TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem für
mit einer Waffenanlage ausgerüstete militärische Einsatzfahrzeuge. Insbesondere betrifft
die Erfindung ein derartiges System, das mit einem portablen oder mobilen Mehrzweckbediengerät
ausgestattet oder ausstattbar ist.
HINTERGRUND DER ERFINDUNG
[0002] Luftverteidigungssysteme bestehen nicht nur aus stationären Waffenanlagen, sondern
umfassen in der Regel auch eine Vielzahl von mobilen Verteidigungseinrichtungen wie
beispielsweise mit einer Radaranlage ausgerüsteten Fahrzeugen, Gefechtsstandfahrzeugen
als Befehlszentrale, sowie bewaffneten Einsatzfahrzeugen, die mit einer Waffenanlage
ausgestattet sind, welche zum Beispiel mit Boden-Luft-Flugkörpern ausgerüstet ist.
Die Funktionsfähigkeit und Einsatzbereitschaft dieser bewaffneten Einsatzfahrzeuge
müssen in vorgesehenen Zeitintervallen oder ereignisgesteuert getestet werden. Derartige
Funktionsprüfungen der bewaffneten Einsatzfahrzeuge müssen, insbesondere im Einsatzfall,
mit einem Diagnosegerät ohne zusätzliche externe Mess- und Prüfmittel durchführbar
sein. Im Idealfall sollte dieses Diagnosegerät Folgendes ermöglichen:
- Fernsteuerung und Ferndiagnose von zu testenden Komponenten zur Erkennung und auch
Behebung von Fehlern
- Aufzeichnung, Speicherung von Mess- und Fehlerdaten
- Übermittlung von Daten und Fehlermeldungen zur Ferndiagnose.
[0003] Ein weiteres wichtiges Einsatzszenario für die beschriebenen bewaffneten Einsatzfahrzeuge
ist das Training der Besatzung und der Bedienpersonen in Friedenszeiten. Da dieses
Training aus verständlichen Gründen der Sicherheit nicht mit einsatzbereiter Waffenträgereinrichtung
durchgeführt werden kann, also zum Beispiel ohne Bestückung der Waffenanlage mit Flugkörpern,
kommt dem Einsatz von Simulatoren bzw. Simulationstechnik bei derartigen Waffensystemen
besondere Bedeutung zu, da die Simulation zur Verbesserung des Ausbildungsstandes
und zur Erprobung von neuen Taktiken und Verfahren im Grundbetrieb und im Einsatz
beiträgt.
[0004] Simulationsgestützte Ausbildungsmittel müssen in den Friedensstandorten, für Ausbildung-
und Übungsvorhaben, in der Vorbereitung auf Einsätze und auch während der Durchführung
von Einsätzen genutzt werden können.
STAND DER TECHNIK
[0005] Aus
DE 10 2012 000 671 A1 ist eine Prüf- und Testvorrichtung für ein Flugkörperstartgerät bekannt, mit einem
Prüf- und Testcomputer, der eine Simulation von relevanten Funktionen der Waffensystemzentrale
ermöglicht, einer Datenübertragungseinrichtung, die mit dem Waffensteuerungscomputer
zur Datenübertragung drahtlos oder drahtgebunden verbindbar ist, um interne Daten
des Flugkörperstartgeräts auszulesen und somit Prozesse zu überwachen, die innerhalb
des Flugkörperstartgeräts ablaufen, einer Telemetriedatenschnittstelle des Waffensteuerungscomputers
zur Datenübertragung, einer Mensch-Maschine-Schnittstelle und einer Flugkörpersimulationseinheit.
Die Flugkörpersimulationseinheit simuliert das Vorhandensein eines Flugkörpers am
Flugkörperstartgerät und ist versehen mit einem Simulationscomputer, der von dem Prüf-
und Testcomputer steuerbar ist, um unterschiedliche Varianten von Flugkörperstartvorgängen
und auch beispielsweise komplexe Flugkörperdefekte simulieren und verifizieren zu
können. Dazu ist eine Signal-Adaptionseinrichtung vorgesehen, die mit dem Simulationscomputer
zur Datenübertragung verbunden ist und die mit den Kommunikationsanschlüssen der Startvorrichtung
zur Datenübertragung verbindbar ist. Die Einheit aus Flugkörperstartgerät und Prüf-
und Testvorrichtung integriert das Flugkörperstartgerät in die mit der Flugkörpersimulationseinheit
und dem Simulator für die Waffensystemzentrale versehene Prüf- und Testvorrichtung
zu einem Prüfstand. Ein mit diesem Prüfstand durchgeführtes Prüfverfahren ermöglicht
auf schnelle und einfache Weise die Durchführung von Tests und das Überprüfungen von
Flugkörperstartgeräten, ohne dass diese mit einem scharfen Flugkörper versehen sein
müssen und ohne dass diese mit einer Waffensystemzentrale in Verbindung stehen müssen.
Allerdings sind diese Überprüfungen und Tests auf die Waffenanlage beschränkt.
[0006] Aus
DE 10 2012 006 872 A1 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zur schrittweisen Integration und Prüfung
von Komponenten und Zentralrechner zu einem komplexen technischen System bekannt.
Die Vorrichtung umfasst einen Zentralrechner mit daran angeschlossenen Komponentensimulatoren.
Die Gesamtheit aus dem Zentralrechner und den daran angeschlossenen Komponentensimulatoren
wird zunächst getestet. Anschließend wird aufeinanderfolgend jeweils ein Komponentensimulator
durch eine Komponente ersetzt und dann wird ein weiterer Funktionstest der gesamten
Einheit durchgeführt, bis alle Komponenten mit dem Zentralrechner zum Gesamtsystem
verbunden worden sind. Dieses schrittweise Vorgehen mit jeweils einem Funktionstest
nach dem Einbau einer neuen Komponente führt dazu, dass eventuell doch noch auftretende
Fehler unmittelbar dieser Komponente oder dem Zusammenwirken dieser Komponente mit
dem Zentralrechner zugeordnet werden können. Dadurch wird die Fehlersuche bei der
Integration gegenüber einer Fehlersuche, die erst nach dem Einbau aller Komponenten
durchgeführt wird, deutlich vereinfacht. Dadurch existiert für jede Komponente ein
Simulator-Paar bestehend aus einem Komponentensimulator und einem Komponenten-Zentralrechnersimulator,
der gegenüber dieser Komponente die relevanten Interaktionen und Kommunikationsfunktionen
des Zentralrechners simuliert. Diese Vorgehensweise ermöglicht keine Systemprüfung
im militärischen Einsatzszenario, da es sich um Integrationshilfsmittel im Rahmen
der Entwicklung bzw. Produktion handelt
[0007] Die nicht vorveröffentlichte
DE 10 2015 012 971 offenbart ein portables oder mobiles Einsatzcomputersystem mit einem auto-konfigurierbaren
Bediencomputer, der mit einem in einem Einsatzfahrzeug vorgesehenen Einsatzfahrzeugcomputer
verbindbar ist und an den diverse andere Geräte anschließbar sind, die vom Bediencomputer
selbsttätig erkannt werden und woraufhin sich der Bediencomputer automatisch konfiguriert.
