[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kompensation eines Erdschlusses in einem
mehrphasigen Mittel- oder Hochspannungsnetz nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie
eine Vorrichtung zur Kompensation des Erdschlusses nach dem Oberbegriff eines nebengeordneten
Anspruches.
[0002] Es ist bekannt, dass insbesondere bei ausgedehnten Mittel- und Hochspannungsnetzen
die Erdkapazität auf unerwünscht hohe Werte ansteigt, die bei einem Erdschluss im
Netz zu einem hohen Erdschlussstrom führen. Um diesen Erdschlussstrom zu reduzieren
wird in der Praxis eine Erdschlusslöschspule, auch Petersenspule genannt, an einen
Sternpunkt des Netzes angeschlossen. Diese Erdschlusslöschspulen sind derart ausgestaltet,
dass sie Erdschlussströme kompensieren.
[0003] Bekannte Erdschlusslöschspulen sind als Tauchkernspulen ausgebildet. Durch ein Verstellen
des Luftspaltes des Magnetkreises der Tauchkernspule mit Hilfe einer entsprechenden
Verstellmechanik kann die Induktivität der Spule auf die Erdkapazität der zu schützenden
Leitungsabschnitte des Netzes abgestimmt werden. Diese Abstimmung und Einstellung
der Induktivität geschieht während des Normalbetriebs des Netzes ohne vorhandenen
Erdschluss.
[0004] Darüber hinaus ist aus der
DE 702 814 A eine regelbare Löschinduktivität für den induktiven Erdschlussschutz von Hochspannungsnetzen
bekannt. Es ist ein den Eisenkern der Induktivität quermagnetisierender Magnetkreis
vorgesehen, dessen magnetomotorische Kraft regelbar bzw. einstellbar ist. Die Stärke
der Quermagnetisierung der jeweiligen Länge des geschützten Netzes ist derart angepasst,
dass ein gewünschter Kompensationsgrad erreicht wird.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Vorrichtung zur Kompensation eines Erdschlusses
derart weiterzubilden bzw. zu betreiben, dass sowohl ein Normalbetrieb als auch ein
Erdschlussbetrieb des Netzes verbessert werden.
[0005] Die der Erfindung zu Grunde liegende Aufgabe wird durch ein Verfahren nach dem Anspruch
1 sowie durch eine Vorrichtung nach einem nebengeordneten Anspruch gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben. Für die Erfindung wichtige
Merkmale finden sich ferner in der nachfolgenden Beschreibung und in den Zeichnungen,
wobei die Merkmale sowohl in Alleinstellung als auch in unterschiedlichen Kombinationen
für die Erfindung wichtig sein können, ohne dass hierauf nochmals explizit hingewiesen
wird.
[0006] Es wird ein Verfahren zum Betreiben einer Vorrichtung zur Kompensation eines Erdschlusses
in einem mehrphasigen Mittel- oder Hochspannungsnetz vorschlagen, wobei die Vorrichtung
eine Kompensationswicklung eines ersten magnetischen Kreises umfasst, und wobei mittels
einer Einstellwicklung eines zweiten magnetischen Kreises eine Induktivität der Kompensationswicklung
einstellbar ist.
[0007] Zumindest eine einen potentiellen Erdschluss charakterisierende Messgröße wird ermittelt.
Zumindest ein Betriebsparameter der Einstellwicklung wird in Abhängigkeit von der
zumindest einen Messgröße ermittelt, wobei der zumindest eine Betriebsparameter derart
ermittelt wird, um die Kompensationswicklung in einem Erdschluss-Betriebspunkt zu
betreiben. Ein Erdschlussfall in dem Mittel- oder Hochspannungsnetz wird ermittelt.
Wenn der Erdschlussfall ermittelt wird, wird die Einstellwicklung in Abhängigkeit
von dem zumindest einen Betriebsparameter derart betrieben, so dass sich die Kompensationswicklung
in dem Erdschluss-Betriebspunkt befindet.
[0008] So kann auf hochdynamische Art und Weise der Reststrom an einer Erdschluss-Fehlerstelle
durch Überlagerung mit dem durch den Erdschluss-Betriebspunkt bedingten Strom durch
die Kompensationswicklung wesentlich reduziert werden. Insbesondere kann ausgehend
von einem Normalbetrieb des Mittel- oder Hochspannungsnetzes in kürzester Zeit der
Erdschluss-Betriebspunkt angefahren werden.
[0009] Darüber hinaus findet eine Entkopplung des Erdschluss-Betriebspunktes in dem zweiten
Betriebszustand von einem Betriebspunkt in dem ersten Betriebszustand statt. Diese
Entkopplung ist insbesondere bei hohen Asymmetrien in Hochspannungsnetzen vorteilhaft,
da dort im Normalbetrieb der Erdschluss-Betriebspunkt im Sinne eines idealen Betriebspunkts
zu dauerhaft großen Verlagerungsspannungen führen würde und somit nicht einstellbar
ist. Insbesondere muss keine Abwägung zwischen dem Normalbetrieb und dem Erdschluss-Betriebspunkt
erfolgen, was die Wahl der jeweilig einzustellenden Induktivität betrifft.
[0010] In einer vorteilhaften Ausführungsform wird der Betriebsparameter der Einstellwicklung
während der ersten Betriebsart vor der Ermittlung des Erdschlussfalls ermittelt.
[0011] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird der Betriebsparameter der Einstellwicklung
während der zweiten Betriebsart nach der Ermittlung des Erdschlussfalls (68) ermittelt.
Selbstverständlich kann die Ermittlung des Betriebsparameters der Einstellwicklung
sowohl vor als auch nach der Ermittlung des Erdschlussfalls erfolgen, was eine verbesserte
Einstellung der Einstellwicklung ermöglicht.
[0012] In einer vorteilhaften Ausführungsform wird in der zweiten Betriebsart eine Oberschwingung
eines Erdschlussstromes ermittelt. Ein zu der Oberschwingung gegenphasiges Kompensationssignal
im Sinne eines weiteren Betriebsparameters wird ermittelt. Die Einstellwicklung wird
in Abhängigkeit von dem zumindest einen Betriebsparameter und dem Kompensationssignal
derart betrieben, so dass die Kompensationswicklung in dem Erdschluss-Betriebspunkt
eine Amplitude der Oberschwingung des Erdschlussstromes reduziert.
