[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anspinnen eines Fadens in einer
ein Spinnelement aufweisenden Offenendspinnvorrichtung mittels eines Expertensystems.
Bei dem Verfahren wird zur Bildung eines Ansetzers dem Spinnelement mittels einer
Speisevorrichtung ein zu verspinnendes Fasermaterial zugeführt, ein Fadenende in das
Spinnelement rückgeliefert und der neu angesponnene Faden mittels einer Abzugsvorrichtung
abgezogen. Die Speisevorrichtung und die Abzugsvorrichtung werden dabei durch eine
Steuervorrichtung der Offenendspinnvorrichtung gesteuert, wobei Einstellungen zur
Steuerung der Speisevorrichtung und der Abzugsvorrichtung durch ein Expertensystem
aus in der Steuervorrichtung hinterlegten, empirischen Daten sowie aus in die Steuervorrichtung
eingegebenen, aktuellen Spinnbetriebsdaten und Ansetzerdaten berechnet werden.
[0002] Ein solches Verfahren, bei welchem Einstellungen für die Arbeitsabläufe, die für
den Anspinnvorgang relevant sind, durch ein Expertensystem berechnet werden, ist beispielsweise
aus der
DE 103 27 370 A1 bekannt. Dabei werden in einer Steuervorrichtung bestimmte Berechnungsformeln zur
Berechnung der maßgebenden Einstellungen hinterlegt. Weiterhin sind in der Steuervorrichtung
feststehende Parameter hinterlegt, welche sich beispielsweise auf verschiedene Materialien
oder auf verschiedene Garneigenschaften beziehen und welche zur Berechnung der Einstellungen
mittels der Berechnungsformeln herangezogen werden. Diese Parameter wurden auf Basis
von früheren Anspinnversuchen empirisch ermittelt und haben sich zur Berechnung von
Einstellungen für qualitativ hochwertige Ansätze bewährt. Es müssen somit nur noch
aktuelle Spinnbetriebsdaten und Daten, welche das Aussehen des zu erzeugenden Ansetzers
betreffen, in die Steuervorrichtung eingegeben werden. Diese errechnet daraufhin selbstständig
für den Anspinnvorgang geeignete Einstellungen.
[0003] Ein Problem ist dabei stets das Auftreten von Dick- und Dünnstellen, welche im Ansetzer
stets an charakteristischen Stellen auftreten. Zur Vermeidung dieser Dick- und Dünnstellen
wurde durch die
DE 103 27 370 A1 bereits vorgeschlagen, die Speisegeschwindigkeit der Speisevorrichtung nach dem ersten
Einspeisen von Fasern in den Spinnrotor stufenweise zu reduzieren, um die Menge der
eingespeisten Fasern und damit die Menge der Fasern im Ansetzer zu regulieren. Die
stufenweise Reduktion erfolgt dabei auf der Basis von empirisch ermittelten Daten.
[0004] Daneben wurde durch die
EP 0 381 995 B1 vorgeschlagen, die Fadenabzugsgeschwindigkeit an die in der Spinnvorrichtung wirksame
Faserspeisung anzupassen. Dabei wird der Fadenabzug in Abhängigkeit zu dem Auskämmzustand
des Faserbartes derart gesteuert, dass bei starker Beeinträchtigung des Faserbartes
die Fadenabzugsgeschwindigkeit langsamer erhöht wird als bei geringerer Beeinträchtigung.
Weiterhin kann bei starker Beeinträchtigung des Faserbartes der Fadenabzug später
beginnen als bei geringer Beeinträchtigung. Um den Auskämmzustand des Faserbartes
zu ermitteln, wird die Stillstandszeit des Faserbandes bei laufender Auflösewalze
herangezogen.
[0005] Mittels den genannten Maßnahmen ist es zwar gelungen, die auftretenden Dick- und
Dünnstellen abzumildern. Dennoch treten nach wie vor Dick- und Dünnstellen im Ansetzer
auf, welche sowohl während des Anspinnvorganges als auch während der Weiterverarbeitung
zu Problemen führen können.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zum Anspinnen eines Fadens vorgeschlagen, welche die Erzeugung besonders hochwertiger
Ansetzer ermöglichen.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche.
[0008] Bei einem Verfahren zum Anspinnen eines Fadens in einer ein Spinnelement aufweisenden
Offenendspinnvorrichtung mittels eines Expertensystems wird zur Bildung eines Ansetzers
dem Spinnelement mittels einer Speisevorrichtung ein zu verspinnendes Fasermaterial
zugeführt, ein Fadenende in das Spinnelement rückgeliefert und der neu angesponnene
Faden mittels einer Abzugsvorrichtung abgezogen. Dabei werden zumindest die Speisevorrichtung
und die Abzugsvorrichtung durch eine Steuervorrichtung der Offenendspinnvorrichtung
gesteuert. Einstellungen zur Steuerung der Speisevorrichtung und der Abzugsvorrichtung
werden dabei durch ein Expertensystem aus in der Steuervorrichtung hinterlegten, empirischen
Daten sowie aus in die Steuervorrichtung eingegebenen, aktuellen Spinnbetriebsdaten
und Ansetzerdaten ermittelt.
[0009] Eine Vorrichtung zum Anspinnen eines Fadens in einer Offenendspinnvorrichtung weist
entsprechend wenigstens eine Speisevorrichtung zum Zuführen eines Fasermaterials,
eine Fadenrückliefervorrichtung und eine Abzugsvorrichtung zum Abziehen des neu angesponnenen
Fadens auf. Weiterhin weist die Vorrichtung eine Steuervorrichtung mit einem Expertensystem
auf, wobei Einstellungen zur Steuerung der Speisevorrichtung und der Abzugsvorrichtung
durch das Expertensystem berechenbar sind und zumindest die Speisevorrichtung und
die Abzugsvorrichtung durch die Steuervorrichtung entsprechend der ermittelten Einstellungen
steuerbar sind.
