(19)
(11) EP 3 287 560 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
28.02.2018  Patentblatt  2018/09

(21) Anmeldenummer: 16185932.7

(22) Anmeldetag:  26.08.2016
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
D06N 7/00(2006.01)
B61D 17/10(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD

(71) Anmelder: TISCA Tischhauser AG
9055 Bühler (CH)

(72) Erfinder:
  • Signer, Peter
    9100 Herisau (CH)
  • Greuter, Jeremy
    9052 Niederteufen (CH)
  • Waibel, Annett
    9050 Appenzell (CH)

(74) Vertreter: Schaad, Balass, Menzl & Partner AG 
Dufourstrasse 101 Postfach
8034 Zürich
8034 Zürich (CH)

   


(54) BODENBELAG, INSBESONDERE TEXTILER BODENBELAG


(57) Die vorliegende Erfindung betrifft einen Bodenbelag umfassend eine Nutzschicht mit einer Nutzschichtoberfläche und einen auf der der Nutzschichtoberfläche abgewandten Seite der Nutzschicht angeordneten Rücken. Die Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass der Rücken einen Schaum umfasst, welcher interkalierenden Graphit, insbesondere Blähgraphit, mit einer mittleren Teilchengrösse im Bereich von 0,3 mm bis 0,65 mm enthält.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft einen Bodenbelag gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs 1, insbesondere einen textilen Bodenbelag. Die Erfindung betrifft weiter ein Verfahren zur Herstellung des Bodenbelags sowie die Verwendung des Bodenbelags in einem Fahrzeug, im Speziellen in einem Schienenfahrzeug.

[0002] Bodenbeläge für Fahrzeuge, und insbesondere für Schienenfahrzeuge, sind dem Fachmann bekannt. Ganz allgemein gilt für solche Bodenbeläge, dass sie hohen Beanspruchungen, insbesondere einem hohen Abrieb, standhalten und eine hohe Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit und Reinigungschemikalien aufweisen müssen.

[0003] Beispielshalber wird diesbezüglich auf die WO 00/17036 verwiesen, welche ein u.a. für einen Fahrzeugboden geeignetes Bodenpaneel beschreibt, das eine aus einem Kunststoff gebildete Oberflächenschicht mit einer Abdeckung aufweist, welche als Feuchtigkeitsschranke dienen soll. Dabei kann zwischen der Oberflächenschicht und dem darunter angeordneten Kernmaterial eine Verstärkungsschicht vorgesehen sein, mit dem Ziel, eine Schädigung des Kernmaterials durch spitze Gegenstände wie Schuhabsätze oder Regenschirme zu vermeiden.

[0004] Im Bestreben, einen möglichst hohen Fahrkomfort für die Fahrzeugpassagiere zu gewährleisten, sind textile Bodenbeläge von besonderem Interesse. So wird etwa in der EP 0 063 214 ein Fussboden für Schienenfahrzeuge beschrieben, auf dessen Sichtseite ein Teppichboden ausgelegt ist.

[0005] Gerade im Hinblick auf einen optimierten Fahrkomfort müssen die Bodenbeläge eine gute Trittschalldämmung gewährleisten. Des Weiteren werden gerade an Bodenbeläge für Schienenfahrzeuge besonders hohe Anforderungen hinsichtlich der Brandsicherheit gestellt. Konkret werden die Anforderungen an das Brandverhalten von in Schienenfahrzeugen eingesetzten Materialien und Komponenten in der europäischen Norm DIN EN 45545-2 definiert.

[0006] Mit der Aufgabe, einen Fussboden für Schienenfahrzeuge zur Verfügung zu stellen, welcher hochwärmedämmend, feuchtigkeitsbeständig und schalldämmend ist, befasst sich die WO 2012/010362. Gemäss dieser Druckschrift wird ein aus einem vierschichtigen Aufbau bestehender Fussboden vorgeschlagen, welcher einstückig aus einer ersten Metallschicht, einer Füllschicht, einer zweiten Metallschicht und einer Nutzschicht aufgebaut ist, wobei für die Nutzschicht Kunststoff und Gummimaterialien aber auch Teppichmaterialien denkbar sind. Als Füllschicht wird gemäss WO 2012/010362 ein Verbundmaterial mit Korkanteil eingesetzt, mit dem Ziel die vorteilhaften Eigenschaften von Kork, insbesondere dessen stossabsorbierende, wärmedämmenden und brandhemmenden Eigenschaften, auszunutzen.

