[0001] Die Erfindung betrifft einen Bodenbelag gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs 1, insbesondere
einen textilen Bodenbelag. Die Erfindung betrifft weiter ein Verfahren zur Herstellung
des Bodenbelags sowie die Verwendung des Bodenbelags in einem Fahrzeug, im Speziellen
in einem Schienenfahrzeug.
[0002] Bodenbeläge für Fahrzeuge, und insbesondere für Schienenfahrzeuge, sind dem Fachmann
bekannt. Ganz allgemein gilt für solche Bodenbeläge, dass sie hohen Beanspruchungen,
insbesondere einem hohen Abrieb, standhalten und eine hohe Beständigkeit gegenüber
Feuchtigkeit und Reinigungschemikalien aufweisen müssen.
[0003] Beispielshalber wird diesbezüglich auf die
WO 00/17036 verwiesen, welche ein u.a. für einen Fahrzeugboden geeignetes Bodenpaneel beschreibt,
das eine aus einem Kunststoff gebildete Oberflächenschicht mit einer Abdeckung aufweist,
welche als Feuchtigkeitsschranke dienen soll. Dabei kann zwischen der Oberflächenschicht
und dem darunter angeordneten Kernmaterial eine Verstärkungsschicht vorgesehen sein,
mit dem Ziel, eine Schädigung des Kernmaterials durch spitze Gegenstände wie Schuhabsätze
oder Regenschirme zu vermeiden.
[0004] Im Bestreben, einen möglichst hohen Fahrkomfort für die Fahrzeugpassagiere zu gewährleisten,
sind textile Bodenbeläge von besonderem Interesse. So wird etwa in der
EP 0 063 214 ein Fussboden für Schienenfahrzeuge beschrieben, auf dessen Sichtseite ein Teppichboden
ausgelegt ist.
[0005] Gerade im Hinblick auf einen optimierten Fahrkomfort müssen die Bodenbeläge eine
gute Trittschalldämmung gewährleisten. Des Weiteren werden gerade an Bodenbeläge für
Schienenfahrzeuge besonders hohe Anforderungen hinsichtlich der Brandsicherheit gestellt.
Konkret werden die Anforderungen an das Brandverhalten von in Schienenfahrzeugen eingesetzten
Materialien und Komponenten in der europäischen Norm DIN EN 45545-2 definiert.
[0006] Mit der Aufgabe, einen Fussboden für Schienenfahrzeuge zur Verfügung zu stellen,
welcher hochwärmedämmend, feuchtigkeitsbeständig und schalldämmend ist, befasst sich
die
WO 2012/010362. Gemäss dieser Druckschrift wird ein aus einem vierschichtigen Aufbau bestehender
Fussboden vorgeschlagen, welcher einstückig aus einer ersten Metallschicht, einer
Füllschicht, einer zweiten Metallschicht und einer Nutzschicht aufgebaut ist, wobei
für die Nutzschicht Kunststoff und Gummimaterialien aber auch Teppichmaterialien denkbar
sind. Als Füllschicht wird gemäss
WO 2012/010362 ein Verbundmaterial mit Korkanteil eingesetzt, mit dem Ziel die vorteilhaften Eigenschaften
von Kork, insbesondere dessen stossabsorbierende, wärmedämmenden und brandhemmenden
Eigenschaften, auszunutzen.
[0007] Gemäss der
WO 2012/010362 werde mit dem darin beschriebenen Sandwich-artigen Schichtaufbau ein Fussboden ermöglicht,
der eine hohe Eigenfestigkeit aufweist. Mit dem Ziel, die Festigkeit zusätzlich zu
erhöhen, werden in
WO 2012/010362 zudem Verstärkungsprofile vorgeschlagen, welche einerseits die Eigenfestigkeit der
Fussbodenplatte erhöhen sollen und andererseits als Festpunkte zur Befestigung von
Inneneinrichtungen dienen können. Allerdings hat sich die in
WO 2012/010362 vorgeschlagene Verwendung von Kork als unzureichend erwiesen, um die strengen Brandschutzanforderungen
gemäss der DIN EN 45545-2 zu erfüllen. Gerade bei vorliegenden Verstärkungsprofilen,
welche zwischen den Metallschichten angeordnet sind, wird im Übrigen keine optimale
Schallabsorption erzielt. Zudem sind die in der
WO 2012/010362 beschriebenen Fussbodenplatten rigide; ein Auswechseln einer schadhaften Platte ist
somit nur mit relativ grossem Aufwand möglich.