[0010] Bei dem Verfahren wird durch das Expertensystem zumindest ein Zeitpunkt des Auftretens
zumindest einer Dünnstelle, insbesondere einer ersten und/oder einer zweiten Dünnstelle,
im Ansetzer berechnet. Der berechnete Zeitpunkt oder die berechneten Zeitpunkte werden
dann zur Ermittlung der Einstellungen für die Steuerung der Abzugsvorrichtung herangezogen
und die Abzugsgeschwindigkeit der Abzugsvorrichtung wird mittels der ermittelten Einstellungen
derart gesteuert, dass die zumindest eine Dünnstelle zumindest teilweise kompensiert
wird. Bei der Vorrichtung zum Anspinnen eines Fadens ist entsprechend durch das Expertensystem
der Zeitpunkt des Auftretens wenigstens einer Dünnstelle im Ansetzer vorausberechenbar
und eine Abzugsgeschwindigkeit der Abzugsvorrichtung derart steuerbar, dass die wenigstens
eine Dünnstelle zumindest teilweise kompensiert wird.
[0011] Durch die Vorherberechnung des Zeitpunkts des Auftretens einer Dünnstelle ist es
möglich, die Fasermenge im Ansetzer durch eine Anpassung der Abzugsgeschwindigkeit
vergleichsweise genau einzustellen und dadurch die im Ansetzer auftretenden Dünnstellen
wesentlich besser als bisher zu kompensieren. Zur Berechnung des Zeitpunktes der Dünnstelle(n)
wird zumindest ein Teil der in die Steuervorrichtung eingegebenen, aktuellen Spinnbetriebsdaten
und Ansetzerdaten sowie der hinterlegten empirischen Daten herangezogen. Der Zeitpunkt
des Auftretens einer Dünnstelle kann dabei in Relation zu einem bestimmten, feststehenden
Ereignis bzw. Zeitpunkt innerhalb des Anspinnprozesses, bspw. in Relation zum Freigeben
des Fadens oder zum Einspeisen oder Freigeben des Faserbarts zu Beginn des Anspinnens
berechnet werden.
[0012] Nach einer vorteilhaften Ausführung des Verfahrens wird die Abzugsvorrichtung durch
die Steuervorrichtung voreilend zu oder spätestens zu dem Zeitpunkt des Auftretens
der wenigstens einen Dünnstelle für eine vorbestimmte Zeitdauer mit einer gegenüber
einer Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit und oder gegenüber einer Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit
reduzierten Abzugsgeschwindigkeit angetrieben. Erst nach der vorbestimmten Zeitdauer
wird die Abzugsgeschwindigkeit wieder auf die für diese Anspinnphase reguläre Abzugsgeschwindigkeit
beschleunigt. Hierdurch wird die Fasermasse im Ansetzer unmittelbar vor oder bei dem
Auftreten einer Dünnstelle kurzfristig erhöht. Es hat sich dabei gezeigt, dass durch
das kurzzeitige Antreiben mit der reduzierten Abzugsgeschwindigkeit die Fasermasse
im Ansetzer ohne wesentliche Zeitverzögerungen beeinflusst werden kann, so dass eine
besonders genaue Kompensation der Dünnstellen möglich ist.
[0013] Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn nach dem Rückliefern des Fadenendes die Abzugsvorrichtung
auf eine gegenüber einer Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit reduzierte Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit
beschleunigt wird. Der Anspinnvorgang kann somit vorteilhafterweise bei reduzierten
Geschwindigkeiten der beteiligten Aggregate durchgeführt werden und anschließend können
die am Anspinnvorgang beteiligten Aggregate synchron auf ihre Betriebsdrehzahl bzw.
die Abzugsvorrichtung auf ihre Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit hochgefahren werden.
[0014] Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn die Abzugsvorrichtung vor dem Erreichen der Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit
und/oder vor dem Erreichen der Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit zunächst in einer ersten
Beschleunigungsphase auf eine vorbestimmte, erste reduzierte Abzugsgeschwindigkeit
beschleunigt wird und anschließend für eine erste, vorbestimmte Zeitdauer mit der
ersten Abzugsgeschwindigkeit angetrieben wird. Es ist hierdurch möglich, den Abzug
des neu angesponnenen Fadens nach dem Fadenabwurf zu starten und damit den Anspinnvorgang
zu ermöglichen und dabei dennoch durch unmittelbar vor oder zu dem Auftreten einer
Dünnstelle die Fasermenge im Ansetzer zu erhöhen. Dabei wird nach einer ersten Ausführung
des Verfahrens die reduzierte Abzugsgeschwindigkeit der Abzugsvorrichtung weitgehend
konstant gehalten.
[0015] Nach einer anderen Ausführung ist es jedoch auch denkbar, zusätzlich einen Toleranzbereich
vorzugeben und die Abzugsvorrichtung für die erste vorbestimmte Zeitdauer mit einer
innerhalb dieses Toleranzbereichs liegenden, reduzierten Abzugsgeschwindigkeit anzutreiben.
Der Toleranzbereich kann beispielsweise +/- 40 % der vorgegebenen ersten Abzugsgeschwindigkeit
betragen. Vorteilhaft ist es jedoch, wenn der Toleranzbereich lediglich +/- 30 % beträgt
und besonders vorteilhaft ist es, wenn dieser lediglich +/- 20 % der ersten Abzugsgeschwindigkeit
beträgt. Dabei ist es auch möglich, innerhalb dieses Toleranzbereichs einen zeitlichen
Verlauf der Abzugsgeschwindigkeit vorzugeben. Im Ansetzer tritt eine erste Dickstelle,
welcher eine erste Dünnstelle unmittelbar folgt, üblicherweise in einem Überlappungsbereich
des in das Spinnelement rückgelieferten Fadenendes mit einem dort bereits abgelegten
Faserring auf. Eine zweite Dünnstelle kann zudem im Anschluss an die Einbindestelle
dieses Faserringes entstehen. Das Betreiben mit der reduzierten, ersten Abzugsgeschwindigkeit
kann sowohl zur Kompensation der ersten als auch der zweiten Dünnstelle angewendet
werden.
[0016] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Abzugsvorrichtung nach der ersten vorbestimmten
Zeitdauer und vor dem Erreichen der Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit und/oder vor dem
Erreichen der Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit in einer zweiten Beschleunigungsphase
auf eine vorbestimmte, zweite reduzierte Abzugsgeschwindigkeit beschleunigt wird.
