[0001] Die Erfindung betrifft eine Ballenwickeleinrichtung für eine Rundballenpresse, mit
einer Antriebsrolle, die mit einer Umwicklungsmaterialrolle in Eingriff bringbar ist
und einer mit der Antriebsrolle verbundenen Antriebs- und Bremseinrichtung.
[0002] Rundballenpressen sind bekannt. Ferner ist es bekannt, Rundballenpressen mit einer
Ballenwickeleinrichtung auszurüsten, wodurch ein gepresster Ballen mit einem Umwicklungsmaterial
umwickelt wird und im Anschluss daran in gewickelter Form ausgeworfen werden kann.
Der Ballen wird in einer zylindrischen Presskammer der Rundballenpresse während einer
Ballenbildungsphase in Form gebracht. Dazu wird auf dem Boden liegendes Erntegut von
einer Erntegutaufnahmeeinrichtung in die Presskammer gefördert und durch angeordnete
Pressmittel ein zylindrischer Ballen geformt. Die Presskammer kann als feste Presskammer,
mit zylindrisch angeordneten Presswalzen, oder auch als variable Presskammer, mit
variablen Pressmitteln, beispielsweise Pressriemen oder Pressketten, ausgebildet sein.
In einer der Ballenbildungsphase folgenden Umwicklungsmaterialeinführungsphase, wird
von einer Umwicklungsmaterialrolle ein Umwicklungsmaterial in Richtung des mittlerweile
ausgeformten Ballens in die Presskammer geführt und von der Außenseite des Ballens
mitgerissen. Als Umwicklungsmaterial wird, üblicherweise Netz, Folie oder Garn verwendet.
Durch den sich drehenden Ballen wird das Umwicklungsmaterial in einer Umwicklungsmaterialwickelphase
um den Ballen geführt. Es folgt eine Umwicklungsmaterialtrennphase, in der das Umwicklungsmaterial
durch eine Schneideinrichtung vom Ballen getrennt wird, bevor der Ballen in der Ballenauswurfphase
ausgeworfen bzw. auf den Boden abgelegt wird. Es hat sich als problematisch herausgestellt,
die Geschwindigkeit der Umwicklungsmaterialrolle den einzelnen Phasen anzupassen und
insbesondere dabei auch eine gewisse Brems- oder Beschleunigungskraft auf die Umwicklungsmaterialrolle
wirken zu lassen, so dass für die entsprechenden Phasen eine optimale Umwicklungsmaterialentlastung
oder Umwicklungsmaterialstraffung vorliegt. Bei nicht den Phasen entsprechend angepasster
Umwicklungsmaterialentlastung bzw. Umwicklungsmaterialstraffung kann es zu Verwicklungen
des Umwicklungsmaterials mit den Pressmitteln oder auch zu fehlerhaften Umwicklungsmaterialtrennungen
kommen, was den Ballenpressprozess unter Umständen stören oder gar unterbrechen würde.
Es wird daher angestrebt, eine Ballenwickeleinrichtung für eine Rundballenpresse zu
schaffen, mit welcher eine Rundballenpresse sowohl mit einer optimierbaren Umwicklungsmaterialentlastung
als auch mit einer optimierbaren Umwicklungsmaterialstraffung in den einzelnen genannten
Phasen eines Ballenpressprozesses betreibbar ist.
[0003] Diesbezüglich wird eine Ballenwickeleinrichtung der eingangs genannten Art derart
ausgebildet, dass die Antriebs- und Bremseinrichtung sowohl mit einem variabel spannbaren
Antriebsriemen als auch mit einem variabel spannbaren Bremsriemen in Verbindung steht.
Durch den variabel spannbaren Antriebsriemen bzw. dem variabel spannbaren Bremsriemen
kann eine Wechselwirkung zwischen den Riemen erzeugt werden, die eine ballenpressphasenabhängige
Optimierung der Umwicklungsmaterialentlastung bzw. Umwicklungsmaterialspannung ermöglicht,
wobei die mit der Antriebsrolle verbundene Antriebs- und Bremseinrichtung derart beaufschlagt
wird, dass die Antriebsrolle während der Umwicklungsmaterialeinführungsphase ein Antriebsmoment
erfährt, so dass Umwicklungsmaterial abgegeben wird und in die Ballenpresskammer führbar
ist. In der darauf folgenden Umwicklungsmaterialwickelphase kann dann für die Antriebsrolle
ein Bremsmoment eingeführt werden, wodurch die Umwicklungsmaterialrolle gebremst und
das durch den Ballen mitgerissene bzw. mitgezogene Umwicklungsmaterial gespannt wird.
