[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur nicht-invasiven dielektrischen
Erwärmung von Feststoffen. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren
und eine Vorrichtung zur thermischen Behandlung einer ausgedehnten Festkörperstruktur
mittels Hochfrequenzenergie, wobei zur Kontaktierung zumindest einer als Elektrode
wirkenden Komponente eine kapazitive Kopplung ohne elektrisch Gleichstrom leitende
konstruktive Verbindungen durch den Feststoff hindurch realisiert wird.
Technologischer Hintergrund der Erfindung
[0002] Die Freisetzung von unerwünschten Stoffen wie Wasser oder Kontaminanten aus Feststoffen
und insbesondere aus Baumaterialien wie Mauerwerk, Naturstein, Ziegel, Beton oder
Holz kann durch eine kontrollierte Temperaturerhöhung im Material wesentlich beschleunigt
werden. Ursachen hierfür können eine Erhöhung des Dampfdruckes und der Diffusionsgeschwindigkeit
mit der Temperatur oder die Verdampfung der Fremdstoffe bei ausreichender Aufheizung
sein. So wird die Entfeuchtung durch die Verdampfung von Porenwasser und die thermisch
unterstützte Desorption von adsorbiertem Wasser wesentlich beschleunigt, insbesondere
dann, wenn durch geeignete unterstützende Maßnahmen ein optimaler Wasserabtransport
weg von der Oberfläche gewährleistet ist. Analog gilt dies für Chemikalien wie beispielsweise
Mineralölkohlenwasserstoffe, Lösungsmittel und Holzschutzmittel, die in Feststoffen
als unerwünschte Kontamination enthalten sein können. Eine Kombination von Wasser-
und Chemikalienaustrag kann zu einer effektiven Form der Dekontamination führen, wenn
der Chemikalienaustrag durch die Bildung von Wasserdampf und die damit verbundene
Erzeugung eines inhärenten Transportstromes aus dem Porenraum heraus unterstützt wird.
Dieser als Strippen bezeichnete Prozess entspricht einer Wasserdampfdestillation,
wie sie aus der chemischen Verfahrenstechnik und aus der durch Hochfrequenz-Erwärmung
unterstützten Bodensanierung bekannt ist [
U. Roland et al., Environ. Sci. Technol. 44 (2010) 9502].
[0003] Die Notwendigkeit einer Entfernung von Wasser und/oder Chemikalien aus Materialien
wie Baustoffen kann sich aus verschiedenen Ursachen ergeben. So können Akutereignisse
zur Überflutung von Bauwerken oder zu Wasserschäden führen, die unter Umständen auch
eine Kontamination mit Heizöl durch Leckagen an Heizungsanlagen mit sich bringen.
Der Einsatz toxischer Chemikalien beispielsweise zum Holzschutz kann zu einer inakzeptablen
Belastung der Raumluft führen, so dass eine Dekontamination erforderlich ist. Schließlich
können Planungs- und Ausführungsfehler zu Feuchteschäden führen, die wiederum energetische
und gesundheitliche Probleme, beispielsweise durch Schimmelbildung, mit sich bringen
können. Im Baubereich ergeben sich die Randbedingungen für eine Sanierung einerseits
aus konstruktiven Aspekten (ein- oder beidseitige Zugänglichkeit, betroffene Materialien,
Geometrie u.a.), andererseits aber auch aus Aspekten der Werthaltigkeit und der Denkmalpflege.
In der Regel besteht ein besonderer Bedarf an nicht-invasiven Verfahren, die die Baustruktur
möglichst wenig stören und schädigen.
[0004] Die Sanierungsmaßnahmen müssen naturgemäß bei Bedarf durch Aktivitäten ergänzt werden,
die eine Wiederbefeuchtung bzw. -kontamination verhindern. Dabei kann es sich beispielsweise
um Horizontalsperren handeln, die durch das Einbringen einer polymer-bildenden Substanz
in Mauerwerk realisiert werden. Voraussetzung hierfür ist die Bereitstellung von freiem
Porenvolumen im Material, was oft ebenfalls eine vorherige Entfeuchtung erfordert.
[0005] Eine Dekontamination im Sinne dieser Erfindungsbeschreibung kann neben der Entfernung
von Chemikalien auch so verstanden werden, dass Schädlinge und insbesondere Holzschädlinge
durch die Behandlung abgetötet oder zumindest geschädigt werden, indem eine bestimmte
Temperatur im Material erreicht wird. Die zur Abtötung notwendigen Letaltemperaturen
hängen von den jeweiligen Organismen und deren Entwicklungsstadien ab, können aber
auch durch Parameter wie Materialfeuchte und Dauer der Behandlung beeinflusst werden.
Obwohl in den meisten Fällen die Abtötung von Holzschädlingen durch thermische Effekte
begründet werden kann [
S. Steinbach et al., Schützen & Erhalten (2012) 29;
C. Hoyer et al., Chemie Ingenieur Technik 86 (2014) 1187], werden in der Literatur auch Selektivitätseffekte diskutiert, die eine Abtötung
der Schädlinge bei niedrigeren Temperaturen der den Schädling umgebenden Matrix im
Vergleich zur Letaltemperatur erlauben [
S.O. Nelson, Trans. Am. Soc. Agricult. Eng. 39 (1996) 1475]. Für die Anwendung im Kontext der Erfindung ist diese Unterscheidung jedoch nicht
relevant.
[0006] Eine Erhöhung der Temperatur in zu behandelnden Materialien und insbesondere in Baumaterialien,
die in eine Struktur eingebunden sind, kann durch verschiedene Verfahren erreicht
werden. Das Einbringen von Heizstäben in Bohrlöcher ist zwar technisch relativ einfach,
jedoch treten in der Umgebung der Heizstäbe starke Temperaturgradienten auf. Dies
ist insbesondere dann der Fall, wenn trockene Materialien eine geringe Wärmeleitfähigkeit
aufweisen. Besonders nachteilig ist jedoch die mechanische Schädigung der behandelten
Struktur, die gerade im Bereich von denkmalgeschützten Bauten oft nicht akzeptabel
ist und auch für sonstige Anwendungen einen Folgesanierungsbedarf mit sich bringt.
Es wird deshalb der Einsatz von nicht-invasiven Verfahren angestrebt, auf die im Folgenden
näher eingegangen werden soll.
[0007] Durch eine Infrarotbestrahlung wird die Oberfläche des Materials erwärmt, wobei durch
die sehr geringe Eindringtiefe der Infrarotstrahlung die Erwärmung des Feststoffinneren
durch Wärmeleitung erfolgen muss. Im Ergebnis sind hohe Temperaturgradienten mit einer
Überhitzung der Oberfläche zu erwarten. Für dieses Verfahren sind bestrahlte und somit
erwärmte Flächen von unter einem Quadratmeter typisch. Weiterhin kann es sich nachteilig
auswirken, dass die eingestrahlte Infrarotenergie durch den austretenden Wasserdampf
teilweise absorbiert wird und somit bei der Trocknung ein Effektivitätsverlust im
Hinblick auf die Erwärmung der Oberfläche eintritt. Ähnliches trifft für die Verwendung
von Heizdecken oder Heizplatten zu. Auch bei einer Erwärmung des Raumes über Heißgas
erfolgt der Wärmetransport von der Oberfläche ausgehend. Der für die Behandlung des
Volumens maßgebende Wärmetransport ins Innere des Materials ist nicht davon abhängig,
in welcher Weise die erhöhte Oberflächentemperatur etabliert wird (Infrarot, Heizplatten
oder Heißgas).
[0008] Ein weiteres, z.T. schon etabliertes Verfahren für die nicht-invasive Erwärmung ist
die dielektrische Erwärmung mit Mikrowellen mit Frequenzen im Gigahertz(GHz)-Bereich
[
EP 1 374 676 B1]. Die Erwärmung ist hier vorzugsweise an das Vorhandensein von Wassermolekülen gebunden,
da sich diese als Dipolmoleküle in einem äußeren Feld umorientieren und durch Wechselwirkungen
mit ihrer Umgebung auf Grund innerer Reibungsverluste eine Erwärmung vermitteln. Einige
trockene Baustoffe lassen sich mit dieser Methode deshalb praktisch nicht erwärmen.
Auch unpolare Kohlenwasserstoffe (z.B. Mineralölbestandteile) sind zur Vermittlung
der Energieeinkopplung ungeeignet. Charakteristisch für die Mikrowellenerwärmung sind
die zumeist geringen Eindringtiefen im Zentimeterbereich für die meisten Baustoffe,
die zu großen Temperaturgradienten mit den entsprechenden Nachteilen für die Behandlung
führen. Dies birgt die Gefahr, dass die für die relevanten Prozesse der Trocknung,
Dekontamination oder Abtötung von Schädlingen notwendigen Temperaturen nicht zuverlässig
im gesamten Volumen erreicht werden.
