[0001] Die Erfindung betrifft eine Turbinenschaufel für eine Strömungsmaschine, insbesondere
eine Gasturbine, mit einem Schaufelfuß, an dem eine Schaufelplattform ausgebildet
ist, und einem Schaufelblatt, das gegenüberliegend zu dem Schaufelfuß von der Schaufelplattform
abragt, wobei in dem Inneren des Schaufelblattes ein Hohlraum für ein Kühlfluid vorgesehen
ist. Ferner betrifft die vorliegende Erfindung eine Strömungsmaschine mit solchen
Turbinenschaufeln.
[0002] Derartige Turbinenschaufeln sind im Stand der Technik in unterschiedlichen Ausgestaltungen
bekannt und dienen in Strömungsmaschinen dazu, die thermische und kinetische Energie
eines Arbeitsfluids, insbesondere eines Heißgases in Rotationsenergie umzuwandeln.
Üblicherweise umfasst eine solche Turbinenschaufel einen Schaufelfuß, an dem eine
Schaufelplattform ausgebildet ist. Weiterhin umfasst die Turbinenschaufel ein Schaufelblatt,
das gegenüberliegend zu dem Schaufelfuß von der Schaufelplattform abragt.
[0003] Bekannte Strömungsmaschinen wie beispielsweise Gasturbinen umfassen ein Gehäuse,
in dem sich in einer axialen Richtung ein Strömungskanal erstreckt. In dem Strömungskanal
ist eine Mehrzahl von Turbinenstufen in der axialen Richtung hintereinander und beabstandet
zueinander angeordnet. Jede Turbinenstufe umfasst eine Mehrzahl von Turbinenschaufeln,
die einen mit dem Gehäuse verbundenen Leitschaufelkranz und einen mit einem zentral
gelagerten und das Gehäuse in der axialen Richtung durchsetzenden Läufer verbundenen
Laufschaufelkranz bilden.
[0004] Wahrend des Betriebs der Strömungsmaschine wird der Strömungskanal der Strömungsmaschine
von einem Heißgas durchströmt. Das den Strömungskanal durchströmende expandierende
Heißgas wird dann von den Leitschaufeln derart umgelenkt, dass es die dahinter angeordneten
Laufschaufeln optimal anströmt. Das dadurch erzeugte Drehmoment versetzt den Läufer
in Rotation. Diese Rotationsenergie kann dann beispielsweise mittels eines Generators
in elektrische Energie umgewandelt werden.
[0005] Der thermodynamische Wirkungsgrad von Gasturbinen ist umso höher, je höher die Eintrittstemperatur
des Heißgases in die Gasturbine ist. Der Höhe der Eintrittstemperatur sind jedoch
Grenzen u.a. durch die thermische Belastbarkeit der Turbinenschaufeln gesetzt. Dementsprechend
besteht eine Zielsetzung darin, Turbinenschaufeln zu schaffen, die auch bei sehr hohen
Temperaturen des Heißgases eine für den Betrieb der Gasturbine ausreichende mechanische
Beständigkeit besitzen. Zum mechanischen Schutz und zur Wärmedämmung werden Turbinenschaufeln
mit aufwändigen Beschichtungssystemen versehen. Eine weitere Erhöhung der zulässigen
Eintrittstemperatur des Heißgases während des Betriebs der Gasturbine lässt sich durch
Kühlen der Turbinenschaufeln erreichen. Dazu sind in ihrem Inneren Hohlräume für ein
Kühlfluid vorgesehen. Gängige Kühlverfahren sind beispielsweise die Prallkühlung,
bei der das Kühlfluid derart geführt wird, dass es von innen auf die Wandung des Schaufelblatts
prallt, oder die Filmkühlung, bei der das Kühlfluid an der Außenseite des Schaufelblatts
einen Kühlfilm bildet.
[0006] Es hat sich allerdings gezeigt, dass die Turbinenschaufeln während des Betriebs trotz
dieser Maßnahmen verschleißen. Beispielsweise können derart hohe thermische und mechanische
Belastung auftreten, dass die Turbinenschaufeln einer allmählichen Erosion unterworfen
sind, wodurch das Beschichtungssystem beschädigt und zumindest bereichsweise vollständig
abgetragen wird. Ohne die durch das Beschichtungssystem vermittelte Wärmedämmung kann
die Turbinenschaufel Schaden nehmen, was mit einer Verringerung ihrer Lebensdauer
einhergeht. Entsprechend sind kürzere Wartungsintervalle und entsprechend häufigere
Sanierungen bzw. Ersetzungen defekter Turbinenschaufeln erforderlich.
