[0001] Die Erfindung betrifft eine Kokille zum Gießen eines konturierten Metallgegenstands,
umfassend wenigstens zwei lösbar miteinander verbindbare Kokillenteile mit jeweils
wenigstens einem Formnest, wobei sich die Formnester bei geschlossener Kokille zu
einer Kavität mit einem längs einer Achse variierenden Volumen mit einer oder mehreren
Hinterschneidungen ergänzen und längs einer ebenen oder freigeformten Trennebene voneinander
lösbar sind.
[0002] Zum Gießen eines Metallgegenstandes aus einer Schmelze werden üblicherweise Kokillen
verwendet. Diese definieren über eine Kavität, die über die Formnester der lösbar
miteinander verbindbaren Kokillenteile definiert wird, die Kontur des fertigen, gegossenen
Metallgegenstands. Die Schmelze wird in die Kokille gegossen, wonach sie erstarrt.
Zwar können eine Vielzahl unterschiedlicher Metalle oder Metalllegierungen durch einen
Kokillenguss verarbeitet werden, jedoch gibt es Werkstoffgruppen, die schlechte Gießeigenschaften
aufweisen, wobei sich insbesondere Probleme ergeben, wenn der konturierte Metallgegenstand
eine über seine Längsachse variierende Volumenverteilung mit einer oder mehreren Hinterschneidungen
aufweist.
[0003] Ein Beispiel für eine solche schlecht gießbare Werkstoffgruppe ist die der Titanaluminide.
Die Werkstoffgruppe der Titanaluminide bietet aufgrund ihrer geringen Dichte von etwa
4 g/cm
3 und der guten Hochtemperatureigenschaften das Potential, Superlegierungen in ihrem
Einsatzgebiet als Werkstoff für hochbelastete Bauteile in Kolbenmaschinen und Gasturbinen,
insbesondere Schaufeln, zu ersetzen und gleichzeitig einen Gewichtsvorteil zu erzielen.
Aufgrund der schlechten Gießeigenschaften dieser Werkstoffe ist es nicht möglich,
komplex konturierte Bauteile über einen Kokillenguss herzustellen. Aus diesem Grund
werden solche Bauteile zumeist über eine kombinierte Guss-/Schmiederoute hergestellt.
Diese umfasst den Guss eines Halbzeugs mit rotationssymmetrischer, meist zylindrischer
oder konischer Geometrie in einer metallischen Dauerform, also die Herstellung eines
geometrisch sehr einfach konzipierten, keine Hinterschneidungen oder dergleichen aufweisenden
Halbzeugs. Dem Guss folgt eine mehrstufige Umformung und eine abschließende Wärmebehandlung
und Endbearbeitung zur Darstellung des Endbauteils. Durch das Schmieden lassen sich
gute Eigenschaften der Bauteile erzielen, allerdings ist hiermit ein relativ hoher
Materialverbrauch und Prozessaufwand verbunden.
[0004] Dieser könnte reduziert werden, wenn eine Möglichkeit gegeben wäre, vorkonturierte
Halbzeuge, die bereits von Haus aus eine über die Längsachse variierende Volumenverteilung
mit einer oder mehreren Hinterschneidungen aufweisen, über einen Kokillenguss herstellen
zu können. Der Einsatz eines solchen Rohlings im Schmiede- oder Bearbeitungsprozess
würde gegenüber der bisher bekannten Vorgehensweise eine Reduzierung der Anzahl von
Umformschritten mit anschließender Wärmebehandlung und Endbearbeitung ermöglichen
oder sogar die Möglichkeit bieten, bei möglichst endkontur-nahem (net-shape) Guss
direkt durch eine Kombination aus Wärmebehandlung und Endbearbeitung das Fertigbauteil
herstellen zu können.
[0005] Aufgrund der schlechten Gießeigenschaften von Titanaluminid-Legierungen sowie deren
duktil-spröd-Übergang beim Abkühlen sowie dem äußerst spröden Verhalten bei Raumtemperatur
ist das Gießen von vorkonturierten Halbzeugprofilen in Dauerformen, insbesondere von
Profilen, die in der Gießform definierte Hinterschneidungen aufweisen, nicht möglich.
Dies resultiert insbesondere aus dem Schrumpfverhalten und der Festkörperkontraktion
der erkaltenden TiAl Legierung, also der Volumenschwindung. Denn hierdurch kommt es
insbesondere im Bereich der Hinterschneidungen zu einer hohen Belastung des Werkstoffs,
die zu einer Schädigung des Gussteils bis hin zur Ausbildung von Rissen oder zum Bruch
führen kann.
[0006] Der Erfindung liegt damit das Problem zugrunde, eine Kokille anzugeben, die den Guss
von schlechten Gießeigenschaften aufweisenden Werkstoffen, insbesondere Titanaluminid-Legierungen
zur Herstellung auch komplex konturierter Metallgegenstände ermöglicht.
[0007] Zur Lösung dieses Problems ist bei einer Kokille der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
vorgesehen, dass an wenigstens einem Kokillenteil wenigstens eine Fläche vorgesehen
ist, gegen die über den beim Abkühlen schrumpfenden Metallgegenstand kontraktionsbedingt
direkt oder indirekt Druck aufbaubar ist, wobei die Fläche derart angeordnet ist,
dass die beiden Kokillenteile druckbedingt voneinander wegbewegbar sind und/oder dass
wenigstens ein in Abhängigkeit des Schrumpfungsverhaltens oder eines kokillenseitig
gegebenen physikalischen Parameters betätigbares Aktuatorelement zum Öffnen der Kokille
vorgesehen ist.
[0008] Die erfindungsgemäße Kokille zeichnet sich dadurch aus, dass Mittel vorgesehen sind,
die es ermöglichen, die Kokille während des Abkühlens des Metalls zu öffnen, um so
sich abkühlungs- und schrumpfungsbedingt einstellende Spannungen im Rohling abzubauen,
so dass sich diese nicht negativ auf die Eigenschaften des gegossenen Metallgegenstandes
auswirken. Zu diesem Zweck sind unterschiedliche Öffnungsmechanismen vorgesehen, die
einzeln oder kumulativ vorgesehen sein können.
[0009] Gemäß einer ersten Erfindungsalternative wird das Öffnen durch den sich abkühlenden
und dabei schrumpfenden Metallgegenstand selbst erwirkt respektive induziert. Um dies
zu ermöglichen, ist wenigstens ein Formnest oder ein zusätzlicher Formnestabschnitt
außerhalb der eigentlichen Kavität mit wenigstens einer Fläche versehen, gegen die
der durch Abkühlen schrumpfende Metallgegenstand kontraktionsbedingt drückt, entweder
direkt, indem er an ihr direkt anliegt, oder indirekt, indem der über den Metallgegenstand
aufgebaute Druck konstruktionsbedingt auf die Fläche übertragen wird. Beim Abkühlen
ändert der Metallgegenstand seine Größe, und zwar in jeder Raumrichtung. Die formnestseitige
Fläche ist nun derart angeordnet, dass der schrumpfende Metallgegenstand schrumpfungsbedingt
gegen diese Fläche direkt drückt bzw. ein aufgebauter Druck gegen diese Fläche wirkt,
wobei dieser Druck eine Richtungskomponente oder einen Anteil aufweist, die bzw. der
quasi senkrecht zur Trennebene zwischen den beiden Kokillenteilen steht. Über diesen
Druck werden die beiden Kokillenteile, die zwar für den eigentlichen Guss fest aufeinander
oder aneinander liegen, jedoch druckbedingt auseinander bewegbar sind, voneinander
wegbewegt, mithin also geöffnet. Je größer der schrumpfungsbedingte Volumenschwund
des Metallgegenstands, mithin also seine Größenänderung, desto weiter werden die Kokillenteile
auseinander bewegt. Auf die Formgebung des konturierten Metallgegenstandes hat dieses
Öffnen der Kokillenteile keinen Einfluss mehr, da der Metallgegenstand zumindest randseitig
und mit zunehmender Abkühlung auch im Volumen bereits erstarrt ist.
[0010] Durch dieses in einem Schritt oder sukzessive, durch den Metallgegenstand selbst
erwirkte Öffnen der Kokille werden folglich die zwischen dem Metallgegenstand und
der Kokille schrumpfungsbedingt entstehenden Spannungen reduziert respektive abgebaut,
so dass der Metallgegenstand weitgehend spannungsfrei abkühlen und erstarren kann.
[0011] Eine alternative, jedoch auch kumulativ an der Kokille vorsehbare Möglichkeit zum
Öffnen der Kokille für einen Spannungsabbau sieht wie beschrieben die Verwendung eines
ansteuerbaren bzw. betätigbaren Aktuatorelements zum quasi aktiven Öffnen der Kokille
vor, wobei dieses Öffnen in Abhängigkeit des Schrumpfungsverhaltens des Metallgegenstands
oder wenigstens eines unmittelbar an der Kokille gegebenen physikalischen Parameters
wie einem gegebenen Druck oder der Kokillentemperatur erfolgt. Gemäß dieser Erfindungsalternative
werden die Kokillenteile über wenigstens ein Aktuatorelement quasi aktiv auseinander
bewegt respektive ein Auseinanderbewegen ermöglicht, so dass durch diese Kokillenteilbewegung
wiederum ein Spannungsabbau möglich ist. Es kann nur ein Aktuatorelement vorgesehen
sein, aber auch mehrere verteilt angeordnete Aktuatorelemente, die entsprechend angesteuert
werden können bzw. gemeinsam arbeiten. Die Ansteuerung des oder der Aktuatorelemente
erfolgt in Abhängigkeit des aktiven Schrumpfungsverhaltens über eine entsprechende
Steuerungseinrichtung, worauf nachfolgend noch eingegangen wird. Auch eine quasi passive
Betätigung allein über den physikalischen Parameter, insbesondere die Kokillentemperatur
ist denkbar. Auch durch ein auf diese Weise erwirktes Öffnen oder Entlasten der Kokille
ist folglich ein Spannungsabbau im Metallgegenstand erreichbar.
[0012] Wie beschrieben können die beiden verschiedenen Öffnungsvarianten einzeln oder kumulativ,
also einander ergänzend oder unterstützend, vorgesehen sein.
