HINTERGRUND DER ERFINDUNG
GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine hochwarmfeste TiAl - Legierung und ein Verfahren
zur Herstellung eines Bauteils aus einer derartigen TiAl - Legierung sowie ein entsprechendes
Bauteil.
STAND DER TECHNIK
[0002] TiAl - Legierungen, die als Hauptbestandteile - also als chemische Elemente mit den
höchsten Anteilen in der Zusammensetzung - Titan und Aluminium aufweisen, werden aufgrund
ihres niedrigen spezifischen Gewichts und ihren guten Festigkeitseigenschaften, insbesondere
Hochtemperaturfestigkeitseigenschaften als Werkstoffe für bewegte Teile in Motoren
und Gasturbinen, z.B. als Laufschaufeln, eingesetzt. Ein Beispiel für eine TiAl -
Legierung und ihren Einsatz in Strömungsmaschinen, wie Flugtriebwerken, ist in der
WO 2009/052792 A2 gegeben, die einen TiAl - Werkstoff für ein Gasturbinenabbauteil beschreibt, welcher
42 bis 45 at.% Aluminium, 3bis 8 at.% Niob, 0,2 bis 0,3 at.% Molybdän und/oder Mangan,
0,1 bis 1 at.% Bor und/oder Kohlenstoff und/oder Silizium sowie Rest Titan umfasst.
Diese Legierung wird bei der Herstellung so eingestellt, dass der Werkstoff bei Raumtemperatur
β - Ti - Phase und/oder B2 - Ti - Phase aufweist, die beide nachfolgend kurz als β
- Phase bezeichnet werden sollen. Die β - Phase dient hierbei dazu, bei hohen Temperaturen,
bei denen in TiAl - Legierungen mit entsprechend hohem Aluminiumteil ein wesentlicher
Teil des Werkstoffs als α - Ti - Phase mit hoher Aluminiumlöslichkeit vorliegen kann,
eine Vergröberung der α - Ti - Körner zu vermeiden, um ein für die Duktilität und
Kriechfestigkeit des Werkstoffs günstiges homogenes Gefüge mit geleichmäßigen, nicht
zu groben Gefügestrukturen zu erreichen. Die β - Phase stabilisiert hierbei die Korngrenzen
der α - Ti - Körner und wirkt so einer Vergröberung entgegen.
[0003] Allerdings weisen derartige TiAl - Legierungen immer noch Defizite hinsichtlich der
Kriechbeständigkeit auf, so dass insbesondere in dieser Hinsicht Verbesserungsbedarf
besteht.
OFFENBARUNG DER ERFINDUNG
AUFGABE DER ERFINDUNG
[0004] Es ist deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine TiAl - Legierung sowie ein
Verfahren zur Herstellung eines Bauteils aus einer TiAl - Legierung und ein entsprechendes
Bauteil bereitzustellen, wobei die TiAl - Legierung und die daraus hergestellten Bauteile
ein ausgewogenes Eigenschaftsprofil mit ausreichender Festigkeit, Duktilität und insbesondere
Kriechbeständigkeit aufweisen sollen.
