[0001] Die Erfindung betrifft eine Montagehilfskonstruktion für eine mehrkomponentige Tragkonstruktion
zur Schaffung von Lastfreiheit an einem bestimmten Tragkonstruktionselement. Die Schaffung
von Lastfreiheit an einem Element dient beispielsweise dazu, dieses auszutauschen
oder zu überarbeiten. Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Auswechseln
eines Tragkonstruktionselements.
Bei der Wartung und Reparatur von Freileitungsmasten für Hochspannungsleitungen, welche
Tragkonstruktionen im Sinne der Erfindung darstellen, sind infolge geänderter Belastungen
oder Beschädigungen Bestandteile des Mastes, beispielsweise dessen Eckstiele, auszutauschen
und zu erneuern.
[0002] Im Stand der Technik sind verschiedene Möglichkeiten bekannt und beschrieben, wie
die Traglast des Mastes so abgefangen wird, dass ein Austauschen oder Einbauen von
einzelnen Tragkonstruktionselementen eines Mastes möglich ist.
Ein Teil der Verfahren und die dazugehörigen Vorrichtungen beruhen darauf, den Tragmast
zu verlängern. Dabei wird der obere Abschnitt des Tragmastes angehoben und damit erhöht,
so dass am unteren Abschnitt Wartungsarbeiten durchgeführt werden können.
Ein übliches Verfahren zum Erhöhen des oberen Abschnittes des Mastes ist die Erhöhung
mittels eines Krans, der den Hochspannungsmast stabilisiert und durch Anheben des
oberen Abschnittes des Mastes die nötige Baufreiheit zum Wechseln von Bauteilen bereitstellt.
[0003] Ein solcher Kran ist allerdings windanfällig und hat einen großen Platzbedarf. Die
Arbeiten mit Hilfe eines Krans werden dabei grundsätzlich von dem Risiko begleitet,
dass der Mast durch Windböen schlingern kann und gegebenenfalls sogar zu Fall gebracht
wird. Eine Montage ist dadurch erheblich erschwert. Ein weiterer Nachteil ist, dass
der große Platzbedarf oft Genehmigungsverfahren für die Nutzung angrenzender Grundstücke
erfordert und darüber hinaus die Anlieferung eines Krans befestigte Wege voraussetzt,
deren Bau je nach Umgebung sehr aufwändig sein kann. Hinzu treten Nachteile bei großer
Masthöhe und durch gegebenenfalls erforderliche Netzabschaltung.
[0004] Eine weitere Möglichkeit, einen Tragmast zu erhöhen ohne auf einen Kran zurückgreifen
zu müssen ist in der
DE 43 01 467 A1 offenbart. Es wird ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Heben eines Freileitungsmastes
beschrieben. Als Ziel wird dabei die Erhöhung der Freileitungen angegeben, um einen
größeren Abstand zum Boden zu gewährleisten und somit Betriebsstörungen zu vermeiden
sowie Mensch und Natur weniger zu gefährden. Eine Hebevorrichtung erhöht den von seinem
Mastfuß getrennten und im Betrieb befindlichen Mast, so dass das Montieren eines vorbereiteten
Mastteils dazu führt, dass der gesamte Mast daraufhin länger ist und die Freileitungen
dementsprechend erhöht sind. Die Hebevorrichtung ist um den Mast herum aufgebaut,
so dass immer noch eine erhebliche zusätzliche Fläche durch die Hebevorrichtung beansprucht
wird und eine separate Gründung notwendig ist.
[0005] Weitere Vorrichtungen und Verfahren zum Erhöhen von Freileitungsmasten sind in der
DE 198 10 521 A1 sowie in der
DE 101 17 399 A1 offenbart. Beide Dokumente beschreiben eine Hebevorrichtung, die in mindestens zwei
Ebenen mit dem Freileitungsmast verbunden und innerhalb des Freileitungsmastes angeordnet
ist.
