[0001] Die Erfindung betrifft eine Umformvorrichtung mit einem Stößel zum Bearbeiten von
Werkstücken, aufweisend eine mit dem Stößel verbundene Hauptantriebseinheit und einen
Zwischenantrieb zum Bewegen des Stößels. Weiter betrifft die Erfindung ein Verfahren
zur Steuerung einer entsprechenden Umformvorrichtung.
[0002] Vorrichtungen zum Umformen, Trennen und Fügen von Werkstücken, beispielsweise Blechen
oder Schmiedestücken, sind bekannt. So werden hierfür bspw. Exzenterpressen oder Kniehebelpressen
verwendet.
[0003] Bei derartigen Umformvorrichtungen werden für eine Positionierung des Stößels in
einer vorgegebenen Position entlang seiner Bewegungsbahn Servomotoren als Antriebsmotor
in der Antriebseinheit eingesetzt.
[0004] Aus der
DE 102005001878 B3 ist zudem eine Servopresse mit Kniehebelgetriebe bekannt, die neben einem positionsgeregelten
Hauptantrieb zusätzlich einen positionsgeregelten Zwischenantrieb aufweist, der den
Stößel zur Vergrößerung des Stößelhubs in einem oberen Bewegungsbereich antreibt,
in dem die Kniehebelarme einen spitzen Winkel bilden und aus dem sie sich aus eigenem
Antrieb nicht herausbewegen können. Aufgrund dessen, dass die Anforderungen an die
zu verarbeitenden Werkstücke immer weiter steigen, besteht ein hoher Bedarf an Umformvorrichtungen,
die eine besonders hohe Umformqualität und zusätzliche Arbeitsschritte am umzuformenden
Werkstück in der Schließ- und Öffnungsbewegung des Stößels ermöglichen. Hierfür ist
es notwendig, dass die Führung des Pressenstößels und die Kraftübertragung der Antriebseinheit
auf den Pressenstößel weiter verbessert werden.
[0005] Ein weiterer wichtiger Aspekt moderner Umformvorrichtung ist deren Effizienzsteigerung,
um sowohl die Betriebskosten als auch die Stückkosten für die auf der Umformvorrichtung
herzustellenden Werkstücke abzusenken.
[0006] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zu Grunde, eine Umformvorrichtung bereitzustellen,
mit der besonders effizient eine hohe Umformqualität eines Werkstückes und zusätzliche
Arbeitsschritte am umzuformenden Werkstück in der Schließ- und Öffnungsbewegung des
Stößels ermöglicht werden. Weiter liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Steuerungsverfahren
für eine entsprechende Umformvorrichtung bereitzustellen.
[0007] Die Erfindung löst die Aufgabe durch eine Umformvorrichtung mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 und ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 12. Vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben. Dabei sind alle beschriebenen
Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination grundsätzlich Gegenstand der Erfindung,
unabhängig von ihrer Zusammenfassung in den Ansprüchen oder deren Rückbeziehung.
[0008] Die erfinderische Umformvorrichtung weist einen Stößel auf, der in wenigstens eine
vorgegebene Richtung hin und her bewegbar ist und eine Hauptantriebseinheit zum Antrieb
des Stößels, die einen einkuppelbaren, nicht positionsgeregelten Antriebsmotor mit
einer Schwungmasse, eine Antriebswelle mit einer exzentrischen Führungseinheit und
ein Getriebe, das mit der exzentrischen Führungseinheit und dem Stößel verbunden ist
und einen positionsgeregelten Zwischenantrieb, der mit dem Stößel verbunden ist, eine
separate Zwischenantriebswelle umfasst und zum Erzeugen eine Positionierbewegung des
Stößels ausgebildet ist.
[0009] Mittels des Zwischenantriebes wird somit ein zum Hauptantrieb parallel geschaltetes
Antriebssystem bereitgestellt, das ein im Verhältnis zum Hauptantrieb geringes Antriebsmoment
aufweist und eine exakte Positionierung des Stößels in einer vorgegebenen Position
bei besonders geringem Energieaufwand ermöglicht. Zudem wird durch die Entkopplung
der Antriebe auf zwei separate Antriebssysteme und insbesondere zwei unabhängig voneinander
angetriebene, separate Antriebswellen eine besonders hohe Betriebssicherheit gewährleistet.
[0010] Die beiden Antriebe, nämlich die Hauptantriebseinheit und der positionsgeregelte
Zwischenantrieb, sind nur über den Stößel miteinander verbunden und nicht über eine
direkte getriebetechnische Verbindung. D.h., abgesehen von der Kopplung über den Stößel
sind die Hauptantriebseinheit und der positionsgeregelte Zwischenantrieb mechanisch
separat voneinander ausgebildet. Im Betrieb können die beiden Antriebe synchron gefahren
werden. Dabei erfolgt die Synchronisation der Hauptantriebseinheit und des Zwischenantriebes
bspw. mittels einer elektronischen Steuerung. Diese kann eine Reglereinheit umfassen,
mit der insbesondere der positionsgeregelte Zwischenantrieb regelbar ist. Dabei können
die Hauptantriebseinheit als "Master" und der positionsgeregelte Zwischenantrieb als
"Slave" fungieren. Diese Konstruktion und Steuerung sorgt bspw. bei der Inbetriebnahme
der Presse sowie im Fall von Defekten im Antrieb für einen Schutz vor mechanischer
Beschädigung.
[0011] Unter einer Umformvorrichtung werden neben Vorrichtungen zum Umformen auch Vorrichtungen
mit Stößel zum Trennen und Fügen von Werkstücken, insbesondere Blechen oder Schmiedestücken,
verstanden. Dementsprechend kann unter der am Werkstück verrichteten Arbeit ein Umformen,
Trennen oder Fügen verstanden werden. D.h., unter dem Ausdruck Umformen wird neben
dem verändern der Form eines Werkstückes auch das Trennen eines Werkstückes oder Fügen
von Werkstücken verstanden. Erfindungsgemäße Umformvorrichtungen sind vorzugsweise
mechanische Pressen.
[0012] Die Umformvorrichtung weist mindestens einen Stößel auf, kann ggf. aber auch mehrere
Stößel zum Bearbeiten von Werkstücken umfassen. Dabei können nur einzelne Stößel oder
alle Stößel jeweils mit dem Hauptantrieb und/oder dem Zwischenantrieb gekoppelt sein.
[0013] Unter dem Ausdruck "Stößel" werden im Sinne der Erfindung auch Stößel mit entsprechendem
Werkzeug zum Bearbeiten eines Werkstückes verstanden.
