[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Sphärogusslegierung mit perlitisch-ferritischem
Gefüge für Gusseisenprodukte mit einer bereits im Gusszustand ohne anschliessende
Wärmebehandlung hohen statischen Festigkeit von einer 0.2%-Dehngrenze ≥ 600 MPa und
einer Zugfestigkeit ≥ 750 MPa bei gleichzeitig guter Duktilität von einer Bruchdehnung
2 % bis 10 %, umfassend die Nicht-Eisenbestandteile C, Si, P, Mg, S, Mn und Ni sowie
die üblichen Verunreinigungen. Einsatzmöglichkeiten für den Kraftfahrzeugbau sind
beispielsweise Fahrwerkskomponenten wie Radträger, Fahrzeug-Strukturteile sowie Kurbelwellen.
[0002] Im Kraftfahrzeugbau werden zunehmend höherfeste Gusseisenlegierungen verwendet, die
sich zur Potentialausschöpfung einer Gewichtsreduzierung durch höhere Festigkeiten
auszeichnen. Aus Kostengründen im Fokus stehen dabei möglichst der Verzicht auf jegliche
Wärmbehandlungsprozesse sowie ein Erreichen der geforderten mechanischen Eigenschaften
bei lediglich moderaten Legierzusätzen.
[0003] Aus der
EP 1 225 239 A1 ist eine höherfeste bainitische Sphärogusslegierung mit als Nicht-Eisenbestandteilen
2 bis 4 % Gew.% Ni und 0.05 bis 0.45 Gew.% Mn bekannt, die Ni-Mn-Spanne dient der
Einstellung des variierbaren Verhältnisses von Festigkeit zu Dehnung. Zur Umsetzung
der Erfindung bevorzugt sind die Nicht-Eisenbestandteile 3.1 bis 4 % Gew.% C und 1.8
bis 3 Gew.% Si. Ein Werkstoff dieser Zusammensetzung mit diesem Gefüge zeichnet sich
aus durch eine Zugfestigkeit von 650 bis 850 MPa und eine 0.2%-Dehngrenze von ≥ 500
MPa bei einer Bruchdehnung von 14.5 bis 7 %. Diese Eigenschaften werden zwar ohne
Wärmebehandlung erreicht, die erreichbaren Festigkeiten sind aber bedingt durch die
Legierungszusammensetzung begrenzt.
[0004] Aus der
DE 10 2004 040 056 A1 ist eine weitere Gusseisenlegierung bekannt, die als Hoch- und verschleissfest sowie
korrosionsbeständig beschrieben wird. Sie setzt sich zusammen aus 3 bis 4.2 Gew.%
C, 1 bis 3.5 Gew.% Si, 1 bis 6 Gew.% Ni, ≤5 Gew.% Cr, ≤3 Gew.% Cu, ≤3 Gew.% Mo, ≤1
Gew.% Mn, ≤1 Gew.% V, ≤0.4 Gew.% P, ≤0.1 Gew.% S, ≤0.08 Gew.% Mg, ≤0.3 Gew.% Sn und
herstellungsbedingte Verunreinigungen enthält. Diese weiten Legierungsbereiche resultieren
in vielfältigen Matrixzusammensetzungen von > 50 % nadeligem Ferrit mit unterschiedlichen
Anteilen an Austenit (< 20 %), Martensit (< 30 %), Perlit (<50 %) und Karbiden (<
15 %), die Graphitausbildung ist nicht auf Kugelgraphit beschränkt sondern kann auch
vermikularer und lamellarer Art sein. Erreichbare Biegebruchfestigkeiten am Anwendungsbeispiel
eines Kolbenringes betragen > 1100 MPa, die Härte liegt bei 320 HB2.5, hervorgehoben
wird eine nicht näher spezifizierte hohe Zähigkeit/Duktilität. Die Bruchdehnung dürfte
insbesondere bei Legierungsvarianten mit Karbidgehalten von bis zu 15 % im Gefüge
jedoch deutlich reduziert sein. Im Fall von kleinen Wandstärken (Modul ≤ 1.5 cm) kann
zudem ein zusätzlicher Prozessschritt in Form eines Anlassens bei Temperaturen < 700
° C nötig sein.