Wiederum in der darauf folgenden Phase kann das Bremsmoment an die Umwicklungsmaterialtrennphase
angepasst werden, so dass eine Umwicklungsmaterialtrennung mit optimierter Umwicklungsmaterialspannung
erfolgen kann. Durch die variabel spannbaren Antriebs- und Bremsriemen können in verschiedenen
Betriebsstellungen für die Ballenwickeleinrichtung voneinander unabhängig einstellbare
Antriebs- und/oder Bremsmomente an der Antriebs- und Bremseinrichtung bzw. an der
Antriebsrolle realisiert werden.
[0004] Die Antriebs- und Bremseinrichtung kann eine kombinierte Antriebs- und Bremstrommel
umfassen, wobei die kombinierte Antriebs- und Bremstrommel drehfest mit der Antriebsrolle
verbunden ist, sowie mit dem Antriebsriemen und mit dem Bremsriemen in Verbindung
steht. Die Antriebs- und Bremstrommel kann dabei als einteilige Trommel oder Riemenscheibe
mit zwei parallelen Riemenführungen, oder beispielsweise auch durch zwei miteinander
drehfest verbundene Riemenscheiben ausgebildet sein. Über die drehfeste Verbindung
der Antriebs- und Bremstrommel mit der Antriebsrolle kann letztere über den Antriebsriemen
angetrieben und über den Bremsriemen gleichzeitig auch abgebremst werden, so dass
sich eine variable Drehzahl der Antriebs- und Bremstrommel über eine einstellbare
Eingriffswirkung von Antriebs- und Bremsriemen ergibt.
[0005] Die Antriebs- und Bremseinrichtung kann ferner eine betätigbare und auf den Antriebsriemen
wirkende Stellvorrichtung umfassen. Über die Stellvorrichtung kann eine Riemenspannung
für den Antriebsriemen bereitgestellt werden, so dass der Antriebsriemen variabel
in unterschiedliche Spannungszustände spannbar ist. Über den Spannungszustand des
Antriebsriemens kann ein auf die Antriebs- und Bremstrommel wirkendes Antriebsmoment
variabel eingeleitet werden.
[0006] Des Weiteren kann die Antriebs- und Bremseinrichtung eine betätigbare und auf den
Bremsriemen wirkende Spannvorrichtung umfassen. Über die Spannvorrichtung kann eine
Riemenspannung für den Bremsriemen bereitgestellt werden, so dass der Bremsriemen
variabel in unterschiedliche Spannungszustände spannbar ist. Über den Spannungszustand
des Bremsriemens kann ein auf die Antriebs- und Bremstrommel wirkendes Bremsmoment
variabel eingeleitet werden.
[0007] Die auf den Antriebsriemen wirkende Stellvorrichtung und die auf den Bremsriemen
wirkende Spannvorrichtung stehen vorzugsweise miteinander in Verbindung, wobei durch
Betätigen der auf den Antriebsriemen wirkenden Stellvorrichtung die auf den Bremsriemen
wirkende Spannvorrichtung betätigbar ist. Die Verbindung der Stellvorrichtung und
Spannvorrichtung kann durch mechanische, hydraulische oder auch elektrische Stellmittel
erfolgen, die in mechanischer Verbindung miteinander stehen. Es ist auch denkbar eine
nicht-mechanische Verbindung zwischen der Stellvorrichtung und der Spannvorrichtung
über elektronische Mittel herzustellen, so dass beispielsweise beide Vorrichtungen
über jeweils voneinander mechanisch getrennte, jedoch elektronisch ansteuerbare Stellmittel
betätigbar sind. Im Sinne einer Verbindung stehen die Stellvorrichtung und die Spannvorrichtung
dann durch eine elektronische Steuerung miteinander in Verbindung, so dass die Spannvorrichtung
in Abhängigkeit von der Stellvorrichtung elektronisch angesteuert würde.
[0008] Der Antriebsriemen kann eingangsseitig mit einer Riemenantriebsrolle in Eingriff
stehen, wobei letztere mit Antriebsmitteln verbunden ist. Als Antriebsmittel können
angetriebene Bauteile, insbesondere direkt oder indirekt angetriebene Presswalzen
der Rundballenpresse dienen, derart, dass beispielsweise die Riemenantriebsrolle drehfest
mit einer der Presswalzen verbunden ist. Denkbar ist es hier auch einen separaten
Antrieb, also einen von den Presswalzen getrennten Antrieb für die Riemenantriebsrolle
zu wählen, beispielsweise einen Elektromotor, der in Abhängigkeit verschiedener Betriebsphasen
einer Rundballenpresse, insbesondere in einer Umwicklungsmaterialeinführungsphase,
einer Umwicklungsmaterialwickelphase und/oder einer Umwicklungsmaterialtrennphase,
ansteuerbar ist.