[0014] Positionsgeregelte Antriebseinheiten weisen, wie bereits erwähnt, den besonderen
Vorteil auf, dass mit ihnen eine exakte Bewegungssteuerung des Stößels im Vergleich
zum so genannten Nachlaufweg des Stößels, der bei nicht positionsgesteuerten Antriebseinheiten
auftritt, möglich ist. Eine positionsgesteuerte Antriebseinheit ermöglicht somit,
den Stößel in einer vorgegebenen exakten Position entlang seiner Bewegungsbahn anzuhalten
(Positionieren) und ggf. in dieser Position zu halten. Da aufgrund der notwendigen
Presskraft zum Umformen eines Werkstückes positionsgeregelte Antriebseinheiten mechanischer
Pressen entsprechend groß ausgelegt sein müssen und einen hohen Energiebedarf aufweisen,
ist der wirtschaftliche Betrieb von mechanischen Pressen mit derartigen Hauptantriebseinheiten
schwierig.
[0015] Nicht positionsgeregelte Antriebseinheiten, beispielsweise übliche gegebenenfalls
frequenzgeregelte Elektromotoren mit Schwungmasse, sind dagegen energetisch deutlich
günstiger, da die Bewegungsenergie kinetisch in der Schwungmasse gespeichert wird.
Nicht positionsgeregelte Antriebseinheiten ermöglichen jedoch kein Anhalten des Stößels
in einer vorgegebenen, exakten Position, da sie -wie oben erwähnt- einen Nachlaufweg
aufweisen.
[0016] Der positionsgeregelte Zwischenantrieb kann insbesondere einen oder mehrere Servomotoren,
Asynchronmotoren, Synchronmotoren, Gleichstrommotoren oder Torquemotoren umfassen.
[0017] Unter der Positionierbewegung des Stößels wird eine durch den Zwischenantrieb erzeugte
Bewegung des Stößels entlang eines Abschnittes seiner Bewegungsbahn ggf. mit einem
Anhalten des Stößels in eine vorgegebene exakte Position verstanden. Unter der Bewegungsbahn
des Stößels wird die durch den Hauptantrieb bedienbare Bewegungsbahn des Stößels verstanden.
Der Zwischenantrieb ist nicht für eine Vergrößerung der Bewegungsbahn, bspw. des Stößelhubs
ausgebildet, sondern insbesondere für eine besonders exakte Positionierbarkeit des
Stößels entlang der durch den Hauptantrieb ermöglichten Bewegungsbahn.
[0018] Die Positionierbewegung kann entlang einer Öffnungsbewegung und/oder einer Schließbewegung
des Stößels erfolgen. Auch kann die Positionierbewegung des Stößels entlang einer
Arbeitsbewegung erfolgen, wobei in diesem Fall eine auf den Stößel aufgebrachte Arbeitskraft
ausschließlich durch den Zwischenantrieb erzeugt wird.
[0019] Unter der Arbeitsbewegung des Stößels wird der Bewegungsabschnitt entlang seiner
Bewegungsbahn verstanden, in dem der Stößel (ggf. mit seinem Werkzeug) auf ein zu
verarbeitendes Werkstück einwirkt.
[0020] Die Öffnungsbewegung ist der Bewegungsabschnitt entlang seiner Bewegungsbahn, bei
dem der Stößel nach der Arbeitsbewegung von dem Werkstück weggeführt, bspw. angehoben
wird, während die Schließbewegung der Bewegungsabschnitt des Stößels ist, mit dem
der Stößel an das Werkstück geführt, bspw. abgesenkt wird.
[0021] In einer geöffneten Position (entlang der Bewegungsbahn der Öffnungsbewegung und/oder
der Schließbewegung) kann die Umformvorrichtung mit einem neuen Werkstück beladen
oder es können bspw. weitere Arbeitsvorgänge an dem in der Umformvorrichtung vorhandenen
Werkstück durchgeführt werden.
[0022] Die vorgegebene Bewegungsrichtung kann bei gattungsgemäßer Umformvorrichtung eine
Vertikalrichtung sein, sodass der Stößel vertikal auf und ab bewegt wird.
[0023] Die Hauptantriebseinheit weist mindestens einen Antriebsmotor mit Schwungmasse auf,
die auf eine Antriebswelle wirken. Alternativ kann der Hauptantrieb jedoch auch mehrere
gleiche bzw. gleichartige Antriebswellen mit einem oder mehreren gleichen oder gleichartigen
Antrieben mit Schwungmasse umfassen.
[0024] Der Antriebsmotor kann bspw. ein herkömmlicher Elektromotor mit entsprechender bekannter
Schwungscheibe, bspw. einem Schwungrad sein. Zwischen dem Antriebsmotor mit Schwungmasse
ist eine ebenfalls weitestgehend bekannte Kupplung zum Ein- und Auskuppeln des Antriebsmotors
mit Schwungmasse angeordnet sowie eine ebenfalls weitestgehend bekannte Bremse zum
Abbremsen des Hauptantriebes bevorzugt mittels Reibung.
[0025] Der Antriebsmotor und/oder die Schwungmasse sind mit der Antriebswelle über eine
Kupplung verbunden, um diese anzutreiben. Unter einkuppelbar wird somit das Herstellen
einer Kraft übertragenden Verbindung zwischen der Antriebswelle und dem Antriebsmotor
mit Schwungmasse verstanden. Hierdurch ist es möglich, bei bestimmten Bewegungen des
Stößels, bspw. bei einer Arbeitsbewegung, bei der hohe Arbeitskräfte notwendig sind,
und/oder bei der Öffnungsbewegung ohne exakte Positionierung des Stößels, den Antriebsmotor
mit Schwungmasse mit der Antriebswelle zu koppeln bzw. zu entkoppeln und zu bremsen,
um die Kraft der Hauptantriebseinheit und der Schwungmasse über das Getriebe auf den
Stößel zu übertragen. Die Schwungmasse mit Antriebsmotor bleibt bei der Öffnungsbewegung
des Stößels bevorzugt eingekuppelt, um die eigene Strecklage mit dem Hauptantrieb
überwinden zu können. Sofern nach der Arbeitsbewegung keine Positionierbewegung notwendig
ist, wird die Schwungmasse mit Antriebsmotor also erst kurz nach dem oberen Totpunkt
des Stößels ausgekuppelt.
[0026] Im ausgekoppelten Zustand ist die vorhandene Bewegungsenergie in der Schwungmasse
kinetisch gespeichert und die Antriebswelle dreht sich mit Nenndrehzahl bzw. lädt
die Schwungmasse. Während der Antriebsmotor mit Schwungmasse von der Antriebswelle
getrennt ist, wird die Bewegung des Stößels über den Zusatzantrieb erzeugt. Da dieser
jedoch nur die Masse des Stößels bewegen muss und gegen den Widerstand des Kniehebelgetriebes
und der exzentrischen Führung arbeitet, ist die zum Bewegen des Stößels aufzubringende
Kraft des Zwischenantriebs deutlich geringer.
