[0001] Die Erfindung betrifft ein plattenförmiges Bauelement, insbesondere ein Fußbodenpaneel.
[0002] Oberflächenbeläge, insbesondere in Form von Bodenbelägen gibt es in vielfältigsten
Ausführungsformen. Weit verbreitet sind plattenförmige Bauelemente, insbesondere Fußbodenpaneele
in Form von Laminat oder Parkett, mit Trägerplatten aus verdichteten Faserstoffen.
Elastische Bodenbeläge sind in Form von PVC-Belägen, Linoleumbelägen oder auch als
Korkbeläge bekannt.
[0004] Die
DE 10 2013 113 478 A1 offenbart ein Paneel, welches eine Trägerplatte und eine oberseitige Nutzschicht
aufweist. Die Trägerplatte besteht aus einem Verbundwerkstoff aus Fasern und einem
hydraulischen Bindemittel. Die Nutzschicht besteht aus einem naturwerkstoffverstärktem
Kunststoff. Die Trägerplatte und die Nutzschicht sind miteinander heiß verpresst.
[0005] Aus der
DE 10 2009 000 717 A1 geht ein Natur/Kunststoff-Flächengebilde hervor, enthaltend Linoxin und Naturharz
sowie organische und/oder anorganische Füllstoffe, welche auf ein Trägergewebe aufgetragen
sein können.
[0006] Durch die
EP 2 523 804 B1 zählt ein Verfahren zum Herstellen einer verschleißbeständigen Oberschicht zum Stand
der Technik. Hierzu wird eine Trockenpulverschicht aus einer Mischung von aufgeschlossenen
Fasern, einem Bindemittel, Pigmenten und verschleißbeständigen Partikeln auf einen
Träger aufgetragen und anschließend die Mischung zu einer blass gefärbten, verschleißbeständigen
Schicht ausgehärtet und zwar unter Anwendung von Wärme und Druck.
[0007] Im Umfang der
DE 10 2005 061 222 A1 wird ein Formkörper beschrieben, der pflanzliche Fasern enthält.
[0008] Ferner beschreibt die
DE 30 05 707 A1 eine großformatige Bauplatte aus im Verbund stehenden Lagen mit unterschiedlicher
Dicke und unterschiedlichem Bindemittelanteil sowie ein Verfahren zu deren Herstellung.
[0009] Weiterhin zählt durch die
EP 2 755 818 B1 ein Bodenbelag zum Stand der Technik. Dieser weist eine Dekorschicht auf, die aus
einem Zellstoffpapier besteht, das mit Polyurethan imprägniert ist. Auf der Dekorschicht
ist eine Nutzschicht vorgesehen. Der Bodenbelag weist weiterhin einen Kern und eine
Rückenschicht auf. Dekorschicht, Kern und Rückenschicht bestehen jeweils aus Polyurethan.
[0010] Die
DE 1 715 436 U offenbart ein Bauelement für einen Fußbodenbelag. Das Bauelement besteht aus einer
Verbundplatte aus einer Deckschicht, die mit einer Isolierschicht verbunden ist. Die
Deckschicht kann hart oder elastisch ausgebildet sein und beispielsweise aus Natur-
oder Kunststein, ebenso wie aus Holz bestehen.
[0011] Die Isolierschicht soll hart und druckfest sein und beispielsweise aus Stein oder
Glaswolle oder Kunststoff bestehen. Gegebenenfalls sind die Deckschicht und die Isolierschicht
über eine Tabellisierungslage verbunden.
[0012] Auch die
DE 296 20 751 U1 erläutert eine Verbundplatte mit mindestens zwei Schichten, nämlich einer Trägerschicht
aus Natur- und Kunststoffmaterialien und einer Deckschicht aus nativen und/oder synthetischen
Fasern.
[0013] Im Rahmen der
DE 10 2004 003 457 A1 wird eine Fliese offenbart, die im Wesentlichen aus einem Pflanzenmaterial besteht,
die mit einem duroplastischen Bindemittel versetzt sind.