[0006] Dabei besteht die Hebevorrichtung, welche in der
DE 198 10 521 A1 offenbart ist, aus einem Montageturm und einem Heberahmen. Der obere Abschnitt des
Mastes wird mit Hilfe des vertikal verfahrbaren Heberahmens erhöht, so dass Arbeiten
am unteren Abschnitt des Mastes durchgeführt werden können.
[0007] In der
DE 101 17 399 A1 ist eine Vorrichtung beschrieben, die aus einem Zentralmast und einer Hebevorrichtung
besteht und welche ein Austauschen von Bauteilen des Freileitungsmastes im laufenden
Betrieb ermöglicht. Der Querschnitt des Zentralmastes ist quadratisch und das Fundament
ist ebenfalls innerhalb des Freileitungsmastes angeordnet.
[0008] Mit der Vorrichtung nach der
DE 101 17 399 A1 wird zwar das Problem des zusätzlichen Platzbedarfes gelöst, die großen und schweren
Hebevorrichtungen und der Zentralmast sind allerdings aufwändig zu transportieren
und können nicht ohne eigene Gründung aufgebaut werden. Die feststehenden Hebevorrichtungen
benötigen also ein eigenes Fundament, was in vielen Fällen Baugrunduntersuchungen
erforderlich macht.
Ein prinzipieller Nachteil der oben beschriebenen Verfahren und Vorrichtungen ist
die Tatsache, dass der obere Abschnitt des Mastes erhöht wird. Nach dem Beenden der
Wartungsarbeiten wird der obere Mastabschnitt dann wieder abgesenkt und am unteren
Mastabschnitt fixiert. Um diese erneute Fixierung vorzubereiten, ist häufig ein Aufdornen
der Fixieröffnungen notwendig. Dabei werden mit Hilfe von geeigneten Metalldornen,
welche in die Öffnungen eingebracht werden, dafür gesorgt, dass die Öffnungen übereinanderliegen
und eine Fixierung mittels Schrauben möglich wird. Dieses Aufdornen ist aufwändig
und kann gefährliche Mikrorisse hervorrufen. Es ist aber unabdingbar, da der obere
Mastabschnitt während des Anhebens und darauffolgenden Absenkens eine starke Lageveränderung
erfährt. Diese Methode ist geeignet für kleine und geringere Lasten sowie für Masten
mit erheblich reduzierten Windlasten.
[0009] Die Aufgabe der Erfindung besteht somit darin, eine kostengünstigere, sicherere und
konstruktiv einfachere Alternative zur Verfügung zu stellen, die den Austausch von
Elementen der Tragkonstruktion, wie Haupttraggliedern und insbesondere Eckstielen
ermöglicht.
[0010] Die Aufgabe wird durch einen Gegenstand mit den Merkmalen gemäß Patentanspruch 1
und ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß des selbstständigen Patentanspruchs 11 gelöst.
Weiterbildungen sind in den abhängigen Patentansprüchen angegeben.
[0011] Die Aufgabe der Erfindung wird insbesondere durch eine Montagehilfskonstruktion gelöst,
welche an einer mehrkomponentigen Tragkonstruktion Lastfreiheit an einem mittleren,
auszutauschenden Tragkonstruktionselement schafft.
Die Montagehilfskonstruktion umfasst mindestens ein Montagehilfskonstruktionselement
und ein Hubgetriebe, wobei das Montagehilfskonstruktionselement und das Hubgetriebe
seriell und lastübertragend miteinander verbunden sind. Des Weiteren ist die Montagehilfskonstruktion
derart ausgebildet, dass sie das mittlere Tragkonstruktionselement der Tragkonstruktion
überspannen kann und mit den benachbarten Tragkonstruktionselementen jeweils lastübertragend
verbunden werden kann.
[0012] Eine mehrkomponentige Tragkonstruktion im Sinne der Erfindung ist beispielsweise
ein Hochspannungsmast, ein Telefonmast oder auch eine andere Fachwerkskonstruktion
aus mehreren Elementen. Ein Tragkonstruktionselement ist dabei ein Element einer solchen
Tragkonstruktion, welches auch Traglast ableitet, also statisch relevant ist.
