[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Betreiben einer Kaskadenschaltung
kühl- und / oder wärmetechnischer Anlagen.
[0002] Kaskadenschaltungen werden zumeist verwendet, um eine hohe Heiz- oder Kühlgesamtleistung
bereitstellen zu können und hierbei einen sehr großen Modulationsbereich zu ermöglichen.
Auch werden Kaskaden eingesetzt, um beim Ausfall eines Einzelgeräts mittels der anderen
Wärme- beziehungsweise Kältebedarf befriedigen zu können und Servicezeiten zu überbrücken.
[0003] Bei Kaskadenschaltungen von Heizgeräten werden in Abhängigkeit von einer Führungsgröße,
zumeist eine Systemvorlauftemperatur, Heizgeräte bedarfsgerecht zu- und abgeschaltet.
Hierbei können entweder Geräte nur mit einer konstanten Leistung ein- und ausgeschaltet
werden oder die einzelnen Geräte modulierend betrieben werden, so dass bestimmte Kaskadenleistungen
auf mehrere Arten erreicht werden können. So können beispielsweise viele Geräte mit
Teillast anstelle weniger Geräte mit hoher beziehungsweise maximaler Last und andere
ohne Last betrieben werden.
[0004] Werden Geräte zu- und abgeschaltet, so besteht vor allem bei nicht modulierenden
Geräten das Problem, dass es zu Vorlauftemperaturschwankungen und gegebenenfalls zum
Takten kommt. Bei fossil betriebenen Geräten führt Takten stets zu erhöhten Anfahremissionen.
Nach einem Abschalten wird häufig eine Wiederanlaufsperre aktiviert. Hierbei besteht
das Problem, dass in manchen Fällen die Wärmeanforderung nicht oder nur unvollständig
mit Komforteinbußen befriedigt werden kann. Ein weiterer Vorteil von modulierenden
Geräten besteht darin, dass diese im Teillastbereich in der Regel effizienter arbeiten.
[0005] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betreiben einer
Kaskadenschaltung kühl- und / oder wärmetechnischer Anlagen zu beschreiben, das einen
möglichst kontinuierlichen Betrieb ermöglicht.
[0006] Diese Aufgabe wird durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 dadurch
gelöst, dass die Regelung mittels eines Systemwärmeprodukts S, das sich aus der Temperaturabweichung
und der Zeit seit Beginn der Wärmeanforderung ergibt, erfolgt.
[0007] Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich durch die Merkmale der abhängigen Ansprüche.
[0008] Die Erfindung wird im Folgenden näher erläutert. Hierbei zeigen:
Figur 1 eine Kaskadenschaltung mit 3 Wärmepumpen, einer hydraulischen Weiche und einem
Verbraucherkreislauf,
Figur 2 beispielhaft den Verlauf des Systemwärmeprodukts S und der Heizleistung P
über der Zeit t.
[0009] Figur 1 zeigt eine Kaskadenschaltung mit 3 Wärmepumpen 1, die jeweils über eine Umwälzpumpe
6 verfügen und über jeweils eine Vorlaufleitung 3 sowie eine Rücklaufleitung 5 mit
der Primärseite einer hydraulischen Weiche 2 verbunden sind. In jeder Vorlaufleitung
3 der Wärmepumpen 1 befindet sich ein Rückschlagventil 4. Die hydraulische Weiche
2 ist auf ihrer Sekundärseite mit einem Heizkreislauf 7, in dem sich eine Heizkreisumwälzpumpe
9 und ein thermischer Verbraucher 8 befinden, verbunden. Bei dem thermischen Verbraucher
kann es sich um einen Heizungskreislauf, einen thermischen Speicher und / oder eine
Brauchwasserbereitung handeln. Ein thermischer Speicher ist nicht nur zur Bevorratung
von Wärme, sondern auch zum Ausgleich von Schwankungen auf der Quellen- und Verbraucherseite
vorteilhaft. Im Bereich der Eingänge der Vorlaufleitungen 3 in die hydraulische Weiche
2 ist in dieser ein Temperatursensor 10 angeordnet. Der Temperatursensor 10 ist mit
einer Kaskadenregelung 11, welche wiederum mit den Regelungen der Wärmepumpen 1 gekoppelt
ist, verbunden.