[0009] Es kann eine Freilaufeinrichtung vorgesehen sein, derart, dass die Riemenantriebsrolle
Antriebsmitteln für die Riemenantriebsrolle in Antriebsdrehrichtung vorauseilen kann.
Die Riemenantriebsrolle ist beispielsweise derart mit einer Freilaufeinrichtung verbunden,
dass sie einer angetriebenen und die Riemenantriebsrolle antreibenden Presswalze vorauseilen
kann, beziehungsweise eine höhere Umdrehungszahl aufweisen kann und nur in der entgegengesetzten
Richtung drehfest mit der Presswalze verbunden ist.
[0010] Die oben genannte Stellvorrichtung für den Antriebsriemen ist vorzugsweise über einen
Aktuator in Abhängigkeit von verschiedenen Betriebsphasen für eine Rundballenpresse
ansteuerbar, wobei die Betriebsphasen wenigstens eine Umwicklungsmaterialeinführungsphase,
eine Umwicklungsmaterialwickelphase und eine Umwicklungsmaterialtrennungsphase umfassen.
Der Aktuator kann in Form eines elektronisch oder mechanisch ansteuerbaren Hydraulikzylinders
oder Elektromotors ausgebildet sein. Ferner kann auch die auf den Bremsriemen wirkende
Spannvorrichtung in einen aktivierten oder deaktivierten Betriebszustand gebracht
werden, beispielsweise durch eine Hebelspannvorrichtung mittels Spannhebel, durch
die der Bremsriemen aus einem Betriebszustand in einen Außerbetriebszustand gebracht
wird, wobei der Bremsriemen im Betriebszustand enger um die Antriebs- und Bremstrommel
gespannt ist als im Außerbetriebszustand, bzw. der Bremsriemen im Außerbetriebszustand
von der Antriebs- und Bremstrommel gelöst wird.
[0011] Die vorangehend beschriebene Ballenwickeleinrichtung findet ihren Einsatz vorzugsweise
in Rundballenpressen für landwirtschaftliches Erntegut.
[0012] Eine Rundballenpresse mit oben genannter Ballenwickeleinrichtung wird vorzugsweise
nach einem Verfahren betrieben, welches vorsieht, dass in einer Umwicklungsmaterialeinführungsphase,
in der das Umwicklungsmaterial der Ballenpresskammer einer Rundballenpresse zugeführt
wird, die Antriebs- und Bremseinrichtung mit einem ersten Bremsmoment seitens des
Bremsriemens betrieben wird, in einer Umwicklungsmaterialwickelphase, in der das Umwicklungsmaterial
in der Ballenpresskammer um den Ballen gewickelt wird, mit einem zweiten Bremsmoment
seitens des Bremsriemens betrieben wird und in einer Umwicklungsmaterialtrennphase,
in der das um den Rundballen gewickelte Umwicklungsmaterial durch eine Schneideinrichtung
von der Umwicklungsmaterialrolle getrennt wird, mit einem dritten Bremsmoment seitens
des Bremsriemens betrieben wird. Andererseits wird die Antriebs- und Bremseinrichtung
seitens des Antriebsriemens mit einem ersten Antriebsmoment in der Umwicklungsmaterialeinführphase,
mit einem zweiten Antriebsmoment in der Umwicklungsmaterialwickelphase und mit einem
dritten Antriebsmoment in der Umwicklungsmaterialtrennphase betrieben. Die Ballenwickeleinrichtung
wird demnach entsprechend der genannten verschiedenen Betriebsphasen in verschiedenen
Betriebsstellungen mit unterschiedlichen auf die Antriebs- und Bremstrommel wirkenden
Antriebs- bzw. Bremsmomenten betrieben. Daraus ergeben sich unterschiedliche Antriebsmomente
bzw. Bremsmomente bzw. Drehzahlen bzw. Drehgeschwindigkeiten für eine mit der Antriebsrolle
in Eingriff stehende Umwicklungsmaterialrolle, wodurch unterschiedliche Umwicklungsmaterialspannungszustände
beim Abrollen des Umwicklungsmaterials von der Umwicklungsmaterialrolle in den unterschiedlichen
Betriebsphasen der Ballenpresse erzielbar sind. Der Umwicklungsmaterialspannungszustand
ergibt sich dabei aus dem Maß der Bremsung der Umwicklungsmaterialrolle durch die
Antriebsrolle gegenüber der Abrollgeschwindigkeit des Umwicklungsmaterials von der
Umwicklungsmaterialrolle, die durch die Rotation des Ballens beim Mitführen des Umwicklungsmaterials
durch den Ballen entsteht.
