Gebiet der Erfindung
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft das technische Gebiet des 3D-Drucks, insbesondere
in Form des Binder Jetting Verfahrens, bei dem Partikel in einem Pulverbett mittels
eines verdruckten Klebstoffs zu einem dreidimensionalen Objekt verklebt werden. Bei
den Partikeln kann es sich dabei um anorganische Materialien, wie z.B. Sand oder ein
Metallpulver, oder um polymere Partikel, wie zum Beispiel Polymethacrylate oder Polyamide,
handeln. Polymethacrylate können dazu beispielsweise als Suspensionspolymerisate,
so genannte Perlpolymerisate, vorliegen.
[0002] Die vorliegende Erfindung betrifft dabei insbesondere Suspensionspolymerisate als
Pulver für den 3D-Druck, die sich vom Stand der Technik dadurch unterscheiden, dass
sie eine vernetzte Hartphase und eine unvernetzte Weichphase aufweisen.
Stand der Technik
[0003] Binder Jetting ist ein additiver Produktionsprozess, der auch unter dem das Verfahren
gut beschreibenden Begriff 3D-Tintenstrahl-Pulverdruck bekannt ist. Bei diesem Verfahren
wird ein flüssiges Bindemittel, beispielsweise mittels eines handelsüblichen Inkjet-Druckkopfs,
auf eine Pulverschicht aufgetragen und damit gezielt ein Teil dieser Pulverschicht
miteinander verbunden. Durch das im Wechsel mit diesem Auftragen erfolgende Aufbringen
neuer Pulverschichten wird letztendlich ein dreidimensionales Produkt geformt. Insbesondere
bewegt sich bei diesem Verfahren ein Tintenstrahldruckkopf selektiv über ein Pulverbett
und druckt das flüssige Bindermaterial genau an den Stellen, die verfestigt werden
sollen. Ein Beispiel für die Verfestigung ist die Reaktion zwischen flüssigen vinylischen
Monomeren in der Tinte und Peroxiden, die im Pulver enthalten sind. Die Reaktion wird
durch einen Katalysator z. B. auf der Basis eines Amins so stark beschleunigt, dass
sie bei Raumtemperatur stattfindet. Der Prozess wird Lage für Lage wiederholt bis
das Formteil fertig ist. Nach dem Beenden des Druckprozesses lässt sich das Formteil
aus dem Pulverbett entnehmen und ggf. einer Nachbehandlung zuführen.
[0004] Beim Binder Jetting können verschiedene Materialien als Bindemittel und als Pulvermaterial
eingesetzt werden. Als Pulvermaterialien sind beispielsweise Polymerpartikel, Sand,
Keramikpartikel oder Metallpulver mit einem jeweiligen Durchmesser zwischen 10 und
wenigen 100 µm geeignet. Bei der Verwendung von Sand entfällt zumeist eine Nachbearbeitung
des fertigen Gegenstandes. Bei anderen Materialien, wie zum Beispiel den Polymerpulvern
wie u.a. PMMA, kann ein nachträgliches Härten, Sintern und/oder Infiltrieren des Gegenstandes
nötig sein. Eine solche nachträgliche Bearbeitung ist jedoch eigentlich unerwünscht,
da sie zeit- bzw. kostenaufwendig ist und aufgrund eines oft auftretenden Schrumpfs
zu einer negativen Beeinflussung der Dimensionsstabilität führen kann.
[0005] Insbesondere kommen bis dato Polymerpulver auf Basis von Suspensionspolymerisaten
zum Einsatz. Die Größe der Polymerpartikel liegt im Allgemeinen zwischen einigen zehn
my und einigen Hundert my. Diese Partikel zeichnen sich durch gute Rieselfähigkeit
aus, sie kleben nicht zusammen und lassen sich gut als Pulverbett auftragen. Setzt
man Polymerpartikel ein, die einen Gehalt von Peroxiden aufweisen, so lässt sich leicht
eine Reaktion mit dem (Meth)acrylathaltigen Binder durchführen. Der Nachteil eines
Pulverbetts, das aus oben genannten Partikeln besteht ist die Porosität der damit
hergestellten Formkörper, da der flüssige Binder nur einen Teil der Hohlräume füllen
kann.