[0005] Aus der CA 122 40 66 A1 /
US 448 49 53 A ist eine höherfeste Sphärogusslegierung bekannt, wobei die Sphärogusslegierung als
Nicht-Eisenbestandteile 3 bis 3.6 Gew.% C, 3.5 bis 5 Gew.% Si, 0.7 bis 5 Gew.% Ni,
0 bis 0.3 Gew.% Mo, 0.2 bis 0.4 Gew.% Mn, ≤0.06 Gew.% P und ≤0.015 Gew.% S enthält.
Nachteilig hierbei ist, dass zur Erreichung der angegebenen Zugfestigkeit ≥ 950 MPa,
0.2%-Dehngrenze ≥ 550 MPa und Bruchdehnung von 6 bis 10 % ein ferritisch-bainitisches
Gefüge vonnöten ist, welches eine ausferritisierende Wärmebehandlung zwingend erfordert.
[0006] Aus der
US 370 22 69 A ist eine hochfeste höherlegierte Sphärogusslegierung bekannt, deren Nicht-Eisenbestandteile
umfassen 2.6 bis 4 Gew.% C, 1.5 bis 4 Gew.% Si, 6 bis 11 Gew.% Ni, ≤ 7 Gew.% Co, ≤0.4
Gew.% Mo, ≤1 Gew.% Mn und ≤0.2 Gew.% Cr. Die hohe Zugfestigkeit von ≥ 1000 MPa ist
bedingt durch ein feinkörniges bainitisches Gefüge, wobei das Zielgefüge mittels einer
erforderlichen Wärmebehandlung in Form eines Anlassens eingestellt werden muss, was
wiederum eines Mehraufwands bedarf.
[0007] In der
US 585 35 04 A wird ein eisenbasiertes höherlegiertes Gussmaterial beschrieben, dessen Nicht-Eisenbestandteile
umfassen 0.8 bis 3.5 Gew.% C, 1 bis 7 Gew.% Si, 5 bis 15 Gew.% Ni, ≤1 Gew.% Mn, ≤2
Gew.% Cr, ≤0.1 Gew.% von mindestens einem Element der Gruppe Mg, Ca und Ce und ≤2
Gew.% von mindestens einem Element der Gruppe Mo, Nb, Ti und V. Der Werkstoff weist
eine Härte von mindestens 250 HV bei einem Gefügeanteil von mindestens 30 % Martensit
aus, die Graphitausbildung ist überwiegend sphärolithisch. Als Zielprodukt wird eine
Läppscheibe benannt, vorzugsweise für den Einsatz in der Halbleiterfertigung. Trotz
einer optionalen Wärmebehandlung ist aufgrund der in der Legierung enthaltenen 5 bis
10 % Karbide und der zu grossen Teilen martensitischen Matrix von einer nur geringen
Bruchdehnung auszugehen. Dies schliesst aus Sicherheitsgründen eine Verwendung für
dynamisch beanspruchte Kraftfahrzeug-Gussprodukte wie Struktur-/Fahrwerksteile aus.
[0008] Aus der
US 354 94 30 A ist eine höherfeste bainitische Sphärogusslegierung bekannt, wobei die Sphärogusslegierung
als Nicht-Eisenbestandteile 2.9 bis 3.9 Gew.% C, 1.7 bis 2.6 Gew.% Si, 3.2 bis 7 Gew.%
Ni, 0.15 bis 0.4 Gew.% Mo, ≤0.2 Gew.% Cr und ≤1 Gew.% Mn enthält. Die Legierung zeichnet
sich aus durch eine hohe Zugfestigkeit ≥ 820 MPa, eine 0.2%-Dehngrenze von ≥ 520 MPa
bei einer Bruchdehnung von mindestens 2 %. Um diese Eigenschaften zu erreichen ist
eine Wärmebehandlung erforderlich, zudem können bei grösseren Wandstärken lokal eingesetzte
Kühlkokillen nötig sein.
