[0001] Die Erfindung betrifft eine Kraftfahrzeugschlossanordnung gemäß dem Oberbegriff von
Anspruch 1, eine Kraftfahrzeugtüranordnung gemäß Anspruch 13 sowie ein Verfahren für
den Betrieb einer Kraftfahrzeugschlossanordnung gemäß Anspruch 14.
[0002] Die in Rede stehende Kraftfahrzeugschlossanordnung ist mit einem Kraftfahrzeugschloss
ausgestattet und kann bei allen Arten von Kraftfahrzeugtüren Anwendung finden. Der
Begriff "Kraftfahrzeugtür" ist vorliegend weit zu verstehen. Er umfasst insbesondere
Seitentüren, Hecktüren, Heckklappen, Heckdeckel oder Motorhauben. Eine Kraftfahrzeugtür
in diesem Sinne kann grundsätzlich auch nach Art einer Schiebetür ausgestaltet sein.
[0003] Die bekannte Kraftfahrzeugschlossanordnung (
DE 10 2014 205 371 A1), von der die Erfindung ausgeht, ist einer Kraftfahrzeugtür zugeordnet, die mit einer
Kraftfahrzeugkarosserie verstellbar gekoppelt ist. Im Sinne einer Komfortsteigerung
ist die bekannte Kraftfahrzeugschlossanordnung mit einer Aufdrückanordnung ausgestattet,
mit der sich die Kraftfahrzeugtür von einer Hauptschließ-Türstellung über eine Vorschließ-Türstellung
in eine Aufdrück-Türstellung verstellen lässt. In der Aufdrück-Türstellung ergibt
sich ein Eingriffsspalt zwischen Kraftfahrzeugtür und Kraftfahrzeugkarosserie, der
vom Bediener für ein anschließendes, manuelles Öffnen der Kraftfahrzeugtür hintergriffen
werden kann. Mit diesem Aufdrückvorgang ergibt sich grundsätzlich die Möglichkeit,
eine Kraftfahrzeugtür ohne einen Türaußengriff zu gestalten, da das Eingreifen in
den Türaußengriff ersetzt werden kann durch das Hintergreifen des Eingriffsspaltes.
[0004] Die Aufdrückanordnung ist mit einem Aufdrückantrieb ausgestattet, der einen Antriebsstrang
zur Ausübung einer Antriebskraft auf die Kraftfahrzeugtür in deren Öffnungsrichtung
aufweist. Der Ausgestaltung des Antriebsstrangs kommt speziell im Hinblick auf die
erzielbare Betriebssicherheit besondere Bedeutung zu. Der konstruktive Aufwand muss
dabei in einem vertretbaren Verhältnis zu der zielbaren Steuerung der Betriebssicherheit
stehen. Beispielsweise ist es für andere Schlossfunktionen bekannt, einen Antriebsstrang
mit einem Planetengetriebe auszustatten, das für eine Hinbewegung mit einem ersten
Antriebsmotor und für eine Rückbewegung mit einem zweiten Antriebsmotor angetrieben
wird.
[0005] Dies ist für eine Schließhilfsfunktion in der
DE 10 2013 108 7 18 A1 gezeigt. Der Mehraufwand, der mit dem zusätzlichen Antriebsmotor im Antriebsstrang
verbunden ist, hat hier keinen Einfluss auf die resultierende Betriebssicherheit.
[0006] Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, die bekannte Kraftfahrzeugschlossanordnung
derart auszugestalten und weiterzubilden, dass die Betriebssicherheit gesteigert wird.
[0007] Das obige Problem wird bei einer Kraftfahrzeugschlossanordnung gemäß dem Oberbegriff
von Anspruch 1 durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils von Anspruch 1 gelöst.
[0008] Wesentlich ist die grundsätzliche Überlegung, für den Aufdrückantrieb mindestens
zwei Betriebsmodi, nämlich einen ersten Betriebsmodus und einen zweiten Betriebsmodus,
vorzusehen, mit denen sich ganz unterschiedliche Antriebsverhalten des Aufdrückantriebs
erzeugen lassen. Mit der vorschlagsgemäßen Lösung kann der Aufdrückanordnung neben
der bekannten Komfortfunktion überraschender Weise auch eine crashrelevante Funktion
zukommen, wie weiter unten erläutert wird.
[0009] Die beiden obigen Betriebmodi des Aufdrückantriebs lassen sich vorschlagsgemäß leicht
umsetzen, indem der Aufdrückantrieb ein Planetengetriebe mit den Getriebeelementen
Sonnenrad, Planetenradträger und Hohlrad aufweist. Der Aufdrückantrieb ist mit einem
ersten Antriebsmotor ausgestattet, der mit einem ersten Getriebeelement gekoppelt
ist. Der Aufdrückantrieb ist ferner mit einem zweiten Antriebsmotor ausgestattet,
der mit einem zweiten Getriebeelement gekoppelt ist. Grundsätzlich kann die jeweilige
Kopplung auch nur vorrübergehend vorgesehen sein, so dass der jeweilige Antriebsmotor
mit dem jeweiligen Getriebeelement lediglich koppelbar ist.
[0010] Das verbleibende, dritte Getriebeelement bildet den Abtrieb des Planetengetriebes
zum Ausleiten einer Antriebskraft für den Aufdrückvorgang aus.
[0011] Von besonderer Bedeutung für die vorschlagsgemäße Lehre ist die wechselweise Ansteuerung
der beiden Antriebsmotoren. Im Einzelnen ist es in dem ersten Betriebsmodus so, dass
der erste Antriebsmotor das erste Getriebeelement antreibt, während der zweite Antriebsmotor
das zweite Getriebeelement bremst, insbesondere blockiert. Im zweiten Betriebsmodus
dagegen ist es so, dass der zweite Antriebsmotor das zweite Getriebeelement antreibt
und der erste Antriebsmotor das erste Getriebeelement bremst, insbesondere blockiert.
Bei beiden Betriebsmodi bleibt es dabei, dass das dritte Getriebeelement, wie oben
angesprochen, den Abtrieb des Planetengetriebes ausbildet.