[0006] Das Aufbringen des Bindemittels erfolgt in der Regel analog dem herkömmlichen zweidimensionalen
Papierdruck. Beispiele für Bindemittelsysteme sind flüssige vinylische Monomere, die
mittels in dem Pulvermaterial enthaltenen Peroxiden ausgehärtet werden. Alternativ
oder zusätzlich enthält das Pulvermaterial einen die Aushärtung beschleunigenden bzw.
erst bei der Umgebungstemperatur ermöglichenden Katalysator. Beispiele für einen solchen
Katalysator für Acrylatharze bzw. -monomere mit Peroxiden als Initiator stellen Amine,
insbesondere sekundäre Amine dar.
[0007] Gegenüber anderen 3D-Druckverfahren wie FDM oder SLS, die auf einem Aufschmelzen
oder Verschweißen des das Produkt bildenden Materials basieren, hat das Binder Jetting
große Vorteile. So ist dieses Verfahren von allen bekannten Verfahren am besten geeignet,
farbige Objekte ohne nachträgliche Farbgebung direkt zu realisieren. Auch ist insbesondere
dieses Verfahren dazu geeignet, besonders große Gegenstände herzustellen. So sind
Produkte bis hin zu einer Zimmergröße beschrieben. Weiterhin sind andere Verfahren
bezüglich des gesamten Druckvorgangs bis zum fertigen Objekt auch sehr zeitintensiv.
Abgesehen von der eventuell nötigen Nachbearbeitung kann das Binder Jetting im Vergleich
zu den anderen Verfahren sogar als besonders zeiteffizient betrachtet werden.
[0008] Darüber hinaus hat das Binder Jetting den großen Vorteil gegenüber anderen Verfahren,
dass es ohne Hitzezufuhr erfolgt. Bei Verfahren, die mittels Aufschmelzen oder Verschweißen
erfolgen, entstehen im Produkt durch diesen ungleichmäßigen Wärmeeintrag Spannungen,
die zumeist in Folgeschritten wie einer thermischen Nachbehandlung, die weiteren Zeit-
und Kostenaufwand bedeuten, wieder aufgelöst werden müssen.
[0009] Nachteilig am Binder Jetting ist die verfahrensbedingte Porosität des Produktes.
So werden für mittels Binder-Jetting gedruckte Objekte nur Zugfestigkeiten erreicht,
die ca. 20 mal geringer sind als die spritzgegossener Formteile aus einem vergleichbaren
Material. Aufgrund dieses Nachteils wird das Binder Jetting Verfahren bis dato überwiegend
zur Herstellung von Dekorstücken oder zur Abformung von Sandformen eingesetzt. Die
Porosität ergibt sich vor allem aus der Tatsache, dass bei bekannten Druckverfahren
nur ein Teil der Hohlräume zwischen den Partikeln mit dem Bindemittel aufgefüllt werden.
Dies ergibt sich zwangsläufig aus der geringen Viskosität der aufgedruckten, flüssigen
Bindemittel. Sollte mehr aufgetragen werden, so verläuft dies direkt vor und auch
während des beginnenden Aushärtens in Nachbarpartikel bzw. Hohlräume zwischen den
Partikeln (so genannte Zwickel). Dies wiederum führt zu einem ungenauen, unsauberen
Druckbild bzw. zu einer geringen Oberflächengenauigkeit am fertigen Gegenstand.
