[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Arbeitsstelle
einer Textilmaschine, die in einem Normalbetrieb Garn herstellt und/oder umspult,
wobei der Normalbetrieb in zeitlichen Abständen unterbrochen wird und zur Wiederherstellung
des Normalbetriebs zumindest ein Serviceschritt durchgeführt wird, wobei für jeden
Serviceschritt ein Serviceergebnis vorgegeben ist und eine Serviceeinrichtung einen
Standardservicevorgang so oft durchführt bis das Serviceergebnis erzielt wurde oder
eine vorgegebene Anzahl an Fehlversuchen erreicht wurde.
[0002] Dieses Verfahren zum Betreiben einer Arbeitsstelle einer Textilmaschine ist wohlbekannt.
Dabei kann es sich bei der Textilmaschine sowohl um eine Spinn- als auch um eine Spulmaschine
handeln, die Garn herstellt bzw. umspult. Die Herstellung bzw. das Umspulen von Garn
wird in zeitlichen Abständen unterbrochen, beispielsweise durch einen Garnbruch, einen
Reinigerschnitt, einen Wechsel des Vorlagematerials oder einen Austausch einer vollen
Empfängerspule durch eine leere Hülse. Dabei ist der Garnbruch ein ungewollter Bruch
bzw. ein ungewolltes Reißen des Garns, beispielsweise aufgrund einer fehlerhaften
Stelle im Vorlagenmaterial. Ein Reinigerschnitt hingegen bezeichnet das gewollte Herausschneiden
eines Garnabschnitts, weil dieser nicht die gewünschten Eigenschaften - beispielsweise
Dicke oder Sauberkeit - aufweist. Eine hinreichend automatisierte Textilmaschine führt
die zur Wiederaufnahme des Normalbetriebs nötigen Serviceschritte selbstständig durch.
[0003] Sollte ein solcher Serviceschritt nicht erfolgreich durchgeführt worden sein, dann
wird er normalerweise so lange wiederholt, bis eine vorgegebene Anzahl an Fehlversuchen
erreicht wurde. Konnte der Serviceschritt nach dieser vorgegebenen Anzahl an Fehlversuchen
immer noch nicht erfolgreich durchgeführt werden, so wird die Durchführung dieses
Serviceschritts abgebrochen. Daraufhin wird Bedienpersonal, das den Fehler an der
betroffenen Arbeitsstelle beheben soll, angefordert, beispielsweise durch entsprechende
optische Signale. Bis das Bedienpersonal diese Fehlerbehebung durchführt, kann einige
Zeit vergehen. Während dieser Zeit kann die Arbeitsstelle ihren Normalbetrieb nicht
durchführen und ihre Produktivität ist gleich Null. Außerdem wird zur Behebung des
Fehlers Bedienpersonal benötigt. Bei immer größer werdenden Textilmaschinen bedeutet
dies eine große Anzahl an Angestellten.
[0004] Sowohl die Zeiten, in denen die Arbeitsstelle ihren Normalbetrieb nicht durchführen
kann, als auch die Kosten für das Bedienpersonal sind wirtschaftlich gesehen von Nachteil.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es somit, ein Verfahren zum Betreiben einer
Arbeitsstelle einer Textilmaschine sowie eine Textilmaschine zu beschreiben, die diesem
Nachteil begegnen, das heißt, dass das Verfahren die Arbeitsstelle schneller ihren
Normalbetrieb aufnehmen lässt und/oder weniger Eingriffe durch das Bedienpersonal
benötigt werden.
[0006] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Betreiben einer Arbeitsstelle einer
Textilmaschine sowie eine Textilmaschine mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche.
[0007] Vorgeschlagen wird ein Verfahren zum Betreiben einer Arbeitsstelle einer Textilmaschine,
die in einem Normalbetrieb Garn herstellt und/oder umspult. Es handelt sich also bei
dieser Textilmaschine um eine Spinnmaschine, beispielsweise eine Ring-, Rotor- oder
Luftspinnmaschine, oder eine Spulmaschine. Der Normalbetrieb der Arbeitsstelle wird
in zeitlichen Abständen unterbrochen. Dies kann vielfältige Ursachen haben, beispielsweise
einen Garnbruch, einen Reinigerschnitt, also ein absichtliches Herausschneiden eines
Garnabschnitts, einen Wechsel des Vorlagematerials oder einen Austausch einer vollen
Empfängerspule durch eine leere Hülse.