[0027] Die Ausführung dieses zweiteiligen Antriebes für eine Umformvorrichtung mit einer
Hauptantriebseinheit und einem Zwischenantrieb eignet sich insbesondere für Pressen
mit einer Presskraft ab 400 t. Die vom Stößel durchlaufbare Hubhöhe ist dabei von
der Hauptantriebseinheit und dem Getriebe vorgegeben.
[0028] Zum Übertragen der von dem Antriebsmotor der Antriebseinheit erzeugten Kraft ist
das Getriebe zwischen der exzentrischen Führungseinheit und dem Stößel vorgesehen.
[0029] Das Getriebe kann bevorzugt als Pleuel ausgebildet sein, der die exzentrische Führungseinheit
umfasst und mit dem Stößel, bspw. über einen Druckpunkt, gekoppelt ist.
[0030] Besonders bevorzugt ist das Getriebe als Kniehebelgetriebe mit mindestens zwei Kniehebelgetriebearmen
ausgebildet. Diese Verbindungsvorrichtung zwischen den Kniehebelarmen und der exzentrischen
Führungseinheit weist vorzugsweise jeweils eine Schubstange auf, die mit einem ersten
Ende mit der exzentrischen Führungseinheit und mit einem dem ersten Ende gegenüberliegenden
zweiten Ende mit einem oberen Hebelarm eines Kniehebelarmes verbunden ist.
[0031] Weiter kann die Schubstange bspw. in einer Führung am Pressengestell (Ständerführung)
und/oder einer Kulissenführung im oberen Hebelarm des Kniehebelarmes gelagert sein.
Hierbei können die Schubstangen vorzugsweise mit einer einzelnen exzentrischen Führungseinheit
verbunden sein, die an einer (ggf. einzelnen) Antriebswelle angeordnet ist. Diese
wird wiederum von einem oder mehreren Antriebsmotoren mit Schwungmasse angetrieben.
[0032] Das Kniehebelgetriebe weist vorzugsweise mindestens zwei Kniehebelarme auf, die mit
einem unteren Ende mit dem Stößel verbunden und mit einem oberen Ende mit der Schubstange
gekoppelt sind. Jeder Kniehebelarm kann - wie bereits oben angedeutet - zwei Hebelarme,
bspw. einen oberen und einen unteren Hebelarm, aufweisen. Einer oder beide Hebelarme
können gekröpft ausgebildet sein. Zudem kann jeder Kniehebelarm an einer zentralen
Lagerachse drehbar gelagert sein. Die zentrale Lagerachse ist bspw. mit dem Pressengestell
verbunden und kann im oberen Hebelarm angreifen. Die Kniehebelarme sind vorzugsweise
spiegelbildlich um eine die Antriebswelle schneidende, vertikale Mittelachse angeordnet.
[0033] Bei dieser Ausführung können unter der exzentrischen Führungseinheit an der Antriebswelle
angeordnete Verbindungselemente verstanden werden, die über jeweils eine Schubstange
mit jeweils einem Kniehebelarm in Verbindung stehen und exzentrisch, d.h. außermittig
an der Antriebswelle angeordnet sind.
[0034] Diese Ausbildung der exzentrischen Führungseinheit und der Kniehebelarme ermöglicht
in besonders günstiger Weise den Einsatz einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der Presse mit einer einzelnen angetriebenen Antriebswelle und einer einzelnen exzentrischen
Führungseinheit, die mit beiden Kniehebelarmen und der Antriebswelle verbunden ist.
Diese Ausführungsform gewährleistet auf besonders einfache Weise eine synchrone Kniehebelarmbewegung
und somit auch die präzise Bewegung des Stößels.
[0035] Die Hauptantriebseinheit mit exzentrischer Führungseinheit, Kniehebelkinematik und
Stößelverbindung ist somit insbesondere entsprechend der
DE 2014 111 683.6 ausgebildet nur ohne positionsgeregelten Antriebsmotor in der Hauptantriebseinheit.
[0036] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist der Zwischenantrieb zwischen der Antriebseinheit
und dem Stößel und zwischen den Kniehebelarmen des Kniehebelgetriebes angeordnet.
So kann der Zusatzantrieb bspw. in Vertikalrichtung unterhalb der Antriebseinheit
und oberhalb des Stößels und - bei sich in weitestgehend in Vertikalrichtung erstreckenden
Kniehebelarmen - in Horizontalrichtung zwischen den Kniehebelarmen angeordnet sein.
Der Zwischenantrieb ist bspw. im Bereich einer vertikalen Mittelachse der Presse positioniert.
Durch diese vorteilhafte Anordnung des Zwischenantriebes ist eine besonders kompakte
Bauweise der Presse möglich.
[0037] Besonders bevorzugt weist der Zwischenantrieb einen mit der Zwischenantriebswelle
verbundenen positionsgeregelten Antriebsmotor und eine exzentrische Führungseinheit
auf, die über ein Zwischenantriebsgetriebe, insbesondere ein Zwischenkniehebelgetriebe
oder einem Zwischenantriebspleuel, mit dem Stößel verbunden ist.
[0038] Die Zwischenantriebswelle ist vorzugsweise nicht entkuppelbar mit dem positionsgeregelten
Antriebsmotor verbunden. D.h., im Gegensatz zur Hauptantriebseinheit ist der Zwischenantrieb
dauerhaft mit der Zwischenantriebswelle verbunden. Der Zwischenantrieb ist somit auch
ohne Schwungmasse ausgebildet.
[0039] Der Zusatzantrieb ist dazu ausgebildet, den Stößel alleine anzutreiben bzw. zu bremsen,
der Bewegung des Stößels ohne eine Kraft auf den Stößel aufzubringen zu folgen und/oder
zusätzlich zum Hauptantrieb eine Kraft auf den Stößel aufzubringen, d.h., das zur
Verfügung stehende Moment des Zwischenantriebs kann die resultierende Presskraft des
Hauptantriebs ergänzen.
[0040] Unter einer Zwischenantriebswelle wird eine von einem Antriebsmotor des Zwischenantriebes
angetriebene Antriebswelle verstanden, die separat zur Antriebswelle der Hauptantriebseinheit
ausgebildet ist.
[0041] Die Zwischenantriebswelle ist somit baulich getrennt von der Antriebswelle des Hauptantriebes
ausgebildet und kann insbesondere parallel zu der Antriebswelle des Hauptantriebs
angeordnet sein.
