GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die vorliegende Erfindung liegt im Gebiet der Regelung von elektronisch kommutierten
Motoren. Sie betrifft ein Verfahren zur sensorlosen Steuerung eines Permanentmagnet-Synchronmaschinen(PMSM)-Motors.
HINTERGRUND DER ERFINDUNG
[0002] PMSM Motoren werden vielfach in Anwendungen, z.B. im medizinischen Bereich, eingesetzt,
bei welchen die Dynamik des Motors eine entscheidende Rolle spielt. Eine verlässliche
Steuerung des Motors erfordert die präzise Kenntnis der Rotorposition, wofür in herkömmlichen
Anwendungen Positionssensoren, z.B. Hallsensoren oder optische Sensoren, eingesetzt
werden. Der Einsatz von Sensoren erhöht allerdings die Kosten und die Komplexität,
z.B. in der Verkabelung, der Motoren und wirkt sich nachteilig auf die Verlässlichkeit
und Robustheit der Antriebe aus.
[0003] Aus diesen Gründen wurden in den letzten Jahren verschiedene Verfahren zur sensorlosen
Steuerung von PMSM Motoren entwickelt, welche sich hauptsächlich in zwei Kategorien
aufteilen und unterschiedliche Vor- und Nachteile in Bezug auf den Motorentyp und/oder
die Motorendynamik aufweisen.
[0004] In der ersten Kategorie wird die Rotorposition über die Gegen-EMK (elektromotorische
Kraft) durch den rotierenden Permanentmagneten bestimmt. Die auf der Gegen-EMK basierenden
Methoden sind nicht oder schlecht für Stillstand und niedrige Geschwindigkeiten geeignet,
da in diesen Bereichen das Signal der Gegen-EMK verschwindet oder zu klein ist, um
ein ausreichendes Signal-Rausch-(S/N)-Verhältnis sicherzustellen.
[0005] Die zweite Kategorie umfasst Methoden, welche Anisotropien des Motors ausnützen.
Anisotropien können z.B. eine magnetische Schenkligkeit des Rotors oder magnetische
Sättigungseffekte im Eisenkern des Stators umfassen. Diese Methoden bieten den Vorteil,
dass eine Positionsbestimmung auch bei Stillstand oder niedrigen Geschwindigkeiten
möglich ist. Allerdings erfordern diese Methoden eine ausreichende inhärente magnetische
Anisotropie, damit ein ausreichendes Signal-Rausch-Verhältnis erreicht werden kann.
Die magnetische Schenkligkeit (
Lq >
Ld) kann bei einem asymmetrischen Rotor, z.B. in einem PMSM Motor mit eingebettetem
Permanentmagneten, ausgenutzt werden. Bei einem PMSM Motor mit oberflächenmontierten
Permanentmagneten ist die Anisotropie hingegen zu klein (
Lq ≈
Ld), so dass in der Regel auf Sättigungseffekte zurückgegriffen werden muss. Bei eisenlosen
Motoren können Sättigungseffekte wiederum in der Regel nicht ausgenutzt werden.
[0006] Bei der Bestimmung der Rotorposition anhand der Anisotropien des Motors werden dem
PMSM Motor gewöhnlich Testsignale mit einer Frequenz, welche deutlich über der Grundschwingungsfrequenz
des Motors liegen, eingeprägt, was gemeinhin als Signalinjektion bezeichnet wird.
Bei der Signalinjektion wird dabei typischerweise zwischen periodisch eingeprägten
(diskreten) Testsignalen und kontinuierlich eingeprägten Testsignalen unterschieden.
[0007] Ein Beispiel für die Bestimmung der Rotorposition durch die Injektion von periodischen,
diskreten Testsignalen stellt das INFORM-Verfahren dar (Indirect flux detection by
on-line reactance mesaurement) dar, welche von M. Schroedl entwickelt wurde und z.B.
in
ETEP Vol. 1, No. 1, January/February 1991, p.47-53 beschrieben wird, und welche für Stillstand sowie kleine Drehzahlen geeignet ist.