[0008] Zur Wiederherstellung des Normalbetriebs bei einer solchen Unterbrechung wird zumindest
ein Serviceschritt durchgeführt. Dabei ist für jeden Serviceschritt ein Serviceergebnis
vorgegeben. Ein solches Serviceergebnis kann beispielsweise sein, dass sich das Garn
an einer bestimmten Stelle der Arbeitsstelle befindet. Ob das Serviceergebnis erzielt
wurde oder nicht wird dabei von einer Sensorik, beispielsweise einem Garnsensor, festgestellt.
[0009] Eine Serviceeinrichtung führt dazu einen Standardservicevorgang so oft durch, bis
das Serviceergebnis erzielt wurde oder eine vorgegebene Anzahl an Fehlversuchen erreicht
wurde.
[0010] Erfindungsgemäß wird dann, wenn die vorgegebene Anzahl an Fehlversuchen erreicht
wurde, ein erweiterter Servicevorgang durchgeführt. Es wird also nicht sofort Bedienpersonal
angefordert, sondern die Textilmaschine führt zunächst den erweiterten Servicevorgang
automatisch aus. In vielen Fällen führt dies zum Erzielen des Serviceergebnisses.
Das Bedienpersonal wird in den erfolgreichen Fällen also gar nicht benötigt, was insgesamt
zu einem geringeren Bedarf an Bedienpersonal und damit niedrigeren Personalkosten
führt. Des Weiteren ist das automatische Durchführen des erweiterten Servicevorgangs
oft schneller als ein manueller Eingriff durch das Bedienpersonal, die Arbeitsstelle
kann also schon früher den Normalbetrieb wieder aufnehmen, was die Produktivität der
Textilmaschine weiter steigert.
[0011] Vorteilhafterweise wird die Durchführung des erweiterten Servicevorgangs kenntlich
gemacht. Somit kann das Bedienpersonal erkennen, dass an einer bestimmten Arbeitsstelle
der erweiterte Servicevorgang durchgeführt wird. Dies kann in mehrfacher Hinsicht
nützlich sein: Ist beispielsweise Bedienpersonal gerade an bzw. in der Nähe der Arbeitsstelle,
so kann das Bedienpersonal gegebenenfalls den Serviceschritt von Hand durchführen.
Des Weiteren kann erkannt werden, wenn an einer Arbeitsstelle überdurchschnittlich
häufig ein erweiterter Servicevorgang durchgeführt wird. In diesem Fall kann das Bedienpersonal
nach der Ursache dafür suchen.
[0012] Von Vorteil ist es auch, wenn bei der Durchführung des erweiterten Servicevorgangs
ein optisches und/oder ein akustisches Signal abgegeben wird. Als optisches Signal
ist dabei ein Licht denkbar, das in einer bestimmten Farbe leuchtet, gemäß einem bestimmten
Muster blinkt und/oder ein bestimmtes Symbol darstellt. Als akustisches Signal kann
beispielsweise ein einzelner Ton oder eine Tonfolge die Durchführung des erweiterten
Servicevorgangs kennzeichnen. In allen Fällen wird es dem Bedienpersonal klar kenntlich
gemacht, dass der erweiterte Servicevorgang durchgeführt wird.
[0013] Das optische und/oder akustische Signal wird dabei vorteilhafterweise an der Arbeitsstelle,
an einer zentralen Stelle der Textilmaschine und/oder an einer von der Textilmaschine
entfernten oder entfernbaren Anzeigeeinrichtung abgegeben. Die Abgabe des Signals
direkt an der Arbeitsstelle erleichtert es dem Bedienpersonal, das gerade in der Nähe
der Arbeitsstelle ist, von der Durchführung des erweiterten Servicevorgangs Kenntnis
zu nehmen. Wird das Signal andererseits an einer zentralen Stelle der Textilmaschine
abgegeben, so kann sich das Bedienpersonal einen Überblick über die durchgeführten
erweiterten Servicevorgänge verschaffen. Schließlich kann das Signal an einer von
der Textilmaschine entfernten oder entfernbaren Anzeigeeinrichtung abgegeben werden.
Eine solche Anzeigeeinrichtung kann beispielsweise ein Teil einer von der Textilmaschine
entfernten Steuerung oder ein tragbares elektronisches Gerät, wie z.B. ein Smartphone,
sein. Insbesondere die Abgabe des Signals an ein tragbares elektronisches Gerät erlaubt
es dem Bedienpersonal überall über die Durchführung von erweiterten Servicevorgängen
in Kenntnis gesetzt zu werden.