[0010] Beim Betrieb der Kaskadenschaltung wird die Temperatur T
h in der hydraulischen Weiche 2 mittels des Temperatursensors 10 gemessen und mit einem
Sollwert T
soll verglichen. Ist der aktuelle Wert T
h kleiner als der Sollwert T
soll, so liegt eine Wärmeanforderung vor und die Kaskadenschaltung wird eingeschaltet,
indem eine erste Wärmepumpe 1 zum Zeitpunkt t
0 eingeschaltet wird. Zugleich wird eine Temperaturdifferenz ΔT aus der aktuellen Temperatur
T
h und dem Sollwert T
soll gebildet und die Zeit t ab dem Einschalten erfasst.

[0011] In der Regel sorgen eine Wärmeabnahme auf der Seite des Heizkreislaufs 7 sowie die
thermische Trägheit des Systems dafür, dass die Temperatur T
h in der hydraulischen Weiche 2 nicht gleich wieder ansteigt. Nun wird das Systemwärmeprodukt
S aus der Temperaturdifferenz ΔT und der Zeit t gebildet.

[0012] Der Verlauf des Systemwärmeprodukts S und die dazugehörige Kaskadenleistung P sind
in Figur 2 über der Zeit dargestellt.
[0013] Die erste Wärmepumpe steigert zunächst kontinuierlich ihre Wärmeleistung bis zu einer
konstanten Leistung. Unterschreitet das Systemwärmeprodukt S zu einem Zeitpunkt t
1 einen bestimmten Grenzwert S
1 (da ΔT kleiner null ist, ist auch das Systemwärmeprodukt S kleiner null), so wird
die zweite Wärmepumpe 1 zugeschaltet und deren Wärmeleistung bis zu einer konstanten
Leistung gesteigert, wobei die Zeit t sowie das Systemwärmeprodukt S weiterhin erfasst
werden. Hierzu wird stetig die Temperatur T
h in der hydraulischen Weiche 2 erfasst und in der Berechnung berücksichtigt. Unterschreitet
das Systemwärmeprodukt S im weiteren Verlauf zu einem weiteren Zeitpunkt t
2 einen weiteren bestimmten Grenzwert S
2, so wird die dritte Wärmepumpe 1 modulierend zugeschaltet und die Zeit t sowie das
Systemwärmeprodukt S erfasst. Im vorliegenden Fall können keine weiteren Wärmepumpen
mehr zugeschaltet werden; erfindungsgemäß können jedoch beliebig viele Wärmepumpen
1 zugeschaltet werden.
[0014] Übersteigt das Systemwärmeprodukt S einen Summenwert aus vorgenanntem Grenzwert S
2 und einer Hysterese Δh
1, so wird die dritte Wärmepumpe 1 wieder abgeschaltet (Zeitpunkt t
3). Übersteigt das Systemwärmeprodukt S weiterhin einen Wert aus vorgenanntem Grenzwert
S
1 und einer Hysterese Δh
1, so wird auch die zweite Wärmepumpe 1 wieder abgeschaltet (Zeitpunkt t
4). Ist das Systemwärmeprodukt null, so ist der Wärmebedarf befriedigt. Um ein Takten
zu vermeiden wird die Anlage noch weiter betrieben, bis zu einem Zeitpunkt t5 das
Systemwärmeprodukt S den Wert einer Hysterese Δh
3 überschreitet. Die Kaskade wird dann abgeschaltet.
[0015] Kommt es zwischen dem Beginn des Kaskadenbetriebs und der Abschaltung zu Schwankungen,
so können bedarfsgerecht Wärmepumpen 1 zu- und abgeschaltet werden. Um Sperrzeiten
der Wärmepumpen 1 zu beachten und einen gleichmäßigen Verschleiß der Wärmepumpen 1
zu gewährleisten, kann die Reihenfolge der Wärmepumpen 1 verändert werden. Hierbei
können optional die Betriebszeiten berücksichtigt werden. Hierbei kann eine Kesselumkehrfolge
eingesetzt werden, welche regelmäßig die Laufzeiten der einzelnen Geräte auswertet
und dann bei einem Zuschalten jeweils das Gerät mit der niedrigsten Laufzeit präferiert.
[0016] Die einzelnen Geräte können hierbei digital ein- beziehungsweise ausgeschaltet werden
oder auch modulierend betrieben werden. Hierbei können die Geräte optional bis zu
ihrer Maximallast betrieben werden bevor ein weiteres Gerät zugeschaltet wird oder
die Geräte werden bis zu einer bestimmten Last, beispielsweise 70 % ihrer Maximallast,
betrieben, ehe das nächst Gerät zugeschaltet wird. Befinden sich alle Geräte zusammen
im Teillastbetrieb ohne den Wärmebedarf zu befriedigen, so wird deren Last erhöht
bis maximal alle Geräte mit Maximallast betrieben werden. Analoges gilt für das Herunterfahren
der Systemleistung.