TECHNISCHE LÖSUNG
[0005] Diese Aufgabe wird gelöst mit einer TiAl - Legierung mit den Merkmalen des Anspruchs
1, einem Verfahren zur Herstellung eines Bauteils aus einer TiAl - Legierung mit den
Merkmalen des Anspruchs 6 sowie einem Bauteil aus einer TiAl - Legierung mit den Merkmalen
des Anspruchs 13. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0006] Die Erfindung schlägt zur Verbesserung der Kriechbeständigkeit von TiAl - Legierungen
bzw. daraus hergestellter Bauteile insbesondere für Strömungsmaschinen, wie Gastrubinen
und Flugtriebwerke vor, auf die β - Phase zur Behinderung des Kornwachstums von α
- Ti - Körnern bei hohen Temperaturen im Wesentlichen zu verzichten und das Wachstum
der α - Ti - Körner bei hohen Temperaturen durch die Ausscheidung von Siliziden zu
behindern. Der Begriff "im Wesentlichen auf die β - Phase verzichten" bzw. "im Wesentlichen
keine β - Phase" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die β - Phase in der fertigen
Legierung weniger als 5 Vol.-%, vorzugsweise weniger als 2 Vol.-% und weiter bevorzugt
0 Vol.-% ausmacht. Durch die Vermeidung der β - Phase bzw. die Beschränkung der β
- Phase auf minimale Anteile im Gefüge kann die Kriechbeständigkeit verbessert werden,
wobei gleichzeitig weiterhin ein homogenes Gefüge mit feinen Strukturen erzielt werden
kann. Hierzu schlägt die Erfindung vor, eine TiAl - Legierung auszuwählen, die neben
den Hauptlegierungsbestandteilen Titan und Aluminium wenigstens Niob, Molybdän und
Silizium aufweist, wobei Silizium zur Bildung der Silizide vorgesehen ist, die das
Kornwachstum der α - Ti - Körner bei entsprechend hohen Temperaturen behindern sollen,
um eine Vergröberung der Mikrostruktur entgegenzuwirken. Die TiAl - Legierung soll
so ausgewählt werden, dass bei der gewählten chemischen Zusammensetzung der TiAl -
Legierung ein α - Phasen - Temperaturbereich gegeben ist, in dessen Temperaturbereich
im Wesentlichen α - Ti - Phase mit Siliziden vorliegt. Eine entsprechende TiAl - Legierung,
die in einem bestimmten Temperaturintervall für die gegebene chemische Zusammensetzung
im Wesentlichen in der Form des α - Ti vorliegt, kann durch Simulationserrechnungen
mit entsprechenden Simulationsprogrammen, die eine Vielzahl von thermodynamischen
Daten berücksichtigen, und/oder durch die Herstellung von entsprechenden Testschmelzen
bzw. Testlegierungen und metallographische Untersuchung der Testlegierungen ermittelt
werden.
[0007] Wenn eine entsprechende TiAl - Legierung mit einer bestimmten chemischen Zusammensetzung
ausgewählt worden ist, die einen α - Phasen - Temperaturbereich aufweist, in dem die
entsprechende TiAl - Legierung im Wesentlichen einphasig als α - Ti - Phase vorliegt,
wobei lediglich Silizide zusätzlich in dem Temperaturbereich vorliegen, wird bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren eine derartige TiAl - Legierung mit der gewählten chemischen
Zusammensetzung erschmolzen und anschießend in einem weiteren Schritt zu einem Halbzeug
gegossen oder zu TiAl - Pulver verdüst, wobei das Halbzeug bereits ein endkonturnahes
Zwischenprodukt oder ein Ausgangsprodukt für eine weitere Umformung zu einem Vorprodukt
sein kann. Beispielsweise kann das gegossene Halbzeug durch Schmieden zu einem Vorprodukt
umgeformt werden. Das TiAl - Pulver kann zur weiteren Verarbeitung in pulvermetallurgischen
Herstellungsverfahren, wie generativen Fertigungsverfahren eingesetzt oder durch heißisostatisches
Pressen (HIP) oder dergleichen verdichtet, zusammengefügt und/oder verformt werden,
um ebenfalls ein Vorprodukt zu schaffen.
[0008] Nachfolgend wird das gegossene Halbzeug oder ein aus dem Halbzeug oder aus dem TiAl
- Pulver hergestelltes Vorprodukt so von einer Silizidstarttemperatur abgekühlt, sodass
sich Silizide ausscheiden können, um eine Ausscheidungsstabilisierung vorzunehmen.
Die Abkühlung von der Silizidstarttemperatur kann beispielsweise direkt nach dem Gießen
des Halbzeugs beim Abkühlen des Gussstücks erfolgen oder, falls das Halbzeug nach
dem Gießen durch Warmumformen zu einem Vorprodukt ungeformt wird, durch Abkühlen von
der Umformungstemperatur. Weiterhin kann das Vorprodukt nach seiner Herstellung auf
eine Silizidstarttemperatur erwärmt werden und das Vorprodukt von der Silizidstarttemperatur
in der Weise abgekühlt werden, dass sich die gewünschten Silizide ausscheiden. Wird
die TiAl - Legierung als Pulver zur pulvermetallurgischen Herstellung eines Bauteils
verwendet, beispielsweise zur additiven Fertigung eines Bauteils durch lageweises
Abscheiden der Pulverpartikel oder durch vakuumdichtes Verkapseln und Fügen des Pulvers
durch heißisostatisches Pressen zu einem Vorprodukt, kann das durch das Pulver erzeugte
Vorprodukt ebenfalls auf eine Silizidstarttemperatur gebracht und von dieser in der
Weise abgekühlt werden, dass Silizide ausgeschieden werden können. Auch bei der pulvermetallurgischen
Herstellung kann das Vorprodukt von einer bei der Herstellung bereits vorliegenden
Temperatur, wie beispielsweise der HIP - Temperatur so abgekühlt werden, dass eine
Silizidausscheidung erfolgt. In diesem Fall ist also die HIP - Temperatur die Silizidstarttemperatur.