[0014] Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn der erweiterte Servicevorgang einen modifizierten
Servicevorgang umfasst. Der modifizierte Servicevorgang ist dabei derart modifiziert,
dass mit seiner Durchführung die Wahrscheinlichkeit, das Serviceergebnis zu erzielen,
steigt. Kann das Serviceergebnis mit dem modifizierten Servicevorgang erzielt werden,
so werden eine Anforderung des Bedienpersonals und der damit einhergehende Stillstand
der Arbeitsstelle vermieden.
[0015] Von Vorteil ist es, wenn der modifizierte Servicevorgang dem Standardservicevorgang
entspricht, jedoch mit im Vergleich zum Standardservicevorgang veränderten Parametern
und/oder von einer anderen Serviceeinrichtung durchgeführt wird. Unter "entspricht"
versteht man in diesem Zusammenhang, dass das Serviceergebnis des Standardservicevorgangs
und des modifizierten Vorgangs das Gleiche sein soll. Die Methoden, wie das Serviceergebnis
erreicht wird, können sich dabei ähneln aber auch verschieden sein.
[0016] Als Beispiel hierfür sei nun das Garnsuchen, also das Suchen eines Garnendes auf
der Spule, genannt. Der Standardservicevorgang kann derart durchgeführt werden, dass
eine mit Unterdruck beaufschlagte Saugdüse in geringer Entfernung vor die Spule gehalten
wird. Die Spule wird dann rückwärts - im Vergleich zur Drehrichtung im Normalbetrieb
- gedreht und durch den Sog wird das Garnende in die Saugdüse eingesaugt. Das Serviceergebnis
wird durch einen Garnsensor erfasst, der prüft, ob das Garnende eingesaugt wurde oder
nicht. Wurde das Garnende nicht eingesaugt, das Serviceergebnis also nicht erzielt,
so wird der Garnsuchvorgang wiederholt. Nach einer vorbestimmten Anzahl an Fehlversuchen
wird dann der erweiterte Servicevorgang, der einen modifizierten Servicevorgang umfasst,
durchgeführt. Der modifizierte Servicevorgang entspricht dabei dem Standardservicevorgang,
es handelt sich also auch beim modifizierten Servicevorgang um einen Garnsuchvorgang.
Dieser kann mit veränderten Parametern durchgeführt werden, in diesem Beispiel also
mit erhöhtem Unterdruck oder mit der Saugdüse noch näher an der Spule. Ein größerer
Verbrauch an Unterdruck bzw. die Gefahr einer leichten Beschädigung des Garns an der
Spulenoberfläche wird dabei in Kauf genommen. Wird der modifizierte Servicevorgang
von einer anderen Serviceeinrichtung durchgeführt, so ist es denkbar, dass diese Serviceeinrichtung
spezielle, noch effizientere Saugdüsen aufweist. Die andere Serviceeinrichtung kann
aber auch Bürsten aufweisen, mit Hilfe derer das Garnende von der Spulenoberfläche
abgebürstet wird.
[0017] Es ist auch von Vorteil, wenn der erweiterte Servicevorgang einen unterstützenden
Servicevorgang umfasst und nach dem unterstützenden Servicevorgang der Standardservicevorgang
und/oder der modifizierte Servicevorgang durchgeführt wird. Der unterstützende Servicevorgang
verfolgt dabei nicht das gleiche Serviceergebnis wie der Standardservicevorgang, dient
aber dazu, dass der auf den unterstützenden Servicevorgang folgende Standardservicevorgang
und/oder modifizierte Servicevorgang mit höherer Wahrscheinlichkeit das Serviceergebnis
erzielt.
[0018] Vorteilhafterweise ist der unterstützende Servicevorgang ein Reinigungsvorgang und/oder
ein Austauschvorgang. Ist der Standardservicevorgang aufgrund einer verschmutzten
Komponente der Arbeitsstelle nicht erfolgreich, so bietet eine Reinigung, beispielsweise
mit Druckluft, mit Unterdruck oder mechanisch mit Bürsten, dieser verschmutzten Komponente
offensichtlich eine Verbesserung. Ähnlich verhält es sich, wenn eine Komponente mit
einem Fehler behaftet ist. Dann bringt der Austausch dieser fehlerhaften Komponente
eine Verbesserung beim Standardservicevorgang und/oder modifizierten Servicevorgang.