[0010] J. Presser beschreibt in seiner Dissertation "Neue Komponenten für das generative
Fertigungsverfahren des 3D-Drucks" (TU Darmstadt, 2012) die Verwendung von gefällten
Emulsionspolymerisaten als Pulver für das Binder-Jetting-Verfahren. Diese Emulsionpolymerisate
füllen dazu teilweise die Zwischenräume zwischen den eigentlichen Partikeln und führen
damit zu einer Reduktion der Porosität. Die Aufarbeitung über Koagulation, Trocknung
und Siebung führt aber zu nicht runden Sekundärpartikeln unregelmäßiger Größenverteilung.
Weiterhin hat sich gezeigt, dass die so eingesetzten Emulsionspolymerisate die Schüttdichte
kaum erhöhen und in Bezug auf die Stabilität des gedruckten Objekts keinen nennenswerten
Einfluss haben.
Aufgabe
[0011] Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Aufgabe war es, das Binder Jetting
Verfahren dadurch zu beschleunigen, dass es möglich ist, Kunststoffpartikel zu verdrucken,
ohne dass eine zeitaufwendige Nachbearbeitung des Produktes erfolgen muss.
[0012] Weiterhin war es Aufgabe, die mechanische Stabilität von Produkten eines Binder Jetting
Verfahrens, insbesondere solche auf Basis eine Polymerpulvers, insbesondere eines
PMMA-Pulvers, derart zu verbessern, dass diese als Funktionsteile eingesetzt werden
können.
[0013] Insbesondere war es Aufgabe in diesem Zusammenhang, Formteile zu realisieren, die
zumindest 50% des Zug-E-Moduls eines analogen spritzgegossenen Teils aufweisen. "Analog"
bedeutet in diesem Fall beispielsweise, dass ein spritzgegossener PMMA-Formkörper
mit einem Binder Jetting-Produkt auf Basis eines PMMA-Pulvers verglichen wird.
[0014] Weitere nicht explizit genannte Aufgaben können sich aus der Beschreibung, den Beispielen
oder den Ansprüchen der vorliegenden Anmeldung, bzw. aus dem Gesamtzusammenhang derselben
ergeben.
Lösung
[0015] Überraschend wurden diese Aufgaben mittels eines neuartigen Verfahrens zur Herstellung
von dreidimensionalen Objekten aus einem Pulverbett mittels einem Binder Jetting Verfahren
gelöst. In diesem Verfahren wird durch mehrfaches Wiederholen der Verfahrensschritte
a) Aufbringen einer neuen Pulverschicht auf der Oberfläche des Pulverbetts und b)
selektives Auftragen eines Bindemittels und anschließenden oder gleichzeitigen Aushärten
dieses Bindemittels im Pulverbett das dreidimensionale Objekt gebildet. Erfindungsgemäß
weist das Pulverbett dabei mindestens eine Art Partikel auf, die dadurch gekennzeichnet
sind, dass diese Partikel einen Durchmesser zwischen 10 und 500 µm und mindestens
zwei verschiedene Phasen aufweisen. Erfindungsgemäß hat die erste Phase eine Glasübergangstemperatur
kleiner 40 °C und die zweite Phase eine Glasübergangstemperatur größer 70 °C. Die
Glasübergangstemperaturen werden erfindungsgemäß mittels DSC (Differential Scanning
Calometry) gemessen.
[0016] Bevorzugt handelt es sich bei dem Partikel dabei um einen Polymerpartikel, der einen
zur Aushärtung des Bindemittels geeigneten Initiator oder einen die Aushärtung beschleunigenden
Katalysator oder Beschleuniger enthält. Bei den genannten Initiatoren kann es sich
beispielsweise um dem Fachmann allgemein bekannte Peroxide oder Azoinitiatoren handeln.
Bei den Beschleunigern handelt es sich beispielsweise um Verbindungen, die in Kombination
mit einem Initiator, welcher wiederum für sich alleine eine relativ hohe Zerfallstemperatur
aufweist, die Zerfallstemperatur dieses Initiators absenkt. Dies ermöglicht, dass
schon bei der Umgebungstemperatur im Drucker oder bei einem Temperschritt bis 50 °C
die Härtung gestartet wird. Im Falle eines hochzerfallenden Initiators wären dafür
zum Beispiel sekundäre oder tertiäre, zumeist aromatische Amine geeignet. Genannte
Katalysatoren können eine entsprechende oder ähnliche, aktivierende Wirkung haben.