[0013] Durch die Aufprägung des Kompensationssignals wird vorteilhaft erreicht, dass die
Oberschwingungsströme im Erdschlussreststrom gedämpft werden und der Erdschlussreststrom
minimiert wird. Selbstverständlich können auf diese Art und Weise auch weitere Oberschwingungen
gedämpft werden, was zu einer weiteren Reduktion des Erdschlussstroms führt.
[0014] In einer dritten Betriebsart wird gemäß einer weiteren Ausführungsform die Einstellwicklung
derart betrieben, dass ein periodischer Wechsel zwischen dem Erdschluss-Betriebspunkt
und einem Puls-Betriebspunkt stattfindet. Dadurch wird vorteilhaft eine Pulsortung
des Erdschlussfehlers ermöglicht. Gleichzeitig wird hierdurch die Schritt- und Berührspannung
minimiert, da sich der Erdschluss-Betriebspunkt wie bei einer konventionellen Pulsation
mittels zur Spule parallelen, schaltbaren Kapazitäten nicht im überkompensierten Bereich
befinden muss.
[0015] In einer vorteilhaften Ausführungsform wird an einem von der Vorrichtung entfernten,
in einem Abzweig befindlichen Messpunkt zumindest eine weitere Messgröße ermittelt,
wobei ein Erdschluss in dem Abzweig in Abhängigkeit von der weiteren Messgröße ermittelt
wird. So kann durch den Messpunkt der Ort des Erdschlusses eingegrenzt werden.
[0016] In einer vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens wird in der ersten Betriebsart
eine Veränderung in dem Mittel- oder Hochspannungsnetz ermittelt. Der zumindest eine
Betriebsparameter wird aktualisiert, wenn die Veränderung ermittelt wird. Es findet
somit eine auf die Veränderung folgende unmittelbare Ermittlung des Betriebsparameters
statt. Im Falle eines Erdschlusses ist die Vorrichtung damit stets an den veränderten
Zustand des Mittel-oder Hochspannungsnetzes angepasst.
[0017] In einer vorteilhaften Ausführungsform ist in der ersten Betriebsart die Einstellwicklung
unbestromt. Hierdurch wird vorteilhaft Energie bei dem Betrieb der Vorrichtung eingespart.
In der ersten Betriebsart müssen lediglich Messungen zur Ermittlung des Erdschluss-Betriebspunkts
durchgeführt werden. Eine mechanische Verstellung wie bei der bekannten Petersenspule
kann somit entfallen.
[0018] Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft die Vorrichtung zur Kompensation eines
Erdschlusses in einem mehrphasigen Mittel- oder Hochspannungsnetz mit einer Kompensationswicklung
eines ersten magnetischen Kreises, wobei mittels einer Einstellwicklung eines zweiten
magnetischen Kreises eine Induktivität der Kompensationswicklung einstellbar ist.
Die Vorrichtung umfasst:
- Mittel, um in einer ersten Betriebsart der Vorrichtung zumindest eine einen potentiellen
Erdschluss charakterisierende Messgröße zu ermitteln,
- Mittel, um in der ersten Betriebsart zumindest einen Betriebsparameter der Einstellwicklung
in Abhängigkeit von der zumindest einen Messgröße zu ermitteln, wobei der zumindest
eine Betriebsparameter derart ermittelt wird, um die Kompensationswicklung in einem
Erdschluss-Betriebspunkt zu betreiben,
- Mittel, um einen Erdschlussfall in dem Mittel- oder Hochspannungsnetz zu ermitteln,
und
- Mittel, um, wenn der Erdschlussfall ermittelt wird, in einer zweiten Betriebsart der
Vorrichtung die Einstellwicklung in Abhängigkeit von dem zumindest einen Betriebsparameter
derart zu betreiben, so dass sich die Kompensationswicklung in dem Erdschluss-Betriebspunkt
befindet. So können die Oberschwingungsströme im Erdschlussreststrom gedämpft werden.
[0019] Weitere Merkmale, Anwendungsmöglichkeiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen der Erfindung, die in
den Figuren der Zeichnung dargestellt sind. Es werden für funktionsäquivalente Größen
und Merkmale in allen Figuren auch bei unterschiedlichen Ausführungsformen die gleichen
Bezugszeichen verwendet. In der Zeichnung zeigen:
- Figuren 1 und 4
- in schematischer Form eine Vorrichtung zur Kompensation eines Erdschlusses;
- Figuren 2 und 9
- ein schematisch dargestelltes Netzersatzschaltbild;
- Figur 3
- die Vorrichtung zur Kompensation des Erdschlusses in schematischer Form;
- Figur 5
- ein schematisches Ablaufdiagramm;
- Figur 6
- ein schematisches Zustands-Übergangs-Diagramm;
- Figur 7
- ein schematisches Verlagerungsspannung-Reststrom-Verstimmungs-Diagramm;
- Figur 8
- ein schematisches Spannungs-Induktivitäts-Zeit-Diagramm;
- Figur 10
- in schematischer Form ein Erdschluss-Ortungsverfahren; und
- Figur 11
- in schematischer Ansicht die Vorrichtung zur Kompensation eines Erdschlusses in einer
alternativen Ausführungsform.
[0020] Figur 1 zeigt in schematischer Form eine Vorrichtung 2 zur Kompensation eines Erdschlusses
in einem mehrphasigen Mittel- oder Hochspannungsnetz. Unter einem mehrphasigen Mittel-
oder Hochspannungsnetz ist ein Wechselstromnetz der Mittel- oder Hochspannung zu verstehen.
Die Vorrichtung 2 umfasst eine Kompensationswicklung 4 eines ersten magnetischen Kreises
6. Die Vorrichtung ist derart ausgebildet, dass mittels eines zweiten magnetischen
Kreises 8 eine für das Wechselstromnetz wirksame Induktivität der Kompensationswicklung
4 einstellbar ist. Zur Einstellung der Induktivität der Kompensationswicklung 4 umfasst
der zweite magnetische Kreis 8 eine Einstellwicklung 10, mittels derer eine wirksame
Reluktanz des ersten magnetischen Kreises 6 einstellbar ist. Die Reluktanz wird auch
als magnetischer Widerstand bezeichnet. Der erste magnetische Kreis 6 und der zweite
magnetische Kreis 8 sind mittels eines ferromagnetischen Abschnitts 12 miteinander
gekoppelt. Die Kompensationswicklung 4 hat zwei Anschlüsse 14 und 16. Die Einstellwicklung
10 hat Anschlüsse 18 und 20.