[0019] Von Vorteil ist es, wenn beim Austauschvorgang ein Vorlagematerial, eine Empfängerspule
bzw. -hülse und/oder Teile der Arbeitsstelle, insbesondere Verschleißteile, ausgetauscht
werden. Der Austausch des Vorlagematerials ist dann sinnvoll, wenn das Vorlagematerial
Fehler aufweist, beispielsweise lange Dünnstellen, oder ganz fehlt. Eine zumindest
teilweise bespulte Empfängerspule kann gegen eine leere Empfängerhülse getauscht werden.
Schließlich ist der Austausch von Teilen der Arbeitsstelle, insbesondere Verschleißteilen,
vorteilhaft, weil defekte Teile und/oder abgenutzte Verschleißteile die Servicevorgänge
behindern können.
[0020] Des Weiteren ist es von Vorteil, wenn ein Vorgang zur Bestimmung der Fehlerursache
und/oder des Fehlerzeitpunkts, insbesondere zu Beginn des Serviceschritts und/oder
als Teil des erweiterten Servicevorgangs, durchgeführt wird. Dabei können die Fehlerursache
und/oder der Fehlerzeitpunkt genau bestimmt werden. Es ist aber auch denkbar, dass
sie lediglich eingegrenzt werden. So kann als Fehlerursache beispielsweise eine bestimmte
Baugruppe der Arbeitsstelle bestimmt werden bzw. als Fehlerzeitpunkt eine bestimmte
Phase des Servicevorgangs. Abhängig vom Ergebnis dieses Vorgangs zur Bestimmung der
Fehlerursache und/oder des Fehlerzeitpunkts wird dann die Auswahl des darauf folgenden
Vorgangs getroffen oder der Serviceschritt und/oder der erweiterte Servicevorgang
wird abgebrochen. So kann gezielt auf den Fehler reagiert werden, was es leichter
macht, das Serviceergebnis zu erzielen. Stellt sich jedoch heraus, dass der Fehler
nicht automatisch von einer Serviceeinrichtung behebbar ist, so werden keine weiteren
Ressourcen auf die Durchführung des Serviceschritts bzw. des erweiterten Servicevorgangs
verschwendet und dieser wird abgebrochen. In diesem Fall ist dann das Eingreifen von
Bedienpersonal nötig.
[0021] Vorteilhaft ist es auch, wenn das Ergebnis des Vorgangs zur Bestimmung der Fehlerursache
und/oder des Fehlerzeitpunkts und/oder der aufgrund dieses Ergebnisses ausgewählte
Vorgang, insbesondere optisch und/oder akustisch, kenntlich gemacht werden. Dies erlaubt
es dem Bedienpersonal, auffällige Häufungen von bestimmten Fehlerarten zu erkennen.
[0022] Vorteilhafterweise werden der Standardservicevorgang, der modifizierte Servicevorgang
und/oder der unterstützende Servicevorgang von einer Serviceeinrichtung der Arbeitsstelle,
eines Roboters, eines Wanderreinigers und/oder eines speziellen, zusätzlichen Serviceaggregats
durchgeführt. Ein Roboter ist dabei ein Aggregat der Textilmaschine, das viele und/oder
komplizierte Aufgaben automatisch ausführen kann, beispielsweise ein Ansetzroboter,
der das Garn ansetzt, oder ein Doffroboter, der eine volle Empfängerspule gegen eine
leere Hülse tauscht. Ein Wanderreiniger ist vor allem mit Vorrichtungen zum Reinigen
der Arbeitsstelle und/oder der Textilmaschine ausgestattet, insbesondere mit Druckluftdüsen,
Saugdüsen und mechanischen Reinigungselementen. Ein spezielles, zusätzliches Serviceaggregat
ähnelt schließlich einem Roboter, ist aber auf die Durchführung einfacherer Aufgaben
beschränkt. Bei der Durchführung der einzelnen Servicevorgänge durch die einzelnen
Einrichtungen sind vielfältigste Kombinationsmöglichkeiten möglich. So kann beispielsweise
der Standardservicevorgang von einer Serviceeinrichtung der Arbeitsstelle, der modifizierte
Servicevorgang von einem Roboter und der unterstützende Servicevorgang von einem speziellen
Serviceaggregat durchgeführt werden. Es kann aber beispielsweise auch sowohl der Standardservicevorgang
als auch der modifizierte Servicevorgang von einem Roboter durchgeführt werden. Generell
können der Standardservicevorgang, der modifizierte Servicevorgang und der unterstützende
Servicevorgang alle von derselben Serviceeinrichtung oder auch von unterschiedlichen
Serviceeinrichtungen durchgeführt werden. Je nach Art der Textilmaschine können diese
Kombinationsmöglichkeiten unterschiedlich wirtschaftlich sein.