[0013] In diesem Zusammenhang sind unter der auf ein Bauteil wirkenden Traglast, Last oder
Belastung im Sinne der Erfindung die Summe beziehungsweise resultierende aller äußeren
Kräfte zu verstehen, die auf das Bauteil wirken.
[0014] Für eine Anwendung der Montagehilfskonstruktion zum Austausch von Tragkonstruktionselementen,
wie zum Beispiel von Eckstielen von Tragmasten, ist damit speziell die von oben oder
unten wirkende Belastung, also die von oben oder unten wirkende Druck- oder Zug-Kraft,
gemeint. Dementsprechend ist unter Lastfreiheit zu verstehen, dass die Kräfte, die
auf ein Bauteil wirken, sich aufheben oder die Summe der Kräfte wenigstens so stark
reduziert wird, dass das Tragkonstruktionselement bei geeigneten äußeren Umständen
ausgebaut werden kann, ohne dadurch merklich die Statik des Mastes zu verändern. Ungeeignete
äußere Umstände sind beispielsweise orkanartiger Wind, der zu unzulässigen Lasten
innerhalb der Tragkonstruktion führt. Um für eine Anwendung zum Ausbau eines Elementes
der Tragkonstruktion das Element oder das Bauteil ausbauen zu können, muss die Montagehilfskonstruktion
dementsprechend eine Gegenkraft schaffen, die zu einer Lastfreiheit des auszubauenden
Tragkonstruktionselementes führt.
[0015] Das auszutauschende Tragkonstruktionselement, dessen Lastfreiheit erreicht werden
soll, ist das von der Montagehilfskonstruktion überspannbare Bauelement und liegt
folglich als mittleres Tragkonstruktionselement zwischen zwei weiteren Elementen der
Tragkonstruktion. Die Montagehilfskonstruktion wird beidseits dieses mittleren Tragkonstruktionselementes
mit der Tragkonstruktion verbunden.
Für eine Anwendung der Montagehilfskonstruktion zum Austausch von Eckstielen an Masten
besteht der Mast aus einem unteren Mastabschnitt, was auch das Fundament beinhaltet,
einem sich darüber befindlichen überspannten Mastabschnitt, der das mittlere Tragkonstruktionselement
beinhaltet und einem sich darüber befindlichen oberen Mastabschnitt. Die Montagehilfskonstruktion
kann dann also am unteren und am oberen Mastabschnitt mit dem Mast verbunden werden.
Ein mittleres, auszutauschendes Tragkonstruktionselement kann insbesondere auch ein
nahe dem Fundament positionierter Eckstiel aus einem unteren Mastschuss eines Tragmastes
sein. Im Falle des Eckstiels am unteren Mastschuss wird die Montagehilfskonstruktion
am darunterliegenden Fundament, beziehungsweise am Mastfuß und am darüberliegenden
Mastschuss angebracht.
[0016] Unter einem Mastschuss wird ein Teilabschnitt eines Mastes verstanden. Dieser Teilabschnitt
des Mastes wird oft vormontiert, um langwierige, wetterabhängige Arbeiten in großer
Höhe zu vermeiden.
[0017] Die Montagehilfskonstruktion umfasst erfindungsgemäß wenigstens ein Montagehilfskonstruktionselement
und wenigstens ein Hubgetriebe. Diese beiden Bauteile müssen in Wirkrichtung seriell
und lastübertragend miteinander verbunden sein. Das bedeutet, dass das Montagehilfskonstruktionselement,
beispielsweise ein Montageeckstiel, und das Hubgetriebe so hintereinander angeordnet
sind, dass das Hubgetriebe auf das Montagehilfskonstruktionselement in Richtung der
Achse des Montagehilfskonstruktionselementes wirkt und somit die Verbindung aus Montagehilfskonstruktionselement
und Hubgetriebe durch das Ein- und Ausfahren des Hubgetriebes in der Länge veränderbar
ausgebildet ist. Für eine Anwendung der Erfindung beim Austausch von Elementen der
Tragkonstruktion, wie beispielsweise Eckstielen von Freileitungsmasten, ist eine Wirkrichtung
des Hubgetriebes mit zumindest auch vertikalem Anteil geeignet. Eine Montagehilfskonstruktion,
die eine Gegenkraft hervorruft, die entlang der Kraftrichtung wirkt, kann die Last
des Tragkonstruktionselementes übernehmen. Lastübertragend im Sinne der Erfindung
ist eine Verbindung zwischen zwei Bauteilen, wenn von einem der beiden Bauteile Last
auf das zweite Bauteil übertragen werden kann, also auch die Last von dem einen auf
das zweite Bauteil abgeleitet werden kann.