Um eine Ausscheidung der Silizide zu ermöglichen, muss die Abkühlung von der Silizidstarttemperatur
ausreichend langsam erfolgen, um die Möglichkeit zur Ausscheidung der Silizide zu
geben.
[0009] Anschließend wird in einem weiteren Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens eine
Wärmebehandlung des ausscheidungsstabilisierten Halbzeugs oder Vorprodukts in dem
α - Phasen - Temperaturbereich durchgeführt, in dem das Halbzeug oder Vorprodukt im
Wesentlichen als α - Ti - Phase mit ausgeschiedenen Siliziden vorliegt, wobei die
Silizide einer Vergröberung der α - Ti - Körner entgegenwirken. Während dieses Schrittes
löst sich vorhandene β - Phase weitgehend oder vollständig auf. Die Wärmebehandlung
in dem α - Phasen - Temperaturbereich kann für eine Zeitdauer von 0,5 bis 2 Stunden,
insbesondere von 0,5 bis 1 Stunde erfolgen, wobei das Abkühlen so erfolgt, dass sich
aus den α - Ti - Körnern globulare Kolonien aus Lamellen aus α
2 - Ti
3Al und γ - TiAl bilden, wobei die zuvor bei der Ausscheidungsstabilisierung des Werkstoffs
erzeugten Silizidausscheidungen zusätzlich vorliegen. Damit ist eine Mikrostruktur
gegeben, die ein hervorragendes, ausgewogenes Eigenschaftsprofil mit einer verbesserten
Kriechbeständigkeit aufweist.
[0010] Die Silizidstarttemperatur, auf die ein Halbzeug nach dem Gießen oder ein nach dem
Gießen umgeformtes Vorprodukt oder ein durch ein pulvermetallurgisches Verfahren hergestelltes
Vorprodukt während der Ausscheidungsstabilisierung der TiAl - Legierung erwärmt wird,
kann bei einer Temperatur über einer Silizidauflösungstemperatur des Werkstoffs liegen,
so dass bei der Silizidstarttemperatur das Silizium weitgehend in Lösung ist, um dann
beim Abkühlen des Halbzeugs oder Vorproduktes eine homogene Ausscheidung der Silizide
zu ermöglichen.-Liegen beispielsweise grobe Silizide durch den Gussprozess vor, können
diese durch die Lösungsglühung bei der Silizidstarttemperatur oberhalb einer Silzidauflösungstemperatur
aufgelöst werden. Das dadurch vergröberte Gefüge kann durch Schmieden gefeint werden,
wobei durch gezieltes Abkühlen von der Schmiedetemperatur feine Silizide ausgeschieden
werden können. Allerdings kann die Silizidstarttemperatur auch unterhalb einer Silizidauflösungstemperatur
liegen, wenn die Silizidstarttemperatur die Temperatur bei einer Umformung oder Kompaktierung
eines Halbzeugs oder eines Vorprodukts ist. Beispielsweise kann beim Konsolidieren
des Pulvers durch HIPen oder beim Nachverdichten eines pulvermetallurgisch aufgebauten
Vorprodukts durch HIPen eine Temperatur deutlich unterhalb der Silizidauflösungstemperatur
eingestellt werden, so dass sich Silizide bilden können.
[0011] Entsprechend kann der α - Phasen - Temperaturbereich, in dem die anschließende Wärmebehandlung
des auscheidungsstabilisierten Halbzeugs oder Vorprodukts durchgeführt wird, unterhalb
einer Silizidauflösungstemperatur der TiAl - Legierung und oberhalb einer γ - Solvus-Temperatur,
bei der die gesamte γ - TiAl - Phase in α - Ti - Phase in Lösung geht, liegen, so
dass sichergestellt ist, dass im α - Phasen - Temperaturbereich bis auf die vorhandenen
Silizide im Wesentlichen ausschließlich α - Ti - Phase vorliegt. Insbesondere kann
der Anteil der α - Ti - Phase im α - Phasen - Temperaturbereich im Bereich von 95
vol.% oder mehr, insbesondere 98 vol.% oder mehr liegen.