[0021] Die Kompensationswicklung 4 wird mit den Anschlüssen 14 und 16 zwischen einem Sternpunkt
des Netzes und Erde angeordnet. Die Einstellwicklung 10 wird mit einer Stromquelle
betrieben, wobei es sich bei der Stromquelle beispielsweise um eine dynamisch gesteuerte
Gleichstromquelle oder um eine phasensynchrone Wechselstromquelle handeln kann, und
wobei die Stromquelle einen Steuerstrom erzeugt. Die Stromquelle wird in Figur 2 näher
erläutert. Mithin bildet sich im Erdschlussfall in dem ersten magnetischen Kreis 6
ein magnetisches Wechselfeld 22 aus. Nach einem entsprechenden Einschwingvorgang bildet
sich nach dem Einschalten der mit der Einstellwicklung 10 verbundenen Stromquelle
in dem zweiten magnetischen Kreis 8 ein im Wesentlichen konstantes Magnetfeld 24 aus.
Selbstverständlich kann die Einstellwicklung 10 auch derart betrieben werden, dass
sich ein veränderliches magnetisches Feld 24 in den zweiten magnetischen Kreis ausbildet.
Der Koppelabschnitt 12 umfasst weisssche Bezirke, die magnetisierbare Bereiche eines
ferromagnetischen Stoffes sind. Die weissschen Bezirke sind nun sowohl von dem Magnetfeld
22 als auch von dem Magnetfeld 24 beeinflussbar. Erhöht man den Steuerstrom durch
die Einstellwicklung 10, werden durch das stärkere Magnetfeld 24 eine erhöhte Anzahl
von weissschen Bezirken in dem ersten magnetischen Kreis 6, insbesondere in dem Koppelabschnitt
12, gemäß dem Verlauf des Magnetfelds 24 beeinflusst. Die gemäß dem Magnetfeld 24
beeinflussten weissschen Bezirke des ersten magnetischen Kreises 6 ändern dadurch
entsprechend ihre Ausrichtung und das Verhalten gegenüber dem Wechselfeld 22. Mithin
steigt durch eine Erhöhung des Steuerstroms durch die Einstellspule 10 die resultierende
Reluktanz in dem ersten magnetischen Kreis 6. Eine Steigerung des magnetischen Widerstands
bzw. der Reluktanz in dem ersten magnetischen Kreis 6 hat zur Folge, dass die mit
der Kompensationswicklung 4 verbundene Induktivität sinkt. Entsprechendes gilt für
ein Herabsetzen der Reluktanz. Somit ergibt sich die Einstellbarkeit der mit der Kompensationswicklung
4 gekoppelten Induktivität mittels der Einstellbarkeit des zweiten magnetischen Kreises
8.
[0022] Figur 2 zeigt in schematischer Form, wie die Vorrichtung 2 zur Kompensation eines
Erdschlusses in einem mehrphasigen Mittel- oder Hochspannungsnetz 26 anordenbar ist.
Das gezeigte stark vereinfachte Ersatzschaltbild zeigt, wie die Vorrichtung 2 mit
dem Anschluss 14 an einem Sternpunkt 28 eines Transformators 31, mit dem Anschluss
16 an Erde 30 und mit den Anschlüssen 18 und 20 an der Stromquelle 32 angeschlossen
ist. Aus Übersichtsgründen sind nur die netzseitigen Wicklungen 34a, 34b und 34c des
Transformators 31 gezeigt. Die netzseitigen Wicklungen 34 sind jeweiligen Phasen 36
zugeordnet. In Richtung des Pfeils 38 sind die Verbraucher des Netzes 26 angeordnet.
Gemäß dem in Figur 2 gezeigten Ersatzschaltbild sind zwischen den einzelnen Phasen
36 und Erde 30 die Erdkapazitäten 38 dargestellt. Maßgebend für die Höhe eines Erdschlussstromes
Ie ist der bestehende Parallelschwingkreis aus der Kompensationswicklung 4 und den
Erdkapazitäten 38a und 38b der fehlerfreien Leiter. Die Fehlerstelle im gezeigten
Ersatzschaltbild befindet sich somit zwischen der Phase 36c und Erde 30.
[0023] Das gezeigte Mittel- bzw. Hochspannungsnetz 26 stellt ein kompensiertes Netz dar,
in dem beispielsweise Lichtbogen-Erdschlüsse selbstständig verlöschen. Mithin kann
der Betrieb des Netzes 26 auch bei einem Dauer-Erdschluss aufrechterhalten werden.
Bevorzugterweise wird das Netz überkompensiert betrieben, indem die Induktivität der
Kompensationswicklung 4 kleiner gewählt wird als eine der Kapazität 30 entsprechende
für den Parallelschwingkreis ideale Induktivität für die Kompensationswicklung 4.
Mithin ist die Induktivität der Kompensationswicklung 4 mittels des zweiten magnetischen
Kreises 8 derart einstellbar, so dass der Erdschlussstrom Ie mittels der Kompensationswicklung
4 im Wesentlichen kompensierbar ist.
[0024] Figur 3 zeigt in schematischer dreidimensionaler Ansicht die Vorrichtung 2. Der zweite
magnetische Kreis 8 ist zumindest im Bereich des Koppelabschnitts 12 im Wesentlichen
in einer Lotebene des ersten magnetischen Kreises 6 durch den Koppelabschnitt 12 angeordnet.
Durch diese Anordnung wird sichergestellt, dass das Magnetfeld des zweiten magnetischen
Kreises 8, insbesondere in dem Koppelbereich 12, im Wesentlichen bzw. hauptsächlich
orthogonal zu dem magnetischen Wechselfeld in dem ersten magnetischen Kreis 6 eingekoppelt
wird. Vorliegend ist der erste magnetische Kreis 6 in einer xy-Ebene ausgerichtet
und der zweite magnetische Kreis 8 ist in einer xz-Ebene ausgerichtet.
[0025] In Bezug auf die Figur 3 sollen im Folgenden weitere Ausführungsbeispiele der Anordnung
des ersten und zweiten magnetischen Kreises 6, 8 zueinander erläutert werden. So können
beispielsweise mehrere zweite magnetische Kreise 8 an dem ersten magnetischen Kreis
6 angeordnet werden.