[0013] Hierbei kann vorgesehen sein, dass das erste Bremsmoment geringer als das zweite
Bremsmoment und/oder das erste Bremsmoment geringer als das dritte Bremsmoment und/oder
dass das dritte Bremsmoment ungleich dem zweiten Bremsmoment ist. Anhand der Zeichnung,
die ein Ausführungsbeispiel der Erfindung zeigt, werden nachfolgend die Erfindung
sowie weitere Vorteile und vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung
näher beschrieben und erläutert.
[0014] Es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenansicht einer Rundballenpresse mit einer Ballenwickeleinrichtung,
- Fig. 2
- eine vergrößerte schematische Seitenansicht der Ballenwickeleinrichtung aus Figur
1 in einer Betriebsstellung für eine Umwicklungsmaterialeinführungsphase,
- Fig. 3
- eine vergrößerte schematische Seitenansicht der Ballenwickeleinrichtung aus Figur
1 in einer Betriebsstellung für eine Umwicklungsmaterialwickelphase,
- Fig. 4
- eine vergrößerte schematische Seitenansicht der Ballenwickeleinrichtung aus Figur
1 in einer Betriebsstellung für eine Umwicklungsmaterialtrennphase,
- Fig. 5
- eine weitere vergrößerte schematische Seitenansicht der Ballenwickeleinrichtung aus
Figur 1 mit einer Spannhebeleinrichtung für einen Bremsriemen in einem gespannten
Betriebszustand und
- Fig. 6
- eine weitere vergrößerte schematische Seitenansicht der Ballenwickeleinrichtung aus
Figur 1 mit der Spannhebeleinrichutng für den Bremsriemen in einem deaktivierten Betriebszustand.
[0015] Eine in der Figur 1 schematisch dargestellte Rundballenpresse 10 umfasst einen ersten
Gehäuseteil 12, der sich mittels Rädern 14 auf einem Boden 15 abstützt und mittels
einer Deichsel 16 an ein nicht gezeigtes Zugfahrzeug, z. B. einen Ackerschlepper,
anschließbar ist.
[0016] An einer in Vorwärtsfahrtrichtung vorderen unteren Seite des ersten Gehäuseteils
12 befindet sich in bekannter Weise eine Aufnahme- und Fördereinrichtung 18 für Erntegut,
wobei der erste Gehäuseteil 12 einen vorderen Teil eines Ballenpressraums 20 umgibt.
An dem rückwärtigen oberen Eckbereich des ersten Gehäuseteils 12 befindet sich ein
Lager (nicht gezeigt) für ein schwenkbares zweites Gehäuseteil 24, das einen hinteren
Teil des Ballenpressraums 20 umgibt. Das zweite Gehäuseteil 24 gibt im geöffneten
Zustand (nicht gezeigt) einen Auslass (nicht gezeigt) frei, durch welchen ein von
der Rundballenpresse 10 gepresster Ballen (nicht gezeigt) abgesetzt bzw. entladen
oder ausgeworfen werden kann. Das schwenkbare zweite Gehäuseteil 24 kann mittels Stellmotoren
(nicht gezeigt) betätigt werden (geöffnet und geschlossen werden) und stellt somit
eine Auslassklappe für einen im Ballenpressraum 20 gepressten Ballen dar.
[0017] Die Rundballenpresse 10, mit größenunveränderlichem Ballenpressraum 20 ausgebildet,
enthält eine Vielzahl zueinander parallel verlaufender Presselemente zum Pressen von
Erntegut in Form von Presswalzen 26 (exemplarisch wurden hier nur einige wenige Presswalzen
26 mit dem Bezugszeichen "26" versehen), deren Rotationsachsen bei geschlossenem zweiten
Gehäuseteil 24 auf einem Kreisbogen gelegen sind, und von denen wenigstens einige
angetrieben sind. Alternativ kann die Rundballenpresse 10 auch in bekannter Weise
als solche mit einem größenveränderlichen Ballenpressraum 20 bzw. als Rundballenpresse
10 mit variablem Ballenpressraum 20 ausgebildet werden, wobei die Presselemente dann,
ebenfalls in bekannter Weise, als Riemen, Gurte oder Kettenanordnungen (nicht gezeigt)
ausgebildet sein können.
[0018] Ferner umfasst die Rundballenpresse 10 eine Ballenwickeleinrichtung 30, die mit einer
Umwicklungsmaterialrolle 32 bestückt ist. Als Umwicklungsmaterial 33 kann Netz, Folie
oder auch Garn eingesetzt werden. Die Ballenwickeleinrichtung 30 umfasst ferner eine
Zuführeinrichtung (nicht gezeigt) für das Umwicklungsmaterial, mittels welcher das
Umwicklungsmaterial 33 von der Umwicklungsmaterialrolle 32 in den Ballenpressraum
20 geführt wird.