[0023] Es ist auch von Vorteil, wenn jeder Arbeitsstelle eine Wartungspriorität zugeordnet
ist und diese Wartungspriorität niedriger gesetzt wird, wenn ein erweiterter Servicevorgang
durchgeführt wird. Die Wartungspriorität beeinflusst dabei die Reihenfolge der Wartung
der Arbeitsstelle beispielsweise durch einen Roboter, oder aber auch durch eine Serviceeinrichtung
der Arbeitsstelle, wenn die Ressourcen - beispielsweise Strom oder Unterdruck - nicht
ausreichen, um alle Arbeitsstellen, bei denen Wartungsbedarf besteht, zu warten. Wird
nun ein erweiterter Servicevorgang durchgeführt, so zeigt dies an, dass die Arbeitsstelle
bei der Durchführung des Standardservicevorgangs weniger erfolgreich war. Es ist daher
auch möglich, dass die Arbeitsstelle bei weiteren Standardservicevorgängen ebenfalls
weniger erfolgreich sein wird. Durch eine Herabsetzung der Wartungspriorität der weniger
erfolgreichen Arbeitsstelle werden erfolgreichere Arbeitsstellen bevorzugt behandelt
und damit die Produktivität der Textilmaschine gesteigert.
[0024] Ferner ist es von Vorteil, wenn die Anzahl der durchgeführten modifizierten Servicevorgänge
und/oder unterstützenden Servicevorgänge in Abhängigkeit von der Arbeitsstelle, an
der sie durchgeführt wurden, und/oder die Anzahl der erfolglos durchgeführten Servicevorgänge
in Abhängigkeit von der Serviceeinrichtung, die sie durchgeführt hat, erfasst wird
und insbesondere eine Häufung dieser Anzahl angezeigt wird. Eine Häufung dieser Anzahl
deutet nämlich darauf hin, dass die betreffende Arbeitsstelle bzw. Serviceeinrichtung
möglicherweise fehlerhaft ist. Das Bedienpersonal kann dann die betreffende Arbeitsstelle
bzw. Serviceeinrichtung einer Inspektion unterziehen und gegebenenfalls reparieren,
ersetzen oder außer Betrieb setzen.
[0025] Schließlich ist es vorteilhaft, wenn der Standardservicevorgang ein Ansetzvorgang,
ein Garnsuchvorgang, ein Doffvorgang und/oder ein Spleißvorgang ist. Beim Ansetzvorgang
wird dabei das Garn an einem Spinnaggregat angesetzt und beim Garnsuchvorgang wird
ein Garnende, das sich auf eine Spule aufgewickelt hat, gesucht. Der Doffvorgang umfasst
das Austauschen einer meist vollen Empfängerspule durch eine leere Hülse und beim
Spleißvorgang werden zwei Garnenden miteinander verbunden. Dies sind Vorgänge, die
häufig durchgeführt werden und bei denen sich eine automatische Behandlung von Problemen
besonders lohnt.
[0026] Das Verfahren wird gemäß der vorangegangenen Beschreibung durchgeführt, wobei die
genannten Merkmale einzeln oder in beliebiger Kombination vorhanden sein können.
[0027] Des Weiteren wird eine Textilmaschine beschrieben, die eine Steuerung aufweist, die
ausgebildet ist, die Textilmaschine gemäß dem oben beschriebenen Verfahren zu betreiben.
Dabei kann es sich bei der Textilmaschine sowohl um eine Spinnmaschine, insbesondere
eine Ring-, Rotor- oder Luftspinnmaschine, oder um eine Spulmaschine handeln. Wird
die Textilmaschine gemäß dem oben beschriebenen Verfahren betrieben, so weist sie
die Vorteile des oben beschriebenen Verfahrens auf, insbesondere den geringeren Bedarf
an Bedienpersonal und die kürzeren Zeiten, in denen Arbeitsstellen der Textilmaschine
nicht produktiv sind.
