[0001] Die Erfindung betrifft Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung oder Regelung
einer Fahrerhaus-Lagerung eines Kraftfahrzeugs, insbesondere eines Nutzfahrzeugs,
das in einem autonomen und/oder teil-autonomen Fahrmodus betreibbar ist.
[0002] Bei der Auslegung von Fahrwerkregelsystemen ist stets ein Kompromiss notwendig zwischen
Komfort und Fahrsicherheit. Ein ideales Fahrwerk soll die durch Fahrbahnunebenheiten
angeregten Schwingungen möglichst gut dämpfen und gleichzeitig die Radaufstandskräfte
möglichst konstant auf einem vorgegebenen Wert halten, weil hierdurch die Räder das
höchste Längs- und Seitenführungspotential haben, und das Fahrzeug mit optimaler Sicherheit
führen.
[0003] Die gegenwärtig vorhandenen Dämpfersysteme in Fahrzeugen sind in drei Gruppen einteilbar:
passive, semiaktive und aktive Dämpfersysteme. Bei passiven Dämpfersystemen sind die
Größe und die Richtung der von dem Dämpfer ausgeübten Kraft in der Regel nur abhängig
von der relativen Geschwindigkeit des Dämpfers. Es sind jedoch auch positionsabhängige
Dämpfer bekannt, z. B. sog. Nutdämpfer. In passiven Dämpfersystemen ist eine Veränderung
der Dämpferkraftkennlinie während des Fahrbetriebes nicht vorgesehen. Die Abstimmung
eines Fahrzeugs mit passiven Stoßdämpfern stellt immer nur einen Kompromiss dar, da
unterschiedliche Fahrzustände mit derselben Fahrwerkseinstellung abgedeckt werden
müssen.
[0004] Eine Lösung für diesen Zielkonflikt besteht im Einsatz semiaktiver Stoßdämpfer, die
es ermöglichen, die Dämpferkennlinien über einen weiten Bereich per elektronischer
Ansteuerung zu verändern und damit für unterschiedliche Fahrsituationen innerhalb
weniger Millisekunden eine optimale Dämpfereinstellung bereitzustellen. Aber auch
für unterschiedliche Beladungszustände, die insbesondere im Nutzfahrzeug große Unterschiede
bezüglich Gesamtmasse und Schwerpunktslage bewirken können, können geeignete Dämpfervoreinstellungen
gewählt werden, die einer einzigen Abstimmung passiver Dämpfer überlegen sind.
[0005] Bei semiaktiven Dämpfersystemen kann deren Kennlinie während der Fahrt schnell und
über einen weiten Bereich verändert werden. Insbesondere können solche Stoßdämpfer
auf (proportionalen) Verstellventilen beruhen, die den Ölfluss verändern, oder auf
magneto- oder elektrorheologischen Flüssigkeiten, wobei ein magnetisches oder elektrisches
Feld die Viskosität der Flüssigkeit und damit die Dämpfkraft beeinflusst. Es sind
auch Kombinationen der Technologien aus der Praxis bekannt. Auf diese Art und Weise
können verschiedene Regelungsprogramme mittels eines Stellelementes in Abhängigkeit
von der aktuellen Fahrsituation die optimale Dämpferkraft einstellen.
[0006] Bei aktiven Dämpfersystemen wird über einen Aktuator die gewünschte Kraft in jeglicher
Richtung bereitgestellt, unabhängig von der relativen Geschwindigkeit des Dämpfers.
[0007] Die vorgenannten Dämpfersysteme sind nicht nur zur Fahrwerkslagerung, sondern auch
zur dämpfenden Lagerung eines Fahrerhauses (auch als Fahrerkabine bezeichnet) bekannt.
Gattungsgemäße Fahrerhauslagerungen, d. h. Aufhängungseinrichtungen zur federnden/dämpfenden
Aufhängung einer Fahrerkabine eines Kraftfahrzeugs relativ zum Fahrzeugchassis, kommen
beispielsweise, jedoch keineswegs ausschließlich, bei Lastkraftwagen, landwirtschaftlichen
Fahrzeugen oder Schwerlastfahrzeugen zum Einsatz. Beispielhafte Fahrerhauslagerungen
sind beispielsweise aus den Offenlegungsschriften
DE 10 2008 063 475 A1 oder
DE 10 2012 200 670 A1 bekannt.
[0008] Während im Fahrwerk sowohl der Fahrkomfort im Sinne von Reduktion der Aufbauschwingungen
als auch die Fahrsicherheit im Sinne von gleichmäßigen Radaufstandskräften über semiaktive
oder aktive Elemente beeinflusst werden kann, kann im Bereich der Fahrerhauslagerung
nur ein Einfluss auf die Fahrerhausschwingungen und damit den Komfort genommen werden.
Durch die direkte Wirkung ist der Einfluss aber größer als der der Fahrwerksdämpfung.
[0009] Aufgrund der federnden Lagerung des Fahrerhauses auf dem Fahrgestellrahmen kommt
es beim Bremsen bzw. beim Beschleunigen des Fahrzeugs zu einer unerwünschten Nickbewegung
in bzw. entgegen der Fahrtrichtung. Des Weiteren kommt es bei Kurvenfahrten zu nachteiligen
Wankbewegungen des Fahrerhauses zum Kurvenäußeren hin. Der Grund ist im relativ hohen
Schwerpunkt des Fahrerhauses auf dem Fahrgestellrahmen zu sehen. Derartige ungewollte
Bewegungsfreiheitsgrade wie Nick- oder Wankbewegungen können über verstellbare, z.
B. semiaktive, Dämpfer gezielt und wirksam bedämpft werden. Insbesondere auf Längsbeschleunigungen
reagieren Fahrerhäuser aufgrund der verhältnismäßig geringen Länge und der damit verbunden
kurzen Lagerbasis mit deutlichen Nickbewegungen.