Beim INFORM-Verfahren werden die Stromanstiege der Phasen aufgrund von bestimmten
Test-Spannungsvektoren ausgewertet, um die komplexe Stator-Induktivität in den verschiedenen
Raumzeigerrichtungen zu bestimmen. Aus der Stator-Induktivität wird dann die Rotorlage
bestimmt. Ein Nachteil dieses Verfahrens sind die hohen auftretenden Ströme beim Anlegen
der Spannungsvektoren, welche zu Verzerrungen der Ströme und mit ihnen zu Pendelmomenten
führen können.
[0008] Die kontinuierlich eingeprägten Testsignale umfassen u.a. rotierende Testsignale
oder alternierende Testsignale. Bei den rotierenden Testsignalen wird das hochfrequente
Trägersignal im Ständerkoordinatensystem als einen der Grundschwingung überlagerten,
rotierenden komplexen Raumzeiger eingeprägt. Vom phasenmodulierten Antwortsignal kann
die Information über die Rotorposition gewonnen werden. Bei den alternierenden Testsignalen
wird ein hochfrequentes Trägersignal entlang der d- oder q-Achse des erwarteten Rotorkoordinatensystems
eingeprägt, und ein positionsabhängiges Antwortsignal aufgrund des Fehlers zwischen
der erwarteten und der aktuellen Position des Rotors entlang der orthogonalen Achse
gemessen. Die Grösse des Antwortsignals hängt von der Maschinenanisotropie ab, was
in der Regel ungünstig für oberflächenmontierte PMSM Motoren ist.
[0009] Die bekannten Methoden zur Positionsbestimmung aus dem Stand der Technik setzen somit
bestimmte Eigenschaften des Motors, wie z.B. Anisotropien, oder einen bestimmten Zustand,
wie z.B. minimale Geschwindigkeit, voraus. Liegt eine dieser Eigenschaften oder Zustände
nicht vor, kann die Positionsbestimmung in der Regel nicht durchgeführt werden oder
liefert aufgrund des schlechten Signal-Rausch-Verhältnisses unzuverlässige Resultate.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0010] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur sensorlosen
Positionsbestimmung eines PMSM Motors bereitzustellen, die den Stand der Technik mindestens
teilweise verbessern.
[0011] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche 1 und 9 gelöst.
Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen und in
der vorliegenden Offenbarung gegeben.
[0012] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur adaptiven sensorlosen Positionsbestimmung
eines PMSM Motors, umfassend die Schritte: a. Bestimmen der Rotorposition und der
Rotorpolarität mittels diskreter Signalinjektion für den Bereich zwischen Stillstand
bis zu niedriger Drehzahl; b. Bestimmen der Rotorposition mittels kontinuierlicher
Signalinjektion bei einer Drehzahl, welche kleiner als eine erste Umschaltdrehzahl
ist; c. Bestimmen der Rotorposition mittels Gegen-EMK bei einer Drehzahl, welche grösser
als die erste Umschaltdrehzahl ist; wobei zwischen Rotorpositionsbestimmung mittels
kontinuierlicher Signalinjektion und Rotorpositionsbestimmung mittels Gegen-EMK mittels
einer Motorsteuerung in Abhängigkeit von der Drehzahl umgeschaltet wird; und wobei
bei Bewegung des Rotors die Rotorpolarität und/oder die Rotorposition zu einem Zeitpunkt
unter Verwendung der Rotorpolarität und/oder der Rotorposition zu einem vorherigen
Zeitpunkt überwacht und adjustiert wird.
[0013] Im Rahmen dieser Erfindung kann, sofern nicht explizit erwähnt, unter sensorloser
Positionsbestimmung sowohl die Bestimmung des Rotorwinkels wie auch die Bestimmung
der Rotorpolarität verstanden werden.