[0019] Nachdem der eigentliche Pressvorgang, also die Erntegutaufnahme und Bildung eines
Rundballens durch die Presswalzen 26, abgeschlossen ist, wird die Ballenwickeleinrichtung
30 aktiviert, und ein sich dem Pressvorgang anschließender Umwicklungsvorgang eingeleitet.
[0020] Bei Einleiten eines Umwicklungsvorgangs wird in einer Umwicklungsmaterialeinführungsphase
durch eine mechanisch ausgelöste Zuführbewegung Umwicklungsmaterial in Richtung der
Presskammer 20 geführt, so dass ein freies Umwicklungsmaterialende mit dem sich in
der Presskammer 20 rotierenden Rundballen in Berührung kommen kann und das Umwicklungsmaterial
33 mitgerissen und aufgenommen wird. Durch Rotation des Rundballens wird das Umwicklungsmaterial
33 in einer Umwicklungsmaterialwickelphase in einer oder mehreren Lagen um den Umfang
des Rundballens gewickelt. Der Umwicklungsvorgang wird mit einer Umwicklungsmaterialtrennphase,
in der das um den Rundballen gewickelte Umwicklungsmaterial 33 von der Umwicklungsmaterialrolle
32 durch eine Schneideinrichtung 40 getrennt wird, abgeschlossen.
[0021] Wie zudem in den Figuren 2 bis 6 im Detail dargestellt ist, umfasst die Ballenwickeleinrichtung
30 eine Antriebs- und Bremseinrichtung 42, die mit einer Antriebsrolle 44 verbunden
ist. Die Antriebsrolle 44 ist mit der Umwicklungsmaterialrolle 32 in Eingriff, bzw.
steht mit dieser in einem Reibschluss, wie schematisch durch gestrichelte Linien in
Figur 6 abgebildet ist.
[0022] Die Antriebs- und Bremseinrichtung 42 umfasst ferner eine kombinierte Antriebs- und
Bremstrommel 46, die sowohl mit einem variabel spannbaren Antriebsriemen 48 als auch
mit einem variabel spannbaren Bremsriemen 50 in Verbindung steht. Die Antriebs- und
Bremstrommel 46 ist drehfest mit der Antriebsrolle 44 verbunden und steht ferner mit
dem Antriebsriemen 48 und mit dem Bremsriemen 50 in Verbindung.
[0023] Die Antriebs- und Bremseinrichtung 42 umfasst eine betätigbare bzw. in Umfangsrichtung
der Antriebs- und Bremstrommel 46 verstellbare, auf den Antriebsriemen 48 wirkende
Stellvorrichtung 52, die einen scheibenförmigen Stellkörper 54 und einen Führungsteil
56 umfasst. Der Führungsteil 56 erstreckt sich von dem Stellkörper 54 radial beabstandet
zur Antriebs- und Bremstrommel 46 und umschließt diese teilweise in Umfangsrichtung,
wobei am Führungsteil 56 eine Spannrolle 58 gelagert ist, die mit dem Antriebsriemen
48 zusammenwirkt.
[0024] Der Antriebsriemen 48 ist an einer Seite um eine Riemenantriebsrolle 60 gelegt, die
mit einem Antriebselement drehfest in Verbindung steht. Als Antriebselement dient
hier eine der Presswalzen 26, die von dem Ballen während des Ballenbildungsprozesses
in Rotation versetzt wird. An der der einen Seite gegenüber liegenden Seite des Antriebsriemens
48 ist dieser um die Antriebs- und Bremstrommel 46 gelegt. Mittels der Spannrolle
58 kann der Antriebsriemen in unterschiedliche Spannungszustände gebracht werden,
wobei in Abhängigkeit von der Position des Stellkörpers 54 in Umfangsrichtung der
Antriebs- und Bremstrommel 46 die Spannrolle 58 unterschiedlich stark auf den Antriebsriemen
gedrückt wird, wie insbesondere in den Figuren 2 bis 4 dargestellt ist. In Abhängigkeit
davon werden durch den sich ändernden Reibschluss zwischen Riemenantriebsrolle 60
und Antriebsriemen 48 bzw. zwischen Antriebs- und Bremstrommel 46 und Antriebsriemen
48 unterschiedliche Antriebsmomente von der Riemenantriebsrolle 60 auf die Antriebs-
und Bremstrommel 46 übertragen.