[0042] Das Zwischenkniehebelgetriebe oder der Zwischenantriebspleuel können entsprechend
dem oben beschrieben Kniehebelgetriebe bzw. Pleuel der Hauptantriebseinheit ausgebildet
sein. Vorzugsweise sind das Getriebe des Hauptantriebes als Kniehebelgetriebe und
das Getriebe des Zwischenantriebes als Pleuel ausgebildet.
[0043] Die Lagerung der Zwischenantriebswelle kann an einer Lagereinheit erfolgen. Besonders
bevorzugt weist der Zwischenantrieb jedoch zwei Lagereinheiten zum Lagern der Zwischenantriebswelle
auf, wodurch die Präzision der Stößelbewegung bei der Schließ- und Positionsbewegung
weiter verbessert wird. Jede Lagereinheit kann bspw. mit einem Gestell der Umformvorrichtung
verbunden sein.
[0044] Um die hohen Kräfte der Hauptantriebseinheit sicher übertragen zu können, sind zumindest
die Lager der Hauptantriebseinheit, der exzentrischen Führungseinheit und des Kniehebelgetriebes
als Gleitlager ausgeführt. Dementsprechend können auch die wenigen Lager des Zwischenantriebes
zumindest teilweise als Gleitlager ausgeführt sein.
[0045] Um jedoch die Positioniergenauigkeit des Stößels weiter zu verbessern, ist nach einer
Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, dass die Lager des Zwischenantriebes, insbesondere
der Zwischenantriebswelle und/oder eines Zwischengetriebes, wälzgelagert sind. Die
Wälzlager sind spielfrei oder zumindest weitestgehend spielfrei ausbildbar, so dass
sie im Gegensatz zu den Gleitlagern eine weitestgehend spielfreie Bewegung des Stößels
ermöglichen. Der Stößel kann somit bei der Positionierbewegung besonders exakt positioniert
werden. Die Wälzlager sind insbesondere als Zylinderrollenlager ausgebildet, da diese
Bauart sich durch eine hohe Tragzahl auszeichnet und die typischen zulässigen Drehzahlen
bei Weitem nicht ausgeschöpft werden. Zylinderrollenlager mit konischer Bohrung lassen
sich zudem spielfrei einstellen. Alternativ können die Wälzlager bspw. auch als Schrägkugellager
ausgebildet sein, die bei geringerer Tragzahl besonders einfach spielfrei einstellbar
sind.
[0046] Wie bereits oben erwähnt, folgt der Zwischenantrieb vorzugsweise der Bewegung des
Stößels. Damit auf den Zwischenantrieb wirkende, von der Hauptantriebseinheit kommende
Kräfte den Zwischenantrieb nicht beschädigen, ist die Lagereinheit besonders bevorzugt
federnd gelagert. Die federnde Lagerung kann als Hydrauliklagerung, bspw. ein (vorgespanntes)
Hydraulikkissen umfassend, ausgebildet sein.
[0047] Das Hydraulikkissen kann zudem als Schnittschlagdämpfung ausgebildet sein, die bei
einer vorab in ihrer Stärke bestimmten, wirkenden Kraft Hydraulikflüssigkeit abgibt.
Bei der Schnittschlagdämpfung fließt zur Dämpfung der auftreffenden Kraft bspw. Hydraulikflüssigkeit
aus dem vorgespannten hydraulischen Kissen in einen Auffangbehälter ein.
[0048] Sobald eine Entlastung der Schnittschlagdämpfung erfolgt, wird die ausgeleitete Flüssigkeit
umgehend und voll automatisiert zurück in das Hydraulikkissen geführt und es wird
wieder eine Vorspannung im Hydraulikkissen erzeugt.
[0049] Zusätzlich oder ergänzend ist besonders bevorzugt auch der Pleuel im Stößel federnd
gelagert. Hierfür kann entsprechend der Lagerung der Lagereinheit ebenfalls ein vorgespanntes
Hydraulikkissen vorgesehen sein. Diese federnde Lagerung zwischen dem Pleuel und dem
Stößel ist zudem besonders bevorzugt als Überlastsicherung ausgebildet.
[0050] Die federnden Lagerungen der Lagereinheit und des Pleuels im Stößel bilden somit
gemeinsam ein System aus parallel geschalteten Federn, dessen Steifigkeit so aufeinander
abgestimmt ist, dass die Steifigkeit des Zusatzantriebes geringer ist, als die Steifigkeit
der im Umformprozess zugeschalteten Antriebseinheit.
[0051] Gleitlager sind bauartbedingt spielbehaftet. Um ein Spiel in der Bewegung der Gleitlager
zu minimieren, ist es bekannt, einen Stößelgewichtsausgleich einzusetzen. Beim Stößelgewichtsausgleich
handelt es sich um eine Einrichtung, die der Gewichtskraft des Stößels (und des Oberwerkzeugs)
entgegenwirkt. Ohne Gewichtsausgleich bewirkt die Schwerkraft eine Mittelpunktsverschiebung
in den Gleitlagern der Antriebseinheit, d.h., die Wellen liegen in der Richtung der
Schwerkraft, also entgegen der Prozesskraft, in den Gleitlagern an.
[0052] Mit dem Kraftaufbau, der der Schwerkraft entgegenwirkt, verschiebt sich die Welle
im Gleitlager bis an die gegenüberliegende Anlagefläche. Der Hub im Gleitlager ist
hierbei fast so groß wie das Lagerspiel und führt zu Schlägen in der Lagerung. Dieser
Gewichtsausgleich hat zum Ziel, diese Schläge zu unterbinden, indem der Stößel inkl.
Werkzeug und den wirksamen Antriebskomponenten bereits in der kraftlosen Schließbewegung
nach oben gezogen wird. Hierfür sind große Pneumatikzylinder als Lösung bekannt.
[0053] Um das Lagerspiel in den Gleitlagern, insbesondere des Hauptantriebes, zu minimieren,
ist nach einer Weiterbildung der Erfindung eine Spannvorrichtung zum Verspannen des
Zwischenantriebes gegen die Hauptantriebseinheit angeordnet. Die Spannvorrichtung
kann alternativ oder ergänzend zum Stößelgewichtsausgleich angeordnet sein.
[0054] Die Spannvorrichtung verschiebt den Zwischenantrieb oder zumindest die Zwischenantriebswelle
gegen die Hauptantriebseinheit oder zumindest gegen die Antriebswelle der Hauptantriebseinheit.