[0014] Das erfindungsgemässe Verfahren bietet den Vorteil, dass durch die adaptive Kombination
der verschiedenen Methoden zur Positionsbestimmung eine zuverlässige und flexible
Positionsbestimmung für den ganzen Drehzahlbereich des PMSM Motors bereitgestellt
werden kann. Insbesondere für einen Betrieb des PMSM Motors ab Stillstand bis zu sehr
niedriger Geschwindigkeit bietet das erfindungsgemässe Verfahren den Vorteil, dass
mittels diskreter Signalinjektion ein genauer Wert der Rotorposition und/oder der
Rotorpolarität ermittelt werden kann, da u.a. in dieser Phase der Nutzstrom sowie
der Stromregler des Motors nicht aktiviert sein müssen. Die so initial durch die diskrete
Signalinjektion ermittelte Rotorposition und/oder Rotorpolarität kann dann bei der
Positionsbestimmung mittels kontinuierlicher Signalinjektion verwendet werden. Sofern
die Abweichung der Rotorpolarität und/oder der Rotorposition eine bestimmte Korrekturschwelle
unterschreitet, wird vorzugsweise eine Adjustierung von Null (d.h. keine Korrektur)
vorgesehen. Da die Rotorposition und/oder die Rotorpolarität initial durch die diskrete
Signalinjektion bestimmt werden kann, steht vorteilhafterweise die gesamte Pulsweitenmodulationsperiode
für die Drehmomenterzeugung zur Verfügung, wenn der Motor gestartet wird. Vorzugsweise
wird die diskrete Signalinjektion ausgeschaltet, sobald die Positionsbestimmung mittels
kontinuierlicher Signalinjektion einsetzt. Die erste Umschaltdrehzahl, bei welcher
die Positionsbestimmung von der kontinuierlichen Signalinjektion zur Bestimmung mittels
Gegen-EMK umschaltet, ist in der Regel vom Motortypen abhängig und kann bevorzugt
in Abhängigkeit von Motorcharakteristika wie z.B. der magnetischen Polzahl, der Wicklungsgeometrie,
dem Wicklungsdrahtdurchmesser, dem Wicklungswiderstand oder dem Magnettyp, durch die
Motorsteuerung eingestellt werden.
[0015] Optional wird zwischen der Positionsbestimmung mittels diskreter Signalinjektion
und der Positionsbestimmung mittels kontinuierlicher Signalinjektion mittels der Motorsteuerung
bei einer zweiten Umschaltdrehzahl umgeschaltet, wobei die diskrete Signalinjektion
bei Stillstand oder einer Drehzahl unter der zweiten Umschaltdrehzahl und die kontinuierliche
Signalinjektion bei einer Drehzahl über der zweiten Umschaltdrehzahl angewendet wird.
Die zweite Umschaltdrehzahl kann vom Motortypen, bzw. von Motorcharakteristika, abhängen.
[0016] Alternativ wird die Positionsbestimmung mittels diskreter Signalinjektion ausgesetzt,
sobald initial die Rotorposition und/oder die Rotorpolarität bestimmt sind, und mit
der kontinuierlichen Signalinjektion fortgefahren.
[0017] In einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens wird vor der Rotorpositionsbestimmung
ein Kalibrierungsschritt durchgeführt, in welchem eine im Wesentlichen vom Rotormagnetfeld
unabhängige Kalibrierungskurve eines von der Motorimpedanz abhängigen Parameters als
Funktion der Winkelposition des Statorfeldes gebildet wird und eine bei der Positionsbestimmung
ermittelte Parameterkurve durch die Kalibrierungskurve kompensiert wird.
[0018] Bevorzugt wird der Kalibrierungsschritt vor der Rotorpositionsbestimmung mittels
diskreter Signalinjektion und/oder vor der Rotorpositionsbestimmung mittels kontinuierlicher
Signalinjektion durchgeführt. Das Bilden einer im Wesentlichen vom Rotormagnetfeld
unabhängigen Kalibrierungskurve bietet u.a. den Vorteil, dass die Kalibrierungskurve
auf Messkurven für beliebige Rotorwinkel angewendet werden kann. Das Ausmass der Unabhängigkeit
der Kalibrierungskurve vom Rotormagnetfeld ist innerhalb des für den Fachmann bekannten
Toleranzrahmens zu verstehen. Da die Kalibrierungskurve von einem von der Motorimpedanz
abhängigen Parameter als Funktion der Winkelposition des Statorfeldes gebildet wird,
kann die bei der diskreten und/oder kontinuierlichen Signalinjektion ermittelte Motorimpedanz
in Abhängigkeit der Winkelposition des Statorfeldes durch die Kalibrierungskurve kalibriert
bzw. kompensiert werden. Dadurch können vom Rotormagnetfeld im Wesentlichen unabhängige
Werte, wie z.B. Offsets, kompensiert werden, was vorteilhafterweise das Signal-Rausch-Verhältnis
der mittels Signalinjektion gemessenen Positionswerte erhöht. Die Winkelposition kann
eine absolute, aber auch eine relative Winkelposition sein.