Anschließend wird die Abzugsvorrichtung wiederum für eine zweite, vorbestimmte Zeitdauer
mit der zweiten Abzugsgeschwindigkeit angetrieben. Alternativ kann wiederum die Abzugsvorrichtung
für die zweite vorbestimmte Zeitdauer in einem engen Toleranzbereich um die zweite
reduzierte Abzugsgeschwindigkeit angetrieben. Es ist hierdurch möglich, sowohl die
erste Dünnstelle als auch die zweite Dünnstelle im Ansetzer zu kompensieren. Es können
somit Ansetzer mit besonders hohen Festigkeiten und besonders gleichmäßigem Aussehen
erzeugt werden.
[0017] Vorteilhaft ist es weiterhin, wenn die durch das Expertensystem ermittelten Einstellungen
zur Steuerung der Abzugsvorrichtung zumindest einen Zeitpunkt des Beginns, die Zeitdauer
des Antreibens mit der reduzierten Abzugsgeschwindigkeit sowie die Höhe der reduzierten
Abzugsgeschwindigkeit umfassen. Ebenso ist es aber natürlich auch möglich, die Höhe
der Beschleunigung in der ersten und oder in der zweiten Beschleunigungsphase sowie
den Zeitpunkt des Beginns des Antreibens mit der reduzierten Abzugsgeschwindigkeit
vorzugeben, um die Abzugsvorrichtung zu steuern.
[0018] Nach einer Weiterbildung des Verfahrens ist es vorteilhaft, wenn die Einstellungen
weiterhin die Höhe einer Beschleunigung zum Erreichen der Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit
und/oder der Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit umfassen. Die Abzugsvorrichtung kann somit
sehr exakt in Bezug auf die Faserspeisung gesteuert werden, so dass ein besonders
gleichmäßiger Ansetzer erzeugt werden kann.
[0019] Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn die Einstellungen zur Steuerung der Abzugsvorrichtung
in Abhängigkeit von einer Materialart eines zu verspinnenden Fasermaterials und/oder
der Garnfeinheit des Fadens durch das Expertensystem ermittelt werden. Es hat sich
gezeigt, dass sowohl die Länge als auch die Ausprägung von Dick- und Dünnstellen teilweise
auch stark von diesen Faktoren abhängig sind. Es können somit sowohl der Beginn als
auch die Zeitdauer des Antreibens mit der reduzierten Abzugsgeschwindigkeit sowie
die Höhe der reduzierten Abzugsgeschwindigkeit auf die Materialart und den Garncharakter
des jeweils erzeugten Garns abgestimmt werden.
[0020] Dabei werden nach einer ersten Ausführung des Verfahrens die Einstellungen zur Steuerung
der Abzugsvorrichtung durch das Expertensystem auf Basis der eingegebenen und der
hinterlegten Daten berechnet.
[0021] Nach einer anderen Ausführung des Verfahrens ist es vorteilhaft, wenn in der Steuervorrichtung
mehrere Funktionskurven für die Steuerung der Abzugsvorrichtung hinterlegt sind. Die
Funktionskurven geben dabei keine einzelnen Zeitpunkte oder Zeitdauern, sondern einen
Verlauf der Abzugsgeschwindigkeit über die Zeit vor. Das Expertensystem ermittelt
dann geeignete Einstellungen zur Steuerung der Abzugsvorrichtung, indem es in Abhängigkeit
von dem berechneten Zeitpunkt des Auftretens der wenigstens einen Dünnstelle eine
geeignete Funktionskurve auswählt. Auch dabei ist es möglich, verschiedenen Materialarten
und/oder verschiedenen Garncharakteren eine oder mehrere Funktionskurven zuzuordnen,
so dass die Auswahl einer geeigneten Funktionskurve in Abhängigkeit von der Materialart
und/oder von dem Garncharakter erfolgen kann. Es kann somit trotz der Steuerung der
Abzugsvorrichtung entlang einer vorgegebenen Funktionskurve eine gute Dünnstellenkompensation
erzielt werden.
[0022] Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn bei der Berechnung des Zeitpunkts des Auftretens
der zumindest einen Dünnstelle das Spinnelement betreffende, aktuelle Spinnbetriebsdaten,
insbesondere ein Rotorumfang, berücksichtigt werden. Da die erste und die zweite Dünnstelle
jeweils an charakteristischen Stellen im Ansetzer auftreten, ist hierdurch eine besonders
gute Vorausberechnung des Zeitpunkts des Auftretens von Dünnstellen möglich.
[0023] Daneben ist es vorteilhaft, wenn die durch das Expertensystem ermittelten Einstellungen
zur Steuerung der Speisevorrichtung zumindest die Drehrichtung und den zeitlichen
Beginn sowie das zeitliche Ende von Beschleunigungen der Speisevorrichtung umfassen.
Diese Einstellungen werden bei der Berechnung der zumindest einen Dünnstelle im Ansetzer
berücksichtigt. In Verbindung mit den in die Steuervorrichtung eingegebenen, aktuellen
Spinnbetriebsdaten sowie den Ansetzerdaten können Dünnstellen exakt vorausberechnet
werden und der Fadenabzug entsprechend gesteuert werden.
[0024] Bei der Vorrichtung zum Anspinnen eines Fadens ist es weiterhin noch vorteilhaft,
wenn der Antrieb der Abzugsvorrichtung als Schrittmotor ausgebildet ist. Dieser kann
in engen zeitlichen Schritten genau positioniert werden, wodurch die Genauigkeit der
Fasermenge im Spinnrotor bzw. im Ansetzer noch weiter verbessert werden kann. Die
Abzugsvorrichtung kann dabei sowohl eine temporäre Abzugsvorrichtung einer verfahrbaren
Wartungseinrichtung sein als auch eine stationär an der Spinnstelle angeordnete Abzugsvorrichtung.
Es ist jedoch ebenso möglich, den Antrieb der Abzugsvorrichtung mit einem entsprechend
gesteuerten Gleichstrommotor auszuführen.
[0025] Weitere Vorteile der Erfindung werden anhand der nachfolgend dargestellten Ausführungsbeispiele
beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Schnittdarstellung einer Spinnvorrichtung einer Ofifenendspinnmaschine,
- Figur 2
- eine schematische Darstellung eines Verfahrens zum Anspinnen eines Fadens gemäß dem
Stand der Technik,
- Figur 3
- eine schematische Darstellung einer Steuervorrichtung mit einem Expertensystem,
- Figur 4
- eine schematische Darstellung eines Verfahrens zum Anspinnen, bei welchem der Zeitpunkt
des Auftretens einer Dünnstelle berechnet wird, sowie
- Figur 5
- eine weitere Ausführung eines Verfahrens zum Anspinnen eines Fadens, bei welchem der
Zeitpunkt des Auftretens zweier Dünnstellen berechnet wird.