[0007] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
eine Turbinenschaufel der eingangs genannten Art zu schaffen, deren thermische Belastbarkeit
trotz verringerter oder bereichsweise ausgefallener Wärmedämmung eine längere Lebensdauer
erreicht.
[0008] Diese Aufgabe wird für eine Turbinenschaufel der eingangs genannten Art dadurch gelöst,
dass das Schaufelblatt einen Schaufelblattkern und eine an dem Schaufelblattkern montierte
Schaufelblatthülle umfasst, die den Schaufelblattkern formschlüssig umgibt.
[0009] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, einen Schaufelblattkern und eine Schaufelblatthülle
vorzusehen, die im bestimmungsgemäß montierten Zustand zusammen das Schaufelblatt
der Turbinenschaufel bilden. Dazu umgibt die Schaufelblatthülle den Schaufelblattkern
formschlüssig wie eine Haut. Ein Vorteil dieses Aufbaus des Schaufelblatts besteht
darin, dass der Schaufelblattkern durch die Schaufelblatthülle zusätzlich geschützt
ist. Zudem kann die Schaufelblatthülle bei Bedarf im Rahmen einer Sanierung auf einfache
Weise von dem Schaufelblattkern gelöst und durch eine neue Schaufelblatthülle ersetzt
werden, was mit geringen Kosten einhergeht.
[0010] Vorteilhaft umfasst die Schaufelblatthülle ein Metall oder eine Metalllegierung,
insbesondere eine Nickelbasislegierung wie beispielsweise CM247 oder SIEMET-DS oder
besteht daraus.
[0011] Bevorzugt besitzt die Schaufelblatthülle eine Dicke im Bereich von 100 µm bis 500
µm und bevorzugt von 200 µm. Bei einer solch geringen Dicke besitzt die Schaufelblatthülle
bezogen auf den Schaufelblattkern eine relativ geringe Masse. Dies ist für eine Laufschaufel
besonders günstig, da die Schaufelblatthülle die während des Betriebs infolge der
wirkenden Rotationskräfte auftretende mechanische Belastung der Laufschaufel und des
sie haltenden Schaufelträgers nur unwesentlich erhöht.
[0012] Gemäß einer Weiterentwicklung ist die Schaufelblatthülle mittels eines generativen
Herstellungsverfahrens, insbesondere mittels selektiven Laserschmelzens (SLM) als
separates Bauteil gefertigt. Generative Herstellungsverfahren ermöglichen die Fertigung
komplex geformter Bauteile mit zudem geringer Ausdehnung, so dass auch die angestrebten
geringen Dicken der Schaufelblatthülle erreichbar sind. Die oben genannten Nickelbasislegierungen
eignen sich besonders zur Verarbeitung in generativen Herstellungsverfahren.
[0013] Die Schaufelblatthülle ist bevorzugt mit dem Schaufelblattkern verbunden, wobei die
Verbindung mittels konventioneller Fügeverfahren, insbesondere mittels Hochtemperaturlötens
oder durch Aufschrumpfen der Schaufelblatthülle auf den Schaufelblattkern hergestellt
ist. Konventionelle Fügeverfahren wie beispielsweise Hochtemperaturlöten bieten den
Vorteil, dass die Verbindung zwischen der Schaufelblatthülle und dem Schaufelblattkern
einfach herstellbar und bei Bedarf wieder lösbar ist. Zwar lässt sich eine aufgeschrumpfte
Schaufelblatthülle nur noch mittels Zerstörung vom Schaufelblattkern lösen. Dafür
lässt sich diese Art der Verbindung ohne zusätzliches Material und/oder Beeinträchtigung
der Substanz von Schaufelblattkern oder Schaufelblatthülle schaffen.
[0014] Bevorzugt besitzt das Material der Schaufelblatthülle einen geringeren Wärmeausdehnungskoeffizienten
als das Material des Schaufelblattkerns. Diese Materialwahl stellt sicher, dass während
des Betriebs der formschlüssige Sitz der Schaufelblatthülle erhalten bleibt. Im Falle
einer aufgeschrumpften Schaufelblatthülle wird darüber hinaus ein Ablösen der Schaufelblatthülle
von dem Schaufelblattkern während des Betriebs verhindert.