[0012] Es ergibt sich aus dem grundsätzlichen Aufbau eines Planetengetriebes, dass sich
in den beiden Betriebsmodi des Aufdrückantriebs unterschiedliche Übersetzungsverhältnisse
ergeben. Zusammen mit der Möglichkeit einer unterschiedlichen Auslegung der beiden
Antriebsmotoren kann das Antriebsverhalten des Aufdrückantriebs in den beiden Betriebsmodi
in einen weiten Bereich eingestellt werden. Damit ist es möglich, dass ein Betriebsmodus
dem Normalbetrieb der Kraftfahrzeugschlossanordnung zugeordnet ist, so dass dieser
Normal-Betriebsmodus, hier vorzugsweise der erste Betriebsmodus, stets eingenommen
wird, sofern sich kein Fehler-Systemzustand einstellt. Entsprechend handelt es sich
bei dem zweiten Betriebsmodus vorzugsweise um einen Not-Betriebsmodus, der nur eingenommen
wird, wenn sich ein Fehler-Systemzustand einstellt. Bei einem solchen Fehler-Systemzustand
kann es sich beispielsweise um einen Crashzustand, um einen Fahrzeugbatteriefehlerzustand
oder um einen Schwergängigkeitszustand handeln, wie noch erläutert wird. Bei der steuerungstechnischen
Erfassung eines Fehler-Systemzustands wird der Aufdrückantrieb einfach vom ersten
Betriebsmodus in den zweiten Betriebsmodus geschaltet, so dass nunmehr der zweite
Antriebsmotor das Planetengetriebe über das zweite Getriebeelement antreibt.
[0013] Mit der oben angesprochenen Realisierung zweier Betriebsmodi für den Aufdrückantrieb
wird die Betriebssicherheit im Hinblick auf die Realisierung der Aufdrückfunktion
beträchtlich erhöht. Dies ist für die Nutzung der Aufdrückfunktion als Komfortfunktion
bereits als Vorteil zu verstehen. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Aufdrückfunktion
nunmehr eine wichtige Rolle beim Auftreten eines Fehler-Systemzustand, wie oben angesprochen,
einnehmen kann. Beispielsweise ist es denkbar, dass im Crashfall, nachdem die Crashbeschleunigungen
abgeklungen sind, ein motorischer Aufdrückvorgang ausgelöst wird. Angesichts, je nach
Crashsituation, zu erwartender Schwergängigkeit der Kraftfahrzeugtür, wird der Aufdrückantrieb
bei Erfassung eines Crashzustands vorzugsweise im zweiten Betriebsmodus betrieben.
Bei entsprechender Auslegung ist die Antriebskraft für den Aufdrückvorgang verglichen
mit dem ersten Betriebsmodus besonders hoch, so dass die Betriebssicherheit für den
Aufdrückvorgang selbst im Crashfall entsprechend hoch ist.
[0014] Mit der vorschlagsgemäßen Lösung lässt sich also nicht nur die Betriebssicherheit
des Aufdrückvorgangs steigern, vielmehr ergeben sich neue Einsatzmöglichkeiten für
die Aufdrückfunktion, bei denen eine entsprechend hohe Betriebssicherheit zwingend
gefordert ist.
[0015] Das Vorsehen des ersten Betriebsmodus als Normal-Betriebsmodus und des zweiten Betriebsmodus
als Fehler-Betriebsmodus lässt sich vorzugsweise gemäß Anspruch 2 umsetzen, indem
das Planetengetriebe im ersten Betriebsmodus ein kleineres Übersetzungsverhältnis
bereitstellt, als im zweiten Betriebsmodus. Der Begriff "Übersetzungsverhältnis" steht
für das Verhältnis von Antriebsdrehzahl zu Abtriebsdrehzahl bzw. für das Verhältnis
von Abtriebsmoment zu Antriebsmoment, was dem allgemeinen fachmännischen Verständnis
entspricht. Damit steht bei gleicher Antriebsdrehzahl und gleichem Antriebsmoment
im ersten Betriebsmodus eine hohe Abtriebsdrehzahl und ein kleines Abtriebsmoment
und im zweiten Betriebsmodus eine geringe Abtriebsdrehzahl und ein hohes Abtriebsmoment
zur Verfügung. Dieses das Planetengetriebe betreffende Übersetzungsverhältnis umfasst
keine eventuell zusätzlich vorhandenen Getriebestufen zwischen dem jeweiligen Antriebsmotor
und dem jeweiligen Getriebeelement. Von besonderer Bedeutung für die vorschlagsgemäße
Lösung ist die Möglichkeit des Umschaltens des Aufdrückantriebs vom ersten Betriebsmodus
in den zweiten Betriebsmodus. Der Begriff "Umschalten" heißt hier nichts anderes,
als dass der Aufdrückantrieb in dem entsprechend anderen Betriebsmodus betrieben wird.
Dies wird gemäß Anspruch 4 durch eine Schlosssteuerung bewerkstelligt, durch die ein
Fehler-Systemzustand erfassbar ist. Bei Erfassung eines Fehler-Systemzustands betreibt
die Schlosssteuerung den Aufdrückantrieb entsprechend im zweiten Betriebsmodus, der
vorzugsweise der Fehler-Betriebsmodus ist.
[0016] Bei einer bevorzugten Option von Anspruch 4 löst die Schlosssteuerung einen motorischen
Aufdrückvorgang aus, sofern ein vorbestimmter Fehler-Systemzustand, insbesondere ein
Crashzustand, erfasst worden ist. Dieser Aufdrückvorgang wird dann vorzugsweise im
zweiten Betriebsmodus des Aufdrückantriebs vollzogen, so dass bei entsprechender Auslegung
eine besonders hohe Betriebssicherheit für die Aufdrückfunktion resultiert.
[0017] Die weiter bevorzugten Ausgestaltungen gemäß den Ansprüchen 6 bis 8 betreffen mögliche
Definitionen des Fehler-Systemzustands. Von besonderer Bedeutung ist vorliegend der
Crashzustand gemäß Anspruch 6, der auf das Auftreten von Crashbeschleunigungen zurückgeht.
Hierdurch qualifiziert sich die Aufdrückfunktion als echte Sicherheitsfunktion, wie
oben erläutert worden ist.