[0026] Figur 1 zeigt eine schematische Schnittdarstellung einer Offenendspinnvorrichtung
1. Die Spinnvorrichtung 1 weist dabei in üblicher Weise eine Speisevorrichtung 4 auf,
welche der Spinnvorrichtung 1 ein zu verspinnendes Fasermaterial 5 über eine Auflösevorrichtung
10 zuführt. Von der Auflösevorrichtung 10 gelangt das nun in seine Einzelfasern aufgelöste
Fasermaterial 5 in das als Offenendspinnrotor ausgebildete Spinnelement 2, wo sich
die Fasern aufgrund der Rotation des Spinnelements 2 in Form eines Faserringes ablegen
und von dort aus in den bereits gesponnenen und aus dem Spinnelement 2 abgezogenen
Faden 3 eingebunden werden. Der ersponnene Faden 3 wird schließlich über eine Abzugsvorrichtung
6 abgezogen und mittels einer Spulvorrichtung 11 auf eine Spule 15 gewickelt. Die
Offenendspinnvorrichtung 1 weist weiterhin eine Steuervorrichtung 8 auf, welche mit
den einzelnen Aggregaten 2, 4, 6, 10, 11 sowie einer Fadenrückliefervorrichtung 7
über Steuerleitungen (punktiert dargestellte Linien) verbunden ist. Über die Steuerleitungen
kann die Steuervorrichtung 8 Steuersignale an die einzelnen Aggregate 2, 4, 6, 7,
10, 11 sowie gegebenenfalls weitere Aggregate senden und umgekehrt Sensordaten und
Betriebsdaten von diesen erhalten. Die Steuervorrichtung 8 kann dabei sowohl eine
spinnstelleneigene Steuervorrichtung 8 sein als auch eine zentrale Steuervorrichtung
8 der Spinnmaschine oder eine Steuervorrichtung einer verfahrbaren Wartungseinrichtung.
Dabei ist es auch möglich, dass mehrere Steuervorrichtungen 8 der Offenendspinnvorrichtung
1, der Spinnmaschine oder einer Sektion der Spinnmaschine wie eine Steuervorrichtung
8 einer verfahrbaren Wartungseinrichtung zusammenarbeiten.
[0027] Kommt es zu einer Unterbrechung des Spinnprozesses, so ist es erforderlich, das spulenseitige
Fadenende 3' wieder in die Offenendspinnvorrichtung 1 bzw. in das Spinnelement 2 zurück
zu fördern, um die Garnunterbrechung durch Bildung eines Ansetzers zu beheben und
den Spinnprozess wieder starten zu können. Hierfür ist die Fadenrückliefervorrichtung
7 vorgesehen, welche das Fadenende 3' in Pfeilrichtung in das Spinnelement 2 zurückfördert.
Das Ansetzen kann dabei sowohl durch spinnenstelleneigene Handhabungsvorrichtungen
als auch durch eine verfahrbare Wartungseinrichtung erfolgen. Entsprechend kann die
Fadenrückliefervorrichtung 7 als spinnstelleneigene Fadenrückliefervorrichtung 7 vorgesehen
sein oder in einer Wartungseinrichtung angeordnet sein. Ebenso kann der Fadenabzug
während des Anspinnprozesses durch eine Abzugsvorrichtung 6 einer verfahrbaren Wartungseinrichtung
oder, wie vorliegend dargestellt, durch die Abzugsvorrichtung 6 der Spinnvorrichtung
1 abgezogen werden.
[0028] Bei der Bildung eines Ansetzers besteht stets die Schwierigkeit, die zunächst stehenden
Aggregate 2, 4, 6, 10, 11 aus dem Stillstand aufeinander abgestimmt zu beschleunigen,
um einen erneuten Fadenbruch während des Anspinnvorgangs zu vermeiden und qualitativ
hochwertige Ansetzer erzeugen zu können. Der Anspinnvorgang erfolgt daher bei gegenüber
den Betriebsdrehzahlen verringerten Drehzahlen der Aggregate 2, 4, 6, 10, 11, wobei
diese durch die Steuervorrichtung 8 gesteuert hochgefahren werden. Während des Anspinnvorgangs
werden daher zumindest Einstellungen ES zur Steuerung der Speisevorrichtung 4 sowie
Einstellungen EA zur Steuerung der Abzugsvorrichtung von der Steuervorrichtung 8 an
die Speisevorrichtung 4 und die Abzugsvorrichtung 6 übermittelt.
[0029] Der zeitliche Ablauf eines solchen Anspinnvorgangs nach dem Stand der Technik wird
nun anhand der Figur 2 beschrieben. Dabei ist auf der Rechtsachse die Zeit t aufgetragen,
während auf der Hochachse die Speisegeschwindigkeit vS sowie die Abzugsgeschwindigkeit
vA aufgetragen sind. Weiterhin repräsentiert die durchgezogene Linie den Verlauf der
Speisegeschwindigkeit vS über die Zeit, während die gestrichelt dargestellte Linie
den Verlauf der Abzugsgeschwindigkeit vA über die Zeit darstellt. Der Zeitpunkt t0
repräsentiert weiterhin in der vorliegenden Darstellung den Zeitpunkt des eigentlichen
Anspinnens, nämlich den Abwurf des Fadenendes 3', in das Spinnelement 2. Wie der Figur
2 entnehmbar, beginnt die Faserspeisung bereits einige Zeit vor dem Fadenabwurf t0,
so dass sich die Einzelfasern in der Fasersammelrille des Spinnelements 2 sammeln
können und dort einen Faserring aufbauen. Die Speisevorrichtung 4 wird dabei zunächst
mit einer erhöhten Vorspeisegeschwindigkeit vVS betrieben, um den Faserring schnell
aufbauen zu können und anschließend auf eine Anspinn-Speisegeschwindigkeit vAS reduziert.