[0015] In bekannter Weise kann das Schaufelblatt eine Wärmedämmschicht (Thermal Barrier
Coating, TBC) aufweisen. Beschichtungssysteme, die eine Wärmedämmschicht sowie eine
Haftschicht (Bond Coating, BC) umfassen, haben sich bewährt und werden weithin eingesetzt.
[0016] Vorteilhaft umfasst die Wärmedämmschicht ein keramisches Material, insbesondere teilstabilisiertes
Zirkon oder Gadoliniumzirkonat oder besteht daraus. Keramische Materialien weisen
eine besonders hohe Hitzebeständigkeit auf und sind gute thermische Isolatoren.
[0017] In an sich bekannter Weise ist die Wärmedämmschicht außenseitig an der Schaufelblatthülle
angeordnet. Üblicherweise wird zunächst eine Haftschicht außen auf das Schaufelblatt
aufgebracht, die das Anhaften der in einem zweiten Schritt aufgetragenen Wärmedämmschicht
verstärkt. Die Haftschicht kann beispielsweise aus einem Metall wie MCrALY bestehen.
[0018] Bevorzugt weist die Schaufelblatthülle an ihrer Außenseite ein raue Oberfläche oder
Mikrostrukturierung derart auf, dass die Wärmedämmschicht mechanisch mit der Oberfläche
oder der Mikrostrukturierung verklammert ist. Auf diese Weise ermöglicht die Schaufelblatthülle
bereits allein ein festes Anhaften der Wärmedämmschicht an ihrer Außenseite, weshalb
das Aufbringen einer zusätzlichen Haftschicht entfallen kann.
[0019] Gemäß einer Weiterbildung umfasst die Schaufelblatthülle wenigstens zwei Segmente.
Ein mehrteiliger Aufbau der Schaufelblatthülle kann den Anwendungsbereich eines zweiteiligen
Aufbaus eines Schaufelblatts aus einem Schaufelblattkern und einer Schaufelblatthülle
erweitern. Komplexe Formen des Schaufelblattkerns können bei dieser Ausgestaltung
der Schaufelblatthülle auch dann mit einer Schaufelblatthülle versehen werden, wenn
sich eine entsprechende einteilige Schaufelblatthülle nicht auf den Schaufelblattkern
aufschieben ließe. Der Schaufelblattkern kann mittels eines Vakuumfeingussverfahrens
oder eines 3D-Druckverfahrens gefertigt sein. Vakuumfeingussverfahren sind bewährte
und weithin eingesetzte Herstellungsverfahren für Schaufelblätter von Leitschaufeln.
3D-Druckverfahren können bei Kleinserien oder komplexen Formen von Schaufelblättern
zum Einsatz kommen, deren Herstellung mittels eines Vakuumfeingussverfahrens unmöglich
oder zumindest sehr aufwändig und/oder fehleranfällig ist.
[0020] Vorteilhaft weist der Schaufelblattkern eine Mehrzahl von Kühlfluidbohrungen auf.
Die Kühlfluidbohrungen verbinden den Hohlraum im Inneren des Schaufelblattkerns mit
der Außenseite des Schaufelblattkerns, um Kühlfluid aus dem Hohlraum zur Bildung eines
außenseitigen Kühlfilms nach außen zu leiten.
[0021] Bevorzugt weist der Schaufelblattkern an seiner Außenseite wenigstens einen Kühlfluidkanal
auf, der die Form einer Nut besitzt, nach außen offen und über wenigstens eine Kühlfluidbohrung
mit dem Hohlraum verbunden ist. Derartige nutförmige Kühlfluidkanäle an der Außenseite
des Schaufelblattkerns werden im bestimmungsgemäß montierten Zustand des Schaufelblatts
durch die Schaufelblatthülle verschlossen. Auf diese Weise kann das durch Kühlfluidbohrungen
zugeführte Kühlfluid an der Innenseite der Schaufelblatthülle geführt werden.
[0022] Vorteilhaft weist der Schaufelblattkern eine Mehrzahl von Kühlfluidkanälen auf, wobei
zumindest zwei Kühlfluidkanäle miteinander, insbesondere alle Kühlfluidkanäle netzartig
verbunden sind. Diese Ausgestaltung der Kühlfluidkanäle ermöglicht ein Zirkulieren
des Kühlfluids zwischen dem Schaufelblattkern und der Schaufelblatthülle.