[0026] Die Anordnung gemäß der Lotebene umfasst beispielsweise eine beliebige Drehung oder
Anordnung des zweiten magnetischen Kreises 8 in einer xz-Ebene. Darüber hinaus umfasst
die Anordnung des zweiten magnetischen Kreises 8 in der Lotebene des ersten magnetischen
Kreises 6 durch den Koppelabschnitt 12 eine beliebige Drehung des in Figur 3 durch
den Koppelbereich 12 verlaufenden und in z-Richtung verlaufenden Abschnitts des zweiten
magnetischen Kreises 8 in der xz-Ebene. Die übrigen von dem vorgenannten Abschnitt
abweichenden Bereiche des zweiten magnetischen Kreises 8 können hingegen beliebig
orientiert sein, soweit die Funktion des zweiten magnetischen Kreises 8 aufrechterhalten
wird.
[0027] Selbstverständlich kann einer der magnetischen Kreise 6 oder 8 auch eine Unterbrechung,
beispielsweise in Form eines Luftspalts, aufweisen. Selbstverständlich kann einer
der magnetischen Kreise 6 oder 8 auch mit einem Tauchkern ausgestattet sein. Selbstverständlich
sind auch mehrschenklige Ausführungen der magnetischen Kreise 6 und 8 denkbar. Mithin
wird explizit darauf verwiesen, dass von der Figur 3 abweichende Ausführungen denkbar
sind, um die in dieser Beschreibung erläuterten Verfahren durchzuführen.
[0028] Figur 4 zeigt in schematischer Form eine weitere Vorrichtung 40 zur Kompensation
eines Erdschlusses. Die Vorrichtung 40 umfasst die nach dem Transduktor-Prinzip arbeitende
zuvor zu den Figuren 1 bis 3 erläuterte Vorrichtung 2. Selbstverständlich kann die
Vorrichtung 2 parallel zu weiteren verstellbaren oder nicht-verstellbaren Induktivitäten
geschaltet werden, um eine auf den Erdschlussfall abgestimmte Gesamtinduktivität bereitzustellen.
[0029] Ein Messglied 42 ist dazu ausgebildet, eine einen potentiellen Erdschluss charakterisierende
Messgröße UNE, welche eine Verlagerungsspannung darstellt, zu ermitteln, wobei der
potentielle Erdschluss bei der Ermittlung der Messgröße UNE noch nicht vorliegen muss.
Die Messgröße UNE wird einer Recheneinheit 44 zugeführt, welche einen Prozessor 46
und ein mit dem Prozessor 46 verbundenes Speicherelement 48 umfasst. Auf dem Speicherelement
48 ist ein Computerprogramm abgespeichert, welches dazu ausgebildet ist, die hier
beschriebenen Verfahrensschritte auszuführen. Des Weiteren können auf dem Speicherelement
48 ermittelte Messgrößen wie beispielsweise die Messgröße UNE abgespeichert werden.
Selbstverständlich können andere oder weitere Messgrößen als die Messgröße UNE ausgewertet
werden, um den potentiellen Erdschluss zu detektieren. Beispielsweise können die Phasen-Ströme
und/oder Phasen-Spannungen des Feldes der Vorrichtung 2 oder weiterer Felder zur Ermittlung
des potentiellen Erdschlusses herangezogen werden.
[0030] Ein Betriebsparameter iSteuer(t) der Einstellwicklung 10, welcher einen potentiell
zeitvarianten Steuerstrom darstellt, wird in Abhängigkeit von der zumindest einen
Messgröße UNE mittels der Recheneinheit 44 ermittelt, um die Kompensationswicklung
4 in einem Erdschluss-Betriebspunkt zu betreiben. Selbstverständlich können andere
oder weitere Messgrößen als die Messgröße UNE ausgewertet werden, um den Betriebsparameter
iSteuer(t) mittels Recheneinheit 44 zu ermitteln. Beispielsweise können die Phasen-Ströme
und/oder Phasen-Spannungen des Feldes der Vorrichtung 2 oder weiterer Felder herangezogen
werden. Die Ermittlung der Messgröße UNE und die Ermittlung des Betriebsparameters
iSteuer(t) kann sowohl in einer ersten als auch in einer zweiten Betriebsart durchgeführt
werden, wobei sich die erste Betriebsart dadurch gekennzeichnet, dass sich das Mittel-
oder Hochspannungsnetz 26 in einem Normalbetrieb befindet, wobei in dem Normalbetrieb
kein Erdschluss vorhanden ist.
Die Recheneinheit 44 ist dazu ausgebildet, einen Erdschlussfall in dem Mittel- oder
Hochspannungsnetz 26 zu ermitteln oder aber es wird der Erdschlussfall in einer weiteren,
nicht gezeigten Einheit ermittelt und der Recheneinheit 44 zugeführt. Tritt nun der
Erdschlussfall ein, so wechselt die Vorrichtung 40 in eine zweite Betriebsart.
[0031] In der zweiten Betriebsart wird die Einstellwicklung 10 in Abhängigkeit von dem zumindest
einen Betriebsparameter iSteuer(t) derart betrieben, sodass sich die Kompensationswicklung
4 in dem Erdschluss-Betriebspunkt befindet. Der Betriebsparameter iSteuer(t) wird
der Stromquelle 32, insbesondere einer der Stromquelle 32 zugeordneten Leistungselektronik
zugeführt. Der Betrieb der Kompensationswicklung 4 in dem Erdschluss-Betriebspunkt
ermöglicht es, den durch einen Erdschluss erzeugten beispielsweise kapazitiven Strom
durch den mittels der Kompensationswicklung 4 eingestellten gegenphasig fließenden
beispielsweise induktiven Strom zu kompensieren und die Oberschwingungsströme zu minimieren.
[0032] Der Erdschluss-Betriebspunkt der Kompensationswicklung 4 umfasst somit zumindest
ein Konstanthalten der wirksamen Induktivität in dem Erdschlussfall. Darüber hinaus
kann der Erdschluss-Betriebspunkt auch eine zeitliche Variation der mittels der Kompensationswicklung
4 am Sternpunkt wirksamen Induktivität umfassen. Folglich wird der Erdschluss-Betriebspunkt
durch den Betriebsparameter iSteuer(t), welcher optional ein zusätzliches Kompensationssignal
zur Dämpfung von Oberschwingungen umfasst, bestimmt.