[0025] Die Ballenwickeleinrichtung 30 umfasst ferner eine betätigbare und auf den Bremsriemen
50 wirkende Spannvorrichtung 62, die sich ebenfalls in Umfangsrichtung der Antriebs-
und Bremstrommel 46 verstellbar erstreckt und diese teilweise in Umfangsrichtung umschließt.
Die Spannvorrichtung 62 ist mit dem Stellkörper 54 verbunden, so dass die Spannvorrichtung
62 durch Verstellen des Stellkörpers 54 ebenfalls verstellbar ist. Ferner wird die
Spannvorrichtung 62 am Stellkörper geführt, wobei der Stellkörper 54 gegenüber der
Spannvorrichtung 62 in Umfangsrichtung verstellbar ist. Dazu weist die Spannvorrichtung
62 einen ersten bogenförmigen Führungsarm 64 und einen zweiten bogenförmigen Führungsarm
66 auf. Beide Führungsarme 64, 66 verlaufen in Umfangsrichtung der Antriebs-und Bremstrommel
46 parallel zueinander. Der erste Führungsarm 64 ist mit einer bogenförmigen Nut 68
versehen, in der eine Stellmutter 70 verstellbar fixiert ist. Die Stellmutter 68 wird
ferner in einer ebenfalls bogenförmigen Stellnut 72 verschiebbar geführt, wobei die
Stellnut 72 im Stellkörper 54 ausgebildet ist und parallel zu der Nut 68 des ersten
Führungsarms 64 der Spannvorrichtung 62 verläuft, wie in den Figuren 2 bis 6 abgebildet
ist. Der zweite Führungsarm 66 steht mit einer sich vom Stellkörper 54 erstreckenden
Lasche 74 in Eingriff, wobei die Lasche 74 eine Öffnung 76 aufweist, durch die der
Führungsarm 66 geführt wird (siehe Figur 5). Die Stellschraube 70 stellt einen Anschlag
dar, der an einem Ende 78 der Stellnut 72 zur Anlage kommt, wenn der Stellkörper 54
gegenüber der Spannvorrichtung 62 in Umfangsrichtung entgegen dem Uhrzeigersinn in
eine erste Extremstellung gemäß Figur 2 verstellt wird. Die Lasche 74 stellt einen
Anschlag dar, der auf einer auf dem Führungsarm 66 angeordneten Spiralfeder 80 zur
Anlage kommt, wenn der Stellkörper 54 gegenüber der Spannvorrichtung 62 in Umfangsrichtung
im Uhrzeigersinn in eine zweite Extremstellung gemäß Figur 4 oder 5 (siehe Figur 5)
verstellt wird. Wie in den Figuren 2 bis 4 deutlich wird, ist die Spannrolle 58 in
der ersten Extremstellung mit einem maximalen Maß auf den Antriebsriemen 48 eingestellt,
so dass dieser in der ersten Extremstellung des Stellkörpers 54 mit einer maximalen
Spannung betrieben wird. In der zweiten Extremstellung des Stellkörpers 54 ist die
Spannrolle 58 hingegen mit einem minimalen Maß auf den Antriebsriemen 48 eingestellt,
nämlich losgelöst von diesem, so dass der Antriebsriemen 48 ohne bzw. mit einer minimalen
Spannung betrieben wird.
[0026] Der Bremsriemen 50 ist an einem ersten Ende 82 an einer am Rahmen der Rundballenpresse
10 fixierten Spannhebelleinrichtung 84 befestigt, um die Antriebs- und Bremstrommel
46 gelegt, und an einem zweiten Ende 86 mit der Spannvorrichtung 62 verbunden. Die
Spannvorrichtung 62 ist mittels einer Spannfeder 88 gegenüber dem Rahmen der Rundballenpresse
10 vorgespannt und derart eingestellt, dass die Spannvorrichtung 62 in einer Vorspannstellung
gehalten wird (gemäß Figur 3), in der die Stellschraube 70 in einem mittleren Bereich
der Stellnut 72 gelegen ist und der Bremsriemen 50 mit einer entsprechenden Grundriemenspannung
um die Antriebs- und Bremstrommel 46 gespannt ist. Die Spannvorrichtung 62 wird somit
durch das oben beschriebene Zusammenwirken mit dem Stellkörper 54 aus ihrer Vorspannstellung
bewegt, indem entweder die Lasche 74 über die Spiralfeder 80 auf den Bremsriemen 50
wirkt und die Riemenspannung durch Bewegen der Spannvorrichtung 62 im Uhrzeigersinn
erhöht wird, oder indem die Stellschraube 70 an dem Ende 78 der Stellnut 72 zur Anlage
kommt und die Riemenspannung durch Bewegen der Spannvorrichtung 62 entgegen dem Uhrzeigersinn
reduziert wird.