[0012] Eine entsprechende TiAl - Legierung, die einen geeigneten α - Phasen - Temperaturbereich
mit einer ausreichend hohen Silizidauflösungstemperatur und einer wenigstens 15 K,
insbesondere wenigsten 20 K niedrigeren γ - Solvus - Temperatur aufweist, bei der
keine γ - TiAl - Anteile mehr vorliegen, sondern ausschließlich α - Ti - Phase kann
nach einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung, für den selbstständig und in
Kombination mit anderen Aspekten der Erfindung Schutz begehrt wird, eine chemische
Zusammensetzung mit 42 bis 48 at.% Aluminium, vorzugsweise 43 bis 45 at.% Aluminium,
3 bis 5 at.% Niob, vorzugsweise 3,5 bis 4,5 at.% Niob, 0,05 bis 1 at.% Molybdän, vorzugsweise
0,85 bis 0,95 at.% Molybdän, 0,2 bis 2,2 at.% Silizium, vorzugsweise 0,25 bis 0,35
at.% Silizium, 0,2 bis 0,4 at.% Kohlenstoff, vorzugsweise 0,25 bis 0,35 at.% Kohlenstoff,
0, 05 bis 0,2 at.% Bor, vorzugsweise 0,05 bis 0,15 at.% Bor sowie Titan und unvermeidbare
Verunreinigungen aufweisen oder daraus bestehen, wobei Titan in einer Menge vorgesehen
ist, dass die Summe der chemischen Elemente der Legierung 100 at.% ergibt.
[0013] Ausführungsformen der TiAl - Legierung, die insbesondere durch das oben beschriebene
Herstellungsverfahren erzeugt werden bzw. Bauteile aus dieser TiAl - Legierung können
genau die oben beschriebene Zusammensetzung besitzen oder weitere chemische Elemente
beinhalten, wie insbesondere wenigstens eines der Elemente aus einer Gruppe, die Wolfram,
Zirkon und Hafnium umfasst, da auch mit derartigen Legierungen die beschriebenen Gefüge
bei Raumtemperatur bzw. im α - Phasen - Temperaturbereich eingestellt werden können
und die genannten Legierungsbestandteile den Legierungen bzw. den damit hergestellten
Bauteilen zusätzliche Eigenschaften verleihen können.
[0014] Die TiAl - Legierung kann nach einer vorteilhaften Ausgestaltung neben Titan und
unvermeidbaren Verunreinigungen 43,5 bis 45 at.% Aluminium, 3,5 bis 4,5 at.% Niob,
0,1 bis 0,5 at.% Molybdän, 0,4 bis 1 at.% Wolfram, 0,25 bis 0,35 at.% Silizium, 0,25
bis 0,35 at.% Kohlenstoff und 0,05 bis 0,15 at.% Bor beinhalten, wobei die Legierung
genau diese Zusammensetzung aufweisen kann oder zusätzliche weitere Legierungselemente
umfassen kann. In jedem Fall ist der Anteil an Titan so gewählt, dass die Summe der
chemischen Elemente der Legierung 100 at.% ergibt.
[0015] Die TiAl - Legierung kann nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung neben Titan
und unvermeidbaren Verunreinigungen 43,5 bis 45 at.% Aluminium, 3,5 bis 4,5 at.% Niob,
0,85 bis 0,95 at.% Molybdän, 0,1 bis 3 at.% Zirkon, 0,25 bis 2,2 at.% Silizium, 0,25
bis 0,35 at.% Kohlenstoff und 0,05 bis 0,15 at.% Bor beinhalten, wobei die Legierung
genau diese Zusammensetzung aufweisen kann oder zusätzliche weitere Legierungselemente
umfassen kann. In jedem Fall ist der Anteil an Titan so gewählt, dass die Summe der
chemischen Elemente der Legierung 100 at.% ergibt.