[0018] Hubgetriebe im Sinne der Erfindung sind alle Getriebe, welche einen Hub erzeugen.
Geeignet sind insbesondere mechanische Hubgetriebe, wie beispielsweise die Ausführung
als Spindelhubgetriebe, die eine sehr feine Einstellung ermöglichen und die sowohl
Zug- als auch Druckkräfte aufnehmen können. Es sind aber auch andere Getriebearten
nutzbar. Die Getriebe können pneumatisch oder hydraulisch konstruiert sein.
Besonders vorteilhaft ist eine Steuer- und Regeleinheit vorgesehen, welche die Hubgetriebe
automatisch einstellt, wodurch automatisiert die Lastfreiheit hergestellt werden kann.
Damit kann der Wechsel eines Tragkonstruktionselementes an einem Freileitungsmast
zusätzlich vereinfacht und Fehler vermieden werden.
[0019] Konzeptionsgemäß wird die Montagehilfskonstruktion wie ein Korsett um den Mast herum
unmittelbar an diesem angebracht, so dass die Montagehilfskonstruktion kein eigenes
Fundament benötigt. Die Montagehilfskonstruktion überspannt ein Element der Tragkonstruktion,
dessen Lastfreiheit erreicht werden soll, in Richtung der wirkenden Kraft beziehungsweise
der Last. Die Montagehilfskonstruktion ist am Mast derart angebracht, dass eine auf
das auszutauschende Tragkonstruktionselement wirkende Last abgeleitet oder abgefangen
wird.
Im Falle der Lastfreiheit des auszubauenden Bauteils wirkt eine Kraft vom oberhalb
befindlichen Abschnitt des Mastes über die Montagehilfskonstruktion auf den unteren
Teil des Mastes. Dies führt dazu, dass die vorher auf das auszubauende Bauteil wirkende
Kraft ausgeglichen wird.
[0020] Besonders vorteilhaft ist, dass beim Einsatz der Montagehilfskonstruktion ein Bewegen
des oberen Teils des Freileitungsmastes vermieden wird. Dadurch ist es nicht notwendig,
den oberen Teil des Mastes erneut auf den unteren Teil des Mastes auszurichten. Ein
Aufdornen der Fixieröffnungen, um die beiden Mastteile wieder miteinander zu verbinden,
ist somit nicht erforderlich und es besteht keine Gefahr von daraus resultierenden
Mikrorissen.
Für die Installation der Montagehilfskonstruktion ist gegebenenfalls kein oder nur
ein kleinerer Kran zum Heben der Bauteile der Montagehilfskonstruktion erforderlich.
Dadurch entfällt in der Regel der aufwändige Wegebau für den Einsatz eines großen
Kranes und die Kranstellfläche ist stark reduziert. Aus diesem Grund ist besonders
vorteilhaft die Montage innerhalb der Trasse möglich, wodurch keine Genehmigungen
für die Nutzung angrenzender Grundstücke erforderlich sind.
[0021] Ein weiterer entscheidender Vorteil der Erfindung ist die Tatsache, dass die Montagehilfskonstruktion
wieder verwendet werden kann und der montagetechnische Vorbereitungsaufwand gering
ist. Des Weiteren ist aufgrund der geringen Abmaße der Montagehilfskonstruktion der
Anspruch an die Größe der Lagerbedingungen für das Vorhalten der Elemente der Montagehilfskonstruktion
klein.