[0033] Figur 5 zeigt ein schematisches Ablaufdiagramm 50. In dem Schritt 52 wird mittels
des Messgliedes 42 die zumindest eine den potentiellen Erdschluss charakterisierende
Messgröße UNE ermittelt. In einem Schritt 54 wird der zumindest eine Betriebsparameter
iSteuer(t) der Einstellwicklung 10 in Abhängigkeit von der zumindest einen Messgröße
UNE mittels der Recheneinheit 44 ermittelt. In dem Schritt 54 erfolgt auch die Ermittlung
des Kompensationssignals, welches neben einem Aufpunkt für die Einstellwicklung ein
zeitvariantes Signal zur Kompensation von Oberschwindungen bereitstellt. In einem
Schritt 56 wird der Erdschlussfall in dem Mittel- oder Hochspannungsnetz 26 mittels
der Recheneinheit 44 ermittelt. In einem Schritt 58 wird, wenn der Erdschlussfall
ermittelt wird, mittels der Gleichstromquelle 32 die Einstellwicklung 10 in Abhängigkeit
von dem zumindest einen Betriebsparameter iSteuer(t), welches das Kompensationssignal
umfasst, derart betrieben, sodass sich die Kompensationswicklung 4 in dem Erdschluss-Betriebspunkt
befindet.
[0034] Selbstverständlich lassen sich mit der Gleichstromquelle 32 auch veränderliche Ströme
auf die Einstellwicklung einprägen. Dies ist für die in dieser Beschreibung offenbarten
Verfahren teilweise unerlässlich. Es sei hierbei auf die nachfolgenden Ausführungen
zu dem Kompensationssignal verwiesen. D. h. die Gleichstromquelle 32 kann auch Wechselströme
erzeugen, weshalb sie allgemein auch als Stromquelle bezeichenbar ist.
[0035] Figur 6 zeigt ein schematisches Zustands-Übergangs-Diagramm 60. Neben der ersten
Betriebsart 62 und der zweiten Betriebsart 64 ist eine dritte Betriebsart 66 gezeigt.
In der ersten Betriebsart 62 befindet sich das Mittel- oder Hochspannungsnetz 26 in
einem Normalbetrieb ohne Erdschluss. In dem Erdschlussfall 68 wechselt die Vorrichtung
40 in die zweite Betriebsart 64, um den Erdschluss zu kompensieren.
[0036] Wird beispielsweise unter Zuhilfenahme weiterer Messgrößen festgestellt, dass der
Erdschluss selbstständig erloschen ist, was beispielsweise bei einem Blitzeinschlag
im Bereich einer Freileitung vorkommt, so wird in diesem Selbstlöschungsfall 70 zurück
in die erste Betriebsart 62 gewechselt. Wird in der zweiten Betriebsart 64 jedoch
festgestellt, dass es zu keiner Selbstlöschung kommt, wird von einem permanenten Erdschluss,
wie es beispielsweise bei einem Baggerangriff an eine Phase einer Erdleitung vorkommen
kann, so wird ausgehend von der zweiten Betriebsart 64 in einem Permanenterdschlussfall
72 in die dritte Betriebsart 66 gewechselt.
[0037] In der dritten Betriebsart 66 wird eine Erdschlussortung durchgeführt, was in Figur
10 näher erläutert ist. Kann in der dritten Betriebsart 66 die Erdschlussortung erfolgreich
durchgeführt werden und kommt es beispielsweise aufgrund der Erdschlussortung zu einer
erfolgreichen Behebung des Erdschlusses, so wird in einem Behebungsfall 74 zurück
in die erste Betriebsart 62 gewechselt.
[0038] Figur 7 zeigt ein schematisches Verlagerungsspannung-Reststrom-Verstimmungs-Diagramm
80. Ein Verlauf 82 eines Betrags eines Erdschluss-Reststromes IR sowie ein Verlauf
84 der Messgröße UNE in Form der Verlagerungsspannung sind über einer Verstimmung
V aufgetragen. Die Verstimmung V betrifft ein Verhältnis zwischen dem Grundschwingungs-Blindstromanteil
des Erdschluss-Reststroms IR und dem an der Erdschlussstelle wirksamen kapazitiven
Strom. Für einen Wert von V gleich Null liegt eine ideale Kompensation des Erdschlusses
vor. Für V kleiner Null ist das Mittel- oder Hochspannungsnetz 26 überkompensiert.
Für V größer 0 ist das Mittel- oder Hochspannungsnetz 26 unterkompensiert. Es ist
in Figur 7 der Fall des Hochspannungsnetzes 26 gezeigt, der sich von dem Fall eines
Mittelspannungsnetzes durch die hohe Verlagerungsspannung im Bereich der Verstimmung
von Null unterscheidet. Davon abgesehen lässt sich der in Figur 7 erläuterte Betrieb
ohne weiteres auch auf das Mittelspannungsnetz 26 übertragen.
[0039] Der Betrag des Erdschluss-Reststroms IR ergibt sich nach der nachfolgenden Gleichung
1:

Ein Wirkreststrom IWR ergibt sich aus den ohmschen Verlusten bei einem einpoligen
Erdschluss. Der Spulenstrom IL ist der induktive Erdschlussstrom und der kapazitive
Erdschlussstrom ist mit ICE gekennzeichnet. Mit Iv sind die Oberschwingungsanteile
des Erdschlussstromes gekennzeichnet. Des Weiteren ergibt sich im Erdschlussfall ein
Unsymmetriestrom Iu.
[0040] In Abhängigkeit von der den potentiellen Erdschluss charakterisierenden Messgröße
UNE wird in der ersten Betriebsart 62 der Betriebsparameter iSteuer(t) derart ermittelt,
dass die Kompensationswicklung 4 in einem Erdschluss-Betriebspunkt 90 betreibbar ist.
Der Erdschluss-Betriebspunkt 90 ist insbesondere als idealer Betriebspunkt bezeichenbar,
da hier der Erdschluss-Reststroms IR minimal wird. Insbesondere wird in dem Erdschluss-Betriebspunkt
90 der Term IL-ICE minimiert bzw. geht gegen Null. In der ersten Betriebsart 62 wird
die Kompensationswicklung 4 beispielsweise in einem Normal-Betriebspunkt 91 betrieben,
so dass sich die Einstellwicklung im stromlosen Zustand befindet.