[0019] In einer Ausgestaltung des Verfahrens wird die Kalibrierungskurve in einer Nachschlagetabelle
in einem nichtvolatilen Datenspeicher, vorzugsweise einem Flash-Speicher, einer Motorsteuerungseinheit
hinterlegt.
[0020] In der Regel verfügen die Motorsteuerungseinheiten der PMSM Motoren bereits über
Memory-Segmente, in welche die Kalibrierungskurve hinterlegt werden kann. Für die
Hinterlegung der Kalibrierungskurve müssen vorteilhafterweise daher keine zusätzlichen
Einheiten zum PMSM Motor hinzugefügt werden. Die im nichtvolatilen Datenspeicher der
Motorsteuerungseinheit hinterlegte Kalibrierungskurve kann bei Bedarf vom Datenspeicher
ausgelesen werden.
[0021] In einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens werden die bei der Rotorpositions-
und/oder Rotorpolaritätsbestimmung mittels diskreter Signalinjektion und/oder kontinuierlicher
Signalinjektion bestimmten Messwerte durch die Daten aus dem Kalibrierungsschritt
korrigiert, wobei die Differenz zwischen der bei der Rotorpositionsbestimmung durch
diskrete und/oder kontinuierliche Signalinjektion ermittelten Parameterkurve und der
Kalibrierungskurve gebildet wird.
[0022] Da die Kalibrierungskurve im Wesentlichen vom Rotormagnetfeld unabhängig ist, kann
mit der Differenzbildung im Grunde genommen eine Filterung durchgeführt werden, bei
welcher die rotormagnetfeldunabhängigen Komponenten der bei der diskreten und/oder
kontinuierlichen Signalinjektion ermittelten Parameterkurve herausgefiltert werden.
In der Regel weist die aus der Differenzbildung resultierende Differenzkurve für eine
bestimmte Winkelposition die grösste Differenz (zwischen ermittelter Parameterkurve
und Kalibrierungskurve) auf, woraus auf den Rotorwinkel geschlossen werden kann. Die
Differenzbildung bildet den Vorteil, dass das Signal-Rausch-Verhältnis erhöht werden
kann. Auf diese Weise kann der Rotorwinkel auch in Situationen bestimmt werden, in
welchen das Signal-Rausch-Verhältnis für die diskrete und/oder kontinuierliche Signalinjektion
allein zu tief ist, um eine zuverlässige Positionsbestimmung zu gewährleisten. Ein
weiterer Vorteil ist, dass die Differenzbildung mittels Kalibrierungskurve auch auf
die Rotorpolaritätsbestimmung bei der diskreten Signalinjektion angewendet werden
kann.
[0023] In einer Ausgestaltung wird bei der Rotorpositionsbestimmung mittels kontinuierlicher
Signalinjektion eine Sampleperiode angewendet, wobei in jeder Sampleperiode eine Rotorpositionsbestimmung
durchgeführt und die ermittelte Rotorposition mit der Rotorposition aus der vorhergehenden
Sampleperiode verglichen und gegebenenfalls korrigiert wird.
[0024] In der Regel wird die Sampleperiode von der Pulsweitenmodulationsfrequenz begrenzt.
Bei längeren Sampleperioden bei gleicher Pulsweitenmodulationsfrequenz erhöht sich
in der Regel die Genauigkeit der Positionsbestimmung.
[0025] Bevorzugt wird die Länge der Sampleperiode derart gewählt, dass sich der Rotorwinkel
innerhalb der Sampleperiode nicht mehr als 90° ändert.
[0026] Vorteilhafterweise kann so sichergestellt werden, dass zur Überwachung und/oder Korrektur
der Rotorpolarität auf die Rotorpolarität und Rotorposition aus der vorhergehenden
Sampleperiode zurückgegriffen werden kann.
[0027] Die Positionsbestimmung kann optional mit einem Beobachter kombiniert werden, um
die Sampleperiode zu verkürzen, was eine schnellere Positionsbestimmung ermöglicht.