[0007] Gemäss der WO 2012/010362 werde mit dem darin beschriebenen Sandwich-artigen Schichtaufbau ein Fussboden ermöglicht, der eine hohe Eigenfestigkeit aufweist. Mit dem Ziel, die Festigkeit zusätzlich zu erhöhen, werden in WO 2012/010362 zudem Verstärkungsprofile vorgeschlagen, welche einerseits die Eigenfestigkeit der Fussbodenplatte erhöhen sollen und andererseits als Festpunkte zur Befestigung von Inneneinrichtungen dienen können. Allerdings hat sich die in WO 2012/010362 vorgeschlagene Verwendung von Kork als unzureichend erwiesen, um die strengen Brandschutzanforderungen gemäss der DIN EN 45545-2 zu erfüllen. Gerade bei vorliegenden Verstärkungsprofilen, welche zwischen den Metallschichten angeordnet sind, wird im Übrigen keine optimale Schallabsorption erzielt. Zudem sind die in der WO 2012/010362 beschriebenen Fussbodenplatten rigide; ein Auswechseln einer schadhaften Platte ist somit nur mit relativ grossem Aufwand möglich.

[0008] Ausgehend davon liegt die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, einen Bodenbelag insbesondere für ein Schienenfahrzeug zur Verfügung zu stellen, welcher einerseits gute Trittschall-absorbierende und brandhemmende Eigenschaften aufweist und welcher gleichzeitig einfach verlegt und ausgewechselt werden kann.

[0009] Die erfindungsgemässe Aufgabe wird gelöst durch den Bodenbelag gemäss Anspruch 1. Bevorzugte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen wiedergegeben.

[0010] Somit betrifft die Erfindung einen Bodenbelag, insbesondere einen Bodenbelag für ein Fahrzeug, vorzugsweise ein Schienenfahrzeug, umfassend eine Nutzschicht und einen auf der der Nutzschicht abgewandten Seite angeordneten Rücken.

[0011] Die Nutzschichtoberfläche entspricht der im verlegten Zustand des Bodenbelags exponierten Fläche. Diese definiert somit die Oberseite des Bodenbelags. Der Begriff "Nutzschichtoberfläche" umfasst dabei insbesondere auch die Florfläche eines Florteppichs, wie weiter unten ausgeführt wird.

[0012] Erfindungsgemäss umfasst der Rücken einen Schaum, welcher interkalierenden Graphit ("intercalated graphite"), insbesondere Blähgraphit, mit einer mittleren Teilchengrösse im Bereich von 0,3 mm bis 0,65 mm enthält.

[0013] Gemäss der vorliegenden Erfindung dient der Rücken somit nicht nur dazu, dem Belag die erforderliche dimensionale Stabilität zu verleihen, wie dies bei konventionellen Bodenbelägen, insbesondere bei konventionellen Florteppichen, der Fall ist. Vielmehr werden durch die Wahl des Rückens bzw. durch die Verwendung eines interkalierenden Graphit ("intercalated graphite"), insbesondere Blähgraphit, enthaltenden Schaums die für die Anwendung in Fahrzeugen erwünschten brandhemmenden und Trittschall-absorbierenden Eigenschaften erreicht.

[0014] Der Begriff "Schaum", wie er im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendet wird, ist breit auszulegen und schliesst jedweden Elastomerschaum mit ein. Wie weiter unten ausgeführt wird, ist ein Elastomerschaum gerade für den Rücken eines textilen Bodenbelags besonders bevorzugt.

[0015] Der Begriff "interkalierender Graphit" schliesst jedweden expandierbaren Graphit mit ein. Interkalierender Graphit liegt flockenförmig vor, wobei eine Graphitflocke aus mehreren Schichten von wabenförmig angeordneten und kovalent miteinander verbundenen Kohlenstoffatomen besteht und wobei zwischen den Schichten eine Verbindung, insbesondere eine Säure, im Speziellen Schwefelsäure, eingelagert (interkaliert) ist, welche beim Erhitzen die Schichten auseinandertreibt. Aufgrund der damit einhergehenden Intumeszenz wird eine Brandausweitung verlangsamt und der Bildung von toxischen Gasen und Rauch entgegengewirkt. Insbesondere wird durch das Anschwellen des Materials eine Isolierungsschicht erzeugt, die als Hitzebremse figuriert und die zusammen mit dem veraschenden Material eine geschäumte Ascheschicht erzeugt, welche die Sauerstoffzufuhr und somit die Flammenausbreitung behindert. Auf dem technischen Gebiet wird für interkalierenden Graphit häufig der englische Begriff "intercalated graphite" verwendet. In Blähgraphit, welcher unter die Definition eines interkalierenden Graphits fällt, wird in der Regel Schwefelsäure eingelagert.