Die genaue Zusammensetzung des Initiatorsystems ist im Allgemeinen für den Fachmann
jedoch einfach zu wählen.
[0017] Besonders bevorzugt handelt es sich bei den Partikeln, bzw. den Polymerpartikeln
um PMMA-Suspensionpolymerisate mit einem Median des Durchmessers zwischen 25 und 150
µm, bevorzugt zwischen 30 und 120 µm und besonders bevorzugt zwischen 35 und 100 µm.
[0018] Besonders bevorzugt zeichnet sich die erste Phase des Polymerpartikels dadurch aus,
dass es sich bei dieser ersten Phase um eine zu mindestens 60 Gew% aus Acrylaten hergestellte
Phase handelt, welche eine Glasübergangstemperatur kleiner 30 °C aufweist.
[0019] Besonders bevorzugt handelt es sich bei der zweiten Phase des Polymerpartikels um
eine zu mindestens 60 Gew% aus MMA hergestellte Phase, welche eine Glasübergangstemperatur
größer 80 °C aufweist.
[0020] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ergibt sich der besonders große Vorteil eines
besonders schnellen Auflösens der weichen Phase der Polymerpartikel, das zu einer
schnellen Viskositätszunahme des Bindemittels führt, was wiederum ein Fluten von tiefer
liegenden Pulverschichten im Pulverbett, die nicht verdruckt werden sollen, verhindert.
Weiterhin vorteilhaft ist, dass das erfindungsgemäße Verfahren großtechnisch umsetzbar
ist.
[0021] Neben dem genannten Verfahren zur Herstellung von dreidimensionalen Objekten, ist
auch ein Verfahren zur Herstellung der dazu eingesetzten zweiphasigen Polymerpartikel
Gegenstand der vorliegenden Erfindung. Dieses Verfahren zur Herstellung der Polymerpartikel
zeichnet sich dadurch aus, dass es sich bevorzugt um eine Suspensionspolymerisation
unter sequentieller Zugabe der beiden zu den jeweiligen Phasen führenden Monomermischungen
handelt.
[0022] Als Suspensionspolymerisate dienen beispielsweise durch radikalische Polymerisation
in Anwesenheit von Wasser hergestellte pulverförmige Materialien mit einem volumengemittelten
Median des Partikeldurchmessers (d50) zwischen 30 und 120 µm. Besonders bevorzugt
handelt es sich bei den Suspensionspolymerisaten um PMMA oder MMA-Copolymerisate.
Dazu können die Comonomere beispielsweise aus der Gruppe der Acrylate, Methacrylate
und Styrol gewählt werden.
[0023] Insbesonders bevorzugt wird dabei zuerst die zweite Phase durch eine Suspensionspolymerisation
hergestellt. Wenn dies insofern erfolgt ist, dass mindestens 75Gew%, besonders bevorzugt
mindestens 85 Gew%, insbesondere bevorzugt mindestens 90 Gew% der eingesetzten Monomere
dieser ersten Phase umgesetzt wurden, wird eine Monomermischung zur Herstellung der
ersten Phase zu dieser Suspension gegeben. Diese zweite Monomermischung zur Herstellung
der ersten Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass das daraus entstehende Polymer eine
Glastemperatur unter 40°C, bevorzugt unter 30 °C aufweist und nicht mit PMMA bzw.
dem Polymer der zweiten Phase mischbar ist.
[0024] Deutlich bevorzugt enthält diese Monomerphase zur Herstellung der zweiten Phase,
der Hartphase, mindestens einen Vernetzer. Bevorzugt enthält diese Phase zwischen
0,1 und 10 Gew%, besonders bevorzugt zwischen 1 und 5 Gew% Vernetzer. Besonders bevorzugte
Vernetzer sind di- oder tri-(Meth)acrylate.