[0016] Die TiAl - Legierung kann nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung neben Titan
und unvermeidbaren Verunreinigungen 46 bis 48 at.% Aluminium, 3,5 bis 5 at.% Niob,
0,1 bis 0,5 at.% Molybdän, 0,4 bis 1,8 at% Wolfram, 0,1 bis 3 at.% Zirkon, 0,35 bis
2,2 at.% Silizium, 0,25 bis 0,35 at.% Kohlenstoff und 0,05 bis 0,15 at.% Bor beinhalten,
wobei die Legierung genau diese Zusammensetzung aufweisen kann oder zusätzliche weitere
Legierungselemente umfassen kann. In jedem Fall ist der Anteil an Titan so gewählt,
dass die Summe der chemischen Elemente der Legierung 100 at.% ergibt.
[0017] In diesen Legierungen können zum Beispiel Bor und Kohlenstoff sowohl zur Mischkristallverfestigung
der Legierung beitragen als auch Boride und/oder Karbide erzeugen, welche die Gefügeausbildung
positiv hinsichtlich einer homogenen Gefügestruktur mit geeigneten Koloniegrößen und
Lamellendicken bzw. - abständen der α
2 - Ti
3Al - und γ - TiAl - Lamellen beeinflussen können.
[0018] Bei dem Verfahren zur Herstellung eines Bauteils aus einer TiAl - Legierung kann
das im α - Phasen - Temperaturbereich wärmebehandelte Halbzeug oder Vorprodukt nachfolgend
einer zweiten Wärmebehandlung bei einer Temperatur unterhalb einer γ - Solvus - Temperatur
des Werkstoff unterzogen werden, um die Bildung der Lamellen aus α
2 - Ti
3Al und γ - TiAl aus den α - Ti - Körnern zu beeinflussen und gewünschte Lamellendicken
bzw. - abstände einzustellen.
[0019] Eine entsprechende TiAl - Legierung bzw. ein daraus hergestelltes Bauteil kann somit
in der TiAl - Legierung bei Einsatztemperaturen bis zu 1000 °C weniger als 5 vol.%
β - Phase und vorzugsweise gar keine β - Phase aufweisen, so dass die Kriechbeständigkeit
verbessert wird. Die globularen Kolonien mit Lamellen aus α
2 - Ti
3Al und γ - TiAl können bei Raumtemperatur 95 vol.% oder mehr, insbesondere 98 vol.%
oder mehr der TiAl - Legierung bilden. Der Rest kann durch Silizide, Karbide und/oder
Boride gebildet sein, wobei die TiAl - Legierung bis zu 5% Gew.%, vorzugsweise bis
zu 2% Gew.% Silizide, Karbide und/oder Boride enthalten kann, deren mittlere oder
maximale Korngröße kleiner oder gleich 5 µm sein kann.
[0020] Die globularen Kolonien aus α
2 - Ti
3Al - und γ - TiAl - Lamellen können eine mittlere oder maximale Größe von 50 bis 300
µm, insbesondere von 100 bis 200 µm aufweisen, wobei der mittlere Lamellenabstand
im Bereich von 10 nm bis 1 µm liegen kann. Unter dem Lamellenabstand wird hierbei
der Abstand von Lamellen gleicher Phase zueinander verstanden, also der Abstand einer
γ - TiAl - Lamelle zu der nächsten γ - TiAl - Lamelle bzw. der Abstand einer α
2 - Ti
3Al - Lamelle zur nächsten α
2 - Ti
3Al - Lamelle.
KURZBESCHREIBUNG DER FIGUR
[0021] Die beigefügte Zeichnung zeigt in rein schematischer Weise das Gefüge einer erfindungsgemäßen
TiAl - Legierung bzw. eines Bauteils aus einer TiAl - Legierung.
AUSFÜHRUNGSBEISPIEL
[0022] Weitere Vorteile Kennzeichen und Merkmale der vorliegenden Erfindung werden bei der
nachfolgend detaillierten Beschreibung eines Ausführungsbeispiels deutlich, wobei
die Erfindung nicht auf dieses Ausführungsbeispiel beschränkt ist.