[0008] Ausgehend davon liegt die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, einen Bodenbelag
insbesondere für ein Schienenfahrzeug zur Verfügung zu stellen, welcher einerseits
gute Trittschall-absorbierende und brandhemmende Eigenschaften aufweist und welcher
gleichzeitig einfach verlegt und ausgewechselt werden kann.
[0009] Die erfindungsgemässe Aufgabe wird gelöst durch den Bodenbelag gemäss Anspruch 1.
Bevorzugte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen wiedergegeben.
[0010] Somit betrifft die Erfindung einen Bodenbelag, insbesondere einen Bodenbelag für
ein Fahrzeug, vorzugsweise ein Schienenfahrzeug, umfassend eine Nutzschicht und einen
auf der der Nutzschicht abgewandten Seite angeordneten Rücken.
[0011] Die Nutzschichtoberfläche entspricht der im verlegten Zustand des Bodenbelags exponierten
Fläche. Diese definiert somit die Oberseite des Bodenbelags. Der Begriff "Nutzschichtoberfläche"
umfasst dabei insbesondere auch die Florfläche eines Florteppichs, wie weiter unten
ausgeführt wird.
[0012] Erfindungsgemäss umfasst der Rücken einen Schaum, welcher interkalierenden Graphit
("intercalated graphite"), insbesondere Blähgraphit, mit einer mittleren Teilchengrösse
im Bereich von 0,3 mm bis 0,65 mm enthält.
[0013] Gemäss der vorliegenden Erfindung dient der Rücken somit nicht nur dazu, dem Belag
die erforderliche dimensionale Stabilität zu verleihen, wie dies bei konventionellen
Bodenbelägen, insbesondere bei konventionellen Florteppichen, der Fall ist. Vielmehr
werden durch die Wahl des Rückens bzw. durch die Verwendung eines interkalierenden
Graphit ("intercalated graphite"), insbesondere Blähgraphit, enthaltenden Schaums
die für die Anwendung in Fahrzeugen erwünschten brandhemmenden und Trittschall-absorbierenden
Eigenschaften erreicht.
[0014] Der Begriff "Schaum", wie er im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendet wird,
ist breit auszulegen und schliesst jedweden Elastomerschaum mit ein. Wie weiter unten
ausgeführt wird, ist ein Elastomerschaum gerade für den Rücken eines textilen Bodenbelags
besonders bevorzugt.
[0015] Der Begriff "interkalierender Graphit" schliesst jedweden expandierbaren Graphit
mit ein. Interkalierender Graphit liegt flockenförmig vor, wobei eine Graphitflocke
aus mehreren Schichten von wabenförmig angeordneten und kovalent miteinander verbundenen
Kohlenstoffatomen besteht und wobei zwischen den Schichten eine Verbindung, insbesondere
eine Säure, im Speziellen Schwefelsäure, eingelagert (interkaliert) ist, welche beim
Erhitzen die Schichten auseinandertreibt. Aufgrund der damit einhergehenden Intumeszenz
wird eine Brandausweitung verlangsamt und der Bildung von toxischen Gasen und Rauch
entgegengewirkt. Insbesondere wird durch das Anschwellen des Materials eine Isolierungsschicht
erzeugt, die als Hitzebremse figuriert und die zusammen mit dem veraschenden Material
eine geschäumte Ascheschicht erzeugt, welche die Sauerstoffzufuhr und somit die Flammenausbreitung
behindert. Auf dem technischen Gebiet wird für interkalierenden Graphit häufig der
englische Begriff "intercalated graphite" verwendet. In Blähgraphit, welcher unter
die Definition eines interkalierenden Graphits fällt, wird in der Regel Schwefelsäure
eingelagert.
[0016] Der Begriff der "mittleren Teilchengrösse" des interkalierenden Graphits, insbesondere
Blähgraphits, entspricht in der Regel dem Mittelwert aus den jeweils grössten Durchmessern
der plättchenförmigen Graphitpartikel. Gemäss einer besonders bevorzugten Ausführungsform
weist 50% des im Schaum enthaltenen interkalierenden Graphits, insbesondere Blähgraphits,
eine Teilchengrösse von 0,3 mm oder weniger auf und 90% eine Teilchengrösse von 0,65
mm oder weniger.