[0041] Beispielhaft ist ein Betriebsbereich 86 einer Tauchkernspule nach dem Stand der Technik
und unter Berücksichtigung eines maximalen Erdschluss-Reststroms IR gezeigt. In diesem
Betriebsbereich 86 stellt sich die Tauchkernspule selbstständig auf eine entsprechende
Induktivität ein, welche im Fall des Erdschlusses eine Kompensation bewirkt. Tritt
nun der Erdschlussfall ein, so wird die Induktivität der Tauchkernspule ausgehend
von dem Normalbetrieb nicht verändert. Darüber hinaus lässt sich mit der Tauchkernspule
nach dem Stand der Technik der Erdschluss-Betriebspunkt 90 in der ersten Betriebsart
62 nicht erreichen.
[0042] In der ersten Betriebsart 62 der Vorrichtung 40, d.h. während des Normalbetriebs
des Mittel- oder Hochspannungsnetzes 26, wird die Induktivität der Kompensationswicklung
4 kurzzeitig verändert und die Verlagerungsspannung im Sinne der Messgröße UNE ausgewertet.
In Abhängigkeit von der Verlagerungsspannung wird der Betriebspunkt 90 ermittelt.
Selbstverständlich können auch weitere Messgrößen zur Ermittlung des Erdschluss-Betriebspunkts
90 verwendet werden.
[0043] In dem Hochspannungsnetz 26 ergibt sich aufgrund Asymmetrien im Netz bzw. aufgrund
Beeinflussung anderer Energieversorgungsnetze, d.h. aufgrund unterschiedlicher Leiter-Erd-Kapazitäten
und aufgrund von parallel geführten Leitungen, ein hohes Verlagerungsspannungs-Maximum.
Deshalb darf eine erste Schwelle 92 für die Verlagerungsspannung nicht dauerhaft überschritten
werden. Es ist jedoch möglich, die erste Schwelle 92 kurzzeitig zu Messzwecken zu
überschreiten, wobei eine zweite Schwelle 94 auch kurzzeitig nicht überschritten werden
darf. Damit ergibt sich ein Bereich 96 der Verstimmung V um V gleich Null herum, in
welchem das Hochspannungsnetz 26 in seinem Normalbetrieb auch kurzzeitig nicht betrieben
werden darf.
[0044] Mithin ergibt sich insbesondere für eine Tauchkernspule, dass diese aufgrund ihrer
im Wesentlichen festen bzw. nicht dynamisch veränderbaren Induktivität nicht in dem
Betriebspunkt 90 betrieben werden darf.
[0045] Die Vorrichtung 40 hingegen erlaubt es, das Hochspannungsnetz 26 in der ersten Betriebsart
62 unbestromt zu betreiben und anschließend in einem Erdschlussfall durch eine Bestromung
der Einstellwicklung 10 den vorab ermittelten Erdschluss-Betriebspunkt 90 anzufahren
und in dem Betriebspunkt 90 durch einen zeitvarianten Betriebsparameter für die Einstellwicklung
10 Oberschwingungen zu dämpfen. Selbstverständlich lässt sich das Anfahren des Erdschluss-Betriebspunktes
90 auch auf den Fall eines Mittelspannungsnetzes 26 übertragen.
[0046] Figur 8 zeigt ein schematisches Spannungs-Induktivitäts-Zeit-Diagramm 100. In einem
ersten Zeitraum T1 befindet sich die Messgröße UNE gemäß einem Verlauf 102 auf einem
ersten Niveau U1, um aufgrund einer Änderung in dem Mittel-oder Hochspannungsnetz
26 zu einem Zeitpunkt tV auf ein zweites Spannungsniveau U2 abzusinken. Mithin wird
zu dem Zeitpunkt tV in der ersten Betriebsart 62 eine Veränderung in dem Mittel- oder
Hochspannungsnetz ermittelt.
Während der ersten Betriebsart wird für die Kompensationswicklung 4 eine erste Induktivität
L1 gemäß einem Verlauf 104 vorgegeben und die Vorrichtung 40 entsprechend betrieben.
Zur Vorgabe der ersten Induktivität L1 kann die Einstellwicklung 10 auch unbestromt
sein. Selbstverständlich ist aber auch eine Bestromung der Einstellwicklung 10 zum
Erreichen der Induktivität L1 denkbar.
[0047] Des Weiteren wird während der ersten Betriebsart in dem ersten Zeitraum T1 eine zweite
Induktivität L2 für den Erdschlussfall 68 in Abhängigkeit von der Messgröße UNE oder
in Abhängigkeit von einer weiteren Messgröße ermittelt. Wenn die vorgenannte Veränderung
zu dem Zeitpunkt tV festgestellt wird, wird in einem auf den ersten Zeitraum T1 folgenden
Zeitraum T2 eine dritte Induktivität L3 für den Erdschlussfall ermittelt. Im zweiten
Zeitraum T2 verweilt die Kompensationswicklung 4 bei der ersten Induktivität L1.
[0048] Der Erdschlussfall 68 wird zu einem Zeitpunkt tES ermittelt und die Vorrichtung 40
wird derart betrieben, dass in der zweiten Betriebsart 64 die Kompensationswicklung
4 gemäß dem Verlauf 104 auf die dritte Induktivität L3 eingestellt wird. Mithin findet
in einem dritten Zeitraum T3 eine Kompensation des Erdschlusses statt. Die Veränderung
der Induktivität L1 der Kompensationswicklung 4 hin zu der Induktivität L3 ist Teil
einer Veränderung des Betriebspunktes zu dem Zeitpunkt tES. Weitergehend kann die
Induktivität L3 in dem Zeitraum T3 zeitlich verändert werden, um beispielsweise Oberschwingungen
zu dämpfen.