[0028] In einer Ausgestaltung des Verfahrens ist die erste Umschaltdrehzahl kleiner als
5% der Nenndrehzahl des Motors, bevorzugt zwischen 0.1% und 3%, besonders bevorzugt
zwischen 0.2% und 3%, der Nenndrehzahl des Motors.
[0029] In einer Ausgestaltung des Verfahrens entspricht die Frequenz der kontinuierlichen
Signalinjektion im Wesentlichen der Pulsweitenmodulationsfrequenz oder alternativ
der halben Pulsweitenmodulationsfrequenz der Motorsteuerung.
[0030] Bevorzugt liegt die Frequenz der kontinuierlichen Signalinjektion in einem Bereich
zwischen 50-200 kHz.
[0031] Die Erfindung betrifft weiter ein PMSM Motor zum Betrieb mit dem erfindungsgemässen
Verfahren, umfassend eine Motorsteuerung zur Umschaltung zwischen Rotorpositionsbestimmung
durch diskrete und/oder kontinuierliche Signalinjektion und/oder Rotorpositionsbestimmung
durch Gegen-EMK; ein nichtvolatiler Speicher zum Abspeichern und Ablesen von Rotorpositions-
und/oder Rotorpolaritätsdaten und/oder Kalibrierungsdaten zur Bildung einer Kalibrierungskurve;
und eine Verarbeitungseinheit zur Differenzbildung von gemessener Parameterkurve und
der Kalibrierungskurve.
[0032] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist der PMSM Motor mit einem Verfahren gemäss
der vorliegenden Beschreibung kalibriert.
[0033] In einer Ausgestaltung weist der PMSM Motor eine eisenlose Wicklung auf.
[0034] PMSM Motoren mit eisenlosen bzw. nutenlosen Wicklungen weisen verschiedene Vorteile
gegenüber Wicklungen mit Eisenkernen auf, wie z.B. kein magnetischer Rastmoment, hoher
Wirkungsgrad, kleine Induktivität etc. Die Eigenschaften solcher Motoren erfordern
aber in der Regel alternative Methoden zur Regelung des Motors. Zum Beispiel ist in
Bezug auf die Positionsbestimmung die Anisotropie bei diesen Motoren klein und bekannte
Methoden basierend auf Sättigungseffekten nicht oder nur beschränkt anwendbar. Methoden
zur Positionsbestimmung mittels diskreter und/oder kontinuierlicher Signalinjektion,
welche auf der Anisotropie basieren, weisen somit für eisenlose bzw. nutenlose PMSM
Motoren in der Regel ein kleines Signal-Rausch-Verhältnis auf, so dass eine zuverlässige
Positionsbestimmung oft nicht gewährleistet ist. Insbesondere die Verwendung der Kalibrierungskurve
bietet den Vorteil, dass das Signal-Rausch-Verhältnis auch bei eisenlosen PMSM Motoren
derart erhöht werden kann, dass die Rotorposition und/oder Rotorpolarität zuverlässig
bestimmt werden kann.
[0035] In einer Ausgestaltung ist der PMSM Motor ein S-PMSM Motor mit oberflächenmontierten
Permanentmagneten.
[0036] Die Positionsbestimmung basierend auf der Anisotropie ist für S-PMSM aufgrund der
kleinen Anisotropie in der Regel unmöglich oder mit grossem Aufwand verbunden. Insbesondere
die Verwendung der Kalibrierungskurve bietet hier den Vorteil, dass das Signal-Rausch-Verhältnis
auch bei S-PMSM Motoren derart erhöht werden kann, dass die Rotorposition und/oder
Rotorpolarität zuverlässig bestimmt werden kann.
LISTE DER FIGUREN
[0037] Die Erfindung soll nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang mit
den Figuren und der dazugehörigen Beschreibung näher erläutert werden. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemässen Verfahrens;
- Fig. 2
- eine Darstellung einer Kalibrierungskurve und einer gemessenen Parameterkurve;
- Fig. 3
- eine Darstellung einer Differenzkurve.