[0010] Aus der Praxis sind Fahrerhauslagerungen von Nutzfahrzeugen bekannt, deren Dämpfung
an unterschiedliche Fahrsituationen angepasst werden kann. So ist beispielsweise bekannt,
die Dämpferkraft der verstellbaren Dämpfer der Fahrerhauslagerung aus Komfortgründen
auf eine weiche Dämpfung einzustellen, die aber bei dynamischen Vorgängen wie Spurwechseln,
Brems- oder Schaltvorgängen die Dämpfkraft steigert.
[0011] Aus dem Stand der Technik sind ferner Kraftfahrzeuge bekannt, die in einem autonomen
oder teil-autonomen Fahrmodus betreibbar sind, in welchem das Kraftfahrzeug mithilfe
eines Fahrerassistenzsystems selbsttätig sowohl eine Längsführung als auch eine Querführung
des Kraftfahrzeugs umfassende Fahrzeugführung durchführt.
[0012] Aus der Offenlegungsschrift
DE 10 2013 019 141 A1 ist beispielsweise ein Verfahren zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems eines
Kraftfahrzeugs bekannt, wobei das Fahrerassistenzsystem in einem autonomen Fahrmodus
selbsttätig eine sowohl eine Längsführung als auch eine Querführung des Kraftfahrzeugs
umfassende Fahrzeugführung durchführt und dabei ein Wechselsignal empfängt, welches
dazu ausgelegt ist, bei dem Fahrerassistenzsystem einen Wechsel von dem autonomen
Fahrmodus in einen vorbestimmten anderen Fahrmodus anzustoßen, in welchem bestimmungsgemäß
ein Fahrer des Kraftfahrzeugs zumindest einen Teil der Fahrzeugführung durchführt.
[0013] Aus der Offenlegungsschrift
DE 10 2015 214 025 A1 ist beispielsweise ein Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeuges, welches in
einem autonomen Fahrmodus betrieben wird, bekannt, wobei nach dem Einschalten des
autonomen Fahrmodus eine verbrauchsreduzierende und/oder verschleißreduzierende Fahrstrategie
des Kraftfahrzeuges eingestellt wird.
[0014] Aus der Offenlegungsschrift
DE 10 2009 010 006 A1 ist ferner ein Verfahren zum teilautonomen oder autonomen Fahren eines Kraftfahrzeugs
mittels eines Fahrerassistenzsystems bekannt. Hierbei werden mittels einer Umfeldsensorik
Daten des Umfelds des Kraftfahrzeugs bestimmt. Aus den Umfelddaten wird dann eine
Fahrstrategie zum teilautonomen oder autonomen Fahren bestimmt, wobei das Fahrerassistenzsystem
diejenigen Fahrfunktionen des Fahrers des Fahrzeugs übernimmt, falls festgestellt
wird, dass der Fahrer die Fahrfunktionen an das Fahrerassistenzsystem übergeben will,
wobei ein Fahrereingriff in das Fahrgeschehen während der teilautonomen oder autonomen
Fahrt das Fahrerassistenzsystem übersteuert.
[0015] Im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung von autonom betreibbaren Fahrzeugen ist
es eine Aufgabe der Erfindung, die bekannten Verfahren und Vorrichtungen zur Anpassung
der Dämpferkraft verstellbarer Dämpfer einer Fahrerhaus-Lagerung eines Kraftfahrzeugs
im Hinblick für einen Einsatz in einem Fahrzeug weiterzubilden, das sowohl aktiv vom
Fahrer steuerbar ist als auch in einem autonomen und/oder teil-autonomen Fahrmodus
betreibbar ist.
[0016] Diese Aufgaben werden durch Vorrichtungen und Verfahren mit den Merkmalen der unabhängigen
Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Anwendungen der Erfindung ergeben
sich aus den abhängigen Ansprüchen und werden in der folgenden Beschreibung unter
teilweiser Bezugnahme auf die Figuren näher erläutert.
[0017] Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur Steuerung oder Regelung einer Fahrerhaus-Lagerung
eines Kraftfahrzeugs bereitgestellt, wobei die Fahrerhauslagerung in ihrer Dämpferkraft
verstellbare Dämpfer aufweist. Die Fahrerhauslagerung kann insbesondere eine Aufhängungseinrichtung
zur dämpfenden und vorzugsweise auch federnden Aufhängung des Fahrerhauses (Fahrerkabine)
eines Kraftfahrzeugs relativ zum Fahrzeugchassis aufweisen. Das Fahrzeugchassis kann
ein Fahrzeugrahmen bzw. Leiterrahmen sein.
[0018] Das Kraftfahrzeug ist hierbei in einem autonomen oder teil-autonomen ersten Fahrmodus
betreibbar, in welchem das Kraftfahrzeug mithilfe eines Fahrerassistenzsystems selbsttätig
sowohl eine Längsführung als auch eine Querführung des Kraftfahrzeugs umfassende Fahrzeugführung
durchführt. Im ersten Fahrmodus übernimmt das Fahrerassistenzsystem zum autonomen
Fahren die für die Längsführung und Querführung des Kraftfahrzeugs erforderlichen
Fahrfunktionen, z. B. das Lenken, Beschleunigen, Bremsen oder gegebenenfalls die Gangwahl,
d. h., das Fahrerassistenzsystem ist zum automatischen Fahren durch Eingreifen in
die Motorsteuerung, in ein Getriebe und eine Bremsanlage des Nutzfahrzeugs ausgebildet.
Derartige Fahrerassistenzsysteme sind an sich aus dem Stand der Technik bekannt und
daher vorliegend nicht näher beschrieben.
[0019] Das Kraftfahrzeug ist ferner in einem zweiten Fahrmodus durch den Fahrer steuerbar
betreibbar, in welchem ein Fahrer des Kraftfahrzeugs zumindest einen Teil der Fahrzeugführung
selbst durchführen soll. Im ersten Fahrmodus fährt das Fahrzeug somit (teil-)autonom
und im zweiten Fahrmodus fährt der Fahrer aktiv das Fahrzeug.