[0055] Da die Lagerung der Zwischenantriebswelle vorzugsweise über Wälzlager spielfrei oder
weitgehend spielfrei ist und als separate Welle ausgeführt ist, können durch diesen,
bspw. vertikalen Versatz der gesamten Zwischenantriebswelle gegen die Struktur der
Presse und damit auch gegen eine, Gleitlager aufweisende, spielbehaftete Hauptantriebseinheit
die Wellen in den Gleitlagern gegen die Anlagefläche der Gleitlager in Richtung der
Prozesskraft gedrückt werden. Dadurch wird ein Hub (infolge Spiel) in den Gleitlagern
beim Kraftaufbau sicher verhindert.
[0056] Die Spannvorrichtung kann bspw. als Keilsystem ausgebildet sein. Das Keilsystem ist
insbesondere an den Lagereinheiten der Zwischenantriebswelle anordbar und so ausgebildet,
dass die Lagereinheiten mit der Zwischenantriebswelle gegen die Hauptantriebseinheit
verschoben werden.
[0057] Der Zwischenantrieb kann - wie ausgeführt - mit einer exzentrischen Führungseinheit
und einem Kniehebelgetriebe oder einem Pleuel ausgeführt werden. Alternativ kann der
Zwischenantrieb als Spindelhubantrieb, bei dem die Motoreneinheit/en mit der separaten
Zwischenantriebswelle über ein oder mehrere Spindelgetriebe die Bewegung des Stößels
bewirkt oder als servohydraulischer Antrieb, bei dem die Motoreneinheit/en mit der
separaten Zwischenantriebswelle ein oder mehrere als Getriebe ausgebildeten Hydraulikzylinder
die Bewegung des Stößels bewirken, ausgebildet sein.
[0058] Der besondere Vorteil des Spindelhubantriebs ist die gute Zugänglichkeit infolge
einer Anordnung außen am Stößel, eine Reduzierung eines möglichen Winkelfehlers infolge
größerer Führungslänge, der Einbau standardisierter Komponenten und der variable Hub
im Gegensatz zu einem Exzenter ohne Hubverstellung.
[0059] Die Vorteile des servohydraulischen Antriebs entsprechen weitestgehend denen des
Spindelhubantriebs. Zusätzlich weist die Hydraulik eine hohe Energiedichte auf und
beansprucht somit wenig Bauraum.
[0060] Weiter wird die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe gelöst durch ein Verfahren
mit den Merkmalen des Anspruchs 12.
[0061] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Steuerung einer Umformvorrichtung nach mindestens
einem der Ansprüche 1 bis 11 erfolgt bei einer Umformvorrichtung, deren Hauptantriebseinheit
und Zwischenantrieb nur über den Stößel mechanisch miteinander gekoppelten sind, eine
Synchronisation der Hauptantriebseinheit und des Zwischenantriebes, wobei der Zwischenantrieb
die Sollkurve der Hauptantriebseinheit zumindest abschnittsweise durchfährt.
[0062] Die Synchronisation sieht vor, dass der Zwischenantrieb nach dem Einkuppeln der Hauptantriebseinheit,
d.h. des Antriebsmotors der Hauptantriebseinheit, der Sollkurve der Hauptantriebseinheit
folgt. Hierbei wird die Sollkurve für den Zwischenantrieb, insbesondere der Ruck beim
Einkuppeln der Hauptantriebseinheit, beim Einfahren der Presse bspw. messtechnisch
aus der isolierten Bewegung der Hauptantriebseinheit aufgezeichnet.
[0063] Unter der Sollkurve wird die Bewegung des Stößelwegs über die Zeit (im Weiteren auch
Weg-Zeit-Kurve) verstanden. Dabei wird unter der Sollkurve insbesondere eine aus der
Istkurve der Hauptantriebseinheit ausgemessene Weg-Zeit-Kurve verstanden. Der synchronisierte
positionsgeregelte Zwischenantrieb fährt optimalerweise somit die gleiche Weg-Zeit-Kurve
mit dem Stößel wie die Hauptantriebseinheit und zwar gleichzeitig mit der Hauptantriebseinheit.
Dabei überträgt der Zwischenantrieb aktiv eine Kraft auf den Stößel und wird nicht
nur vom Hauptantrieb mitgeschleppt.
[0064] Die Synchronisation erfolgt somit bspw. derart, dass der Zwischenantrieb nach dem
Einkuppeln der Hauptantriebseinheit der Sollkurve der Hauptantriebseinheit nach dem
Master-Slave-Prinzip folgt, wobei insbesondere die Hauptantriebseinheit als "Master"
und der positionsgeregelte Zwischenantrieb als "Slave" fungiert. D.h., die Hauptantriebseinheit
(Master) gibt eine Weg-Zeit-Kurve vor, der positionsgeregelte Zwischenantrieb (Slave)
fährt zumindest abschnittsweise die gleiche Weg-Zeit-Kurve gleichzeitig mit.
[0065] Unter dem abschnittsweisen Durchfahren wird verstanden, dass die von der Hauptantriebseinheit
vorgegebene Sollkurve von dem Zwischenantrieb, zumindest in den Zeiträumen, in denen
auch die Hauptantriebseinheit eine Kraft auf den Stößel aufbringt, durchfahren wird.
[0066] Die Synchronisation des Hauptantriebes und des Zwischenantriebes erfolgt besonders
bevorzugt mittels einer Reglereinheit, die bspw. eine elektronische Regelung des positionsgeregelten
Antriebsmotors des Zwischenantriebs vornimmt. So kann der Zwischenantrieb bspw. über
einen Drehgeber eines Servomotors des Zwischenantriebes entsprechend angesteuert werden.
[0067] Besonders bevorzugt wird die Sollkurve des Hauptantriebes zudem aufgezeichnet, wobei
die Synchronisation der beiden Antriebe auf Grundlage der aufgezeichneten Sollkurve
durchgeführt wird. Die Aufzeichnung der Sollkurve des Hauptantriebes kann in besonders
vorteilhafter Weise mittels einer Messeinrichtung erfolgen, die bspw. mit der Reglereinheit
gekoppelt ist.
[0068] Für die Aufzeichnung wird der Stößel bspw. aus einer Position außerhalb des oberen
Totpunktes durch Einkuppeln des Hauptantriebs erfasst. Die Sollkurve entsteht aus
der Überlagerung der Kinematik des unterbrechungsfreien Durchlaufs und der Aufzeichnung.
[0069] Die so entstandene Sollkurve, insbesondere der Ruck beim Einkuppeln, wird dann vom
Zwischenantrieb nachgefahren, um einen synchronen Antrieb zu erreichen, da ein Mitschleppen
des antriebslosen Zwischenantriebs insbesondere im oberen und unteren Totpunkt zu
einem unerwünschten Festfahren des Antriebs führen kann.