[0009] Ferner beschreibt
DE 180 85 15 A1 eine hochfeste Sphärogusslegierung, deren Nicht-Eisenbestandteile umfassen 2.9 bis
3.9 Gew.% C, 1.7 bis 2.6 Gew.% Si, 3.2 bis 7 Gew.% Ni, 0.15 bis 0.4 Gew.% Mo, ≤0.1
Gew.% Mg, 0 bis 1 Gew.% Mn und 0 bis 0.25 Gew.% Cr bei einem Gesamtgehalt von Mo und
Cr von höchstens 0.5 Gew.%. Dieser Werkstoff weist eine Zugfestigkeit von ≥ 1000 MPa
und eine 0.2%-Dehngrenze von ≥ 750 MPa bei einer Bruchdehnung von mindestens 4 % auf.
Zentrales Merkmal des Werkstoffes ist jedoch eine Wärmebehandlung in Form eines mehrstündigen
Anlassens bei Temperaturen von 200 bis 315 °C, da ohne ein Anlassen des Matrixgefüges
die angegebenen Kennwerte nicht zu erreichen sind.
[0010] Aus
EP 1 834 005 B1 ist eine höherfeste, überwiegend perlitische Sphärogusslegierung für Anwendungen
im Kraftfahrzeugbau bekannt. Diese enthält die Nicht-Eisenbestandteile 3.0 bis 3.7
Gew.% C, 2.6 bis 3.4 Gew.% Si, 0.02 bis 0.05 Gew.% P, 0.025 bis 0.045 Gew.% Mg, 0.01
bis 0.03 Gew.% Cr, 0.003 bis 0.017 Gew.% Al, 0.0005 bis 0.012 Gew.% S und 0.0004 bis
0.002 Gew.% B, 0.1 bis 1.5 Gew.% Cu, 0.1 bis 1.0 Gew.% Mn und unvermeidbare Verunreinigungen.
Die in dieser Zusammensetzung erzeugten Fahrwerkskomponenten weisen bereits im Gusszustand
ohne eine zusätzliche Wärmebehandlung eine Zugfestigkeit von 600 bis 900 MPa, eine
0.2%-Dehngrenze von 400 bis 600 bei einer Bruchdehnung von 14 bis 5 % auf.
[0011] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es zentrale Aufgabe der Erfindung, eine
hochfeste Sphärogusslegierung anzugeben, deren Anforderungen an die 0.2%-Dehngrenze,
Zugfestigkeit und Bruchdehnung bereits im Gusszustand ohne weiteres Zutun erreicht
werden, die vorteilhaft im Gegensatz zu den bekannten hochfesten Gusseisenlegierungen
wie z.B. ADI-Werkstoffen (=Austempered Ductile Iron) also keiner gesonderten Wärmebehandlung
bedarf.
[0012] Diese Aufgabe wird durch die erfindungsgemässe Sphärogusslegierung beinhaltend 2.8
bis 3.7 Gew.% C, 1.5 bis 4 Gew.% Si, 1 bis 6.2 Gew.% Ni, 0.02 bis 0.05 Gew.% P, 0.025
bis 0.06 Gew.% Mg, 0.01 bis 0.03 Gew.% Cr, 0.003 bis 0.3 Gew.% Al, 0.0005 bis 0.012
Gew.% S, 0.03 bis 1.5 Gew.% Cu und 0.1 bis 2 Gew.% Mn, Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen
erreicht, wobei die Sphärogusslegierung im Gusszustand ohne anschliessende Wärmebehandlung
eine hohe statische Festigkeit von einer 0.2%-Dehngrenze ≥600 MPa und einer Zugfestigkeit
≥ 750 MPa bei gleichzeitig guter Duktilität von einer Bruchdehnung A5 von 2 bis 10
% erreicht.
[0013] Das die sphärolithischen Graphitausscheidungen umgebende Matrixgefüge ist dabei perlitisch-ferritisch
ausgebildet mit > 50 % Perlit, vorzugsweise liegen der Perlit feinstreifig und der
Ferrit globular vor. Auch dadurch unterscheidet sich die erfindungsgemässe Sphärogusslegierung
neben den mechanischen Eigenschaften und dem Verzicht auf die Karbidbildner Mo, Nb,
Ti und V deutlich von der aus
US 585 35 04 A bekannten Legierung mit einem teilweise überlappenden Ni-Legierungsbereich. Ebenso
liegt hierin ein Unterschied zu der aus
DE 10 2004 040 056 A1 bekannten Gusseisenlegierung begründet, da sich mechanische Eigenschaften eines nadeligen
Ferrits deutlich von denen eines globular ausgebildeten Ferrits unterscheiden.