[0020] Das Kraftfahrzeug kann insbesondere ein Nutzfahrzeug, z. B. ein Lastkraftwagen (LKW)
sein. Die verstellbaren Dämpfer können als semi-aktive oder aktive Dämpfer ausgebildet
sein. Die verstellbaren Dämpfer können ferner als verstellbare Feder-Dämpfer-Einrichtungen
ausgeführt sein. Hierbei können die dämpfenden und federnden Elemente baulich getrennt
voneinander ausgeführt sein oder als kombinierte Feder-Dämpfer-Elemente, z. B. eine
verstellbare Luftfeder mit integriertem Dämpfer, ausgeführt sein.
[0021] Gemäß einem allgemeinen Gesichtspunkt der Erfindung werden die genannten Aufgaben
dadurch gelöst, dass, falls das Kraftfahrzeug in dem ersten Fahrmodus betrieben wird,
die verstellbaren Dämpfer der Fahrerhaus-Lagerung so angesteuert oder geregelt werden,
dass Nick- und/oder Wankbewegungen im Vergleich zum zweiten Fahrmodus reduziert sind.
Würde somit das Fahrzeug zweimal hintereinander die gleiche Fahrtstrecke mit dem gleichen
Geschwindigkeits- und Beschleunigungsverhalten durchfahren, und zwar einmal im (teil-)
autonomen ersten Fahrmodus und einmal im aktiven zweiten Fahrmodus, dann wären die
Nick- und oder Wankbewegungen beim Durchfahren dieser Fahrstrecke im ersten Fahrmodus
geringer als beim Durchfahren im zweiten Fahrmodus.
[0022] Gemäß einem ersten Gesichtspunkt der Erfindung wird somit ein Verfahren zur Anpassung
der Dämpferkraft verstellbarer Dämpfer einer Fahrerhaus-Lagerung eines Kraftfahrzeugs
bereitgestellt, wobei das Kraftfahrzeug in einem autonomen oder teil-autonomen ersten
Fahrmodus betreibbar ist, in welchem das Kraftfahrzeug mithilfe eines Fahrerassistenzsystems
selbsttätig sowohl eine Längsführung als auch eine Querführung des Kraftfahrzeugs
umfassende Fahrzeugführung durchführt, und in einem zweiten Fahrmodus durch den Fahrer
steuerbar betreibbar ist, in welchem ein Fahrer des Kraftfahrzeugs zumindest einen
Teil der Fahrzeugführung selbst durchführen soll. Das Verfahren zeichnet sich dadurch
aus, dass, falls das Kraftfahrzeug in dem ersten Fahrmodus betrieben wird, die verstellbaren
Dämpfer der Fahrerhaus-Lagerung so angesteuert oder geregelt werden, dass Nick- und/oder
Wankbewegungen im Vergleich zum zweiten Fahrmodus reduziert werden.
[0023] Steuer- und Regelverfahren zur Reduktion und/oder Kompensation von Wankbewegungen
und Nickbewegungen sind an sich aus dem Stand der Technik bekannt und müssen hier
nicht näher beschrieben werden. Entscheidend ist, dass erfindungsgemäß die Regelung
oder Steuerung der verstellbaren Dämpfer im ersten Fahrmodus so durchgeführt wird,
dass Nick- und/oder Wankbewegungen stärker unterdrückt werden als im zweiten Fahrmodus.
[0024] Auf diese Weise wird für teilautonome oder autonome Fahrsituationen eine möglichst
komfortable Dämpfung der Fahrerhauslagerung realisiert, die den Fahrer vom Einfluss
der Fahrbewegungen weitgehend abkoppelt. Dadurch soll beispielsweise ein Komfort erzielt
werden, wie er aus modernen Zügen bekannt ist. Nebentätigkeiten des Fahrers, die er
im ersten Fahrmodus durchführt, zum Beispiel Lesen, Bürotätigkeiten etc., werden mit
reduzierter minimaler Stimulation von außerhalb und möglichst ermüdungsfrei möglich.
[0025] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird, falls das Kraftfahrzeug in
dem ersten Fahrmodus betrieben wird, eine bei einer Längsbeschleunigung des Fahrzeugs
von einem Insassen des Fahrerhauses wahrnehmbare Längsbeschleunigung zumindest zum
Teil dadurch reduziert, dass bei einer Längsbeschleunigung des Fahrzeugs das Fahrerhaus
mittels der Fahrerhauslagerung, z. b. mittels der Dämpfer und/oder mittels der Federelemente
der Fahrerhauslagerung, nach vorne geneigt wird und bei einer Längsverzögerung nach
hinten geneigt wird. Bei dieser Ausführungsform weist die Fahrerhauslagerung aktive
Dämpfer auf, deren Ausfahrhöhe einstellbar ist und/oder in der Höhe verstellbare Federelemente.
[0026] Unter einer Neigung nach vorne wird eine Kippbewegung des Fahrerhauses verstanden,
bei der die in Fahrtrichtung gesehene Vorderseite des Fahrerhauses im Vergleich zur
hinteren Seite des Fahrerhauses nach unten verkippt wird, sodass das vordere Ende
des Fahrerhauses bei der Längsbeschleunigung tiefer als das hintere Ende des Fahrerhauses
liegt. Unter einer Neigung nach hinten wird die umgekehrte Kippbewegung des Fahrerhauses
verstanden, bei der die in Fahrtrichtung gesehene hintere Seite des Fahrerhauses im
Vergleich zur Vorderseite des Fahrerhauses nach unten verkippt ist.
[0027] Dieses Prinzip ist auch als sogenanntes "Motion Cueing" aus dem Bereich der Bewegungssimulatoren
bekannt, um die von einem Probanden wahrnehmbare Beschleunigung zu beeinflussen.
[0028] Diese Ausführungsform bietet den besonderen Vorzug, dass der Komfort für den Fahrer
während eines Betriebs des Fahrzeugs im ersten Fahrmodus noch weiter erhöht wird,
da die Wahrnehmung von Längsbeschleunigungen, die das Fahrzeug durchführt, signifikant
reduziert werden können.