Dabei weist der Einsatzfahrzeugcomputer eine Fahrzeugrechnereinheit auf, die mit dem
Bediencomputer über die Schnittstelleneinheit und die Datenschnittstelle verbindbar
ist. Bei dieser Variante lässt sich der Bediencomputer schnell und problemlos in ein
Einsatzfahrzeug implementieren und der im Einsatzfahrzeug vorhandenen Fahrzeugcomputer
wird integraler Bestandteil des Einsatzcomputersystems. Über den mit zumindest einer
Waffenanlagenschnittstelle ausgestatteten Einsatzfahrzeugcomputer ist der Bediencomputer
mittelbar mit zumindest einer Waffenanlagenkomponente verbindbar. Ist die mit der
Waffenanlagenschnittstelle verbindbare Waffenanlagenkomponente von einem Wartungs-
und Bediengerät der Waffenanlage und/oder der in der Waffenanlage enthaltenen Munition,
beispielsweise einem Flugkörper, gebildet, so kann die Waffenanlage beziehungsweise
die Munition von der im geschützten Fahrzeug befindlichen Mannschaft einer Wartung
und einem Funktionstest unterzogen werden, ohne dass es des Anschließens eines gesonderten
Wartungs- und Testcomputers bedarf.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein kompaktes und leicht transportierbares
Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem zu schaffen, mit dem es unter Anderem möglich
ist, das Gesamtsystem aus Einsatzfahrzeug und Waffenanlage zu testen und für Wartungszwecke
zu überprüfen.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch das Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem mit den
Merkmalen des Patentanspruchs 1.
[0010] Dieses Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem für mit einer Waffenanlage ausgerüstete
militärische Einsatzfahrzeuge ist mit einem Bediengerät ausgestattet, das mit einer
Rechnereinheit, einer Anzeige- und Bedieneinheit und zumindest zwei Datenschnittstellen
zum Anschluss von externen Komponenten versehen ist, die jeweils an eine der zumindest
zwei Datenschnittstellen des Bediengeräts anschließbar sind. Die erste Datenschnittstelle
ist dabei zum Anschluss an einen im Einsatzfahrzeug vorgesehenen Einsatzfahrzeugcomputer
ausgebildet, der seinerseits zur Koppelung mit dem Bediengerät ausgebildet ist und
der dazu mit einer Schnittstelleneinheit zur Verbindung mit der ersten Datenschnittstelle
des Bediengeräts versehen ist. Die zweite Datenschnittstelle ist zur mittelbaren oder
unmittelbaren Verbindung mit einem in der Waffenanlage vorgesehenen zentralen Waffencomputer
ausgebildet.
VORTEILE
[0011] Das erfindungsgemäße Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem ist besonders leicht
und kompakt, da es in seiner einfachsten Form nur vom Bediengerät gebildet ist, auf
dem eine Bediensoftware lauffähig gespeichert ist. Die Bediensoftware kann zudem eine
Trainings-, Test- und/oder Diagnosesoftware aufweisen. Das Vorsehen der zumindest
zwei Datenschnittstellen am Bediengerät (und die entsprechende Ausgestaltung der Bediensoftware)
ermöglicht es, ohne Umbaumaßnahmen und falls erforderlich sogar gleichzeitig die Waffenanlage
und das Einsatzfahrzeug oder Komponenten davon zu testen und zu überprüfen. Dieses
Bediengerät muss nicht zwangsläufig ein eigenständiger, nur für diesen Zweck vorgesehener
Computer sein, sondern er kann auch von einem entsprechend ausgestatteten Computer
(zum Beispiel einem Laptop oder Tablet-Computer) gebildet sein, der im militärischen
Alltag andere Aufgaben übernimmt, zum Beispiel von einem tragbaren persönlichen Assistenz-
oder Einsatzcomputer eines Soldaten.
[0012] Weitere bevorzugte und vorteilhafte Ausgestaltungsmerkmale des erfindungsgemäßen
Multifunktionsbedien- und Anzeigesystems sind Gegenstand der Unteransprüche 2 bis
6.
[0013] Bei einer bevorzugten Weiterbildung des erfindungsgemäßen Multifunktionsbedien- und
Anzeigesystems weist der Einsatzfahrzeugcomputer eine Fahrzeugrechnereinheit auf,
die mit dem Bediengerät über die Schnittstelleneinheit und die erste Datenschnittstelle
verbindbar ist. Dadurch kann auch das Einsatzfahrzeug mit dem Bediengerät auf seine
Einsatzbereitschaft und Einsatzfähigkeit überprüft werden. Im Fahrzeugcomputer gespeicherte
Nutzungsdaten der Komponenten des Einsatzfahrzeugs und Fehlermeldungen können mit
dem Bediengerät abgefragt werden, um ein aktuelles Zustandsbild des Einsatzfahrzeugs
zu erhalten. Tests und Diagnosen sind also nicht mehr auf die Waffenanlage allein
beschränkt, so dass jetzt die Einheit aus Einsatzfahrzeug und Waffenanlage einer Überprüfung
unterzogen werden kann und so eine Aussage über die Einsatzfähigkeit der gesamten
Einheit getroffen werden kann.
[0014] Dabei ist es von Vorteil, wenn der Einsatzfahrzeugcomputer mit zumindest einer Fahrzeugschnittstelle
ausgestattet ist, die zur Datenübertragung zwischen dem an den Einsatzfahrzeugcomputer
angeschlossenen Bediengerät und zumindest einer Fahrzeugkomponente des Einsatzfahrzeugs
verbindbar oder verbunden ist.
[0015] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Multifunktionsbedien-
und Anzeigesystems, die mit anderen Ausführungsformen kombiniert werden kann, ist
die Waffenanlage mit zumindest einer Test- und Simulationseinrichtung verbunden oder
verbindbar, die einen Test- und Simulationscomputer aufweist. Die Test- und Simulationseinrichtung
kann in die Waffenanlage integriert oder integrierbar ausgebildet sein oder sie kann
extern an die Waffenanlage anschließbar sein. Die Test- und Simulationseinrichtung
ist mit dem zentralen Waffencomputer verbunden oder verbindbar und so ausgestaltet,
um Funktionen der Waffenanlage oder der für die Waffenanlage vorgesehenen Waffenträgereinrichtung
zu simulieren. Dazu ist der Bediengerät mit seiner zweiten Datenschnittstelle mit
der Waffenanlage, insbesondere mit dem Waffencomputer und/oder mit der Test- und Simulationseinrichtung,
zur Datenübertragung verbindbar. Das Vorsehen einer Test- und Simulationseinrichtung
ermöglicht es, spezielle Hardware, die für die Tests und/oder Diagnoseuntersuchungen
oder auch für einen Trainingsbetrieb erforderlich ist, unabhängig vom Bediengerät
vorzusehen. Dies ermöglicht einerseits den Einsatz unspezifischer Computer, auf denen
eine Test- und Diagnosesoftware läuft (zum Beispiel den persönlichen Einsatzcomputer
eines Soldaten) als Bediengerät des erfindungsgemäßen Multifunktionsbedien- und Anzeigesystems
zu verwenden.
