[0001] Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zum Heben, Senken oder Halten einer Last
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Seegangs- oder Dünungskompensationseinrichtungen (Heave Compensation System) - im
Folgenden auch HCS genannt - werden beispielsweise in der Offshore-/Marinetechnik
eingesetzt, wenn eine Last von einem Schiff mittels eines Krans auf ein am Meeresboden
abgestütztes Objekt, beispielsweise eine Plattform abgesetzt werden soll. Eine derartige
Aufgabenstellung liegt bei der Montage von Bohrinseln oder Offshore-Windkraftanlagen
vor oder wenn ein Bohrstrang von einer schwimmenden Plattform aus abgesenkt wird und
diese durch den Seegang angehoben und abgesenkt wird. In der Forschung werden schwere
Messgeräte oder Versorgungsstationen für Roboter oder dergleichen von einem Schiff
über eine Winde in große Tiefen abgesenkt, wobei dann durch den Seegang verursacht
das Halteseil erheblichen Zugbelastungen ausgesetzt ist.
[0003] Zum Ausgleich derartiger durch Seegang oder Dünung verursachten Relativbewegungen
der Last zur jeweils vorgegebenen Zielposition sind passive und aktive Systeme bekannt.
Bei einem passiven System, wie es beispielsweise in der Beschreibungseinleitung der
US 4,121,806 beschrieben ist, wird eine linear verstellbare Einheit, beispielsweise ein Hydrozylinder
oder eine rotatorisch betriebene Einheit, beispielsweise ein Hydromotor in Abstützrichtung
über eine hydropneumatische Speichereinheit beaufschlagt, deren Druck so ausgelegt
ist, dass die Last ohne Seegang in einer Mittelposition abgestützt ist - die Speichereinheit
wirkt somit als eine Art Gasfeder.
[0004] Derartige passive Kompensationssysteme sind konstruktiv auf den jeweiligen Anwendungszweck
und die zugehörigen Lasten abgestimmt, so dass eine Anpassung an unterschiedliche
Lasten nur mit größerem Aufwand möglich ist. Derartige Passivsysteme sind häufig zwischen
dem eigentlichen Kranhaken und der Last angeordnet und befinden sich somit beim Absenken
unterhalb des Meeresspiegels.
[0005] Ein Problem bei derartigen passiven Systemen besteht darin, dass die Aufladung der
hydropneumatischen Speichereinheit in Abhängigkeit von der Last und dem Seegang und
auch von der Eintauchtiefe angepasst werden muss. In der
US 7,934,561 B1 ist ein passives System mit einer Wassertiefenkompensation gezeigt, über die sich
die Einflüsse der Wassertiefe beim Absenken der Last etwas kompensieren lassen.
[0006] Bei Anwendungen, bei denen es auf eine sehr präzise Führung der Last beim Absenken
ankommt, werden vorzugsweise aktive Systeme verwendet, bei denen ein Linearantrieb,
vornehmlich ein Hydrozylinder, oder ein rotatorischer Antrieb, vornehmlich ein Hydromotor,
mit einem Positionsregelsystem ausgeführt ist, durch das die Last durch Ansteuerung
des Antriebs stets auf der vorbestimmten Position gehalten werden kann. Eine derartige
Einrichtung mit aktiver und passiver Kompensationseinrichtung ist in der
US 4,121, 806 beschrieben.
[0007] Derartige aktive Systeme werden üblicher Weise auf dem Schiff angeordnet, so dass
sie auch das Gewicht des Kranseils, der Kranblöcke (Flaschenzug) und des Kranhakens
bewegen müssen, so dass die Nutzlast durch das zusätzliche Gewicht dieser Komponenten
reduziert ist.
[0008] Bei größeren Lasten wird üblicher Weise ein Kombination eines aktiven und passiven
Systems eingesetzt, wie es beispielsweise in der
EP 1 869 282 B1 erläutert ist.
[0009] Dabei wird zum einen die Last über ein passives hydropneumatisches Speichersystem
kompensiert und zum anderen die Sollposition der Last über ein aktives Regelsystem
konstant gehalten. Ein derartiges System hat den Vorteil, dass über das aktive System
lediglich die Ausgleichsbewegung der Last bewirkt werden muss, während das eigentliche
Abstützen über das passive System erfolgt. Derartige Kombinationssysteme sind insbesondere
dann erforderlich, wenn eine Last mit einer vorbestimmten Geschwindigkeit vom Meeresboden
oder von einer auf diesem verankerten Plattform abgehoben oder auf diese abgesenkt
werden soll. Ein ähnliches System ist auch in der eingangs genannten
US 4,121,806 erläutert. Bei dieser Anordnung sind passiv wirkende, über eine hydropneumatische
Speichereinheit vorgespannte Hydrozylinder und aktive Hydrozylinder mit einer Positionsregelung
parallel zueinander in einer Kompensationseinheit angeordnet, an der der eigentliche
Kranhaken befestigt ist, die über das Kranseil mit der Last verbunden ist.