Da die Montagehilfskonstruktion sowohl in ihren Abmaßen gering als auch in den Vorhaltekosten
günstig ist, ist es möglich, mehrere Montagehilfskonstruktionen an mehreren Standorten
gleichzeitig einzusetzen. Das führt zu einer starken Bauzeitreduzierung.
[0022] Mit Hilfe der Erfindung kann eine hohe personelle sowie materielle Montagesicherheit
unter Einhaltung gesetzlicher und berufsgenossenschaftlicher Vorschriften gewährleistet
werden.
[0023] Darüber hinaus ist das Montageprinzip universell auf verschiedene Spannungsebenen
und auf unterschiedliche Mastbaureihen übertragbar. Dementsprechend ist das Verfahren
unabhängig anwendbar. Nach einer Einweisung beziehungsweise einer Probemontage ist
die Montagehilfskonstruktion für einen Fachmann mit Montageausbildung ohne zusätzliches
Expertenwissen anwend- und nutzbar.
[0024] Vorteilhaft an der Erfindung ist weiterhin, dass keine separate Gründung benötigt
wird, sondern die bestehende Mastgründung genutzt werden kann. Zusätzliche Baugrunduntersuchungen
können dadurch vermieden werden.
[0025] Nach einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Montagehilfskonstruktion sind
das Montagehilfskonstruktionselement und das Hubgetriebe als ein Element einteilig
ausgebildet.
[0026] Die Montagehilfskonstruktion kann vorteilhafterweise als Hubgetriebe ein Spindelhubgetriebe,
ein Kugelgewindetrieb oder ein Zahnstangengetriebe umfassen.
Insbesondere sind auch Hubgetriebe, welche pneumatisch oder hydraulisch angetrieben
werden, für die Montagehilfskonstruktion geeignet.
[0027] In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform kann die Montagehilfskonstruktion
genutzt werden, um mehrere Tragkonstruktionselemente gleichzeitig überspannen zu können.
In dieser vorteilhaften Ausgestaltung sind bevorzugt mehrere Hubgetriebe innerhalb
der Montagehilfskonstruktion angeordnet.
[0028] Die Montagehilfskonstruktion ist insbesondere so konstruiert, dass ein Schuss eines
Freileitungsmastes als Tragkonstruktion durch die Montagehilfskonstruktion überspannt
werden kann. Im Falle dieser vorteilhaften Ausführungsform weist die Montagehilfskonstruktion
Montageeckstiele, einen oberen Konsolenrahmen, einen unteren Konsolenrahmen und einen
Horizontalrahmen mit Horizontalverband sowie jeweils an einem Ende des Montageeckstieles
ein Hubgetriebe auf.
[0029] Das Hubgetriebe der Montagehilfskonstruktion kann insbesondere Zug- und Druckkräfte
erzeugen und aufnehmen.
[0030] Die Montagehilfskonstruktion kann insbesondere derart ausgebildet sein, dass das
Hubgetriebe einen Kraftsensor aufweist und dass eine Steuer- und Regeleinrichtung
zur belastungsabhängigen Steuerung und Regelung der Hubgetriebe zur Schaffung der
Lastfreiheit vorgesehen sind. Eine derartige Automatisierung kann zu einer weiteren
Effizienzsteigerung bei der Anwendung der Montagehilfskonstruktion führen.
[0031] Das Verfahren zum Auswechseln eines Tragkonstruktionselements mittels einer erfindungsgemäßen
Montagehilfskonstruktion umfasst die folgende Schritte. Es wird eine Montagehilfskonstruktion
an die Tragkonstruktion angebaut, wobei das auszuwechselnde Tragkonstruktionselement
überspannt wird. Anschließend wird das Hubgetriebe derart ein- oder ausgefahren, dass
am auszuwechselnden Tragkonstruktionselement die Lastfreiheit hergestellt wird.
[0032] Daraufhin wird das Tragkonstruktionselement ausgebaut, woraufhin das neue Tragkonstruktionselement
eingebaut wird. Schließlich wird das Hubgetriebe wieder ein- oder ausgefahren, um
das neu eingebaute Tragkonstruktionselement zu belasten. Letztendlich wird die Montagehilfskonstruktion
wieder zurückgebaut.