[0016] Außerdem können Anpassungen an unterschiedliche Waffensysteme durch unterschiedliche,
waffensystemspezifische Test- und Simulationseinrichtungen vorgenommen werden, die
jeweils für den Anschluss des Bediengeräts eine standardisierte Schnittstelle aufweisen.
Diese für den Anschluss an die zweite Schnittstelle des Bediengeräts definierte Schnittstelle
der Test- und Simulationseinrichtung, die wie die erste und die zweite Schnittstelle
des Bediengeräts auch in Software ausgebildet sein kann, ermöglicht die schnelle und
problemlose Verbindung des Bediengeräts mit der mit der Waffenanlage verbundenen Test-
und Simulationseinrichtung und somit eine mittelbare Verbindung des Bediengeräts mit
dem Waffencomputer der Waffenanlage.
[0017] Es ist von Vorteil, wenn auch eine Hydraulikmesseinrichtung vorgesehen ist, die mit
der Waffenanlage und mit dem Bediengerät verbindbar ist und die mit einem Hydrauliktest-Steuergerät
und mit einer Mehrzahl von Messaufnehmern zur Erfassung von Hydraulikfunktionen der
Waffenanlage versehen ist. Diese zusätzliche Hardware kann Daten eines Hydrauliktests
der Waffenanlage liefern, die in das gesamte Zustandsbild mit einfließen.
[0018] Aus analogen Gründen kann eine Strommesseinrichtung vorgesehen sein, die mit der
Waffenanlage und mit dem Bediengerät verbindbar ist und die mit einer Mehrzahl von
elektrischen Strom-Messaufnehmern zur Erfassung von Eingangs- und Ausgangsströmen
der Waffenanlage versehen ist.
[0019] Eine alternative oder zusätzliche Direktverbindung des Bediengeräts mit dem Waffencomputer
erlaubt eine operationelle Bedienung und/oder Steuerung der Waffenanlage vom Bediencomputer
aus ohne dass es einer eigenständigen Bedieneinrichtung für die Waffenanlage bedarf.
[0020] Vorzugsweise ist das Bediengerät zur operationellen Bedienung der Waffenanlage ausgestaltet,
wozu eine Bediensoftware für die Waffenanlage im Bediengerät auf dessen Rechnereinheit
ablaufbar gespeichert ist. Dadurch ist es möglich, auch die Bedienung der Waffenanlage
mittels des Bediengeräts vorzunehmen, so dass die Waffenanlage keine eigenständige
Bedieneinrichtung benötigt.
[0021] Weiterhin ist es von Vorteil, wenn das Bediengerät mit der Waffenanlage und/oder
mit dem Einsatzfahrzeug zur Datenübertragung drahtlos verbindbar ist. Diese Variante
ermöglicht den mobilen Einsatz des portabel ausgebildeten Bediengeräts räumlich abgesetzt
vom Einsatzfahrzeug und von der Waffenanlage.
[0022] Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung mit zusätzlichen Ausgestaltungsdetails
und weiteren Vorteilen sind nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen
näher beschrieben und erläutert.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0023] Es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Bediengeräts eines erfindungsgemäßen Multifunktionsbedien-
und Anzeigesystems;
- Fig. 2
- den Bediengerät aus Fig. 1 verbunden mit einem Einsatzfahrzeugcomputer und einem Waffencomputer
einer Waffenanlage;
- Fig. 3
- Die Einheit aus Einsatzfahrzeugcomputer, Bediengerät und Waffenanlage mit einer Test-
und Simulationseinrichtung;
- Fig. 4
- Die Einheit aus Fig. 3 mit zusätzlichen Hilfsmitteln für die Erfassung von Hydraulik-
und Stromversorgungsparametern und
- Fig. 5
- Eine Einheit aus Einsatzfahrzeugcomputer, Bediengerät, Waffenanlage und zwei Test-
und Simulationseinrichtungen in einer Konfiguration zur Durchführung von Trainings.
DARSTELLUNG VON BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSBEISPIELEN
[0024] In Fig. 1 ist schematisch ein Bediengerät 1 eines erfindungsgemäßen Multifunktionsbedien-
und Anzeigesystems gezeigt. Der Bediengerät 1 ist ein tragbarer Computer, der ähnlich
einem "Toughbook" ausgestaltet ist und der somit gehärtet, mobil und portabel ist.
Der Bediengerät 1 ist dazu mit einem für den rauen militärischen Einsatz geeigneten
Gehäuse 11 versehen, in welchem eine Rechnereinheit 10, eine Speichereinrichtung 16
und eine Anzeige- und Bedieneinheit 12, beispielsweise ein berührungsempfindlicher
Bildschirm, vorgesehen sind. Zudem ist der Bediengerät 1 im gezeigten Beispiel mit
zwei Datenschnittstellen 14, 15 versehen, wobei auch mehr als zwei Datenschnittstellen
vorgesehen sein können.
[0025] Die Datenschnittstellen 14, 15 (und gegebenenfalls weitere Datenschnittstellen) sind
vorzugsweise standardisiert ausgebildet, so dass eine Vielzahl von unterschiedlichen
externen Komponenten an den Bediengerät 1 mittels der Datenschnittstellen 14, 15 anschließbar
ist. Die Datenschnittstellen 14, 15 sind nicht nur zum Anschluss von Datenleitungen
14', 15', 15" ausgebildet, sondern können auch mit einer Datenfunkeinrichtung 18 verbunden
oder verbindbar sein, die extern oder auch am oder im Bediengerät 1 vorgesehen sein
kann.
[0026] Fig. 2 zeigt in schematischer Darstellung ein erfindungsgemäßes Multifunktionsbedien-
und Anzeigesystem in einer vereinfachten Ausführungsform mit dem Bediengerät 1, das
mit seiner ersten Datenschnittstelle 14 über eine Datenübertragungsleitung 14' mit
einer Schnittstelleneinheit 20 des Einsatzfahrzeugcomputers 2 und mit seiner zweiten
Datenschnittstelle 15 über eine Datenleitung 15' mit einer Test- und Simulationseinrichtung
T und mit einer weiteren Datenleitung 15" mit dem zentralen Waffencomputer 3 der Waffenanlage
W verbunden ist.