[0016] Der Begriff der "mittleren Teilchengrösse" des interkalierenden Graphits, insbesondere Blähgraphits, entspricht in der Regel dem Mittelwert aus den jeweils grössten Durchmessern der plättchenförmigen Graphitpartikel. Gemäss einer besonders bevorzugten Ausführungsform weist 50% des im Schaum enthaltenen interkalierenden Graphits, insbesondere Blähgraphits, eine Teilchengrösse von 0,3 mm oder weniger auf und 90% eine Teilchengrösse von 0,65 mm oder weniger.

[0017] Gemäss einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform weist der interkalierenden Graphit, insbesondere Blähgraphit, enthaltende Schaum eine Dichte von höchstens 350 g/dm3, bevorzugt höchstens 300 g/dm3 und am meisten bevorzugt von höchstens 250 g/dm3 auf.

[0018] Der erfindungsgemässe Rücken kann im Wesentlichen aus dem interkalierenden Graphit, insbesondere Blähgraphit, enthaltenden Schaum gebildet sein oder aber weitere Materialkomponenten umfassen. Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform enthält der Schaum zusätzlich Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2 als Flammschutzmittel. Dabei ist besonders bevorzugt, dass der Schaum mit dem maximal möglichen Anteil an Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2 gefüllt ist. Somit können die Flammschutzeigenschaften des erfindungsgemässen Bodenbelags zusätzlich optimiert werden, ohne dass hinsichtlich der weiteren wünschenswerten Materialeigenschaften, wie etwa der Stabilität und der Trittschallabsorption, Einbussen zu verzeichnen sind.

[0019] Gemäss einer weiteren bevorzugten Ausführungsform liegt der Anteil an interkalierendem Graphit, insbesondere Blähgraphit, im Schaum im Bereich von 1 bis 30 Gew.-%, vorzugsweise im Bereich von 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Schaums.

[0020] Im Übrigen wird durch den erfindungsgemässen Bodenbelag - im Unterschied zu herkömmlichen Bodenbelägen, die mit einer zusätzlichen Trittschall-Unterlage verlegt werden müssen - Trittschall in ausreichendem Masse vom Rücken absorbiert, sodass hierzu keine zusätzlichen Massnahmen bzw. Arbeitsschritte notwendig sind und das Verlegen somit sehr einfach ist.

[0021] Trotz der integrierten Trittschall-Funktion ist der erfindungsgemässe Bodenbelag aufgrund der relativ geringen Dichte des verwendeten Schaums relativ leicht und kann einfach gehandhabt werden. Des Weiteren weist er eine ausreichend hohe Flexibilität auf, welche nebst dem tiefen Gewicht zusätzlich zu einer einfachen Verlegung bzw. einem einfachen Austausch beiträgt.

[0022] Nichtsdestotrotz vermag der Rücken aufgrund des verwendeten Schaums dem Bodenbelag eine hohe dimensionale Stabilität zu verleihen, welche es ermöglicht, den Bodenbelag ohne aufwendige Verklebung mit dem Fussboden zu verlegen. So bilden sich bei Verwendung eines entsprechenden Rückens auch bei lediglich punktueller Verklebung mit dem Fussboden keinerlei Blasen oder Falten. Im Übrigen können durch die Verwendung der genannten Materialien gute thermische Isolationseigenschaften erhalten werden.

[0023] Im Hinblick auf eine gute Verlegbarkeit auf der einen Seite und einer guten Trittschallabsorption sowie einer hohen thermischen Isolation auf der anderen Seite weist der Rücken bevorzugt eine Dicke im Bereich von 1 bis 10 mm auf, besonders bevorzugt im Bereich von 2 bis 6 mm, und am meisten bevorzugt im Bereich von 2 bis 5 mm.