[0018] Die weiter bevorzugten Ausgestaltungen gemäß den Ansprüchen 9 bis 12 betreffen die
Ausstattung des Kraftfahrzeugschlosses mit den Schließelementen "Schlossfalle" und
Sperrklinke", wobei die Schlossfalle mit einem Schließteil wie einem Schließbügel
zusammenwirkt. Bei einer solchen Anordnung lässt sich der Aufdrückantrieb nicht nur
für das Aufdrücken der Kraftfahrzeugtür in die Aufdrück-Türstellung (Anspruch 10),
sondern auch für die Umsetzung eines Schließhilfsvorgangs (Anspruch 11) sowie für
die Umsetzung eines Öffnungsvorgangs (Anspruch 12) nutzen. Diese Doppel- bzw. Mehrfachnutzung
des Aufdrückantriebs führt zu einer besonders kostengünstigen und gleichzeitig kompakten
Ausgestaltung.
[0019] Nach einer weiteren Lehre gemäß Anspruch 13, der eigenständige Bedeutung zukommt,
wird eine Kraftfahrzeugtüranordnung mit einer Kraftfahrzeugtür und einer der Kraftfahrzeugtür
zugeordneten, vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlossanordnung beansprucht. Auf alle
Ausführungen zu der vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlossanordnung darf verwiesen
werden.
[0020] Nach einer weiteren Lehre gemäß Anspruch 14, der ebenfalls eigenständige Bedeutung
zukommt, wird ein Verfahren für den Betrieb einer vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlossanordnung
beansprucht.
[0021] Wesentlich für das vorschlagsgemäße Verfahren ist, dass im Rahmen des Aufdrückvorgangs
der Aufdrückantriebs mittels einer Schlosssteuerung entweder in dem ersten Betriebsmodus
oder in dem zweiten Betriebsmodus betrieben wird. Auch insoweit darf auf die Ausführungen
zu der vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlossanordnung, insbesondere zu deren Schlosssteuerung,
verwiesen werden.
[0022] Interessant bei der bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens gemäß Anspruch 15 ist
die Tatsache, dass in einer Option im Crashzustand ein motorischer Aufdrückvorgang
ausgelöst wird und zwar im zweiten Betriebsmodus des Aufdrückantriebs. Wie oben erläutert,
ist damit eine echte Sicherheitsfunktion durch die Aufdrückanordnung möglich. Dieses
Aufdrücken der Kraftfahrzeugtür im Crashfall ermöglicht beispielsweise das gewaltsame
Öffnen der Kraftfahrzeugtür mit schwerem Werkzeug, was ohne die Herstellung des resultierenden
Eingriffsspaltes zwischen Kraftfahrzeugtür und Kraftfahrzeugkarosserie mit größerem
Aufwand verbunden wäre.
[0023] Im Folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigt
- Fig. 1
- ein Kraftfahrzeug mit einer vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugtüranordnung, die mit einer
vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlossanordnung ausgestattet ist,
- Fig. 2
- die für die Erfindung wesentlichen Komponenten der vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlossanordnung
gemäß Fig. 1 in einer perspektivischen Darstellung sowie in einer Darstellung entlang
der Schnittlinie A-A und
- Fig. 3
- Prinzipdarstellungen zu dem Planetengetriebe gemäß Fig. 2 a) im ersten Betriebsmodus
und b) im zweiten Betriebsmodus.
[0024] Die vorschlagsgemäße Kraftfahrzeugschlossanordnung 1 ist einer mit einer Kraftfahrzeugkarosserie
2 verstellbar gekoppelten Kraftfahrzeugtür 3 zugeordnet. Hinsichtlich des weiten Verständnisses
des Begriffs "Kraftfahrzeugtür" darf auf den einleitenden Teil der Beschreibung verwiesen
werden. Hier und vorzugsweise handelt es sich bei der Kraftfahrzeugtür 3 um eine Seitentür
eines Kraftfahrzeugs. Alle diesbezüglichen Ausführungen gelten für alle anderen Arten
von Kraftfahrzeugtüren entsprechend.
[0025] In an sich üblicher Weise ist der Kraftfahrzeugschlossanordnung 1 ein Kraftfahrzeugschloss
4 zugeordnet, das im dargestellten, montierten Zustand an der Kraftfahrzeugtür 3 angeordnet
ist. Alternativ und hier nicht dargestellt kann es vorgesehen sein, dass das Kraftfahrzeugschloss
4 im montierten Zustand an der Kraftfahrzeugkarosserie 2 angeordnet ist.
[0026] Die vorschlagsgemäße Kraftfahrzeugschlossanordnung 1 weist eine Aufdrückanordnung
5 mit einem Aufdrückantrieb 6 auf, der einen Antriebsstrang 7 zur Ausübung einer Antriebskraft
auf die Kraftfahrzeugtür 3 in deren Öffnungsrichtung 8 aufweist. Dadurch ist die Kraftfahrzeugtür
3 mittels des Aufdrückantriebs 6 in einem motorischen Aufdrückvorgang aus einer Schließ-Türstellung
(nicht dargestellt), insbesondere einer Hauptschließ-Türstellung oder einer Vorschließ-Türstellung,
heraus in eine weiter in deren Öffnungsrichtung 8 gelegene Aufdrück-Türstellung (Fig.
1) verstellbar. Dadurch wiederum ist ein Eingriffsspalt 9 zwischen Kraftfahrzeugtür
3 und Kraftfahrzeugkarosserie 2 erzeugbar. Hier und vorzugsweise ist die Aufdrückanordnung
5 dem Kraftfahrzeugschloss 4, so dass sich die Aufdrückanordnung 5 zusammen mit dem
Kraftfahrzeugschloss 4 vormontieren lässt, was fertigungstechnisch vorteilhaft ist.
[0027] In der Aufdrück-Türstellung ergibt sich ein Eingriffsspalt 9, dessen Spaltbreite
größer als 18 mm und weiter vorzugsweise größer als 22 mm ist. In besonders bevorzugter
Ausgestaltung liegt die Spaltbreite des Eingriffsspalts 9 zwischen etwa 26 mm und
etwa 31 mm. In besonders bevorzugter Ausgestaltung liegt die Spaltbreite des Eingriffsspalts
9 bei etwa 30 mm. Diese Werte haben sich insbesondere für das Hintergreifen des Eingriffsspalts
9 durch die Hand eines Bedieners als vorteilhaft herausgestellt.
[0028] Der vorschlagsgemäße Aufdrückvorgang kann, wie oben angedeutet, aus einer Hauptschließ-Türstellung
heraus, in der die Kraftfahrzeugtür 3 vollständig geschlossen ist, oder aus einer
Vorschließ-Türstellung, die sich zwischen der Hauptschließ-Türstellung und der Aufdrück-Türstellung
befindet, heraus gestartet werden.