[0014] Vorzugsweise ist die Sphärogusslegierung als Sand-Sphärogusslegierung ausgebildet.
[0015] Der Kerngedanke der Erfindung ist es, eine Sphärogusslegierung anzugeben, die aufgrund
geeignet abgestimmter Zusammensetzungen der erfindungsgemässen Sphärogusslegierung
und den daraus resultierenden Kombinationen mechanischer Eigenschaften im Kraftfahrzeugbau
eingesetzt werden kann beispielsweise für Achs- und Fahrwerksteile, welche sich im
Falle eines Zusammenstosses des Kraftwagens plastisch verformen müssen und nicht brechen
dürfen, aber auch für Strukturteile und Kurbelwellen, welche hohen dynamischen Belastungen
ausgesetzt sind.
[0016] Erwähnenswert ist, dass der erfindungsgemässen Sphärogusslegierung angesichts ihrer
mechanischen Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten verglichen mit austenitischen
Sphärogusslegierungen bereits moderate Legierungszusätze genügen.
[0017] Ni und Si sind bekannt dafür, die 0.2%-Dehngrenze zu erhöhen. Dies wird einerseits
auf die Mischkristallverfestigung zurückgeführt (Si und Ni), andererseits auf eine
Perlitfeinung durch Absenkung der Austenit-Ferrit-Umwandlungstemperatur hin zu niedrigeren
Temperaturen (Ni). Es ist von Vorteil, dass die Legierung eine möglichst hohe 0.2%-Dehngrenze
bei nicht zu geringen Bruchdehnungswerten aufweist (hohes Leichtbaupotential). Dies
wird in erster Linie dadurch erreicht, dass die Sphärogusslegierung 1 bis 6.2 Gew.%
Ni, vorzugsweise 2.5 bis 5.2 Gew.% Ni und besonders bevorzugt 4 bis 5.2 Gew.% Ni aufweist.
Insbesondere in Verbindung mit 1.5 bis 4 Gew.% Si, vorzugsweise 2 bis 3.5 Gew.% Si
und besonders bevorzugt 2.2 bis 3.3 Gew.% Si werden gute Festigkeitseigenschaften
bei nicht zu geringen Bruchdehnungswerten erreicht. So liegt beispielsweise im Vergleich
zu der aus
EP 1 225 239 A1 bekannten bainitischen Legierung, die ebenfalls keine Wärmebehandlung benötigt, die
0.2%-Dehngrenze der erfindungsgemässen perlitisch-ferritischen Sphärogusslegierung
mit ≥600 MPa gegenüber ≥ 500 MPa deutlich höher (Zugfestigkeit ebenso etwas höher).
So enthalten die in
EP 1 225 239 A1 genannten Ausführungsbeispiele keine Werte der 0.2%-Dehngrenze oberhalb von 550 MPa.
[0018] Die Einhaltung der angegebenen unteren und oberen Grenzen für die Nicht-Eisenbestandteile
Si und Ni sind entscheidend für das perlitisch-ferritische Zielgefüge und somit für
die Erreichung der mechanischen Eigenschaften der erfindungsgemässen Sphärogusslegierung.
Bei Ni-Gehalten < 1 Gew.% ist keine merkliche Dehngrenzensteigerung zu verzeichnen,
Gehalte > 6.2 Gew.% sind aufgrund eines erhöhten Risikos der Martensitbildung zu vermeiden.
Hinsichtlich dieses Risikos der Martensitbildung weist die erfindungsgemässe Sphärogusslegierung
einen deutlichen Vorteil auf gegenüber der Legierung aus
DE 10 2004 040 056 A1 mit ähnlichen Ni-Gehaltsgrenzen, so wird selbst bei geringen Wandstärken von ca.