[0017] Gemäss einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform weist der interkalierenden
Graphit, insbesondere Blähgraphit, enthaltende Schaum eine Dichte von höchstens 350
g/dm
3, bevorzugt höchstens 300 g/dm
3 und am meisten bevorzugt von höchstens 250 g/dm
3 auf.
[0018] Der erfindungsgemässe Rücken kann im Wesentlichen aus dem interkalierenden Graphit,
insbesondere Blähgraphit, enthaltenden Schaum gebildet sein oder aber weitere Materialkomponenten
umfassen. Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform enthält der Schaum zusätzlich Al(OH)
3 und/oder Mg(OH)
2 als Flammschutzmittel. Dabei ist besonders bevorzugt, dass der Schaum mit dem maximal
möglichen Anteil an Al(OH)
3 und/oder Mg(OH)
2 gefüllt ist. Somit können die Flammschutzeigenschaften des erfindungsgemässen Bodenbelags
zusätzlich optimiert werden, ohne dass hinsichtlich der weiteren wünschenswerten Materialeigenschaften,
wie etwa der Stabilität und der Trittschallabsorption, Einbussen zu verzeichnen sind.
[0019] Gemäss einer weiteren bevorzugten Ausführungsform liegt der Anteil an interkalierendem
Graphit, insbesondere Blähgraphit, im Schaum im Bereich von 1 bis 30 Gew.-%, vorzugsweise
im Bereich von 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Schaums.
[0020] Im Übrigen wird durch den erfindungsgemässen Bodenbelag - im Unterschied zu herkömmlichen
Bodenbelägen, die mit einer zusätzlichen Trittschall-Unterlage verlegt werden müssen
- Trittschall in ausreichendem Masse vom Rücken absorbiert, sodass hierzu keine zusätzlichen
Massnahmen bzw. Arbeitsschritte notwendig sind und das Verlegen somit sehr einfach
ist.
[0021] Trotz der integrierten Trittschall-Funktion ist der erfindungsgemässe Bodenbelag
aufgrund der relativ geringen Dichte des verwendeten Schaums relativ leicht und kann
einfach gehandhabt werden. Des Weiteren weist er eine ausreichend hohe Flexibilität
auf, welche nebst dem tiefen Gewicht zusätzlich zu einer einfachen Verlegung bzw.
einem einfachen Austausch beiträgt.
[0022] Nichtsdestotrotz vermag der Rücken aufgrund des verwendeten Schaums dem Bodenbelag
eine hohe dimensionale Stabilität zu verleihen, welche es ermöglicht, den Bodenbelag
ohne aufwendige Verklebung mit dem Fussboden zu verlegen. So bilden sich bei Verwendung
eines entsprechenden Rückens auch bei lediglich punktueller Verklebung mit dem Fussboden
keinerlei Blasen oder Falten. Im Übrigen können durch die Verwendung der genannten
Materialien gute thermische Isolationseigenschaften erhalten werden.
[0023] Im Hinblick auf eine gute Verlegbarkeit auf der einen Seite und einer guten Trittschallabsorption
sowie einer hohen thermischen Isolation auf der anderen Seite weist der Rücken bevorzugt
eine Dicke im Bereich von 1 bis 10 mm auf, besonders bevorzugt im Bereich von 2 bis
6 mm, und am meisten bevorzugt im Bereich von 2 bis 5 mm.
[0024] Gemäss einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist im verlegten Zustand des Bodenbelags
auf der der Nutzschichtoberfläche abgewandten Seite des Rückens eine selbstklebende
Folie angeordnet. Diese selbstklebende Folie wird in der Regel beim Verlegen auf den
Boden geklebt, woraufhin der Rücken des Bodenbelags mit der Folie verklebt wird. Dies
erlaubt eine äusserst einfache Verlegung des Bodenbelags auf verschiedenen Untergründen.
Aufgrund des im Vergleich zu einer Nassverklebung wesentlich geringeren Arbeits- und
Materialaufwands sind bei Verwendung eines Bodenbelags gemäss dieser Ausführungsform
finanzielle Einsparungen in der Grössenordnung von 75 % erreichbar.