[0014] Gegenstand der
DE 199 44 399 A1 ist ein Fußbodenelement mit einer Trägerschicht und wenigstens einer einseitig auf
diese angeordneten und fest mit ihr verbundenen Deckschicht. Die Trägerschicht ist
aus Polyurethan oder Acrylat als Bindemittel und darin angeordneten Füllstoffen gebildet.
[0016] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein herstellungs- und anwendungstechnisch
verbessertes plattenförmiges Bauelement mit sehr guten Verlege- und Gebrauchseigenschaften,
insbesondere ein Fußbodenpaneel, aufzuzeigen.
[0017] Die Lösung dieser Aufgabe zeigt Anspruch 1 auf.
[0018] Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Grundgedankens sind Gegenstand
der abhängigen Ansprüche.
[0019] Danach ist vorgesehen, dass das plattenförmige Bauelement eine Oberschicht und eine
Trägerschicht aufweist. Diese sind zu einer Einheit verbunden. Die Oberschicht besteht
aus einer Mischung aus faser- und/oder pulverförmigem Holzwerkstoff, Bindemitteln
und Farbpigmenten, welche unter Temperatur- und Druckeinwirkung verpresst ist.
[0020] Diese Oberschicht zeichnet sich durch besondere Eigenschaften aus: Sie ist hoch abriebfest,
vergleichbar mit Laminatböden, im Gegensatz zu derartigen Belägen aber im Grundaufbau
homogener und in größeren Schichtdicken realisierbar. Zudem sehr kratzbeständig und
belastbar wie Fliesen oder Natursteinbeläge, allerdings deutlich haptisch angenehmer
und beim Körperkontakt /Barfussgehen deutlich wärmer als Fliesenbeläge.
[0021] Die Trägerschicht ist auf Basis von Polyurethan gebildet. Die Trägerschicht besteht
folglich aus Polyurethanbindemitteln (ein- oder zweikomponentig) und Füllstoffen bzw.
besteht zum überwiegenden Teil aus polyurethanbasierenden Bindemitteln und Füllstoffen.
Ein Aspekt sieht hierbei die Verwendung von zwei Komponenten eines Polyurethans vor
sowie Füllstoffe wie Kreide, Talkum, mineralische Füllstoffe, auch gegebenenfalls
Zellulose als Füllstoffe, Pigmente und Schaumbildner bzw. Porenbildner. Ebenfalls
sind Additive und Stabilisierungsmittel, vorgesehen.
[0022] Die Polyurethankomponenten bzw. Polyurethanbindemittel können auch zumindest teilweise
aus Recyclingprodukten, also recyceltem Polyurethan bestehen und zwar in Faserform
oder kubischer Form, z. B. als aus Polyurethan-Schäumen oder -Frässpänen. Besonders
sinnvoll sind Polyurethankomponenten, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen,
wie Polyole aus diversen pflanzlichen Ölen.
[0023] Das Polyurethan der Trägerschicht kann aus einem aromatischen Polyol synthetisiert
werden. Hierbei handelt es sich um biogene Polyole, welche aus nachwachsenden Rohstoffen
gewonnen werden. Möglich ist es auch, dass Polyurethan aus einem aliphatischen Polyol
herzustellen.
[0024] Die Trägerschicht kann ferner neben Polyurethan Füllstoffe, Additive und/oder Farbstoffe
enthalten. Diese sind in den die Trägerschicht bildenden Ausgangswerkstoff eingemischt.
Über die Füllstoffe und/oder Additive können die Sichteigenschaften, insbesondere
deren Elastizität und die Festigkeit eingestellt werden. Farbstoffe dienen zur Farbgebung
der Trägerschicht.
[0025] Die Oberschicht und die Trägerschicht können zunächst separat gefertigt und anschließend
miteinander verklebt sein.