[0023] Vorteilhaft weist die Schaufelblatthülle eine Mehrzahl von Kühlfluidbohrungen auf.
Durch die Kühlfluidbohrungen lässt sich Kühlfluid von der Innenseite der Schaufelblatthülle
auf deren Außenseite führen.
[0024] Gemäß einer bevorzugten Weiterentwicklung fluchtet ein erster Teil der Kühlfluidbohrungen
der Schaufelblatthülle mit korrespondierenden Kühlfluidbohrungen des Schaufelblattkerns,
wenn die Schaufelblatthülle den Schaufelblattkern formschlüssig umgibt. Auf diese
Weise gelangt das Kühlfluid aus dem Hohlraum des Schaufelblattkerns auf die Außenseite
der Schaufelblatthülle, wodurch eine konventionelle Filmkühlung gewährleistet wird.
[0025] Dabei können die Kühlfluidbohrungen des ersten Teils der Kühlfluidbohrungen Durchmesser
im Bereich von 500 µm bis 2500 µm besitzen. Bohrungen mit Durchmessern in diesem Bereich
können ohne weiteres mit herkömmlichen Bohrverfahren in der Schaufelblatthülle ausgebildet
werden.
[0026] Alternativ oder zusätzlich kann ein zweiter Teil der Kühlfluidbohrungen der Schaufelblatthülle
mit korrespondierenden Kühlfluidkanälen des Schaufelblattkerns fluidverbunden sein,
wenn die Schaufelblatthülle den Schaufelblattkern formschlüssig umgibt. In diesem
Fall kann in den Kühlfluidkanälen zirkulierendes Kühlfluid durch die Kühlfluidbohrungen
des zweiten Teils der Kühlfluidbohrungen an die Außenseite des Schaufelblatts strömen,
um dort einen Kühlfilm zu bilden und/oder zu ergänzen. Dieser zweite Teil der Kühlfluidbohrungen
kann überdies innerhalb durch die Anordnung der Kühlfluidkanäle bestimmter Grenzen
nach Bedarf flexibel positioniert werden, ohne den Schaufelblattkern zu modifizieren.
[0027] Gemäß einer bevorzugten Variante ist der zweite Teil der Kühlfluidbohrungen von der
Wärmedämmschicht bedeckt. Entsprechend dringt während des Betriebs der Turbinenschaufel
kein Kühlfluid durch die Kühlfluidbohrungen des zweiten Teils der Kühlfluidbohrungen.
Wenn allerdings als Folge eines betriebsbedingten Verschleißes die Wärmedämmschicht
zumindest teilweise abgetragen ist, kann Kühlfluid aus dem freigelegten zweiten Teil
der Kühlfluidbohrungen austreten, um eine Notkühlung des erodierten Bereichs sicherzustellen.
Durch diese Notkühlung lässt sich die Lebensdauer einer erfindungsgemäßen Turbinenschaufel
verlängern.
[0028] Vorteilhaft besitzt wenigstens eine Kühlfluidbohrung, insbesondere alle Kühlfluidbohrungen
des zweiten Teils der Kühlfluidbohrungen einen Durchmesser im Bereich zwischen 100
µm und 500 µm. Kühlfluidbohrungen mit derart geringen Durchmessern lassen sich mittels
generativer Herstellungsverfahren ohne weiteres ausbilden, während sie durch konventionelle
Bohrverfahren nicht hergestellt werden können.
[0029] Gemäß einer Variante der erfindungsgemäßen Turbinenschaufel sind Kühlfluidbohrungen
des zweiten Teils der Kühlfluidbohrungen auf Knotenpunkten eines Gitternetzes angeordnet.
Derart regelmäßige Anordnungen von Kühlfluidbohrungen bewirken die Bildung eines dichten
und gleichmäßigen Kühlfilms in dem erodierten Bereich.
[0030] Ferner schafft die vorliegende Erfindung eine Strömungsmaschine, insbesondere Gasturbine,
mit einem Gehäuse, in dem sich in einer axialen Richtung ein Strömungskanal erstreckt,
der während des Betriebs der Strömungsmaschine von einem Heißgas durchströmt wird,
und einer Mehrzahl von Turbinenstufen, die jeweils einen Leitschaufelkranz und einen
Laufschaufelkranz umfassen, wobei die Turbinenstufen in dem Strömungskanal in der
axialen Richtung hintereinander und beabstandet zueinander angeordnet sind, dadurch
gekennzeichnet, dass die Laufschaufelkränze und/oder Leitschaufelkränze erfindungsgemäße
Turbinenschaufeln aufweisen. Bei Strömungsmaschinen mit Turbinenschaufeln, deren Schaufelblätter
jeweils einen Schaufelblattkern und eine den Schaufelblattkern formschlüssig umgebende
Schaufelblatthülle aufweisen, lassen sich die Turbinenschaufeln bei Bedarf einfach
und kostengünstig sanieren, indem lediglich die Schaufelblatthüllen ersetzt werden.