[0027] Der Einsatzfahrzeugcomputer 2 ist in einem militärischen Einsatzfahrzeug E eingebaut
und besitzt für dieses Fahrzeug spezifische Eigenschaften. Dazu ist der Einsatzfahrzeugcomputer
2 mit einer Fahrzeugrechnereinheit 22 versehen, die mit der Schnittstelleneinheit
20 zur bidirektionalen Datenübertragung verbunden ist. Die Schnittstelleneinheit 20
weist eine standardisierte Bediencomputerschnittstelle 21 auf, die zur Verbindung
mit der ersten Datenschnittstelle 14 des Bediengeräts 1 ausgestaltet ist. Der Einsatzfahrzeugcomputer
2 ist weiterhin mit einer Fahrzeugschnittstelle 24 ausgestattet, die mit der Fahrzeugrechnereinheit
22 zur Datenübertragung verbunden ist. An die Fahrzeugschnittstelle 24 ist zumindest
eine Fahrzeugkomponente 23 des Einsatzfahrzeugs E anschließbar. Eine solche Fahrzeugkomponente
23 kann beispielsweise ein fahrzeuginternes Wartungs- und Diagnosesystem sein, das
auf diese Weise in das Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem integriert ist. Zudem
weist das Einsatzfahrzeug E eine Fahrzeugfunkanlage 25 auf, die mit einer Fahrzeugantenne
26 versehen ist und die mit dem Einsatzfahrzeugcomputer 2 verbunden ist, um eine drahtlose
Datenkommunikation beispielsweise über terrestrischen Funk und/oder Satellitenfunk
zu ermöglichen.
[0028] Der Waffencomputer 3 der Waffenanlage W ist mit der Test- und Simulationseinrichtung
T verbunden, welche einen Test- und Simulationscomputer 4 aufweist, auf dem bevorzugt
alle Simulationen ablaufen. Die Test- und Simulationseinrichtung T kann, wie in Fig.
1 symbolisch dargestellt ist, räumlich in der Waffenanlage W vorgesehen oder sogar
in diese integriert sein, sie kann aber auch, wie in den Fig. 2 bis 5 gezeigt ist,
als separate Einheit vorgesehen und mit Komponenten der Waffenanlage W verbunden oder
verbindbar sein.
[0029] Des Weiteren ist die Waffenanlage W mit einer Waffenträgereinrichtung 5 ausgestattet,
die in Fig. 2 nur schematisch gezeigt ist und die eine Mehrzahl von mit Flugkörpern
bestückbaren Flugkörperabschussgeräten aufweist. Die Waffenträgereinrichtung 5 bildet
auf diese Weise ein Startgerät für Flugkörper.
[0030] Zwar sind die Verbindungen zwischen dem Bediengerät 1 und dem Einsatzfahrzeug E sowie
der Waffenanlage W und der Test- und Simulationseinrichtung T in den Figuren als Leitungsverbindungen
dargestellt, doch diese Verbindungen können selbstverständlich auch drahtlose Verbindungen,
beispielsweise über ein geschütztes WLAN, sein, wozu die Waffenanlage W mit einer
Bediengerät-Datenfunkeinrichtung 38 ausgestattet sein kann. Eine derartige drahtlose
Verbindung (zum Beispiel Nahbereichsfunk mit einer Reichweite von einigen hundert
Metern und sektoriell gerichteter Abstrahlung des Funksignals) ermöglicht es dem Bedienpersonal,
sich räumlich abgesetzt von dem mit der Waffenanlage W ausgerüsteten Einsatzfahrzeug
E, beispielsweise in einer geschützten Stellung, aufzuhalten und die Tests sowie die
Bedienung von Einsatzfahrzeug E und/oder Waffenanlage W aus dem Schutz der Stellung
heraus vorzunehmen und auch die mittels des Bediengeräts mögliche Kommunikation mit
einer Leitstelle (zum Beispiel der Waffensystemzentrale) aus der vom Einsatzfahrzeug
E abgesetzten Stellung heraus durchzuführen.
[0031] Die in Fig. 2 vereinfacht dargestellte Waffenanlage W sowie deren Anbindung an den
Bediengerät 1 wird nachstehend anhand weiterer Figuren beschrieben.
[0032] Die Waffenanlage W weist neben dem Test- und Simulationscomputer 4 noch Kommunikationseinrichtungen
zur Prüfung und Simulation einer Navigationsvorrichtung der Waffenanlage W sowie Einrichtungen
zur Überwachung und Auswertung von Strom- und Signalleitungen des Waffencomputers
3 auf. Außerdem sind Widerstands- und Schalteinrichtungen vorgesehen, um Lasten oder
Fehler zu simulieren.
[0033] In Fig. 3 ist schematisch ein erster Testaufbau für die Durchführung einer Diagnoseprüfung
der Waffenanlage W und des Einsatzfahrzeuges E dargestellt. Die Waffenanlage W umfasst
in dieser Darstellung neben dem zentralen Waffencomputer 3 und der Waffenträgereinrichtung
5 eine Hydraulikanlage 30, eine Navigationsanlage 32, eine Energieversorgungsanlage
34 und eine Kommunikationsanlage 36 mit einer Antenne 37, beispielsweise für Satellitenfunk.
[0034] Mit der Kommunikationsanlage 36 verbunden oder in diese integriert ist die Bediengerät-Datenfunkeinrichtung
38. Diese Komponenten sind mit dem Waffencomputer 3 zum Datenaustauch verbunden. Der
Waffencomputer 3 ist weiterhin mit der Test- und Simulationseinrichtung T zur Übertragung
von Simulationsdaten über eine Simulationsdatenleitung 40 und zur Übertragung von
Telemetriedaten über eine Telemetriedatenleitung 41 verbunden. Außerdem ist die Test-
und Simulationseinrichtung T mit der Waffenträgereinrichtung 5 zur Interaktion mit
den Flugkörpern der Waffenträgereinrichtung 5 oder den Flugkörperabschussgeräten der
Waffenträgereinrichtung 5 verbunden.
[0035] Der in Fig. 3 gezeigte Aufbau ermöglicht es, vor einem operationellen Einsatz das
Einsatzfahrzeug E und die Waffenanlage W auf ihre Verwendbarkeit für den Einsatz zu
überprüfen. Es wird dazu eine den operationellen Einsatz repräsentierende Funktionssequenz
durchlaufen, wobei die Einheit aus Einsatzfahrzeug E und Waffenanlage W im originalen,
operationellen Betriebsmodus betrieben wird. Es ist also kein spezieller Betriebsmodus
für die Waffenanlage W erforderlich. Die Funktionssequenz für den Test umfasst den
lokalen Hochlauf der einzelnen Komponenten, die Verbindungsaufnahme zur Kommunikation
mit einer Waffensystemzentrale Z, die Fernsteuerung der Waffenanlage W durch die Waffensystemzentrale
Z, die Auslösung und die Durchführung der FlugkörperStartsequenz. Zur Durchführung
dieses Tests aktiviert der Bediener in der Fahrerkabine des Einsatzfahrzeugs E den
dort zum Beispiel in eine Dockingstation eingesetzten Bediengerät 1 und wählt aus
einer ihm auf der Anzeige- und Bedieneinheit angezeigten Menü-Hierarchie den entsprechenden
Test aus. Dabei besteht die Möglichkeit, entweder die Kombination aus Einsatzfahrzeug
E und Waffenanlage W zu testen oder nur das Einsatzfahrzeug oder nur die Waffenanlage
W zu testen.