[0049] Figur 9 zeigt in einer Ausführungsform das Mittel- oder Hochspannungsnetz 26, wobei
die Vorrichtung 40 schematisch mittels der Vorrichtung 2, der Recheneinheit 44 und
dem Messglied 42 repräsentiert wird. Es sind Abzweige A, B und C gezeigt, bei denen
jeweilige Ströme I und Spannungen U gemessen und der Recheneinheit 44 zur Verfügung
gestellt werden. Tritt nun der Erdschlussfall 68 in dem Abzweig A ein, so ermittelt
die Recheneinheit 44 aus den zugeführten Größen eine oder mehrere Oberschwingungen
des Erdfehlerstroms, wobei die Oberschwingungen gemäß der Gleichung 1 durch den Term
∑
vIv2 repräsentiert werden. Die Recheneinheit 44 ermittelt ein zu der jeweiligen Oberschwingung
gegenphasiges Kompensationssignal im Sinne eines weiteren Betriebsparameters. Entsprechend
der Anzahl der detektierten Oberschwingungen wird eine Anzahl von gegenphasigen Kompensationssignalen
ermittelt. Ein jeweiliges der gegenphasigen Kompensationssignale umfasst eine entsprechende
Frequenz im Sinne eines Vielfachen der Netzfrequenz, eine Amplitude und eine Phase.
Diese Parameter des jeweiligen Kompensationssignals werden von der Recheneinheit 44
mittels eines geeigneten Reglermodells ermittelt.
[0050] Unter dem gegenphasigen Kompensationssignal wird ein Signal verstanden, welches,
über den entsprechenden Betrieb der Einstellwicklung 10 in das Mittel- oder Hochspannungsnetz
eingebracht, eine gegenphasige Wirkung auf die zu reduzierende Oberschwingung hat.
Folglich können sich Frequenzen und Phasen des Kompensationssignals und der zu reduzierenden
Oberschwingung unterscheiden.
[0051] Die gegenphasigen Kompensationssignale werden in ein entsprechendes Stromsignal gewandelt
und können damit zu dem bereits ermittelten Betriebsparameter iSteuer(t) hinzuaddiert
werden. Die Recheneinheit 44 betreibt damit die Einstellwicklung 10 mittels der Gleichstromquelle
32 in Abhängigkeit von dem zumindest einen Betriebsparameter UNE und dem Kompensationssignal
derart, sodass die Kompensationswicklung 4 in dem Erdschluss-Betriebspunkt 90 eine
Amplitude der Oberschwingung des Fehlerstroms reduziert. Der Erdschluss-Betriebspunkt
90 umfasst damit eine Einstellung einer zeitvarianten Induktivität der Kompensationswicklung
4, wobei diese Induktivität Frequenzanteile mit einem mehrfachen der Netzfrequenz
des Mittel-oder Hochspannungsnetzes 26 umfasst. Selbstverständlich kann die Kompensationswicklung
4 auch in Abhängigkeit von den Netzgrößen Ua bis Uc und/oder Ia bis Ic ohne Berücksichtigung
des Betriebsparameters UNE ermittelt werden.
[0052] Durch eine den Betrieb der Einstellwicklung 10 mithilfe des Kompensationssignals
werden Oberschwingungsströme im Erdschlussreststrom gedämpft.
[0053] Wird eine sinusförmige Wechselspannung angesetzt, so ergibt sich der Spulenstrom
beispielsweise nach Gleichung 2.

[0054] Die Funktion 1/L wird so gewählt, dass sich einzelne Harmonische im Sinne der Amplitudenmodulation
gezielt erzeugen lassen. Wählt man beispielsweise einen kosinusförmigen Verlauf, so
lässt sich gemäß dem Additionstheorem eine Kombination einzelner Frequenzanteile nach
Gleichung 3 gezielt erzeugen.

[0055] Soll der Spulenstrom beispielsweise Anteile der dritten und fünften Harmonischen
aufweisen, ergibt sich unter Berücksichtigung einer stationären Induktivität L1, d.
h. für einen Grundschwingungsanteil, eine Modulationsfunktion nach Gleichung 4. Folglich
werden mit einem Kompensationssignal mit einer ersten Frequenz Störschwingungen zweiter
Frequenzen gedämpft.

[0056] Der Steuerstrom iSteuer(t) umfasst einen Gleichstromanteil iDC sowie das Kompensationssignal
zum Betrieb der Einstellwicklung 10 und ergibt sich nach Gleichung 5. Das Kompensationssignal
ist rechterhand von dem Gleichstromanteil iDC gezeigt.

[0057] Figur 10 zeigt in schematischer Form ein Erdschluss-Ortungsverfahren, welches mittels
der Vorrichtung 40 ausgeführt wird. Vorliegend wird der Betriebsparameter iSteuer(t)
derart variiert, dass sich ein Pulsmuster 110 in dem Mittel- oder Hochspannungsnetz
26 ausbildet. In Figur 7 entspräche dies einem periodischen Abweichen von dem idealen
Erdschluss-Betriebspunkt 90, in welchem der Reststrom IR minimiert wird, und einem
kurzfristigen Einstellen eines Puls-Betriebspunkts 112. Damit wird in der dritten
Betriebsart 66 die Einstellwicklung 10 mittels eines entsprechenden zeitvarianten
Betriebsparameters iSteuer(t) derart betrieben, dass ein periodischer Wechsel zwischen
dem Erdschluss-Betriebspunkt 90 und dem Puls-Betriebspunkt 112 stattfindet.
[0058] An jedem der Abzweige 116a, 116b und 116c befindet sich ein entsprechender Messpunkt
114a, 114b und 114c. In dem Abzweig 116c wird an dem Messpunkt 114c festgestellt,
dass die Summe aller Phasenströme aufgrund des ausgeprägten Pulsmusters 110 nicht
konstant ist, womit der Abzweig 116c den Erdschluss umfasst. Die Messstelle 114c übermittelt
diese Abweichung beispielsweise an die Vorrichtung 4 oder eine übergeordnete Meldestelle,
womit eine Fehlerortung und -meldung durchgeführt ist.
[0059] Figur 11 zeigt in schematischer Ansicht die Vorrichtung 2 in einer alternativen Ausführungsform.
Zweite magnetische Kreise 8 verlaufen innerhalb des ersten magnetischen Kreises 6
durch jeweilige Koppelabschnitte 12. Die zweiten magnetischen Kreise 8 werden mithilfe
von durch ein Kernmaterial 110 des ersten magnetischen Kreises 8 geführten Einstellwicklungen
10 erzeugt und bewirken einen virtuellen, einstellbaren Luftspalt in Bezug zu dem
ersten magnetischen Kreis 6. Das Kernmaterial 110 ist mit dem Magnetkreis 6 Bestandteil
der Induktivität 4, es gibt also nur einen Eisenkern. Damit ist mittels der Einstellwicklung
10 eines jeweiligen magnetischen Kreises die Induktivität der Kompensationswicklung
4 einstellbar.