[0031] Weitere Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden anhand einer Turbinenschaufel
gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung unter Bezugnahme auf die beiliegende
Zeichnung deutlich. Darin ist
- Figur 1
- eine perspektivische Seitenansicht einer Turbinenschaufel gemäß einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ohne Schaufelblatthülle von schräg oben;
- Figur 2
- eine perspektivische Seitenansicht der in Figur 1 gezeigten Turbinenschaufel;
- Figur 3
- eine perspektivische Seitenansicht einer Schaufelblatthülle der in Figur 1 gezeigten
Turbinenschaufel;
- Figur 4
- eine vergrößerte Detailansicht der in Figur 3 gezeigten Schaufelblatthülle des mit
dem Bezugszeichen IV bezeichneten Ausschnitts;
- Figur 5
- eine perspektivische Seitenansicht der in Figur 1 gezeigten Turbinenschaufel mit teilweise
auf den Schaufelblattkern aufgeschobener Schaufelblatthülle;
- Figur 6
- eine perspektivische Seitenansicht der in Figur 1 dargestellten Turbinenschaufel im
bestimmungsgemäß montierten Zustand; und
- Figur 7
- eine teilweise schematische Querschnittsansicht einer Strömungsmaschine gemäß einer
Ausführungsform der vorliegenden Erfindung.
[0032] Die Figuren 1 bis 6 zeigen eine Turbinenschaufel 1 für eine nicht dargestellte Strömungsmaschine,
insbesondere Gasturbine, gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung. Die
Turbinenschaufel 1 ist zur Verwendung als Laufschaufel ausgebildet. Jedoch lassen
sich auch Leitschaufeln ohne Weiteres gemäß der vorliegenden Erfindung ausführen.
[0033] Die Turbinenschaufel 1 umfasst einen Schaufelfuß 2, an dem eine Schaufelplattform
3 ausgebildet ist. Ferner umfasst die Turbinenschaufel 1 ein Schaufelblatt 4, das
gegenüberliegend zu dem Schaufelfuß 2 von der Schaufelplattform 3 abragt. In dem Inneren
des Schaufelblattes 4 ist ein Hohlraum 5 für ein Kühlfluid vorgesehen. Das Schaufelblatt
4 umfasst einen Schaufelblattkern 6 und eine an dem Schaufelblattkern 6 montierte
Schaufelblatthülle 7, die den Schaufelblattkern 6 formschlüssig umgibt.
[0034] Der Schaufelblattkern 6 weist eine Mehrzahl von Kühlfluidbohrungen 8 auf, die den
Hohlraum 5 mit der Außenseite des Schaufelblattkerns 6 verbinden. Ferner ist an der
Außenseite des Schaufelblattkerns 6 eine Mehrzahl von Kühlfluidkanälen 9 ausgebildet,
die netzartig miteinander verbunden sind. Die Kühlfluidkanäle 9 besitzen die Form
von Nuten, sind nach außen offen und über eine Mehrzahl von Kühlfluidbohrungen 8 mit
dem Hohlraum 5 verbunden. Der Schaufelblattkern 6 ist mittels eines Vakuumfeingussverfahrens
gefertigt, kann aber auch in einem 3D-Druckverfahren hergestellt sein.
[0035] Die Schaufelblatthülle 7 ist als separates Bauteil mittels eines generativen Herstellungsverfahrens,
insbesondere mittels selektiven Laserschmelzens (SLM) gefertigt. Sie besteht aus einer
Nickelbasislegierung wie beispielsweise CM247 oder SIEMET-DS, kann aber allgemein
ein Metall oder eine Metalllegierung umfassen bzw. daraus bestehen. Die Schaufelblatthülle
7 besitzt eine Dicke von ca. 200 µm. Sie ist mittels Hochtemperaturlötens mit dem
Schaufelblattkern 6 verbunden, kann aber auch mittels anderer konventioneller Fügeverfahren
an dem Schaufelblattkern 6 befestigt sein. Alternativ kommt auch ein Aufschrumpfen
der Schaufelblatthülle 7 auf den Schaufelblattkern 6 infrage. Das Material der Schaufelblatthülle
7 besitzt einen geringeren Wärmeausdehnungskoeffizienten als das Material des Schaufelblattkerns
6. Auf diese Weise bleibt der Formschluss zwischen der Schaufelblatthülle 7 und dem
Schaufelblattkern 6 auch bei einer hohen Temperatur erhalten.