[0028] Die Steuerung der Textilmaschine kann dabei eine zentrale Steuerung, eine auf die
Arbeitsstellen verteilte Steuerung oder eine teils zentrale, teils auf die Arbeitsstellen
verteilte Steuerung sein. Wie die Steuerung genau ausgebildet ist, hängt dabei von
Details der Textilmaschine und den durchzuführenden Servicevorgängen ab.
[0029] Weitere Vorteile der Erfindung sind in den nachfolgenden Ausführungsbeispielen beschrieben.
Es zeigt:
- Figur 1
- eine Seitenansicht einer Arbeitsstelle,
- Figur 2
- eine Seitenansicht einer Arbeitsstelle mit einem Serviceaggregat und
- Figur 3
- eine Seitenansicht einer Arbeitsstelle mit einem Wanderreiniger.
[0030] Figur 1 zeigt eine Arbeitsstelle 1 einer Textilmaschine. Dabei handelt es sich in
diesem Fall um eine Rotorspinnmaschine. Das erfindungsgemäße Verfahren ist aber im
Prinzip auf andere Spinnmaschinen, wie Ring- oder Luftspinnmaschinen, oder auf Spulmaschinen
anwendbar.
[0031] Die Arbeitsstelle 1 weist ein Spinnaggregat 2 auf, das ein aus einer Kanne 3 kommendes
Faserband 4 zu einem Garn 5 verspinnt. Das Garn 5 wird dann von einem Abzugswalzenpaar
6 übernommen und mittels eines Changierelements 7 auf einer Spule 8 aufgewickelt.
[0032] Des Weiteren weist die Arbeitsstelle 1 eine Garnsucheinrichtung 9 und eine Ansetzvorrichtung
10 auf. Im Falle eines Garnbruchs wird ein Garnende auf die Spule 8 aufgewickelt.
Dann wird eine Saugdüse der Garnsucheinrichtung 9 in die Nähe der Oberfläche der Spule
8 bewegt. Daraufhin wird die Saugdüse mit Unterdruck beaufschlagt und die Spule 8
rückwärts - im Vergleich zum Spinnbetrieb - gedreht. Das Garnende wird dabei von der
Saugdüse der Garnsucheinrichtung 9 eingesaugt. Von der Garnsucheinrichtung 9 wird
dann das Garnende an die Ansetzvorrichtung 10 übergeben. Die Ansetzvorrichtung 10
setzt das Garnende an das Spinnaggregat 2 an und die Arbeitsstelle 1 kann ihren Spinnbetrieb
fortsetzen.
[0033] Ist der Garnsuchvorgang hingegen nicht erfolgreich, so führt die Garnsucheinrichtung
9 erneut einen Garnsuchvorgang durch. Dies wird so oft wiederholt, bis entweder das
Garnende gefunden wurde oder bis eine vorbestimmte Anzahl an Fehlversuchen erreicht
wurde. Falls die vorbestimmte Anzahl an Fehlversuchen erreicht wurde, wird ein erweiterter
Servicevorgang durchgeführt. Die Durchführung des modifizierten Servicevorgangs wird
dabei von einem Lichtsignal 11 dem Bedienpersonal angezeigt.
[0034] In diesem Ausführungsbeispiel umfasst der erweiterte Servicevorgang einen modifizierten
Servicevorgang: dieser modifizierte Servicevorgang ist ebenfalls ein Garnsuchvorgang,
der von der Garnsucheinrichtung 9 durchgeführt wird. Im Vergleich zum Standard-Garnsuchvorgang
wird beim modifizierten Servicevorgang der Unterdruck kurzfristig erhöht, was einerseits
mehr Energie verbraucht und das Garn auf der Spulenoberfläche stärker beansprucht,
andererseits aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Garnende gefunden wird, erhöht.
[0035] Figur 1 zeigt außerdem Schienen 12 entlang derer fahrbare Wartungseinrichtungen bewegbar
sind. Damit die Wartungseinrichtungen exakt an der Arbeitsstelle 1 positionierbar
sind, ist überdies ein Positionierelement 13 vorgesehen.