[0024] Gemäss einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist im verlegten Zustand des Bodenbelags auf der der Nutzschichtoberfläche abgewandten Seite des Rückens eine selbstklebende Folie angeordnet. Diese selbstklebende Folie wird in der Regel beim Verlegen auf den Boden geklebt, woraufhin der Rücken des Bodenbelags mit der Folie verklebt wird. Dies erlaubt eine äusserst einfache Verlegung des Bodenbelags auf verschiedenen Untergründen. Aufgrund des im Vergleich zu einer Nassverklebung wesentlich geringeren Arbeits- und Materialaufwands sind bei Verwendung eines Bodenbelags gemäss dieser Ausführungsform finanzielle Einsparungen in der Grössenordnung von 75 % erreichbar.

[0025] Die selbstklebende Folie ist vorzugsweise derart ausgestaltet, dass sie eine rückstandslose Entfernung des Bodenbelags erlaubt, dass also unter entsprechendem Zug die Adhäsion zwischen dem Bodenbelag und der Unterlage aufgelöst wird, innerhalb des Bodenbelags aber keine Beschädigung bzw. Trennung des Materials stattfindet. Somit sind etwa im Falle eines Austauschs keine weiteren Arbeitsschritte nötig, um die Unterlage von Rückständen zu befreien.

[0026] In der Regel ist die Nutzschicht unlösbar mit dem Rücken verbunden. Der Bodenbelag ist in der Regel somit einstückig aus mindestens zwei fest miteinander verbundenen Schichten gebildet, wovon eine die Nutzschicht und die andere den Rücken bildet; er unterscheidet sich mithin von Bodenbelägen, welche aus einzeln verlegten, separaten Schichten bestehen.

[0027] Gemäss einer besonders bevorzugten Ausführungsform liegt der Bodenbelag in Form eines Florteppichs vor, dessen Nutzschicht einen aus einem Polmaterial gebildeten Flor umfasst und einen Träger, in welchem das Polmaterial verankert ist. Die Nutzschichtoberfläche liegt in dieser Ausführungsform somit in Form einer Florfläche vor, die von den Scheiteln der einzelnen Florfäden gebildet werden. Der Rücken ist dabei auf der dem Flor abgewandten Seite des Trägers angeordnet.

[0028] Der Begriff "Florteppich", wie er im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung verwendet wird, schliesst sowohl Schlingenflorteppiche als auch Schnittflorteppiche (Veloursteppiche) sowie deren Kombinationen in jedweder textilen Herstellungsart mit ein. Denkbar ist insbesondere, dass der Florteppich mittels Tuften hergestellt wird.

[0029] Der Begriff "Polmaterial" bezeichnet darin das in den Träger eingearbeitete Material. Dieses liegt fadenförmig vor und kann ein oder mehrere verschiedene Garne umfassen. Als Polymerfaser des Polmaterials kann insbesondere eine Polyamidfaser verwendet werden. Dabei können insbesondere Polyamid 6 und/oder Polyamid 6.6. zum Einsatz kommen. Polyamid 6 und Polyamid 6.6 sind dem Fachmann bekannt und unterscheiden sich grundlegend in ihrem jeweiligen Herstellungsprozess. So wird Polyamid 6 mittels Ringöffnungspolymerisation aus ε-Caprolactam mit Wasser als Starter erhalten, während Polyamid 6.6 mittels Polykondensation von Hexamethylendiamin und Adipinsäure unter Wasserabspaltung hergestellt wird. Weiter kann bevorzugt sein, dass das Polmaterial zusätzlich oder alternativ zur Polymerfaser, insbesondere zur Polyamidfaser, Wolle und/oder Mischungen dieser umfasst.

[0030] Der Begriff "Träger", wie er im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung verwendet wird, ist breit auszulegen und umfasst sowohl Garn als auch jedweden flächigen Träger, insbesondere textilen Träger, in welchem das Polmaterial verankert werden kann. Der Träger kann insbesondere als Gewebe, Gewirke, Vlies und/oder Kombinationen davon vorliegen.

[0031] Wie erwähnt ist die Nutzschicht vorzugsweise unlösbar mit dem Rücken verbunden, und insbesondere mit diesem verklebt. Wird für die Fixierung des Polmaterials auf der dem Flor abgewandten Seite des Trägers ein Vorstrich verwendet, was in der Regel der Fall ist, so wird der Rücken über den Vorstrich mit dem Träger verbunden.