[0009] Ein innovatives direktes Erwärmungsverfahren, dessen Wirkprinzip dem der Mikrowellen-Erwärmung
ähnelt, ist die dielektrische Erwärmung mittels Radiowellen, d.h. elektromagnetischen
Wellen im Radiofrequenz-Bereich von einigen Megahertz (MHz) [
DE 20 2008 012 371 U1]. Diese Methode einer volumetrischen Aufheizung erzielt deutlich homogenere Temperaturprofile
auf Grund einer wesentlich größeren Eindringtiefe in die Materialien im Meter-Bereich.
Damit ist ein aus verschiedenen Materialien bestehendes Mauerwerk in der Regel gut
thermisch zu behandeln. Nach dem Stand der Technik ist es jedoch, wie in
DE 20 2010 001 410 U1 beschrieben, erforderlich, beidseitig einer flächigen Struktur Elektroden anzubringen
und diese zu kontaktieren. Hierfür sind, sofern keine natürlichen Öffnungen vorhanden
sind, Löcher in die zu erwärmende Wand einzubringen, durch die elektrisch leitende
Mittel zur Kontaktierung geführt werden müssen. Obwohl dieses Verfahren gegenüber
einer invasiven Methode wie dem Einbringen von Heizstäben bereits wesentlich schonender
ist, muss eine Schädigung des zu behandelnden Baukörpers jedoch in Kauf genommen werden.
Dies kann unter Umständen die Anwendbarkeit der Radiofrequenz-Erwärmung trotz ihrer
Vorteile gerade im denkmalgeschützten Bereich erheblich einschränken. Darüber hinaus
ist es mit der konventionellen Anordnung schwieriger, die Wand oder andere zu behandelnde
Feststoffstrukturen sukzessiv zu behandeln, da in der Regel beide Elektroden unter
Beibehaltung der beschriebenen Kontaktierung und unter Gewährleistung der adäquaten
elektromagnetischen Abschirmung versetzt werden müssen, was auch eine mehrfache Durchbohrung
des Mauerwerks erforderlich machen würde.
[0010] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Verfügung zu stellen, die die genannten Vorteile der Radiofrequenz-Erwärmung hinsichtlich
Einsatzbreite und Homogenität der Temperaturprofile aufgreift und dabei die beschriebenen
Nachteile des Standes der Technik überwindet, wodurch sich das Einsatzpotential der
Radiowellen-Technologie für die genannten und weitere Applikationen signifikant vergrößert.
Mit dem Verfahren und der Vorrichtung nach der vorliegenden Erfindung soll es möglich
sein, in nicht-invasiver Weise praktisch ohne Schädigung des Materials und der Struktur
Anordnungen aus Materialien wie z.B. Stein, Beton, Ziegel oder Holz effizient thermisch
zu trocknen und/oder zu dekontaminieren, wobei sowohl chemische als auch biologische
Kontaminationen eliminiert werden können. Die Erfindung soll es ermöglichen, auch
nur einseitig zugängliche, so genannte einhäuptige Strukturen nach den genannten Prinzipien
erfolgreich zu behandeln.
Zusammenfassung der Erfindung
[0011] Diese Aufgaben werden erfindungsgemäß durch die unabhängigen Patentansprüche gelöst.
Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen enthalten.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren zur dielektrischen Erwärmung von Feststoffen umfasst
das Bereitstellen mindestens einer spannungsführenden Elektrode und mindestens einer
Schirmungselektrode auf einer ersten Seite eines Feststoffs sowie mindestens eines
Kopplungselements auf einer zweiten Seite des Feststoffs, wobei sich die erste Seite
des Feststoffs und die zweite Seite des Feststoffs gegenüberliegen. Weiterhin erfolgt
eine Einstellung des Flächenverhältnisses zwischen den Oberflächen der mindestens
einen spannungsführenden Elektrode und dem Überlappungsbereich zwischen den Oberflächen
des mindestens einen Kopplungselements und der mindestens einen Schirmungselektrode,
wobei das Flächenverhältnis größer als 3 ist. Weiterhin erfolgt eine zumindest teilweise
kapazitive Kopplung des mindestens einen Kopplungselements mit der mindestens einen
Schirmungselektrode. Weiterhin umfasst das Verfahren das Anlegen einer Hochfrequenz-Spannung
an die mindestens eine spannungsführende Elektrode, wobei die Hochfrequenz-Spannung
eine Frequenz aus dem Bereich zwischen 500 kHz und 500 MHz aufweist.
[0013] Vorzugsweise ist das Verfahren zur dielektrischen Erwärmung von Feststoffen mit Hochfrequenz-Energie
dadurch gekennzeichnet, dass der Feststoff zumindest teilweise zwischen mindestens
einer spannungsführenden, so genannten heißen Elektrode und mindestens eines Kopplungselements
angeordnet ist und dass das Kopplungselement mit einer Schirmungselektrode, die sich
auf der Seite der heißen Elektrode befindet, kapazitiv gekoppelt ist, so dass sich
im Feststoff ein hochfrequentes elektrisches Feld zwischen heißer Elektrode und Kopplungselement
aufbaut, das zur Erwärmung des Feststoffes führt.
[0014] Das angewandte elektrische Feld kann bevorzugt eine Hochfrequenz im Bereich zwischen
500 kHz und 500 MHz, ebenfalls bevorzugt zwischen 1 und 50 MHz und besonders bevorzugt
eine für industrielle, medizinische und Forschungsanwendungen freigegebene ISM-Frequenz
in diesem Bereich, beispielsweise 13,56 MHz oder 27 MHz, aufweisen.
[0015] Die Idee der vorliegenden Erfindung besteht darin, einen Festkörper aus einem Feststoff
und insbesondere eine Baustruktur derart mit Hilfe einer kapazitiven Kopplung thermisch
zu behandeln, dass es nicht notwendig ist, durch die Festkörperstruktur oder an ihr
vorbei elektrisch leitende Verbindungen zur Kontaktierung zu führen. Vorzugsweise
ist die thermische Behandlung mit einer signifikanten Temperaturerhöhung verbunden,
die es erlaubt, Wasser und/oder Schadstoffe effizienter aus dem Festkörper zu entfernen
und/oder im Festkörper vorhandene Schadorganismen durch Überschreitung einer Letaltemperatur
abzutöten und/oder diese irreversibel zu schädigen. Das erfindungsgemäße Verfahren
eignet sich besonders für die Behandlung von Strukturen, die planare und zueinander
parallel angeordnete Oberflächen besitzen. Ein Beispiel hierfür sind gemauerte oder
betonierte Wände in Gebäuden.
[0016] Im Gegensatz zu dem Effekt der kapazitiven Kopplung, die im Zusammenhang mit der
elektromagnetischen Verträglichkeit zu beachten ist [
A.J. Schwab, Elektromagnetische Verträglichkeit, Springer Verlag 1996, ISBN 3-540-60787-0], wird im erfindungsgemäßen Fall dieses Instrument zum gezielten Energieeintrag genutzt.
Unter dem Aspekt der elektromagnetischen Verträglichkeit führt eine kapazitive Kopplung
beispielsweise zu einer unerwünschten Einkopplung hochfrequenter Spannungen in parallel
liegende Leitungen. Sie kann auch bewusst dazu eingesetzt werden, um hochfrequente
Spannungen auf unterschiedlichen Gleichspannungsniveaus zu übertragen. In beiden Fällen
unterscheiden sich die Anwendungen trotz der Verwendung desselben Begriffs sehr deutlich
von dem erfindungsgemäßen Verfahren, bei dem dieses Prinzip genutzt wird, um über
einen Energieeintrag eine dielektrische Erwärmung zu realisieren.
[0017] Vorzugsweise wird die Umsetzung des erfinderischen Verfahrens mit einer Anordnung
realisiert, bei der sich auf einer Seite der Struktur eine spannungsführende flächige
Elektrode im bevorzugt zu erwärmenden Bereich der Struktur befindet (heiße Elektrode),
auf derselben Seite eine ausgedehnte geerdete und elektrisch leitfähige Elektrode
(Schirmungselektrode), die als Schirmung wirken kann und die üblicherweise im Abstand
von einigen Zentimetern auch über die heiße Elektrode ausgedehnt ist, angeordnet ist
und sich auf der anderen Seite der zu behandelnden Struktur ein als Elektrode wirkendes
Kopplungselement befindet, das mit den beiden erstgenannten Komponenten kapazitiv
gekoppelt ist. Das Kopplungselement befindet sich an der Position einer "kalten" Elektrode
bei der konventionellen Zweielektrodenanordnung (vgl. z.B.
DE 20 2010 001 410 U1). Vorzugsweise ist die Feldstärke des Hochfrequenzfeldes zwischen dem Kopplungselement
und der heißen Elektrode besonders hoch, was zu einer Erwärmung vor allem zwischen
der heißen Elektrode und dem Kopplungselement führt. In einer besonders bevorzugten
Anordnung ist die heiße Elektrode von einer als Schirmung wirkenden elektrisch leitfähigen
Struktur, welche als Schirmungselektrode wirkt, komplett überspannt, so dass die elektromagnetische
Abstrahlung in die Umgebung minimiert wird. Vorzugsweise umfasst das mindestens eine
Kopplungselement eine elektrisch leitfähige Kopplungselektrode, wobei die Kopplungselektrode
ein metallisches Material umfassen kann.