[0036] Ferner weist das Schaufelblatt 4 eine nicht dargestellte Wärmedämmschicht (TBC) auf,
die beispielsweise teilstabiliertes Zirkon oder Gadoliniumzirkonat, aber auch ein
anderes keramisches Material umfassen oder daraus bestehen kann. Die Schaufelblatthülle
7 weist an ihrer Außenseite eine raue Oberfläche oder Mikrostrukturierung auf. Infolgedessen
ist die außenseitig an der Schaufelblatthülle 7 angeordnete Wärmedämmschicht mechanisch
mit der Oberfläche oder der Mikrostrukturierung verklammert. Alternativ kann aber
auch eine Haftschicht, beispielsweise aus dem Metall MCrAlY, außen auf die Schaufelblatthülle
7 aufgebracht sein, mit der sich die Wärmedämmschicht mechanisch verklammert.
[0037] Vorliegend ist die Schaufelblatthülle 7 einteilig ausgebildet, wie in der Figur 3
dargestellt ist. Wenn sich die Schaufelblatthülle 7 aufgrund der komplexen Form des
Schaufelblatts 4 nicht auf den Schaufelblattkern 6 aufschieben ließe, könnte die Schaufelblatthülle
7 alternativ auch zwei oder mehr Segmente umfassen.
[0038] Die Schaufelblatthülle 7 weist ferner eine Mehrzahl von Kühlfluidbohrungen 10 auf.
Ein erster Teil der Kühlfluidbohrungen 10 der Schaufelblatthülle 7 fluchtet mit korrespondierenden
Kühlfluidbohrungen 8 des Schaufelblattkerns 6, wenn die Schaufelblatthülle 7 den Schaufelblattkern
6 formschlüssig umgibt. Die Kühlfluidbohrungen 10 des ersten Teils der Kühlfluidbohrungen
10 besitzen Durchmesser im Bereich von 500 µm bis 2500 µm.
[0039] Ein zweiter Teil der Kühlfluidbohrungen 10 der Schaufelblatthülle 7 ist mit korrespondierenden
Kühlfluidkanälen 9 des Schaufelblattkerns 6 fluidverbunden, wenn die Schaufelblatthülle
7 den Schaufelblattkern 6 formschlüssig umgibt. Die Kühlfluidbohrungen 10 des zweiten
Teils der Kühlfluidbohrungen 10 besitzen einen Durchmesser im Bereich zwischen 100
µm und 500 µm.
[0040] Vorliegend ist lediglich beispielhaft eine gitternetzartige Anordnung von Kühlfluidbohrungen
10 des zweiten Teils der Kühlfluidbohrungen 10 vorgesehen, der in einem vorderen und
plattformnahen Bereich der Saugseite der Schaufelblatthülle 7 positioniert ist, wie
in den Figuren 3 und 4 gezeigt ist. Dieser Bereich ist besonders von Erosion betroffen.
Der zweite Teil der Kühlfluidbohrungen 10 ist von der Wärmedämmschicht bedeckt.
[0041] Die Figuren 5 und 6 zeigen zwei Zustände der Turbinenschaufel 1 beim Montieren der
Schaufelblatthülle 7 auf den Schaufelblattkern 6. Zunächst wird die Schaufelblatthülle
7 von oben auf den Schaufelblattkern 6 aufgeschoben (Figur 5), bis sie den Schaufelblattkern
6 formschlüssig umgibt (Figur 6).