[0025] Die selbstklebende Folie ist vorzugsweise derart ausgestaltet, dass sie eine rückstandslose
Entfernung des Bodenbelags erlaubt, dass also unter entsprechendem Zug die Adhäsion
zwischen dem Bodenbelag und der Unterlage aufgelöst wird, innerhalb des Bodenbelags
aber keine Beschädigung bzw. Trennung des Materials stattfindet. Somit sind etwa im
Falle eines Austauschs keine weiteren Arbeitsschritte nötig, um die Unterlage von
Rückständen zu befreien.
[0026] In der Regel ist die Nutzschicht unlösbar mit dem Rücken verbunden. Der Bodenbelag
ist in der Regel somit einstückig aus mindestens zwei fest miteinander verbundenen
Schichten gebildet, wovon eine die Nutzschicht und die andere den Rücken bildet; er
unterscheidet sich mithin von Bodenbelägen, welche aus einzeln verlegten, separaten
Schichten bestehen.
[0027] Gemäss einer besonders bevorzugten Ausführungsform liegt der Bodenbelag in Form eines
Florteppichs vor, dessen Nutzschicht einen aus einem Polmaterial gebildeten Flor umfasst
und einen Träger, in welchem das Polmaterial verankert ist. Die Nutzschichtoberfläche
liegt in dieser Ausführungsform somit in Form einer Florfläche vor, die von den Scheiteln
der einzelnen Florfäden gebildet werden. Der Rücken ist dabei auf der dem Flor abgewandten
Seite des Trägers angeordnet.
[0028] Der Begriff "Florteppich", wie er im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
verwendet wird, schliesst sowohl Schlingenflorteppiche als auch Schnittflorteppiche
(Veloursteppiche) sowie deren Kombinationen in jedweder textilen Herstellungsart mit
ein. Denkbar ist insbesondere, dass der Florteppich mittels Tuften hergestellt wird.
[0029] Der Begriff "Polmaterial" bezeichnet darin das in den Träger eingearbeitete Material.
Dieses liegt fadenförmig vor und kann ein oder mehrere verschiedene Garne umfassen.
Als Polymerfaser des Polmaterials kann insbesondere eine Polyamidfaser verwendet werden.
Dabei können insbesondere Polyamid 6 und/oder Polyamid 6.6. zum Einsatz kommen. Polyamid
6 und Polyamid 6.6 sind dem Fachmann bekannt und unterscheiden sich grundlegend in
ihrem jeweiligen Herstellungsprozess. So wird Polyamid 6 mittels Ringöffnungspolymerisation
aus ε-Caprolactam mit Wasser als Starter erhalten, während Polyamid 6.6 mittels Polykondensation
von Hexamethylendiamin und Adipinsäure unter Wasserabspaltung hergestellt wird. Weiter
kann bevorzugt sein, dass das Polmaterial zusätzlich oder alternativ zur Polymerfaser,
insbesondere zur Polyamidfaser, Wolle und/oder Mischungen dieser umfasst.
[0030] Der Begriff "Träger", wie er im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung verwendet
wird, ist breit auszulegen und umfasst sowohl Garn als auch jedweden flächigen Träger,
insbesondere textilen Träger, in welchem das Polmaterial verankert werden kann. Der
Träger kann insbesondere als Gewebe, Gewirke, Vlies und/oder Kombinationen davon vorliegen.
[0031] Wie erwähnt ist die Nutzschicht vorzugsweise unlösbar mit dem Rücken verbunden, und
insbesondere mit diesem verklebt. Wird für die Fixierung des Polmaterials auf der
dem Flor abgewandten Seite des Trägers ein Vorstrich verwendet, was in der Regel der
Fall ist, so wird der Rücken über den Vorstrich mit dem Träger verbunden.
[0032] Gemäss einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist der interkalierenden Graphit,
insbesondere Blähgraphit, enthaltende Schaum ein Elastomerschaum. Dieses Material
zeigt gerade hinsichtlich derjenigen Ausführungsform, in welcher der Bodenbelag in
Form eines Florteppichs vorliegt, besonders gute Eigenschaften.