Mit dem Zeitpunkt t3 ist weiterhin das Einsetzen des Fadenabzugs markiert, wobei die
Abzugsgeschwindigkeit vA allmählich bis auf eine Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit vAA
gesteigert wird. Erst nach dem erfolgten Anspinnen werden schließlich die Aggregate
2, 4, 6, 10, 11 auf ihre Betriebsgeschwindigkeit beschleunigt, was in Figur 3 jedoch
nicht mehr dargestellt ist. Markiert sind lediglich die Höhe der Betriebs-Speisegeschwindigkeit
vBS sowie die Höhe der Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit vBA, welche über der Anspinn-Speisegeschwindigkeit
vAS und über der Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit vAA liegen.
[0030] Wie der Figur 2 weiterhin entnehmbar, wird dabei die Speisegeschwindigkeit vS stufenweise
von der Vorspeisegeschwindigkeit vVS auf die Anspinn-Speisegeschwindigkeit vAS reduziert.
Hierdurch soll im Stand der Technik die Fasermenge im Spinnrotor reguliert werden,
um die stets an charakteristischen Stellen im Ansetzer auftretenden Dick- und Dünnstellen
kompensieren zu können. Eine erste Dünnstelle bildet sich stets im Anschluss an den
Überlappungsbereich des rückgelieferten Fadenendes 3' mit dem sich im Spinnelement
2 befindenden Faserring aus. Weiterhin tritt eine zweite Dünnstelle stets im Anschluss
an die Einbindestelle eines solchen Faserringes auf. Es hat sich jedoch gezeigt, das
trotz der stufenweisen Reduzierung der Speisegeschwindigkeit vS noch immer Dünnstellen
erheblicher Ausprägung auftreten können, welche die Festigkeit des Fadens 3 stark
beeinträchtigen können und sowohl während des Anspinnvorgangs selbst als auch bei
der Weiterverarbeitung Fadenbrüche und andere Probleme hervorrufen können.
[0031] Vorliegend ist daher vorgesehen, durch ein Expertensystem 9 zumindest den Zeitpunkt
t1, t2 des Auftretens zumindest einer Dünnstelle im Ansetzer möglichst genau voraus
zu berechnen. Zudem erfolgt eine Regulierung der sich im Spinnelement 2 bzw. im Ansetzer
befindlichen Fasermenge nun nicht mehr oder nicht mehr nur nur wie im Stand der Technik
durch eine Regulierung der Speisegeschwindigkeit vS, sondern es wird vielmehr die
Abzugsgeschwindigkeit vA der Abzugsvorrichtung 6 derart gesteuert, dass zumindest
eine der Dünnstellen zumindest teilweise kompensiert wird.
[0032] Eine schematische Darstellung des Expertensystems 9 ist in der Figur 3 gezeigt. Das
Expertensystem 9 ist der Steuerungsvorrichtung 8 zugeordnet oder Bestandteil derselben.
Die Steuervorrichtung 8 beinhaltet weiterhin eine Eingabevorrichtung 14, mittels welcher
ein Bediener aktuelle Spinnbetriebsdaten DS sowie die Erzeugung des gewünschten Ansetzers
betreffende Ansetzerdaten DA eingeben kann. Die Spinnbetriebsdaten DS beinhalten dabei
sowohl Betriebsdaten der Spinnvorrichtung selbst, wie beispielsweise Ausführung und
Drehzahlen bestimmter Aggregate, als auch die jeweilige Applikation betreffende Daten
wie beispielsweise das Fasermaterial, die Garnfeinheit und weitere das Garn betreffende
Daten. Wie der Figur entnehmbar, ist es jedoch nicht unbedingt erforderlich, diese
Daten durch eine Bedienperson über die Eingabevorrichtung 16 einzugeben. Ebenso ist
es möglich, dass das Expertensystem 9 die Spinnbetriebsdaten DS direkt von der Steuervorrichtung
8 teilweise oder auch vollständig erhält. Sofern insbesondere die die jeweilige Applikation
betreffenden Daten zu Beginn des Spinnprozesses in die Steuervorrichtung 8 eingegeben
wurden, ist es auch möglich, dass das Expertensystem 9 die Ansetzerdaten DA selbstständig
berechnet.
[0033] In dem Expertensystem 9 sind weiterhin eine Vielzahl von empirischen Daten DE hinterlegt,
welche beispielsweise verschiedenen Materialarten und/oder verschiedenen Garncharakteristiken
und/oder verschiedenen Betriebsdaten der Spinnvorrichtung zugeordnet sind. Das Expertensystem
9 beinhaltet weiterhin eine Vielzahl von Berechnungsformeln F, mittels welcher die
Spinnbetriebsdaten DS, die Ansetzerdaten DA sowie die empirischen Daten DE, gegebenenfalls
nach einer Verarbeitung, miteinander verknüpft werden können, um daraus geeignete
Einstellungen ES für die Steuerung der Speisevorrichtung sowie Einstellungen EA für
die Steuerung der Abzugsvorrichtung berechnen oder ermitteln zu können.
[0034] Nach vorliegendem Beispiel werden dabei zunächst geeignete Einstellungen ES für die
Speisevorrichtung 4 berechnet. Mittels der Einstellungen ES sowie den Spinnbetriebsdaten
DS, den Ansetzerdaten DA und den empirischen Daten DE ist es dem Expertensystem 9
nun möglich, den Zeitpunkt des Auftretens einer Dünnstelle sehr genau voraus zu berechnen.
Vorliegend wird sowohl der Zeitpunkt t1 des Auftretens der ersten Dünnstelle als auch
der Zeitpunkt t2 des Auftretens der zweiten Dünnstelle berechnet und darauf basierend
die Einstellungen EA zur Steuerung der Abzugsvorrichtung 6 erzeugt. Es ist dabei nicht
unbedingt erforderlich, alle Daten und Einstellungen DS, DA, DE und ES für die Berechnung
der Dünnstellen heranzuziehen, auch wenn natürlich unter Verwendung mehrerer Daten
eine exaktere Berechnung des Auftretens der Dünnstellen erfolgen kann. Vorteilhaft
ist es in jedem Falle, wenn zur Berechnung der Dünnstellen zumindest ein Rotorumfang
des Spinnelements 2, die Einstellungen ES zur Steuerung der Speisevorrichtung 4 sowie
die Materialart und die Garnfeinheit des erzeugten Fadens 3 herangezogen werden. Ebenso
ist bei der Berechnung der Einstellungen EA für die Steuerung der Abzugsvorrichtung
6 vorzugsweise die Materialart und die Garnfeinheit des Fadens zu berücksichtigen.