[0036] Bei der nachfolgenden Beschreibung des in Figur 2 dargestellten alternativen Ausführungsbeispiels
werden für Merkmale, die im Vergleich zum in Figur 1 dargestellten ersten Ausführungsbeispiel
in ihrer Ausgestaltung und/oder Wirkweise identisch und/oder zumindest vergleichbar
sind, gleiche Bezugszeichen verwendet. Sofern diese nicht nochmals detailliert erläutert
werden, entspricht deren Ausgestaltung und/oder Wirkweise der Ausgestaltung und Wirkweise
der vorstehend bereits beschriebenen Merkmale.
[0037] Auch Figur 2 zeigt die Arbeitsstelle 1 der Textilmaschine. Nach einem Garnbruch hat
die Garnsucheinrichtung 9 die vorbestimmte Anzahl an Standard-Garnsuchvorgängen durchgeführt,
die jedoch alle erfolglos geblieben sind. Daraufhin wird der erweiterte Servicevorgang
durchgeführt. In diesem Ausführungsbeispiel umfasst der erweiterte Servicevorgang
wiederum einen modifizierten Servicevorgang, der hiervon einem zusätzlichen Serviceaggregat
14 durchgeführt wird.
[0038] Die Durchführung des erweiterten Servicevorgangs wird wieder vom Lichtsignal 11 angezeigt.
Das zusätzliche Serviceaggregat 14 wird von der Arbeitsstelle 1 angefordert und fährt
entlang der Schienen 12 bis zur Arbeitsstelle 1, wo es sich mit Hilfe des Positionierelements
13 exakt positioniert.
[0039] Das zusätzliche Serviceaggregat 14 weist eine an einem Teleskoparm 15 drehbar befestigte
Bürste 16 auf. Der Teleskoparm 15 wird so lange ausgefahren bis die Bürste 16 Kontakt
zur Oberfläche der Spule 8 herstellt. Dann wird die Spule 8 rückwärts gedreht und
die Bürste 16 ebenfalls gedreht, so dass das Garnende von der Spule 8 gelöst wird.
Das nun gelöste Garnende wird sodann von der Garnsucheinrichtung 9 eingesaugt und
dann weiter an die Ansetzvorrichtung 10 übergeben.
[0040] Bei dem in Figur 3 gezeigten Ausführungsbeispiel wurde der Garnsuchvorgang erfolgreich
durchgeführt, jedoch sind bei dem von der Ansetzvorrichtung 10 durchgeführten Ansetzvorgang
eine vorbestimmte Anzahl an Fehlversuchen aufgetreten. Daraufhin wird der erweiterte
Servicevorgang durchgeführt, was durch das Lichtsignal 11 gekennzeichnet wird.
[0041] In diesem Ausführungsbeispiel umfasst der erweiterte Servicevorgang einen unterstützenden
Servicevorgang. Für den unterstützenden Servicevorgang fordert die Arbeitsstelle 1
einen Wanderreiniger 17 an, der entlang der Schienen 12 bis zur Arbeitsstelle 1 fährt
und sich mit Hilfe des Positionierelements 13 exakt an der Arbeitsstelle 1 positioniert.
Der Wanderreiniger 17 bewegt eine Blasdüse 18 mit Hilfe von drei Armen 19 und drei
Gelenken 20 so, dass sie die für den Ansetzvorgang relevanten Stellen der Ansetzvorrichtung
10 von Schmutz befreit. Nach erfolgter Reinigung wird der Standard-Ansetzvorgang von
der Ansetzvorrichtung 10 wiederholt. Da der Ansetzvorgang nun nicht mehr von Schmutz
gestört wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er erfolgreich durchgeführt wird, erhöht.
[0042] Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die dargestellten und beschriebenen Ausführungsbeispiele
beschränkt. Abwandlungen im Rahmen der Patentansprüche sind ebenso möglich wie eine
Kombination der Merkmale, auch wenn diese in unterschiedlichen Ausführungsbeispielen
dargestellt und beschrieben sind.