[0033] Wie ebenfalls bereits erwähnt ist der erfindungsgemässe Bodenbelag in besonderem
Masse für Fahrzeuge geeignet, da diese oft besonders hohen Anforderungen hinsichtlich
Trittschallabsorption und Brandsicherheit genügen müssen. Der Begriff "Fahrzeug" umfasst
dabei sowohl Landfahrzeuge, Wasserfahrzeuge als auch Luftfahrzeuge. Besonders bevorzugt
ist die Anwendung in einem Schienenfahrzeug, insbesondere einem Zug, einer Strassenbahn
(Tram) oder einer U-Bahn, da der erfindungsgemässe Bodenbelag die Schienenfahrzeug-Norm
DIN EN 45545-2 zu erfüllen vermag.
[0034] Zusammenfassend betrifft eine besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung
somit einen Florteppich für ein Schienenfahrzeug, der in Richtung von der von der
Nutzschichtoberfläche gebildeten Oberseite des Bodenbelags zu dessen Unterseite hin
aufeinanderfolgend die folgenden Komponenten aufweist oder aus diesen Komponenten
besteht:
- einen aus einem Polmaterial gebildeten Flor;
- einen Träger, in welchem das Polmaterial verankert ist;
- einen Vorstrich zur Fixierung des Polmaterials auf der dem Flor abgewandten Seite
des Trägers;
- einen Rücken, der einen Schaum umfasst, welcher interkalierenden Graphit, insbesondere
Blähgraphit, mit einer mittleren Teilchengrösse im Bereich von 0,3 mm bis 0,65 mm
enthält; und
- eine selbstklebende Folie zur Verklebung des Bodenbelags mit dem Untergrund.
[0035] Diese Ausführungsform unterscheidet sich somit sehr deutlich von etwa dem in der
WO 02/081812 offenbarten Bodenbelag, welcher einen linoleumbasierten Bodenbelag ohne Flor darstellt.
[0036] Nebst dem erwähnten Bodenbelag betrifft die vorliegende Erfindung im Übrigen ein
Verfahren zur Herstellung des Bodenbelags. Dieses Verfahren umfasst die Schritte,
dass
- A) ein polymeres Material vorgelegt wird,
- B) interkalierender Graphit, insbesondere Blähgraphit, und wahlweise weitere Feststoffkomponenten,
insbesondere Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2, im polymeren Material bei einer Viskosität im Bereich von 25 bis 28 sec (DIN-Becher,
6mm) homogen verteilt wird,
- C) das polymere Material mit den darin verteilten Feststoffkomponenten zur Herstellung
eines Schaums aufgeschäumt wird,
- D) der Schaum auf einen Träger, in welchem ein einen Flor bildendes Polmaterial verankert
ist und welcher wahlweise auf seiner dem Flor (16) abgewandten Seite einen Vorstrich
aufweist, aufgetragen wird.
[0037] Durch das Einmischen des interkalierenden Graphits, insbesondere des Blähgraphits,
und vorzugweise von Al(OH)
3 und/oder Mg(OH)
2 bei der genannten Viskosität, welche mittels Viskositätsmessbecher gemäss der einschlägigen
Norm DIN EN ISO 2431:2011 bestimmt werden kann, wird eine sehr hohe Homogenität der
eingemischten Feststoffkomponente erzielt. Da sich im Schaum somit keine wesentlichen
Leerstellen an interkalierendem Graphit bzw. Al(OH)
3 und/oder Mg(OH)
2 finden, können die erfindungsgemäss erzielten Trittschall-absorbierenden und brandhemmenden
Eigenschaften über die gesamte Fläche und Dicke des Rückens gewährleistet werden.
[0038] Die Erfindung wird anhand der beiliegenden Figuren illustriert; es zeigt:
- Fig. 1
- einen Bodenbelag gemäss der vorliegenden Erfindung in Form eines Schlingenflorteppichs;
und
- Fig. 2
- einen Bodenbelag gemäss der vorliegenden Erfindung in Form eines Schnittflorteppichs
(Veloursteppich).
[0039] Der in Fig. 1 gezeigte Bodenbelag 10 in Form eines Florteppichs 100, konkret eines
Schlingenflorteppichs 1001, umfasst eine Nutzschicht 12 mit einer Nutzschichtoberfläche
14, welche im verlegten Zustand der exponierten und sich im Sichtbereich befindenden
Oberseite des Bodenbelags entspricht.