[0070] Die Sollkurve kann zudem bspw. in der Reglereinheit abgespeichert und beliebig häufig
erneut aufgezeichnet werden, um z.B. Verschleiß in der Kupplung und Bremse Rechnung
zu tragen.
[0071] Selbstverständlich ist es auch möglich, den Zwischenantrieb ohne die Hauptantriebseinheit
zu fahren, wobei der Zwischenantrieb in diesem Fall ebenfalls der (vorliegenden) Sollkurve
der Hauptantriebseinheit folgen kann, jedoch vorteilhafterweise eine eigene bspw.
vorgegebene Weg-Zeit-Kurve durchfährt. Diese kann ohne den Einkuppelungs-Ruck des
Hauptantriebs ausgeführt sein. Auch kann die Hauptantriebseinheit ohne den Zwischenantrieb
zum Antrieb des Stößels verwendet werden. Um dabei das unerwünschte Festfahren des
Zwischenantriebes zu vermeiden, können bspw. die Hydraulikkissen am Zwischenantrieb
geleert werden, so dass der Zwischenantrieb ausreichen Spiel zum freien Mitlaufen
hat. Insofern bieten die Umformvorrichtung und das Steuerungsverfahren eine besonders
hohe Flexibilität beim Presseneinsatz und gleichzeitig die Möglichkeit, den Energieverbrauch
der Presse entsprechend zu minimieren bzw. auf die Presssituation anzupassen.
[0072] Obwohl manche Aspekte im Zusammenhang mit einer Vorrichtung beschrieben wurden, versteht
es sich, dass diese Aspekte auch eine Beschreibung des entsprechenden Verfahrens darstellen,
so dass ein Block- oder ein Bauelement einer Vorrichtung auch als ein entsprechender
Verfahrensschritt oder als ein Merkmal eines Verfahrensschrittes zu verstehen ist.
Analog dazu stellen Aspekte, die im Zusammenhang mit einem oder als ein Verfahrensschritt
beschrieben wurden, auch eine Beschreibung eines entsprechenden Blocks oder Details
oder Merkmals einer entsprechenden Vorrichtung dar. Einige oder alle der Verfahrensschritte
können durch einen Hardwareapparat (oder unter Verwendung eines Hardware-Apparates)
wie z. B. einen Mikroprozessor, einen programmierbaren Computer oder eine elektronische
Schaltung ausgeführt werden. Bei einigen Ausführungsbeispielen können einige oder
mehrere der wichtigsten Verfahrensschritte durch einen solchen Apparat ausgeführt
werden.
[0073] Im Weiteren wird die Erfindung anhand mehrerer Ausführungsbeispiele näher beschrieben.
Es zeigt:
- Fig. 1
- schematisch in einer Ansicht eine Kniehebelpresse mit einem Zusatzantrieb und einem
Stößel;
- Fig. 2
- schematisch in einer perspektivischen Darstellung eine Zwischenwellenlagerung des
Zusatzantriebs aus Fig.1;
- Fig. 3
- schematisch im Querschnitt die Zwischenwellenlagerung aus Fig. 2;
[0074] Figur 1 zeigt eine als mechanische Presse 1 ausgebildete Umformvorrichtung mit einem
Pressengestell 2 und einer Hauptantriebseinheit 3. Die Hauptantriebseinheit 3 weist
einen Antriebsmotor mit einer Schwungmasse (hier nicht dargestellt) und einer zentralen
Antriebswelle 4 auf, die mit einer einzelnen exzentrischen Führungseinheit 5 verbunden
ist. Zwischen dem Antriebsmotor mit Schwungmasse und der Antriebswelle 4 ist eine
Kupplung (hier nicht dargestellt) zum Ein- und Auskuppeln des Antriebsmotors mit Schwungmasse
von der Antriebswelle 4 angeordnet.
[0075] Die exzentrische Führungseinheit 5 ist über Schubstangen (hier nicht dargestellt)
mit zwei Kniehebelarmen 7, 8 eines Kniehebelgetriebes 6 verbunden. Hierfür ist jede
Schubstange mit einem ersten Ende in der exzentrischen Führungseinheit 5 und mit einem
dem ersten Ende gegenüberliegenden zweiten Ende über eine Verbindungsachse 12 in einer
Gleitführung 13 beweglich gelagert, die jeweils in einem ersten Hebelarm 10a, 11a
angeordnet ist.
[0076] Weiter sind als Gleitführung ausgebildete Ständerführungen 9 angeordnet, in der jeweils
eine der Schubstangen (hier linear) ebenfalls beweglich gelagert ist.
[0077] Jeder Kniehebelarm 7, 8 umfasst den ersten Hebelarm 10a, 10b mit der Gleitführung
13 für die Verbindungsachse 12 und einen zweiten Hebelarm 10b, 11b der über ein Drehgelenk
14 mit dem ersten Hebelarm 10a, 11a verbunden ist. An einem dem Drehgelenk 14 gegenüberliegenden
Ende ist der zweite Hebelarm 10b, 11b über eine Stößelverbindung 15 mit dem Stößel
16 beweglich verbunden. Der erste Hebelarm 10a, 10b ist zudem gekröpft ausgebildet
und beide Kniehebelarme 7,8 sind über jeweils eine am ersten Hebelarm 10a, 11a angreifende
zentrale Lagereinheit 18 am Pressengestell 2 gelagert.
[0078] Weiter weist die Presse 1 einen Pressentisch 17 auf. Der Stößel 16 und der Pressentisch
17 können mit einem Pressenwerkzeug (hier nicht dargestellt) verbunden sein, wobei
bspw. ein Oberwerkzeug (hier nicht dargestellt) am Stößel 16 und ein Unterwerkzeug
(hier nicht dargestellt) am Pressentisch 17 angeordnet sind. Das zu bearbeitende Werkstück
(hier nicht dargestellt) wird zwischen dem Ober- und Unterwerkzeug angeordnet und
bei der Bewegung des Stößels 16 bearbeitet. Der Stößel 16 ist zudem in einer Linearführung
(hier nicht dargestellt) im Pressengestell 2 gelagert.
[0079] Die Drehgelenke 14 zwischen den ersten und zweiten Hebelarmen 10a, 10b, 11a, 11b,
die Stößelverbindungen 15 und die zentrale Lagereinheit 18 sind als Gleitlager ausgeführt,
um die hohen Kräfte der Antriebseinheit 4 auf den Stößel 16 übertragen zu können.