[0036] Zur Prüfung des Einsatzfahrzeugs E wird zunächst der Einsatzfahrzeugcomputer 2 eingeschaltet
und der Bediengerät 1 liest einen Fehlerspeicher des Einsatzfahrzeugs E aus und analysiert
dessen Inhalt. Es werden dem Bediener daraufhin auf der Anzeigeeinheit 12 des Bediengeräts
1 der Einsatzfähigkeitsstatus des Einsatzfahrzeugs E angezeigt, entweder als "okay"
oder "Mission nicht möglich" oder "Mission eingeschränkt möglich". Im Falle von "Mission
nicht möglich" oder "Mission eingeschränkt möglich" werden die entsprechenden Informationen
des Einsatzfahrzeugcomputers 2 am Bediengerät 1 ausgegeben und in der Speichereinrichtung
16 gespeichert. Diese Daten können dann die Grundlageninformation für eine eventuell
erforderliche Reparatur des Einsatzfahrzeugs E bilden.
[0037] Die Überprüfung der Waffenanlage W läuft derart ab, dass dem Bediener zunächst angezeigt
wird, an welche Schnittstellen der Waffenanlage W er die Test- und Simulationseinrichtung
T anschließen soll, damit diese die nicht in der Waffenträgereinrichtung 5 vorgesehenen
Flugkörper simuliert. Ist die diesbezügliche Verkabelung erfolgt und die Test- und
Simulationseinrichtung T eingeschaltet und betriebsbereit, so werden die nachstehenden
Schritte durchgeführt:
- Einschalten und Hochlauf der Energieversorgungsanlage 34 der Waffenanlage W und der
Navigationsanlage 32.
- Einschalten und Hochlauf der Kommunikationsanlage 32.
- Einschalten der Hydraulikanlage 30.
- Einschalten und Hochlauf des zentralen Waffencomputers 3 und Einloggen des Bedieners
in den Waffencomputer 3. Der Waffencomputer 3 nimmt daraufhin den Zustand Local-Standby
ein und empfängt ein Alive-Signal der Test- und Simulationseinrichtung T.
- Die Test- und Simulationseinrichtung T empfängt ein Alive-Signal und Telemetriedaten
des Waffencomputers 3. Sie wertet die Telemetriedaten aus und bei fatalen Fehlern
erfolgt ein Testabbruch und die Generierung des Testprotokolls, das in der Speichereinrichtung
16 des Bediengeräts 1 oder in einem mit dem Bediengerät verbundenen entfernbaren Datenspeicher
(RDS) gespeichert wird.
- Die Test- und Simulationseinrichtung T kommandiert das Startgerät der Waffenanlage
W über den Waffencomputer 3 in den Zustand Local-Net-Standby, in dem das Startgerät
im Bereitschaftszustand ist ohne dass eine Kommunikationsverbindung zur Waffensystemzentrale
Z besteht.
- Die Test- und Simulationseinrichtung T wartet, bis die Navigationsanlage 32 den operationellen
Navigationsmode und GPS-lock-on erreicht hat, dann erfolgt die Kommandierung einer
Test- und Prüfsequenz für jede der in der Waffenträgereinrichtung 5 vorgesehenen Flugkörperabschussgeräten
mit folgenden Einzeltests: SafetyDelay -> RemoteStandby <-> LaunchExecution (für jeden
der 4 simulierten Flugkörper) <-> RemotelBIT -> RemoteStandby -> LocalNetStandby ->
LocalStandby -> Shutdown, wobei auf der Anzeige- und Bedieneinheit 12 des Bediengeräts
1 die notwendigen Anweisungen an den Bediener ausgegeben werden, beispielsweise: "Flugkörper-Aufrichtanlage
(Plattform) elevieren/absenken", "Antennenmast des Nahbereichskommunikationssystems
(LACS) aus/einfahren", "Stabilisatoren aus/einfahren", "Schalter Enable/Disbale",
"Schalter Local/Remote" etc.
- Alle Flugkörper-Schnittstellen-Leitungen (diskrete Signale + Datenbusse) werden überprüft.
- Nach jeder Startsequenz (Mode LaunchExecution) wird durch die Test- und Simulationseinrichtung
T ein Remote IBIT (Selbsttest der Waffenanlage W, der von der Waffensystemzentrale
Z remote (über Funk) ausgelöst, überwacht und gesteuert wird) kommandiert und die
aufgetretenen Fehler-Codes werden zur Test- und Simulationseinrichtung T übermittelt,
die sie auswertet. Die Auswertung der Interaktionen auf Korrektheit erfolgt dabei
gegen Sollwerte und durch den Vergleich von internen Datenflüssen, die mittels Telemetrieauswertung
gewonnen werden, und externen Datenflüssen (Test- und Simulationseinrichtung T, Schnittstelle
zu einer Waffensystemzentrale Z, Flugkörperschnittstellen).
- Auf der Anzeige- und Bedieneinheit 12 des Bediengeräts 1 wird als Analyse-Ergebnis
der Health-Status der Waffenanlage W ausgegeben: "ok (grün)", "Mission nicht möglich
(rot)" oder "Mission eingeschränkt möglich (gelb)". Die Ursachen (Daten) für "Mission
nicht möglich" oder "Mission eingeschränkt möglich werden kompakt und prägnant auf
der Anzeige- und Bedieneinheit 12 des Bediengeräts 1 dargestellt, um eine zielführende
Reparatur in die Wege leiten zu können.
- Die Prüfung der Waffenanlage W erfolgt mit symbolischer Visualisierung des Funktionsablaufes
auf der Anzeige- und Bedieneinheit 12 des Bediengeräts 1, wobei ein Nachrichtenfenster
spontan auftretende Fehlernachrichten darstellt. Das Testergebnis und die Messdaten
können in der Speichereinrichtung 16 oder im externen Speichergerät gespeichert und
auf der Anzeige- und Bedieneinheit 12 des Bediengeräts 1 gelesen werden.
- Im Fehlerfalle wird auf der Anzeige- und Bedieneinheit 12 des Bediengeräts 1 ein Reparaturvorschlag
(Tauschteil) ausgegeben, der mittels FO-Kommunikation inklusive Fehlerbild und Anfahrtsweg
zur Waffensystemzentrale gemeldet wird, so dass ein Servicefahrzeug für die Reparaturaktion
unverzüglich in Marsch gesetzt werden kann.
- Ein auf die Einheit aus Einsatzfahrzeug E und Waffenanlage W bezogener Health-Status
("ok", "Mission nicht möglich", "Mission eingeschränkt möglich") wird auf der Anzeige-
und Bedieneinheit 12 des Bediengeräts 1 ausgeben.