BESCHREIBUNG EXEMPLARISCHER AUSFÜHRUNGSFORMEN
[0038] Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemässen
Verfahrens zur Positionsbestimmung eines PMSM Motors in Form eines Flussdiagramms.
In einem ersten Initialisierungsschritt werden die Systemparameter bestimmt. Im gezeigten
Ausführungsbeispiel wird im Initialisierungsschritt die Kalibrierungskurve ermittelt.
Die Kalibrierungskurve wird in einem nichtvolatilen Datenspeicher des Motors bzw.
der Motorsteuerungseinheit abgelegt. Bei Stillstand des Motors wird in einem nächsten
Schritt durch diskrete Signalinjektion die initiale Rotorposition und die initiale
Rotorpolarität bestimmt. Bevorzugt wird dies durch Anlegen von geeigneten Testsignalen
in verschiedene Richtungen erreicht, wie z.B. beim INFORM-Verfahren. Die durch die
diskrete Signalinjektion ermittelten Werte werden unter Verwendung der im nichtvolatilen
Datenspeicher abgelegten Kalibrierungskurve verarbeitet und daraus die Rotorposition
und die Rotorpolarität bestimmt. Die diskrete Signalinjektion kann bei Stillstand
und bei sehr niedrigen Drehzahlen angewendet werden, vorzugsweise in einem Bereich
von 0.1-1 % der Nenndrehzahl des Motors. Ist die initiale Rotorposition sowie die
Rotorpolarität bekannt, wird die diskrete Signalinjektion ausgesetzt und die Positionsbestimmung
mittels kontinuierlicher Signalinjektion durchgeführt. Die kontinuierliche Signalinjektion
kann z.B. mit einem rotierenden Raumzeiger durchgeführt werden. Bei der Positionsbestimmung
wird die aktuelle Position mit Berücksichtigung der Position an den vorherigen Zeitpunkten
bestimmt bzw. adjustiert. Dazu können Sampleperioden eingeführt werden, so dass die
Positionsbestimmung in einer bestimmten Sampleperiode auf die Werte aus der vorhergehenden
Sampleperiode verwendet. Auch bei der kontinuierlichen Signalinjektion kann die Kalibrierungskurve
verwendet werden, um die durch die kontinuierliche Signalinjektion ermittelten Werte
zu verarbeiten und daraus die Rotorposition zu bestimmen. Sobald die Drehzahl des
Rotors eine erste Umschaltdrehzahl erreicht, wird auf die Positionsbestimmung mittels
der Gegen-EMK umgeschaltet, wobei die erste Umschaltdrehzahl eine Drehzahl ist, bei
welcher das Signal der Gegen-EMK ausreicht, um ein Signal-Rausch-Verhältnis sicherzustellen,
welche eine zuverlässige Positionsbestimmung ermöglicht. Wie durch die Doppelpfeile
angedeutet, kann je nach Bedarf, z.B. in Abhängigkeit der Drehzahl, zwischen den verschiedenen
Positionsbestimmungsmethoden umgeschaltet werden.
[0039] Eine Kaübrierungskurve A ist in Figur 2 gezeigt. In Figur 2 ist weiter eine gemessene
Parameterkurve B gezeigt. Die Parameterkurve B kann z.B. bei der diskreten Signalinjektion
oder bei der kontinuierlichen Signalinjektion aufgenommen worden sein. Bei Messung
der Parameterkurve B ist die Rotorposition unbekannt. Bereits aus den zwei Kurven
in Figur 2 ist ersichtlich, dass die Parameterkurve B im Vergleich zur Kalibrierungskurve
A eine starke Abhängigkeit vom Rotormagnetfeld zwischen ca. 25° und ca. 95° zeigt.
[0040] Dies wird verdeutlicht, wenn die Differenz d zwischen der Parameterkurve B und der
Kalibrierungskurve A gebildet wird. Die resultierende Differenzkurve ist in Figur
3 gezeigt. Bei dem Winkel (siehe Pfeil C), bei welchem die Differenz d maximal ist,
ist die Abhängigkeit vom Rotormagnetfeld am grössten. Dieser Winkel ist daher der
Rotorwinkel, da bei diesem Winkel der Einfluss des Rotormagnetfelds am stärksten ist.