[0029] Eine Möglichkeit der erfindungsgemäßen Realisierung sieht ferner vor, dass, falls
das Kraftfahrzeug in dem ersten Fahrmodus betrieben wird, eine bei einer Querbeschleunigung
des Fahrzeugs von einem Insassen des Fahrerhauses wahrnehmbare Querbeschleunigung
zumindest zum Teil dadurch reduziert wird, dass bei einer Querbeschleunigung des Fahrzeugs
das Fahrerhaus mittels der Fahrerhauslagerung zur Seite geneigt wird. Beispielsweise
kann bei einer Querbeschleunigung in Fahrtrichtung nach rechts die rechte Seite des
Fahrerhauses im Vergleich zur linken Seite nach unten geneigt werden. Ebenso kann
bei einer Querbeschleunigung in Fahrtrichtung nach links die rechte Seite der Fahrerkabine
im Vergleich zur linken Seite nach oben geneigt werden. Bei dieser Ausführungsform
weist die Fahrerhauslagerung aktive Dämpfer auf und/oder in der Höhe verstellbare
Federelemente. Diese Ausführungsform bietet somit den Vorteil, dass Querbeschleunigungen
bzw. Seitenbeschleunigungen durch Insassen des Fahrerhauses nicht mehr wahrgenommen
werden oder zumindest nur noch reduziert wahrgenommen werden, was den Komfort innerhalb
des Fahrerhauses weiter erhöht.
[0030] Eine weitere Möglichkeit der erfindungsgemäßen Realisierung sieht ferner vor, dass,
falls das Kraftfahrzeug in dem ersten Fahrmodus betrieben wird, eine bei einer Bergauffahrt
erzeugte Neigung des Fahrerhauses des Kraftfahrzeugs nach hinten zumindest zum Teil
dadurch reduziert wird, dass das Fahrerhaus mittels der Fahrerhauslagerung nach vorne
geneigt wird. Mit anderen Worten wird eine durch eine Fahrbahnsteigung erzeugte Neigung
des Fahrerhauses nach hinten durch eine entsprechende Gegenneigung kompensiert, wobei
die Gegenneigung durch die Fahrerhauslagerung erzeugt wird, z. B. durch entsprechendes
Höhenverstellen der Feder-Dämpfer-Elemente der Fahrerhauslagerung. Hierzu können beispielsweise
die hinteren Dämpfer- und/oder Federelemente der Fahrerhauslagerung ausgefahren werden
und/oder die vorderen Dämpfer- und/oder Federelemente der Fahrerhauslagerung eingefahren
werden.
[0031] Analog kann, falls das Kraftfahrzeug in dem ersten Fahrmodus betrieben wird, eine
bei einer Bergabfahrt erzeugte Neigung des Kraftfahrzeugs nach vorne zumindest zum
Teil dadurch reduziert werden, dass das Fahrerhaus mittels der Fahrerhauslagerung
nach hinten geneigt wird.
[0032] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform erfolgt eine Regelung der Dämpferkraft
der verstellbaren Dämpfer der Fahrerhauslagerung nach dem Skyhook-Verfahren, während
eine Regelung einer Dämpferkraft eines verstellbaren Dämpfers einer Fahrwerkslagerung
des Kraftfahrzeugs nach dem Groundhook-Verfahren erfolgt. Das Skyhook-Verfahren und
das Groundhook-Verfahren sind als Regelalgorithmen zur Regelung von verstellbaren
Dämpfern aus dem Stand der Technik wohlbekannt und müssen hier nicht näher beschrieben
werden. Die Verwendung des Skyhook-Verfahrens für die Fahrerhauslagerung bei gleichzeitiger
Verwendung des Groundhook-Verfahrens für die Fahrwerkslagerung bietet ein besonders
gutes Zusammenspiel aus Komfort für die Fahrerhauslagerung bei gleichzeitiger sicherheitsorientierter
Regelung des Fahrwerks.
[0033] Gemäß einem zweiten Gesichtspunkt der Erfindung wird ferner eine Steuervorrichtung
zur Anpassung der Dämpferkraft verstellbarer Dämpfer einer Fahrerhaus-Lagerung eines
Kraftfahrzeugs, insbesondere eines Nutzfahrzeugs, bereitgestellt. Hierbei ist die
Steuervorrichtung ausgebildet, ein Verfahren wie vorstehend beschrieben, durchzuführen.
[0034] Insbesondere ist die Steuervorrichtung ausgebildet, zu erfassen, ob das Kraftfahrzeug
in einem autonomen oder teil-autonomen ersten Fahrmodus betrieben wird, in welchem
das Kraftfahrzeug mithilfe eines Fahrerassistenzsystems selbsttätig sowohl eine Längsführung
als auch eine Querführung des Kraftfahrzeugs umfassende Fahrzeugführung durchführt
oder in einem zweiten Fahrmodus betrieben wird, in welchem ein Fahrer des Kraftfahrzeugs
zumindest einen Teil der Fahrzeugführung selbst durchführt. Die Steuervorrichtung
ist ferner ausgebildet, die verstellbaren Dämpfer der Fahrerhaus-Lagerung so anzusteuern
oder zu regeln, dass Nick- und/oder Wankbewegungen im Vergleich zum zweiten Fahrmodus
reduziert werden, falls das Kraftfahrzeug in dem ersten Fahrmodus betrieben wird.
[0035] Zur Vermeidung von Wiederholungen sollen rein verfahrensgemäß offenbarte Merkmale
auch als vorrichtungsgemäß offenbart gelten und beanspruchbar sein und umgekehrt.
Die vorgenannten Aspekte und erfindungsgemäßen Merkmale, insbesondere im Hinblick
auf Neigung des Fahrerhauses zur Reduktion von wahrnehmbaren Längs- und/oder Querbeschleunigungen
im Fahrerhaus, gelten somit auch für die Steuervorrichtung.