[0029] In der Vorschließ-Türstellung verbleibt lediglich ein Spalt zwischen der Kraftfahrzeugtür
3 und der Kraftfahrzeugkarosserie 2 mit einer Spaltbreite von weniger als 10 mm, vorzugsweise
von etwa 6 mm. Diese Spaltbreiten werden vorliegend stets in Öffnungsrichtung 8 gemessen.
[0030] Wesentlich für die vorschlagsgemäße Lösung ist zunächst, dass der Antriebsstrang
7 des Aufdrücksantriebs 6 ein Planetengetriebe 10 mit den Getriebeelementen Sonnenrad
11, Planetenradträger 12 und Hohlrad 13 aufweist. Am Planetenradträger 13 sind in
üblicher Weise mehrere Planeten 12a drehbar angeordnet, die sich einerseits am Sonnenrad
12 und andererseits am Hohlrad 11 abwälzen.
[0031] Fig. 2 zeigt, dass der Aufdrückantrieb 6 einen ersten Antriebsmotor 14 aufweist,
der mit einem ersten Getriebeelement A der Getriebeelemente Sonnenrad 12, Planetenradträger
13 und Hohlrad 11 gekoppelt oder koppelbar ist. Der Aufdrückantrieb 6 weist ferner
einen zweiten Antriebsmotor 15 auf, der mit einem zweiten Getriebelement B der Getriebeelemente
Sonnenrad 12, Planetenradträger 13 oder Hohlrad 11 gekoppelt oder koppelbar ist.
[0032] Das verbleibende, dritte Getriebeelement C der Getriebeelemente Sonnenrad 12, Planetenradträger
13 und Hohlrad 11 bildet den Abtrieb 16 des Planetengetriebes 10 zum Ausleiten einer
Antriebskraft für den Aufdrückvorgang. Der Begriff "Antriebskraft" ist vorliegend
weit zu verstehen und umfasst nicht nur Kräfte im engeren Sinne, sondern auch Drehmomente.
[0033] Hier und vorzugsweise ist es so, dass es sich bei dem ersten Getriebeelement A um
das Hohlrad 11, bei dem zweiten Getriebeelement B um das Sonnenrad 12 und bei dem
dritten Getriebeelement C um den Planetenradträger 13 handelt. Dies wird weiter unten
noch erläutert.
[0034] Wesentlich ist nun weiter, dass in einem ersten Betriebsmodus des Aufrdrückantriebs
6 der erste Antriebsmotor 14 das erste Getriebeelement A antreibt und der zweite Antriebsmotor
15 das zweite Getriebeelement B bremst, insbesondere blockiert. Dieser erste Betriebsmodus
ist in Fig. 3a schematisch dargestellt. Es lässt sich der Darstellung gemäß Fig. 3a
entnehmen, dass der Antrieb 18 des Planetengetriebes 10 durch das Hohlrad 11 gebildet
wird, während der Abtrieb des Planetengetriebes 10 von dem Planetenradträger 13 gebildet
wird. Das Sonnenrad 12 ist festgelegt, was durch das Festlager 17 angedeutet ist.
Vorzugsweise ist es vorgesehen, dass das zweite Getriebeelement B, hier das Sonnenrad
12, durch den zweiten Antriebsmotor 15 gebremst oder blockiert wird.
[0035] In dem zweiten Betriebsmodus, der in Fig. 2b gezeigt ist, bildet das Sonnenrad 12
den Antrieb 18 des Planetengetriebes 10, während wieder der Planetenradträger 13 den
Abtrieb 16 des Planetengetriebes 10 bildet. Das Hohlrad 11 ist hier festgelegt, was
durch das Festlager 19 angedeutet ist.
[0036] Die oben angesprochenen Festlager 17, 19 werden durch den zweiten Antriebsmotor 15
bzw. durch den ersten Antriebsmotor 14 bereitgestellt. Das hierfür erforderliche Bremsen
bzw. Blockieren des betreffenden Getriebeelements B, A ist vorzugsweise dadurch realisiert,
dass der betreffende Antriebsmotor 14, 15 kurzgeschlossen wird, so dass sich eine
entsprechende Kurzschlussbremsung einstellt. Denkbar ist aber auch, dass dem jeweiligen
Antriebsmotor 14, 15 eine mechanische Bremse bzw. Sperre zugeordnet ist.
[0037] Es lässt sich einer Zusammenschau der Fig. 2 und 3 entnehmen, dass die Antriebsmotoren
14, 15 mit den betreffenden Getriebeelementen A, B jeweils über eine zusätzliche Getriebestufe
mit dem betreffenden Getriebeelement A, B gekoppelt sind. Hier und vorzugsweise handelt
es sich bei den zusätzlichen Getriebestufen 20, 21 um Stirnradgetriebestufen.
[0038] Die Anordnung ist nun so getroffen, dass über den Abtrieb 16 des Planetengetriebes
10 gegebenenfalls über weitere Getriebestufen, die für den motorischen Aufdrückvorgang
erforderliche Antriebskraft auf die Kraftfahrzeugtür geleitet werden kann. Eine beispielhafte,
konstruktive Auslegung hierfür wird weiter unten mit Bezug auf Fig. 2 erläutert.
[0039] Es wurde schon darauf hingewiesen, dass die Aufdrückanordnung 5 dem Kraftfahrzeugschloss
4 zugeordnet werden kann, so dass sich aus diesen beiden Komponenten eine vormontierte
Einheit bilden lässt. Es kann aber auch vorgesehen sein, dass die Aufdrückanordnung
5 separat vom Kraftfahrzeugschloss 4 ausgestaltet ist. In diesem Fall ist die Aufdrückanordnung
5 vorzugsweise über einen Bowdenzug o. dgl. mit dem Kraftfahrzeugschloss 4 gekoppelt.
Bevorzugte Spaltbreiten des Spaltes zwischen Kraftfahrzeugtür 3 und Kraftfahrzeugkarosserie
2 für die Vorschließ-Türstellung und die Aufdrück-Türstellung wurden weiter oben bereits
angegeben. Ganz allgemein darf in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass
die Hauptschließ-Türstellung, die Vorschließ-Türstellung und die Aufdrück-Türstellung
hintereinander angeordnet sind.