[0013] Nachfolgend wird die erste Öffnungsvariante, also die Öffnung der Kokille durch den
erstarrenden Metallgegenstand selbst, näher erläutert. Dies geschieht wie beschrieben
dadurch, dass der erstarrende Metallgegenstand gegen eine definierte Fläche beim Erstarren
und damit Schrumpfen "arbeitet", entweder direkt oder indirekt. Diese Fläche ist gemäß
einer Weiterbildung der Erfindung als Schrägfläche ausgeführt, die unter einem Winkel
>0° und <90° zur Trennebene steht, wobei der Winkel bevorzugt ≥15°, insbesondere ≥30°
und ≤75°, insbesondere ≤60° sein sollte. Diese Schrägfläche, die je nach Kontur des
Metallgegenstands respektive der Kavität eben aber auch etwas gewölbt sein kann, verläuft
also weder parallel noch senkrecht zur Trennebene, sondern steht unter einem entsprechenden
Winkel, so dass sich beim Erstarren und der Festkörperkontraktion des Metallgegenstandes
schrumpfungsbedingt eine quasi vertikal zur Trennebene stehende Druckkomponente, mit
der der Metallgegenstand gegen die Trennebene und damit gegen das Kokillenteil drückt,
einstellt.
[0014] Dabei kann die Fläche eine Begrenzungsfläche eines Formnests und damit des Metallgegenstands
selbst darstellen. Das heißt, dass der Metallgegenstand so konturiert ist, dass er
eine konturbedingte Fläche aufweist, die als Anlauffläche für den Metallgegenstand
dient. Die Kokillenteile sind wie beschrieben so miteinander gekoppelt, dass sie durch
hinreichenden Druck, den der Metallgegenstand auf eine oder beide Kokillenteile ausübt,
auseinander bewegt werden können, sie sind also nicht unbeweglich miteinander verspannt.
Alternativ oder zusätzlich kann die Fläche auch im Bereich eines zusätzlichen Formnestabschnitts
ausgebildet sein. Die Kavität weist also einen zusätzlichen Bereich auf, der über
wenigstens eine derartige Fläche begrenzt ist, über die die Öffnungsmöglichkeit realisiert
wird. Ein solcher zusätzlicher Formnestabschnitt kann beispielsweise über einen sogenannten
Speiser gebildet werden, also einen Volumenbereich oder Formnestabschnitt, der mit
Schmelze gefüllt ist und der quasi ein Schmelzreservoir bietet, aus dem Schmelze bei
Bedarf in die "Hauptkavität" nachfließen kann.
[0015] In den zuvor beschriebenen Fällen drückt der Metallgegenstand direkt gegen die Fläche.
Denkbar ist es aber auch, dass in dem zusätzlichen Formnestabschnitt wenigstens ein
Einlegeteil angeordnet ist, das eine komplementäre Fläche aufweist, und gegen das
der Metallgegenstand beim Abkühlen drückt, derart, dass das Einlegeteil gegen die
Fläche drückt. Hier arbeitet der Metallgegenstand gegen das z.B. keilförmige Einlegeteil
und drückt dieses gegen die kokillenteilseitige Fläche, so dass die Kokillenteile
auseinander gedrückt werden.
[0016] Die Trennebene zwischen den wenigstens zwei Kokillenteilen verläuft bevorzugt im
Wesentlichen parallel zur Längsachse des Metallgegenstandes. Die Fläche respektive
Schrägfläche steht wie beschrieben unter einem Winkel zu dieser Trennebene. Da die
Schrumpfung respektive Volumenabnahme in Längsrichtung üblicherweise größer als in
einer der anderen Raumrichtungen ist, kann hierdurch der benötigte Druck realisiert
werden und sich ein hinreichender Öffnungsgrad einstellen.
[0017] In einer einfachsten Ausgestaltung sind nur zwei Kokillenteile vorgesehen, die jeweils
ein Formnest aufweisen, wobei wenigstens eines der Formnester wenigstens eine Fläche
respektive Schrägfläche aufweist, wobei natürlich auch an einem Formnest mehrere solcher
Flächen vorgesehen sein können, oder an jedem Formnest eine oder mehrere solcher Flächen
realisiert sein können. Denkbar ist es aber auch mehr als zwei Kokillenteile vorzusehen,
die jeweils ein Formnest aufweisen und die sich zu der Kavität ergänzen, wobei die
wenigstens eine Fläche derart angeordnet ist, dass sich zumindest zwei Kokillenteile
schrumpfungsbedingt voneinander wegbewegen, wobei natürlich auch mehrere derartige
Flächen vorgesehen sein können. Die konkrete Lage und Anzahl der Flächen, von denen
wie beschrieben auch mehrere an einem Formnest oder an den einander ergänzenden Formnestern
vorgesehen sein können, richtet sich letztlich nach der Geometrie und der Hinterschneidungslage
respektive Hinterschneidungsanzahl des über die Kavität definierten Volumens sowie
der Lage der Trennebenen.
[0018] Bei den zuvor beschriebenen Ausführungsformen der Kokille befindet sich die oder
sind die mehreren Flächen quasi formnestseitig oder formnestnah angeordnet. Alternativ,
aber auch zusätzlich dazu, ist es denkbar, dass die Fläche eine äußere Begrenzungsfläche
eines Kokillenteils ist, wobei zwei Kokillenteile mit ihren Flächen derart aneinander
anliegen, dass sie druckbedingt gegeneinander verschiebbar sind. Die Kokillenteile
sind also mit komplementären Schrägflächen aneinander anliegend positioniert. Kontrahiert
der Metallgegenstand schrumpfungsbedingt, so baut sich ein auf die Kokillenteile wirkender
Druck auf, der erwirkt, dass die beiden über die Schrägflächen gekoppelten Kokillenteile
aneinander abgleiten, so dass das eine bewegliche Kokillenteil vom anderen feststehenden
Kokillenteil wegbewegt wird. Der Metallgegenstand arbeitet hier quasi indirekt gegen
die Flächen.
[0019] Dabei können wenigstens drei Kokillenteile vorgesehen sein, wobei ein erstes Kokillenteil
zwei unter einem Winkel zueinander verlaufende Flächen aufweist, an denen jeweils
ein weiteres Kokillenteil mit einer entsprechenden Fläche anliegt, derart, dass die
beiden weiteren Kokillenteile druckbedingt auseinander und relativ zum ersten Kokillenteil
bewegbar sind. Das erste Kokillenteil ist hier mit zwei Flächen, die quasi spitz aufeinander
zu laufen, randseitig versehen, an denen jeweils ein weiteres Kokillenteil mit seiner
Schrägfläche anliegt. Diese beiden weiteren Kokillenteile gleiten druckbedingt auf
dem ersten Kokillenteil ab, sie bewegen sich in entgegengesetzte Richtungen voneinander
weg und auch relativ zum ersten Kokillenteil. Das erste Kokillenteil besteht bevorzugt
aus zwei Einzelteilen, die zum Beispiel über Verbindungsschrauben fest miteinander
verbunden sind, damit der Metallgegenstand entformt werden kann.
[0020] Zweckmäßig ist es, wenn die Kokillenteile über Führungsmittel aneinander geführt
bewegbar sind. Die Kokillenteile können derart angeordnet und relativ zueinander bewegbar
sein, dass die beiden weiteren Kokillenteile bei einer Rotation der Kokille ausgehend
von einer Offenstellung in eine Schließstellung bewegbar sind, aus der sie druckbedingt
wieder herausbewegbar sind. Es ist also ein zentrifugalkraftbedingter Selbstschließmechanismus
vorgesehen. Bei einer Rotation bewegen sich die bewegbaren Kokillenteile in die Schließstellung
und schließen die Kokille, so dass die Schmelze zugeführt werden kann. Gegen diesen
Selbstschließmechanismus arbeitet zum Entlasten der Metallgegenstand, kontraktionsbedingt
werden die Kokillenteile gegen die Zentrifugalkraft zum Spannungsabbau auseinander
gedrückt. Dabei können den weiteren Kokillenteilen Spannmittel zugeordnet sein, die
bei einer rotationsbedingten Bewegung in die Schließstellung eine Rückstellkraft aufbauen.
Die Spannmittel, z.B. entsprechende Federbauteile umfassend Schraubenfedern oder Tellerfederpakete,
arbeiten quasi zusammen mit dem Metallgegenstand gegen die Zentrifugalkraft und unterstützen
das Aufdrücken der Kokille.
[0021] Wie beschrieben werden bei der ersten Erfindungsalternative die Kokillenteile quasi
über den erstarrenden Metallgegenstand selbst auseinander gedrückt. Um dies zu ermöglichen,
sind die Kokillenteile über Verbindungsabschnitte oder Führungen formschlüssig miteinander
verbunden respektive greifen formschlüssig ineinander, wobei die Kokillenteile entweder
dadurch in der Schließstellung gehalten werden, dass das Eigengewicht des oder der
oberen Kokillenteile größer als der Gießdruck und/oder die Auftriebskraft der Schmelze
ist, oder über eine Rückstellkraft erzeugende Klemm- oder Spannmittel, gegen welche
Rückstellkraft die Kokillenteile aus der Schließstellung in eine geöffnete Stellung
bewegbar sind. Die Kokillenteile sind also über die Verbindungsabschnitte oder Führungen
definiert relativ zueinander angeordnet, so dass sich eine definiert geschlossene
Kokille mit einer geschlossenen Kavität ergibt. In der einfachsten Ausgestaltung können
die Kokillenteile über ihr Eigengewicht in der Schließstellung gehalten werden. Dies
ist dann möglich, wenn die Kavität keine allzu komplexe Geometrie aufweist und während
des Gießens bzw. Erkaltens nicht rotiert. Das erkaltende Gussteil muss folglich lediglich
gegen das Eigengewicht des einen, quasi anzuhebenden Kokillenteils arbeiten. Üblicherweise
jedoch sind die Kokillenteile über entsprechende Klemm- oder Spannmittel miteinander
verbunden. Diese sind bei der erfindungsgemäßen Kokille nun derart ausgelegt, dass
sie einerseits die Kokillenteile hinreichend fest miteinander verbinden, so dass die
Kokille auch mit entsprechender Umdrehungszahl, üblicherweise mehreren 100 U/min,
z.B. bis zu 400 U/min rotieren kann. Andererseits sind die Klemm- oder Spannmittel
derart ausgelegt, dass sie eine Rückstellkraft erzeugen, gegen die eines oder beide
Kokillenteile aus der Schließstellung bewegbar sind. Der Metallgegenstand "arbeitet"
also auch gegen diese Rückstellkraft, um die Kokillenteile voneinander zu trennen.
Um diese Rückstellkraft zu erzeugen umfassen die Klemm- oder Spannmittel ein oder
mehrere Federelemente, beispielsweise Schraubenfedern oder Tellerfedern oder Tellerfederpakete
etc., über die die Kokillenteile miteinander verspannt sind.