[0042] Die Figur 7 zeigt schematisch einen Abschnitt einer Strömungsmaschine gemäß einer
Ausführungsform der vorliegenden Erfindung. Die Strömungsmaschine umfasst ein Gehäuse
11, in dem sich in einer axialen Richtung A ein Strömungskanal 12 erstreckt. Weiterhin
umfasst die Strömungsmaschine eine Mehrzahl von Turbinenstufen 13, die jeweils einen
Leitschaufelkranz 14 und einen Leitschaufelkranz 15 umfassen, wobei die Turbinenstufen
13 in dem Strömungskanal 12 in der axialen Richtung A hintereinander und beabstandet
zueinander angeordnet sind. Die Laufschaufelkränze 15 sind jeweils aus einer Mehrzahl
von erfindungsgemäßen Turbinenschaufeln 1 gebildet.
[0043] Während des Betriebs der Strömungsmaschine wird der Strömungskanal 12 von einem Heißgas
durchströmt. Zur Kühlung der in dem Strömungskanal 12 angeordneten Laufschaufelkränze
15 werden die Turbinenschaufeln 1 jeweils von einem Kühlfluid durchströmt. Das Kühlfluid
strömt aus dem Hohlraum 5 durch die Kühlfluidbohrungen 8 des Schaufelblattkerns und
die mit diesem fluchtenden Kühlfluidbohrungen 10 der Schaufelblatthülle 7 auf die
Außenseite des Schaufelblattes 4. Auf der Außenseite bildet das ausströmende Kühlfluid
einen Kühlfilm, der die Außenseite des Schaufelblattes 4 vor dem strömenden Heißgas
schützt und die thermische Belastung des Schaufelblattes 4 verringert.
[0044] Mit zunehmender Betriebsdauer kommt es zu einer allmählichen Erosion der Wärmedämmschicht,
wobei diese in einzelnen Bereichen des Schaufelblattes 4 auch vollständig abgetragen
werden kann. Dadurch wird der zweite Teil von Filmkühlbohrungen 10 der Schaufelblatthülle
7 freigelegt, wodurch Kühlfluid aus dem Hohlraum 5 durch Kühlfluidbohrungen 8, Kühlfluidkanäle
9 und den zweiten Teil der Kühlfluidbohrungen 10 der Schaufelblatthülle 7 auf die
Außenseite der Schaufelblatthülle 7 strömt und dort einen Kühlfilm bildet.
[0045] Ein Vorteil der erfindungsgemäßen Turbinenschaufel liegt darin, dass sich die Schaufelblatthülle
7 bei Bedarf im Rahmen einer Sanierung auf einfache Weise ersetzen lässt, ohne auch
den Schaufelblattkern 6 ersetzen zu müssen. Ein weiterer Vorteil ist darin zu sehen,
dass sich mittels des zweiten Teils von Filmkühlbohrungen 10 in der Schaufelhülle
7 eine effektive Notfallkühlung realisieren lässt, deren Wirkung genau dann eintritt,
wenn die Wärmedämmschicht infolge von Erosion zumindest bereichsweise von der Außenseite
des Schaufelblattes 4 abgetragen ist.
[0046] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
1. Turbinenschaufel (1) für eine Strömungsmaschine, insbesondere eine Gasturbine, mit
einem Schaufelfuß (2), an dem eine Schaufelplattform (3) ausgebildet ist, und einem
Schaufelblatt (4), das gegenüberliegend zu dem Schaufelfuß (2) von der Schaufelplattform
(3) abragt, wobei in dem Innerem des Schaufelblattes (4) ein Hohlraum (5) für ein
Kühlfluid vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Schaufelblatt (4) einen Schaufelblattkern (6) und eine an dem Schaufelblattkern
(6) montierte Schaufelblatthülle (7) umfasst, die den Schaufelblattkern (6) formschlüssig
umgibt.
2. Turbinenschaufel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schaufelblatthülle (7) ein Metall oder eine Metalllegierung umfasst, insbesondere
eine Nickelbasislegierung wie beispielsweise CM247 oder SIEMET-DS oder daraus besteht
und/oder das Material der Schaufelblatthülle (7) einen geringeren Wärmeausdehnungskoeffizienten
besitzt als das Material des Schaufelblattkerns (6).
3. Turbinenschaufel nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass
die Schaufelblatthülle (7) eine Dicke im Bereich von 100 µm bis 500 µm und bevorzugt
von 200 µm besitzt und/oder mittels eines generativen Herstellungsverfahrens, insbesondere
mittels selektiven Laserschmelzens (SLM) als separates Bauteil gefertigt ist.
4. Turbinenschaufel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Schaufelblatthülle (7) mit dem Schaufelblattkern (6) verbunden ist, wobei die
Verbindung mittels konventioneller Fügeverfahren, insbesondere mittels Hochtemperaturlötens
oder durch Aufschrumpfen der Schaufelblatthülle (7) auf den Schaufelblattkern (6)
hergestellt ist.