[0040] Es ergibt sich aus einer Zusammenschau der Fig. 3a mit der Fig. 3b, dass das Planetengetriebe
10 im ersten Betriebsmodus (Fig. 3a) ein kleineres Übersetzungsverhältnis bereitstellt,
als im zweiten Betriebsmodus (Fig. 3b). Dies liegt daran, dass hier und vorzugsweise
das erste Getriebeelement A, das Hohlrad 11 und das zweite Getriebeelement B das Sonnenrad
12 ist. Der resultierende Größenunterschied in dem resultierenden Übersetzungsverhältnis
ist einem Planetengetriebe 10 immanent.
[0041] Es kann auch vorteilhaft sein, dass ein weiterer, dritter Betriebsmodus vorgesehen
ist, in dem das erste Getriebeelement A und/oder das zweite Getriebeelement B frei
läuft bzw. frei laufen oder nur geringfügig gebremst ist bzw. sind. In diesem Fall
ist der Antriebsstrang 7 des Aufdrückantriebs 6 durch das Planetengetriebe 10 unterbrochen.
Der Abtrieb 16 des Planetengetriebes 10 lässt sich mit geringem Kraftaufwand verstellen,
ohne, dass es eines Antriebs einer der Antriebsmotoren 14, 15 bedarf. Dies ist insbesondere
in einem Fahrzeugbatteriefehlerzustand vorteilhaft, der auf einen Abfall oder Wegfall
der Versorgungsspannung der Fahrzeugbatterie zurückgeht. Befindet sich beispielsweise
die Kraftfahrzeugtür 3 in der Aufdrück-Türstellung, so erlaubt der dritte Betriebsmodus
im Fahrzeugbatteriefehlerzustand ein manuelles Rückstellen der Kraftfahrzeugtür 3
unter einem Rücktreiben des Teils des Antriebsstrangs 7, der zwischen Kraftfahrzeugtür
3 und Planetengetriebe 10 gelegen ist.
[0042] Grundsätzlich kann es vorgesehen sein, dass die beiden Antriebsmotoren 14, 15 ein
identischen Nennmoment aufweisen. Angesichts der Tatsache, dass der zweite Antriebsmotor
15 selten oder gar nicht zum Einsatz kommt, sofern er einem Fehler-Systemzustand zugeordnet
ist, ist es vorzugsweise vorgesehen, dass das Nennmoment des ersten Antriebsmotors
14 größer ist als das Nennmoment des zweiten Antriebsmotors 15. Die schwächere Auslegung
des zweiten Antriebsmotors 15 ist angesichts des im zweiten Betriebsmodus größeren
Übersetzungsverhältnisses vertretbar und führt insgesamt zu einer besonders kostengünstigen
Anordnung.
[0043] Der Ansteuerung der beiden Antriebsmotoren 14, 15 in den unterschiedlichen Betriebsmodi
kommt vorliegend ganz besondere Bedeutung zu. Hierfür ist bei dem dargestellten und
insoweit bevorzugten Ausführungsbeispiel eine Schlosssteuerung 22 vorgesehen, wobei
durch die Schlosssteuerung 22 ein Fehler-Systemzustand erfassbar ist und wobei die
Schlosssteuerung 22 den Aufdrückantrieb 6 bei Erfassung eines Fehler-Systemzustands
in dem zweiten Betriebsmodus und im Übrigen in dem ersten Betriebsmodus oder gegebenenfalls
in mindestens einen weiteren Betriebsmodus betreibt. Die Schlosssteuerung 22 kann
im Sinne eines dezentralen Steuerungskonzepts als separate Steuerung ausgestaltet
sein, die vorzugsweise der Kraftfahrzeugschlossanordnung 1 räumlich zugeordnet ist.
Denkbar ist aber auch, dass die Schlosssteuerung 22 Bestandteil einer zentralen Kraftfahrzeugsteuerung
ist.
[0044] In besonders bevorzugter Ausgestaltung ist es so, dass die Schlosssteuerung 22 bei
Erfassung eines vorbestimmten Fehler-Systemzustands, hier und vorzugsweise bei Erfassung
eines Crashzustands, einen motorischen Aufdrückvorgang auslöst. Dabei kann es vorgesehen
sein, dass die Kraftfahrzeugtür 3 vollständig in die Aufdrück-Türstellung verstellt
wird. Denkbar ist aber auch, dass im Crashzustand der Aufdrückvorgang nur zum Teil
ausgeführt wird, so dass die Kraftfahrzeugtür 3 die Aufdrück-Türstellung nicht ganz
erreicht.
[0045] Ganz allgemein ist es vorzugsweise vorgesehen, dass die Schlosssteuerung 22 einen
Fehler-Systemzustand erfassen kann, indem die Schlosssteuerung 22 ein Fehlersignal
von einem Sensor 23 oder von einer übergeordneten Kraftfahrzeugsteuerung 24 empfängt.
[0046] Sofern es sich bei dem Fehler-Systemzustand um einen oben angesprochenen Crashzustand
handelt, der auf das Auftreten von Crashbeschleunigungen zurückgeht, basiert die Erfassung
des Fehler-Systemzustands auf dem Empfang eines Crash-Sensor-Signals von einem Crashsensor
25, bei dem es sich hier und vorzugsweise um einen Beschleunigungssensor handelt.
Grundsätzlich kann die Erfassung des Fehler-Systemzustands auch, wie oben angesprochen,
auf den Empfang eines Crash-Sensor-Signals von der übergeordneten Kraftfahrzeugsteuerung
24 zurückgehen.
[0047] Insbesondere bei dem oben angesprochenen Auslösen eines motorischen Aufdrückvorgangs
nach Erfassung eines Fehler-Systemzustands durch die Schlosssteuerung 22 kann es vorteilhaft
sein, dass eine Zusatzbedingung definiert wird, die notwendig für das Auslösen des
motorischen Aufdrückvorgangs ist. Beispielsweise kann es sich bei dieser Zusatzbedingung
um einen vorbestimmten Zeitablauf handeln, so dass der Aufdrückvorgang nicht bereits
unmittelbar nach Empfang des Crash-Sensor-Signals erfolgt, sondern zeitverzögert,
so dass der Aufdrückvorgang erst stattfindet, wenn voraussichtlich keine Crashbeschleunigungen
mehr vorliegen.