[0025] Für den Fall einer größeren Menge Vernetzer kann es passieren, dass eine kleine Menge
dieses Vernetzers einer weiteren Polymerisation noch zur Verfügung steht, wenn die
zweite Monomermischung zur Herstellung der ersten Polymerphase zugegeben wird. Dies
kann zu zwei unterschiedlichen Effekten führen. Zum einen kann es zu einer zumindest
teilweisen kovalenten Bindung zwischen den beiden Phasen beitragen, welche sogar bis
zu einem gewissen Grad erwünscht wäre und zur Stabilität des Partikels beitragen kann.
Zum anderen ist es möglich, dass es auch in der Weichphase des Polymerpartikels zu
einer sehr leichten Vernetzung oder zu einer zusätzlichen Molekulargewichtserhöhung
kommt..
[0026] Als vorteilhafte, jedoch nicht zwingende Ausführung dieses Verfahrens hat es sich
erwiesen, wenn beide Monomerphasen jeweils einen Initiator oder ein Initiatorgemisch
enthalten. Bei dieser Ausführung ist es besonders günstig, wenn der oder die Initiatoren
in der zweiten Monomermischung zur Herstellung der ersten Phase eine höhere Zerfallstemperatur
aufweisen. Bevorzugt enthält jede Phase genau einen Initiator. Im Prinzip sind aber
auch Mischungen mehrerer Initiatoren einsetzbar.
[0027] Besonders bevorzugt liegt das Verhältnis der ersten Phase zur zweiten Phase zwischen
1 zu 9 und 1 zu 1,5. Dabei beziehen sich diese Angaben auf die insgesamt im Verfahren
eingesetzten Monomerphasen, die als solche naturgemäß nie gleichzeitig vollständig
nebeneinander vorliegen.
[0028] Die Wahl der spezifischen Reaktionsbedingungen bedingt die Morphologie der entstehenden
Polymerpartikel: hat die zweite Monomerphase wenig Zeit, das vernetzte PMMA der ersten
Polymerisation anzuquellen, und wird sie im Überschuss zur ersten Monomerphase eingesetzt,
resultieren nach der zweiten Polymerisation weiche Suspensionspolymerisate mit harten,
vernetzten PMMA-Kernen. Daher wird zum einen bevorzugt ein Unterschuss der zweiten
Monomerphase gewählt. Zum anderen wird zur Polymerisation der zweiten Monomermischung
bevorzugt ein Initiator ausgewählt, der höher zerfällt als der der ersten Polymerisationsstufe.
So hat die zweite Monomerphase ausreichend Zeit, die vernetzten PMMA-Partikel anzuquellen,
während der Ansatz zur zweiten Polymerisationsstufe aufgeheizt wird. Während dieser
zweiten Polymerisationsstufe entmischt sich die entstehende zweite Polymerphase von
der ersten innerhalb der Polymerkugeln. Die Vernetzung der ersten Polymerisationsstufe
bewirkt, dass es nicht zu einer Makrophasenseparation kommt, sondern dass die Weichphase
der ersten Polymerphase als kleine Domänen anfällt. Die Domänengröße ist gut steuer-
und reproduzierbar. Weiterhin muss der Ansatz nicht während der Polymerisation abgekühlt
werden. Zum dritten wird durch das Vernetzen der äußeren Struktur eine hohe Dimensionsstabilität
beim Binder-Jetting-Verfahren erreicht, selbst bei großen verdruckten Mengen an Bindemittel.