8 mm ein sicher martensitfreies Gefüge erreicht ohne die Notwendigkeit eines nachfolgenden
Anlassens. In einer bevorzugten Ausführung der erfindungsgemässen Sphärogusslegierung
ist dies möglich durch Einhaltung bestimmter Zusammensetzungsverhältnisse an Ni-,
Si- und Mn-Gehalten. So ist es zu bevorzugen, dass für ein im Gusszustand martensitfreies
perlitisch-ferritisches Gefü ge der erfindungsgemässen Sphärogusslegierung die Summe
der Gehalte an Ni und Si ≤ 9 Gew.% beträgt, gleichzeitig sollte das Verhältnis (Ni+0.5*Mn)/(1.5*Si)
nicht den Wert 1.5 überschreiten.
Gehalte an Si < 1.5 Gew.% erhöhen das Risiko der Karbidbildung, im schlimmsten Fall
kann eine Weisserstarrung die Folge sein. Gehalte an Si > 4 Gew.% führen zu einem
deutlichen Absinken der Bruchdehnung und erhöhen aufgrund der verringerten Kohlenstofflöslichkeit
im Austenit ebenfalls das Risiko der Martensitbildung. Zudem ist der Si-Gehalt auch
aus dem Grund zu begrenzen, als dass Silizium die Austenit-Ferrit-Umwandlungstemperatur
hin zu höheren Temperaturen verschiebt und somit der über Nickel-Zugaben angestrebten
Perlitfeinung entgegen wirkt.
[0019] Das Zulegieren von 0.03 bis 1.5 Gew.% Cu erfolgt - insbesondere bei bezogen auf die
für die erfindungsgemässe Sphärogusslegierung angegebenen Grenzen niedrigen Ni-Gehalten
bei gleichzeitig hohen Si-Gehalten - zur Sicherung des für die Erreichung der mechanischen
Eigenschaften überwiegend perlitischen Gefüges mit > 50 % Perlit, Rest Ferrit, dabei
Ferrit vorzugsweise globular ausgebildet.
[0020] Mn ist in zunehmenden Anteilen ein Schrottbegleiter. Für eine Steigerung der Dehngrenze
ist Mn bis zu einem moderaten Gehalt vorteilhaft. Mn senkt zudem die Martensit-Starttemperatur
und kann somit dazu beitragen, in schneller abkühlenden dünnwandigen Bauteil-Partien
die Gefahr von Martensitbildung zu reduzieren. Die Obergrenze für die erfindungsgemässe
Sphärogusslegierung von 2 Gew.% Mn ist durch eine starke Versprödung durch Karbidbildung
bedingt, eine Zunahme von seigernden Korngrenzkarbiden insbesondere bei gleichzeitig
höheren Si-Gehalten ist jedoch bereits bei tieferen Mn-Gehalten zu verzeichnen.
[0021] Das Zulegieren von 0.003 bis 0.3 Gew.% Al kann erfolgen, um eine weitere Festigkeitssteigerung
durch Mischkristallverfestigung zu erreichen. Der Gehalt an Al ist jedoch auf < 0.3
Gew.% zu begrenzen, da Al gleichzeitig als Ferritstabilisator wirkt und somit entgegen
der für die mechanischen Eigenschaften notwendigen, überwiegend perlitischen Gefügeausbildung
mit > 50 % Perlit.
[0022] Die Einhaltung der angegebenen oberen Grenzen für die Nicht-Eisenbestandteile Mn,
Cu, Mg, Cr, Al, P, S sind entscheidend für die Erreichung der mechanischen Eigenschaften
sowie die Bearbeitbarkeit von Gussteilen aus der erfindungsgemässen Sphärogusslegierung.
Überhöhte Gehalte an Cu, Mg, Al und S können die Graphitausbildung negativ beeinflussen,
entsprechende Abweichungen der Graphitgestalt von der angestrebten sphärolithischen
Form führen zu deutlichen Verschlechterungen von Bruchdehnung und erreichbarer Festigkeit.
Versprödend wirkt ebenfalls Cr, seinerseits durch Förderung der Karbidbildung.
