[0001] Die vorliegende Erfindung beschreibt ein digitales Authentifizierungsverfahren zur
Authentifizierung einer Person mittels mindestens eines biometrischen Merkmals, durch
Vergleich einer gespeicherten Aufzeichnung des Merkmals oder eines aus einer Aufzeichnung
abgeleiteten Soll-Parameters, mit einer aktuellen Aufnahme des Merkmals oder einem
hieraus abgeleiteten Ist-Parameter. Insbesondere betrifft sie ein Verfahren zum Schutz
eines biometrischen Authentifizierungssystems vor einer Fälschung mittels kopierter
Aufnahmen.
[0002] Ein biometrisches Authentifizierungssystem lässt sich gewöhnlich dadurch am leichtesten
überlisten, indem der Betrüger Kopien der biometrischen Merkmale der authentischen
Person vor den Sensor des Erfassungsgerätes bringt. Im Rahmen der Stimmbiometrie können
das Tonaufnahmen, im Rahmen der Gesichtsbiometrie Fotos oder Videos sein.
[0003] Die klassische Methode, solche Fälschungsangriffe aufzudecken, ist ein sogenanntes
Challenge Response Verfahren, wie zum Beispiel in der
US 8 508 338 B1 beschrieben. Hier wird der Benutzer zur Lebenderkennung zu bestimmten, für den Benutzer
unvorhersehbaren Zeitpunkten aufgefordert, mit dem Auge zu blinzeln, den Finger auf
den Sensor zu legen, weiter aufzudrücken, wegzunehmen oder einen Begriff einzusprechen.
Der Nachteil solcher Challenge Response Verfahren besteht darin, dass dem Benutzer
dabei ein Mehraufwand aufgebürdet wird, der zu Lasten der Nutzerakzeptanz geht.
[0004] Der Fachwelt ist mit der
US 6 480 825 B1 zur Erkennung von biometrischen Kopien auch die Methode bekannt, eine Art von Wasserzeichen
in die biometrische Aufzeichnung einzuarbeiten. Dementsprechend werden während der
akustischen Aufzeichnungen eine Reihe von DTMF Tönen an das Telefon des Benutzers
übertragen und mit aufgezeichnet. Der Nachteil eines solchen akustischen Wasserzeichens
besteht darin, dass es nicht davor schützt, dass ein Betrüger die authentische Person
außerhalb des biometrischen Systems ohne Wasserzeichenmarkierung aufzeichnet und die
Aufzeichnung im Rahmen einer Authentifizierungssitzung einspielt.
[0005] Die vorliegende Erfindung stellt sich die Aufgabe ein Verfahren und eine Vorrichtung
aufzuzeigen, das eine biometrische Lebenderkennung auf nutzerfreundliche und zuverlässige
Weise vornimmt.
[0006] Diese Aufgabe wird in ihrem Verfahrensaspekt gelöst durch ein digitales Authentifizierungsverfahren
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und in ihrem Vorrichtungsaspekt durch eine Authentifizierungsanordnung
mit den Merkmalen des Anspruchs 8. Zweckmäßige Fortbildungen des Erfindungsgedankens
sind Gegenstand der jeweiligen abhängigen Ansprüche.
[0007] Die Erfindung löst die Aufgabe insbesondere dadurch, dass das Erfassungsgerät, welches
die biometrischen Merkmale eines Objektes erfasst, zusätzlich Signale an dieses aussendet,
um die Beschaffenheit des Objektes zu testen, insbesondere, ob das Objekt ein Wiedergabegerät
oder ein Mensch ist.
[0008] Die einzige Figur zeigt eine beispielhafte Umsetzung der erfindungsgemäßen Idee.
[0009] Die Erfindung löst die Aufgabe entsprechend durch ein digitales Authentifizierungsverfahren
zur Authentifizierung einer Person mittels mindestens eines biometrischen Merkmals,
durch Vergleich einer gespeicherten Aufzeichnung des Merkmals oder eines aus einer
Aufzeichnung abgeleiteten Soll-Parameters, mit einer aktuellen Aufnahme des Merkmals
oder einem hieraus abgeleiteten Ist-Parameter, wobei
- die aktuelle Aufnahme mittels eines Erfassungsgerätes 2 ausgeführt wird, das vor oder
während der Aufnahme ein Prüfsignal 5 an das Objekt 1 aussendet, das als die zu authentifizierende
Person angenommen wird,
- und zusammen mit dem oder jedem biometrischen Merkmal des Objekts ein von dem Objekt
im Ansprechen auf das Prüfsignal ausgesandtes Ansprechsignal 6 aufnimmt, und
das Ansprechsignal mit mindestens einem Soll-Ansprechsignal verglichen und das Vergleichsergebnis
zur Authentifizierung verarbeitet wird.