[0029] Alle Glasübergangstemperaturen werden erfindungsgemäß mittels DSC bestimmt. Der Fachmann
weiß dazu, dass die DSC nur ausreichend aussagekräftig ist, wenn nach einem ersten
Aufheizzyklus bis zu einer Temperatur, die minimal 25 °C oberhalb der höchsten Glasübergangs-
bzw. Schmelztemperatur, dabei jedoch mindestens 20 °C unterhalb der tiefsten Zersetzungstemperatur
eines Materials liegt, die Materialprobe für mindestens 2 min bei dieser Temperatur
gehalten wird. Danach wird wieder auf eine Temperatur, die mindestens 20 °C unterhalb
der tiefsten zu bestimmenden Glasübergangs- oder Schmelztemperatur liegt, abgekühlt,
wobei die Abkühlrate maximal 20 °C / min, bevorzugt maximal 10 °C / min betragen sollte.
Nach einer weiteren Wartezeit von wenigen Minuten erfolgt dann die eigentliche Messung,
bei der mit einer Aufheizrate von in der Regel 10 °C / min oder weniger die Probe
bis mindestens 20 °C über die höchste Schmelz- oder Glasübergangstemperatur erhitzt
wird. Die jeweiligen höchsten und tiefsten Grenztemperaturen können in einfachen Vormessungen
mit einer getrennten Probe grob vorbestimmt werden.
[0030] Bei der Anwendung dieses Verfahrens zur Herstellung der Polymerpartikel erfolgt eine
Entmischung schon während der sequentiell durchgeführten Polymerisation. Dadurch werden
wiederum mikrostrukturierte zweiphasige Suspensionspolymerisate erzeugt. Diese weisen
dabei eine Phase, die sich bei Lösungsmittel- bzw. Monomerkontakt leicht und schnell
löst und damit zu einer Verdickung des Bindemittels führt, auf. Somit kann mehr Bindemittel
im eigentlichen Druckverfahren eingesetzt werden, ohne die Formtreue zu verlieren.
Gleichzeitig aber kann als weiterer Vorteil eine geringere Porosität des Endprodukts
und damit eine höhere mechanische Stabilität desselben erlangt werden.
[0031] Die im Weiteren aufgeführten Detailbetrachtungen dienen dazu eine bevorzugte Ausführungsform
bzgl. deren Ausführbarkeit zu verdeutlichen. Diese Betrachtungen sind jedoch nicht
dazu aufgeführt, die vorliegende Erfindung in irgendeiner Form einzuschränken:
Die wässrige Phase enthält VE-Wasser, Dispergierhilfsmittel und ggf. weitere oberflächenaktive
Stoffe sowie Prozesshilfsmittel.
[0032] Unter Rühren und je nach angestrebter Teilchengröße mehr oder weniger intensiver
Scherung werden die Tropfen einer Mischung aus MMA, einem geeigneten Vernetzermolekül,
wie zum Beispiel ein di-Methacrylat oder Allylmethacrylat, und einem Initiator, insbesondere
einem Peroxid oder einer Diazoverbindung mit geeigneter Zerfallskinetik, zu feinen
Tröpfchen dispergiert und durch einen externen Einfluss wie zum Beispiel Temperaturerhöhung
zur Polymerisation der Monomerphase gebracht. Es entstehen vernetzte PMMA-Partikel.
[0033] Unter weiterem Rühren wird eine Mischung aus Monomer(en) und einem Initiator zugegeben,
der dadurch gekennzeichnet ist, eine höhere Zersetzungstemperatur als der der 1. Polymerisation
aufzuweisen. Das Monomer bzw. die Monomermischung ist dadurch gekennzeichnet, dass
das daraus entstehende Polymer bzw. Copolymer eine Glastemperatur unter 30 °C aufweist
und nicht mit PMMA mischbar ist. Geeignete Monomere sind z.B. Acrylate, wie z.B. Methyl-,
Ethyl, Propyl-, Butyl- oder Ethylhexylacrylat.
[0034] Durch Unverträglichkeit des gelösten und des neuen Polymers entmischen sich die Polymerphasen
und bilden mehr oder weniger kugelförmige Partikel mit einer inneren zweiten Phase
aus.