[0018] Bevorzugt ist, dass ein vorgewähltes Aufheizregime durch eine Anpassung der eingebrachten
HF-Leistung an mindestens eine im Volumen gemessene Temperatur erfolgt. Ebenfalls
bevorzugt ist, dass durch die Temperaturerhöhung die Trocknung des Feststoffes beschleunigt
wird. Bevorzugt ist auch, dass durch die Temperaturerhöhung der Austrag von Schadstoffen
aus dem Feststoff beschleunigt wird. Ebenfalls bevorzugt ist, dass dabei der Austrag
der Schadstoffe durch den Austrag von Wasserdampf unterstützt wird. Besonders bevorzugt
ist, dass durch die Temperaturerhöhung eine Abtötung und/oder eine Beeinträchtigung
der Lebensfähigkeit von Holzschädlingen erfolgt.
[0019] Die Erwärmung wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ohne direkte Kontaktierung
dadurch realisiert, dass eine kapazitive Kopplung zwischen Schirmungselektrode und
Kopplungselement erfolgt. Dies bedeutet vereinfacht gesprochen eine indirekte Kontaktierung
des Kopplungselements, die dann funktionell ähnlich einer kalten Elektrode bei klassischen
Anordnungen nach dem Stand der Technik wirken kann. Die Schirmungselektrode ist vorzugsweise
geerdet, beispielsweise indem sie elektrisch leitend mit dem Gehäuse eines vorgeschalteten
elektronischen Anpassnetzwerkes, einer sogenannten Matchbox, verbunden ist. Die kapazitive
Kopplung bedeutet also, dass die Potentialdifferenz zwischen Schirmungselektrode und
Kopplungselement klein gegenüber der Potentialdifferenz zwischen Kopplungselement
und "heißer" Elektrode ist. Dadurch ergibt sich beispielsweise für Feststoffstrukturen
mit ausreichender Homogenität eine deutlich höhere elektrische Feldstärke zwischen
heißer Elektrode und Kopplungselement als zwischen Schirmungselektrode und Kopplungselement.
Bekanntermaßen führt dies zu einer stärkeren dielektrischen Erwärmung zwischen heißer
Elektrode und Kopplungselement im Vergleich zum Volumen abseits der heißen Elektrode.
Bevorzugt sind dabei insbesondere solche Ausführungsformen, bei denen die Hochfrequenz-Spannung
durch einen Hochfrequenzgenerator erzeugt wird und die von der mindestens einen spannungsführenden
Elektrode zum Hochfrequenzgenerator rückreflektierte Leistung durch ein elektronisches
Anpassnetzwerk minimiert wird. In einer vorzugsweisen Realisierung von Verfahren und
Vorrichtung wird die kapazitive Kopplung zwischen Schirmungselektrode und Kopplungselement
teilweise oder vollständig durch ein Material realisiert, das sich von dem vorzugsweise
zu erwärmenden Material zwischen heißer Elektrode und Kopplungselement hinsichtlich
seiner elektrischen Eigenschaften unterscheidet. Weiterhin ist bevorzugt, dass sich
die jeweiligen Materialien bzw. Stoffe zwischen heißer Elektrode und Kopplungselement
und zwischen Schirmungselektrode und Kopplungselement ganz oder teilweise voneinander
unterscheiden.
[0020] Eine erfindungsgemäße dielektrische Erwärmung von Festkörperstrukturen ist somit
auch möglich, wenn eine Seite der erzeugten Kondensatoranordnung, die den zu erwärmenden
Feststoff enthält, keine (direkte) elektrisch Gleichstrom leitende Kontaktierung besitzt.
Dies trifft sogar zu, wenn das Kopplungselement gar keine Elektrode im eigentlichen
Sinne darstellt, sondern wenn ein natürlich anstehendes Medium wie beispielsweise
feuchter Boden diese Funktion übernimmt. Dies ist insbesondere im Kontext von Anwendungen
im Bauwesen relevant. Hierbei kann es sich beispielsweise um die Trocknung und/oder
Dekontamination von chemisch oder biologisch kontaminiertem Mauerwerk oder anderen
Baustoffen handeln. Damit sind ein- und beidseitig zugängliche Strukturen thermisch
behandelbar. Bevorzugt ist unter anderem im genannten Anwendungskontext, dass das
mindestens eine Kopplungselement durch ein natürliches Kompartiment gebildet wird
oder dieses umfasst. Insbesondere werden keine metallischen bzw. elektrisch leitfähigen
Kopplungselektroden benötigt. Vorzugsweise handelt es sich bei dem natürlichen Kompartiment
um anstehendes oder aufgefülltes Erdreich.
[0021] In einer vorzugsweisen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens für einhäuptige
Problemfälle wird daher die kapazitiv gekoppelte Gegenelektrode (Kopplungselektrode),
die sich gegenüber der "heißen" Elektrode befindet, durch eine natürliche Struktur
zur Verfügung gestellt. Dies kann beispielsweise ein anstehender Boden mit einer ausreichenden
Hochfrequenzleitfähigkeit sein, so dass diese natürliche Elektrode als Kopplungselement
fungieren kann und näherungsweise eine Äquipotentialfläche ausbildet. Ein typisches
Beispiel hierfür kann bei einer solchen einhäuptigen Anordnung im Kellerbereich von
Gebäuden feuchtes anstehendes Erdreich sein. Die kapazitive Kopplung ist dadurch möglich,
dass bei den eingesetzten Frequenzen der zu behandelnde Festkörper, der als Kondensator
zwischen den beidseitig angeordneten Elektroden wirkt, eine ausreichende dielektrische
Leitfähigkeit aufweist, was den Potentialunterschied zwischen der Schirmungselektrode
und dem Kopplungselement auf der Gegenseite deutlich reduziert.
[0022] In einer bevorzugten Variante bei der Anwendung werden die Eigenschaften des natürlichen
Kompartiments gezielt variiert, damit dieses die Funktion als Kopplungselement besser
erfüllen kann. Eine typische vorzugsweise Option in diesem Sinne ist die Befeuchtung
von anstehendem Boden, um dessen elektrische Leitfähigkeit und damit dessen Wirkung
als elektrodenäquivalentes Kopplungselement zu verbessern. Die entsprechende Befeuchtung
kann bei Bedarf kontinuierlich erfolgen oder mehrfach wiederholt werden.
[0023] In bestimmten Situationen können sich auch die Materialien für die verschiedenen
Bereiche der zu behandelnden Feststoffstruktur unterscheiden oder räumlich voneinander
getrennt sein.
[0024] Beispielsweise kann sich das vorzugsweise zu erwärmende Material zwischen der heißen
Elektrode und dem Kopplungselement, von dem Material unterscheiden, durch das die
kapazitive Kopplung in der beschriebenen Weise realisiert wird.
[0025] Für die Funktion des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es in der Regel notwendig,
dass die überlappende Fläche zwischen Schirmung und "kalter" Elektrode auf der Gegenseite
deutlich größer als die Fläche der "heißen" Elektrode ist. Vorzugsweise ist das entsprechende
Verhältnis größer als 4, besonders bevorzugt mindestens 8. In diesem Fall ist mit
einer bevorzugten Erwärmung des Volumens zu rechnen, welches sich zwischen heißer
Elektrode und Kopplungselement befindet. Das entsprechende Flächenverhältnis ist von
den konkreten stofflichen und geometrischen Gegebenheiten abhängig und gegebenenfalls
experimentell oder durch Modellrechnung zu ermitteln. Bevorzugt wird das Flächenverhältnis
zwischen heißer Elektrode und dem Überlappungsbereich von Schirmungselektrode und
entgegengesetzt angeordnetem Kopplungselement so eingestellt, dass die Erwärmung vorzugsweise
im Volumen zwischen heißer Elektrode und Kopplungselement erfolgt.
[0026] Es ist jedoch auch möglich, das Verhältnis der Flächen von Schirmungselektrode und
heißer Elektrode so zu wählen, dass ein bestimmtes Verhältnis der Aufheizraten in
beiden Volumenbereichen (zwischen heißer Elektrode und Kopplungselement bzw. zwischen
Schirmungselektrode und Kopplungselement) eingestellt wird, was unter bestimmten Umständen
für den verfahrenstechnischen Ablauf vorteilhaft sein kann. So kann beispielsweise
erreicht werden, dass der kältere Bereich der Festkörperstruktur eine Temperatur nicht
unterschreitet, die zu einer Rekondensation von verdampften Stoffen wie Wasser oder
Chemikalien führen würde. Bevorzugt ist, dass das erfindungsgemäße Verfahren, zum
Zwecke einer maximalen Erwärmung des Bereichs zwischen der mindestens einen spannungsführenden
Elektrode und dem mindestens einen Kopplungselement, weiterhin die Einstellung des
Flächenverhältnisses zwischen den Oberflächen der mindestens einen spannungsführenden
Elektrode und dem Überlappungsbereich zwischen den Oberflächen des mindestens einen
Kopplungselements und der mindestens einen Schirmungselektrode umfasst. Insbesondere
sind dabei Flächenverhältnisse von größer als 3, größer als 6 und größer als 10 besonders
bevorzugt. Bevorzugt kann über das Flächenverhältnis ein vorgewähltes Verhältnis der
Aufheizraten innerhalb und außerhalb des Bereiches zwischen der mindestens einen spannungsführenden
Elektrode und dem mindestens einen Kopplungselement eingestellt werden. Vorzugsweise
kann das Verhältnis der Überlappungsflächen von heißer Elektrode und Kopplungselement
bzw. von Schirmungselektrode und Kopplungselement so gewählt werden, dass ein vordefiniertes
Verhältnis der Aufheizraten im zu behandelnden Feststoff in den Bereichen zwischen
heißer Elektrode und Kopplungselement bzw. zwischen Schirmungselektrode und Kopplungselement
realisiert wird.