[0026] Die Oberschicht und die Trägerschicht können miteinander verpresst sein. Ein Aspekt
der Erfindung sieht das verpressen von Oberschicht und Trägerschicht in einer Kurztaktpresse
vor.
[0027] Ein wesentlicher Aspekt der Erfindung ist die Oberschicht, die aus einer Mischung
aus faser- und/oder pulverförmigem Holzwerkstoff, Bindemitteln und Farbpigmenten gebildet
ist. Diese Mischung wird unter Temperatureinfluss und Druckeinwirkung verpresst. Der
Pressvorgang erfolgt zwischen einem unteren Pressblech und einem oberen Pressblech
in einer beheizten Presse. Die verpresste Mischung kann alleine die Oberschicht bilden.
[0028] Bei der Oberschicht handelt es sich um einen duroplastisch verarbeiteten Verbundwerkstoff,
der aus unterschiedlichen Anteilen von faser- und/oder pulverförmigem Holzwerkstoff
und Bindemittel in Form von Kunststoffen und Additiven bzw. Farbpigmenten gebildet
ist. Auch thermoplastische Rohstoffe oder thermoplastische Komponenten können in den
Fertigungsprozess miteinfließen und in der ausgehärteten Oberschicht eingebettet /aufgeschmolzen
sein. Die Mischung aus faser- und/oder pulverförmigem Holzwerkstoff, Bindemitteln
und Farbpigmenten wird im Rahmen der Erfindung auch als Pudergemisch bezeichnet. Im
Pudergemisch enthaltene Holzfasern weisen eine Länge von bis zu 500 µm auf.
[0029] Der Anteil an Holzwerkstoff in der Mischung beträgt mindestens 30 %. Insbesondere
liegt der Anteil an Holzwerkstoff und oder holzbasierenden Recyclaten in der Mischung
über 30 %.
[0030] Im Rahmen der Erfindung kommen als Bindemittel in der Oberschicht insbesondere aminoplastische
Harze oder Polyurethane zur Anwendung. Insbesondere sind Aminoplaste vorteilhaft.
Ein für die Praxis vorteilhaftes Bindemittel ist Melaminharz. Darüber hinaus sind
neben Melaminharzen auch Harnstoffharze, Phenolharze oder Gemische derselben möglich.
Weiterhin sind Polyurethane oder Prepolymere auch als Bindemittel gut geeignet.
[0031] Die Mischung kann weiterhin Additive, beispielsweise Effektpartikel wie Glimmer,
und/oder antiabrasive Hilfsstoffe, beispielsweise Korund, Silicium oder Porzellankörnungen,
insbesondere kubische Porzellankörnungen, enthalten. Auch Verdickungsmittel können
als Additive zugefügt sein. Als Verdickungsmittel kann Zellulose eingesetzt werden.
[0032] Eine weitere vorteilhafte Fertigung der Oberschicht sieht vor, dass das Pudergemisch
vorgehärtet wird bevor die Verpressung in der Presse erfolgt. Hierbei wird auf der
Oberfläche des auf einer Funktions- oder Stabilisierungslage aufliegenden Pudergemisches
eine Hautbildung erzeugt. Die Hautbildung kann durch Reaktionsstart der enthaltenen
Bindemittel nach Art eines Angelierens geschehen oder durch Aufbringung von Feuchtigkeit,
beispielsweise in Form eines Wassernebels und/oder auch durch Wärmebeaufschlagung,
beispielsweise durch IR-Strahler, erfolgen. Die Hautbildung fixiert die Oberfläche
sowie Farbe und Design. Weiterhin kann ein Aufwirbeln des Pudergemisches beim Pressvorgang
vermieden werden.
[0033] Die Oberschicht kann auch mehrlagig aufgebaut sein. Hierbei ist es möglich, dass
die Oberschicht eine obere Lage und eine untere Lage aufweist. Die obere Lage und
die untere Lage der Oberschicht differieren voneinander in Dicke und/oder in der Zusammensetzung.