[0035] Bevorzugt verbleibt ein Restperoxidgehalt in der weichen zweiten Phase der durch
die höhere Lösungsgeschwindigkeit der weichen Phasen zu einem homogeneren Auspolymerisieren
der zum Aushärten über InkJet aufgebrachten Monomermischung führt.
[0036] Die Polymerperlen werden beim Binder Jetting Verfahren als Pulverbett eingesetzt.
Beim Bedrucken mit einer Flüssigkeit, z.B. Lösemittel und/oder Monomermischung, die
ggf. noch weitere Komponenten enthalten kann, lösen sich die kontinuierliche Phase
und die darin dispergierte Phase unterschiedlich schnell auf. Mit steigendem Vernetzungsgrad
der dispergierten Phase findet nur ein Anquellen anstelle einer vollständigen Lösung
statt.
[0037] Durch Auswahl der Monomere für kontinuierliche und dispergierte Phase lassen sich
die Löseeigenschaften gezielt einstellen. Weiche Polymere mit niedriger Glastemperatur
lösen sich dabei schneller an als harte Polymere mit höherer Glastemperatur. Die Löslichkeit
hängt auch von den Eigenschaften des als Lösemittel eingesetzten Lösemittels oder
Monomeren ab. Gute Lösemittel in diesem Sinne zeichnen sich durch niedrige Viskosität
und ähnliche Polarität wie das zu lösende Harz aus.
1. Verfahren zur Herstellung von dreidimensionalen Objekten aus einem Pulverbett mittels
eines Binder Jetting Verfahrens durch mehrfaches Wiederholen der Verfahrensschritte
a) Aufbringen einer neuen Pulverschicht auf der Oberfläche des Pulverbetts und b)
selektives Auftragen eines Bindemittels und anschließendem oder gleichzeitigem Aushärten
dieses Bindemittels im Pulverbett, wobei das Pulverbett mindestens eine Art Partikel
aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass dieser Partikel einen Durchmesser zwischen 10 und 500 µm und mindestens zwei verschiedene
Phasen aufweisen, wobei die erste Phase eine Glasübergangstemperatur, gemessen mittels
DSC, kleiner 40 °C und die zweite Phase eine Glasübergangstemperatur, gemessen mittels
DSC, größer 70 °C aufweist.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem Partikel um einen Polymerpartikel, enthaltend mindestens einen zur
Aushärtung des Bindemittels geeigneten Initiator oder einen die Aushärtung beschleunigenden
Katalysator oder Beschleuniger, handelt.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem Polymerpartikel um ein PMMA-Suspensionpolymerisat mit einem mittleren
Durchmesser zwischen 30 und 110 µm handelt.
4. Verfahren gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der ersten Phase des Polymerpartikels um eine zu mindestens 60 Gew% aus
Acrylaten hergestellte Phase, welche eine Glasübergangstemperatur kleiner 30 °C aufweist,
handelt.
5. Verfahren gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der zweiten Phase des Polymerpartikels um eine zu mindestens 60 Gew%
aus MMA hergestellte Phase, welche eine Glasübergangstemperatur größer 80 °C aufweist,
handelt.
6. Verfahren gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die zweiphasigen Polymerpartikel durch eine Suspensionspolymerisation unter sequentieller
Zugabe der beiden zu den jeweiligen Phasen führenden Monomermischungen hergestellt
wurden.
7. Verfahren gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass zuerst die zweite Phase durch Polymerisation hergestellt wird, bevor eine Monomermischung
zur Herstellung der ersten Phase zu dieser Suspension gegeben wird.
8. Verfahren gemäß Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass beide Monomerphasen mindestens einen Initiator enthalten, dadurch gekennzeichnet, dass der oder die Initiatoren in der zweiten Monomermischung zur Herstellung der ersten
Phase eine höhere Zerfallstemperatur aufweisen.
9. Verfahren gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis der ersten Phase zur zweiten Phase zwischen 1 zu 9 und 1 zu 1,5 liegt.