[0040] In der gezeigten Ausführungsform umfasst die Nutzschichtoberfläche 14 einen aus einem
Polmaterial 18 gebildeten Flor 16 und einen Träger 20, in welchem das Polmaterial
verankert ist. Konkret sind die vom Polmaterial 181 gebildeten Polnoppen 181 in dem
in Fig. 1 gezeigten Schlingenflorteppich 100a schlaufenförmig ausgebildet.
[0041] Der Träger 20 kann etwa in Form eines Garnes, Vlieses oder eines Gewebes vorliegen.
Zur Fixierung des Polmaterials 18 im Träger 20 wird auf der dem Flor 16 abgewandten
Seite des Trägers ein Vorstrich 22 aufgebracht, wobei die auf dieser Seite aus dem
Träger 20 herausragenden Abschnitte des Polmaterials 18 mindestens teilweise im Vorstrich
22 eingebettet werden.
[0042] Über den Vorstrich 22 ist die Nutzschicht 12 bzw. der Träger 20 mit einem Rücken
24 verbunden bzw. verklebt. Der Rücken 24 ist somit auf der der Nutzschichtoberfläche
14 abgewandten Seite 17 der Nutzschicht 12, d.h. auf der dem Flor abgewandten Seite
171 des Trägers 20, angeordnet und befindet sich im verlegten Zustand des Bodenbelags
10 somit nicht im Sichtbereich.
[0043] Der Rücken 24 umfasst erfindungsgemäss einen Schaum 26, welcher interkalierenden
Graphit 28, insbesondere Blähgraphit, mit einer mittleren Teilchengrösse von 0,3 bis
0,65 mm enthält. Er weist damit eine hohe Brandsicherheit auf und vermag die Brandschutzanforderungen
für Schienenfahrzeuge gemäss DIN EN 45545-2 zu erfüllen.
[0044] Aufgrund der Verwendung eines Schaums weist der Rücken 24 und letztendlich der Bodenbelag
10 insgesamt im Übrigen hervorragende Trittschallabsorptionseigenschaften auf. Somit
wird der durch das Gehen auf der Nutzschichtoberfläche generierte Trittschall effizient
gedämpft, sodass die Lärmbelastung im Passagierraum des Fahrzeugs, in welchem der
Bodenbelag 10 verlegt ist, auf ein Minimum reduziert wird. Im Übrigen weist der Schaum
gegenüber einer vertikalen Krafteinwirkung eine gewisse Elastizität auf, was dazu
beiträgt, dass die einwirkenden Tritte leicht abgefedert werden und das Begehen des
Bodenbelags als sehr angenehm wahrgenommen wird. Auch dies trägt letztendlich zu einem
sehr hohen Komfort der Fahrzeugpassagiere bei.
[0045] Die in Fig. 1 gezeigten Komponenten Nutzschicht 12 und Rücken 24 sind fest und unlösbar
miteinander verklebt. Somit wird der erfindungsgemässe Bodenbelag 10 in einem Stück
verlegt bzw. ausgewechselt.
[0046] Im Unterschied zu der in Fig. 1 gezeigten Ausführungsform ist der in Fig. 2 gezeigte
Bodenbelag in Form eines Schnittflorteppichs 1002 ausgebildet, in welchem die Polnoppen
182 aufgeschnitten sind.
Bezugszeichenliste
[0047]
- 10; 100
- Bodenbelag; Florteppich
- 1001, 1002
- Schlingenflorteppich; Schnittflorteppich
- 12
- Nutzschicht
- 14
- Nutzschichtoberfläche
- 15
- Oberseite des Bodenbelags
- 16
- Flor
- 17; 171
- Seite der Nutzschicht, welche der Nutzschichtoberfläche abgewandt ist; Seite des Träger,
welche dem Flor abgewandt ist
- 18; 181, 182
- Polmaterial; Polnoppen (schlingenförmig), Polnoppen (geschnitten)
- 20
- Träger
- 22
- Vorstrich
- 24
- Rücken
- 25
- Unterseite des Bodenbelags
- 26
- Schaum
- 28
- interkalierender Graphit
1. Bodenbelag umfassend eine Nutzschicht (12) mit einer Nutzschichtoberfläche (14) und
einen auf der der Nutzschichtoberfläche abgewandten Seite (17) der Nutzschicht (12)
angeordneten Rücken (24), dadurch gekennzeichnet, dass der Rücken (24) einen Schaum (26) umfasst, welcher interkalierenden Graphit (28)
mit einer mittleren Teilchengrösse im Bereich von 0,3 mm bis 0,65 mm enthält.