Zu begrenzen ist P aufgrund der hinlänglich bekannten versprödenden Wirkung niedrigschmelzender
P-reicher Phasen, die sich an Korngrenzen ausbilden können (ehemalige, P-angereicherte
Restschmelzebereiche).
[0023] Vorzugsweise ist der Graphitanteil unmittelbar nach dem Giessprozess im Gusszustand,
d.h. nach Giessen und Abkühlen in der Form, zu mehr als 90 % des vorhandenen Graphits
kugelförmig ausgebildet.
[0024] Vorteilhaft ist es, wenn das Matrixgefüge des Gussteiles unmittelbar nach dem Giessprozess
im Gusszustand, d.h. nach Giessen und Abkühlen in der Form, zu 50 bis 90 % perlitisch
ausgebildet ist.
[0025] In einer vorteilhaften Ausführung weist das Gefüge des Gussteiles unmittelbar nach
dem Giessprozess im Gusszustand, d.h. nach Giessen und Abkühlen in der Form, 200 bis
1200 Sphärolithen pro mm2 auf.
[0026] Vorzugsweise weisen die Graphitteilchen eine Grössenverteilung von mindestens 5 %
der Grösse 8, 40 % bis 70 % der Grösse 7 und höchstens 35 % der Grösse 6 gemäss DIN
EN ISO 945 auf.
[0027] Vorteilhaft ist es, wenn das Gussteil eine Brinellhärte von 260 bis 320 HBW aufweist.
[0028] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird wie folgt beschrieben, wobei sich die
Erfindung nicht nur auf oder durch das folgende Ausführungsbeispiel beschränkt.
[0029] Eine Y2-Probe wurde aus der erfindungsgemässen Sphärogusslegierung in Sand abgegossen.
Die chemische Zusammensetzung beträgt 2.87 Gew.% C, 5.12 Gew.% Ni, 3.25 Gew.% Si,
0.03 Gew.% Cu, 0.22 Gew.% Mn, 0.046 Gew. % Mg, 0.037 Gew.% P, 0.022 Gew.% Cr, 0.013
Gew.% Al und 0.003 Gew.% S, Rest Fe und den üblichen Verunreinigungen. Die Summe der
Gehalte Ni+Si beträgt somit ≈ 8.4 Gew.% (≤ 9 Gew.% bevorzugt), das Verhältnis (Ni+0.5*Mn)/(1.5*Si)
≈ 1.1 (≤ 1.5 bevorzugt).
Das Gussstück wurde im Gusszustand untersucht auf Sphärolithenzahl, Graphitgehalt,
Graphitform und Graphitgrösse, Perlitgehalt, sowie auf Kennwerte aus dem Zugversuch,
auf die Brinellhärte und Schlagarbeit. Die Sphärolithenzahl beträgt 218 Sphärolithen
pro mm2, der Graphitgehalt 10.6 %. Die Graphitform nach DIN EN ISO 945 ist zu 94 %
von der Form VI. Die Grössenverteilung nach DIN EN ISO 945
ist 8 % der Grösse 8, 57 % der Grösse 7 und 33 % der Grösse 6. Der Perlitgehalt der
Matrix beträgt 79 % (Gefügeaufnahme siehe Abbildung 1, Restbestandteil: Ferrit, globular
ausgebildet). Die Brinellhärte beträgt 310 +/- 2 HBW5/750. Die Schlagarbeit einzelner
Proben betrug bei Raumtemperatur 30.1 J, respektive 12.5 J bei -30 °C.
Die Raumtemperatur-Zugversuche nach DIN EN ISO 6892-1 ergaben folgende Kennwerte:
- 0.2%-Dehngrenze: 658 bis 663 MPa,
- Zugfestigkeit: 884 bis 889 MPa,
- Bruchdehnung: 6.2 bis 7.9 %,
- Elastizitätsmodul (ermittelt über Regression im Bereich 100 - 300 MPa): 175 bis 186
GPa.
Aus derselben Schmelze des beschriebenen Beispiels der erfindungsgemässen Sphärogusslegierung
wurden auch Zugprobenrohlinge abgegossen, deren Gusswandstärke im Prüfbereich ca.