[0010] In einer weiteren Ausführung werden der oder die Zeitpunkte, zu denen das Erfassungsgerät
2 ein Prüfsignal 5 sendet, von einem Authentifizierungsserver 3 bestimmt, mit dem
das Erfassungsgerät in einer Kommunikationsbeziehung steht und an den es schließlich
das aufgenommene Ansprechsignal 6 zur Verarbeitung schickt.
[0011] In einer weiteren Ausführung haben die Zeitpunkte ihren Bezugspunkt im Start der
Aufzeichnung des biometrischen Merkmals 4, damit der Authentifizierungsserver 3 das
Ansprechsignal 6 in der Aufzeichnung einfacher orten kann.
[0012] In einer weiteren Ausführung werden die Prüfsignale nicht nur im Rahmen der Authentifizierung,
sondern auch im Rahmen des Enrollments angewendet, um dem Authentifizierungssystem
3 von Anfang an zu lehren, wie Soll-Ansprechsignale im authentischen Fall aussehen
können und sollen.
[0013] In einer weiteren Ausführung ist das Erfassungsgerät 2 ein Smartphone oder Tablet.
[0014] In einer weiteren Ausführung ist das oder ein biometrisches Merkmal 4 ein optisch
erfassbares Merkmal, insbesondere das Gesicht, die Retina oder die Papillarstruktur
einer Fingerspitze, der Person und das Erfassungsgerät eine Kamera ist, die als Prüfsignal
ein Lichtsignal aussendet.
[0015] In einer weiteren Ausführung ist das Lichtsignal ein Lichtblitz mit vorbestimmter
Ausleuchtungs-Geometrie oder eine Lichtspur mit vorbestimmter zeitlicher Richtungsabhängigkeit
der Aussendung eines Lichtflecks.
[0016] In einer weiteren Ausführung ist die Kamera 7 die eingebaute Kamera eines Smartphones
oder Tablet.
[0017] In einer weiteren Ausführung wird mit der Kamera 7, die auf der Seite des Smartphone-
oder Tablet-Bildschirms positioniert ist, das Gesicht der zu authentifizierenden Person
fotografiert oder gefilmt. Das Prüfsignal 5 ist ein Blitzlicht 8, welches zu einem
oder mehreren bestimmten Zeitpunkten ausgesendet wird und prüft, ob das fotografierte
oder gefilmte Objekt fälschlicherweise ein Foto 9 oder der Bildschirm 10 eines Wiedergabegerätes
ist. Das Ansprechsignal ist das Licht, welches vom Objekt in Folge des Blitzlichts
reflektiert wird.
[0018] Wenn das Objekt zum Beispiel fälschlicherweise eine größere Glasfläche aufweisen
würde, könnte der Authentifizierungsserver 3 dies durch das reflektierte Licht erkennen.
Wenn die authentische Person eine Brille trägt, sollte sie diese auch während des
Enrollments tragen, damit der Effekt in das Soll-Ansprechsignal mit aufgenommen wird.
[0019] In einer weiteren Ausführung ist das oder ein biometrisches Merkmal 4 ein akustisch
erfassbares Merkmal, insbesondere die Stimme der Person, und das Erfassungsgerät ein
akustisches Aufnahmegerät. Als Prüfsignal wird ein Tonsignal ausgesandt.
[0020] In einer weiteren Ausführung ist das akustische Erfassungsgerät das Mikrofon 11 eines
Smartphones oder Tablet.
[0021] In einer weiteren Ausführung ist das Prüfsignal 5 ein vom Lautsprecher 12 des Erfassungsgerätes
abgegebenes Tonsignal in einer Resonanzfrequenz des authentischen Benutzers, welches
prüft, ob das tongebende Objekt 1 fälschlicherweise ein Tonwiedergabegerät 13 ist.
[0022] In einer weiteren Ausführung berechnet der Authentifizierungsserver 3 die Resonanzfrequenzen
des authentischen Benutzers im Rahmen der Stimmprofilbildung und verwendet sie als
Prüfsignal 5.
