nach Durchlaufen des Leitungsnetzes an den Entnahmestellen
wiedergefunden werden sollte. Anschließend werden in regelmäßigen Abständen photometrische
Messungen an allen Zapfstellen (Kalt- u. Warmwasser) vorgenommen, bis dass an allen
Entnahmestellen überall die Desinfektionslösung ohne Zehrung wiederzufinden ist. Die
Zapfstellen werden hierzu, nachdem die gelbe Desinfektionslösung reichlich gezapft
wurde, wieder geschlossen und dann alle paar Minuten geöffnet. Tritt die Desinfektionslösung
dann, zum Teil erst nach mehrmaliger Wiederholung, ohne Zehrung aus einer Zapfstelle
aus, kann daraus geschlossen werden, dass das System keine Zehrung mehr aufweist,
also die Inhaltsstoffe des Wassers wie Mikroorganismen und Biofilm in der Leitung
mit dem Chlordioxid abreagiert haben und somit oxidiert (bestenfalls entfernt) wurden.
[0069] Um auch eventuell vorhandene Totleitungen (siehe oben) zu erfassen und zu desinfizieren
ist nun eine zusätzliche Einwirkzeit von mehreren Stunden (erfahrungsgemäß ca. 2-3h
je nach Chlordioxidkonzentration) einzuhalten, wobei in allen Leitungen eine geringe
Fließbewegung erhalten bleiben sollte. Gegebenenfalls kann der Spülvorgang mit Luftzugabe
unterstützt werden. Nach dieser Einwirkzeit können die Leitungen mit Frischwasser
wieder frei gespült werden. Durch photometrische Messungen an allen Zapfstellen wird
sichergestellt, dass sich kein Desinfektionslösung mehr in dem Trinkwassersystem befindet,
d.h. an allen Entnahmestellen wird Trinkwasserqualität (Einlass = Auslass) gemessen.
Alle Messwerte werden protokolliert, um den Verlauf der Arbeiten dokumentieren zu
können.
[0070] Grundsätzlich ist das oben geschilderte Spülverfahren in allen Trinkwassersystemen
anwendbar, beispielsweise auch auf Schiffen, Booten, in Fahrzeugen, Zügen, Flugzeugen,
aber auch Trinkwassertanks oder Überlandleitungen, Kanalsystemen, Betriebsnetzen,
Kühlanlagen etc.. Die Entsorgung des Spülwassers kann problemlos über die Abwasserleitung
in die Kanalisation erfolgen. Das Wasser stellt selbst bei hohen Restkonzentrationen
an Chlordioxid keine Gefahr für die Kanalisation dar. Restmengen an Oxidationsmittel
werden dort schnell gezehrt. Kläranlagen erfahren keinerlei Auswirkungen. Nach Zehrung
entsteht in sehr geringen Mengen Chlorid und Sulfat.
Bezugszeichen
[0071]
- 1
- Spülvorrichtung
- 2
- Grundelement
- 3
- Innenraum
- 4
- Wandung
- 5
- Leitungsanschlusselement
- 6
- Dichtelement
- 7
- Ablassöffnung
- 8
- Entnahmeöffnung
- 9
- erstes Verbindungselement
- 10
- Ergänzungselement
- 11
- Basisfläche
- 12
- Grundfläche
- 13
- zweites Verbindungselement
- 14
- Kernelement
- 15
- Rohrstutzen
- 16
- Trennwandung
- 17a, 17b
- Teilraum
- 18
- Fluidleitelement
- 19
- Zuleitung
- 20
- Trennwandungsabschnitt
- 21
- Deckelelement
- 22
- Stützeinrichtung
1. Spülvorrichtung (1) zum Aufnehmen einer Spüllösung aus einer Rohrleitung, wobei die
Spülvorrichtung aufweist:
ein Grundelement (2), mit einem Innenraum (3) zum Aufnehmen der Spüllösung und mit
einer Wandung (4) zur Begrenzung des Innenraums gegenüber der Umgebung,
wenigstens ein für die Spüllösung durchlässiges Leitungsanschlusselement (5), welches
in der Wandung angeordnet und zum Verbinden mit einer die Spüllösung führenden Zuleitung
ausgestaltet ist,
ein Dichtelement (6), welches mit der Wandung mechanisch verbindbar und ausgestaltet
ist, einen Raum zwischen dem Grundelement und einem Abfluss, in welchen die Spüllösung
aus dem Innenraum überführt werden kann, gegenüber der Umgebung zu begrenzen.
2. Spülvorrichtung gemäß Anspruch 1, wobei
die Wandung des Grundelements eine Ablassöffnung (7) für die Spüllösung aufweist,
wobei die Ablassöffnung vorgesehen ist, benachbart zu dem Abfluss angeordnet zu werden,
und/oder
das Grundelement wenigstens eine verschließbare Entnahmeöffnung (8) aufweist, welche
in der Wandung angeordnet ist und durch welche dem Innenraum eine Probe entnommen
werden kann, und/oder
das Grundelement ein erstes Verbindungselement (9) zum Abstützen des Dichtelements
aufweist, wobei das erste Verbindungselement sich benachbart zu der Ablassöffnung
erstreckt.