[0027] Wie insbesondere in den Figuren 5 und 6 abgebildet ist, umfasst die Spannhebeleinrichtung
84 einen durch Hand betätigbaren Spannhebel 90, der mit einem Hebelgestänge 92 zusammenwirkt,
über welches der Bremsriemen 50 von der Antriebs- und Bremstrommel 46 gelöst werden
kann (Figur 6), indem das erste Ende 82 des Bremsriemens 50 entsprechend verlagert
wird. Die Spannhebeleinrichtung 84 wird beispielsweise benötigt, um bei einem Wechsel
der Umwicklungsmaterialrolle 32 die Antriebsrolle 44 in einen Leerlauf zu bringen.
Dazu wird die Spannhebeleinrichtung 84 aus einer Spannstellung gemäß den Figuren 2
bis 5 durch manuelles Betätigen des Spannhebels 90 in eine gelöste Stellung gebracht
und die Grundriemenspannung am Bremsriemen 50 aufgehoben (siehe Figur 6).
[0028] Ferner ist zwischen den mit der Riemenantriebsrolle 60 verbundenen Antriebsmitteln
und der Riemenantriebsrolle 60 eine Freilaufeinrichtung (nicht gezeigt) vorgesehen,
damit gewährleistet wird, dass Antriebsmittel und Antriebsrolle 44 unterschiedliche
Drehzahlen einnehmen können. Dies wird beispielsweise dann eintreten, wenn der Rundballen
in der Umwicklungsmaterialwickelphase das Antriebselement, insbesondere eine der Presswalzen
26, mit einer ersten Drehzahl antreibt und gleichzeitig das Umwicklungsmaterial mitreißt,
so dass die Umwicklungsmaterialrolle 32 eine relativ hohe Abrolldrehzahl aufnimmt.
Die mit der Umwicklungsmaterialrolle 32 in Eingriff stehende Antriebsrolle 44 nimmt
aufgrund ihres geringeren Durchmessers eine noch höhere Drehzahl auf, die wiederum
höher ausfallen kann, als die Drehzahl der Antriebsmittel bzw. als die der betreffenden
Presswalze 26. Durch den Freilauf wird quasi gewährleistet, dass die Riemenantriebsrolle
60 in diesem Zustand betrieben werden und in Antriebsdrehrichtung den Antriebsmitteln
vorauseilen kann, beziehungsweise eine höhere Drehzahl aufweisen kann, und nur in
der entgegengesetzten Richtung drehfest mit der Presswalze 26 verbunden ist.
[0029] Die Stellvorrichtung 52 ist ferner über einen Aktuator 94 in Abhängigkeit von Betriebsphasen
der Rundballenpresse 10 ansteuerbar, wobei die Betriebsphasen wenigstens eine Umwicklungsmaterialeinführungsphase,
eine Umwicklungsmaterialwickelphase und eine Umwicklungsmaterialtrennungsphase umfassen.
Der Aktuator 94 ist mit einer elektrischen Steuereinheit (nicht gezeigt) verbunden,
die mittels geeigneter Sensoren Steuersignale entsprechend der sich einstellenden
Betriebsphasen generiert und den Aktuator 94 in Abhängigkeit dieser Steuersignale
zum Verstellen der Stellvorrichtung 52 ansteuert.
[0030] Das Verfahren zum Betreiben der Rundballenpresse 10 sieht vor, dass in einer Umwicklungsmaterialeinführungsphase,
in der das Umwicklungsmaterial 33 der Ballenpresskammer 20 zugeführt wird, die Antriebs-
und Bremseinrichtung 42 mit einem ersten Bremsmoment seitens des Bremsriemens 50 betrieben
wird, in einer Umwicklungsmaterialwickelphase, in der das Umwicklungsmaterial 33 in
der Ballenpresskammer 20 um den Ballen gewickelt wird, mit einem zweiten Bremsmoment
seitens des Bremsriemens 50 betrieben wird und in einer Umwicklungsmaterialtrennphase,
in der das um den Rundballen gewickelte Umwicklungsmaterial 33 durch die Schneideinrichtung
40 von der Umwicklungsmaterialrolle 32 getrennt wird, mit einem dritten Bremsmoment
seitens des Bremsriemens 50 betrieben wird.