1. Ein Verfahren zum Betreiben einer Vorrichtung (40) zur Kompensation eines Erdschlusses
in einem mehrphasigen Mittel- oder Hochspannungsnetz (26) mit einer Kompensationswicklung
(4) eines ersten magnetischen Kreises (8), wobei mittels einer Einstellwicklung (10)
eines zweiten magnetischen Kreises (8) eine Induktivität der Kompensationswicklung
(4) einstellbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
- dass zumindest eine einen potentiellen Erdschluss charakterisierende Messgröße (UNE) ermittelt
wird,
- dass zumindest ein Betriebsparameter (iSteuer(t)) der Einstellwicklung (10) in Abhängigkeit
von der zumindest einen Messgröße (UNE) ermittelt wird, wobei der zumindest eine Betriebsparameter
(iSteuer(t)) derart ermittelt wird, um die Kompensationswicklung (4) in einem Erdschluss-Betriebspunkt
(90) zu betreiben, und
- dass ein Erdschlussfall (68) in dem Mittel- oder Hochspannungsnetz (26) ermittelt wird.
2. Das Verfahren nach dem Anspruch 1,
- wobei, wenn der Erdschlussfall (68) ermittelt wird, die Einstellwicklung (10) in
Abhängigkeit von dem zumindest einen Betriebsparameter (iSteuer(t)) derart betrieben
wird, so dass sich die Kompensationswicklung (4) in dem Erdschluss-Betriebspunkt (90)
befindet.
3. Das Verfahren nach dem Anspruch 2, wobei der Betriebsparameter (iSteuer(t)) der Einstellwicklung
(10) während einer ersten Betriebsart (62) vor der Ermittlung des Erdschlussfalls
(68) ermittelt wird.
4. Das Verfahren nach dem Anspruch 2 oder 3, wobei der Betriebsparameter (iSteuer(t))
der Einstellwicklung (10) während der zweiten Betriebsart (64) nach der Ermittlung
des Erdschlussfalls (68) ermittelt wird.
5. Das Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
- wobei eine Oberschwingung des Erdschlussstromes (Ie) ermittelt wird,
- wobei ein zu der Oberschwingung gegenphasiges Kompensationssignal ermittelt wird,
und
- wobei die Einstellwicklung (10) in Abhängigkeit von dem zumindest einen Betriebsparameter
(iSteuer(t)) und dem Kompensationssignal derart betrieben wird, so dass die Kompensationswicklung
(4) in dem Erdschluss-Betriebspunkt (90) eine Amplitude der Oberschwingung des Erdschlussstromes
(Ie) reduziert.
6. Das Verfahren nach dem Anspruch 5,
- wobei die Oberschwingung des Erdschlussstromes (Ie) während der ersten Betriebsart
(62) ermittelt wird.
7. Das Verfahren nach dem Anspruch 5,
- wobei die Oberschwingung des Erdschlussstromes (Ie) während der zweiten Betriebsart
(64) ermittelt wird.
8. Das Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
- wobei in einer dritten Betriebsart (66) die Einstellwicklung (10) derart betrieben
wird, dass ein periodischer Wechsel zwischen dem Erdschluss-Betriebspunkt (90) und
einem Puls-Betriebspunkt (112) stattfindet.
9. Das Verfahren nach dem vorstehenden Anspruch,
- wobei an einem von der Vorrichtung (40) entfernten, in einem Abzweig (116c) befindlichen
Messpunkt (114c) zumindest eine weitere Messgröße ermittelt wird, und
- wobei ein Erdschluss in dem Abzweig (116c) in Abhängigkeit von der weiteren Messgröße
ermittelt wird.
10. Das Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei in der ersten Betriebsart
(62) eine Veränderung in dem Mittel- oder Hochspannungsnetz (26) ermittelt wird, und
wobei der zumindest eine Betriebsparameter (iSteuer(t)) aktualisiert wird, wenn die
Veränderung ermittelt wird.
11. Das Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
- wobei in der ersten Betriebsart (62) die Einstellwicklung (10) unbestromt ist.
12. Das Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
- wobei, wenn der Erdschlussfall (68) ermittelt wird, die Einstellwicklung (10) in
Abhängigkeit von dem zumindest einen Betriebsparameter (iSteuer(t)) derart betrieben
wird, so dass der vorab ermittelte Erdschluss-Betriebspunkt (90) angefahren wird.
13. Eine Vorrichtung (40) zur Kompensation eines Erdschlusses in einem mehrphasigen Mittel-
oder Hochspannungsnetz (26) mit einer Kompensationswicklung (4) eines ersten magnetischen
Kreises (8), wobei mittels einer Einstellwicklung (10) eines zweiten magnetischen
Kreises (8) eine Induktivität der Kompensationswicklung (4) einstellbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung umfasst:
- Mittel (42), um zumindest eine einen potentiellen Erdschluss charakterisierende
Messgröße (UNE) zu ermitteln,
- Mittel (44), um zumindest einen Betriebsparameter (iSteuer(t)) der Einstellwicklung
(10) in Abhängigkeit von der zumindest einen Messgröße (UNE) zu ermitteln, wobei der
zumindest eine Betriebsparameter (iSteuer(t)) derart ermittelt wird, um die Kompensationswicklung
(4) in einem Erdschluss-Betriebspunkt (90) zu betreiben, und
- Mittel (44), um einen Erdschlussfall (68) in dem Mittel- oder Hochspannungsnetz
(26) zu ermitteln.
14. Die Vorrichtung (40) nach dem Anspruch 13 umfassend:
- Mittel (44), um, wenn der Erdschlussfall (68) ermittelt wird, die Einstellwicklung
(10) in Abhängigkeit von dem zumindest einen Betriebsparameter (iSteuer(t)) derart
zu betreiben, so dass sich die Kompensationswicklung (4) in dem Erdschluss-Betriebspunkt
(90) befindet.
15. Die Vorrichtung (40) nach dem Anspruch 13 oder 14, welche dazu ausgebildet ist, das
Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 12 auszuführen.