Die obere Lage und die untere Lage können unterschiedliche Harzanteile, Farbstoffe
oder Füllstoffgrade, insbesondere unterschiedliche Anteile von Holzpartikeln, aufweisen.
[0034] In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform kann die obere Lage der Oberschicht
auch nach der Verpressung transparent sein.
[0035] In die Oberschicht kann eine Funktionslage integriert sein. Bei einer solchen Funktionslage
kann es sich um ein Furnier, insbesondere ein Echtholzfurnier, handeln. Als Funktionslage
kann des Weiteren ein Vlies oder eine Gewebelage eingesetzt werden. Die Funktionslage
kann die Grundlage für den Verbundwerkstoff der Oberschicht bilden. Auf die Funktionslage
kann das Pudergemisch aufgestreut werden. Ferner kann die Funktionslage als dekorgebende
obere Lage der Deckschicht fungieren.
[0036] Eine vorteilhafte Ausführungsform sieht ein Faservlies als Funktionslage vor. Besonders
vorteilhaft besteht das Faservlies aus Zellstoff oder aus Holzstoff. Insbesondere
wird die Funktionslage in Form einer Papierlage oder als flächiges Zellulosegewebe
bzw. -geflecht ausgeführt. Die Funktionslage kann insbesondere ein Kraftpapier sein,
insbesondere ein imprägniertes Kraftpapier. Vorzugsweise weist das Kraftpapier eine
Imprägnierung auf Basis von Melamin, Harnstoff oder Phenolharz auf. Bei einer Funktionslage
aus Faservlies besteht diese zum überwiegenden Teil aus Zellstofffasern, dem übliche
Zusätze wie Stärke oder Alaun und Leim zugesetzt sind. Weiterhin können Additive,
Harze und weitere thermoplastische Materialkomponenten in der Funktionslage enthalten
sein. Es kann auch die Funktionslage selbst aus einem thermoplastischen Werkstoff
bestehen.
[0037] Auch die Kombination von unterschiedlichen flächigen Funktionslagen ist möglich.
Die Funktionslage kann auch mehrlagig aufgebaut sein.
[0038] Furnier-Funktionslagen bestehen aus Echtholz. In besonderen Fällen werden zwei Furnierlagen
übereinander angeordnet. Vorzugsweise werden die Furnierlagen quer zueinander ausgerichtet.
Die Furnierlagen haben eine Stärke von 0,3 mm bis 0,9 mm. Die Holzfeuchte sollte vorzugsweise
kleiner als 14 % sein.
[0039] Bei einer Funktionslage aus Faservlies weist diese vorzugsweise ein Flächengewicht
von 80 g/m
2 bis 500 g/m
2 auf. Besonders vorteilhaft ist das Faservlies mit Harzen imprägniert. Die Funktionslage
aus Faservlies und/oder Kraftpapier weist in dieser Ausführung bereits Harze auf,
die beim Verpressen der Oberschicht mit aufgeschmolzen werden. Beim Pressvorgang werden
die Funktionslage, wie Furniere, oder auch ein eingegliedertes Vlies vom aufgeschmolzenen
Pudergemisch durchtränkt und hierbei imprägniert. In der Folge bildet sich auch unterseitig
der Funktionslage eine Harzschicht aus.
[0040] Ein ökologischer und auch wirtschaftlich vorteilhafter Aspekt sieht vor, dass der
Holzwerkstoff ein Abprodukt aus der Herstellung und/oder Bearbeitung von verdichteten
Faserplatten ist. Faserplatten, insbesondere hochverdichtete oder mitteldichtverdichtete
Faserplatten, die beispielsweise bei der Herstellung von Laminat- oder Parkettbodenbelägen
verwendet werden, werden in aller Regel randseitig profiliert. Die hierbei anfallenden
Abprodukte in Form von Holzmehl kommen als Bestandteil der Mischung für die Herstellung
der Oberschicht zur Anwendung.