[0038] Das Bediengerät 1 kann alternativ oder zusätzlich über die im Einsatzfahrzeug E vorhandene
Fahrzeugfunkanlage 25 oder auch über die Funkanlage 36, 37 der Waffenanlage, zum Beispiel
über Satellitenfunk oder terrestrischen Funk, mit einem Servicefahrzeug S im Einsatzland
oder sogar mit einer Wartungszentrale WZ im Heimatland verbunden sein. Diese Verbindung
ermöglicht beim Auftreten von komplexen technischen Problemen die Durchführung von
Remote-Tests vom Servicefahrzeug S oder von der Wartungszentrale WZ aus. Derartige
Remote-Tests werden beispielsweise durch das Wartungs- und Instandsetzungspersonal
des Servicefahrzeugs S im Falle von komplizierterer Fehlersuche und Reparatur im Einsatzland
durchgeführt, wenn Wartungs-Experten des Nutzers und ggf. der Industrie im Heimatland
die Fehlersuche und -analyse im Einsatzland unterstützen müssen. Diese Remotefunktion
ermöglicht die Übermittlung von aufgezeichneten, gespeicherten, eingestuften Daten
und Fehlermeldungen zur Diagnose durch die Experten der Wartungszentrale WZ und zur
Speicherung von eingestuften Mess-, Status- und Prognostikdaten in einer zentralen
Fehlerdatenbank. Die Bedienoberfläche (Menü-Hierarchie, Testfortschritt, Fehlermeldungen,
Messdaten, Testprotokoll usw.) des Bediengeräts 1 wird auf ein entsprechendes Bediengerät
im Heimatland kopiert, wobei keine Teststeuerung durch das Bediengerät im Heimatdepot
möglich ist. Die Experten im Heimatdepot verfolgen den Testablauf online im Heimatland
und können aus der Ferne zielführende Fehlerdiagnosen und Hinweise geben und somit
das Instandsetzungspersonal vor Ort unterstützen, um die Einheit aus Waffenanlage
W und Einsatzfahrzeug E möglichst schnell wieder verwendbar zu machen. Mittels einer
in die Bediengeräte beziehungsweise der darauf lauffähig gespeicherten Software integrierten
Online-Chatfunktion beraten sich die Instandsetzungscrew an der Waffenanlage W und
die Experten im Heimatdepot während der Test- und Fehlersuchaktivitäten. Dies hilft,
den Personal- und Experteneinsatz im Einsatzland zu minimieren. Der Testumfang bei
diesen Remote-Tests ist der gleiche wie der in Verbindung mit Fig. 3 beschriebene
Testumfang.
[0039] Eine Abwandlung des in Fig. 3 dargestellten Aufbaus ist in Fig. 4 gezeigt. Bei diesem
Aufbau sind an der Waffenanlage W und an der Test- und Simulationseinrichtung T zusätzlich
noch eine Hydraulikmesseinrichtung 6 und eine Strommesseinrichtung 7 angeschlossen.
Die Hydraulikmesseinrichtung 6 ist dazu mit der Hydraulikanlage 30 der Waffenanlage
W sowie mit der Test- und Simulationseinrichtung T verbunden. Die Strommesseinrichtung
7 ist dazu mit der Energieversorgungsanlage 34 und der Test- und Simulationseinrichtung
T verbunden.
[0040] Die Hydraulikmesseinrichtung 6 misst den Druck sowie die Aus- und Einfahrtszeiten
an einzelnen Hydraulikzylindern der Waffenanlage W und prüft diese gemessenen Werte
gegen vorgegebene Sollwerte. Des Weiteren wird eine Druckmessung an einer Hydraulikpumpe
der Waffenanlage W durchgeführt und das Ergebnis dieser Messung wird mit einem vorgegebenen
Sollwert verglichen.
[0041] Die Strommesseinrichtung 7 misst eine Vielzahl von Spannungen und Strömen der einzelnen
Komponenten der Waffenanlage W.
[0042] Des Weiteren werden diverse Tests durchgeführt, um die Reaktion der Waffenanlage
W auf sicherheitskritische Missfire- oder Hangfire-Situationen bei entsprechender
Konfiguration der Test- und Simulationseinrichtung T zu überprüfen, nämlich:
- Misfire des primären Flugkörpers durch Fehler bei Überwachung der Flugkörper-Spannungen
in der reversiblen Startphase.
- Misfire des primären Flugkörpers durch Fehler bei Überwachung der Flugkörper-Spannungen
in der irreversiblen Startphase.
- Misfire des primären Flugkörpers durch NOGO-Rückmeldung in der Interceptor-Status-Botschaft
(Milbus) der Test- und Simulationseinrichtung T oder durch fehlerhafte Rückmeldung
im Schärfungs-Status (Milbus) der Test- und Simulationseinrichtung T.
- Hangfire des primären Flugkörpers durch unzureichende missile-away-Indikation.
- Kommandierter Abbruch der Start-Sequenz durch ein Abbruchkommando von der Waffensystemzentrale,
mit dem eine Flugkörperstartsequenz in der reversiblen Phase abgebrochen werden kann,
jeweils während der reversiblen Startphase.
- Aktivierung des Startes eines Backup-Flugkörpers bei Misfire oder Hangfire des vorherigen
Flugkörpers.
[0043] Schließlich enthält das Bediengerät 1 noch eine Fristenterminverwaltung für zeitgesteuerte
Serviceaufgaben, die am Einsatzfahrzeug E und/oder an der Waffenanlage W durchzuführen
sind. Bei Erreichen eines fälligen Wartungstermins wird ein entsprechendes Alarmsignal
vom Bediengerät 1 ausgegeben.
[0044] Schließlich kann mit dem erfindungsgemäßen Bediengerät 1 auch noch ein Training des
Bedienpersonals an der Einheit aus Einsatzfahrzeug E und Waffenanlage W durchgeführt
werden, was beispielhaft in Fig. 5 dargestellt ist und nachstehend beschrieben wird.
[0045] An die Waffenträgereinrichtung 5 der Waffenanlage W sind eine erste Test- und Simulationseinrichtung
T' und eine zweite Test- und Simulationseinrichtung T" angeschlossen. Beide Test-
und Simulationseinrichtungen T', T" sind an die zweite Schnittstelle 15 des Bediengeräts
1 angeschlossen und mit dieser zur Datenübertragung verbunden. Dabei werden die nicht
in der Waffenträgereinrichtungsanlage 5 vorgesehenen Flugkörper durch die Test- und
Simulationseinrichtungen T', T" simuliert.
[0046] Das in Fig. 5 dargestellte Szenario ermöglicht die Ausbildung und das Training der
operationellen Besatzung des mit der Waffenanlage W ausgestatteten Einsatzfahrzeugs
E. Dazu aktiviert ein Auszubildender das Bediengerät 1 und wählt aus der ihm auf der
Anzeigeeinrichtung 12 dargebotenen Menü-Hierarchie den Menüpunkt "Embedded Training".