[0036] Die Erfindung betrifft ferner ein Kraftfahrzeug, insbesondere Nutzfahrzeug, mit einer
solchen Steuervorrichtung. Das Kraftfahrzeug umfasst ferner ein Fahrerhaus und eine
verstellbare Dämpfer aufweisende Fahrerhauslagerung. Das Kraftfahrzeug umfasst ferner
ein Fahrerassistenzsystem, mittels dessen das Kraftfahrzeug in einem autonomen oder
teil-autonomen ersten Fahrmodus betreibbar ist, in welchem das Kraftfahrzeug mithilfe
des Fahrerassistenzsystems selbsttätig sowohl eine Längsführung als auch eine Querführung
des Kraftfahrzeugs umfassende Fahrzeugführung durchführt. Das Kraftfahrzeug ist ferner
in einem zweiten Fahrmodus durch den Fahrer selbst steuerbar betreibbar, in welchem
ein Fahrer des Kraftfahrzeugs zumindest einen Teil der Fahrzeugführung selbst aktiv
durchführen soll.
[0037] Die zuvor beschriebenen bevorzugten Ausführungsformen und Merkmale der Erfindung
sind beliebig miteinander kombinierbar. Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung
werden im Folgenden unter Bezug auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- ein schematisches Ablaufdiagramm zur Illustration eines bekannten Regelverfahrens
verstellbarer Dämpfer einer Fahrerhauslagerung;
- Figur 2
- ein schematisches Ablaufdiagramm zur Illustration eines Verfahrens zur Anpassung der
Dämpferkraft verstellbarer Dämpfer einer Fahrerhaus-Lagerung gemäß einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung;
- Figur 3
- ein schematisches Ablaufdiagramm zur Illustration eines Verfahrens zur Anpassung der
Dämpferkraft verstellbarer Dämpfer einer Fahrerhaus-Lagerung gemäß einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung; und
- Figuren 4A bis 4C
- Kompensationsbewegungen des Fahrerhauses gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel
der Erfindung.
[0038] Gleiche oder funktional äquivalente Elemente sind in allen Figuren mit denselben
Bezugszeichen bezeichnet und werden zum Teil nicht gesondert beschrieben.
[0039] Figur 1 zeigt ein schematisches Ablaufdiagramm 10 zur Illustration eines an sich
bekannten Regelverfahrens zur Regelung der Dämpferkraft verstellbarer Dämpfer einer
Fahrerhauslagerung eines Nutzfahrzeugs. Figur 1 zeigt im unteren Bild in stark schematisierter
Darstellung ein Nutzfahrzeug 1. Der Fahrzeugrahmen 7 ist mittels einer eigenen Lagerung
(Fahrwerkslagerung) federnd und dämpfend mit den Fahrzeugrädern 8 verbunden, wobei
hier wiederum mehrere Feder-/Dämpferelemente 5, 6 zum Einsatz kommen.
[0040] Da bei derartigen Fahrzeugen die Feder- bzw. Dämpferraten der Feder-/Dämpferelemente
5, 6 des Fahrwerks aufgrund erheblicher Fahrzeuggewichte sowie aufgrund der hohen
ungefederten Massen im Fahrwerk vergleichsweise hoch gewählt werden müssen, werden
Fahrbahnunebenheiten oder auch Schwingungen aus Achsen und Antriebsstrang zunächst
noch zu einem erheblichen Teil über die Achsfederung auf den Fahrzeugrahmen 7 übertragen.
Aus diesem Grund ist es erforderlich, das Fahrerhaus 2 mittels einer eigenen geeigneten
Fahrerhaus-Lagerung nochmals separat vom Fahrzeugchassis 7 zu entkoppeln. Das Fahrerhaus
2 ist daher mittels einer Fahrerhaus-Lagerung auf dem Fahrzeugrahmen 7 gelagert. Die
Fahrerhaus-Lagerung umfasst hierzu mehrere verstellbare Feder-/Dämpfeinheiten 3, 4,
deren Dämpferkraft mittels einer Steuervorrichtung 20 einstellbar ist. Bei den Feder-/Dämpfereinheiten
3, 4 der Fahrerhaus-Lagerung kann es sich lediglich beispielhaft um druckregelbare
Luftfedern handeln.
[0041] Das Ablaufdiagramm 10 der Figur 1 illustriert nun eine bekannte Regelung der Fahrerhaus-Dämpfung,
die den Zielkonflikt zwischen Komfort und Stabilität löst und die insbesondere für
die Fahrt im zweiten Fahrmodus zur Anwendung kommt. Bei aktiver Fahrt soll eine Betriebsstrategie
verwirklicht werden, die einen hohen Federungs- und Dämpfungskomfort bereitstellt,
gleichzeitig soll das Fahrerhaus bei Lastwechselreaktionen und dynamischen Fahrzuständen
(wie z. B. Anfahren, Bremsen, Beschleunigen oder Kurvenfahrt) gut angebunden sein.
Ebenso wird eine Nickkompensation bei Anfahr-, Schalt- und Bremsvorgängen realisiert.
[0042] Hierzu wird fortlaufend in einem Schritt 11 die momentane Fahrsituation auf Basis
verschiedener Betriebsparameter ermittelt. Beispiele für geeignete Betriebsparameter
sind die Fahrgeschwindigkeit des Nutzfahrzeugs, der Lenkwinkel, das Motormoment, der
Bremsdruck, etc. Diese Betriebsparameter können über die Fahrzeugsensorik ermittelt
werden. Aktuelle Werte dieser Betriebsparameter werden in einem Schritt 12 fortlaufend
an eine Steuervorrichtung 20 übermittelt, in der verschiedene Regelungskennlinien
13 hinterlegt sind. Die Steuervorrichtung 20 erkennt aus den Betriebsparametern eine
bestimmte Fahrsituation und wählt dementsprechend eine der Fahrsituation vorab zugeordnete
Kennlinie aus, die dann der Fahrerhauslagerung zu Grunde gelegt wird.
[0043] Dabei wird in einem Normalbetrieb des Fahrzeugs das Fahrerhaus 2 auf hohem Komfort
geregelt, d. h. es wird eine Kennlinie ausgewählt, die eine möglichst weiche Dämpfung
des Fahrerhauses 2 bewirkt. Wird eine Fahrsituation erkannt, die einem hochdynamischen
Fahrmanöver entspricht, z. B. Anfahren, Bremsen, Kurvenfahrt, etc., wird dagegen eine
härtere Kennlinie gewählt.