[0022] Die zweite Erfindungsalternative sieht wie eingangs beschrieben den Einsatz wenigstens
eines Aktuatorelements vor, über das die Kokillenteile aktive auseinander bewegt werden
können. Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann ein solches Aktuatorelement ein
in seiner Länge veränderbares Aktuatorelement sein, das an zwei voneinander wegzubewegenden
Kokillenteilen oder einem Kokillenteil und einem festen Auflager abgestützt ist. Ein
solches Aktuatorelement ist beispielsweise ein Stellzylinder, der elektrisch, hydraulisch
oder pneumatisch arbeitet. Wird das Aktuatorelement bzw. der Stellzylinder angesteuert,
so längt er sich und drückt dabei die Kokillenteile auseinander. Selbstverständlich
ist es möglich, auch mehrere Aktuatorelemente bzw. Stellzylinder an verteilten Positionen
anzuordnen, insbesondere wenn die Kokille größeren Ausmaßes ist, um eine gleichmäßige
Kokillenteilbewegung zu realisieren oder verschiedene Bauteilbereiche freizulegen.
[0023] Das Aktuatorelement, das wie beschrieben elektrisch, hydraulisch oder pneumatisch
arbeitet, ist bevorzugt über eine Steuerungseinrichtung zur vorzugsweise sukzessiven
Öffnung der Kokillenteile in Abhängigkeit des Schrumpfungsverhaltens steuerbar. Alternativ
zum sukzessiven Öffnen besteht die Möglichkeit, das oder die Aktuatorelemente während
des Erstarrungs- und Schrumpfungsprozesses nur einmal anzusteuern, um die Kokillenteile
durch einen einmaligen, kurzen Bewegungsvorgang von der Schließstellung in die Offenstellung
zu bewegen und um den Spannungsabbau zu realisieren. Der Öffnungszeitpunkt wird in
Abhängigkeit des Erstarrungs- oder Schrumpfungsverhaltens gewählt, das beispielsweise
im Rahmen einer Simulation vorab bestimmt wird. Ist nach Ablauf einer bestimmten Zeit
der Erstarrungsablauf soweit fortgeschritten, dass sich eine stabile Randschale ausgebildet
hat, so kann das oder können die Aktuatorelemente angesteuert werden, um die Kokille
zu öffnen und mögliche Spannungen abzubauen. Bevorzugt wird die Kokille um einen definierten
Weg in einem Schritt geöffnet, so dass das Bauteil frei von Spannungen schrumpfen
kann. Ein solches Öffnen kann aber auch intermittierend erfolgen, das heißt dass relativ
kurze Aktuatorbewegungen erfolgen, so dass zu definierten Zeitpunkten die Kokille
quasi schrittweise geöffnet wird. Bevorzugt jedoch wird das oder werden die Aktuatorelemente
über die Steuerungseinrichtung zur sukzessiven Öffnung der Kokille in Abhängigkeit
des Schrumpfungsverhaltens angesteuert, das heißt, dass ein geregeltes Nachführen
in Abhängigkeit des Schrumpfungsverhaltens respektive des Spannungsabbaus erfolgt.
Die Kokille wird also langsam geöffnet, um die Entlastung respektive den Spannungsabbau
parallel zur Volumenänderung respektive zum Schrumpfungsvorgang vorzunehmen, so dass
sich ein geregeltes Nachführen im Hinblick auf sich aufbauende Verspannungen zwischen
Gussteil und Kokille einstellt. Die der Kokille zugeordnete oder einen Teil der Kokille
respektive der Kokilleneinrichtung bildende Steuerungseinrichtung steuert folglich
in jedem Fall den gesamten Öffnungsvorgang.
[0024] Alternativ zum aktiven Auseinanderbewegen der Kokillenteile über ein oder mehrere
an beiden Kokillenteilen abgestützte Aktuatorelemente ist es denkbar, dass das über
eine Steuerungseinrichtung ansteuerbare Aktuatorelement ein Spannmittel, über das
zwei Kokillenteile fest miteinander verspannt sind, zum Lösen der Verspannung der
Kokillenteile betätigt. Gemäß dieser Erfindungsalternative wird also die Verspannung
der Kokillenteile schlagartig gelöst, so dass es zu einem Öffnen der Kokille über
den hohen Innendruck kommt, das heißt, dass in diesem Fall die Kokille wiederum über
den schrumpfenden Metallgegenstand selbst geöffnet wird. Die Initiierung dieses Öffnens
erfolgt jedoch ausschließlich über das oder die Aktuatorelemente, die die Spannmittel,
beispielsweise verspannte Federn oder Spannhebel, lösen oder öffnen. Es ist hier also
quasi eine Kombination zwischen den beiden unterschiedlichen Möglichkeiten gegeben,
wobei hier das Aktuatorelement nicht zum aktiven Öffnen der Kokille selbst dient,
sondern zum aktiven Lösen der Spannmittel und damit zur Initiierung des eigenen Öffnungsvorgangs
selbst. Der Öffnungszeitpunkt wird so gewählt, dass es trotz schrumpfungsbedingter
Verspannung zwischen dem Metallgegenstand und der Kokille nicht zu einer negativen
Beeinflussung des Metallgegenstands kommt.
[0025] Sind mehrere Spannmittel vorgesehen, so ist bevorzugt jedem Spannmittel ein separat
ansteuerbares Aktuatorelement zugeordnet. Diese werden bevorzugt simultan angesteuert,
um die Spannmittel gleichzeitig zu lösen.
[0026] Wie beschrieben erfolgt die Ansteuerung des oder jedes Aktuatorelements in Abhängigkeit
des Schrumpfungsverhaltens des Metallgegenstands. Es geht also in die Steuerung die
Volumenkontraktion respektive die Festigkeit der Randschicht des Gussteils ein. Da
die Kokillenparameter wie Größe der Kavität und damit das Schmelzvolumen, das Kokillenmaterial
und dessen Wärmeleitfähigkeitseigenschaften sowie die Kokillenwandstärke etc. bekannt
sind, kann das Erstarrungs- und Schrumpfungsverhalten abgeschätzt werden und das oder
jedes Aktuatorelement über die Steuerungseinrichtung zeitgesteuert angesteuert werden.
Es wird also bestimmt, wie sich der Schrumpfungsvorgang mit der Zeit verhält, um anhand
des Schrumpfungsverlaufs eine zeitbasierte Steuerung vorzunehmen. Alternativ ist es
auch denkbar, dass die Steuerung des Öffnungsvorgangs druckbasiert durch entsprechende
Sensoren in der Kokille realisiert wird. Alternativ oder zusätzlich ist auch eine
temperaturbasierte Steuerung über ein kokillenseitiges Thermoelement denkbar. Nach
einer weiteren Alternative ist es auch denkbar die Steuerung der Aktuatorelemente
in Abhängigkeit einer Simulation des Schrumpfungs- oder Erstarrungsvorgangs vorzunehmen.
In der Steuerungseinrichtung läuft also gestützt auf eine Reihe an Randbedingungen
respektive Simulationsparametern eine Simulation des Schrumpfungs- oder Erstarrungsvorgangs
der Metallschmelze ab. Diese Simulation ist nun Basis für die Steuerung des oder jedes
Aktuatorelements, sei es ein Aktuatorelement, über das die Kokillenteile aktiv auseinander
bewegt werden, sei es ein Aktuatorelement, über das ein Spannmittel oder dergleichen
betätigt wird.
[0027] Das oder jedes Aktuatorelement arbeitet wie beschrieben elektrisch, hydraulisch oder
pneumatisch. Es ist über eine oder mehrere entsprechende Versorgungsleitungen mit
einer Steuerungseinrichtung im Falle eines elektrisch arbeitenden Aktuatorelements
oder einer Pumpe oder Fördereinrichtung im Falle eines hydraulisch oder pneumatisch
arbeitenden Aktuatorelements verbunden. Die Versorgungsleitungen sind so zum Aktuatorelement
respektive zur Kokille zu führen, dass eine etwaige Kokillenrotation möglich ist.
Wie beschrieben erfolgt der Guss üblicherweise unter Vakuum, bei entsprechend hoher
Temperatur und einer Rotation mit mehreren 100 U/min, z.B. ≤ 400 U/min.
[0028] Wie zuvor beschrieben wird bevorzugt ein in seiner Länge veränderbares Aktuatorelement
oder mehrere solcher Aktuatorelemente verwendet. Neben dem Einsatz eines solchen Elements
in Form eines Stellzylinders ist es alternativ denkbar, als Aktuatorelement ein Metallelement
zu verwendet, das seine Länge in Abhängigkeit der Temperatur der Kokille verändert.
Auch hier erfolgt das Öffnen in Abhängigkeit eines kokillenseitig gegebenen Parameters,
nämlich der Temperatur. Ein solches Metallelement besteht aus einem Material mit einem
möglichst hohen Wärmedehnungskoeffizienten, so dass es mit zunehmender Temperatur
seine Länge entsprechend stark ändert, mithin sich also längt, wodurch die beiden
Kokillenteile, an denen das Metallelement festgelegt ist, auseinander gedrückt werden.
Der Temperatureintrag erfolgt direkt über die sich während des Erstarrens und Abkühlens
erwärmende Kokille, in der das Metallelement, von denen natürlich auch mehrere verteilt
vorgesehen sein können, angeordnet ist. Der Grad der Erwärmung der Kokille ist ein
Maß für den Erstarrungsgrad des Metallgegenstands, so dass ein Öffnen der Kokille
zum Spannungsabbau auch hierdurch möglich ist. Das Metallelement ist z.B. an beiden
relativ zueinander zu bewegenden Kokillenteilen in entsprechenden vorzugsweise formkompatiblen
Aufnahmen oder Vertiefungen angeordnet, so dass ein guter Wärmeübergang von der Kokille
auf das Metallelement möglich ist. Das Metallelement weist z.B. die Form eines Stiftes
oder Bolzens auf.
[0029] In Weiterbildung der Erfindung kann in einem oder mehreren Kokillenteilen ein ein
Kühlmittel führender Kühlmittelkanal vorgesehen sein. Über diesen Kühlmittelkanal
ist ein gezieltes Kühlen der Kokille und damit eine gezielte Wärmeabfuhr möglich.
Hierüber kann folglich die Erstarrung und Abkühlung beeinflusst werden. Auch eine
gezielte Vorwärmung oder Temperierung der Kokille ist hierüber möglich. Als Kühlmittel
wird üblicherweise ein Fluid verwendet, beispielsweise Öl, Wasser oder Druckluft.