[0041] Das plattenförmige Bauelement weist eine Stabilisierungslage auf. Insbesondere kommen
als Stabilisierungslage Vliese, Gitter- oder Gewebelagen zur Anwendung, die in das
plattenförmige Bauelement eingegliedert sind. Die Stabilisierungslage ist mit aminoplastischen
Bindemitteln imprägniert. Besonders vorteilhaft ist die Stabilisierungslage in die
Trägerschicht integriert bzw. eingebettet. Die Stabilisierungslage kann auch unter
der Trägerschicht angeordnet sein. In diesem Fall ist die Stabilisierungslage auf
der Unterseite der Trägerschicht aufgebracht.
[0042] Die Sichtfläche eines erfindungsgemäßen plattenförmigen Bauelements bzw. der Oberschicht
kann bearbeitet sein. Insbesondere ist die Schichtfläche geschliffen, geprägt, gebürstet
und/oder versiegelt. Auch eine Lackierung der Sichtfläche ist möglich.
[0043] Weiterhin kann die Sichtfläche mit einem Dekor bedruckt sein und/oder mit einer Versiegelung
versehen sein.
[0044] Vorzugsweise weist die Sichtfläche des plattenförmigen Bauelements unterschiedliche
Glanzgrade auf. Hierbei können dekorabhängig bis zu vier unterschiedliche Glanzgrade
vorgesehen sein, beispielsweise kann die Sichtseite in Vertiefungen matt und demgegenüber
in Erhöhungen mehr Glanz aufweisen.
[0045] Das plattenförmige Bauelement weist eine Gesamtstärke zwischen 3 mm und 10 mm auf.
Insbesondere liegt die Gesamtstärke des Bauelements zwischen 4 mm bis 6 mm.
[0046] Das Flächengewicht des Bauelements ist größer oder gleich (≥) 4,0 kg/m
2. Insbesondere ist das Flächengewicht 5,0 kg/m
2 oder höher.
[0047] Bei Auftragsmengen des Pudergemischs von 100 g/m
2 bis 2.000 g/m
2 ergeben sich Schichtdicken der Oberschicht von 0,1 mm bis 1,5 mm. Die Oberschicht
ist je nach Bindemittel und Zusammensetzung des Bindemittelsystems extrem hart und
belastbar oder auch biegsam. Vorteilhaft können auch elastische Eigenschaften eingestellt
werden. Dies ist bei der Verlegung vorteilhaft, ebenso wie beim Gebrauch.
[0048] Die Funktionseigenschaften hinsichtlich Elastizität und Biegsamkeit sowie Festigkeit
der Trägerschicht können durch den Polyolgehalt sowie durch die Zugabe von Füllstoffen
und Additiven eingestellt werden. Dies erfolgt durch die Zugabe zum Polyurethanausgangswerkstoff.
Weiterhin kann das Aussehen bzw. die Farbe der Trägerschicht durch die Zugabe von
Farbstoffen eingestellt werden.
[0049] Vorzugsweise sind die plattenförmigen Bauelemente rechteckig oder quadratisch konfiguriert.
Dazu werden die einzelnen Elemente aus einer Großformatplatte in Einzeldielen aufgetrennt
und randseitig profiliert. Die praktische Anwendung der plattenförmigen Bauelemente
wird dadurch verbessert, dass die Seitenränder der Plattenkörper mit Verriegelungsmitteln
versehen sind. Die Verriegelungsmittel dienen zur mechanischen Koppelung von in einem
Oberflächenbelag, insbesondere einem Fußbodenbelag, benachbart verlegten Bauelementen.
Die Verriegelungsmittel sind insbesondere nach Art eines Klick-Systems gestaltet.