[0027] Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf einer direkten dielektrischen Erwärmung
des Materials, wobei ein als Elektrode wirkendes Element, das Kopplungselement, kapazitiv
und nicht direkt elektrisch über die Schirmungselektrode mit der HF-Spannungsquelle
verbunden ist. Hierzu wird ein hochfrequentes elektrisches Wechselfeld derart angelegt,
dass sich im Festkörper ein solches Feld etabliert, das zur Umorientierung oder anderweitigen
Bewegung polarer Strukturen im Festkörper führt. Deren Umorientierung bzw. Bewegung
ist durch die Wechselwirkung mit ihrer Umgebung mit Reibungsverlusten verbunden, die
zur Erwärmung im Volumen führen. Während die Orientierungspolarisation des Wassermoleküls
im MHz-Bereich im Gegensatz zum GHz-Frequenzbereich der Mikrowellen nicht zu einer
effizienten Energieeinkopplung und damit Erwärmung führt, können beispielsweise Prozesse
der Ionenbeweglichkeit zu einer sehr effizienten Erwärmung im MHz-Frequenzbereich
führen. Aus diesem Grund ist es im eingesetzten Frequenzbereich auch möglich, trockene
Materialien effizient zu erwärmen. Die Mechanismen der Energieeinkopplung, die der
dielektrischen Erwärmung zugrunde liegen, sind der Fachliteratur zu entnehmen. Für
die Umsetzung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es unerheblich, auf welchem physikalischen
Wirkprinzip die dielektrische Erwärmung konkret beruht. Das erfindungsgemäße Verfahren
erlaubt durch die Umsetzung der Vorteile der Radiowellen-Erwärmung eine vergleichsweise
homogene Erwärmung von Bauwerksstrukturen auch dann, wenn eine Durchführung von elektrischen
Leitungen durch die Struktur nicht möglich ist oder wenn die Struktur nur von einer
Seite zugänglich ist, weil beispielsweise Erdreich die zu erwärmende Struktur auf
der der heißen Elektrode abgewandten Seite begrenzt.
[0028] Die Vielzahl von Prozessen, die für die einzelnen Stoffe einen dielektrischen Energieeintrag,
d.h. eine Absorption von Energie im Hochfrequenzbereich, ermöglicht, bringt eine hohe
Flexibilität hinsichtlich der zu behandelnden Materialien mit sich. Es können trockene
und feuchte, poröse und unporöse Stoffe mit hoher Effizienz erwärmt werden. Als Beispiele
aus dem Baubereich seien Naturstein, Ziegelmauerwerk, Beton oder Holz genannt. Dies
schließt gegebenenfalls Zwischen- und Deckschichten wie Mörtelfugen und Putzoberflächen
mit ein. Das erfindungsgemäße Verfahren ist jedoch auch auf andere Bereiche der Verfahrenstechnik
übertragbar. So kann es sich bei der zu erwärmenden Feststoffstruktur prinzipiell
auch um ein Bauteil aus Kunststoff oder Keramik oder um ein Schüttbett aus verschiedenen
Materialien wie Adsorbenzien oder Katalysatoren handeln. Weitere Applikationen mit
anderen Materialien werden ausdrücklich nicht ausgeschlossen.
[0029] Der Grenzfall einer idealen kapazitiven Kopplung wäre nur dann zu erreichen, wenn
das Verhältnis aus den überlappenden Flächen von Schirmungselektrode und Kopplungselement
einerseits und heißer Elektrode und Kopplungselement andererseits unendlich groß wäre.
Im realen Einsatzfall ist die elektrische Feldstärke, die für die Aufheizrate relevant
ist, durch das endliche Flächenverhältnis auch zwischen Schirmungselektrode und gegenüberliegend
angeordnetem Kopplungselement nicht Null. Da aber die Aufheizrate dem Quadrat der
elektrischen Feldstärke proportional ist, kann durch die Wahl von Flächenverhältnissen
oberhalb von 5 oder sogar 10 problemlos eine deutlich bevorzugte Aufheizung im Bereich
der "heißen" Elektrode realisiert werden. Dies bedeutet beispielsweise für ein sehr
ausgedehntes Kopplungselement mit einer Fläche, die den gesamten Bereich abdeckt,
dass die Schirmungselektrode wesentlich größer als die heiße Elektrode sein muss,
was in der Regel problemlos realisiert werden kann.
[0030] Aus verfahrenstechnischer Sicht kann es jedoch von Vorteil sein, parallel zur Erwärmung
zwischen heißer Elektrode und Kopplungselement eine moderate Erwärmung in der Umgebung
der eigentlich aufzuheizenden Zone des Festkörpers vorzunehmen. So kann beispielsweise
eine unerwünschte Rekondensation von aus der heißen Zone austretenden Verbindungen
wie Wasser und Schadstoffen verhindert werden. Außerdem wird durch verminderte Temperaturgradienten
der Wärmefluss aus dem direkt erwärmten Bereich reduziert. Geringere Temperaturgradienten
sind darüber hinaus mit kleineren mechanischen Spannungen im Material verbunden, wodurch
das Risiko einer Schädigung beispielsweise durch Rissbildung vermindert werden kann.
Eine Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens kann also durchaus auf verringerte
bzw. definiert eingestellte Flächenverhältnisse im oben genannten Sinne zurückgreifen,
um die Erwärmungsraten im eigentlichen Zielbereich und im angrenzenden Wandbereich
gezielt aufeinander abzustimmen.
[0031] Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur dielektrischen
Erwärmung von Feststoffen umfassend eine flächig ausgedehnte spannungsführende Elektrode
mit einer Hauptebene; eine flächig ausgedehnte Schirmungselektrode mit einer Hauptebene,
wobei die Hauptebene der Schirmungselektrode parallel zur Hauptebene der spannungsführenden
Elektrode ausgerichtet ist; und ein Mittel zum Anlegen einer Hochfrequenz-Spannung,
dazu ausgebildet, eine Hochfrequenz-Spannung mit einer Frequenz aus dem Bereich zwischen
500 kHz und 500 MHz an die spannungsführende Elektrode anzulegen. Die Vorrichtung
ist dadurch gekennzeichnet, dass die Projektion der spannungsführenden Elektrode auf
die Schirmungselektrode entlang einer Achse senkrecht zur Hauptebene der spannungsführenden
Elektrode vollständig mit der Schirmungselektrode überlappt, der minimale Abstand
zwischen der spannungsführenden Elektrode und der Schirmungselektrode bevorzugt mindestens
1 cm, ebenfalls bevorzugt mindestens 10 cm, noch bevorzugter mindestens 20 cm, beträgt
und das projektierte Flächenverhältnis zwischen den Oberflächen der Schirmungselektrode
und der spannungsführenden Elektrode bevorzugt größer als 3, ebenfalls bevorzugt größer
als 6, noch bevorzugt größer als 10, ist.
[0032] Dabei ergibt sich für diese Betrachtung eine Fläche der Schirmungselektrode durch
denjenigen Flächenbereich der Schirmungselektrode, welcher flächig auf den zu erwärmenden
Feststoff aufliegt bzw. weitestgehend an dessen Oberfläche angrenzt. Die Oberfläche
der Schirmungselektrode ergibt sich dabei bei einer bevorzugten Ausführungsvariante
als die maximal innerhalb der Hauptebene durch die Abmessungen der Schirmungselektrode
umschriebene Fläche, die in einer Ebene mit der spannungsführenden Elektrode liegt.
Die spannungsführende Elektrode und die Hauptebene der Schirmungselektrode liegen
vorzugsweise parallel zueinander, so dass Projektion der spannungsführenden Elektrode
auf die Hauptebene der Schirmungselektrode vollständig mit der Schirmungselektrode
überlappt.