8 mm betrug. Daraus entnommene 6mm-Zugproben bestätigen die Y2-Proben-Resultate, erreicht
werden konnten eine 0.2%-Dehngrenze von 652 MPa und eine Zugfestigkeit von 872 MPa
bei einer Bruchdehnung von 6.9 %.
Damit liegen die Proben dieser Beispielvariante der erfindungsgemässen Sphärogusslegierung
hinsichtlich der Zugprüfkennwerte bereits im Gusszustand in der Grössenordnung von
ADI (=Austempered Ductile Iron), einem durch eine sehr aufwendige Wärmebehandlung
erzeugten, in grösseren Wanddicken nur durch Zulegieren der Elemente Ni und/oder Mo
realisierbaren und damit erwartungsgemäss teureren Sphärogusswerkstoff, der in Europa
unter EN 1564 genormt ist.
[0030] Zur Veranschaulichung ist in Abbildung 2 die Dehngrenze Rp0.2 als Funktion der Bruchdehnung
A5 dargestellt. Eingetragen ist das beschriebene Ausführungsbeispiel der erfindungsgemässen
Sphärogusslegierung sowie Vertreter der in DIN EN 1563 und DIN EN 1564 genormten Sphärogusslegierungen.
Die grauen Linien in Abbildung 2 verbinden die Mindestwerte gemäss der Norm DIN EN
1563 für Gusseisen mit Kugelgraphit von im Gusszustand hergestellten Sorten. Die durchgezogene
schwarze Linie in Abbildung 2 verbindet die Mindestwerte gemäss der Norm DIN EN 1564
für Gusseisen mit Kugelgraphit von wärmebehandelten ADI-Sorten. Schwarz auf gestrichelter
Linie dargestellt sind patentierte Sphärogusslegierungen der Firma Georg Fischer (
EP 1 834 005 B1 und
EP 1 270 747 B1).
1. Sphärogusslegierung mit perlitisch-ferritischem Gefüge für Gusseisenprodukte mit einer
hohen Festigkeit bei gleichzeitig guter Duktilität und Zähigkeit bereits im Gusszustand,
umfassend als Nicht-Eisenbestandteile C, Si, Ni, Mn, Cu, Mg, Cr, Al, P, S und den
üblichen Verunreinigungen,
dadurch gekennzeichnet, dass die Sphärogusslegierung
2.8 bis 3.7 Gew.% C,
1.5 bis 4 Gew.% Si,
1 bis 6.2 Gew.% Ni,
0.02 bis 0.05 Gew.% P,
0.025 bis 0.06 Gew.% Mg,
0.01 bis 0.03 Gew.% Cr,
0.003 bis 0.3 Gew.% Al,
0.0005 bis 0.012 Gew.% S,
0.03 bis 1.5 Gew.% Cu und
0.1 bis 2 Gew.% Mn,
Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen enthält, wobei die Sphärogusslegierung
im Gusszustand ohne anschliessende Wärmebehandlung eine hohe statische Festigkeit
von einer 0.2%-Dehngrenze ≥600 MPa und einer Zugfestigkeit ≥750 MPa bei gleichzeitig
guter Duktilität von einer Bruchdehnung A5 von 2 bis 10 % erreicht.
2. Sphärogusslegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung 2 bis 3.5 Gew.% Si, besonders bevorzugt 2.2 bis 3.3 Gew.% Si enthält,
wobei die Summe der Legierungsgehalte an Ni und Si ≤ 9 Gew.% ist und gleichzeitig
das Verhältnis (Ni+0.5*Mn)/(1.5*Si) ≤ 1.5 ist, wobei sich bei Abkühlung von der Giesshitze
bis auf Raumtemperatur ein rein perlitisch-ferritisches Gefüge > 50 % Perlit, Rest
Ferrit einstellt.
3. Sphärogusslegierung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung 2.5 bis 5.2 Gew.% Ni, besonders bevorzugt 4.0 bis 5.2 Gew.% Ni enthält,
wobei die Summe der Legierungsgehalte an Ni und Si ≤ 9 Gew.% ist und gleichzeitig
das Verhältnis (Ni+0.5*Mn)/(1.5*Si) ≤ 1.5 ist, wobei sich bei Abkühlung von der Giesshitze
bis auf Raumtemperatur ein rein perlitisch-ferritisches Gefüge > 50 % Perlit, Rest
Ferrit einstellt.
4. Sphärogusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung 0.2 bis 0.5 Gew.% Mn, besonders bevorzugt 0.15 bis 0.4 Gew.% Mn enthält,
wobei die Summe der Legierungsgehalte an Ni und Si ≤ 9 Gew.% ist und gleichzeitig
das Verhältnis (Ni+0.5*Mn)/(1.5*Si) ≤ 1.5 ist, wobei sich bei Abkühlung von der Giesshitze
bis auf Raumtemperatur ein rein perlitisch-ferritisches Gefüge > 50 % Perlit, Rest
Ferrit einstellt.
5. Sphärogusslegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung 0.03 bis 0.5 Gew.% Cu, besonders bevorzugt 0.03 bis 0.1 Gew.% Cu enthält,
wobei die Summe der Legierungsgehalte an Ni und Si ≤ 9 Gew.% ist und gleichzeitig
das Verhältnis (Ni+0.5*Mn)/(1.5*Si) ≤ 1.5 ist, wobei sich bei Abkühlung von der Giesshitze
bis auf Raumtemperatur ein rein perlitisch-ferritisches Gefüge > 50 % Perlit, Rest
Ferrit einstellt.
6. Sphärogusslegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung 0.003 bis 0.25 Gew.% Al, besonders bevorzugt 0.003 bis 0.02 Gew.% Al
enthält, wobei die Summe der Legierungsgehalte an Ni und Si ≤ 9 Gew.% ist und gleichzeitig
das Verhältnis (Ni+0.5*Mn)/(1.5*Si) ≤ 1.5 ist, wobei sich bei Abkühlung von der Giesshitze
bis auf Raumtemperatur ein rein perlitisch-ferritisches Gefüge > 50 % Perlit, Rest
Ferrit einstellt.
7. Sphärogusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Graphitanteil unmittelbar nach dem Giessen und Abkühlen zu mehr als 90 % des
vorhandenen Graphits kugelförmig ausgebildet ist.
8. Sphärogusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das perlitisch-ferritische Matrixgefüge des Gussteiles unmittelbar nach dem Giessen
und Abkühlen zu 55 bis 90 % perlitisch und der verbleibende Ferrit dabei vorzugsweise
globular ausgebildet ist.
9. Sphärogusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Gefüge des Gussteiles unmittelbar nach dem Giessen und Abkühlen 200 bis 1200
Sphärolithen pro mm2 aufweist.
10. Sphärogusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Graphitteilchen eine Grössenverteilung von mindestens 5 % der Grösse 8, 40 %
bis 70 % der Grösse 7 und höchstens 35 % der Grösse 6 gemäss DIN EN ISO 945 aufweisen.
11. Sphärogusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Gussteil eine Brinellhärte von 260 bis 320 HBW aufweist.
12. Verwendung einer Sphärogusslegierung nach Anspruch 1 zur Herstellung von Fahrwerksteilen
in Kraftfahrzeugen mit einer hohen statischen Festigkeit von einer 0.2%-Dehngrenze
≥600 MPa und einer Zugfestigkeit ≥750 MPa bei gleichzeitig guter Duktilität von einer
Bruchdehnung A5 von 2 bis 10 %, vorzugsweise von Radträgern, Schwenklagern, Achslenkern,
Kurbelwellen und/oder Hinterachsgehäusen in Kraftfahrzeugen.
13. Verfahren zur Herstellung eines Gussteiles aus der Sphärogusslegierung nach Anspruch
1, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Giessen und Abkühlen des Gussteiles keine Wärmebehandlung des Gussteiles
erfolgt und das Gussteil eine hohe statische Festigkeit von einer 0.2%-Dehngrenze
≥600 MPa und einer Zugfestigkeit ≥750 MPa bei gleichzeitig guter Duktilität von einer
Bruchdehnung A5 von 2 bis 10 % aufweist.