Sind mehrere Kühlmittelkanäle vorgesehen, so können diese unterschiedlich temperiert
oder bedient werden, um unterschiedliche Abkühlbedingungen in verschiedenen Kokillenbereichen
zu erzielen. Der Kühlmittelkanal, wobei natürlich auch mehrere Kühlmittelkanäle vorgesehen
sein können, kann so geführt werden, dass gezielt bestimmte Kokillenteilbereiche gekühlt
werden, um beispielsweise Bereiche des Metallgegenstandes mit einem hohen Volumen
stärker zu kühlen als andere Bereiche oder Ähnliches. Ist ein oder sind mehrere solcher
Kühlkanäle vorgesehen so geht die Kühlwirkung in die Bestimmung der Steuerparameter
zur Ansteuerung des oder der Aktuatorelemente ein, beispielsweise werden entsprechende
Kühlparameter im Rahmen der Simulation berücksichtigt. Zur weiteren Steuerung der
Kühlung und damit Beeinflussung der Erstarrung und Abkühlung kann an einem oder mehreren
Kokillenteilen ein oder mehrere eine höhere oder niedrigere Wärmeleitfähigkeit als
das Kokillenmaterial aufweisende Metalleinlage, beispielsweise aus Kupfer, eingebracht
sein und/oder ein oder mehrere Kokillenteile zur Änderung der Kokillendicke außenseitig
lokal aufgedickt oder abgetragen sein. Die Anbringung oder Integration einer oder
mehrerer Metalleinlagen führt dazu, dass Wärme besser vom Kokilleninneren nach außen
abgeführt werden kann, als dies durch das Kokillenmaterial der Fall wäre. Wird alternativ
oder zusätzlich die Kokillendicke lokal reduziert, ergibt sich ebenfalls eine Verbesserung,
da die Wärme schneller abgeführt werden kann. Die Kokille selbst ist bevorzugt eine
metallene Dauerform. Sie besteht aus einem Metallwerkstoff wie beispielsweise Gusseisen,
Stahl, Kupfer, Niob oder Molybdän sowie etwaigen hieraus gebildeten Legierungen. Grundsätzlich
können alle metallenen Werkstoffe verwendet werden, die aufgrund ihrer physikalischen
Eigenschaften und chemischen Beständigkeit gegenüber der Metallschmelze, bevorzugt
der TiAI-Schmelze verwendet werden können.
[0030] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung eines hochbelastbaren
Bauteils aus einer α + y - TiAI-Legierung für Kolbenmaschinen und Gasturbinen, insbesondere
Flugtriebwerke, bei welchem eine Schmelze aus einer TiAI-Legierung bereitgestellt
wird, welche in einem Zentrifugal-Schleudergussverfahren in eine oder mehrere Kokillen
zu einem oder mehreren vorkonturierten Halbzeugen für eine schmiede- und/oder bearbeitungstechnische
Weiterverarbeitung zum Fertigteil vergossen wird, wobei die oder jede Kokille eine
Kavität mit wenigstens einer Hinterschneidung und eine oder mehrere ebene oder freigeformte
Trennebenen besitzt und durch einen durch die Kontraktion des abkühlenden Bauteils
erzeugten inneren Druck selbst und/oder über ein in Abhängigkeit eines kokillenseitig
gegebenen physikalischen Parameters ansteuerbares oder betätigbares Aktuatorelement
während des Erstarrungs- und Abkühlprozesses geöffnet wird.
[0031] Neben der Kokille selbst betrifft die Erfindung ferner ein Verfahren zum Gießen eines
konturierten Metallgegenstands unter Verwendung einer Kokille umfassend wenigstens
zwei lösbar miteinander verbindbare Kokillenteile mit jeweils wenigstens einem Formnest,
wobei sich die Formnester bei geschlossener Kokille zu einer Kavität mit wenigstens
einer Hinterschneidung ergänzen und längs einer ebenen oder frei geformten Trennebene
voneinander lösbar sind, insbesondere einer Kokille der zuvor beschriebenen Art. Das
Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass nach dem Einbringen einer Schmelze in die
Kavität die Kokille zum Abbau eines schrumpfungsbedingt im Inneren entstehenden Drucks
geöffnet wird, wobei die Kokille durch den im Inneren entstehenden Druck selbst geöffnet
wird und/oder durch ein oder mehrere in Abhängigkeit des Schrumpfungsverhaltens oder
eines kokillenseitig gegebenen physikalischen Parameters ansteuerbare oder betätigbare
Aktuatorelemente geöffnet wird.
[0032] Der durch Abkühlen insbesondere über seine Längsachse schrumpfende Metallgegenstand
drückt erfindungsgemäß schrumpfungs- oder kontraktionsbedingt direkt oder indirekt
gegen eine Fläche, die derart angeordnet ist, dass die beiden Kokillenteile druckbedingt
voneinander wegbewegt werden.
[0033] Das oder jedes Aktuatorelement kann über die Steuerungseinrichtung zeitgesteuert,
druckgesteuert, temperaturgesteuert oder in Abhängigkeit einer Simulation des Schrumpfungs-
oder Erstarrungsvorgangs angesteuert werden.
[0034] Die verschiedenen Öffnungsmechanismen können entweder separat oder kumulativ genutzt
werden.
[0035] Erfindungsgemäß wird ein Metallgegenstand aus einer Titanaluminid-Legierung, insbesondere
(α+γ)-Titanaluminid-Legierung gegossen, also aus einem schlechte Gießeigenschaften
und ein äußerst sprödes Verhalten bei Raumtemperatur aufweisenden Material. Als Kokille
wird eine metallene Dauerform verwendet, aus einem Metall oder einer Metalllegierung,
das oder die physikalische und chemische Eigenschaften aufweist, die einen TiAl-Guss
erlauben respektive hinreichend gegenüber diesem Material beständig sind.
[0036] Bevorzugt, jedoch nicht zwingend, wird eine Kokille der zuvor beschriebenen Art verwendet.
[0037] Sämtliche Ausführungen betreffend die Kokille gelten in gleicher Weise für das erfindungsgemäße
Verfahren, und umgekehrt.
[0038] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus den im Folgenden
beschriebenen Ausführungsbeispielen sowie anhand der Zeichnung. Dabei zeigen:
- Fig. 1
- eine Prinzipdarstellung einer Kokille in einer Schnittansicht,
- Fig. 2
- eine Prinzipdarstellung eines Metallgegenstands einer ersten Ausführungsform, beispielsweise
für die Herstellung einer Niederdruckturbinenschaufel,
- Fig. 3
- eine Prinzipdarstellung einer Kokille einer zweiten Ausführungsform,
- Fig. 4
- eine Prinzipdarstellung eines Metallgegenstands einer zweiten Ausführungsform, beispielsweise
für die Herstellung einer Niederdruckturbinenschaufel, in einer Seitenansicht a) und
einer Draufsicht b), der in der Kokille nach Fig. 3 gegossen werden kann,
- Fig. 5
- eine erfindungsgemäße Kokille einer ersten Ausführungsform in drei Ansichten zur Erläuterung
des Öffnungsvorgangs der Kokille,
- Fig. 6
- eine erfindungsgemäße Kokille einer zweiten Ausführungsform in drei Ansichten,
- Fig. 7
- eine erfindungsgemäße Kokille einer dritten Ausführungsform in drei Ansichten,
- Fig. 8
- eine erfindungsgemäße Kokille einer vierten Ausführungsform in drei Ansichten,
- Fig. 9
- eine erfindungsgemäße Kokille einer fünften Ausführungsform in drei Ansichten,
- Fig. 10
- eine erfindungsgemäße Kokille einer sechsten Ausführungsform mit randseitigen Ausnehmungen,
- Fig. 11
- eine erfindungsgemäße Kokille einer siebten Ausführungsform in drei Ansichten,
- Fig. 12
- eine erfindungsgemäße Kokille einer achten Ausführungsform in drei Ansichten,
- Fig. 13
- eine erfindungsgemäße Kokille einer neunten Ausführungsform in drei Ansichten,
- Fig. 14
- eine erfindungsgemäße Kokille einer zehnten Ausführungsform in zwei Ansichten,
- Fig. 15
- die Kokille aus Fig. 14 in drei weiteren Ansichten, und
- Fig. 16
- eine erfindungsgemäße Kokille einer elften Ausführungsform in drei Ansichten.
[0039] Fig. 1 zeigt eine Kokille 1 bestehend aus zwei Kokillenteilen 2a, 2b, die jeweils
ein Formnest 3a, 3b aufweisen. In der zusammengesetzten Form ergänzen sich die beiden
Formnester 3a, 3b und definieren eine Kavität 4, die zum Gießen eines konturierten
Metallgegenstandes mit Schmelze zu füllen ist.
[0040] Die beiden Kokillenteile 2a, 2b sind voneinander längs einer im gezeigten Beispiel
ebenen Trennebene 5 trennbar, um den ausgehärteten Metallgegenstand aus der Kavität
4 entnehmen zu können.
[0041] Im gezeigten Beispiel ist die Kavität 4 zum Gießen eines Metallgegenstandes zur Herstellung
einer Niederdruckturbinenschaufel ausgelegt. Die Kavität 4 weist ein über ihre Längsachse
variierendes Volumen mit zwei randseitigen größeren Volumenbereichen 6a, 6b sowie
einen mittleren, schmäleren Volumenbereich 6c auf. Ersichtlich weisen die Volumenbereiche
6a, 6b jeweils Hinterschneidungen auf, resultierend aus der Durchmesservergrößerung.
Sie sind über schräg verlaufende Flächen 7a, 7b bzw. 8a, 8b begrenzt, wobei diese
Flächen unter einem Winkel α bzw. β zur Trennebene 5 verlaufen. Die Volumenabschnitte
6a, 6b können rotationssymmetrisch, also rund sein, sie können aber auch drei-, vier-
oder mehreckig oder freigeformt sein, je nach gewünschter Form.
[0042] Fig. 2 zeigt ein Beispiel eines Metallgegenstandes 9, der mit einer Kokille 1 gemäß
Fig. 1 gegossen werden kann. Dieser Metallgegenstand 9 dient wie beschrieben exemplarisch
zur Herstellung einer Niederdruckturbinenschaufel. Er zeichnet sich durch ein Deckband
10, das im Volumenbereich 6b abgebildet wird, einen Schaufelfuß 11, der im Volumenbereich
6a abgebildet wird, und einen Schaufelblatt 12, der im Volumenbereich 6c abgebildet
wird, aus. Seine Form entspricht der der Kavität 4, er ist lediglich schrumpfungsbedingt
etwas kleiner vom Volumen, verglichen mit dem Volumen der Kavität 4. Hierauf wird
nachfolgend noch eingegangen.