[0033] Das vorangehend beschriebene Verfahren kann insbesondere zum Auswechseln von Eckstielen
an Freileitungsmasten genutzt werden. Die Montagehilfskonstruktion wird dabei derart
am Freileitungsmast angebracht, dass der betreffende Schuss des Freileitungsmastes
mit dem auszuwechselnden Eckstiel überspannt wird. Da der ganze Schuss, in dem der
Eckstiel eingebaut ist, überspannt wird, wird natürlich auch der Eckstiel selbst überspannt.
Die Hubgetriebe der Montagehilfskonstruktion werden daraufhin so eingestellt, dass
der auszuwechselnde Eckstiel lastfrei ist. Anschließend wird der lastfreie Eckstiel
ausgebaut und durch einen neuen Eckstiel ersetzt. Nachfolgend wird die Montagehilfskonstruktion
entlastet, wobei die Hubgetriebe wieder so eingestellt werden, dass die Last nicht
mehr über die Montagehilfskonstruktion, sondern über den neuen Eckstiel abgeleitet
wird. Abschließend wird die Montagehilfskonstruktion vom Freileitungsmast abgebaut.
[0034] Ein hervorzuhebender Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Möglichkeit
der Durchführung eines Eckstieltausches auch im Betriebszustand der Freileitung, also
unter Spannung. Für die Wartungs- und Reparaturarbeiten ist kein Abschalten der Leitungen
erforderlich.
[0035] In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der vorangehend beschriebenen Verfahren
werden die Hubgetriebe über eine Steuer- und Regeleinrichtung derart geregelt, dass
das auszuwechselnde Tragkonstruktionselement automatisch lastfrei gehalten wird.
[0036] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile von Ausgestaltungen der Erfindung ergeben
sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen mit Bezugnahme auf
die zugehörigen Zeichnungen. Es zeigen:
Fig. 1: Teil eines Tragmastes mit montierter Montagehilfskonstruktion und
Fig. 2: Seitenansicht einer Montagehilfskonstruktion.
[0037] In
Fig. 1 ist eine Montagehilfskonstruktion 1 dargestellt, die an einem Freileitungsmast 3
an bestehenden Fixieröffnungen 5 befestigt ist. Alternativ können gegebenenfalls Fixieröffnungen
5 an geeigneter Position und korrespondierend zu den Befestigungsmitteln der Montagehilfskonstruktion
1 in den Freileitungsmast 3 eingebracht werden. Die Montagehilfskonstruktion 1 überspannt
dabei einen Schuss 16 des Freileitungsmastes 3 komplett. Die Montagehilfskonstruktion
1 ist an dem darüberliegenden Schuss 15 und an dem darunterliegenden Schuss 17 lastaufnehmbar
befestigt. Der Freileitungsmast 3 ist allgemein fachwerkartig aus Stäben 14 aufgebaut.
Diese Stäbe 14 können insbesondere auch Eckstiele 2.1, 2.2, 2.3 der einzelnen Schüsse
15, 16, 17 sein. Der Eckstielwechsel kann an dem mittleren Eckstiel 2.2 aus dem durch
die Montagehilfskonstruktion 1 überspannten Schuss 16 durchgeführt werden. Der mittlere
auszutauschende Eckstiel 2.2 ist auf einer Seite direkt oder indirekt mit dem oberen
Eckstiel 2.1 und auf der anderen Seite direkt oder indirekt mit dem unteren Eckstiel
2.3 verbunden. Dabei wird die Last, die ursprünglich durch den auszutauschenden Eckstiel
2.2 abgeleitet wurde, vom oberen Schuss 15 über die Montagehilfskonstruktion 1 auf
den unteren Schuss 17 abgeleitet. Die den Freileitungsmast 3 umspannende Montagehilfskonstruktion
1 ist aus mehreren Montagehilfskonstruktionselementen 6 selbst fachwerkartig aufgebaut
und weist, nicht dargestellt, funktionsgemäß Hubgetriebe auf.