[0023] In einer weiteren Ausführung wählt der Authentifizierungsserver 3 als Prüfsignale
die Resonanzfrequenzen aus, die im Mundraum des Benutzers entstehen.
[0024] Wenn diese Prüfsignale in Form von Schallwellen auf den sprechenden Mund treffen,
beginnen sie im Mundinneren in Resonanz zu schwingen, sich dadurch zu verstärken und
als Ansprechsignal 6 verstärkt auf das Mikrofon 11 zurück zu treffen.
[0025] In einer weiteren Ausführung werden die Prüfsignale in Form von Schallwellen in Zeitintervallen
ausgestoßen, die ein Vielfaches des Kehrwertes der gewählten Resonanzfrequenz darstellen
und die Resonanzschwingung im Mund des authentischen Benutzers verstärken.
[0026] In einer weiteren Ausführung nimmt das Erfassungsgerät 2 ein Video vom Objekt 1 auf
und der Authentifizierungsserver 3 verarbeitet das Video in optischer und akustischer
Hinsicht.
[0027] Entsprechend der Kombination der beiden biometrischen Verfahren wird dazu passend
als Prüfsignal 5 ein Licht- und/oder Tonsignal, insbesondere ein Lichtsignal und ein
Tonsignal, ausgesandt und ein optisches oder akustisches Ansprechsignal, insbesondere
ein optisches und ein akustisches Ansprechsignal, zur Authentifizierung verarbeitet.
Das optische Prüfsignal kann ein Blitzlicht sein und das akustische Prüfsignal aus
Resonanztönen der authentischen Person bestehen.
[0028] Der Versuch, den Authentifizierungsserver 3 mittels Kopien zu überlisten, hätte nur
mit einer aufgenommenen Videosequenz vom authentischen Benutzer Erfolg. Die Wiedergabe
in Richtung des Erfassungsgerätes müsste dagegen über die Glasscheibe eines Wiedergabegerätes
erfolgen, die über das reflektierte Blitzlicht identifiziert würde.
[0029] Im Übrigen ist die Ausführung der Erfindung auch in einer Vielzahl von Abwandlungen
der hier gezeigten Beispiele und weiter oben hervorgehobenen Aspekte der Erfindung
möglich.
1. Digitales Authentifizierungsverfahren zur Authentifizierung einer Person mittels mindestens
eines biometrischen Merkmals, durch Vergleich einer gespeicherten Aufzeichnung des
Merkmals oder eines aus einer Aufzeichnung abgeleiteten Soll-Parameters, mit einer
aktuellen Aufnahme des Merkmals oder einem hieraus abgeleiteten Ist-Parameter, wobei
die aktuelle Aufnahme mittels eines Erfassungsgerätes ausgeführt wird, das vor oder
während der Aufnahme ein Prüfsignal an das Objekt aussendet, das als die zu authentifizierende
Person angenommen wird, und zusammen mit dem oder jedem biometrischen Merkmal des
Objekts ein von dem Objekt im Ansprechen auf das Prüfsignal ausgesandtes Ansprechsignal
aufnimmt, und
das Ansprechsignal mit mindestens einem Soll-Ansprechsignal verglichen und das Vergleichsergebnis
zur Authentifizierung verarbeitet wird.
2. Authentifizierungsverfahren nach Anspruch 1, wobei das oder ein biometrisches Merkmal
ein optisch erfassbares Merkmal, insbesondere das Gesicht, die Retina oder die Papillarstruktur
einer Fingerspitze, der Person und das Erfassungsgerät eine Kamera ist, die als Prüfsignal
ein Lichtsignal aussendet.
3. Authentifizierungsverfahren nach Anspruch 2, wobei das Lichtsignal ein Lichtblitz
mit vorbestimmter Ausleuchtungs-Geometrie oder eine Lichtspur mit vorbestimmter zeitlicher
Richtungsabhängigkeit der Aussendung eines Lichtflecks ist.
4. Authentifizierungsverfahren nach Anspruch 2 oder 3, wobei die Kamera die eingebaute
Kamera eines Smartphones oder Tablet ist.
5. Authentifizierungsverfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei das oder
ein biometrisches Merkmal ein akustisch erfassbares Merkmal, insbesondere die Stimme
der Person, und das Erfassungsgerät ein akustisches Aufnahmegerät ist und als Prüfsignal
ein Tonsignal ausgesandt wird.