[0032] Gemäss einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist der interkalierenden Graphit, insbesondere Blähgraphit, enthaltende Schaum ein Elastomerschaum. Dieses Material zeigt gerade hinsichtlich derjenigen Ausführungsform, in welcher der Bodenbelag in Form eines Florteppichs vorliegt, besonders gute Eigenschaften.

[0033] Wie ebenfalls bereits erwähnt ist der erfindungsgemässe Bodenbelag in besonderem Masse für Fahrzeuge geeignet, da diese oft besonders hohen Anforderungen hinsichtlich Trittschallabsorption und Brandsicherheit genügen müssen. Der Begriff "Fahrzeug" umfasst dabei sowohl Landfahrzeuge, Wasserfahrzeuge als auch Luftfahrzeuge. Besonders bevorzugt ist die Anwendung in einem Schienenfahrzeug, insbesondere einem Zug, einer Strassenbahn (Tram) oder einer U-Bahn, da der erfindungsgemässe Bodenbelag die Schienenfahrzeug-Norm DIN EN 45545-2 zu erfüllen vermag.

[0034] Zusammenfassend betrifft eine besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung somit einen Florteppich für ein Schienenfahrzeug, der in Richtung von der von der Nutzschichtoberfläche gebildeten Oberseite des Bodenbelags zu dessen Unterseite hin aufeinanderfolgend die folgenden Komponenten aufweist oder aus diesen Komponenten besteht:
  • einen aus einem Polmaterial gebildeten Flor;
  • einen Träger, in welchem das Polmaterial verankert ist;
  • einen Vorstrich zur Fixierung des Polmaterials auf der dem Flor abgewandten Seite des Trägers;
  • einen Rücken, der einen Schaum umfasst, welcher interkalierenden Graphit, insbesondere Blähgraphit, mit einer mittleren Teilchengrösse im Bereich von 0,3 mm bis 0,65 mm enthält; und
  • eine selbstklebende Folie zur Verklebung des Bodenbelags mit dem Untergrund.


[0035] Diese Ausführungsform unterscheidet sich somit sehr deutlich von etwa dem in der WO 02/081812 offenbarten Bodenbelag, welcher einen linoleumbasierten Bodenbelag ohne Flor darstellt.

[0036] Nebst dem erwähnten Bodenbelag betrifft die vorliegende Erfindung im Übrigen ein Verfahren zur Herstellung des Bodenbelags. Dieses Verfahren umfasst die Schritte, dass
  1. A) ein polymeres Material vorgelegt wird,
  2. B) interkalierender Graphit, insbesondere Blähgraphit, und wahlweise weitere Feststoffkomponenten, insbesondere Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2, im polymeren Material bei einer Viskosität im Bereich von 25 bis 28 sec (DIN-Becher, 6mm) homogen verteilt wird,
  3. C) das polymere Material mit den darin verteilten Feststoffkomponenten zur Herstellung eines Schaums aufgeschäumt wird,
  4. D) der Schaum auf einen Träger, in welchem ein einen Flor bildendes Polmaterial verankert ist und welcher wahlweise auf seiner dem Flor (16) abgewandten Seite einen Vorstrich aufweist, aufgetragen wird.


[0037] Durch das Einmischen des interkalierenden Graphits, insbesondere des Blähgraphits, und vorzugweise von Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2 bei der genannten Viskosität, welche mittels Viskositätsmessbecher gemäss der einschlägigen Norm DIN EN ISO 2431:2011 bestimmt werden kann, wird eine sehr hohe Homogenität der eingemischten Feststoffkomponente erzielt. Da sich im Schaum somit keine wesentlichen Leerstellen an interkalierendem Graphit bzw. Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2 finden, können die erfindungsgemäss erzielten Trittschall-absorbierenden und brandhemmenden Eigenschaften über die gesamte Fläche und Dicke des Rückens gewährleistet werden.

[0038] Die Erfindung wird anhand der beiliegenden Figuren illustriert; es zeigt:
Fig. 1
einen Bodenbelag gemäss der vorliegenden Erfindung in Form eines Schlingenflorteppichs; und
Fig. 2
einen Bodenbelag gemäss der vorliegenden Erfindung in Form eines Schnittflorteppichs (Veloursteppich).