[0038] In
Fig. 2 ist eine detailliertere Seitenansicht einer Montagehilfskonstruktion 1 dargestellt.
Die Montagehilfskonstruktion 1 besteht aus Montagehilfskonstruktionselementen 6, die
auch Montageeckstiele umfassen, welche über Kastenkonsolen 10 und einem daran befestigten
oberen Konsolenrahmen 7 miteinander verbunden sind. Eine untere Verbindung der Montageeckstiele
ist zudem über einen Horizontalrahmen mit Horizontalverband 9 gegeben, welcher der
Montagehilfskonstruktion 1 zusätzliche Stabilität verleiht.
Das untere Ende der Montageeckstiele ist jeweils mit einem Hubgetriebe 4 verbunden,
welches die nötige Längenverstellung erreicht und die Arbeit zur Schaffung der Lastfreiheit
an den Eckstielen 2 des Freileitungsmastes 3 verrichtet. Insgesamt umfasst die Montagehilfskonstruktion
1 vier Montagehilfskonstruktionselemente 6 und vier Hubgetriebe 4, wobei in der Seitenansicht
lediglich zwei dargestellt sind. Die Hubgetriebe 4 sind zwischen den Montagehilfskonstruktionselementen
6 und weiteren Kastenkonsolen 10 installiert. An den Kastenkonsolen 10 ist ein unterer
Konsolenrahmen 8 angebracht.
Die Stabilität der Montagehilfskonstruktion 1 wird zusätzlich durch eine fachwerkartige
Ausfachung erreicht. Die hier dargestellte Ausfachung besteht aus Montagehilfskonstruktionselementen
6 für die vertikale Ausfachung 11 und den Montagehilfskonstruktionselementen 6 des
Verbandsfachwerks für die horizontale Ausfachung 12. Die Montagehilfskonstruktionselemente
6, der Horizontalrahmen 9 und die einzelnen Montagehilfskonstruktionselemente 6 der
Ausfachung 11,12 sind mittels Knotenblechen 13, nur teilweise dargestellt, verbunden.
Bezugszeichenliste
[0039]
- 1
- Montagehilfskonstruktion
- 2.1
- Tragkonstruktionselement, das sich oberhalb oder seitlich des von der Montagehilfskonstruktion
überspannten Schusses befindet, oberer Eckstiel
- 2.2
- auszuwechselndes Tragkonstruktionselement, mittlerer Eckstiel, auszutauschendes Tragkonstruktionselement,
mittleres Tragkonstruktionselement
- 2.3
- Tragkonstruktionselement, das sich unterhalb oder seitlich des von der Montagehilfskonstruktion
überspannten Schusses befindet, unterer Eckstiel, Fußanker eines Freileitungsmastes
- 3
- Tragkonstruktion, Freileitungsmast
- 4
- Hubgetriebe, Spindelhubgetriebe
- 5
- Fixieröffnung
- 6
- Montagehilfskonstruktionselement
- 7
- Oberer Konsolenrahmen
- 8
- Unterer Konsolenrahmen
- 9
- Horizontalrahmen mit Horizontalverband
- 10
- Kastenkonsole
- 11
- Schräge oder vertikale Ausfachung
- 12
- horizontale Ausfachung
- 13
- Knotenblech
- 14
- Stäbe des Fachwerks des Mastes
- 15
- Oberer Schuss
- 16
- überspannter Schuss
- 17
- Unterer Schuss
1. Montagehilfskonstruktion (1) für eine mehrkomponentige Tragkonstruktion (3) zur Schaffung
von Lastfreiheit an einem auszutauschenden Tragkonstruktionselement (2.2), dadurch gekennzeichnet, dass die Montagehilfskonstruktion (1) mindestens ein Montagehilfskonstruktionselement
(6) und ein Hubgetriebe (4) umfasst, wobei das Montagehilfskonstruktionselement (6)
und das Hubgetriebe (4) seriell und lastübertragend miteinander verbunden sind und
dass die Montagehilfskonstruktion (1) das auszutauschende Tragkonstruktionselement
(2.2) der Tragkonstruktion (3) überspannbar und mit den benachbarten Tragkonstruktionselementen
(2.1, 2.3) jeweils lastübertragend verbindbar ausgebildet ist.