[0017] Das Systemwärmeprodukt S besitzt vorzugsweise eine anlagenspezifische Untergrenze,
die einem Betrieb aller Geräte mit Maximallast entspricht, da dann keine weitere Erhöhung
der Anlagenleistung möglich ist. Hierdurch ist gewährleistet, dass auch bei großen
Schwankungen im Wärmebedarf das Systemwärmeprodukt S nicht zu weit absinkt, wodurch
ein ordnungsgemäßes Abschalten der Kaskadenteilnehmer nicht gewährleistet wird. Der
minimale Wert ist anlagenspezifisch und sollte den Wert für das Einschalten des letzten
Kaskadenteilnehmers nicht wesentlich unterschreiten.
[0018] Optional werden die Betriebszeiten der einzelnen Geräte in der Kaskade erfasst und
bei dem Einschalten derart berücksichtigt, dass alle Geräte möglichst gelichmäßig
in Betrieb genommen werden, so dass alle Geräte möglichst gleichen Serviceintervallen
unterliegen.
[0019] Erfindungsgemäß kann beim Systemwärmeprodukt S durch Umkehr der Temperaturdifferenz
oder die Erfassung des Betrags ein positiver Wert als Steuergröße dienen. Beim beanspruchten
Verfahren wird dann bei der Überschreitung eines bestimmten Wertes jeweils zugeschaltet
und beim Unterschreiten abgeschaltet.
Bezugszeichenliste
[0020]
1 Wärmepumpe
2 hydraulischen Weiche
3 Vorlaufleitung
4 Rückschlagventil
5 Rücklaufleitung
6 Umwälzpumpe
7 Heizkreislauf
9 Heizkreisumwälzpumpe
8 thermischer Verbraucher
10 Temperatursensor
11 Kaskadenregelung
1. Verfahren zum Betreiben einer Kaskadenschaltung mehrerer kühl- und / oder wärmetechnischer
Anlagen (1), welche über jeweils eine Vorlaufleitung (3) sowie eine Rücklaufleitung
(5) mit der Primärseite einer hydraulischen Weiche (2) oder einem Wärme- oder Kältespeicher
verbunden sind, sowie einem Temperatursensor (10), welcher in der hydraulischen Weiche
(2), dem Wärme- oder Kältespeicher oder bei einem Verbraucher angeordnet ist, wobei
der Temperatursensor (10) mit einer Kaskadenregelung (11), welche wiederum mit den
Regelungen der kühl- und / oder wärmetechnischer Anlagen (1) gekoppelt ist, verbunden
ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Kaskadenschaltung eingeschaltet wird, wenn die mittels des Temperatursensors
(10) gemessene Temperatur einen vorgegebenen Sollwert bei wärmetechnischen Anlagen
(1) unterschreitet oder bei kältetechnischen Anlagen (1) überschreitet und dann Zeiterfassung
gestartet wird,
ein Systemwärmeprodukt S aus der Temperaturdifferenz ΔT zwischen der mittels des Temperatursensors
(10) gemessenen Temperatur Th und einer Solltemperatur Tsoll sowie der Zeit t gebildet, wird
in Abhängigkeit des Systemwärmeprodukts S die kühl- und / oder wärmetechnischen Anlagen
(1) zu und abgeschaltet werden, wobei
wenn das Systemwärmeprodukt S bestimmte Grenzwerte unterschreitet eine erste und weitere
Anlagen (1) sukzessive zugeschaltet werden
und beim Überschreiten bestimmter Grenzwerte die Anlagen sukzessive abgeschaltet werden.
2. Verfahren zum Betreiben einer Kaskadenschaltung mehrerer kühl- und / oder wärmetechnischer
Anlagen (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Grenzwerte zum sukzessive Zugeschalten weitere Anlagen (1) um eine vorgegebene
Hysterese von den Grenzwerten zum sukzessive Abschalten derselben Anlagen (1) abweichen.
3. Verfahren zum Betrieben einer Kaskadenschaltung mehrerer kühl- und / oder wärmetechnischer
Anlagen (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Anlagen (1) modulierend betrieben werden, wobei zunächst alle zugeschalteten
Anlagen (1) zunächst erst bis zu einer vorgegebenen Teillast betrieben werden und
erst wenn alle Anlagen (1) mit dieser Teillast betrieben werden die Last der Anlagen
weiter gesteigert wird.
4. Verfahren zum Betrieben einer Kaskadenschaltung mehrerer kühl- und / oder wärmetechnischer
Anlagen (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Abschalten der Kaskade das Systemwärmeprodukt S auf null gesetzt wird.