5. Turbinenschaufel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
das Schaufelblatt (4) eine Wärmedämmschicht (TBC) aufweist, wobei insbesondere die
Wärmedämmschicht ein keramisches Material, insbesondere teilstabilisiertes Zirkon
oder Gadoliniumzirkonat umfasst oder daraus besteht und/oder die Wärmedämmschicht
außenseitig an der Schaufelblatthülle (7) angeordnet ist, wobei insbesondere die Schaufelblatthülle
(7) an ihrer Außenseite eine raue Oberfläche oder Mikrostrukturierung derart aufweist,
dass die Wärmedämmschicht mechanisch mit der Oberfläche oder der Mikrostrukturierung
verklammert ist.
6. Turbinenschaufel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Schaufelblatthülle (7) wenigstens zwei Segmente umfasst.
7. Turbinenschaufel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
der Schaufelblattkern (6) mittels eines Vakuumfeingussverfahrens oder eines 3D-Druckverfahrens
gefertigt ist.
8. Turbinenschaufel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
der Schaufelblattkern (6) eine Mehrzahl von Kühlfluidbohrungen (8) und/oder die Schaufelblatthülle
(7) eine Mehrzahl von Kühlfluidbohrungen (10) aufweist.
9. Turbinenschaufel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
der Schaufelblattkern (6) an seiner Außenseite wenigstens einen Kühlfluidkanal (9)
aufweist, der die Form einer Nut besitzt, nach außen offen und über wenigstens eine
Kühlfluidbohrung (8) mit dem Hohlraum (5) verbunden ist.
10. Turbinenschaufel nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Schaufelblattkern (6) eine Mehrzahl von Kühlfluidkanälen (9) aufweist, wobei zumindest
zwei Kühlfluidkanäle (9) miteinander, insbesondere alle Kühlfluidkanäle (9) netzartig
verbunden sind.
11. Turbinenschaufel nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein erster Teil der Kühlfluidbohrungen (10) der Schaufelblatthülle (7) mit korrespondierenden
Kühlfluidbohrungen (8) des Schaufelblattkerns (6) fluchtet, wenn die Schaufelblatthülle
(7) den Schaufelblattkern (6) formschlüssig umgibt, wobei insbesondere die Kühlfluidbohrungen
(10) des ersten Teils der Kühlfluidbohrungen (10) Durchmesser im Bereich von 500 µm
bis 2500 µm besitzen.
12. Turbinenschaufel nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein zweiter Teil der Kühlfluidbohrungen (10) der Schaufelblatthülle (7) mit korrespondierenden
Kühlfluidkanälen (9) des Schaufelblattkerns (3) fluidverbunden ist, wenn die Schaufelblatthülle
(7) den Schaufelblattkern (6) formschlüssig umgibt, wobei insbesondere Kühlfluidbohrungen
(10) des zweiten Teils der Kühlfluidbohrungen (10) auf Knotenpunkten eines Gitternetzes
angeordnet sind.
13. Turbinenschaufel nach Anspruch 12 und Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass
der zweite Teil der Kühlfluidbohrungen (10) von der Wärmedämmschicht bedeckt ist.
14. Turbinenschaufel nach einem der Ansprüche 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass
wenigstens eine Kühlfluidbohrung (10), insbesondere alle Kühlfluidbohrungen (10) des
zweiten Teils der Kühlfluidbohrungen (10) einen Durchmesser im Bereich zwischen 100
µm und 500 µm besitzen.
15. Strömungsmaschine,
insbesondere Gasturbine, mit einem Gehäuse (11), in dem sich in einer axialen Richtung
(A) ein Strömungskanal (12) erstreckt, der während des Betriebs der Strömungsmaschine
von einem Heißgas durchströmt wird, und einer Mehrzahl von Turbinenstufen (13), die
jeweils einen Leitschaufelkranz (14) und einen Laufschaufelkranz (15) umfassen, wobei
die Turbinenstufen (13) in dem Strömungskanal (12) in der axialen Richtung (A) hintereinander
und beabstandet zueinander angeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Leitschaufelkränze (14) und/oder Laufschaufelkränze (15) Turbinenschaufeln (1)
nach einem der Ansprüche 1 bis 14 aufweisen.