[0080] In vertikaler Richtung V (durch einen Pfeil dargestellt) unterhalb der exzentrischen
Führungseinheit 5 und in Horizontalrichtung H (durch einen Pfeil dargestellt) zwischen
den Kniehebelarmen 7, 8, ist ein Zwischenantrieb 19 angeordnet. Der Zwischenantrieb
19 ist als Exzenterantrieb mit einem positionsgeregelten Antriebsmotor ausgebildet.
Alternativ könnte auch ein Spindelhubgetriebe mit einem positionsgeregelten Antriebsmotor
als Zwischenantrieb 19 vorgesehen sein.
[0081] Fig. 2 zeigt schematisch in einer perspektivischen Darstellung einen Ausschnitt des
Zwischenantriebs 19 aus Fig. 1. Der Zwischenantrieb 19 weist eine Zwischenantriebswelle
20 auf, die an zwei Lagereinheiten 21 drehbar gelagert ist. Die Lagereinheiten 21
umfassen jeweils ein an der Zwischenantriebswelle 20 angeordnetes Wälzlager 21c, um
eine spielfreie Lagerung und somit eine besonders präzise Bewegungsführung des Stößels
16 zu ermöglichen. Die Lagereinheiten 21 sind mit dem Pressengestell 2 verbunden.
[0082] Zwischen den Lagereinheiten 21 ist ein Zwischenantriebsgetriebe 22 angeordnet, das
einen Pleuel 23 mit Schaft 23a zum Verbinden mit einem Druckpunkt 26 aufweist. Das
Zwischenantriebsgetriebe 22 umfasst ein Wälzlager 25 mit einer im Wälzlager 25 angeordneten
exzentrischen Aufnahmeeinheit 30. Die exzentrische Aufnahmeeinheit 30 ist mit der
Zwischenantriebswelle 20 verbunden. Diese erstreckt sich hier durch die exzentrische
Führungseinheit 30 bis in beide Lagereinheiten 21. Zum Antrieb der Zwischenantriebswelle
20 ist zudem ein positionsgeregelter Motor (hier nicht dargestellt), wie bspw. ein
Servomotor, mit der Zwischenantriebswelle 20 verbunden.
[0083] Das Pleuel 23 ist über seinen Schaft 23a mit dem Druckpunkt 26 drehbar verbunden.
Hierfür ist zwischen dem Schaft 23a und dem Druckpunkt 26 ebenfalls eine zwei Wälzlager
29 umfassende Drehlagerung 24 ausgebildet. An dem dem Schaft 23a gegenüberliegenden
Ende ist der Druckpunkt 26 mit dem Stößel 16 gekoppelt.
[0084] Weiter ist eine Spannvorrichtung 32 zum Verspannen des Zwischenantriebes 19 gegen
die Hauptantriebseinheit 3 angeordnet. Die Spannvorrichtung 32 ist als Keilsystem
zum Bewegen des Zwischenantriebs in vertikale Richtung auf die Hauptantriebseinheit
zu ausgebildet.
[0085] Fig. 3 zeigt schematisch in einem Querschnitt den Ausschnitt des Zwischenantriebs
aus Fig. 2.
[0086] Deutlich erkennbar sind die Lagereinheiten 21 mit Zwischenantriebswelle 20, das Zwischenantriebsgetriebe
22 mit Pleuel 23, Schaft 23a, Wälzlager 25, exzentrischer Führungseinheit 30 und dem
über die Drehlagerung 24 mit dem Schaft 23 verbundenen Druckpunkt 26 mit Stößel 16.
[0087] Die Lagereinheiten 21 sind ähnlich dem Zwischenantriebsgetriebe 22 ausgebildet und
weisen einen Aufnahmering 21a mit Schaft 21b und ein zur Lagerung der Zwischenantriebswelle
20 ausgebildetes Wälzlager 21c auf. Die Lagereinheiten 21 sind zudem in Vertikalrichtung
V federnd gelagert. Hierfür sind die freien Enden der Schäfte 21b als Kolben 21d ausgebildet,
die in einer zylindrischen Aufnahme 27 gelagert sind, wobei jeweils ein Hydraulikkissen
28 als Feder vorgesehen ist.
[0088] Zudem ist das Hydraulikkissen 28 als Schnittschlagdämpfung ausgebildet, um bspw.
die beim Einkoppeln der Antriebseinheit 4 oder die beim Durchschlagen des Stößels
16 bei Schneidbewegungen auftretenden hohen Kräften aufzunehmen und abzufedern. Während
bei einer hydraulischen Überlastsicherung die abspritzende Hydraulikflüssigkeit im
Ruhezustand der Umformvorrichtung 1 zurück gepumpt werden muss, ist die Schnittschlagdämpfung
31 derart ausgebildet, dass die austretende Hydraulikflüssigkeit nach Entlastung automatisch
und umgehend zurückgeführt wird.
[0089] Das Drehlager 24 wird über sich am unteren Ende des Schaftes 23a in Horizontalrichtung
H nach außen erstreckende Drehachsenabschnitte 23b gebildet, an denen jeweils über
ein Wälzlager 29 der Druckpunkt 26 drehbar gelagert ist.
[0090] Der Druckpunkt 26 ist wiederum im Stößel 16 in Vertikalrichtung V federnd gelagert
und weist hierfür an seinem freien Ende eine Kolbenform 26a auf, die in einer Zylinderaufnahme
16a im Stößel 16 hydraulisch gelagert ist. Die hydraulische Lagerung erfolgt ebenfalls
über ein Hydraulikkissen 31, welches jedoch als Überlastsicherung ausgebildet ist.
[0091] Im Betrieb übernimmt der Zwischenantrieb 19 die Positionierbewegung des Stößels 16.
D.h., der Zwischenantrieb 19 bewegt den Stößel 16 mit dem Oberwerkzeug in eine exakt
vorgegebene Position, bspw. an das zu bearbeitende Werkstück heran, welches auf dem
Unterwerkzeug angeordnet ist. Zum Umformen des Werkstücks wird der Antriebsmotor mit
Schwungmasse an die Antriebswelle 4 gekoppelt, so dass die Kraft des Antriebsmotors
mit der Schwungmasse über die exzentrische Führungseinheit 5 und das Kniehebelgetriebe
6 zum Umformen des Werkstückes genutzt werden.
[0092] Nach dem Umformen des Werkstücks kann der Antriebsmotor ausgekoppelt werden und der
Zwischenantrieb 19 hebt den Stößel 16 mit dem Oberwerkzeug mit einer Positionierbewegung
in eine Öffnungsposition an. In dieser kann das Werkstück anderweitig bearbeitet werden
oder es wird aus der Presse entnommen.
[0093] Nach einer Bearbeitung des Werkstückes in der Öffnungsposition kann dieses aus der
Umformvorrichtung entnommen und ein neues Werkstück kann eingelegt werden.