[0033] Weiterhin umfasst die Vorrichtung zur dielektrischen Erwärmung von Feststoffen vorzugsweise
ein Kopplungselement, wobei zwischen der spannungsführenden Elektrode und dem Kopplungselement
ein Aufnahmeraum für einen zu erwärmenden Feststoff ausgebildet ist; die spannungsführende
Elektrode und die Schirmungselektrode auf einer ersten Seite des Aufnahmeraums und
das Kopplungselement auf einer zweiten Seite des Aufnahmeraums angeordnet sind, wobei
sich die erste Seite des Aufnahmeraums und die zweite Seite des Aufnahmeraums gegenüberliegen;
das Kopplungselement mit der Schirmungselektrode zumindest teilweise kapazitiv gekoppelt
ist; und zwischen der mindestens einen spannungsführenden Elektrode und dem Kopplungselement
eine Hochfrequenz-Spannung anliegt, wobei die Hochfrequenz-Spannung eine Frequenz
aus dem Bereich zwischen 500 kHz und 500 MHz aufweist.
[0034] Vorzugsweise umfasst die erfindungsgemäße Vorrichtung zur dielektrischen Erwärmung
von Feststoffen weiterhin eine Hochfrequenz-Spannungsquelle, die eine elektrische
Spannung mit einer Frequenz zwischen 500 kHz und 500 MHz, vorzugsweise zwischen 1
und 50 MHz und besonders bevorzugt mit einer für industrielle, medizinische und Forschungsanwendungen
freigegebenen, so genannten ISM-Frequenz von beispielsweise 13,56 MHz oder 27 MHz,
bereitstellt, elektrische Verbindungen zu einer spannungsführenden Elektrode und zu
einer Schirmungselektrode, die vorzugsweise als elektromagnetische Abschirmung fungiert,
sowie ein Kopplungselement auf der Gegenseite der zu behandelnden Feststoffstruktur,
das kapazitiv mit der Schirmungselektrode gekoppelt ist. Auf einer Seite der zu behandelnden
Festkörperstruktur sind damit sowohl die elektrisch leitfähige Schirmungselektrode
als auch die spannungsführende heiße Elektrode angeordnet und mit der Spannungsquelle
elektrisch leitend verbunden. Auf der Gegenseite der Anordnung ist eine aktiv angebrachte
Kopplungselektrode oder ein passiv wirkendes natürliches Kopplungselement positioniert,
die mit der auf der anderen Seite angeordneten Elektroden-Schirmungs-Anordnung nicht
durch elektrisch leitende Zuleitungen verbunden sein muss. Wesentliches verfahrensimmanentes
Merkmal ist es, dass eine kapazitive Kopplung zwischen der Schirmung und der auf der
Gegenseite angeordneten, flächig ausgedehnten Elektrode bzw. dem Kopplungselement
realisiert wird.
[0035] Bevorzugt enthält die erfindungsgemäße Vorrichtung zusätzlich ein elektronisches
Anpassnetzwerk, das zwischen Spannungsquelle und Elektroden bzw. Schirmung angeordnet
ist und das die Impedanz der Last an den Innenwiderstand der Spannungsquelle so anpasst,
dass die zum Generator reflektierte HF-Leistung minimiert und nach Möglichkeit gänzlich
eliminiert wird.
[0036] Vorzugsweise ist im zu erwärmenden Medium mindestens ein Mittel zur Temperaturmessung,
beispielsweise ein Temperatursensor, positioniert, der besonders bevorzugt mit einem
Mittel zur Leistungsregelung, beispielsweise einem Computersystem mit einer entsprechenden
Software zur Auswertung, Steuerung und Regelung, so verbunden ist, dass auf der Basis
der Messwerte der Leistungseintrag in den Feststoff so reguliert werden kann, dass
vorgewählte Temperaturprogramme realisierbar sind. Weiterhin kann die Vorrichtung
mindestens ein Mittel zur Messung einer Feldstärke umfassen, wobei eine gemessene
Feldstärke dem Mittel zur Leistungsregelung zugeführt werden und von diesem ebenfalls
zur Steuerung und Regelung eingesetzt werden kann. Das vorzugsweise als Teil der erfindungsgemäßen
Vorrichtung vorhandene Mittel zur Leistungsregelung kann neben der Steuerung und Regelung
auch zusätzliche Aufgaben zur Optimierung des Prozessablaufs mit übernehmen. Dies
beinhaltet beispielsweise auch Datenerfassung und -archivierung, Überwachung der Temperaturen
im zu erwärmenden Volumen, Überwachung der elektrischen Feldstärke, Datenweitergabe
oder Übernahme von Kontrollfunktionen zur Einleitung von Notfallregimes.
[0037] Bevorzugt sind die Elektroden und/oder die Schirmung so ausgebildet, dass ein Durchtritt
von aus dem behandelten Feststoff austretenden Substanzen möglich ist. Die Elektroden
und die Schirmung sind dabei insbesondere so gestaltet, dass ein Transport von Wasser
und/oder Schadstoffen aus dem behandelten Material nicht oder wenig behindert wird.
Hierfür bieten sich Netz- oder Lochelektroden bzw. gleichartige Schirmungen an. Auch
der Einsatz von metallbeschichteten, ggf. stoffdurchlässigen Folien kann für die Ausbildung
der unterschiedlichen Elektroden geeignet sein, um die Handhabbarkeit vor Ort zu verbessern.
[0038] In einer besonders bevorzugten Variante für bestimmte Anwendungskontexte umfassen
die spannungsführende Elektrode, das Kopplungselement und/oder die Schirmungselektrode
ein adsorptionsaktives Material. Besonders bevorzugt sind die Elektroden mit einer
Schicht aus adsorptionsaktivem Material, vorzugsweise aus Aktivkohle oder einem hydrophoben
Zeolith, belegt, wodurch einen Durchtritt von ausdampfenden Schadstoffen in die Umgebungsluft
minimiert oder gänzlich verhindert wird. Zur Erfüllung dieser Aufgabe eignet sich
besonders auch ein Aktivkohlevlies, das direkt mit den flächigen Elektroden verbunden
sein kann.
[0039] Mithin weist die erfindungsgemäße Vorrichtung zur dielektrischen Erwärmung von Feststoffen
vorzugsweise mindestens all diejenigen Merkmale auf, welche für die Durchführung der
einzelnen Verfahrensschritte des beschriebenen Verfahrens erforderlich sind. Insbesondere
weisen die einzelnen Komponenten der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur dielektrischen
Erwärmung von Feststoffen vorzugsweise all diejenigen Merkmale auf, welche in Beschreibung
des Verfahrens als notwendig oder bevorzugt betrachtet werden. Weiterhin ergeben sich
aus einzelnen Ausführungsformen oder der Kombination einzelner Merkmale des erfindungsgemäßen
Verfahrens ebenfalls entsprechende Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
Alle zu den einzelnen Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens gemachten
Angaben gelten entsprechend.
[0040] Auch wenn die Ausführungen auf potentielle Anwendungen im Bauwesen fokussiert sind,
sind Applikationen in anderen Bereichen ausdrücklich adressiert. Bei anderen Anwendungsfeldern
sollen explizit auch andere relevante thermisch unterstützte Prozesse angesprochen
werden. Hierbei kann es sich beispielsweise um eine thermisch initiierte Aushärtung
oder Strukturbildung im materialwissenschaftlichen Kontext handeln. Auch die thermisch
unterstützte Polymerbildung in Baustoffen ist für in-situ-Anwendungen mit der Vorrichtung
und dem Verfahren in optimaler Form kombinierbar.
Kurzbeschreibung der Figuren
[0041] Die Erfindung wird nachfolgend in Ausführungsbeispielen anhand der zugehörigen Zeichnungen
erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Aufsicht-Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung zur Erwärmung von Feststoffen;
- Figur 2
- eine schematische Aufsicht-Darstellung einer erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung
mit metallischer Kopplungselektrode als Kopplungselement;
- Figur 3
- eine schematische Aufsicht-Darstellung einer erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung
mit natürlichem Kompartiment als Kopplungselement;
- Figur 4
- zeitliche Verläufe der mittleren Temperatur, der HF-Leistung und der HF-Spannung während
eines Versuches zur Erwärmung einer Porenbetonwand mittels kapazitiver Kopplung;
- Figur 5
- zeitliche Verläufe der mittleren Temperatur, der HF-Leistung und der HF-Spannung während
eines Versuches zur Erwärmung der Wand aus Ziegelmauerwerk mittels kapazitiver Kopplung;
- Figur 6
- zeitliche Verläufe der mittleren Temperatur in zwei verschiedenen Tiefen, der HF-Leistung
und der HF-Spannung während eines Versuches zur Erwärmung eines Kellerbodens mittels
kapazitiver Kopplung;
- Figuren 7a, 7b
- zeitliche Verläufe der mittleren Temperatur, der HF-Leistung und der HF-Spannung (Figur
7a) sowie Temperaturverläufe für verschiedene Tiefen (Figur 7b) im Mauerwerk während
eines Versuches zur Erwärmung einer Kellerwand mittels kapazitiver Kopplung;
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
[0042] Figur 1 zeigt eine schematische Aufsicht-Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung 100 zur Erwärmung von Feststoffen 40. Bei der
dargestellten Ausführungsform handelt es sich um eine Elektrodenanordnung mit einer
elektrisch leitfähigen, beispielsweise metallischen Kopplungselektrode 22 als Kopplungselement
20. Diese liegt flächig an einem räumlich ausgedehnten Feststoff 40 an. Beispielsweise
kann es sich bei dem Feststoff um stehendes Mauerwerk handeln. Auf der gegenüberliegenden
Seite des Feststoffs 40 befindet sich parallel zum Kopplungselement 20 ebenfalls flächig
angeordnet eine spannungsführende Elektrode 10. Die von der spannungsführenden Elektrode
10 überdeckte Oberfläche des Feststoffs kann, wie hier dargestellt, deutlich kleiner
als die von dem Kopplungselement 20 überdeckte Oberfläche sein.