Bezugszeichenliste
[0043]
- 1
- Arbeitsstelle
- 2
- Spinnaggregat
- 3
- Kanne
- 4
- Faserband
- 5
- Garn
- 6
- Abzugswalzenpaar
- 7
- Changierelement
- 8
- Spule
- 9
- Garnsucheinrichtung
- 10
- Ansetzvorrichtung
- 11
- Lichtsignal
- 12
- Schienen
- 13
- Positionierelement
- 14
- Zusätzliches Serviceaggregat
- 15
- Teleskoparm
- 16
- Bürste
- 17
- Wanderreiniger
- 18
- Blasdüse
- 19
- Arme
- 20
- Gelenke
1. Verfahren zum Betreiben einer Arbeitsstelle (1) einer Textilmaschine, die in einem
Normalbetrieb Garn (5) herstellt und/oder umspult, wobei der Normalbetrieb in zeitlichen
Abständen unterbrochen wird und zur Wiederherstellung des Normalbetriebs zumindest
ein Serviceschritt durchgeführt wird, wobei für jeden Serviceschritt ein Serviceergebnis
vorgegeben ist und eine Serviceeinrichtung (9; 10) einen Standardservicevorgang so
oft durchführt, bis das Serviceergebnis erzielt wurde oder eine vorgegebene Anzahl
an Fehlversuchen erreicht wurde, dadurch gekennzeichnet, dass
dann, wenn die vorgegebene Anzahl an Fehlversuchen erreicht wurde, ein erweiterter
Servicevorgang durchgeführt wird.
2. Verfahren nach dem vorherigen Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Durchführung des erweiterten Servicevorgangs kenntlich gemacht wird.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Durchführung des erweiterten Servicevorgangs ein optisches und/oder ein akustisches
Signal abgegeben wird.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das optische und/oder akustische Signal an der Arbeitsstelle (1), an einer zentralen
Stelle der Textilmaschine und/oder an einer von der Textilmaschine entfernten oder
entfernbaren Anzeigeeinrichtung abgegeben wird.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erweiterte Servicevorgang einen modifizierten Servicevorgang umfasst.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der modifizierte Servicevorgang dem Standardservicevorgang entspricht, jedoch mit
im Vergleich zum Standardservicevorgang veränderten Parametern und/oder von einer
anderen Serviceeinrichtung (14) durchgeführt wird.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erweiterte Servicevorgang einen unterstützenden Servicevorgang umfasst und nach
dem unterstützenden Servicevorgang der Standardservicevorgang und/oder der modifizierte
Servicevorgang durchgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der unterstützende Servicevorgang ein Reinigungsvorgang und/oder ein Austauschvorgang
ist.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass beim Austauschvorgang ein Vorlagematerial (4), eine Empfängerspule (8) bzw. -hülse
und/oder Teile der Arbeitsstelle (1), insbesondere Verschleißteile, ausgetauscht werden.
10. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Vorgang zur Bestimmung der Fehlerursache und/oder des Fehlerzeitpunkts, insbesondere
zu Beginn des Serviceschritts und/oder als Teil des erweiterten Servicevorgangs, durchgeführt
wird und abhängig vom Ergebnis dieses Vorgangs zur Bestimmung der Fehlerursache und/oder
des Fehlerzeitpunkts die Auswahl des darauf folgenden Vorgangs getroffen wird oder
der Serviceschritt und/oder der erweiterte Servicevorgang abgebrochen wird.
11. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Ergebnis des Vorgangs zur Bestimmung der Fehlerursache und/oder des Fehlerzeitpunkts
und/oder der aufgrund dieses Ergebnisses ausgewählte Vorgang, insbesondere optisch
und/oder akustisch, kenntlich gemacht wird.
12. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Standardservicevorgang, der modifizierte Servicevorgang und/oder der unterstützende
Servicevorgang von einer Serviceeinrichtung (9; 10) der Arbeitsstelle (1), eines Roboters,
eines Wanderreinigers (17) und/oder eines speziellen, zusätzlichen Serviceaggregats
(14) durchgeführt wird.
13. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Arbeitsstelle (1) eine Wartungspriorität zugeordnet ist und diese Wartungspriorität
niedriger gesetzt wird, wenn ein erweiterter Servicevorgang durchgeführt wird.
14. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzahl der durchgeführten modifizierten Servicevorgänge und/oder unterstützenden
Servicevorgänge in Abhängigkeit von der Arbeitsstelle, an der sie durchgeführt wurden,
und/oder die Anzahl der erfolglos durchgeführten Servicevorgänge in Abhängigkeit von
der Serviceeinrichtung, die sie durchgeführt hat, erfasst wird und insbesondere eine
Häufung dieser Anzahl angezeigt wird.
15. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Standardservicevorgang ein Ansetzvorgang, ein Garnsuchvorgang, ein Doffvorgang
und/oder ein Spleißvorgang ist.
16. Textilmaschine, dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Steuerung aufweist, die ausgebildet ist, die Textilmaschine gemäß einem
der vorangegangenen Ansprüche zu betreiben.