[0035] Im Gegensatz zu der bisher durchgeführten Kompensation von Dünnstellen, welche lediglich
auf Erfahrungswerten beruhte und somit großen Schwankungen unterworfen war, kann nun
der Zeitpunkt des Auftretens einer Dünnstelle durch das Expertensystem unter Heranziehung
der Einstellungen ES zur Steuerung der Speisevorrichtung 4 genau vorausberechnet werden.
Dies ermöglicht wiederum eine exakte Einstellung der Fasermenge im Ansetzer. Es hat
sich dabei gezeigt, dass diese Fasermenge durch eine entsprechende Steuerung der Abzugsgeschwindigkeit
vA wesentlich genauer eingestellt werden kann als durch eine Steuerung der Speisegeschwindigkeit
vS.
[0036] Figur 4 zeigt nun schematisch einen Anspinnprozess, bei welchem der Zeitpunkt t1,
t2 des Auftretens von Dünnstellen vorausberechnet wurde und darauf basierend die Abzugsvorrichtung
6 mit den zuvor beschriebenen Einstellungen EA angesteuert wird. Die Art der Darstellung
entspricht dabei der zu Figur 2 beschriebenen, so dass im Folgenden lediglich noch
auf die Unterschiede zur Figur 2 eingegangen wird. Wie der Figur 4 entnehmbar, ist
der durch das Expertensystem 9 berechnete Zeitpunkt t1 des Auftretens einer Dünnstelle,
vorliegend der ersten Dünnstelle, auf der Zeitachse t aufgetragen. Die Einstellungen
EA für die Steuerung der Abzugsvorrichtung 6 werden nun so berechnet, dass die Abzugsvorrichtung
6 vorauseilend zu dem Zeitpunkt t1 mit einer gegenüber der Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit
vAA reduzierten Abzugsgeschwindigkeit VAr1 angetrieben wird. Durch die Reduzierung
der Abzugsgeschwindigkeit vA wird die Fasermenge im Ansetzer vorübergehend erhöht.
[0037] Nach vorliegendem Beispiel wird die Abzugsvorrichtung 6 beginnend mit dem Zeitpunkt
t4 für eine vorbestimmte Zeitdauer Δt1 mit der reduzierten Abzugsgeschwindigkeit VAr1
betrieben und erst zum Zeitpunkt t5 weiter beschleunigt, bis sie die Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit
vAA erreicht. Der Zeitpunkt t4 des Beginn des Abtreibens mit der ersten reduzierten
Abzugsgeschwindigkeit VAr1 sowie die Zeitdauer Δt1 und die Höhe der ersten Abzugsgeschwindigkeit
VAr1 werden dabei durch das Expertensystem 9 als Einstellungen EA berechnet. Es ergibt
sich somit eine Abzugsfunktion (gestrichelte Linie), bei welcher die Abzugsvorrichtung
6 in einer ersten Beschleunigungsphase 12a auf die reduzierte Abzugsgeschwindigkeit
VAr1 beschleunigt wird und erst nach Ablauf der Zeitdauer Δt1 in einer weiteren Beschleunigungsphase
12 auf die Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit vAA beschleunigt wird.
[0038] Abweichend von der hier gezeigten Darstellung, bei welcher die reduzierte Abzugsgeschwindigkeit
VAr1 über die Zeitdauer Δt1 konstant gehalten wird, ist es auch möglich, die reduzierte
Abzugsgeschwindigkeit VAr1 über die Zeitdauer Δt1 innerhalb eines bestimmten Toleranzbereiches
T um die berechnete Abzugsgeschwindigkeit VAr1 zu halten. Dabei ist es auch möglich,
dass das Expertensystem 9 einen Verlauf, beispielsweise einen ansteigenden oder auch
abfallenden Verlauf, der reduzierten Abzugsgeschwindigkeit VAr1 über die Zeitdauer
Δt1 als Einstellung je vorgibt.
[0039] Weiterhin ist es abweichend von der gezeigten Darstellung natürlich auch möglich,
anstelle einer Kompensation der ersten Dünnstelle eine Kompensation der zweiten Dünnstelle
anzustreben. Der Zeitpunkt t1 würde sich in diesem Fall auf den Zeitpunkt des Auftretens
der zweiten Dünnstelle beziehen und wäre entsprechend auf der Zeitachse t etwas nach
rechts verschoben.
[0040] Figur 5 zeigt weiterhin ein Verfahren zum Anspinnen eines Fadens, bei welchem ein
Ausgleich sowohl der ersten Dünnstelle als auch der zweiten Dünnstelle durchgeführt
wird. Im Unterschied zur Darstellung der Figur 4 wird die Abzugsvorrichtung 6 nach
der ersten vorbestimmten Zeitdauer Δt1 in einer zweiten Beschleunigungsphase 12b wiederum
voreilend zu dem Zeitpunkt des Auftretens der zweiten Dünnstelle, welcher vorliegend
mit t2 bezeichnet ist, auf eine zweite vorbestimmte reduzierte Abzugsgeschwindigkeit
VAr2 beschleunigt und vom Zeitpunkt t6 an beginnend für eine zweite, vorbestimmte
Zeitdauer Δt2 bis zum Zeitpunkt t7 auf dieser konstant gehalten. Dabei werden wiederum
zumindest der Zeitpunkt t6 des Beginns des Antreibens mit der zweiten reduzierten
Abzugsgeschwindigkeit VAr2 sowie die Zeitdauer Δt2 und die Höhe der zweiten Abzugsgeschwindigkeit
VAr2 als Einstellungen EA durch das Expertensystem 9 berechnet. In einer weiteren
Beschleunigungsphase 12 nach Ablauf der Zeitdauer Δt2 wird dann wiederum die Abzugsvorrichtung
6 auf die Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit vAA beschleunigt.
[0041] Selbstverständlich ist es auch bei einer derartigen Abzugsfunktion möglich, wiederum
einen Toleranzbereich T sowohl für die erste Abzugsgeschwindigkeit VAr1 als auch für
die zweite Abzugsgeschwindigkeit VAr2 festzulegen und die Abzugsvorrichtung 6 für
die Zeitdauer Δt1, Δt2 jeweils innerhalb dieses Toleranzbereiches T zu betreiben,
wobei wiederum auch ein Verlauf für die reduzierte Abzugsgeschwindigkeit VAr1 und/oder
für die reduzierte Abzugsgeschwindigkeit VAr2 vorgegeben werden kann.