6. Authentifizierungsverfahren nach Anspruch 5, wobei das akustische Erfassungsgerät
das Mikrofon eines Smartphones oder Tablet ist.
7. Authentifizierungsverfahren nach Anspruch 5 oder 6, wobei als Aufnahme eine Videoaufnahme
des Objekts erzeugt und als Prüfsignal ein Licht- und/oder Tonsignal, insbesondere
ein Lichtsignal und ein Tonsignal, ausgesandt und ein optisches oder akustisches Ansprechsignal,
insbesondere ein optisches und ein akustisches Ansprechsignal, zur Authentifizierung
verarbeitet wird.
8. Authentifizierungsanordnung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorangehenden
Ansprüche, aufweisend:
ein Erfassungsgerät zur Aufnahme mindestens eines biometrischen Merkmals einer zur
authentifizierenden Person, zur Aussendung eines Prüfsignals und zur Erfassung eines
Ansprechsignals und
einen Authentifizierungsserver zur Speicherung einer Aufzeichnung des biometrischen
Merkmals und zur Vergleichs-Verarbeitung der Aufzeichnung mit einer aktuellen Aufnahme
oder zur Ableitung eines aus der Aufzeichnung errechneten Soll-Parameters und dessen
Vergleich mit einem aus der aktuellen Aufnahme abgeleiteten Ist-Parameter und zur
Speicherung mindestens eines Soll-Ansprechsignals und dessen vergleichender Verarbeitung
mit einem während der aktuellen Aufnahme gewonnenen Ist-Ansprechsignal sowie zur kombinierten
Verarbeitung des Vergleichsergebnisses hinsichtlich des biometrischen Parameters und
des Vergleichsergebnisses zwischen Soll-Ansprechsignal und Ist-Ansprechsignal und
zur Ausgabe eines Authentifizierungssignals im Ergebnis der kombinierten Vergleichs-Verarbeitung.
9. Authentifizierungsanordnung nach Anspruch 8, wobei das Erfassungsgerät die Kamera
und/oder das Mikrofon eines Smartphones oder Tablet aufweist, dessen Blitzlicht zur
Ausgabe eines als Prüfsignal dienenden Blitzlicht-Signals mit vorbestimmter Zeitsteuerung
und/oder dessen Tonsignalgenerator zur Ausgabe eines als Prüfsignal dienenden Tonsignals
mit vorbestimmter Konfiguration und/oder Zeitsteuerung ausgebildet ist.
10. Authentifizierungsanordnung nach Anspruch 8 oder 9, wobei der Authentifizierungsserver
ein Bildverarbeitungs- und -vergleichsprogramm zur Verarbeitung von Abbildern eines
optisch erfassbaren biometrischen Merkmals und/oder einen Stimmerkennungs- und -verarbeitungsalgorithmus
zur Gewinnung und zum Vergleich von Stimmprofilen einer menschlichen Stimme aus Sprachaufnahmen
aufweist.
11. Authentifizierungsanordnung nach einem der Ansprüche 8 bis 10, wobei der Authentifizierungsserver
eine Lichtverteilungs-Vergleichereinheit zum Vergleich der Lichtverteilung auf der
aktuellen Aufnahme des Objekts mit Lichtverteilungen auf Soll-Erfassungsbildern aufweist.
12. Authentifizierungsanordnung nach einem der Ansprüche 8 bis 11, wobei der Authentifizierungsserver
zum Vergleich von in einer aktuellen Sprachaufnahme auftretenden Tonsignalen als Ist-Ansprechsignal
mit einem in einem Enrollmentverfahren gewonnenen Soll-Ansprechsignal ausgebildet
ist.
13. Authentifizierungsanordnung nach einem der Ansprüche 8 - 12, wobei das Erfassungsgerät
als Videoaufnahmegerät ausgebildet ist und
der Authentifizierungsserver zur Auswertung einer Videoaufnahme hinsichtlich mindestens
eines darin vorkommenden Ansprechsignals, insbesondere eines optischen Ansprechsignals
und eines akustischen Ansprechsignals, mit mindestens einem Soll-Ansprechsignal, insbesondere
mit einem optischen und einem akustischen Soll-Ansprechsignal, ausgebildet ist.