[0023] Für eine TiAl - Legierung, die aus 43,8 at.% Aluminium, 4 at.% Niob, 0,9 at.% Molybdän,
0,3 at.% Silizium, 0,3 at.% Kohlenstoff, 0,1 at.% Bor sowie Rest Titan und unvermeidbaren
Verunreinigungen besteht, kann durch die entsprechenden Wärmebehandlungen im α - Phasen
- Temperaturbereich und einer nachfolgenden zweiten Wärmebehandlung bei einer Temperatur
unterhalb der γ - Solvus - Temperatur der TiAl - Legierung ein Gefüge ausgebildet
werden, wie es in der beigefügten Zeichnung dargestellt ist. Die globularen Kolonien
1 aus α
2 - Ti
3Al - Lamellen 2 und γ - TiAl - Lamellen 3 sind gleichachsig mit ähnlichen Größen und
kugelartigen Formen ausgebildet, wobei sich an den Grenzen der Kolonien 1 Silizide
4 sowie Boride 5 und Karbide 6 ausgeschieden haben.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0024]
- 1
- globulare Kolonien
- 2
- α2 - Ti3Al - Lamellen
- 3
- γ - TiAl - Lamellen
- 4
- Silizide
- 5
- Boride
- 6
- Karbide
1. TiAl - Legierung, die
Titan,
42 bis 48 at.% Aluminium,
3 bis 5 at.% Niob,
0,05 bis 1 at.% Molybdän,
0,2 bis 2,2 at.% Silizium,
0,2 bis 0,4 at.% Kohlenstoff,
0,05 bis 0,2 at.% Bor,
0 bis 2.0 at.% Wolfram,
0 bis 3,5 at.% Zirkon,
0 bis 0,3 at.% Hafnium,
und unvermeidbare Verunreinigungen beinhaltet, wobei Titan in einer Menge vorgesehen
ist, dass die Summe von Anteilen enthaltener chemischer Elemente 100 at.% ergibt und
wobei die TiAl - Legierung bei Raumtemperatur eine Mikrostruktur aufweist, die globulare
Kolonien (1) aus Lamellen aus α
2 - Ti
3Al (2) und γ - TiAl (3) sowie Silizidausscheidungen (4) und im Wesentlichen keine
β - Phase umfasst.
2. TiAl - Legierung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Legierung beinhaltet:
43 bis 45 at.% Aluminium,
3,5 bis 4,5 at.% Niob,
0,85 bis 0,95 at.% Molybdän,
0,25 bis 0,35 at.% Silizium,
0,25 bis 0,35 at.% Kohlenstoff,
0,05 bis 0,15 at.% Bor.
3. TiAl - Legierung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Legierung beinhaltet:
43,5 bis 45 at.% Aluminium,
3,5 bis 4,5 at.% Niob,
0,1 bis 0,5 at.% Molybdän,
0,4 bis 1 at.% Wolfram
0,25 bis 0,35 at.% Silizium,
0,25 bis 0,35 at.% Kohlenstoff,
0,05 bis 0,15 at.% Bor.
4. TiAl - Legierung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Legierung beinhaltet:
43,5 bis 45 at.% Aluminium,
3,5 bis 4,5 at.% Niob,
0,85 bis 0,95 at.% Molybdän,
0,1 bis 3 at.% Zirkon
0,25 bis 2,2 at.% Silizium,
0,25 bis 0,35 at.% Kohlenstoff,
0,05 bis 0,15 at.% Bor.
5. TiAl - Legierung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Legierung beinhaltet:
46 bis 48 at.% Aluminium,
3,5 bis 5 at.% Niob,
0,1 bis 0,5 at.% Molybdän,
0,4 bis 1,8 at% Wolfram
0,1 bis 3 at.% Zirkon
0,35 bis 2,2 at.% Silizium,
0,25 bis 0,35 at.% Kohlenstoff,
0,05 bis 0,15 at.% Bor.