[0042] Besonders vorteilhaft ist es bei der Durchführung des Verfahrens, wenn durch das
Expertensystem zumindest die Knickpunkte der Abzugsfunktion (gestrichelte Linie),
welche jeweils durch die Zeiten t4, t5, t6 und t7 bestimmt werden, sowie die Steigungen,
welche jeweils die Beschleunigung der Abzugsvorrichtung 6 repräsentieren, als Einstellungen
EA für die Steuerung der Abzugsvorrichtung 6 berechnet werden und mittels der berechneten
Einstellungen EA die Abzugsvorrichtung 6 angetrieben wird.
[0043] Alternativ dazu ist es jedoch auch denkbar, in der Steuervorrichtung eine Vielzahl
von auf empirischer Basis ermittelter Funktionskurven für die Steuerung der Abzugsvorrichtung
6 zu hinterlegen, welche wiederum verschiedenen Materialarten und verschiedenen Zeitpunkten
t1, t2 bereichsweise zugeordnet sind. Wie zuvor beschrieben, berechnet das Expertensystem
9 auf Basis der Daten DS, DA, DE und ES wiederum den oder die Zeitpunkte t1, t2 des
Auftretens von Dünnstellen und wählt darauf basierend eine geeignete Funktionskurve
aus, nach welcher die Abzugsvorrichtung 6 dann angetrieben wird.
[0044] Die Abzugsgeschwindigkeit kann aufgrund der vorausberechneten Zeitpunkte t1, t2 von
Dünnstellen sehr genau eingestellt werden. Dabei hat sich gezeigt, dass im Gegensatz
zu einer Ansteuerung der Speisevorrichtung durch die Regulierung des Fadenabzugs eine
sehr genauere und direktere Regulierung der Fasermenge im Ansetzer möglich ist. Die
auftretenden Dünnstellen können somit nahezu vollständig kompensiert werden und erneute
Fadenbrüche können vermieden werden.
[0045] Die Erfindung ist nicht auf die dargestellten Ausführungsbeispiele beschränkt. Abwandlungen
und Kombinationen im Rahmen der Patentansprüche Fällen ebenfalls unter die Erfindung.
Bezugszeichenliste
[0046]
- 1
- Offenend-Spinnvorrichtung
- 2
- Spinnelement
- 3
- Faden
3' Fadenende
- 4
- Speisevorrichtung
- 5
- Fasermaterial
- 6
- Abzugsvorrichtung
- 7
- Fadenrückliefervorrichtung
- 8
- Steuervorrichtung
- 9
- Expertensystem
- 10
- Auflösevorrichtung
- 11
- Spulvorrichtung
- 12
- Beschleunigungsphase
12a erste Beschleunigungsphase
12b zweite Beschleunigungsphase
- 13
- Toleranzbereich
- 14
- Eingabevorrichtung
- 15
- Spule
- DE
- empirische Daten
- F
- Berechnungsformel
- DS
- Spinnbetriebsdaten
- DA
- Ansetzerdaten
- ES
- Einstellungen für Steuerung der Speisevorrichtung
- EA
- Einstellungen für Steuerung der Abzugsvorrichtung
- t0
- Zeitpunkt des Fadenabwurfs
- t1
- Zeitpunkt des Auftretens einer Dünnstelle
- t2
- Zeitpunkt des Auftretens einer weiteren Dünnstelle
- t3
- Zeitpunkt des Einsetzens des Fadenabzugs
- t4
- Beginn des Antreibens mit der ersten Abzugsgeschwindigkeit vAr1
- t5
- Ende des Antreibens mit der ersten Abzugsgeschwindigkeit vAr1
- Δt1
- erste, vorbestimmte Zeitdauer
- t6
- Beginn des Antreibens mit der zweiten Abzugsgeschwindigkeit vAr2
- t7
- Ende des Antreibens mit der ersten Abzugsgeschwindigkeit vAr2
- Δt2
- zweite, vorbestimmte Zeitdauer
- vA
- Abzugsgeschwindigkeit der Abzugsvorrichtung
- vBA
- Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit
- vAA
- Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit
- vAr1
- erste reduzierte Abzugsgeschwindigkeit
- vAr2
- zweite reduzierte Abzugsgeschwindigkeit
- T
- Toleranzbereich
- vS
- Speisegeschwindigkeit
- vBS
- Betriebs-Speisegeschwindigkeit
- vAS
- Anspinn-Speisegeschwindigkeit
- vVS
- Vorspeise-Geschwindigkeit
1. Verfahren zum Anspinnen eines Fadens (3) in einer ein Spinnelement (2) aufweisenden
Offenend-Spinnvorrichtung (1) mittels eines Expertensystems (9), bei welchem zur Bildung
eines Ansetzers dem Spinnelement (2) mittels einer Speisevorrichtung (4) ein zu verspinnendes
Fasermaterial (5) zugeführt, ein Fadenende (3') in das Spinnelement (2) rückgeliefert
wird und der neu angesponnene Faden (3) mittels einer Abzugsvorrichtung (6) abgezogen
wird, wobei zumindest die Speisevorrichtung (4) und die Abzugsvorrichtung (6) durch
eine Steuervorrichtung (8) der Offenend-Spinnvorrichtung (1) gesteuert werden und
wobei Einstellungen (ES, EA) zur Steuerung der Speisevorrichtung (4) und der Abzugsvorrichtung
(6) durch das Expertensystem (9) aus in der Steuervorrichtung (8) hinterlegten, empirischen
Daten (DE) sowie aus in die Steuervorrichtung (8) eingegebenen, aktuellen Spinnbetriebsdaten
(DS) und Ansetzerdaten (DA) ermittelt werden, dadurch gekennzeichnet, dass durch das Expertensystem (9) zumindest ein Zeitpunkt (t1, t2) des Auftretens zumindest
einer Dünnstelle, insbesondere einer ersten und/oder einer zweiten Dünnstelle im Ansetzer,
vorausberechnet wird und der/die berechnete(n) Zeitpunkt(e) (t1, t2) zur Ermittlung
der Einstellungen (EA) zur Steuerung der Abzugsvorrichtung (6) herangezogen werden,
wobei mittels der ermittelten Einstellungen (EA) eine Abzugsgeschwindigkeit (vA) der
Abzugsvorrichtung (6) derart gesteuert wird, dass die zumindest eine Dünnstelle, insbesondere
die erste und/oder die zweite Dünnstelle, zumindest teilweise kompensiert wird.
2. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Abzugsvorrichtung (6) durch die Steuervorrichtung (8) voreilend zu oder spätestens
zu dem Zeitpunkt (t1, t2) des Auftretens der wenigstens einen Dünnstelle mit einer
gegenüber einer Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit (vBA) und/oder gegenüber einer Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit
(vAA) reduzierten Abzugsgeschwindigkeit (vAr1, vAr2) angetrieben wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Rückliefern des Fadenendes (3') die Abzugsvorrichtung (6) zunächst auf eine
gegenüber einer Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit (vBA) reduzierte Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit
(vAA) beschleunigt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Abzugsvorrichtung (6) vor dem Erreichen der Anspinn- Abzugsgeschwindigkeit (vAA)
und/oder vor dem Erreichen der Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit (vBA) zunächst in einer
ersten Beschleunigungsphase (12a) auf eine vorbestimmte, erste reduzierte Abzugsgeschwindigkeit
(vAr1) beschleunigt wird und anschließend für eine erste, vorbestimmte Zeitdauer (Δt1)
mit der ersten Abzugsgeschwindigkeit (vAr1) angetrieben wird oder für eine erste,
vorbestimmte Zeitdauer (Δt1) in einem engen Toleranzbereich (T) von max. ±40%, vorzugsweise
max. ±30%, besonders bevorzugt max. ±20% der ersten Abzugsgeschwindigkeit (vAr1) angetrieben
wird.
5. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Abzugsvorrichtung (6) nach der ersten, vorbestimmten Zeitdauer (Δt1) und vor
dem Erreichen der Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit (vAA) und/oder vor dem Erreichen der
Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit (vBA) in einer zweiten Beschleunigungsphase (12b) auf
eine vorbestimmte, zweite reduzierte Abzugsgeschwindigkeit (vAr2) beschleunigt wird
und anschließend für eine zweite, vorbestimmte Zeitdauer (Δt2)mit der zweiten Abzugsgeschwindigkeit
(vAr2) angetrieben wird oder für eine zweite, vorbestimmte Zeitdauer (Δt2)in einem
engen Toleranzbereich (T) von max. ±40%, vorzugsweise max. ±30%, besonders bevorzugt
max. ±20% der zweiten, reduzierten Abzugsgeschwindigkeit (vAr2) angetrieben wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in der Steuervorrichtung (8) mehrere Funktionskurven für die Steuerung der Abzugsvorrichtung
(6) hinterlegt sind und dass das Expertensystem (9) in Abhängigkeit von dem berechneten
Zeitpunkt (t1, t2) des Auftretens der wenigstens einen Dünnstelle eine geeignete Funktionskurve
zur Steuerung der Abzugsvorrichtung (6) ermittelt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die durch das Expertensystem (9) ermittelten Einstellungen (EA) zur Steuerung der
Abzugsvorrichtung (6) zumindest einen Zeitpunkt des Beginns (t4, t6), die Zeitdauer
(Δt1, Δt2) des Antreibens mit der reduzierten Abzugsgeschwindigkeit (vAr1, vAr2) sowie
die Höhe der reduzierten Abzugsgeschwindigkeit (vAr1, vAr2) umfassen.
8. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Einstellungen (EA) weiterhin die Höhe einer Beschleunigung zum Erreichen der
Anspinn-Abzugsgeschwindigkeit (vAA) und/oder der Betriebs-Abzugsgeschwindigkeit (vBA)
umfassen.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einstellungen (EA) zur Steuerung der Abzugsvorrichtung (6) in Abhängigkeit von
einer Materialart eines zu verspinnenden Fasermaterials (5) und/oder einer Garnfeinheit
des Fadens (3) durch das Expertensystem (9) ermittelt werden.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Berechnung der zumindest einen Dünnstelle das Spinnelement (2) betreffende,
aktuelle Spinnbetriebsdaten (DS), insbesondere ein Rotorumfang, berücksichtigt werden.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die durch das Expertensystem (9) ermittelten Einstellungen (ES) zur Steuerung der
Speisevorrichtung (4) zumindest die Drehrichtung und den zeitlichen Beginn sowie das
zeitliche Ende von Beschleunigungen der Speisevorrichtung umfassen, und dass diese
Einstellungen (ES) bei der Berechnung der zumindest einen Dünnstelle, insbesondere
der ersten und/oder der zweiten Dünnstelle, im Ansetzer berücksichtigt werden.
12. Vorrichtung zum Anspinnen eines Fadens (3) in einer ein Spinnelement (2) aufweisenden
Offenend-Spinnvorrichtung (1), mit einer Vielzahl von am Anspinnvorgang beteiligten
Aggregaten (2, 4, 6, 7, 10, 11) zur Bildung eines Ansetzers, unter ihnen wenigstens
eine Speisevorrichtung (4) zum Zuführen eines Fasermaterials, eine Fadenrückliefervorrichtung
(7) und eine Abzugsvorrichtung (6) zum Abziehen des neu angesponnenen Fadens (3),
wobei die Vorrichtung eine Steuervorrichtung (8) mit einem Expertensystem (9) aufweist
und wobei Einstellungen (EA, ES) zur Steuerung der Speisevorrichtung (4) und der Abzugsvorrichtung
(6) durch das Expertensystem (9) ermittelbar sind und zumindest die Speisevorrichtung
(4) und die Abzugsvorrichtung (6) durch die Steuervorrichtung (8) entsprechend der
ermittelten Einstellungen (EA, EA) steuerbar sind, insbesondere zur Durchführung des
Verfahrens nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass durch das Expertensystem (9) der Zeitpunkt (t1, t2) des Auftretens wenigstens einer
Dünnstelle, insbesondere einer ersten und/oder einer zweiten Dünnstelle, im Ansetzer
vorausberechenbar ist und eine Abzugsgeschwindigkeit (vA) der Abzugsvorrichtung (6)
derart steuerbar ist, dass die wenigstens eine Dünnstelle zumindest teilweise kompensiert
wird.
13. Vorrichtung zum Anspinnen eines Fadens (3) nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb der Abzugsvorrichtung (6) als Schrittmotor ausgebildet ist.