[0050] Eine Verbindung der plattenförmigen Bauelemente über mechanische Verriegelungsmittel,
insbesondere einem verriegelbaren Nut-Feder-Profil hat den Vorteil, dass ein Flächenbelag
schwimmend verlegt werden kann. Eine Verklebung der Bauelemente mit dem Untergrund
ist nicht notwendig. Ein Flächenbelag aus erfindungsgemäßen plattenförmigen Bauelementen,
beispielsweise ein Bodenbelag, ist nach dem Verlegen sofort nutzbar.
[0051] Ein erfindungsgemäßes Bauelement ist wasserfest und damit feuchtraumgeeignet. Aufgrund
der besonderen Aufbaukonstruktion führt erhöhte Feuchtigkeit aus frischen Estrichen
auch nicht zu Feuchtigkeitsschäden an dem Bauelement, d.h. es ist nicht mit Quellschäden
oder Materialverzug zu rechnen. Weiterhin vorteilhaft ist, dass das Bauelement elastisch
und biegsam ist sowie mit einer einfachen Schneideinrichtung, beispielsweise einem
Cuttermesser, schneidbar ist. Dies hat verarbeitungs- bzw. verlegungstechnische Vorteile.
Die Trägerschicht verleiht dem Bauelement zudem Eindruckstabilität und hitzebeständige
Eigenschaften.
[0052] Ein Bodenbelag aus erfindungsgemäßen plattenförmigen Bauelementen ist wiederaufnehmbar
und wiederverwendbar. Dies ist in vielen Einsatzbereichen vorteilhaft, beispielsweise
im Messe- oder Ladenbau für Präsentationsflächen und Ähnliches.
[0053] Zur Herstellung eines erfindungsgemäßen plattenförmigen Bauelements können die Oberschicht
und die Trägerschicht separat voneinander gefertigt und anschließend zu einer Einheit
verbunden werden. Dies erfolgt vorzugsweise stoffschlüssig, insbesondere durch ein
flächiges Verkleben der beiden Schichten miteinander. Dies kann unter Einwirkung von
Druck und Temperatur erfolgen.
[0054] Eine andere Art der Herstellung eines erfindungsgemäßen Bauelements sieht die Herstellung
der Oberschicht in einem ersten Verfahrensschritt vor. Hierbei wird die Mischung aus
faser- und/oder pulverförmigem Holzwerkstoff, Bindemittel und Farbpigmenten unter
Temperatureinfluss und Druckeinwirkung verpresst. Gegebenenfalls kann in die Oberschicht
eine Funktionslage integriert sein.
[0055] In einem weiteren Verfahrensschritt wird die Trägerschicht hergestellt und mit der
Oberschicht verbunden. Hierzu wird der Polyurethanwerkstoff auf die Rückseite der
Oberschicht aufgetragen. Dies kann beispielsweise in flüssiger bzw. gelförmiger oder
pastöser Form erfolgen. Die bedarfsgerechte Menge an Polyurethanwerkstoff wird aufgetragen
und vergleichmäßigt. Anschließend geht der Mehrlagenkörper aus Oberschicht und aufgetragenem
Polyurethanwerkstoff in die Aushärtephase. Dies erfolgt unter Wärmeeinfluss, beispielsweise
in einer Heizeinrichtung. Die Heizeinrichtung sieht vorzugsweise die Verwendung von
Infrarotstrahlern vor.
[0056] Vor der Aushärtung aber auch in Zwischenstufen oder im Anschluss an die Aushärtung
kann eine Stabilisierungslage in die Trägerschicht integriert oder unterseitig der
Trägerschicht angeordnet werden. Die Stabilisierungsschicht kann folglich vor dem
Aushärten auf die noch pastöse Lage aus Polyurethanwerkstoff aufgebracht werden. Möglich
ist es auch, die Stabilisierungslage nach einem Angelieren bzw. Anhärten des Polyurethanwerkstoffs
aufzubringen. Schließlich ist es auch möglich, die Stabilisierungslage erst nach Abschluss
der Aushärtung der Trägerschicht bzw. nach Durchlauf des Zwischenprodukts durch die
Heizeinrichtung aufzubringen. Dies erfolgt sinnvollerweise unmittelbar im Anschluss
an den Durchlauf durch die Heizeinrichtung, also vor dem eigentlichen Abkühlprozess.