[0044] In Abhängigkeit von der jeweils aktuell ausgewählten Kennlinie regelt die Steuervorrichtung
20 dann die Dämpferkraft der verstellbaren Dämpfer 3, 4, was durch den Schritt 14
dargestellt ist. Als Teil des Regelkreises werden fortlaufend die Reaktionen des Fahrerhauses
2 überwacht, beispielsweise dessen Bewegung in x-, y- und z-Richtung, was durch den
Schritt 15 schematisch dargestellt ist. Diese Abweichungen werden als Regelgröße an
die Steuervorrichtung 20 rückgeführt, die dann in Abhängigkeit von dem Wert der Regelgröße
entsprechend angepasste Stellgrößen für den Regelkreis ermittelt.
[0045] Der Regelkreis ist somit so ausgeführt, dass aus Komfortgründen in der Regel versucht
wird, eine möglichst weiche Dämpfung des Fahrerhauses zu realisieren, wobei aber bei
dynamischen Vorgängen, wie Spurwechseln, Brems- oder Schaltvorgängen, die Dämpfkraft
temporär gesteigert wird.
[0046] Figur 2 zeigt nun ein schematisches Ablaufdiagramm eines Verfahrens zur Anpassung
der Dämpferkraft verstellbarer Dämpfer einer Fahrerhaus-Lagerung eines Kraftfahrzeugs
gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
[0047] Das Nutzfahrzeug 1 ist hierbei insbesondere in einem autonomen oder teil-autonomen
ersten Fahrmodus betreibbar, in welchem das Nutzfahrzeug 1 mithilfe eines Fahrerassistenzsystems
9 selbsttätig sowohl eine Längsführung als auch eine Querführung des Nutzfahrzeuges
1 umfassende Fahrzeugführung durchführt. Das Nutzfahrzeug 1 kann jedoch auch in einem
zweiten Fahrmodus durch den Fahrer steuerbar betrieben werden, in welchem ein Fahrer
des Nutzfahrzeugs 1 zumindest einen Teil der Fahrzeugführung selbst durchführen soll.
Der Fahrer kann also selbst entscheiden, ob er das Nutzfahrzeug wahlweise autonom,
z. B. pilotiert, fahren lässt oder ob er es selbst aktiv steuern möchte.
[0048] Im (teil-)autonomen Fahrmodus ist keine dauerhafte Überwachung der Fahrzeugführung
durch den Fahrer notwendig, so dass dieser sich anderen Tätigkeiten, wie z. B. Lesen
oder Arbeiten, widmen kann. Damit der Fahrer diese Nebentätigkeiten mit möglichst
geringer Stimulation von außerhalb und möglichst ermüdungsfrei durchführen kann, werden
die verstellbaren Dämpfer 3, 4 der Fahrerhauslagerung so angesteuert oder geregelt,
dass Nick- und/oder Wankbewegungen im erste Fahrmodus im Vergleich zum zweiten Fahrmodus
reduziert werden. Hierzu wird fortlaufend der aktuelle Fahrmodus des Fahrzeugs in
einem Schritt S1 überwacht.
[0049] Wird hierbei festgestellt (Schritt S2), dass sich das Fahrzeug aktuell nicht im autonomen
Fahrmodus befindet, sondern im zweiten Fahrmodus, bei dem der Fahrer das Nutzfahrzeug
selbst aktiv steuert, wird in Schritt S4 eine an sich bekannte Regelung der Fahrerhauslagerung
durchgeführt, beispielsweise eine Regelung, wie zuvor im Rahmen von Figur 1 beschrieben
wurde.
[0050] Wird jedoch in Schritt S2 festgestellt, dass das Nutzfahrzeug 1 aktuell in einem
(teil-)autonomen Fahrmodus betrieben wird, wird die Regelung oder Steuerung der verstellbaren
Dämpfer 3, 4 der Fahrerhaus-Lagerung in Schritt S3 so angepasst, dass die Nick- und/oder
Wankbewegungen des Fahrerhauses 2 im Vergleich zum zweiten Fahrmodus reduziert werden.
Dadurch wird eine möglichst komfortable Dämpfung der FahrerhausLagerung umgesetzt,
die den Fahrer vom Einfluss der Fahrbewegungen weitgehend abkoppelt. Hierbei können
bekannte Ansätze zur Reduzierung von Nick- und/oder Wankbewegungen verwendet werden,
wobei im teilautonomen oder autonomen Fahrmodus Nick- und/oder Wankbewegungen jedoch
stärker kompensiert bzw. reduziert werden als beim aktiven Fahrmodus. Zur Reduzierung
von Nick- und/oder Wankbewegungen kann beispielsweise eine temporär härtere Dämpfereinstellung
eingestellt werden. Während der Fahrer im aktiven Fahrmodus auf Lenk-, Brems- oder
Beschleunigungswünsche entsprechende Rückmeldungen vom Fahrzeug enthält, die erwartungsgemäß
ausfallen und damit zur Fahrsicherheit beitragen, soll der Fahrer im (teil-)autonomen
Modus von Fahrzeugbewegungen weitgehend befreit werden, da er das Fahrgeschehen nicht
beeinflusst.
[0051] Figur 3 zeigt ein weiteres schematisches Ablaufdiagramm zur Realisierung eines Verfahrens
zur Anpassung der Dämpferkraft verstellbarer Dämpfer gemäß einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung, das das aus Figur 1 an sich bekannte Regelverfahren weiterbildet, für
den Fall, dass der Fahrer in den ersten Fahrmodus schaltet, in dem das Fahrzeug (teil-)
autonom betrieben wird.
[0052] Hierbei wird wiederum zunächst der fortlaufende aktuelle Fahrmodus erfasst, d. h.,
es wird bestimmt, ob sich das Nutzfahrzeug 1 im ersten Fahrmodus befindet, in dem
das Nutzfahrzeug autonom oder zumindest semi-autonom betrieben wird oder ob das Nutzfahrzeug
sich im zweiten Fahrmodus befindet, in dem es manuell vom Fahrer gesteuert wird.