[0031] Es ist ferner vorgesehen, dass das erste Bremsmoment geringer als das zweite und/oder
das dritte Bremsmoment ist, wobei das dritte Bremsmoment auch ungleich dem zweiten
Bremsmoment sein kann. Durch die oben ausgeführte Anordnung einer Ballenwickeleinrichtung
wird gewährleistet, dass das Umwicklungsmaterial 33 in der Umwicklungsmaterialeinführungsphase
spannungsarm bzw. spannungsfrei in den Pressraum 20 eingeführt werden kann. Ferner
kann das Umwicklungsmaterial 33 in der Umwicklungsmaterialwickelphase unter einer
gewissen, höheren Grundspannung stehen und in der Umwicklungsmaterialtrennphase die
Spannung am Umwicklungsmaterial 33 nochmals erhöht oder gegebenenfalls auch reduziert
werden.
1. Ballenwickeleinrichtung (30) für eine Rundballenpresse (10), mit einer mit einer Umwicklungsmaterialrolle
(32) in Eingriff bringbaren Antriebsrolle (44) und einer mit der Antriebsrolle (44)
verbundenen Antriebs- und Bremseinrichtung (42), dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebs- und Bremseinrichtung (42) sowohl mit einem variabel spannbaren Antriebsriemen
(48) als auch mit einem variabel spannbaren Bremsriemen (50) in Verbindung steht.
2. Ballenwickeleinrichtung (30) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebs- und Bremseinrichtung (42) eine kombinierte Antriebs- und Bremstrommel
(46) umfasst, wobei die kombinierte Antriebs- und Bremstrommel (46) drehfest mit der
Antriebsrolle (44) verbunden ist, sowie mit dem Antriebsriemen (48) und mit dem Bremsriemen
(50) in Verbindung steht.
3. Ballenwickeleinrichtung (30) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebs- und Bremseinrichtung (42) eine betätigbare und auf den Antriebsriemen
(48) wirkende Stellvorrichtung (52) umfasst.
4. Ballenwickeleinrichtung (30) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebs- und Bremseinrichtung (42) eine betätigbare und auf den Bremsriemen
(50) wirkende Spannvorrichtung (62) umfasst.
5. Ballenwickeleinrichtung (30) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die auf den Antriebsriemen (48) wirkende Stellvorrichtung (52) und die auf den Bremsriemen
(50) wirkende Spannvorrichtung (62) miteinander in Verbindung stehen und durch Betätigen
der auf den Antriebsriemen (48) wirkenden Stellvorrichtung (52) die auf den Bremsriemen
(50) wirkende Spannvorrichtung (62) betätigbar ist.
6. Ballenwickeleinrichtung (30) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Antriebsriemen (48) mit einer Riemenantriebsrolle (60) in Eingriff steht, welche
mit Antriebsmitteln verbindbar ist.
7. Ballenwickeleinrichtung (30) nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine Freilaufeinrichtung vorgesehen ist, derart, dass die Riemenantriebsrolle (60)
Antriebsmitteln für die Riemenantriebsrolle (60) in Antriebsdrehrichtung vorauseilen
kann.
8. Ballenwickeleinrichtung (30) nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Stellvorrichtung (52) über einen Aktuator (94) in Abhängigkeit von Betriebsphasen
einer Rundballenpresse (10) ansteuerbar ist, wobei die Betriebsphasen wenigstens eine
Umwicklungsmaterialeinführungsphase, eine Umwicklungsmaterialwickelphase und eine
Umwicklungsmaterialtrennungsphase umfassen.
9. Rundballenpresse (10) mit einer Ballenwickeleinrichtung (30) nach einem der Ansprüche
1 bis 8.
10. Verfahren zum Betreiben einer Rundballenpresse (10) mit einer Ballenwickeleinrichtung
(30) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass in einer Umwicklungsmaterialeinführungsphase, in der das Umwicklungsmaterial (33)
der Ballenpresskammer (20) einer Rundballenpresse (30) zugeführt wird, die Antriebs-
und Bremseinrichtung (42) mit einem ersten Bremsmoment seitens des Bremsriemens (50)
betrieben wird, in einer Umwicklungsmaterialwickelphase, in der das Umwicklungsmaterial
(33) in der Ballenpresskammer (20) um den Rundballen gewickelt wird, mit einem zweiten
Bremsmoment seitens des Bremsriemens (50) betrieben wird und in einer Umwicklungsmaterialtrennphase,
in der das um den Rundballen gewickelte Umwicklungsmaterial (33) durch eine Schneideinrichtung
(40) von der Umwicklungsmaterialrolle (32) getrennt wird, mit einem dritten Bremsmoment
seitens des Bremsriemens (50) betrieben wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Bremsmoment geringer als das zweite Bremsmoment ist.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Bremsmoment geringer als das dritte Bremsmoment ist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das dritte Bremsmoment ungleich dem zweiten Bremsmoment ist.