Hierdurch kann eine Schrumpfung insbesondere der Trägerschicht entgegengewirkt werden.
Polyurethan schrumpft in der Aushärtungsphase. Eine an der richtigen Position im Produktionsprozess
eingelegte Stabilisierungslage kann die Trägerlage wirkungsvoll plan halten und dem
Schrumpf entgegen wirken.
[0057] Alternativ wird die Trägerschicht ober- und unterseitig mit einer imprägnierten,
wärmehärtbaren Stabilisierungsschicht versehen. In einem zweiten Arbeitsschritt wird
die Trägerschicht oberseitig mit der Oberschicht und unterseitig mit einem Gegenzug
in einer Presse unter Hitze und Druck verpresst.
[0058] Die Trägerschicht ist hitzeresistent und hält Temperaturen bis 200° C, insbesondere
bis 160° C, für 30 Sekunden zerstörungsfrei stand.
[0059] Das Verbinden von Trägerschicht und Oberschicht kann in einer Kurztaktpresse oder
einer kontinuierlichen Presse erfolgen. Die Trägerschicht wird dabei nicht durch die
einwirkende Presstemperatur und dem Pressdruck zerstört. Die Trägerschicht soll maximal
plastifiziert werden, so dass nach der Abkühlung keine Beeinflussung der Festigkeit
gegeben ist, mithin soll das Verpressen keine festigkeitsmindernde Wirkung in der
Trägerschicht haben. Hierzu ist die Trägerschicht ausreichend wärmestabil formuliert.
Dies erfolgt durch die Einstellung der Polyurethankomponenten und der Füllstoffe.
[0060] Für das Verpressen sowohl bei der Herstellung der Oberschicht alleine als auch beim
Verbinden oder Verpressen von Oberschicht und Trägerschicht zur Herstellung des plattenförmigen
Bauelements gelten die nachfolgenden Bedingungen:
Der Pressdruck ist größer oder gleich 25 kg/cm2. Die Presstemperaturen sind größer als 100°C und kleiner als 200°C. Die Presszeiten
beziehen sich auf die Temperatur des oberseitigen Pressbleches. Das heißt, das obere
Pressblech hat eine Temperatur von größer 100°C in dem angegebenen Temperaturfenster.
Die Presszeiten betragen 10 Sekunden und 120 Sekunden, insbesondere zwischen 15 Sekunden
und 55 Sekunden.
[0061] Die Presstemperatur am unteren Pressblech kann geringer sein als die Temperatur des
oberen Pressblechs. Möglich und auch zweckmäßig ist eine Temperaturdifferenz zwischen
oberem Pressblech und unterem Pressblech von bis zu 100°C. Die Temperatur des unteren
Pressblechs beträgt 25°C und darüber. Vorzugsweise ist die Temperatur des unteren
Pressblechs beim Pressvorgang größer als 60°C.
[0062] Ein wesentlicher vorteilhafter Aspekt der Erfindung besteht darin, dass die Oberschicht
als Pulvermischung appliziert wird. Eine Abdeckung bei der Verpressung durch einen
durchgängigen Harzfilm, wie beispielsweise einem imprägnierten Overlayfilm ist nicht
erforderlich. Hierdurch kann bei der Verpressung entstehende Kondensationsfeuchte
leichter entweichen. Dementsprechend erfolgt eine Haftung der Oberschicht an der Trägerschicht.
Wie erwähnt, erfolgt die produktspezifische Zusammensetzung der Oberschicht als Pulvermischung
aus faser- und/oder pulverförmigem Holzwerkstoff, Bindemitteln sowie Harzen und Füllstoffen.