[0094] Auch ist es bspw. möglich nach einem ersten Bearbeitungsschritt - in der durch den
Zwischenantrieb hergestellten Öffnungsposition - den Stößel nochmals auf das Werkstück
aufzusetzen, um bspw. eine Ausstanzung oder Verklebung am Werkstück durchzuführen.
Diese zweite Positionierbewegung kann ebenfalls durch den Zwischenantrieb erzeugt
werden, sofern keine hohen Arbeitskräfte notwendig sind. Zudem ermöglicht es der Zwischenantrieb
bspw. auch, den Stößel auf dem Werkstück aufzusetzen und in der aufgesetzten Position
zu halten, um mit einer geringen Arbeitskraft bspw. eine Verklebung am Werkstück oder
mehrere Werkstücke herzustellen. Sollten für die zweite Bearbeitung des Werkstückes
besonders hohe Arbeitskräfte notwendig sein, kann hierfür der Hauptantrieb eingekoppelt
werden.
[0095] Aufgrund der Ausführung des Zusatzantriebes 19 als positionsgeregelter Zwischenantrieb
19 kann der Stößel 16 besonders exakt positioniert werden. Da ferner die Lagerung
21 des Zwischenantriebs 19 und des Pleuels 26 keinen hohen Umformlasten widerstehen
muss und daher Wälzlager aufweisen kann, ist der Stößel 16 annähernd spielfrei bewegbar,
wodurch die Präzision der Bewegung deutlich verbessert wird.
[0096] Die Verwendung eines Antriebsmotors mit Schwungmasse in der Hauptantriebseinheit
zur Erzeugung der Arbeitskraft für die Umformbewegung des Stößels ermöglicht zudem
einen besonders geringen Energieverbrauch der Umformvorrichtung, so dass die Umformvorrichtung
besonders wirtschaftlich betrieben werden kann.
Bezugszeichenliste
1 |
Umformvorrichtung |
21a |
Aufnahmering |
2 |
Pressengestell |
21b |
Schaft |
3 |
Hauptantriebseinheit |
21c |
Wälzlager |
4 |
Antriebswelle |
21d |
Kolben |
5 |
Exzentrische Führungseinheit |
22 |
Zwischenantriebs- getriebe |
6 |
Kniehebelgetriebe |
23 |
Pleuel |
7,8 |
Kniehebelarme |
23a |
Schaft |
9 |
Ständerführung |
23b |
Drehachsenabschnitte |
10a, 11a |
Erster Hebelarm |
24 |
Drehlagerung |
10b, 11b |
Zweiter Hebelarm |
25 |
Wälzlager |
12 |
Verbindungsachse |
26 |
Druckpunkt |
13 |
Gleitführung |
26a |
Kolbenform |
14 |
Drehgelenk |
27 |
zylindrische Aufnahme |
15 |
Stößelverbindung |
28 |
Hydraulikkissen |
16 |
Stößel |
29 |
Wälzlager |
17 |
Pressentisch |
30 |
Exzentrische Führungseinheit |
18 |
zentrale Lagereinheit |
19 |
Zwischenantrieb |
31 |
Hydraulikkissen |
20 |
Zwischenantriebswelle |
32 |
Spannvorrichtung |
21 |
Lagereinheit |
|
|
1. Umformvorrichtung mit einem Stößel (16), der in wenigstens einer vorgegebenen Richtung
hin und her bewegbar ist, mindestens umfassend:
- eine Hauptantriebseinheit (3) zum Antrieb des Stößels (16), die einen einkuppelbaren
nicht positionsgeregelten Antriebsmotor mit einer Schwungmasse und eine Antriebswelle
(4) mit einer exzentrischen Führungseinheit (5) aufweist,
- ein Getriebe, das mit der exzentrischen Führungseinheit (5) und dem Stößel (16)
verbunden ist, und
- einen positionsgeregelten Zwischenantrieb (19) mit einer separaten Zwischenantriebswelle
(20), der mit dem Stößel (16) verbunden und zum Erzeugen einer Positionierbewegung
des Stößels (16) ausgebildet ist.
2. Umformvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe der Hauptantriebseinheit (3) als Kniehebelgetriebe (6) oder Pleuel ausgebildet
ist.
3. Umformvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Zwischenantrieb (19) zwischen der Hauptantriebseinheit (3) und dem Stößel (16)
und zwischen zwei Kniehebeln (7,8) des Kniehebelgetriebes (6) angeordnet ist.
4. Umformvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Zwischenantrieb (19) einen mit der Zwischenantriebswelle (20) verbundenen positionsgeregelten
Antriebsmotor und eine exzentrische Führungseinheit (30) aufweist, die über ein Zwischenantriebsgetriebe
(22), insbesondere ein Kniehebelgetriebe oder einen Pleuel (23), mit dem Stößel (16)
verbunden ist.
5. Umformvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Zwischenantrieb (19) zwei Lagereinheiten (21) zum Lagern der Zwischenantriebswelle
(20) aufweist.
6. Umformvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Lager des Zwischenantriebes (19), insbesondere der Zwischenantriebswelle (20)
und/oder eines Zwischengetriebes (22) wälzgelagert sind.
7. Umformvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Lagereinheiten (21) und/oder der Pleuel (23) im Stößel (16) federnd gelagert
sind.
8. Umformvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die federnde Lagerung als Hydrauliklagerung, insbesondere Hydraulikkissen (28, 31)
aufweisend, ausgeführt ist.
9. Umformvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Pleuel (23) und dem Stößel (16) eine Überlastsicherung angeordnet ist.
10. Umformvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Spannvorrichtung (32) zum Verspannen des Zwischenantriebes (19) gegen die Hauptantriebseinheit
(3) angeordnet ist.
11. Umformvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Zwischenantrieb (19) als positionsgeregelter Spindelhubantrieb oder als servohydraulischer
Antrieb ausgebildet ist.
12. Verfahren zur Steuerung einer Umformvorrichtung (1) nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Hauptantriebseinheit (3) und der positionsgeregelte Zwischenantrieb (19), die
nur über den Stößel (16) mechanisch miteinander gekoppelt sind, mittels einer Sollkurve
der Hauptantriebseinheit (3) synchronisiert werden, wobei der Zwischenantrieb (19)
die Sollkurve der Hauptantriebseinheit (3) zumindest abschnittsweise durchfährt.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Sollkurve der Hauptantriebseinheit (3) aufgezeichnet wird und die Synchronisierung
des Zwischenantriebs (19) auf Grundlage der aufgezeichneten Sollkurve der Hauptantriebseinheit
(3) erfolgt.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Synchronisation mithilfe einer Reglereinheit erfolgt.