[0039] Der in Fig. 1 gezeigte Bodenbelag 10 in Form eines Florteppichs 100, konkret eines Schlingenflorteppichs 1001, umfasst eine Nutzschicht 12 mit einer Nutzschichtoberfläche 14, welche im verlegten Zustand der exponierten und sich im Sichtbereich befindenden Oberseite des Bodenbelags entspricht.

[0040] In der gezeigten Ausführungsform umfasst die Nutzschichtoberfläche 14 einen aus einem Polmaterial 18 gebildeten Flor 16 und einen Träger 20, in welchem das Polmaterial verankert ist. Konkret sind die vom Polmaterial 181 gebildeten Polnoppen 181 in dem in Fig. 1 gezeigten Schlingenflorteppich 100a schlaufenförmig ausgebildet.

[0041] Der Träger 20 kann etwa in Form eines Garnes, Vlieses oder eines Gewebes vorliegen. Zur Fixierung des Polmaterials 18 im Träger 20 wird auf der dem Flor 16 abgewandten Seite des Trägers ein Vorstrich 22 aufgebracht, wobei die auf dieser Seite aus dem Träger 20 herausragenden Abschnitte des Polmaterials 18 mindestens teilweise im Vorstrich 22 eingebettet werden.

[0042] Über den Vorstrich 22 ist die Nutzschicht 12 bzw. der Träger 20 mit einem Rücken 24 verbunden bzw. verklebt. Der Rücken 24 ist somit auf der der Nutzschichtoberfläche 14 abgewandten Seite 17 der Nutzschicht 12, d.h. auf der dem Flor abgewandten Seite 171 des Trägers 20, angeordnet und befindet sich im verlegten Zustand des Bodenbelags 10 somit nicht im Sichtbereich.

[0043] Der Rücken 24 umfasst erfindungsgemäss einen Schaum 26, welcher interkalierenden Graphit 28, insbesondere Blähgraphit, mit einer mittleren Teilchengrösse von 0,3 bis 0,65 mm enthält. Er weist damit eine hohe Brandsicherheit auf und vermag die Brandschutzanforderungen für Schienenfahrzeuge gemäss DIN EN 45545-2 zu erfüllen.

[0044] Aufgrund der Verwendung eines Schaums weist der Rücken 24 und letztendlich der Bodenbelag 10 insgesamt im Übrigen hervorragende Trittschallabsorptionseigenschaften auf. Somit wird der durch das Gehen auf der Nutzschichtoberfläche generierte Trittschall effizient gedämpft, sodass die Lärmbelastung im Passagierraum des Fahrzeugs, in welchem der Bodenbelag 10 verlegt ist, auf ein Minimum reduziert wird. Im Übrigen weist der Schaum gegenüber einer vertikalen Krafteinwirkung eine gewisse Elastizität auf, was dazu beiträgt, dass die einwirkenden Tritte leicht abgefedert werden und das Begehen des Bodenbelags als sehr angenehm wahrgenommen wird. Auch dies trägt letztendlich zu einem sehr hohen Komfort der Fahrzeugpassagiere bei.

[0045] Die in Fig. 1 gezeigten Komponenten Nutzschicht 12 und Rücken 24 sind fest und unlösbar miteinander verklebt. Somit wird der erfindungsgemässe Bodenbelag 10 in einem Stück verlegt bzw. ausgewechselt.

[0046] Im Unterschied zu der in Fig. 1 gezeigten Ausführungsform ist der in Fig. 2 gezeigte Bodenbelag in Form eines Schnittflorteppichs 1002 ausgebildet, in welchem die Polnoppen 182 aufgeschnitten sind.

Bezugszeichenliste



[0047] 
10; 100
Bodenbelag; Florteppich
1001, 1002
Schlingenflorteppich; Schnittflorteppich
12
Nutzschicht
14
Nutzschichtoberfläche
15
Oberseite des Bodenbelags
16
Flor
17; 171
Seite der Nutzschicht, welche der Nutzschichtoberfläche abgewandt ist; Seite des Träger, welche dem Flor abgewandt ist
18; 181, 182
Polmaterial; Polnoppen (schlingenförmig), Polnoppen (geschnitten)
20
Träger
22
Vorstrich
24
Rücken
25
Unterseite des Bodenbelags
26
Schaum
28
interkalierender Graphit



Ansprüche

1. Bodenbelag umfassend eine Nutzschicht (12) mit einer Nutzschichtoberfläche (14) und einen auf der der Nutzschichtoberfläche abgewandten Seite (17) der Nutzschicht (12) angeordneten Rücken (24), dadurch gekennzeichnet, dass der Rücken (24) einen Schaum (26) umfasst, welcher interkalierenden Graphit (28) mit einer mittleren Teilchengrösse im Bereich von 0,3 mm bis 0,65 mm enthält.
 