[0043] Die spannungsführende Elektrode 10 ist umgeben von einer Schirmungselektrode 30,
welche in einem Bereich um die spannungsführende Elektrode 10 ebenfalls flächig an
der Oberfläche des Feststoffs 40 anliegt. Dieses Flächenelement bildet dabei die Hauptebene
der Schirmungselektrode 30 aus. In der gezeigten Darstellung liegt die spannungsführende
Elektrode 10 vollständig innerhalb der von einem Großteil der Schirmungselektrode
30 aufgespannten Hauptebene der Schirmungselektrode 30. Die Hauptebene der Schirmungselektrode
30 liegt parallel zur Kopplungselektrode 10. Zwischen der spannungsführenden Elektrode
10 und dem Kopplungselektrode 22 als Kopplungselement 20 wird dabei ein Aufnahmeraum
für einen zu erwärmenden Feststoff 40 ausgebildet. Im Bereich unmittelbar um die spannungsführende
Elektrode 10 ist die Schirmungselektrode 30 derart geformt, dass die spannungsführende
Elektrode 10 zwar von der Schirmungselektrode 30 halbseitig umschlossen bzw. überdeckt
wird, sich jedoch ein minimaler Abstand d
min zwischen spannungsführender Elektrode 10 und Schirmungselektrode 30 ergibt. Dies
dient insbesondere dazu, die Schirmungselektrode 30 von der spannungsführender Elektrode
10 elektrisch hinsichtlich der Leitfähigkeit zu entkoppeln. Die Schirmungselektrode
30 und die spannungsführende Elektrode 10 können sich somit auf unterschiedlichen
elektrischen Potentialen befinden. Die formenhafte Ausgestaltung des unmittelbaren
Bereichs zwischen der spannungsführende Elektrode 10 und der Schirmungselektrode 30
kann weitgehend beliebig ausgeprägt sein; das hier dargestellte Reckteckprofil der
Überdeckung ist rein beispielhaft für illustratorische Zwecke gewählt.
[0044] Die spannungsführende Elektrode 10 und die Schirmungselektrode 30 sind vorzugsweise
über ein elektronisches Anpassnetzwerk 60 mit einem Hochfrequenzgenerator 50 verbunden.
Über diesen wird ein hochfrequentes Wechselfeld zwischen die spannungsführende Elektrode
10 und die Kopplungselektrode 22 als Kopplungselement 20 erzeugt, wobei die von der
Elektrodenanordnung zum Hochfrequenzgenerator 50 rückreflektierte Leistung durch das
elektronische Anpassnetzwerk 60 minimiert wird. Die dargestellte erfindungsgemäße
Vorrichtung umfasst weiterhin ein Mittel 70 zur Temperaturmessung und ein Mittel 90
zur Bestimmung der Feldstärke. Bei dem Mittel 70 zur Temperaturmessung kann es sich
insbesondere um einen faseroptischen Temperatursensor handeln. Bei dem Mittel 90 zur
Bestimmung der Feldstärke kann es sich insbesondere um einen Sensor zur Messung der
elektrischen Feldstärke handeln. Die Sensoren können mit einem Mittel 80 zur Regelung
der Hochfrequenz-Spannung verbunden sein. Das Mittel 80 zur Regelung der Hochfrequenz-Spannung
kann dabei die vom Hochfrequenzgenerator 50 abgegebene Hochfrequenz-Spannung bzw.
die Hochfrequenz-Leistung in Abhängigkeit von den Eingangsgrößen einzelner Messmittel
steuern und regeln. Unterbleibt eine aktive Regelung und Steuerung, so können die
Messwerte vorzugsweise durch das Mittel 80 zur Regelung der Hochfrequenz-Spannung
gespeichert und/oder zur weiteren Auswertung zur Verfügung gestellt werden.
[0045] Figur 2 zeigt eine schematische Aufsicht-Darstellung einer erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung
mit metallischer Kopplungselektrode 22 als Kopplungselement 20. Die dargestellte Elektrodenanordnung
entspricht der in Figur 1 gezeigten Anordnung. Die Bezugszeichen und Beschreibungen
gelten daher entsprechend. Zusätzlich sind hier jedoch die äußeren Abmessungen der
Oberfläche A
1 der Schirmungselektrode 30 und die Oberfläche A
2 der spannungsführenden Elektrode 10 mit dargestellt. Eine erfindungsgemäße Bestimmung
eines projektierten Flächenverhältnisses zwischen den Oberflächen A
1, A
2 der Schirmungselektrode 30 und der spannungsführenden Elektrode 10 ergibt sich daraus
als Verhältnis der eingezeichneten Oberflächen, wobei für A
1 nur die Fläche berücksichtigt wird, für die die Schirmungselektrode an der zu behandelnden
Struktur 40 anliegt. Anliegen bedeutet in diesem Fall, dass der Abstand zum Feststoff
40 wesentlich kleiner als der Abstand zum Feststoff im Bereich der spannungsführenden
Elektrode 10 ist. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang mit einem Faktor von mindestens
10 gegeben. Die Projektion ist insbesondere im Falle einer gegenseitigen Verkippung
zwischen der spannungsführenden Elektrode 10, genauer der von der spannungsführenden
Elektrode 10 aufgespannten Ebene, und der Hauptebene der Schirmungselektrode 30 von
Bedeutung. Vorzugsweise liegen diese beiden Ebenen jedoch parallel zueinander.
[0046] Figur 3 zeigt eine schematische Aufsicht-Darstellung einer erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung
mit einem natürlichen Kompartiment 24 als Kopplungselement 20. Die dargestellte Elektrodenanordnung
entspricht weitgehend der in Figur 1 gezeigten Anordnung, wobei hier jedoch beim Kopplungselement
20 die in Figur 1 gezeigte Kopplungselektrode 22 durch ein natürliches Kompartiment
24 ersetzt wurde. Hierbei kann es sich insbesondere um anliegendes oder aufgeschüttetes
Erdreich handeln. Zur Umsetzung des erfindungsgemäßen Verfahrens muss dieses die Funktion
einer Kopplungselektrode 22 übernehmen können. Daher ist besonders bevorzugt, dass
das natürliche Kompartiment 24 ein zumindest geringfügig elektrisch leitfähiges Material
umfasst. Hierbei kann es sich insbesondere um feuchtes, mineralhaltiges Erdreich handeln.
Es ist möglich, im Rahmen einer Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens das als
Kopplungselement 20 wirkende Medium kontinuierlich oder diskontinuierlich zu befeuchten,
um dessen Funktion als Kopplungselement 20 zu verbessern. Hierzu kann eine erfindungsgemäße
Anordnung eine entsprechende Dosiereinrichtung, vorzugsweise für Wasser, enthalten.
In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der Vorrichtung kann im Kompartiment 24
zusätzlich ein Mittel zur Messung der elektrischen Leitfähigkeit und/oder der Feuchte
platziert werden. Besonders bevorzugt ist, dieses Mittel mit der Auswerte- und Steuerungseinheit
zu verbinden.
Ausführungsbeispiel 1:
Enwärmung einer Wand aus Porenbeton im Technikumsmaßstab
[0047] Zur Demonstration wurde in einem Technikumsversuch eine Wand aus Porenbeton (Größe
ca. 2,0 m x 1,8 m, Dicke 0,2 m) nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt. Hierzu
wurde sie auf der Rückseite mit einer mit Aluminium (Schichtdicke 7 µm) beschichteten
Polyethylenfolie (Foliendicke 12 µm) versehen, welche als Kopplungselektrode (Fläche
3,6 m
2) wirkte. Die spannungsführende, so genannte heiße Elektrode bestand aus Aluminiumlochblech
und wies eine Fläche von 0,36 m
2 auf. Die Schirmungselektrode aus Kupfergaze deckte eine Gesamtfläche von 3 m
2 ab, wobei sie auch zur Schirmung über der heißen Elektrode diente. Dies wurde erreicht,
indem die Schirmung mit einem Abstand von 10 cm auch über der heißen Elektrode angeordnet
war.
[0048] Die spannungsführende heiße Elektrode und die geerdete Schirmungselektrode waren
mit einem elektronischen Anpassnetzwerk verbunden, dass wiederum mit einem HF-Generator
(Arbeitsfrequenz 13,56 MHz, Maximalleistung 3 kW) über ein Koaxialkabel in Verbindung
stand. Es wurde eine kapazitive Kopplung zwischen Schirmungselektrode und Kopplungselektrode
in erfindungsgemäßer Art und Weise realisiert.