Auf dem Bediengerät läuft nach Anwahl dieses Trainingsmodus' eine entsprechende Trainings-
und Simulationssoftware ab. Das Bediengerät 1 weist daraufhin dem Auszubildenden mittels
auf der Anzeigeeinrichtung 12 wiedergegebener Anweisungen an, die nachstehend aufgeführten
Schritte durchzuführen und jeden durchgeführten Schritt mittels einer Eingabe am Bediengerät
1 zu bestätigen:
- Auswahl welche Flugkörper-Kanäle (1-4 und/oder 5-8) für das Training benutzt werden
sollen. Entsprechend erfolgt die Anweisung auf der Anzeigeeinrichtung 12 des Bediengeräts
1, an welcher Seite des Transition Panel die Test- und Simulationseinrichtungen T',
T" angebaut werden sollen. Daher ist keine bislang im Waffencomputer vorgesehene Vorrichtung
mehr erforderlich, mit der bisher die Kabelverbindungen zwischen Waffenrechner und
Flugkörper auf Durchgang und Spannungsfreiheit getestet wurden.
- Anbringen, verkabeln und einschalten der Test- und Simulationseinrichtungen T', T".
Alternativ kann eine Test- und Simulationseinrichtung auch in einem Missile-Round-Trainer
integriert sein.
- Das Bediengerät 1 prüft, ob die Test- und Simulationseinrichtung hochfährt, in Ordnung
ist und ob die Kommunikation zwischen dem Bediengerät 1 und der Test- und Simulationseinrichtung
funktioniert.
- Der Ausbilder konfiguriert gegebenenfalls für jeden simulierten Flugkörper das Verhalten
der Test- und Simulationseinrichtung 1 (Normalfall, Einzelfeuer, Dauerfeuer, Salvenschuss)
oder fehlerhaftes Verhalten wie zum Beispiel Misfire des primären / sekundären Flugkörpers
durch Fehler bei Überwachung der Flugkörper-Spannungen in der reversiblen oder irreversiblen
Startphase oder Hangfire des primären / sekundären Flugkörpers wegen unzureichender
missile-away-Indikation.
- Einschalten und Hochlauf der Energieversorgungsanlage 34 der Waffenanlage W inklusive
der Navigationsanlage 32.
- Einschalten und Hochlauf der Kommunikationsanlage 32.
- Einschalten der Hydraulikanlage.
- Einschalten und Hochlauf des zentrale Waffencomputers 3.
- Einloggen in den zentralen Waffencomputer 3.
- Der zentrale Waffencomputer 3 nimmt den Zustand Local-Standby ein und sendet zyklisch
sein Alive-Signal zur Waffensystemzentrale.
- Der Auszubildende aktiviert über die Anzeige- und Bedieneinheit 12 das Ausfahren der
Plattform-Stabilisatoren, das Elevieren der Flugkörper-Aufrichtanlage und das Ausfahren
des Antennenmasts.
- Die Waffensystemzentrale führt die Attachment-Prozedur aus, wodurch die Waffenanlage
W in den Zustand Local-Net-Standby wechselt.
- Nachdem die Vorheizzeiten für die Flugkörper-Kanister abgelaufen sind, erfolgt der
von der Waffensystemzentrale kommandierte Wechsel nach Remote-Standby über Safety-Delay,
wobei der Auszubildende die Sicherheitsschalter von Disable auf Enable und von Local
auf Remote schaltet. Die Bedienfunktion der Anzeige- und Bedieneinheit 12 des Bediengeräts
1 schaltet sich jetzt ab.
- Den weiteren Verlauf der Interaktion zwischen der Einheit aus Einsatzfahrzeug E und
Waffenanlage W mit der Waffensystemzentrale (Launchsequenzen) kann der Auszubildende
bzw. der Ausbilder auf dem Bildschirm der Anzeige- und Bedieneinheit 12 des Bediengeräts
1 verfolgen. Die Test- und Simulationseinheit T zeichnet die Botschaften zwischen
der Waffensystemzentrale und dem Startgerät der Waffenanlage W, die Bedienereingaben
(Telemetriedaten) und die Interaktion zwischen der Waffenanlage W und dem jeweiligen
(simulierten) Flugkörper auf, wobei alle Informationen aus Telemetriedaten gewonnen
werden.
- Mittels taktischer Meldungen (ADatP-3), die auf der Anzeige- und Bedieneinheit 12
des Bediengeräts 1 angezeigt werden, wird von der Waffensystemzentrale der Wechsel
nach Local-Control dem Auszubildenden mitgeteilt (z.B. für Stellungswechsel oder zur
Durchführung von Servicefunktionen am Startgerät). Eventuell befindet sich der Auszubildende
an einer vom Einsatzfahrzeug E abgesetzten Stelle (Bediengerät mit 100m-Kabel zur
Interface-Box oder Vehicle-Radio und Bediengerät ausgebaut) und kehrt nach Erhalt
der Nachricht von der Waffensystemzentrale zum Startgerät zurück, um den Wechsel nach
Local-Net-Standby durchzuführen (Sicherheitsschalter von Enable auf Disable und von
Remote auf Lokal schalten, das Bedienpanel am Waffencomputer schaltet sich ein).
- Die Waffensystemzentrale führt eine Detachement-Prozedur aus, wodurch die Einheit
aus Einsatzfahrzeug E und Waffenanlage W in den Zustand Local-Standby wechselt.
- Der Auszubildende aktiviert das Einfahren des Antennenmasts, das Absenken der Flugkörper-Aufrichtanlage
und das Einfahren der Plattform-Stabilisatoren.
- Der Auszubildende loggt sich aus dem zentralen Waffencomputer 3 aus und aktiviert
das Herunterfahren des zentralen Waffencomputers 3, danach schaltet er die Hydraulikanlage
30, die Kommunikationsanlage 36 und die Energieversorgungsanlage 34 inklusive der
Navigationsanlage 32 aus.
- Der Ausbilder aktiviert am Bediengerät 1 den Transfer der aufgezeichneten Daten von
der Test- und Simulationseinrichtung T via Bediengerät 1 zur Speichereinrichtung 16
und/oder zu einer externen Speichereinrichtung und erstellt eine Auswertung dieser
Daten zu einem Ausbildungsreport, der ggf. ebenfalls in der Speichereinrichtung 16
und/oder der externen Speichereinrichtung gespeichert wird.