6. Verfahren zur Herstellung eines Bauteils aus einer TiAl - Legierung, insbesondere
aus einer TiAl - Legierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, welches die folgenden
Schritte umfasst:
- Auswahl einer TiAl - Legierung, die neben den Hauptlegierungsbestandteilen Titan
und Aluminium wenigstens Niob, Molybdän, Kohlenstoff und Silizium umfasst und die
bei der zu wählenden chemischen Zusammensetzung der TiAl - Legierung in einem α -
Phasen - Temperaturbereich im Wesentlichen in der α - Ti - Phase mit Siliziden vorliegt,
- Erschmelzen der TiAl - Legierung,
- Gießen der TiAl - Legierung zu einem Halbzeug oder Verdüsen der TiAl - Legierung
zu Pulver,
- Ausscheidungsstabilisieren des Halbzeugs oder eines aus dem Halbzeug oder dem Pulver
hergestellten Vorprodukts durch Abkühlen des Halbzeugs oder des Vorprodukts von einer
Silizidstarttemperatur in der Weise, dass sich Silizide ausscheiden,
- Wärmebehandlung des ausscheidungsstabilisierten Halbzeugs oder Vorprodukts in dem
α - Phasen - Temperaturbereich in dem Silizidauscheidungen (4) vorliegen für 0,5 bis
2 Stunden und Abkühlen, sodass sich globulare Kolonien (1) aus Lamellen aus α2 - Ti3Al (2) und γ - TiAl (3) bilden.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Ausscheidungsstabilisierung direkt bei der Erstarrung aus der Schmelze oder bei
der Abkühlung nach einer Kompaktierung oder Umformung erfolgt und/oder die Silizidstarttemperatur
über oder unter einer Silizidauflösungstemperatur liegt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
der α - Phasen - Temperaturbereich unterhalb einer Silizidauflösungstemperatur und
oberhalb einer Gamma - Solvus - Temperatur liegt und vorzugsweise einen Bereich von
wenigstens 15 K, insbesondere wenigstens 20 K einschließt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
der α - Phasen - Temperaturbereich, eine Silizidauflösungstemperatur und/oder eine
Gamma - Solvus - Temperatur der TiAl - Legierung durch Simulationsrechnungen und/oder
durch Testschmelzen und metallographische Untersuchungen ermittelt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
die TiAl - Legierung weiterhin unvermeidbare Verunreinigungen und/oder mindestens
eines der Elemente aus der Gruppe aufweist, die Wolfram, Zirkon, Hafnium, Kohlenstoff
und Bor umfasst.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
die TiAl - Legierung so gewählt wird, dass die TiAl - Legierung eine peritektische
Erstarrung mit der Bildung von α - Ti - Phase oder eine Erstarrung mit der Bildung
von β - Phase zeigt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
das wärmebehandelte Halbzeug oder Vorprodukt einer zweiten Wärmebehandlung bei einer
Temperatur unterhalb einer Gamma - Solvus - Temperatur für eine Zeitdauer von 2 Stunden
bis 24 Stunden unterzogen wird.
13. Bauteil aus einer TiAl - Legierung, vorzugsweise für eine Strömungsmaschine, insbesondere
hergestellt nach einem Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 12, wobei die TiAl
- Legierung neben den Hauptlegierungsbestandteilen Titan und Aluminium wenigstens
Niob, Molybdän, Kohlenstoff und Silizium umfasst und bei Raumtemperatur eine Mikrostruktur
aufweist, die globulare Kolonien aus Lamellen aus α2 - Ti3Al und γ - Ti-Al sowie Silizidausscheidungen und im Wesentlichen keine β - Phase umfasst.
14. Bauteil nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
die TiAl - Legierung weiterhin mindestens unvermeidbare Verunreinigungen und/oder
eines der Elemente aus der Gruppe aufweist, die Wolfram, Zirkon, Hafnium und Bor umfasst.
15. Bauteil nach einem der Ansprüche 13 oder 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
die TiAl - Legierung bei Einsatztemperaturen bis zu 900 °C weniger als 5 Vol.% β-Phase,
vorzugsweise keine β - Phase aufweist.
16. Bauteil nach einem der Ansprüche 13 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, dass
die globulare Kolonien aus Lamellen aus α2 - Ti3Al und γ - TiAl mehr oder gleich 95 Vol.%, vorzugsweise mehr oder gleich 98 Vol.%
der TiAl - Legierung bilden.
17. Bauteil nach einem der Ansprüche 13 bis 16,
dadurch gekennzeichnet, dass
in der TiAl - Legierung bis 5 Gew.%, vorzugsweise bis zu 2 Gew.% Silizide, Karbide
und/oder Boride enthalten sind, wobei die mittlere oder maximale Korngröße der Silizide,
Karbide und/oder Boride kleiner oder gleich 5 µm ist, insbesondere der Durchmesser
gemäß einem Kreis-Flächen-Äquivalent kleiner oder gleich 5 µm ist.
18. Bauteil nach einem der Ansprüche 13 bis 17,
dadurch gekennzeichnet, dass
die globulare Kolonien aus Lamellen aus α2 - Ti3Al und γ - TiAl eine mittlere oder maximale Größe von 50 bis 300 µm, insbesondere
100 bis 200 µm aufweisen und/oder der mittlere Lamellenabstand im Bereich von 10 nm
bis 1 µm liegt.