2. Bodenbelag gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass er in Form eines textilen Bodenbelags vorliegt.
 
3. Bodenbelag gemäss Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass er in Form eines Florteppichs (100) vorliegt, dessen Nutzschicht (12) einen aus einem Polmaterial (18) gebildeten Flor (16) umfasst und einen Träger (20), in welchem das Polmaterial (18) verankert ist, und der Rücken (24) auf der dem Flor (16) abgewandten Seite (171) des Trägers (20) angeordnet ist.
 
4. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Rücken (24) unlösbar mit der Nutzschicht (12) verbunden ist, und vorzugsweise mit dieser verklebt ist.
 
5. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der interkalierenden Graphit (28) enthaltende Schaum (26) ein Elastomerschaum ist.
 
6. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der interkalierenden Graphit (28) enthaltende Schaum (26) eine Dichte von höchstens 350g/dm3, bevorzugt höchstens 300g/dm3 und am meisten bevorzugt von höchstens 250g/dm3 aufweist.
 
7. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an interkalierendem Graphit (28), insbesondere Blähgraphit, im Schaum (26) im Bereich von 1 bis 30 Gew.-% liegt, vorzugsweise im Bereich von 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Schaums.
 
8. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Rücken (24) eine Dicke im Bereich von 1 bis 10 mm aufweist, besonders bevorzugt im Bereich von 2 bis 6 mm, und am meisten bevorzugt im Bereich von 2 bis 5 mm.
 
9. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens 50% des im Schaum enthaltenen interkalierenden Graphits eine Teilchengrösse von 0,3 mm oder weniger aufweist und 90% eine Teilchengrösse von 0,65 mm oder weniger.
 
10. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der interkalierende Graphit Blähgraphit ist.
 
11. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schaum (26) zusätzlich Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2 als Flammschutzmittel enthält, insbesondere zum maximal möglichen Anteil mit Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2 gefüllt ist.
 
12. Bodenbelag nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass er in Form eines Florteppichs (100) für ein Schienenfahrzeug vorliegt, der in Richtung von der von der Nutzschichtoberfläche (14) gebildeten Oberseite (15) des Bodenbelags zu dessen Unterseite (25) hin aufeinanderfolgend die folgenden Komponenten aufweist oder aus diesen Komponenten besteht:

a) einen aus einem Polmaterial (18) gebildeten Flor (16) ;

b) einen Träger (20), in welchem das Polmaterial (18) verankert ist;

c) einen Vorstrich (22) zur Fixierung des Polmaterials (18) auf der dem Flor (16) abgewandten Seite des Trägers (20);

d) einen Rücken (24), der einen Schaum (26) umfasst, welcher interkalierenden Graphit (28), insbesondere Blähgraphit, mit einer mittleren Teilchengrösse im Bereich von 0,3 mm bis 0,65 mm enthält; und

e) eine selbstklebende Folie zur Verklebung des Bodenbelags mit dem Untergrund.


 
13. Verfahren zur Herstellung eines Bodenbelags (10) gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche umfassend die Schritte, dass

A) ein polymeres Material vorgelegt wird,

B) interkalierender Graphit, insbesondere Blähgraphit, und wahlweise weitere Feststoffkomponenten, insbesondere Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2 im polymeren Material bei einer Viskosität im Bereich von 25 bis 28 sec (DIN-Becher, 6mm) homogen verteilt wird,

C) das polymere Material mit den darin verteilten Feststoffkomponenten zur Herstellung eines Schaums aufgeschäumt wird,

D) der Schaum auf einen Träger, in welchem ein einen Flor bildendes Polmaterial verankert ist und welcher wahlweise auf seiner dem Flor abgewandten Seite einen Vorstrich aufweist, aufgetragen wird.


 
14. Verwendung des Bodenbelags (10) gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche in einem Fahrzeug, insbesondere einem Schienenfahrzeug.
 




Zeichnung







Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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