3. Spülvorrichtung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, aufweisend
ein Ergänzungselement (10), welches eine Basisfläche (11) aufweist und mit dem Grundelement
derart mechanisch verbindbar ist, dass die Basisfläche und eine Grundfläche (12) des
Grundelements in einer gemeinsamen Ebene angeordnet sind, wenn das Ergänzungselement
mit dem Grundelement mechanisch verbunden ist, und ein zweites Verbindungselement
(13), welches zum Abstützen des Dichtelements ausgestaltet ist und sich entlang der
Grundfläche und der Basisfläche erstreckt.
4. Spülvorrichtung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
mit wenigstens einem für die Spüllösung durchlässigen Kernelement (14), welches in
die Zuleitung einsetzbar ist,
wobei das Leitungsanschlusselement wenigstens einen Rohrstutzen (15) aufweist, welcher
sich aus der Wandung des Grundelements erstreckt und welcher ein erstes Ende der Zuleitung
aufnehmen kann,
wobei das Leitungsanschlusselement bzw. einer der Rohrstutzen gemeinsam mit einem
der Kernelemente zum Klemmen der Zuleitung ausgestaltet ist.
5. Spülvorrichtung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
mit einer Trennwandung (16), welche mit der Wandung fluiddicht verbindbar und ausgestaltet
ist, den Innenraum wenigstens in einen ersten Teilraum (17a) und einen zweiten Teilraum
(17b) zu unterteilen, und/oder
mit einem Fluidleitelement (18), welches zum Umlenken der durch das Leitungsanschlusselement
in den Innenraum eintretende Spüllösung ausgestaltet und im Innenraum angeordnet ist.
6. Spülvorrichtung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, mit der Zuleitung (19),
welche zum Führen der Spüllösung ausgestaltet ist, welche mit der Rohrleitung und
dem Leitungsanschlusselement fluidleitend verbindbar ist, welche ausgestaltet ist,
einem Austritt der Spüllösung aus der Rohrleitung in die Umgebung zu begegnen.
7. Verfahren zum Spülen einer Rohrleitung mit einer Spülvorrichtung gemäß einem der vorhergehenden
Ansprüche, aufweisend die Schritte:
S1 Anordnen der Spülvorrichtung benachbart zu dem Abfluss derart, dass die Spüllösung
aus dem Grundelement in den Abfluss überführt werden kann,
S2 Anordnen des Dichtelements um den Raum zwischen der Wandung und dem Abfluss,
S3 Spülen der Rohrleitung mit der Spüllösung,
S4 Überführen der Spüllösung aus dem Innenraum in den Abfluss durch den mit dem Dichtelement
begrenzten Raum zwischen der Wandung und dem Abfluss.
8. Verfahren gemäß Anspruch 7, wobei die Spüllösung Chlordioxid enthält.
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, wobei die Chlordioxid enthaltende Spüllösung eine Chlordioxidlösung
ist, welche Chlordioxid in einer Menge von etwa 1 bis etwa 2000 mg/l, vorzugsweise
von etwa 6 bis etwa 100 mg/l, noch bevorzugter im Bereich von etwa 10 bis etwa 70
mg/l enthält.
10. Verfahren zum Spülen einer Rohrleitung mit einer Spüllösung, aufweisend die Schritte:
S26 mengenproportionales Zugeben eines Spülmittels, welches Chlordioxid in einer Menge
von etwa 0,1 bis etwa 4,5 Gew.-%, bevorzugt im Bereich von etwa 0,3 bis etwa 2 Gew.-%,
besonders bevorzugt im Bereich von etwa 0,3 bis etwa 0,6 Gew.-% oder im Bereich von
etwa 0,6 bis etwa 1 Gew.-% enthält, in die Rohrleitung, wobei die Spüllösung durch
Vermischen des Spülmittels mit dem in der Rohrleitung geführten Wasser erhalten wird,
S28 Vergleichen der Chlordioxid-Konzentration K1 in der Spüllösung direkt nach Zugabe
des Spülmittels mit der Chlordioxid-Konzentration K2 der aus der Rohrleitung austretenden
Spüllösung, insbesondere nach Schritt S26,
S29 Beenden des Spülens, wenn das Verhältnis der Chlordioxid-Konzentration K2 geteilt
durch die Chlordioxid-Konzentration K1 größer als 0,5 oder größer als 0,8 ist.
11. Verwendung der Spülvorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6 mit einer Spüllösung,
welche Chlordioxid enthält.
12. Verwendung gemäß Anspruch 11, wobei die Chlordioxid-enthaltende Spüllösung eine Chlordioxidlösung
ist, welche Chlordioxid in einer Menge von etwa 1 bis etwa 2000 mg/l, vorzugsweise
von etwa 6 bis etwa 100 mg/l, noch bevorzugter im Bereich von etwa 10 bis etwa 70
mg/l enthält.
13. Verwendung gemäß Anspruch 11 oder 12 zur Desinfektion, insbesondere zur Desinfektion
von Trink- und Badewässern, zur Oxidation, zum Desodorieren, zur Aufbereitung von
Brauch- und Abwässern und/oder zur Entfernung von Biofilmen, Legionellen oder anderen
Keimen in Trinkwasseranlagen, ,Rückkühlwerken, Klimaanlagen, Wasseraufbereitungsanlagen,
Boilern oder Pools.