[0048] Ein anderer Fehler-Systemzustand ist ein oben bereits angesprochener Fahrzeugbatteriefehlerzustand,
der auf einen Abfall oder Wegfall der elektrischen Versorgungsspannung der Fahrzeugbatterie
zurückgeht. Der Fahrzeugbatteriefehlerzustand wird mittels der Schlosssteuerung 22
vorzugsweise erfasst, indem die Schlosssteuerung 22 ein Fahrzeugbatteriefehlersignal
von einem Fahrzeugbatteriesensor oder von einer übergeordneten Kraftfahrzeugsteuerung
24 empfängt. Ein solcher Fahrzeugbatteriesensor ist vorzugsweise eine Messeinrichtung
zur Überwachung der elektrischen Versorgungsspannung der Fahrzeugbatterie. Ein Umschalten
des Aufdrückantriebs 6 in den zweiten Betriebsmodus bei Erfassung des Fahrzeugbatteriefehlerzustands
ist sachgerecht, da in einem solchen Zustand entweder eine reduzierte elektrische
Versorgungsspannung der Fahrzeugbatterie oder eine elektrische Versorgungsspannung
aus einer Notstromversorgung verfügbar ist. In beiden Fällen ist die für den Aufdrückvorgang
verfügbare elektrische Energie begrenzt, so dass der Aufdrückvorgang mit maximalem
Antriebsmoment, also bei maximalem Übertragungsverhältnis des Planetengetriebes 10
durchgeführt werden muss. Andernfalls bestünde das Risiko, dass der Aufdrückvorgang
zwar ein beträchtliches Maß an Energie verbraucht, die Kraftfahrzeugtür 3 mangels
Antriebsmoment aber nicht hinreichend in ihrer Öffnungsrichtung 8 verstellt wird.
[0049] Ein weiterer Fehlersystemzustand ist vorliegend ein Schwergängigkeitszustand, der
auf eine mechanische Schwergängigkeit der Aufdrückanordnung 5 zurückgeht. Der Schwergängigkeitszustand
wird von der Schlosssteuerung 22 vorzugsweise erfasst, indem die Schlosssteuerung
22 den zeitlichen Verlauf des Aufdrückvorgangs und/oder den Stromverbrauch des Aufdrückantriebs
6 beim Aufdrückvorgang ermittelt. Der Schwergängigkeitszustand stellt sich beispielsweise
dadurch ein, dass die Kraftfahrzeugtür 3 einen geringfügigen Seitenaufprall erfahren
hat, wodurch die beweglichen Komponenten der Aufdrückanordnung 5 und/oder der Kraftfahrzeugtür
3 geringfügig verklemmt sind, jedoch durch den Aufdrückantrieb 6 verstellbar sind.
Auch in diesem Schwergängigkeitszustand ist es vorteilhaft, den Aufdrückantrieb 6
im zweiten Betriebsmodus zu betreiben, um sicherzustellen, dass die Kraftfahrzeugtür
3 ihre Aufdrück-Türstellung erreicht.
[0050] Eine bevorzugte Variante für die Umsetzung der vorschlagsgemäßen Lösung zeigt Fig.
2. Der dortigen Schnittdarstellung entlang der Schnittlinie A-a lässt sich entnehmen,
dass das Kraftfahrzeugschloss 4 eine Schlossfalle 26, die mit einem Schließteil 27,
hier und vorzugsweise einem Schließbügel, und eine der Schlossfalle 26 zugeordnete
Sperrklinke 28 aufweist. Eine solche Anordnung eines Sperrwerks mit Schlossfalle 26
und Sperrklinke 28 ist grundsätzlich bekannt. Interessant ist vorliegend, dass der
Aufdrückantrieb 6 mit der Schlossfalle 26 gekoppelt oder koppelbar ist. Dabei ist
es zunächst einmal vorgesehen, dass die Verstellung der Kraftfahrzeugtür 3 in die
Aufdrück-Türstellung auf die Verstellung der Schlossfalle 26 in deren Öffnungsrichtung
29 durch den Aufdrückantrieb 6 zurückgeht. Hierfür ist dem Aufdrückantrieb 6 eine
Mitnehmeranordnung 30 zugeordnet, die mit einer Eingriffsanordnung 31 der Schlossfalle
26 wechselwirkt. Für den Aufdrückvorgang bewegt der Aufdrückantrieb 6 die Mitnehmeranordnung
30 in Fig. 2 im Uhrzeigersinn, so dass der Mitnehmer 30a mit dem Eingriffselement
31 a der Schlossfalle 26 in Eingriff kommt und die Schlossfalle 26 in Fig. 2 im Uhrzeigersinn
und das Schließteil 27 in Öffnungsrichtung 8 der Kraftfahrzeugtür 3 verstellt, bis
die die Kraftfahrzeugtür 3 ihre Aufdrück-Türstellung erreicht.
[0051] Weiter vorzugsweise dient der Aufdrückantrieb 6 nicht nur der Umsetzung des Aufdrückvorgangs,
sondern auch der Umsetzung eines motorischen Schließhilfsvorgangs, in dem die Kraftfahrzeugtür
3 von einer Vorschließ-Türstellung in eine Hauptschließ-Türstellung verstellt wird.
Die Verstellung der Kraftfahrzeugtür 3 in die Hauptschließ-Türstellung geht dabei
auch wiederum auf die Verstellung der Schlossfalle 26, nunmehr in deren Schließrichtung
32, durch den Aufdrückantrieb 6 zurück. Hierfür verstellt der Aufdrückantrieb 6 die
Mitnehmeranordnung 30 in Fig. 2 entgegen dem Uhrzeigersinn, so dass der Mitnehmer
30b mit dem Eingriffselement 31b in Eingriff kommt und die Schlossfalle 26 aus ihrer
nicht dargestellten Vorschließ-Stellung in Fig. 2 entgegen dem Uhrzeigersinn in die
in Fig. 2 dargestellte Hauptschließstellung verstellt. Das Schließteil 27 folgt der
Verstellung der Schlossfalle 26, bis die Kraftfahrzeugtür 3 ihre Hauptschließ-Türstellung
erreicht hat.