[0043] Fig. 4 zeigt in einer Seitenansicht a) und einer Draufsicht b) eine zweite Ausführungsform
eines Metallgegenstandes 9, der gleichermaßen zur Herstellung einer Niederdruckturbinenschaufel
geeignet ist und der in einer Kokille 1 gemäß Fig. 3 gegossen werden kann. Dieser
Metallgegenstand 9' weist ebenfalls ein Deckband 10', einen Schaufelfuß 11' sowie
ein Schaufelblatt 12' auf. An ihm ist jedoch, seitlich vorspringend, ein Speiser 13
angeformt, der einen Materialnachfluss in den eigentlichen Raum der Kavität 4 ermöglicht.
Dieser Speiser 13 dient also als Materialreservoir. Die Kavität 4 weist hierzu, siehe
Fig. 3, einen entsprechenden, seitlich erweiterten Formnestabschnitt 6d auf. Dieser
Formnestabschnitt weist, resultierend aus der Geometrie des Speisers, zwangsläufig
entsprechend schräge Flächen 15a, 15b auf, damit die schrägen Flächen 14a und 14b
des Speisers 13 gebildet werden können. Diese Flächen sind in Fig. 3 gezeigt. In Fig.
3 ist im oberen Teil a exemplarisch eine Schnittansicht durch die beiden Kokillenteile
2a, 2b gezeigt, während Fig. 3 im Teil b eine Draufsicht auf das Kokillenteil 2b,
also das untere Kokillenteil, zeigt.
[0044] Quasi ausgehend von der Grundform gemäß Fig. 1 ist im Volumen der Kavität 4 ein zusätzlicher
Volumenbereich 6d realisiert, der der Bildung des Speisers 13 dient. Dieser ist über
entsprechende Schrägflächen 15a und 15b definiert. Auch die Flächen 15a, 15b stehen
ersichtlich unter einem Winkel γ zur Trennebene 5 der Kokillenteile 2a, 2b. Der Winkel
der Flächen 15a, 15b ist hier exemplarisch gleich, er kann aber auch unterschiedlich
sein.
[0045] Beim Gießen derartiger Metallgegenstände 9, 9', wie in den Fig. 2 und 4 gezeigt,
beispielsweise aus einer Titanaluminid-Legierung stellt sich eine beachtliche Volumenkontraktion
des Gussteils während der Abkühlung ein, der zu hohen Spannungen des in der Kavität
4 eingeschlossenen Metallgegenstandes führen würde, da die Volumenschrumpfung über
die Hinterschneidungen im Bereich der Volumenabschnitte 6a, 6b respektive 6d behindert
wäre. Um einen Spannungsabbau zu realisieren ist jedoch, wie in den nachfolgenden
Fig. 5 - 9 gezeigt wird, eine Möglichkeit angegeben, wie die Kokille 1 definiert geöffnet
werden kann, um einen Spannungsabbau zu realisieren.
[0046] Fig. 5 zeigt eine erste Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Kokille bestehend
aus den beiden Kokillenteilen 2a, 2b. Diese sind über Führungen 17 geführt aufeinander
gesetzt. Im Bereich der Führungen 17 sind Spannmittel 18 beispielsweise in Form von
Federelementen 26 vorgesehen, über die die beiden Kokillenteile 2a, 2b gegeneinander
verspannt werden.
[0047] Ausgehend vom Bildabschnitt a) wird zunächst die Schmelze in die Kavität der Kokille
1 eingebracht, die sodann langsam in der Kokille 1 erstarrt, so dass sich der Metallgegenstand
9 (gleichermaßen könnte auch der Metallgegenstand 9' gebildet werden) bildet.
[0048] Mit zunehmender Erstarrung und Abkühlung schrumpft der Metallgegenstand 9, wie im
Figurenteil b) gezeigt ist. Über die beiden Pfeile 19 ist angedeutet, dass sich das
Volumen insbesondere axial reduziert, das heißt, dass sich der Metallgegenstand quasi
verkürzt. Nachdem der Metallgegenstand randseitig, gegebenenfalls bereits im gesamten
Volumen erstarrt ist, kommt es dazu, dass der Metallgegenstand 9 gegen die Flächen
7a, 7b respektive 8a, 8b drückt. Da diese Flächen unter einem Winkel α respektive
β, der >0° und <90° ist und bevorzugt im Bereich zwischen 20 - 70°, insbesondere zwischen
30 - 60° liegt, zur Trennebene stehen, ergibt sich eine Druckkomponente in Richtung
des Pfeils 20, wie im Figurenteil b) gezeigt. Es baut sich also ein Innendruck auf.
Aufgrund der Schrägstellung der entsprechenden Flächen 7a, 7b, 8a, 8b relativ zur
Trennebene 5 wird nun das obere Kokillenteil 2a vom unteren Kokillenteil 2b weggedrückt.
Dies geschieht gegen die Rückstellkraft der Federelemente 26, die hierbei zusammengedrückt
werden. Ersichtlich öffnet sich die Kokille, gemäß Teilfigur b) ist das obere Kokillenteil
2a vom unteren Kokillenteil 2b bereits etwas beabstandet. Die Winkel der Flächen können
gleich sein, sie können aber auch in unterschiedlichen Bauteilbereichen unterschiedlich
groß sein.
[0049] Nimmt die Abkühlung und damit der Volumenkontraktion weiter zu, wie in Teilfigur
c) durch die Pfeile 19 gezeigt ist, so drückt respektive arbeitet der Metallgegenstand
9 immer weiter respektive stärker gegen die entsprechenden Flächen 7a, 7b, respektive
8a, 8b, so dass die Kokille immer weiter geöffnet wird. Die Federelemente 26 werden
immer weiter zusammengedrückt. Der Schrumpfungs- und Öffnungsgrad ist in den Figuren
(dies gilt für alle Figuren) übertrieben dargestellt, um das Funktionsprinzip darstellen
zu können.
[0050] Dadurch, dass die Kokille in diesem Fall sukzessive durch den sukzessiven schrumpfenden
Metallgegenstand geöffnet wird, wird hierüber zwangsläufig die Spannung zwischen Metallgegenstand
und Kokillenteilen 2a, 2b abgebaut. Diese abgebauten Spannungen können sich nicht
mehr schädlich auf den Metallgegenstand auswirken. Das Öffnen der Kokille erfolgt
hier allein durch den schrumpfenden Metallgegenstand selbst.
[0051] Fig. 6 zeigt ein Ausführungsbeispiel einer zweiten Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Kokille 1, die im gezeigten Beispiel aus vier Kokillenteilen 2a, 2b, 2c und 2d besteht,
die jeweilige Formnester 3a, 3b, 3c und 3d aufweisen, die in ihrer Gesamtheit wiederum
die Kavität 4 bilden. Die Kokillenteile 2a und 2c sind über eine im gezeigten Beispiel
horizontale Trennebene 5 von den unteren Kokillenteilen 2b, 2d getrennt. Die Kokillenteile
2a und 2b ihrerseits sind über eine vertikale Trennebene 5' von den Kokillenteilen
2c und 2d getrennt.
[0052] Im gezeigten Beispiel sind die Kokillenteile 2a, 2b wiederum über entsprechende Führungen
17 geführt miteinander verbunden, wobei den Führungen 17 wiederum entsprechende Spannmittel
18 in Form von Federelementen 26 zugeordnet sind. Die Form der Kavität entspricht
angenommenermaßen der wie zu Fig. 5 beschrieben, also der des Metallgegenstands 9.
Gleichermaßen könnte die Kavität 4 aber auch die Form aufweisen, wie sie der Metallgegenstand
9' zeigt.
[0053] Gemäß Teilfigur 6a wird auch hier zunächst Schmelze in die Kavität 4 der Kokille
1 eingebracht, die zur Bildung des Metallgegenstandes 9 erstarrt. Es kommt wiederum
mit zunehmender Erstarrung und Abkühlung zu einer Volumenkontraktion, wie durch die
Pfeile 19 dargestellt ist, die primär in Längsrichtung des Metallgegenstandes 9 gegeben
ist. Der Metallgegenstand 9 drückt auch hier gegen die Flächen 7a, 7b respektive 8a,
8b, die hier an den einzelnen Kokillenteilen 2a - 2d realisiert sind. Resultierend
aus dem Druck ergibt sich wiederum eine Druckkomponente in Richtung der Pfeile 20.
Dies führt dazu, dass die Kokillenteile 2a, 2b auseinander bewegt werden, wie Teilfigur
b und insbesondere bei fortschreitender Abkühlung die Teilfigur c zeigt. Die Kokille
1 wird abschnittsweise geöffnet, es kommt wiederum zum Spannungsabbau, auch wenn hier
nur ein abschnittsweises Öffnen der Kokille erfolgt.
[0054] Würde ein Metallgegenstand 9' gegossen, so hätte die Kavität die in Fig. 3 gezeigte
Form. Zum Öffnen würde der Metallgegenstand 9' in diesem Fall nicht nur gegen die
Schrägflächen 7a, 7b, 8a und 8b drücken respektive arbeiten, sondern zusätzlich gegen
die Schrägflächen 15a, 15b, das heißt, dass auch der erstarrende Speiser 13 dazu dient,
die Kokillenöffnung gegen die Rückstellkraft der Federelemente 26 zu erwirken.
[0055] Fig. 7 zeigt ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Kokille 1 wiederum bestehend
exemplarisch aus den beiden Kokillenteilen 2a, 2b, bei welcher Kokille 1 ein Aktuatorelement
21 vorgesehen ist, über das die Kokille 1 aktiv geöffnet werden kann.
[0056] Das Aktuatorelement 21 ist im gezeigten Beispiel an den beiden Kokillenteilen 2a,
2b an entsprechenden Lagerbereichen 23a, 23b abgestützt. Es handelt sich beispielsweise
um einen Stellzylinder 22, der elektrisch, hydraulisch oder pneumatisch betätigt wird,
wozu entsprechende, hier nicht näher gezeigte Versorgungs- oder Steuerleitungen zum
Aktuatorelement 21 geführt sind.
[0057] Angenommenermaßen wird wiederum ein Metallgegenstand 9 gegossen, das heißt, die Kavität
4 weist die bezüglich Fig. 1 detailliert beschriebene Geometrie auf. Gleichermaßen
könnte auch hier ein Metallgegenstand 9' mit einer entsprechenden Kavitätsgeometrie
gegossen werden.