[0047] Das Bediengerät 1 kann somit als Wartungscomputer, Test- und Diagnosegerät, operationelles
Bediengerät und Trainingssteuergerät, sowohl für das Einsatzfahrzeug E als auch für
die Waffenanlage W dienen. Des Weiteren kann es die Funktion eines Kommunikationscomputers
(zum Beispiel für die Kommunikation mit der Waffensystemzentrale) und eines Navigationscomputers
für das Einsatzfahrzeug E und zur Erkundungsunterstützung implementieren. Durch die
erfindungsgemäße Anbindbarkeit des Bediengeräts 1 an sowohl das Einsatzfahrzeug E
als auch an die Waffenanlage W wird ein zentrales Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem
mit dem Bediengerät 1 als einziger Anzeige- und Bedieneinheit geschaffen, welches
das Einsatzfahrzeug E und das Waffensystem W integriert und welches darüber hinaus
unter Verwendung von Test- und Simulationseinrichtungen als Simulationskomponenten
auch das Training von Bedienern und Besatzung ermöglicht.
[0048] Durch die mobile und portable Ausgestaltung des Bediengeräts 1 und die Möglichkeit
der drahtlosen Verbindung zur Einheit aus Einsatzfahrzeug E und Waffenanlage W kann
die Bedienungsmannschaft im operationellen Betrieb auch dann die volle Kontrolle über
die Einheit aus Einsatzfahrzeug E und Waffenanlage W ausüben und die Kommunikation
mit der Waffensystemzentrale Z aufrechterhalten, wenn sie sich vom Einsatzfahrzeug
E und der Waffenanlage W abgesetzt in einer geschützten Stellung aufhält.
[0049] Bezugszeichen in den Ansprüchen, der Beschreibung und den Zeichnungen dienen lediglich
dem besseren Verständnis der Erfindung und sollen den Schutzumfang nicht einschränken.
Bezugszeichenliste
[0050] Es bezeichnen:
- 1
- Bediengerät
- 2
- Einsatzfahrzeugcomputer
- 3
- Waffencomputer
- 4
- Test- und Simulationscomputer
- 5
- Waffenträgereinrichtung
- 6
- Hydraulikmesseinrichtung
- 7
- Strommesseinrichtung
- 10
- Rechnereinheit
- 11
- Gehäuse
- 12
- Anzeige- und Bedieneinheit
- 14
- Datenschnittstelle
- 14'
- Datenübertragungsleitung
- 15
- Datenschnittstelle
- 15'
- Datenleitung
- 15"
- weitere Datenleitung
- 16
- Speichereinrichtung
- 18
- Datenfunkeinrichtung
- 20
- Schnittstelleneinheit
- 21
- Bediencomputerschnittstelle
- 22
- Fahrzeugrechnereinheit
- 23
- Fahrzeugkomponente
- 24
- Fahrzeugschnittstelle
- 25
- Fahrzeugfunkanlage
- 26
- Fahrzeugantenne
- 30
- Hydraulikanlage
- 32
- Navigationsanlage
- 34
- Energieversorgungsanlage
- 36
- Kommunikationsanlage
- 37
- Antenne
- 38
- Bediengerät-Datenfunkeinrichtung
- 40
- Simulationsdatenleitung
- 41
- Telemetriedatenleitung
- 60
- Hydraulik-Steuergerät
- 62
- Messaufnehmer
- 70
- Strom-Messaufnehmer
- E
- Einsatzfahrzeug
- S
- Servicefahrzeug
- T
- Test- und Simulationseinrichtung
- T'
- erste Test und Simulationseinrichtung
- T"
- zweite Test- und Simulationseinrichtung
- W
- Waffenanlage
- WZ
- Wartungszentrale
- Z
- Waffensystemzentrale
1. Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem für mit einer Waffenanlage (W) ausgerüstete
militärische Einsatzfahrzeuge (E), mit einem Bediengerät (1), der mit einer Rechnereinheit
(10), einer Anzeige- und Bedieneinheit (12) und zumindest zwei Datenschnittstellen
(14, 15) zum Anschluss von externen Komponenten (2, 3) versehen ist, die jeweils an
eine der zumindest zwei Datenschnittstellen (14, 15) des Bediengeräts (1) anschließbar
sind,
- wobei die erste Datenschnittstelle (14) zum Anschluss an einen im Einsatzfahrzeug
(E) vorgesehenen Einsatzfahrzeugcomputer (2) ausgebildet ist, der seinerseits zur
Koppelung mit dem Bediengerät (1) ausgebildet ist und der dazu mit einer Schnittstelleneinheit
(20) zur Verbindung mit der ersten Datenschnittstelle (14) des Bediengeräts (1) versehen
ist, und
- wobei die zweite Datenschnittstelle (15) zur mittelbaren oder unmittelbaren Verbindung
mit einem in der Waffenanlage (W) vorgesehenen zentralen Waffencomputer (3) ausgebildet
ist.
2. Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Einsatzfahrzeugcomputer (2) eine Fahrzeugrechnereinheit (22) aufweist, die mit
dem Bediengerät (1) über die Schnittstelleneinheit (20) und die erste Datenschnittstelle
(14) verbindbar ist.
3. Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem nach Patentanspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Einsatzfahrzeugcomputer (2) mit zumindest einer Fahrzeugschnittstelle (24) ausgestattet
ist, die zur Datenübertragung zwischen dem an den Einsatzfahrzeugcomputer (2) angeschlossenen
Bediengerät (1) und zumindest einer Fahrzeugkomponente (23) des Einsatzfahrzeugs verbindbar
oder verbunden ist.
4. Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Waffenanlage (W) mit zumindest einer Test- und Simulationseinrichtung (T) verbunden
oder verbindbar ist, die einen Test- und Simulationscomputer (4) aufweist, die mit
dem zentralen Waffencomputer (3) verbunden oder verbindbar ist und die ausgestaltet
ist, um Funktionen der Waffenanlage (W) oder der für die Waffenanlage (W) vorgesehenen
Waffenträgereinrichtung (FK) zu simulieren, und
dass der Bediengerät (1) mit seiner zweiten Datenschnittstelle (15) mit der Test- und
Simulationseinrichtung (T) zur Datenübertragung verbindbar ist.
5. Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Hydraulikmesseinrichtung (6) vorgesehen ist, die mit der Waffenanlage (W) und
mit dem Bediengerät (1) verbindbar ist und die mit einem Hydraulik-Steuergerät (60)
und mit einer Mehrzahl von Messaufnehmern (62) zur Erfassung von Hydraulikfunktionen
der Waffenanlage (W) versehen ist.
6. Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Strommesseinrichtung (7) vorgesehen ist, die mit der Waffenanlage (W) und mit
dem Bediengerät (1) verbindbar ist und die mit einer Mehrzahl von elektrischen Strom-Messaufnehmern
(70) zur Erfassung von Eingangs- und Ausgangsströmen der Waffenanlage (W) versehen
ist.
7. Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Bediengerät 1 zur operationellen Bedienung der Waffenanlage W ausgestaltet ist,
wozu eine Bediensoftware für die Waffenanlage W im Bediengerät 1 auf dessen Rechnereinheit
10 ablaufbar gespeichert ist.
8. Multifunktionsbedien- und Anzeigesystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Bediengerät 1 mit der Waffenanlage W und/oder mit dem Einsatzfahrzeug E zur Datenübertragung
drahtlos verbindbar ist.