1. Verfahren zur adaptiven sensorlosen Positionsbestimmung eines PMSM Motors, umfassend
die Schritte:
a. Bestimmen der Rotorposition und der Rotorpolarität mittels diskreter Signalinjektion
für den Bereich zwischen Stillstand bis zu niedriger Drehzahl;
b. Bestimmen der Rotorposition mittels kontinuierlicher Signalinjektion bei einer
Drehzahl, welche kleiner als eine erste Umschaltdrehzahl ist;
c. Bestimmen der Rotorposition mittels Gegen-EMK bei einer Drehzahl, welche grösser
als die erste Umschaltdrehzahl ist;
wobei zwischen Rotorpositionsbestimmung mittels kontinuierlicher Signalinjektion und
Rotorpositionsbestimmung mittels Gegen-EMK mittels einer Motorsteuerung in Abhängigkeit
von der Drehzahl umgeschaltet wird; und wobei bei Bewegung des Rotors die Rotorpolarität
und/oder die Rotorposition zu einem Zeitpunkt unter Verwendung der Rotorpolarität
und/oder der Rotorposition zu einem vorherigen Zeitpunkt überwacht und adjustiert
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Rotorpositionsbestimmung ein Kalibrierungsschritt durchgeführt wird, in welchem
eine im Wesentlichen vom Rotormagnetfeld unabhängige Kalibrierungskurve eines von
der Motorimpedanz abhängigen Parameters als Funktion der Winkelposition des Statorfeldes
gebildet wird und eine bei der Positionsbestimmung ermittelte Parameterkurve durch
die Kalibrierungskurve kompensiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kalibrierungskurve in einer Nachschlagetabelle in einem nichtvolatilen Datenspeicher,
vorzugsweise einem Flash-Speicher, einer Motorsteuerungseinheit hinterlegt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die bei der Rotorpositions- und/oder Rotorpolaritätsbestimmung mittels diskreter
Signalinjektion und/oder kontinuierlicher Signalinjektion bestimmten Messwerte durch
die Daten aus dem Kalibrierungsschritt korrigiert werden, wobei die Differenz zwischen
der bei der Rotorpositionsbestimmung durch diskrete und/oder kontinuierliche Signalinjektion
ermittelten Parameterkurve und der Kalibrierungskurve gebildet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Rotorpositionsbestimmung mittels kontinuierlicher Signalinjektion eine Sampleperiode
angewendet wird, wobei in jeder Sampleperiode eine Rotorpositionsbestimmung durchgeführt
und die ermittelte Rotorposition mit der Rotorposition aus der vorhergehenden Sampleperiode
verglichen und gegebenenfalls korrigiert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge der Sampleperiode derart gewählt wird, dass sich der Rotorwinkel innerhalb
der Sampleperiode nicht mehr als 90° ändert.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Umschaltdrehzahl kleiner als 5%, bevorzugt zwischen 0.1 % und 3%, besonders
bevorzugt zwischen 0.2% und 3%, der Nenndrehzahl des Motors ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Frequenz der kontinuierlichen Signalinjektion im Wesentlichen der Pulsweitenmodulationsfrequenz
oder der halben Pulsweitenmodulationsfrequenz der Motorsteuerung entspricht.
9. Ein PMSM Motor zum Betrieb mit einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, umfassend
eine Motorsteuerung zur Umschaltung zwischen Rotorpositionsbestimmung durch diskrete
und/oder kontinuierliche Signalinjektion und/oder Rotorpositionsbestimmung durch Gegen-EMK;
ein nichtvolatiler Speicher zum Abspeichern und Ablesen von Rotorpositions- und/oder
Rotorpolaritätsdaten und/oder Kalibrierungsdaten zur Bildung einer Kalibrierungskurve;
und eine Verarbeitungseinheit zur Differenzbildung von gemessener Parameterkurve und
der Kalibrierungskurve.
10. Ein PMSM Motor nach Anspruch 9, kalibriert mit einem Verfahren nach einem der Ansprüche
2 bis 4.
11. Ein PMSM Motor nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass der PMSM Motor eine eisenlose Wicklung aufweist.
12. Ein PMSM Motor nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der PMSM Motor ein S-PMSM Motor mit oberflächenmontierten Permanentmagneten ist.