[0058] Nach Eingießen der Schmelze erstarrt der Metallgegenstand 9, wie in Teilfigur a gezeigt
ist. Es kommt, wie Teilfigur b zeigt und durch die Pfeile 19 angedeutet ist, zu einem
Volumenschwund und damit einer Kontraktion in Längsrichtung des Metallgegenstands
9, so dass sich im Inneren wiederum Spannungen im Metallgegenstand 9 aufbauen. Um
diese zu kompensieren wird das Aktuatorelement 21 respektive der Stellzylinder 22
über eine nicht näher gezeigte Steuerungseinrichtung angesteuert, so dass er die Kokillenteile
2a, 2b auseinander bewegt, wie in den Teilfiguren b, c durch die Pfeile 20 dargestellt
ist. Zwar arbeitet auch hier der Metallgegenstand 9 gegen die entsprechenden schrägstehenden
Flächen 7a, 7b, 8a, 8b, jedoch ist dieser Lasteintrag in die Kokille nicht respektive
nicht allein dafür verantwortlich, die Kokille zu öffnen. Die Kokillenöffnung kann
entweder ausschließlich durch das Aktuatorelement 21 erfolgen, oder durch das Aktuatorelement
21, unterstützt durch die "Arbeit" des Metallgegenstands.
[0059] Fig. 8 zeigt eine weitere Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Kokille 1, die
- vergleichbar mit Fig. 6 - ebenfalls aus vier Kokillenteilen 2a, 2b, 2c und 2d besteht.
Vergleichbar mit Fig. 7 sind auch hier die beiden Kokillenteile 2a, 2b über ein Aktuatorelement
21, vorzugsweise einen Stellzylinder 22, der an entsprechenden Lagerabschnitten 23a,
23b aufgelagert ist, gekoppelt.
[0060] Wie Fig. 8 deutlich zeigt, werden hier mit zunehmendem Schrumpfen des Metallgegenstands
9, der exemplarisch auch hier gegossen wird, die Kokillenteile 2a, 2b über das Aktuatorelement
21 auseinander gefahren und die Kokille, siehe insbesondere Teilfigur c, geöffnet,
so dass es zum Spannungsabbau kommt. Zwar drücken auch hier, wie durch die Pfeile
19 dargestellt ist, die entsprechenden Flanken des Metallgegenstands 9 gegen die entsprechenden
schrägen Flächen 7a, 7b, 8a, 8b der Kokillenteile 2a, 2d, jedoch ist dieser Druck
nicht respektive nicht ausschließlich für das Öffnen der Kokille verantwortlich. Das
Öffnen der Kokille respektive das Auseinanderfahren der Kokillenteile 2a, 2b wird
allein durch das Aktuatorelement 21 initiiert, der Druck des Metallgegenstands gegen
die entsprechenden Schrägflächen wirkt allenfalls unterstützend.
[0061] Fig. 9 zeigt eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Kokille 1, die wiederum
nur aus zwei Kokillenteilen 2a, 2b besteht, die über entsprechende Führungen 17 mit
zugeordneten Spannelementen 18 umfassend die Federelemente 26 miteinander verspannt
sind. Es sei wiederum angenommen, dass ein Metallgegenstand 9 mit der entsprechenden
Geometrie gegossen wird, das heißt, die Kavität 4 weist die bezüglich Fig. 1 beschriebene
Form auf. Vorgesehen ist auch hier ein Aktuatorelement 21, beispielsweise wiederum
ein Stellzylinder 22, der an einem Auflagerabschnitt 23a des Kokillenteils 2a angeordnet
ist, während er mit seinem anderen Ende an einem positionsfesten Auflager 24 angeordnet
ist.
[0062] Nach Eingießen der Schmelze kommt es auch hier zu einer Erstarrung und Abkühlung
und damit einer Volumenkontraktion seitens des Metallgegenstandes 9. Dieser arbeitet,
siehe Teilfigur 2b, wiederum gegen die schrägen Flächen 7a, 7b, 8a, 8b. Dieser Druck
führt dazu, dass es zu einem Öffnen der Kokille 1 kommt. Das Aktuatorelement 21 unterstützt
diesen Öffnungsvorgang, bewegt also das Kokillenteil 2a vom Kokillenteil 2b weg. Hier
wirken also die beiden Öffnungsmechanismen zusammen, das heißt, dass die Öffnung sowohl
durch den auf die Kokillenteile 2a, 2b drückenden, schrumpfenden Metallgegenstand
9 als auch den sich längenden Stellzylinder 22 erwirkt wird. In der in Teilfigur c
gezeigten Offenstellung sind die Kokillenteile 2a, 2b hinreichend weit auseinander
gefahren, es ist ein entsprechender vollständiger Spannungsabbau gegeben. Wie durch
die Pfeile 19 und 20 dargestellt, hat sich einerseits der Metallgegenstand 9 in Längsrichtung
verkürzt, gleichzeitig aber wurde auch das Kokillenteil 2a relativ vom Kokillenteil
2b wegbewegt.
[0063] Die Ansteuerung des Aktuatorelements 21, also beispielsweise des Stellzylinders,
erfolgt, wie lediglich in Fig. 9 exemplarisch dargestellt ist, über eine Steuerungseinrichtung
25. Die Ansteuerung kann zeitgesteuert erfolgen, das heißt, dass nach Ablauf einer
bestimmten Zeit nach Einbringen der Schmelze das Aktuatorelement 21 - gleich welche
Kokillenausführungsform nun betrachtet wird - kontinuierlich betätigt wird, um sukzessive
das Kokillenteil 2a vom Kokillenteil 2b zu trennen. Neben einer zeitbasierten Ansteuerung
ist auch eine druckbasierte oder temperaturbasierte Ansteuerung denkbar. Alternativ
ist es denkbar, die Ansteuerung auch auf Basis einer Simulation, die den Schrumpfungs-
und Erstarrungsvorgang des Metallgegenstands 9 simuliert, vorzunehmen.
[0064] Exemplarisch ist in Fig. 9 des Weiteren in jedem Kokillenteil 2a, 2b ein Kühlmittelkanal
27 dargestellt, der über eine nicht näher gezeigte Kühlmittelversorgung mit Kühlmittel
versorgt wird. Hierüber können die Kokillenteile entsprechend gekühlt werden. Als
Kühlmittel wird beispielsweise Öl oder Wasser oder Luft verwendet, oder eine Kombination
mindestens zweier dieser Kühlmittel. Diese Kühlung geht, sofern die Steuerungseinrichtung
25 über eine Simulation arbeitet, in die Simulation mit ein.
[0065] Zusätzlich oder alternativ können auch Materialeinlagen an den Kokillenteilen vorgesehen
sein, die die Wärmeabfuhr beeinflussen, die also eine höhere oder geringere Wärmeleitfähigkeit
als das Kokillenmaterial aufweisen.
[0066] Auch besteht die Möglichkeit, an der Kokille außenseitig Veränderungen der lokalen
Kokillendicke vorzunehmen, z.B. durch Materialabtrag oder Materialauftrag, um die
lokale Wärmeabfuhr zu beeinflussen. Ein Prinzipbeispiel ist in Fig. 10 gezeigt, wo
die Kokille 1 an den Seiten Ausnehmungen 28 aufweist.
[0067] Fig. 11 zeigt ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Kokille 1, bei der
der Metallgegenstand selbst keine entsprechenden Schrägflächen aufweist, gleichwohl
aber Hinterschneidungen in der Kavität 4 vorgesehen sind. Hier sind die Schrägflächen
an den aneinander anliegenden Stoßseiten der Kokillenteile vorgesehen, derart, dass
im Falle einer Längenkontraktion des erstarrenden Metallgegenstandes die beiden beweglichen
Kokillenteile auf den Schrägflächen des feststehenden Kokillenteils abgleiten und
es so zur Kokillenöffnung kommt.
[0068] Vorgesehen sind drei Kokillenteile 2a, 2b und 2c. Das feststehende Kokillenteil 2a,
das aus zwei lösbar miteinander verschraubten Einzelteilen (nicht näher gezeigt) zur
Ermöglichung der Entformung des Metallgegenstands 9 besteht, weist zwei schräge Flächen
7a, 7b auf, die quasi keilförmig aufeinander zulaufen. Jedes der beweglichen Kokillenteile
2b, 2c weist eine Schrägfläche 8a bzw. 8b auf, wobei in der geschlossenen Form die
Kokillenteile 2b, 2c formschlüssig aneinander und über die schrägen Flächen 8a, 8b
an den Flächen 7a, 7b anliegen.
[0069] Gezeigt ist die bereits eingegossene Schmelze zur Bildung des Metallgegenstandes
9, der hier quasi knochenförmig in der Prinzipdarstellung gezeigt ist, wobei kavitäts-
und metallgegenstandsseitig keine Schrägflächen vorgesehen sind. Zum Verspannen der
Kokillenteile 2b und 2c sind auch hier wieder entsprechende Führungen 17 mit Spannmitteln
18 umfassend die Federelemente 26 vorgesehen.
[0070] Die Teilfigur 11 b zeigt die Kokille 1 während des Gießprozesses, beispielsweise
während der Rotation der Kokille 1. Wie durch die Pfeile 19 auch hier dargestellt,
kontrahiert der Metallgegenstand 9 schrumpfungsbedingt insbesondere entlang seiner
Längsachse. Der verbreiterte Bereich 29 des Metallgegenstandes 9 drückt kontraktionsbedingt
innerhalb seiner Teilkavität gegen die entsprechenden hinterschnittenen Flanken an
den Kokillenteilen 2b, 2c. Dies führt dazu, dass die beiden Kokillenteile 2b und 2c
mit ihren schrägen Flächen 8a, 8b auf den schrägen Flächen 7a, 7b des Kokillenteils
2a abgleiten und es auf diese Weise sukzessive zu einer Kokillenöffnung und damit
zu einem Spannungsabbau kommt. Die Kokillenöffnung ist durch die Pfeile 20 dargestellt.
Die geöffnete Kokille ist in Teilfigur 2c dargestellt, wo ersichtlich ist, dass die
Kokillenteile 2b und 2c einerseits relativ zum feststehenden Kokillenteil 2a, andererseits
auch relativ zueinander verschoben sind.
[0071] Sofern die Kokille nach dem teilweisen Erstarren und der Ausbildung einer stabilen
Randschicht nicht mehr rotiert, kann der Öffnungsvorgang im Wesentlichen auch allein
durch die gespannten Federelemente 2b realisiert werden, die die Kokillenteile 2b,
2c in die Offenstellung ziehen, quasi dem Volumenschwund folgend.
[0072] Fig. 12 zeigt ein vergleichbares Ausführungsbeispiel einer solchen Kokille 1, bei
der wiederum drei Kokillenteile 2a, 2b und 2c vorgesehen sind, wobei die Kokillenteile
2b und 2c relativ zum feststehenden Kokillenteil 2a beweglich sind. Sie sind über
entsprechende Führungen 30 relativ zum Kokillenteil 2a beweglich geführt.