[0063] Nachfolgend sind noch einmal drei Varianten eines Prozesses zur Herstellung eines
erfindungsgemäßen plattenförmigen Bauelementes wiedergegeben:
Verfahren 1
[0064] Die Trägerschicht auf Basis von Polyurethan und die Oberschicht aus dem Pudergemisch
werden separat voneinander hergestellt. In einem weiteren Arbeitsschritt wird die
Oberschicht auf die Trägerschicht und gegebenenfalls ein Gegenzug unter der Trägerschicht
aufgeklebt oder aufkaschiert.
Verfahren 2
[0065] Eine Dekorschicht wird in einem ersten Arbeitsgang hergestellt / verpresst. Auf diese
Oberschicht wird die flüssige Polyurethanmischung aufgetragen und ausgehärtet. Vorzugsweise
wird als Gegenzug eine Stabilisierungslage integriert.
Verfahren 3
[0066] Eine Trägerschicht aus Polyurethan wird in einem ersten Arbeitsgang hergestellt.
Auf diese Trägerschicht wird das Pudergemisch aufgetragen und in einer Presse unter
Temperatureinwirkung und Druck miteinander verpresst. Das heißt, in einem Arbeitsgang
wird die Oberschicht hergestellt und gleichzeitig mit der Trägerplatte verbunden.
Vorzugsweise enthält die PUR-Trägerschicht ober- und unterseitig Funktionslagen, die
eine Verpressung und sichere Verbindung in einer Presse mit Hitze und Druck zwischen
der Oberschicht und der Trägerschicht ermöglichen.
1. Plattenförmiges Bauelement, insbesondere Fußbodenpaneel, aufweisend eine Oberschicht,
welche oberseitig auf einer Trägerschicht angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberschicht aus einer Mischung aus faser- und/oder pulverförmigem Holzwerkstoff,
Bindemittel und Farbpigmenten gebildet ist, welche unter Temperatur- und Druckeinwirkung
verpresst ist und die Trägerschicht auf Basis von Polyurethan gebildet ist, und eine
Stabilisierungslage, insbesondere eine Vlies-, Gitter- oder Gewebelage, eingegliedert
ist, welche mit aminoplastischen Bindemitteln imprägniert ist.
2. Plattenförmiges Bauelement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberschicht und die Trägerschicht miteinander verpresst sind.
3. Plattenförmiges Bauelement nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberschicht und die Trägerschicht miteinander verklebt sind.
4. Plattenförmiges Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass in die Oberschicht eine Funktionslage intergiert ist.
5. Plattenförmiges Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerschicht Füllstoffe, Additive und/oder Farbstoffe enthält.
6. Plattenförmiges Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Stabilisierungslage in die Trägerschicht integriert ist.
7. Plattenförmiges Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Stabilisierungslage unter der Trägerschicht angeordnet ist.
8. Plattenförmiges Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Trägerschicht randseitig profiliert und mit Verriegelungsmitteln versehen ist.
9. Plattenförmiges Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass es ein Flächengewicht von größer oder gleich (≥) 4,0 kg/m2, insbesondere größer oder gleich (≥) 5,0 kg/m2, aufweist.
10. Plattenförmiges Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass es eine Gesamtstärke von 3,0 mm bis 7,5 mm, insbesondere von 4,0 bis 5,0 mm, besitzt.
11. Plattenförmiges Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Sichtfläche geschliffen, geprägt, gebürstet und/oder versiegelt ist.
12. Plattenförmiges Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Sichtfläche mit einem Dekor bedruckt ist.
13. Plattenförmiges Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Sichtfläche unterschiedliche Glanzgrade aufweist.
14. Plattenförmiges Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerschicht hitzeresistent ist und Temperaturen bis 200° C, insbesondere bis
160° C, für 30 Sekunden zerstörungsfrei standhält.