[0049] Figur 4 zeigt zeitliche Verläufe der mittleren Temperatur, der HF-Leistung und der
HF-Spannung während eines Versuches zur Erwärmung einer Porenbetonwand mittels kapazitiver
Kopplung nach dem erfindungsgemäßen Verfahren und Verwendung einer Variante der erfindungsgemäßen
Vorrichtung. Bei einer über die Zeit im Wesentlichen konstanten HF-Leistung und HF-Spannung
ist ein nahezu linearer Temperaturanstieg im Porenbetonmauerwerk zwischen der heißen
Elektrode und der Kopplungselektrode zu verzeichnen. Der Versuch wurde bei einer Endtemperatur
von ca. 32°C abgebrochen, da das Demonstrationsziel erreicht worden war. Es wurde
eine Erwärmung um ca. 13 K durch faseroptische Temperatursensoren nachgewiesen.
Ausführungsbeispiel 2:
Enwärmung eines Wandsegmentes aus Ziegelmauerwerk
[0050] An einem realen Standort wurde eine durchfeuchtete Wand aus Ziegelmauerwerk mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren und einer erfindungsgemäßen Vorrichtung thermisch behandelt.
Die Wanddicke betrug 24 cm. Die behandelte Außenwand des entsprechenden Gebäudes war
von beiden Seiten zugänglich, allerdings sollte sie für die Trocknung nicht durchbohrt
werden, weshalb die kapazitive Kopplung für die dielektrische Erwärmung eingesetzt
werden musste. Auf der Außenseite der Wand wurde ein als Kopplungselektrode fungierendes
Aluminiumlochblech eingesetzt, das die Wand auf einer Fläche von ca. 12 m
2 bedeckte. An der Innenwand waren die heiße Elektrode aus Aluminiumlochblech mit einer
Fläche von ca. 1 m
2 und die Schirmungselektrode aus Kupfergaze (ca. 10 m
2) positioniert. Schirmung und heiße Elektrode waren mit dem elektronischen Anpassnetzwerk
und weiter mittels eines Koaxialkabels mit dem HF-Generator (Arbeitsfrequenz 13,56
MHz, Maximalleistung 5 kW) verbunden. Innerhalb der erwärmten Wand waren in Tiefen
von 4 cm, 12 cm und 20 cm faseroptische Temperatursensoren angeordnet, um den Erwärmungsfortschritt
kontinuierlich und örtlich aufgelöst zu verfolgen.
[0051] Figur 5 zeigt zeitliche Verläufe der mittleren Temperatur, der HF-Leistung und der
HF-Spannung während eines Versuches zur Erwärmung der Wand aus Ziegelmauerwerk mittels
kapazitiver Kopplung. Die dargestellten Kurvenverläufe verdeutlichen den Erwärmungsfortschritt
innerhalb der Wand für das Segment unterhalb der heißen Elektrode anhand des Mittelwertes
für die entsprechenden dort angeordneten Temperatursensoren. Die Stabilisierung der
Temperatur im Bereich von 100 °C ist vor allem auf die sich in diesem Temperaturbereich
wesentlich verstärkende Wasserverdampfung zurückzuführen. Es ist darauf hinzuweisen,
dass dieses Temperaturplateau für viele Einzelsensoren klar nachweisbar war, während
der hier dargestellte Mittelwert auch von Temperatursensoren mitbestimmt wird, die
die Verdampfungstemperatur des Wassers noch nicht erreicht hatten. Die tiefenaufgelöste
Temperaturmessung zeigte eine gute Homogenität des Temperaturprofils über den Wandquerschnitt.
Die ansteigende HF-Spannung, die für die Aufrechterhaltung der Sollleistung von 5
kW notwendig war, ist durch eine fortschreitende Austrocknung der Wand zu erklären.
Die dielektrische Erwärmung der Wand demonstriert wiederum die Anwendbarkeit der Erfindung.
Ausführungsbeispiel 3:
Enwärmung eines Kellerbodens mit feuchtem Untergrund
[0052] Hierbei wurden die erfindungsgemäße Vorrichtung und das erfindungsgemäße Verfahren
in einem Wohnhaus ausgeführt, das über einen durchfeuchteten Kellerboden verfügte.
Es ist davon auszugehen, dass unterhalb des Kellerbodens durchfeuchtetes Erdreich
vorhanden war, das als Kopplungselement im Sinne der Erfindung fungierte. Der Kellerboden
bestand aus einer Deckschicht aus Estrich (Dicke ca. 2 cm) über einer Schicht aus
Ziegelsteinen, welche wiederum direkt auf dem durchfeuchteten Erdreich auflagen. Insofern
ist hier der Verbund Estrich/Ziegel als zu erwärmender Festkörper zu verstehen.
[0053] Für die Erwärmung wurde ein HF-Generator (Arbeitsfrequenz 13,56 MHz, Maximalleistung
3 kW) in Verbindung mit einem elektronischen Anpassnetzwerk verwendet. Dieses war
über ein Kupferband mit einer heißen Elektrode aus Aluminiumlochblech mit einer Fläche
von ca. 1 m
2 verbunden. Das Gehäuse der Matchbox war mit der Schirmungselektrode verbunden, die
aus Kupfergaze bestand und auf dem Kellerboden ausgelegt war. Die Gesamtfläche der
Kupfergaze betrug ca. 10 m
2. Das durchfeuchtete Erdreich war kapazitiv mit einer Schirmungsgaze gekoppelt und
fungierte so wirksam als Kopplungselement, wie aus den Resultaten der Erwärmungsversuche
geschlossen werden kann. Zur Erfassung der Temperaturen wurden insgesamt 24 faseroptische
Temperatursensoren, die auch während der dielektrischen Erwärmung zuverlässige Messungen
liefern, in Tiefen von 5 cm und 15 cm unterhalb der Oberfläche des Kellerbodens eingesetzt.
[0054] Figur 6 zeigt zeitliche Verläufe der mittleren Temperatur in zwei verschiedenen Tiefen,
der HF-Leistung und der HF-Spannung während eines Versuches zur Erwärmung eines Kellerbodens
mittels kapazitiver Kopplung. Dargestellt sind die mittleren Temperaturverläufe in
den beiden horizontalen Ebenen innerhalb des Kellerbodens, die jeweils aus den Daten
von 12 Temperatursensoren ermittelt wurden. Zusätzlich sind die HF-Leistung (konstant
1 kW) und die HF-Spannung angegeben. Es wird deutlich, dass ein Erwärmung des Kellerbodens
mit Hilfe der erfindungsgemäßen Vorrichtung und unter Nutzung des erfindungsgemäßen
Verfahrens möglich ist, ohne dass eine Kontaktierung der als Kopplungselektrode fungierenden
Erdschicht durch den Kellerboden hindurch notwendig ist. Ein Vergleich der Aufheizraten
für die einzelnen Temperatursensoren zeigte eine gute Homogenität der Erwärmung innerhalb
einer Ebene (Abweichungen kleiner als 20 %). Durch Erhöhung der eingesetzten Leistung
und/oder eine Verlängerung der Zeit können auch deutlich höhere Temperaturen im Kellerboden
erreicht werden, die eine ausreichende Trocknung sicherstellen können.
Ausführungsbeispiel 4:
Enwärmung einer Kellenwand mit dahinter liegendem Erdreich
[0055] An einem weiteren Demonstrationsstandort wurden die erfindungsmäßige Vorrichtung
und das erfindungsmäßige Verfahren in Analogie zum Ausführungsbeispiel 3 an einer
einseitig zugänglichen und stark durchfeuchteten Struktur, in diesem Fall einer Ziegelmauerwand
(Fläche 4 m x 2 m, Dicke 0,36 m) mit anliegendem Erdreich, erfolgreich getestet. Hier
fungierte das dahinterliegende feuchte Erdreich als Kopplungselement. Die dabei eingesetzte
heiße Elektrode hatte eine Größe von 1 m
2 und bestand aus Aluminiumlochblech. Für die Schirmungselektrode wurden Kupfergaze
und aluminiumbeschichtete Polyethylenfolie verwendet.
[0056] Für die Erwärmungsversuche stand ein HF-Generator (Arbeitsfrequenz 13,56 MHz, Maximalleistung
5 kW) in Verbindung mit einem elektronischen Anpassnetzwerk zur Verfügung. Die Verbindung
zwischen dem elektronischen Anpassnetzwerk (Matchbox) und der heißen Elektrode wurde
über ein Messingprofil realisiert. Weiterhin war das Gehäuse der Matchbox mit der
Schirmungselektrode, welche aus Kupfergaze im Bereich der heißen Elektrode und aus
aluminiumbeschichteter Kunststofffolie (gelocht, Dicke der Aluminiumschicht 15 µm,
Dicke der Trägerfolie 20 µm) im übrigen Bereich bestand, verbunden. Die Gesamtfläche
der Schirmungselektrode betrug ca. 7 m
2. Zur Erfassung der Temperaturen wurden insgesamt 15 faseroptische Temperatursensoren,
welche in Tiefen von 6 cm, 18 cm und 30 cm in das Ziegelmauerwerk eingebracht waren,
verwendet.