[0053] Befindet sich das Nutzfahrzeug jedoch im zweiten Fahrmodus, bei dem das Nutzfahrzeug
aktiv vom Fahrer gesteuert wird, wird eine Regelung der Fahrerhaus-Lagerung gemäß
dem Regelverfahren der Figur 1 durchgeführt. Hierbei wird für normale Fahrzustände
möglichst eine komfortorientierte Dämpfung gewählt, um eine minimale, aber zumindest
angemessene Rückmeldung des Fahrgeschehens in Fahrerhaus zu ermöglichen. Bei dynamischen
Fahrsituationen, wie Spurwechsel, Brems- oder Schaltvorgängen, wird jedoch zu einer
dynamikorientierten Dämpfung gewechselt, d. h., hierbei wird temporär die Dämpferkraft
gesteigert und eine härtere Dämpferkennlinie ausgewählt, um auf diese Weise eine deutliche
Rückmeldung vom Fahrgeschehen ins Fahrerhaus zu geben und gleichzeitig ungewollte
Bewegungen zu unterdrücken.
[0054] Falls sich das Nutzfahrzeug jedoch im ersten Fahrmodus befindet, wird eine sehr komfortorientierte
Dämpfung gewählt, bei der Nick- und Wankbewegungen stärker als im zweiten Fahrmodus
reduziert werden, mit dem Ziel, Rückmeldungen aus dem Fahrgeschehen zurück ins Fahrerhaus
weitestgehend zu vermeiden.
[0055] Anhand den Teilfiguren A bis C der Figur 4 wird eine weitere Ausführungsform der
Erfindung illustriert. Gemäß dieser Ausführungsform sind die Dämpferelemente 3, 4
der Fahrerhaus-Lagerung als aktive Dämpfer ausgeführt, die je nach Ansteuerung auch
eine aktive Nick- oder Kippbewegung des Fahrerhauses 2 erzeugen können.
[0056] Figur 4A zeigt einen Zustand des Nutzfahrzeugs 1, in dem sich das Nutzfahrzeug mit
gleichmäßiger Geschwindigkeit fortbewegt. Dagegen ist in Figur 4B ein Beschleunigungsvorgang
des Nutzfahrzeugs dargestellt und in Figur 4C ein Bremsvorgang des Nutzfahrzeugs.
[0057] Wie in Figur 4B dargestellt, neigt sich das Fahrgestell 7 bei einem Beschleunigungsvorgang
an der Vorderseite leicht nach oben, während bei einem Bremsvorgang, wie in Figur
4C dargestellt, sich genau der umgekehrte Effekt ergibt, so dass sich die Vorderseite
des Fahrgestells 7 nach unten neigt. Die Effekte sind in den Figuren 4B und 4C übertrieben
dargestellt.
[0058] Die folgenden Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf den ersten Fahrmodus,
d. h. eine Situation, in dem das Nutzfahrzeug autonom oder zumindest teil-autonom
betrieben wird.
[0059] Wird im ersten Fahrmodus festgestellt, dass das Nutzfahrzeug 1 eine positive Längsbeschleunigung
durchführt, wie in Figur 4B schematisch dargestellt, so wird das Fahrerhaus 2 mittels
der aktiven Dämpfer 3, 4 im Vorderbereich aktiv nach unten geneigt z. B. indem die
hinteren aktiven Dämpfer ausfahren (und oder die vorderen Dämpfer einfahren). Dies
hat den Effekt, dass eine von einem Insassen des Fahrerhauses 2 wahrnehmbare Längsbeschleunigung
zum Teil reduziert wird oder vorzugsweise vollständig reduziert wird, so dass der
Insasse im Fahrerhaus 2 die Längsbeschleunigung gar nicht wahrnimmt. In analoger Weise
wird bei einer Längsverzögerung (negative Längsbeschleunigung) des Nutzfahrzeugs 1,
wie in Figur 4C dargestellt, das Fahrerhaus 2 nach hinten geneigt, z. B. indem die
vorderen aktiven Dämpfer ausfahren (und oder die hinteren Dämpfer einfahren). Dies
hat wiederum den Effekt, dass eine von einem Insassen des Fahrerhauses wahrnehmbare
Längsverzögerung reduziert wird. Es wird betont, dass die Kippeffekte in den Figuren
4B und 4C stark übertrieben und nicht maßstabsgetreu dargestellt sind. Beschriebenes
System zur Kompensation der Längsbeschleunigungen ist auch mit nur zwei aktiven Dämpfer-Elemente
(vorne oder hinten) darstellbar.
[0060] Auf die gleiche Weise können auch die Effekte von Querbeschleunigungen kompensiert
werden, so dass die Insassen des Fahrerhauses das Auftreten von Querbeschleunigungen
des Fahrerhauses nicht wahrnehmen. Hierbei wird das Fahrerhaus je nach Richtung der
Querbeschleunigung entweder zur einen oder zur anderen Seite hin geneigt, indem die
aktiven Dämpfer nur auf einer Seite des Fahrerhauses entsprechend ein- oder ausgefahren
werden.
[0061] Obwohl die Erfindung unter Bezugnahme auf bestimmte Ausführungsbeispiele beschrieben
worden ist, ist es für einen Fachmann ersichtlich, dass verschiedene Änderungen ausgeführt
werden können und Äquivalente als Ersatz verwendet werden können, ohne den Bereich
der Erfindung zu verlassen. Zusätzlich können viele Modifikationen ausgeführt werden,
ohne den zugehörigen Bereich zu verlassen. Folglich soll die Erfindung nicht auf die
offenbarten Ausführungsbeispiele begrenzt sein, sondern alle Ausführungsbeispiele
umfassen, die in den Bereich der beigefügten Patentansprüche fallen. Insbesondere
beansprucht die Erfindung auch Schutz für den Gegenstand und die Merkmale der Unteransprüche
unabhängig von den in Bezug genommenen Ansprüchen.