[0073] Die Kavität 4 weist auch hier exemplarisch keine Schrägflächen auf, wiederum weist
die Kavität eine Art Knochenform auf.
[0074] Fig. 12a zeigt den Ausgangszustand der Gießform. In diesem Ausgangszustand sind die
beiden Kokillenteile 2b und 2c quasi geöffnet. Die Kokille 1 ist also nicht geschlossen.
[0075] Das Schließen erfolgt erst, wenn bei diesem Ausführungsbeispiel die Kokille 1 in
Rotation versetzt wird, wobei die wirkenden Zentrifugalkräfte dazu führen, dass die
beiden Kokillenteile 2b, 2c, über die Führungen 30 geführt, mit ihren schrägen Flächen
8a, 8b auf den schrägen Flächen 7a, 7b des Kokillenteils 2a abgleiten und, wie durch
die Pfeile 31 dargestellt ist, in die Schließstellung bewegt werden. In dieser Position
kann die Schmelze zugeführt werden, um den Metallgegenstand 9 zu gießen.
[0076] Auch hier erstarrt der Metallgegenstand und kontrahiert über seine Längsachse, wie
durch die Pfeile 19 dargestellt ist. Diese Längenkontraktion und die damit auf die
Kokillenteile 2b, 2c ausgeübte, in Richtung der Längsachse wirkende Kraft wirkt der
Zentrifugalkraft entgegen. Da die kontraktionsbedingte Kraft deutlich größer ist als
die Zentrifugalkraft kommt es mit zunehmendem Erstarren und damit Schrumpfen des Metallgegenstandes
19 dazu, dass die Kokillenteile 2b, 2c, wie durch die Pfeile 20 dargestellt ist, auseinanderbewegt
werden, sie gleiten mit ihren schrägen Flächen 8a, 8b auf den schrägen Flächen 7a,
7b des feststehenden Kokillenteils ab. Auch hierüber kann folglich der Spannungsabbau
erreicht werden.
[0077] Fig. 13 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Kokille 1,
das dem Ausführungsbeispiel aus Fig. 12 nahe kommt, was den grundsätzlichen Aufbau
der Kokille 1 sowie das Funktionsprinzip angeht. Diesbezüglich wird auf die vorstehenden
Ausführungen verwiesen.
[0078] Anders als bei der Ausführungsform nach Fig. 12 ist hier jedem beweglichen Kokillenelement
2b, 2c ein Rückstellelement 32 umfassend ein Federelement 33 vorgesehen, das jeweils
an einem Auflager 34 befestigt ist und mit dem anderen Ende mit dem Kokillenteil 2b
bzw. 2c gekoppelt ist.
[0079] In der Ausgangsstellung gemäß Teilfigur 13a sind auch hier die Kokillenteile 2b,
2c geöffnet und relativ zum Kokillenteil 2a verschoben. Die Federelemente 33 sind
entspannt respektive kontrahiert.
[0080] Das Schließen der Kokille 1 erfolgt auch hier durch die Zentrifugalkraft während
der Rotation, wie durch die Pfeile 31 dargestellt ist. Die Zentrifugalkraft führt
dazu, dass die Kokillenteile 2b, 2c mit ihren schrägen Flächen 8a, 8b auf den schrägen
Flächen 7a, 7b des feststehenden Kokillenteils 2a, über die Führungen 30 geführt,
abgleiten. Hierbei kommt es zu einer Längung des jeweiligen Federelements 33, so dass
dieses eine Rückstellkraft aufbaut. Diese Rückstellkraft wirkt also der Zentrifugalkraft
entgegen. Sie unterstützt den über den erstarrenden Metallgegenstand 9 induzierten
Öffnungsvorgang, wie er in Teilfigur 13c dargestellt ist. Der entlang seiner Längsachse
schrumpfende Metallgegenstand, siehe die Pfeile 19, drückt, wie bereits zu Fig. 12
beschrieben, gegen die Kokillenteile 2b, 2c, so dass diese wiederum auf dem Kokillenteil
2a abgleiten. Diese Gleitbewegung wird durch die Federelemente 33, die sich hierbei
wieder kontrahieren, unterstützt.
[0081] Sofern die Kokille nach dem teilweisen Erstarren und der Ausbildung einer stabilen
Randschicht nicht mehr rotiert, kann der Öffnungsvorgang im Wesentlichen auch allein
durch die gespannten Federelemente 2b realisiert werden, die die Kokillenteile 2b,
2c in die Offenstellung ziehen, quasi dem Volumenschwindung folgend.
[0082] Fig. 14 zeigt eine Ausführungsform einer Kokille 1, exemplarisch bestehend aus zwei
Kokillenteilen 2a, 2b und zwar in Teilfigur 14a in einer Seitenansicht und in Teilfigur
14b in einer Draufsicht auf die untere Kokillenhälfte 2b.
[0083] Der Öffnungsvorgang wird hier über mehrere thermisch aktivierbare Stellelemente 35
in Form von Metallstiften 36 erwirkt.
[0084] Exemplarisch ist hier wiederum eine Kavität 4 gezeigt, deren Geometrie der Kavität
4 aus den Figuren 1 - 9 entspricht, die also über entsprechende Schrägflächen 7a,
7b und 8a, 8b verfügt, gegen die der Metallgegenstand 9 drückt. Der Öffnungsprozess
kann über diesen bereits vorstehend beschriebenen Mechanismus zusätzlich unterstützt
werden, er kann aber auch allein über die Stellelemente 35 erwirkt werden.
[0085] Bei den Stellelementen 35 respektive den Metallelementen 36, die die Form von Bolzen
oder Stiften haben, handelt es sich um Metallelemente mit einem möglichst hohen Wärmedehnungskoeffizienten.
Jedes Metallelement 36 ist in entsprechenden Aufnahmen 37 an den beiden Kokillenteilen
2a, 2b aufgenommen, wobei die Geometrie der Aufnahmen 37 bevorzugt der Geometrie des
Metallelements 36 entspricht, so dass ein guter Wärmeübergang von Kokille zum Metallelement
gegeben ist. Denn die Erwärmung der Metallelemente 36 erfolgt ausschließlich über
die Kokille 1. Nach Eingießen der Schmelze erwärmt sich zwangsläufig während des Abkühlens
des Metallgegenstandes 9 die Kokille 1. Hierüber kommt es auch zu einer Erwärmung
der Metallgegenstände 36. Diese sind derart ausgelegt, dass sie erwärmungsbedingt
eine Extension in Längsrichtung vornehmen, sie längen sich also. Da sie beidseits
an den Kokillenteilen 2a, 2b aufgelagert sind, führt eine Längung zwangsläufig dazu,
dass die Kokillenteilen 2a, 2b auseinandergedrückt werden, so dass die Kokille 1 geöffnet
wird. Dies ist exemplarisch Fig. 15 gezeigt.
[0086] Teilfigur 15a zeigt die Situation nach dem Einbringen der Schmelze zur Bildung des
Metallgegenstandes 9. Mit zunehmendem Abkühlen und Erstarren kommt es zur Längskontraktion,
wie die Pfeile 19 anzeigen. Gleichzeitig längen sich aber auch die Metallelemente
36, von denen in Fig. 15 schnittbedingt nur eines gezeigt ist. Es kommt zum Auseinanderdrücken
der Kokillenteile 2a, 2b und damit zum Öffnen der Kokille 1, wie durch den Pfeil 20
angedeutet ist. Dieser Öffnungsvorgang erfolgt im gezeigten Beispiel wieder gegen
die Rückstellkraft der Spannmittel 18, wobei auch hier die Kokillenteile über Führungen
17 definiert relativ zueinander bewegbar sind. Der Öffnungsvorgang kann im Wesentlichen
allein durch die Metallelemente 36 erreicht werden, oder im Zusammenwirken mit dem
Metallgegenstand 9.
[0087] Fig. 16 zeigt schließlich eine Kokille 1, die ähnlich der Kokille aus Fig. 3 aufgebaut
ist. Sie besteht aus zwei Kokillenteilen 2a, 2b und weist einen zusätzlichen seitlichen
Formnestabschnitt auf, der über schräge Flächen 15a, 15b begrenzt ist. Dieser Formnestabschnitt
ermöglicht das Ausbilden eines Speisers 13 am Metallgegenstand 9, wie in Teilfigur
16a gezeigt. In dem Formnestabschnitt ist jedoch zusätzlich ein Einlegeteil 37 aufgenommen,
das keilförmig ist und entsprechende schräge Flächen 38a, 38b aufweist, mit denen
es an den schrägen Flächen 15a, 15b anliegt. Der Speiser 13 bildet sich in unmittelbarem
Anschluss an das Einlegeteil 37 aus. Der Speiser 13 weist exemplarisch eine rundliche
Geometrie auf, kann aber auch anders geformt sein.
[0088] Wird die Schmelze eingegossen und erstarrt der Metallgegenstand 9, so kontrahiert
er wieder über seine Längsachse, wie die Pfeile 19 zeigen. Der Speiser 13 arbeitet
gegen das Einlegeteil 37, das, wie durch den Pfeil 39 dargestellt ist, ebenfalls in
Richtung der Längsachse verschoben wird. Es drückt mit seinen schrägen Flächen 38a,
38b gegen die schrägen Flächen 15a, 15b der beiden Kokillenteile 2a, 2b, so dass es
zum Öffnen der Kokille 1 kommt, wie durch den Pfeil 20 dargestellt ist. Teilfigur
16c zeigt die geöffnete Kokille 1. Hier drückt also der Metallgegenstand 9 über das
Einlegeteil 37 indirekt gegen die Flächen der Kokillenteile 2a, 2b. Der Öffnungsvorgang
kann entweder nur über diesen über das Einlegeteil 37 ausgeübten Druck erfolgen, oder
in Unterstützung durch den ebenfalls entsprechende Schrägflächen aufweisenden Metallgegenstand
9, der gegen die entsprechenden schrägen Flächen der Kokillenteile 2a, 2b drückt.
[0089] Die erfindungsgemäße Kokille, gleich welcher Ausführungsform, wird insbesondere dazu
verwendet, einen Metallgegenstand respektive ein Halbzeug mit einer über die Längsachse
variierenden Volumenverteilung für eine schmiede- und/oder bearbeitungstechnische
Weiterverarbeitung zum Fertigteil herzustellen. Das Fertigteil kann insbesondere,
jedoch nicht ausschließlich für den Einsatz in einer Kolbenmaschine oder einer Gasturbine,
insbesondere in Flugtriebwerken, vorgesehen sein.