[0052] Alternativ oder zusätzlich ist es so, dass ein motorischer Öffnungsvorgang vorgesehen
ist, in dem die Sperrklinke 28 durch den Aufdrückantrieb 6 aushebbar ist. Bei dem
in Fig. 2 dargestellten und insoweit bevorzugten Ausführungsbeispiel ist hierfür ein
Sperrklinkenhebel 33 vorgesehen, dessen Auslenkung in Fig. 2 im Uhrzeigersinn eine
entsprechende Auslenkung der Sperrklinke 28 und damit ein Ausheben der Sperrklinke
28 bewirkt. Der Sperrklinkenhebel 33 steht mit einer Steuerkontur 34 der Mitnehmeranordnung
30 in Eingriff, so dass die Verstellung der Mitnehmeranordnung 30 durch den Aufdrückantrieb
6 zu einem Ausheben der Sperrklinke 28 führt, bevor der oben angesprochene Aufdrückvorgang
vollzogen wird.
[0053] Im Hinblick auf Einzelheiten zu der obigen, motorischen Verstellung der Schlossfalle
26 für den Aufdrückvorgang, den Schließhilfsvorgang und den Öffnungsvorgang darf auf
die deutsche Patentanmeldung
DE 10 2016 106 641.9 verwiesen werden, die auf die Anmelderin zurückgeht und deren Inhalt insoweit zum
Gegenstand der vorliegenden Anmeldung gemacht wird. Nach einer weiteren Lehre, der
eigenständige Bedeutung zukommt, wird eine Kraftfahrzeugtüranordnung mit einer Kraftfahrzeugtür
3 und einer der Kraftfahrzeugtür 3 zugeordneten, vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlossanordnung
1 als solche beansprucht. Auf alle Ausführungen zu der vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlossanordnung
1 und insbesondere zu deren Wechselwirkung mit der Kraftfahrzeugtür 3 darf verwiesen
werden.
[0054] Nach einer weiteren Lehre, der ebenfalls eigenständige Bedeutung zukommt, wird ein
Verfahren für den Betrieb einer vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlossanordnung 1
beansprucht.
[0055] Wesentlich für das vorschlagsgemäße Verfahren ist, dass im Rahmen des Aufdrückvorgangs
der Aufdrückantrieb 6 mittels einer Schlosssteuerung 22 in dem ersten Betriebsmodus,
in dem zweiten Betriebsmodus oder gegebenenfalls in mindestens einem weiteren Betriebsmodus
betrieben wird. Sofern lediglich zwei Betriebsmodi vorgesehen sind, wird gemäß dieser
weiteren Lehre vorgeschlagen, dass im Rahmen des Aufdrückvorgangs der Aufdrückantrieb
6 mittels einer Schlosssteuerung 22 entweder in dem ersten Betriebsmodus oder in dem
zweiten Betriebsmodus betrieben wird.
[0056] Einzelheiten zu dem vorschlagsgemäßen Verfahren ergeben sich aus den obigen Erläuterungen
zu der vorschlagsgemäßen Kraftfahrzeugschlossanordnung 1. Insoweit darf auf diese
Erläuterungen verwiesen werden.
[0057] Bemerkenswert ist in einer bevorzugten Ausgestaltung, dass mittels der Schlosssteuerung
22 ein Fehler-Systemzustand erfassbar ist, wobei im Rahmen des Aufdrückvorgangs der
Aufdrückantrieb 6 bei Erfassung eines Fehler-Systemzustands mittels der Schlosssteuerung
22 in dem zweiten Betriebsmodus und im Übrigen in dem ersten Betriebsmodus oder gegebenenfalls
in mindestens einem weiteren Betriebsmodus betrieben wird. In weiter bevorzugter Ausgestaltung
wird vorgeschlagen, dass mittels der Schlosssteuerung bei Erfassung eines vorbestimmten
Fehler-Systemzustands, hier und vorzugsweise bei Erfassung eines Crashzustands, ein
motorischer Aufdrückvorgang ausgelöst wird. Auch diesbezüglich darf auf die obigen
Erläuterungen zu der Kraftfahrzeugschlossanordnung 1 verwiesen werden.
1. Kraftfahrzeugschlossanordnung für eine mit einer Kraftfahrzeugkarosserie (2) verstellbar
gekoppelten Kraftfahrzeugtür (3), wobei ein Kraftfahrzeugschloss (4) vorgesehen ist,
das im montierten Zustand an der Kraftfahrzeugtür (3) oder an der Kraftfahrzeugkarosserie
(2) angeordnet ist,
wobei die Kraftfahrzeugschlossanordnung (1), insbesondere das Kraftfahrzeugschloss
(4), eine Aufdrückanordnung (5) mit einem Aufdrückantrieb (6) aufweist, der einen
Antriebsstrang (7) zur Ausübung einer Antriebskraft auf die Kraftfahrzeugtür (3) in
deren Öffnungsrichtung (8) aufweist, so dass die Kraftfahrzeugtür (3) in einem motorischen
Aufdrückvorgang aus einer Schließ-Türstellung, insbesondere einer Hauptschließ-Türstellung
oder einer Vorschließ-Türstellung, heraus in eine weiter in deren Öffnungsrichtung
(8) gelegene Aufdrück-Türstellung verstellbar ist und dadurch ein Eingriffsspalt (9)
zwischen Kraftfahrzeugtür (3) und Kraftfahrzeugkarosserie (2) erzeugbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Antriebsstrang (7) des Aufdrückantriebs (5) ein Planetengetriebe (10) mit den
Getriebeelementen Hohlrad (11), Sonnenrad (12) und Planetenradträger (13) aufweist,
dass der Aufdrückantrieb (5) einen ersten Antriebsmotor (14), der mit einem ersten
Getriebeelement (A) der Getriebeelemente Hohlrad (11), Sonnenrad (12) und Planetenradträger
(13) gekoppelt oder koppelbar ist, und einen zweiten Antriebsmotor (15), der mit einem
zweiten Getriebeelement (B) der Getriebeelemente Hohlrad (11), Sonnenrad (12) und
Planetenradträger (13) gekoppelt oder koppelbar ist, aufweist, dass das dritte Getriebeelement
(C) der Getriebeelemente Hohlrad (11), Sonnenrad (12) und Planetenradträger (13) den
Abtrieb des Planetengetriebes (10) zum Ausleiten einer Antriebskraft für den Aufdrückvorgang
ausbildet,
dass in einem ersten Betriebsmodus des Aufdrückantriebs (6) der erste Antriebsmotor (14)
das erste Getriebeelement (A) antreibt und der zweite Antriebsmotor (15) das zweite
Getriebeelement (B) bremst, insbesondere blockiert, und dass in einem zweiten Betriebsmodus
des Aufdrückantriebs (6) der zweite Antriebsmotor (15) das zweite Getriebeelement
(B) antreibt und der erste Antriebsmotor (14) das erste Getriebeelement (A) bremst,
insbesondere blockiert.
2. Kraftfahrzeugschlossanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass das Planetengetriebe (10) im ersten Betriebsmodus ein kleineres Übersetzungsverhältnis
bereitstellt als im zweiten Betriebsmodus, vorzugsweise, dass das erste Getriebeelement
(A) das Hohlrad (11) ist und dass das zweite Getriebeelement (B) das Sonnenrad (12)
ist.
3. Kraftfahrzeugschlossanordnung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Nennmoment des ersten Antriebsmotors (14) größer ist als das Nennmoment des zweiten
Antriebsmotors (15).
4. Kraftfahrzeugschlossanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Schlosssteuerung (22) vorgesehen ist, dass durch die Schlosssteuerung (22) ein
Fehler-Systemzustand erfassbar ist und dass die Schlosssteuerung (22) den Aufdrückantrieb
(5) bei Erfassung eines Fehler-Systemzustands in dem zweiten Betriebsmodus und im
Übrigen in dem ersten Betriebsmodus oder gegebenenfalls in mindestens einem weiteren
Betriebsmodus betreibt, vorzugsweise, dass die Schlosssteuerung (22) bei Erfassung
eines vorbestimmten Fehler-Systemzustands, vorzugsweise bei Erfassung eines Crashzustands,
einen motorischen Aufdrückvorgang auslöst.
5. Kraftfahrzeugschlossanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Schlosssteuerung (22) einen Fehler-Systemzustand erfasst, indem die Schlosssteuerung
(22) ein Fehlersignal von einem Sensor (23) oder von einer übergeordneten Kraftfahrzeugsteuerung
(24) empfängt.
6. Kraftfahrzeugschlossanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Fehler-Systemzustand ein Crashzustand ist, der auf das Auftreten von Crashbeschleunigungen
zurückgeht, vorzugsweise, dass die Schlosssteuerung (22) den Crashzustand erfasst,
indem die Schlosssteuerung (22) ein Crash-Sensor-Signal von einem Crashsensor (25),
insbesondere von einem Beschleunigungssensor, oder von einer übergeordneten Kraftfahrzeugsteuerung
(24) empfängt.
7. Kraftfahrzeugschlossanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Fehler-Systemzustand ein Fahrzeugbatteriefehlerzustand ist, der auf einen Abfall
oder Wegfall der elektrischen Versorgungsspannung der Fahrzeugbatterie zurückgeht,
vorzugsweise, dass die Schlosssteuerung (22) den Fahrzeugbatteriefehlerzustand erfasst,
indem die Schlosssteuerung (22) ein Fahrzeugbatteriefehlersignal von einem Fahrzeugbatteriesensor
oder von einer übergeordneten Kraftfahrzeugsteuerung (24) empfängt.
8. Kraftfahrzeugschlossanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Fehler-Systemzustand ein Schwergängigkeitszustand ist, der auf eine mechanische
Schwergängigkeit der Aufdrückanordnung (5) zurückgeht, vorzugsweise, dass die Schlosssteuerung
(22) den Schwergängigkeitszustand erfasst, indem die Schlosssteuerung (22) den zeitlichen
Verlauf des Aufdrückvorgangs und/oder den Stromverbrauch des Aufdrückantriebs (6)
beim Aufdrückvorgang ermittelt.
9. Kraftfahrzeugschlossanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Kraftfahrzeugschloss (4) eine Schlossfalle (26), die mit einem Schließteil (27),
insbesondere einem Schließbügel, und eine der Schlossfalle (26) zugeordnete Sperrklinke
(28) aufweist und dass der Aufdrückantrieb (6) mit der Schlossfalle (26) gekoppelt
oder koppelbar ist.
10. Kraftfahrzeugschlossanordnung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
dass die Verstellung der Kraftfahrzeugtür (3) in die Aufdrück-Türstellung auf die Verstellung
der Schlossfalle (26) in deren Öffnungsrichtung (29) durch den Aufdrückantrieb (6)
zurückgeht.
11. Kraftfahrzeugschlossanordnung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass ein motorischer Schließhilfsvorgang vorgesehen ist, in dem die Kraftfahrzeugtür (3)
von einer Vorschließ-Türstellung in eine Hauptschließ-Türstellung verstellt wird und
dass die Verstellung der Kraftfahrzeugtür (3) in die Hauptschließ-Türstellung auf
die Verstellung der Schlossfalle (26) in deren Schließrichtung (32) durch den Aufdrückantrieb
(6) zurückgeht.
12. Kraftfahrzeugschlossanordnung nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass ein motorischer Öffnungsvorgang vorgesehen ist, in dem die Sperrklinke (28) durch
den Aufdrückantrieb (6) aushebbar ist.
13. Kraftfahrzeugtüranordnung mit einer Kraftfahrzeugtür (3) und einer der Kraftfahrzeugtür
(3) zugeordneten Kraftfahrzeugschlossanordnung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche.
14. Verfahren für den Betrieb einer Kraftfahrzeugschlossanordnung (1) nach einem der Ansprüche
1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass im Rahmen des Aufdrückvorgangs der Aufdrückantriebs (6) mittels einer Schlosssteuerung
(22) in dem ersten Betriebsmodus, in dem zweiten Betriebsmodus oder ggf. in mindestens
einem weiteren Betriebsmodus betrieben wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass mittels der Schlosssteuerung (22) ein Fehler-Systemzustand erfassbar ist und dass
im Rahmen des Aufdrückvorgangs der Aufdrückantrieb (6) bei Erfassung eines Fehler-Systemzustands
mittels der Schlosssteuerung (22) in dem zweiten Betriebsmodus und im Übrigen in dem
ersten Betriebsmodus oder ggf. in mindestens einem weiteren Betriebsmodus betrieben
wird, vorzugsweise, mittels der Schlosssteuerung (22) bei Erfassung eines vorbestimmten
Fehler-Systemzustands, vorzugsweise bei Erfassung eines Crashzustands, ein motorischer
Aufdrückvorgang ausgelöst wird.