2. Montagehilfskonstruktion (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Montagehilfskonstruktionselement (6) und das Hubgetriebe (4) als ein Element
einteilig ausgebildet ist.
3. Montagehilfskonstruktion (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Montagehilfskonstruktion (1) ein Spindelhubgetriebe (4) umfasst.
4. Montagehilfskonstruktion (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Montagehilfskonstruktion (1) ein Hubgetriebe (4) umfasst, welches als Zahnstangengetriebe
oder als Kugelgewindetrieb ausgeführt ist.
5. Montagehilfskonstruktion (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Montagehilfskonstruktion (1) ein pneumatisch oder hydraulisch angetriebenes Hubgetriebe
(4) umfasst.
6. Montagehilfskonstruktion (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Tragkonstruktionselemente (2.2) von einer Montagehilfskonstruktion (1) gleichzeitig
überspannbar ausgebildet sind, wobei mehrere Hubgetriebe (4) innerhalb der Montagehilfskonstruktion
(1) angeordnet sind.
7. Montagehilfskonstruktion (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Montagehilfskonstruktion (1) einen Schuss (16) eines Freileitungsmastes (3) als
Tragkonstruktion (3) überspannbar ausgebildet ist.
8. Montagehilfskonstruktion (1) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Montagehilfskonstruktion (1) Montagehilfskonstruktionselemente (6), einen oberen
Konsolenrahmen (7), einen unteren Konsolenrahmen (8) und einen Horizontalrahmen mit
Horizontalverband (9) sowie jeweils an einem Ende des Montagehilfskonstruktionselementes
(6) ein Hubgetriebe (4) aufweist.
9. Montagehilfskonstruktion (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Hubgetriebe (4) Zug- und Druckkräfte erzeugbar und aufnehmbar ausgebildet ist.
10. Montagehilfskonstruktion (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Hubgetriebe (4) einen Kraftsensor aufweist und dass eine Steuer- und Regeleinrichtung
zur belastungsabhängigen Steuer- und Regelung der Hubgetriebe (4) zur Schaffung der
Lastfreiheit vorgesehen sind.
11. Verfahren zum Auswechseln eines Tragkonstruktionselements (2.2) mit einer Montagehilfskonstruktion
(1) nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei folgende Schritte umfasst sind:
- Einbau der Montagehilfskonstruktion (1), wobei das auszuwechselnde Tragkonstruktionselement
(2.2) überspannt wird,
- Ausfahren oder Einfahren des Hubgetriebes (4) zur Schaffung der Lastfreiheit am
auszuwechselnden Tragkonstruktionselement (2.2),
- Ausbau des lastfreien auszuwechselnden Tragkonstruktionselementes (2.2),
- Einbau eines neuen Tragkonstruktionselementes (2.2),
- Einfahren oder Ausfahren des Hubgetriebes (4) zum Belasten des neuen eingebauten
Tragkonstruktionselementes (2.2) und
- Rückbau der Montagehilfskonstruktion (1)
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
- eine Montagehilfskonstruktion (1) zum Auswechseln von Eckstielen (2.2) den betreffenden
Schuss eines Freileitungsmastes (3) überspannend am Freileitungsmast (3) angebracht
wird,
- die Montagehilfskonstruktion (1) mittels Hubgetriebe (4) so eingestellt wird, dass
der auszuwechselnde Eckstiel (2.2) lastfrei ist,
- anschließend der lastfreie Eckstiel (2.2) ausgebaut und durch einen neuen Eckstiel
ersetzt wird,
- nachfolgend die Montagehilfskonstruktion (1) entlastet wird und
- abschließend die Montagehilfskonstruktion (1) vom Freileitungsmast (3) abgebaut
wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass über die Steuer- und Regeleinrichtung die Hubgetriebe (4) derart geregelt werden,
dass das auszuwechselnde Tragkonstruktionselement (2.2) lastfrei gehalten wird.