[0090] Wie beschrieben wird bevorzug eine Titanaluminid-Legierung zur Bildung des Metallgegenstands
9 oder 9' verwendet. Eine solche Legierung kann folgende Zusammensetzung (in Atom%)
aufweisen:
40 - 49% Al
1-10%Nb
0,01 - 10% wenigstens eines der Elemente Mo, Cr, Mn oder B
sowie ein Rest aus Ti und erschmelzungsbedingten Verunreinigungen.
[0091] Besonders bevorzugt wird eine Legierung folgender Zusammensetzung (in Atom%):
42 - 48,5% Al
1,5 - 5,5% Nb
0,05 - 5% wenigstens eines der Elemente Mo, Cr, Mn oder B
sowie ein Rest aus Ti und erschmelzungsbedingten Verunreinigungen.
[0092] In weiterer Konkretisierung wird bevorzugt eine Legierung folgender Zusammensetzung
(in Atom%) verwendet:
43,3 - 48,2% Al
1,8 - 4,2% Nb
0,07 - 2,7% wenigstens eines der Elemente Mo, Cr, Mn oder B
sowie ein Rest aus Ti und erschmelzungsbedingten Verunreinigungen.
[0093] Als weitere Legierungselemente können Ta, Si, V oder C enthalten sein. Dies gilt
für alle vorgenannten Zusammensetzungen.
[0094] Beim Gießprozess wird eine solche Legierung erschmolzen, was beispielsweise durch
VIM (Vacuum Induction Melting), VAR (Vacuum Arc Remelting) oder PAM (Plasma Arc Melting)
erfolgen kann und anschließend in die Gießform gegossen, in der die Schmelze in der
beschriebenen Weise erstarrt. Der Guss erfolgt dabei entweder statisch, druckunterstützt
oder in einer Kombination aus beiden, wobei vorzugsweise das Zentrifugal-Schleudergussverfahren
zum Einsatz kommt. Dabei wird die Schmelze aus dem Schmelztiegel/-behälter in ein
rotierendes Gießsystem, bestehend aus einem Schmelzeverteiler, Laufsystem und der
oder den Kokillen, gegossen. Das Schmelzen der Legierung sowie der Guss erfolgt bevorzugt
unter Vakuum, wahlweise auch bei chemisch inerter Atmosphäre unter Schutzgas.
1. Verfahren zur Herstellung eines hochbelastbaren Bauteils aus einer α + γ - TiAI-Legierung
für Kolbenmaschinen und Gasturbinen, insbesondere Flugtriebwerke, bei welchem eine
Schmelze aus einer TiAI-Legierung bereitgestellt wird, welche in einem Zentrifugal-Schleudergussverfahren
in eine oder mehrere Kokillen zu einem oder mehreren vorkonturierten Halbzeugen für
eine schmiede- und/oder bearbeitungstechnische Weiterverarbeitung zum Fertigteil vergossen
wird, wobei die oder jede Kokille eine Kavität mit wenigstens einer Hinterschneidung
und eine oder mehrere ebene oder freigeformte Trennebenen besitzt und durch einen
durch die Kontraktion des abkühlenden Bauteils erzeugten inneren Druck selbst und/oder
über ein in Abhängigkeit eines kokillenseitig gegebenen physikalischen Parameters
ansteuerbares oder betätigbares Aktuatorelement während des Erstarrungs- und Abkühlprozesses
geöffnet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der durch Abkühlen schrumpfende Metallgegenstand (9, 9') kontraktionsbedingt gegen
eine Fläche (7a, 7b, 8a, 8b, 15a, 15b) drückt, wobei die Fläche (7a, 7b, 8a, 8b, 15a,
15b) derart angeordnet ist, dass die beiden Kokillenteile (2a, 2b, 2c, 2d) druckbedingt
voneinander wegbewegt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das oder jedes Aktuatorelement (21) über die Steuerungseinrichtung (25) zeitgesteuert,
druckgesteuert, temperaturgesteuert oder in Abhängigkeit einer Simulation des Schrumpfungs-
oder Erstarrungsvorgangs angesteuert wird.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird umfassend wenigstens zwei lösbar miteinander verbindbare
Kokillenteile (2a, 2b, 2c, 2d) mit jeweils wenigstens einem Formnest (3a, 3b, 3c,
3d), wobei sich die Formnester (3a, 3b, 3c, 3d) bei geschlossener Kokille (1) zu einer
Kavität (4) mit einem längs einer Achse variierenden Volumen mit einer oder mehreren
Hinterschneidungen ergänzen und längs einer ebenen oder freigeformten Trennebene (5)
voneinander lösbar sind, wobei an wenigstens einem Kokillenteil wenigstens eine Fläche
(7a, 7b, 8a, 8b, 15a, 15b) vorgesehen ist, gegen die über den beim Abkühlen schrumpfenden
Metallgegenstand (9, 9') kontraktionsbedingtbedingt direkt oder indirekt Druck aufbaubar
ist, wobei die Fläche (7a, 7b, 8a, 8b, 15a, 15b) derart angeordnet ist, dass die beiden
Kokillenteile (2a, 2b, 2c, 2d) druckbedingt voneinander wegbewegbar sind, und/oder
wobei wenigstens ein in Abhängigkeit des Schrumpfungsverhaltens oder eines kokillenseitig
gegebenen physikalischen Parameters betätigbares Aktuatorelement (21) zum Öffnen der
Kokille (1) vorgesehen ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird, bei der
- entweder die Kokillenteile in der Schließstellung verbindende Klemm- oder Spannmittel
vorgesehen sind, die derart ausgelegt sind, dass sie eine Rückstellkraft erzeugen,
gegen die die Kokillenteile durch den schrumpfenden Metallgegenstand aus der Schließstellung
drückbar sind,
- oder die Kokillenteile durch Rotation in die Schließstellung bewegbar sind und Spannmittel
vorgesehen sind, die bei einer Bewegung in die Schließstellung eine Rückstellkraft
aufbauen, wobei die Kokillenteile sowohl durch den schrumpfenden Metallgegenstand
als auch die Rückstellkraft aus der Schließstellung drückbar sind,
- oder die Kokillenteile in der Schließstellung fest miteinander verspannende Spannmittel
vorgesehen sind, die über einen in Abhängigkeit des Schrumpfungsverhaltens oder eines
kokillenseitig gegebenen physikalischen Parameters betätigbaren, über eine Steuerungseinrichtung
ansteuerbaren Aktuator zum Öffnen der Kokille lösbar und die Kokillenteile durch den
schrumpfenden Metallgegenstand aus der Schließstellung drückbar sind.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird, bei der die Fläche (7a, 7b, 8a, 8b, 15a, 15b) als Schrägfläche
aufgeführt ist, die unter einem Winkel (α, β, γ) >0° und <90° zur Trennebene (5) steht,
wobei vorzugsweise der Winkel (α, β, γ) ≥ 15°, insbesondere ≥ 30° und ≤ 75°, insbesondere
≤60° ist.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird, bei der die Fläche (7a, 7b, 8a, 8b) an einem Formnest
(3a, 3b) vorgesehen ist und eine Begrenzungsfläche des Metallgegenstands (9) darstellt,
oder dass die Fläche (15a, 15b) im Bereich eines zusätzlichen Formnestabschnitts (6d)
ausgebildet ist, wobei vorzugsweise in dem zusätzlichen Formnestabschnitt (6d) wenigstens
ein Einlegeteil (37) angeordnet ist, das eine komplementäre Fläche (38a, 38b) aufweist,
und gegen das der Metallgegenstand (9) beim Abkühlen drückt, derart, dass das Einlegeteil
(37) gegen die Fläche (15a, 15b) drückt.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird, die mehr als zwei Kokillenteile (2a, 2b, 2c, 2d) aufweist,
die jeweils ein Formnest (3a, 3b, 3c, 3d) aufweisen, die sich zu der Kavität (4) ergänzen,
wobei die wenigstens eine Fläche (7a, 7b, 8a, 8b, 15a, 15b) derart angeordnet ist,
dass sich zumindest zwei Kokillenteile (2a, 2b) schrumpfungsbedingt voneinander wegbewegen.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird, bei der die Fläche (7a, 7b, 8a, 8b) eine äußere Begrenzungsfläche
eines Kokillenteils (2a, 2b, 2c) ist, wobei zwei Kokillenteile (2a, 2b, 2c) mit ihren
Flächen (7a, 7b, 8a, 8b) derart aneinander anliegen, dass sie druckbedingt gegeneinander
verschiebbar sind.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird, bei der wenigstens drei Kokillenteile (2a, 2b, 2c) vorgesehen
sind, wobei ein erstes Kokillenteil (2a) zwei unter einem Winkel zueinander verlaufende
Flächen (7a, 7b) aufweist, an denen jeweils ein weiteres Kokillenteil (2b, 2c) mit
einer entsprechenden Fläche (8a, 8b) anliegt, derart, dass die beiden weiteren Kokillenteile
(2b, 2c) druckbedingt auseinander und relativ zum ersten Kokillenteil bewegbar sind.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird, bei der die Kokillenteile (2a, 2b, 2c) über Führungsmittel
(30) aneinander geführt bewegbar sind.
12. Verfahren nach Anspruch 10 und 11, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird, bei der die Kokillenteile (2a, 2b, 2c) derart angeordnet
und relativ zueinander bewegbar sind, dass die beiden weiteren Kokillenteile (2b,
2c) bei einer Rotation der Kokille (1) ausgehend von einer Offenstellung in eine Schließstellung
bewegbar sind, aus der sie vorzugsweise druckbedingt wieder herausbewegbar sind.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird, bei der die Kokillenteile (2a, 2b, 2c, 2d) über Verbindungsabschnitte
oder Führungen (17) formschlüssig ineinandergreifen.
14. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird, bei der die Klemm- oder Spannmittel (18) ein oder mehrere
Federelemente (26) umfassen, über die die Kokillenteile (2a, 2b, 2c, 2d) miteinander
verspannt sind.
15. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kokille verwendet wird, bei der mehrere Spannmittel vorgesehen sind, denen jeweils
ein separat ansteuerbares Aktuatorelement (21) zugeordnet ist.
16. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche , dadurch gekennzeichnet, dass das oder jedes Aktuatorelement (21) über die Steuerungseinrichtung (25) zeitgesteuert,
druckgesteuert oder temperaturgesteuert oder in Abhängigkeit einer Simulation des
Schrumpfungs- oder Erstarrungsvorgangs angesteuert wird.
17. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Aktuatorelement (21) elektrisch, hydraulisch oder pneumatisch arbeitet.