[0057] Figur 7 zeigt zeitliche Verläufe der mittleren Temperatur, der HF-Leistung und der
HF-Spannung (Figur 7a) sowie Temperaturverläufe für verschiedene Tiefen im Mauerwerk
während eines Versuches zur Erwärmung einer Kellerwand mittels kapazitiver Kopplung
(Figur 7b). Dargestellt sind die mittlere Temperatur aller im direkt erwärmten Bereich
hinter der heißen Elektrode eingebrachten Temperatursensoren sowie die HF-Leistung
und die HF-Spannung über den gesamten Versuchszeitraum. Außerdem sind die mittleren
Temperaturverläufe für die einzelnen Tiefen im Mauerwerk dargestellt. Es konnte gezeigt
werden, dass mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens und unter der Nutzung der
erfindungsgemäßen Vorrichtung die dielektrische Erwärmung einer einseitig zugänglichen
Kellerwand mittels Radiowellen möglich ist.
Bezugszeichenliste
[0058]
- 10
- spannungsführende Elektrode
- 20
- Kopplungselement
- 22
- Kopplungselektrode
- 24
- natürliches Kompartiment
- 30
- Schirmungselektrode
- 40
- Feststoff
- 40'
- Aufnahmeraum
- 50
- Hochfrequenzgenerator
- 60
- elektronisches Anpassnetzwerk
- 70
- Mittel zur Temperaturmessung
- 80
- Mittel zur Leistungsregelung
- 90
- Mittel zur Bestimmung der Feldstärke
- 100
- Vorrichtung zur dielektrischen Erwärmung
- dmin
- minimaler Abstand zwischen spannungsführender Elektrode und Schirmungselektrode
- A1
- Oberfläche der Schirmungselektrode 30
- A2
- Oberfläche der spannungsführenden Elektrode 10
1. Verfahren zur dielektrischen Erwärmung von Feststoffen (40), folgende Verfahrensschritte
umfassend:
- Bereitstellen mindestens einer spannungsführenden Elektrode (10) und mindestens
einer Schirmungselektrode (30) auf einer ersten Seite eines Feststoffs (40) und mindestens
eines Kopplungselements (20) auf einer zweiten Seite des Feststoffs (40), wobei sich
die erste Seite des Feststoffs (40) und die zweite Seite des Feststoffs (40) gegenüberliegen;
- Einstellung des Flächenverhältnisses zwischen den Oberflächen der mindestens einen
spannungsführenden Elektrode (10) und dem Überlappungsbereich zwischen den Oberflächen
des mindestens einen Kopplungselements (20) und der mindestens einen Schirmungselektrode
(30), wobei das Flächenverhältnis größer als 3 ist;
- zumindest teilweise kapazitive Kopplung des mindestens einen Kopplungselements (20)
mit der mindestens einen Schirmungselektrode (30);
- Anlegen einer Hochfrequenz-Spannung an die mindestens eine spannungsführende Elektrode
(10), wobei die Hochfrequenz-Spannung eine Frequenz aus dem Bereich zwischen 500 kHz
und 500 MHz aufweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei über das Flächenverhältnis ein vorgewähltes Verhältnis
der Aufheizraten innerhalb und außerhalb des Bereiches zwischen der mindestens einen
spannungsführenden Elektrode (10) und dem mindestens einen Kopplungselement (20) eingestellt
wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das mindestens eine Kopplungselement
(20) eine elektrisch leitfähige Kopplungselektrode (22) oder ein natürliches Kompartiment
(24) als elektrodenäquivalentes Kopplungselement (20) umfasst.
4. Verfahren nach Anspruch 3, wobei eine Befeuchtung des natürlichen Kompartiments (24)
erfolgt, um die elektrische Leitfähigkeit des natürlichen Kompartiments (24) und damit
dessen Wirkung als elektrodenäquivalentes Kopplungselement (20) zu verbessern.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Leistung der Hochfrequenz-Spannung
an eine im Bereich zwischen der mindestens einen spannungsführenden Elektrode (10)
und dem mindestens einen Kopplungselement (20) gemessene Temperatur im Hinblick auf
ein beabsichtigtes zeitliches Aufheizregime angepasst wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei zur Trocknung des Feststoffs
(40), zur Abtötung und/oder Beeinträchtigung der Lebensfähigkeit von Holzschädlingen,
und/oder zum Austrag von Schadstoffen aus dem Feststoff (40) die Temperatur des Feststoffs
(40) erhöht wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei ein Austrag von Schadstoffen
aus dem Feststoff (40) durch einen Austrag von Wasserdampf aus dem Feststoff (40)
unterstützt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Leistung der Hochfrequenz-Spannung
an eine im Bereich zwischen der mindestens einen spannungsführenden Elektrode (10)
und dem mindestens einen Kopplungselement (20) gemessene Feldstärke angepasst wird.
9. Vorrichtung (100) zur dielektrischen Erwärmung von Feststoffen (40) umfassend:
- eine flächig ausgedehnte spannungsführende Elektrode (10);
- eine flächig ausgedehnte Schirmungselektrode (30) mit einer Hauptebene, wobei die
Hauptebene der Schirmungselektrode (30) parallel zur spannungsführenden Elektrode
(10) ausgerichtet ist;
- ein Mittel zum Anlegen einer Hochfrequenz-Spannung, dazu ausgebildet, eine Hochfrequenz-Spannung
mit einer Frequenz aus dem Bereich zwischen 500 kHz und 500 MHz an die spannungsführende
Elektrode (10) anzulegen;
dadurch gekennzeichnet, dass
die Projektion der spannungsführenden Elektrode (10) auf die Schirmungselektrode (30)
entlang einer Achse senkrecht zur Hauptebene der Schirmungselektrode (30) vollständig
mit der Schirmungselektrode (30) überlappt, der minimale Abstand (d
min) zwischen der spannungsführenden Elektrode (10) und der Schirmungselektrode (30)
mindestens 1 cm beträgt und das projektierte Flächenverhältnis zwischen den Oberflächen
(A
1, A
2) der Schirmungselektrode (30) und der spannungsführenden Elektrode (10) größer als
3 ist.
10. Vorrichtung (100) nach Anspruch 9, weiterhin umfassend ein Kopplungselement (20),
wobei zwischen der spannungsführenden Elektrode (10) und dem Kopplungselement (20)
ein Aufnahmeraum für einen zu erwärmenden Feststoff (40) ausgebildet ist; die spannungsführende
Elektrode (10) und die Schirmungselektrode (30) auf einer ersten Seite des Aufnahmeraums
und das Kopplungselement (30) auf einer zweiten Seite des Aufnahmeraums angeordnet
sind, wobei sich die erste Seite des Aufnahmeraums und die zweite Seite des Aufnahmeraums
gegenüberliegen; das Kopplungselement (20) mit der Schirmungselektrode (30) zumindest
teilweise kapazitiv gekoppelt ist; und an der mindestens einen spannungsführenden
Elektrode (10) eine Hochfrequenz-Spannung anliegt, wobei die Hochfrequenz-Spannung
eine Frequenz aus dem Bereich zwischen 500 kHz und 500 MHz aufweist.
11. Vorrichtung (100) nach einem der Ansprüche 9 und 10, wobei die Hauptebene der Schirmungselektrode
(30) und die spannungsführende Elektrode (10) in einer gemeinsamen Ebene liegen.
12. Vorrichtung (100) nach einem der Ansprüche 9 bis 11, wobei das mindestens eine Kopplungselement
(20) eine elektrisch leitfähige Kopplungselektrode (22) oder ein natürliches Kompartiment
(24) als elektrodenäquivalentes Kopplungselement (20) umfasst.
13. Vorrichtung (100) nach einem der Ansprüche 9 bis 12, weiterhin umfassend:
- ein Mittel (70) zur Temperaturmessung, dazu ausgebildet, eine Temperatur des Feststoffs
(40) zu bestimmen und/oder ein Mittel (90) zur Bestimmung der Feldstärke zwischen
der spannungsführenden Elektrode (10) und dem Kopplungselement (20);
- ein Mittel (80) zur Leistungsregelung, dazu ausgebildet, die Leistung der an der
spannungsführenden Elektrode (10) anliegenden Hochfrequenz-Spannung in Abhängigkeit
von der Temperatur des Feststoffs und/oder von der Feldstärke zu regeln.
14. Vorrichtung (100) nach einem der Ansprüche 9 bis 13, wobei die spannungsführende Elektrode
(10), das Kopplungselement (20) und/oder die Schirmungselektrode (30) durchlässig
für aus dem Festkörper (40) austretende Schadstoffe sind und/oder ein adsorptionsaktives
Material umfassen.
15. Vorrichtung (100) nach einem der Ansprüche 9 bis 14, wobei mindestens ein Mittel zur
Befeuchtung des natürlichen Kompartiments (24) vorgesehen ist, um die elektrische
Leitfähigkeit des natürlichen Kompartiments (24) und damit dessen Wirkung als elektrodenäquivalentes
Kopplungselement (20) zu verbessern.