2. Bodenbelag gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass er in Form eines textilen Bodenbelags vorliegt.
3. Bodenbelag gemäss Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass er in Form eines Florteppichs (100) vorliegt, dessen Nutzschicht (12) einen aus einem
Polmaterial (18) gebildeten Flor (16) umfasst und einen Träger (20), in welchem das
Polmaterial (18) verankert ist, und der Rücken (24) auf der dem Flor (16) abgewandten
Seite (171) des Trägers (20) angeordnet ist.
4. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Rücken (24) unlösbar mit der Nutzschicht (12) verbunden ist, und vorzugsweise
mit dieser verklebt ist.
5. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der interkalierenden Graphit (28) enthaltende Schaum (26) ein Elastomerschaum ist.
6. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der interkalierenden Graphit (28) enthaltende Schaum (26) eine Dichte von höchstens
350g/dm3, bevorzugt höchstens 300g/dm3 und am meisten bevorzugt von höchstens 250g/dm3 aufweist.
7. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an interkalierendem Graphit (28), insbesondere Blähgraphit, im Schaum
(26) im Bereich von 1 bis 30 Gew.-% liegt, vorzugsweise im Bereich von 5 bis 20 Gew.-%,
bezogen auf das Gesamtgewicht des Schaums.
8. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Rücken (24) eine Dicke im Bereich von 1 bis 10 mm aufweist, besonders bevorzugt
im Bereich von 2 bis 6 mm, und am meisten bevorzugt im Bereich von 2 bis 5 mm.
9. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens 50% des im Schaum enthaltenen interkalierenden Graphits eine Teilchengrösse
von 0,3 mm oder weniger aufweist und 90% eine Teilchengrösse von 0,65 mm oder weniger.
10. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der interkalierende Graphit Blähgraphit ist.
11. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schaum (26) zusätzlich Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2 als Flammschutzmittel enthält, insbesondere zum maximal möglichen Anteil mit Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2 gefüllt ist.
12. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass er in Form eines Florteppichs (100) für ein Schienenfahrzeug vorliegt, der in Richtung
von der von der Nutzschichtoberfläche (14) gebildeten Oberseite (15) des Bodenbelags
zu dessen Unterseite (25) hin aufeinanderfolgend die folgenden Komponenten aufweist
oder aus diesen Komponenten besteht:
a) einen aus einem Polmaterial (18) gebildeten Flor (16) ;
b) einen Träger (20), in welchem das Polmaterial (18) verankert ist;
c) einen Vorstrich (22) zur Fixierung des Polmaterials (18) auf der dem Flor (16)
abgewandten Seite des Trägers (20);
d) einen Rücken (24), der einen Schaum (26) umfasst, welcher interkalierenden Graphit
(28), insbesondere Blähgraphit, mit einer mittleren Teilchengrösse im Bereich von
0,3 mm bis 0,65 mm enthält; und
e) eine selbstklebende Folie zur Verklebung des Bodenbelags mit dem Untergrund.
13. Verfahren zur Herstellung eines Bodenbelags (10) gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche
umfassend die Schritte, dass
A) ein polymeres Material vorgelegt wird,
B) interkalierender Graphit, insbesondere Blähgraphit, und wahlweise weitere Feststoffkomponenten,
insbesondere Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2 im polymeren Material bei einer Viskosität im Bereich von 25 bis 28 sec (DIN-Becher,
6mm) homogen verteilt wird,
C) das polymere Material mit den darin verteilten Feststoffkomponenten zur Herstellung
eines Schaums aufgeschäumt wird,
D) der Schaum auf einen Träger, in welchem ein einen Flor bildendes Polmaterial verankert
ist und welcher wahlweise auf seiner dem Flor abgewandten Seite einen Vorstrich aufweist,
aufgetragen wird.
14. Verwendung des Bodenbelags (10) gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche in einem
Fahrzeug, insbesondere einem Schienenfahrzeug.