Bezugszeichenliste
[0062]
- 1
- Nutzfahrzeug
- 2
- Fahrerhaus
- 3, 4
- Verstellbare Dämpfer der Fahrerhaus-Lagerung
- 5, 6
- Verstellbare Dämpfer des Fahrwerks
- 7
- Fahrzeugrahmen (Chassis)
- 8
- Reifen
- 9
- Fahrerassistenzsystem zur autonomen Fahrzeugführung
- 10
- Ablaufdiagramm
- 11-16
- Regelschritte eines Regelverfahrens zur Erfassung der Dämpferkraft einer Fahrerhaus-Lagerung
- 20
- Steuervorrichtung
1. Verfahren zur Steuerung oder Regelung einer Fahrerhaus-Lagerung eines Kraftfahrzeugs
(1), wobei die Fahrerhauslagerung in ihrer Dämpferkraft verstellbare Dämpfer aufweist,
wobei das Kraftfahrzeug
in einem autonomen oder teil-autonomen ersten Fahrmodus betreibbar ist, in welchem
das Kraftfahrzeug mithilfe eines Fahrerassistenzsystems (9) selbsttätig sowohl eine
Längsführung als auch eine Querführung des Kraftfahrzeugs umfassende Fahrzeugführung
durchführt; und
in einem zweiten Fahrmodus durch den Fahrer steuerbar betreibbar ist, in welchem ein
Fahrer des Kraftfahrzeugs (1) zumindest einen Teil der Fahrzeugführung selbst durchführen
soll,
dadurch gekennzeichnet, dass, falls das Kraftfahrzeug in dem ersten Fahrmodus betrieben wird, die verstellbaren
Dämpfer (3, 4) der Fahrerhaus-Lagerung so angesteuert oder geregelt werden, dass Nick-
und/oder Wankbewegungen im Vergleich zum zweiten Fahrmodus reduziert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass, falls das Kraftfahrzeug in dem ersten Fahrmodus betrieben wird, eine bei einer Längsbeschleunigung
des Kraftfahrzeugs von einen Insassen des Fahrerhauses (2) wahrnehmbare Längsbeschleunigung
zumindest zum Teil dadurch reduziert wird, dass bei einer Längsbeschleunigung des
Kraftfahrzeugs das Fahrerhaus (2) mittels der Fahrerhauslagerung nach vorne geneigt
wird und bei einer Längsverzögerung nach hinten geneigt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass, falls das Kraftfahrzeug in dem ersten Fahrmodus betrieben wird, eine bei einer Querbeschleunigung
des Kraftfahrzeugs von einen Insassen des Fahrerhauses (2) wahrnehmbare Querbeschleunigung
zumindest zum Teil dadurch reduziert wird, dass bei einer Querbeschleunigung des Kraftfahrzeugs
das Fahrerhaus (2) mittels der Fahrerhauslagerung zur Seite geneigt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch
a) eine Regelung der Dämpferkraft der verstellbaren Dämpfer (3, 4) der Fahrerhauslagerung
nach dem Skyhook-Verfahren; und
b) eine Regelung einer Dämpferkraft eines verstellbaren Dämpfers (5, 6) einer Fahrwerkslagerung
des Kraftfahrzeugs nach dem Groundhook-Verfahren.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass, falls das Kraftfahrzeug in dem ersten Fahrmodus betrieben wird,
a) eine bei einer Bergauffahrt erzeugte Neigung des Fahrerhauses des Kraftfahrzeugs
nach hinten zumindest zum Teil dadurch reduziert wird, dass das Fahrerhaus (2) mittels
der Fahrerhauslagerung nach vorne geneigt wird; und/oder
b) eine bei einer Bergabfahrt erzeugte Neigung des Kraftfahrzeugs nach vorne zumindest
zum Teil dadurch reduziert wird, dass das Fahrerhaus (2) mittels der Fahrerhauslagerung
nach hinten geneigt wird.
6. Steuervorrichtung (20) zur Anpassung der Dämpferkraft verstellbarer Dämpfer (3, 4)
einer Fahrerhaus-Lagerung eines Kraftfahrzeugs (1), insbesondere eines Nutzfahrzeugs,
dadurch gekennzeichnet, dass die Steuervorrichtung (20) ausgebildet ist,
a) zu erfassen, ob das Kraftfahrzeug in einem autonomen oder teil-autonomen ersten
Fahrmodus betrieben wird, in welchem das Kraftfahrzeug mithilfe eines Fahrerassistenzsystems
selbsttätig sowohl eine Längsführung als auch eine Querführung des Kraftfahrzeugs
umfassende Fahrzeugführung durchführt oder in einem zweiten Fahrmodus durch den Fahrer
steuerbar betrieben wird, oder in einem zweiten Fahrmodus betrieben wird, in welchem
ein Fahrer des Kraftfahrzeugs zumindest einen Teil der Fahrzeugführung selbst durchführt,
und
b) falls das Kraftfahrzeug in dem ersten Fahrmodus betrieben wird, die verstellbaren
Dämpfer der Fahrerhaus-Lagerung so anzusteuern oder zu regeln, dass Nick- und/oder
Wankbewegungen im Vergleich zum zweiten Fahrmodus reduziert werden.
7. Kraftfahrzeug (1), insbesondere Nutzfahrzeug, umfassend ein Fahrerhaus (2), eine verstellbare
Dämpfer (3, 4) aufweisende Fahrerhauslagerung, wobei das Kraftfahrzeug (1) in einem
autonomen oder teil-autonomen ersten Fahrmodus betreibbar ist, in welchem das Kraftfahrzeug
mithilfe eines Fahrerassistenzsystems (9) selbsttätig sowohl eine Längsführung als
auch eine Querführung des Kraftfahrzeugs umfassende Fahrzeugführung durchführt; und
in einem zweiten Fahrmodus durch den Fahrer steuerbar betreibbar ist, in welchem ein
Fahrer des Kraftfahrzeugs zumindest einen Teil der Fahrzeugführung selbst durchführen
soll, wobei das Kraftfahrzeug eine Steuervorrichtung (20) nach Anspruch 6 aufweist.