[0010] Die
US 4,021,019 zeigt ein System, bei dem ein aktiver Hydrozylinder in einen passiven Hydrozylinder
integriert ist.
[0011] Derartige Systeme haben einen relativ komplexen Aufbau und werden seitens der Hersteller
bei der Konzeption des Krans integriert. Eine Nachrüstung des aktiven Systems bei
bestehenden Kränen, die lediglich mit einem passiven Kompensationssystem ausgeführt
sind, ist nur mit äußerst großem Aufwand möglich, da ein Eingriff in die Kranstruktur
des bestehenden Designs erforderlich ist und auch zusätzliche hydraulische Leistung
bereitgestellt werden muss. Hinzu kommt, dass existierende Krandesigns aufgrund Restriktionen
im Hinblick auf die maximale Seilgeschwindigkeit, das Gewicht und den Durchmesser
der Seilscheiben/Blöcke und die Steifigkeit der Konstruktion unterliegen, so dass
eine Nachrüstung mit einem aktiven System nahezu ausgeschlossen ist.
[0012] In den Druckschriften
DE 10 2015 225 936 A1 und
EP 2 896 589 A1 sind jeweils Systeme gezeigt, bei denen eine aktive Kompensationseinheit und eine
mit einer passiven Kompensationseinrichtung versehene Hubeinrichtung getrennt an der
Last angreifen. Aufgrund der getrennten Kraftflusslinien des aktiven und passiven
Teils können bestehende Systeme mit einer aktiven Kompensationseinheit nachgerüstet
werden.
[0013] Bei diesen Systemen ist die aktive Kompensationseinheit jeweils mit einer Windenanordnung
ausgeführt, wobei ein Windenseil oder dergleichen an der Last angreift, um die Hubeinrichtung
und die passive Kompensationseinrichtung beim Absenken zu unterstützen, indem das
Fieren des Windenseils durch entsprechende Ansteuerung der aktiven Winde gesteuert
wird. Nachteilig bei derartigen Lösungen ist, dass ein relativ großer vorrichtungstechnischer
Aufwand zur Realisierung der passiven Kompensationseinrichtung und der aktiven Kompensationseinheit
erforderlich ist.
[0014] Demgegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Einrichtung zu schaffen,
die die Kompensation von Relativbewegungen mit geringem vorrichtungstechnischem Aufwand
ermöglicht.
[0015] Diese Aufgabe wird durch eine Einrichtung mit der Merkmalskombination des Patentanspruches
1 gelöst.
[0016] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0017] Erfindungsgemäß hat die Einrichtung zum Heben, Senken oder Halten einer Last eine
Kompensationseinrichtung, die zum Ausgleich von insbesondere durch Seegang verursachten
Relativbewegungen der Last mit Bezug zu einer Zielposition ausgeführt ist. Die Last
ist dabei mittels einer Hubeinrichtung in Richtung zur Zielposition oder von dieser
weg bewegbar und hat feste und lose Rollen, die gemeinsam mit einem Tragseil einen
Flaschenzug bilden. Das Tragseil kann mittels eines Aktors eingeholt oder gefiert
werden, um die Last anzuheben oder abzusenken. Erfindungsgemäß ist der Hubeinrichtung
eine passive Kompensationseinrichtung zugeordnet, die das Gewicht der Last L zumindest
teilweise stützt. Des Weiteren ist eine aktive Kompensationseinheit vorgesehen, die
von einer Regeleinheit in Abhängigkeit von einer durch Seegang verursachten Bewegung
der Last ansteuerbar ist. Erfindungsgemäß erstreckt sich das Tragseil des Flaschenzugs
von dem Aktor über die Rollen zu einem Aktivaktor der aktiven Kompensationseinheit,
wobei dieser Aktivaktor unabhängig von dem Aktor ansteuerbar ist. Der Flaschenzug
hat also eine Doppelfunktion. Er dient zum einen dazu, die Last zu bewegen und auch
die passive Kompensationseinrichtung zu tragen und ist zum anderen Teil der aktiven
Kompensationseinheit. Somit ist der vorrichtungstechnische Aufwand gegenüber den vorbeschriebenen
Lösungen bei zumindest gleichbleibender Funktion deutlich verringert, da keine gesonderte
Einrichtung, beispielsweise ein weiteres Windenseil erforderlich ist, um die Stellbewegung
des Aktivaktors auf einen Hydrozylinder der aktiven Kompensationseinheit zu übertragen.
[0018] Insbesondere bei Offshore-Bedingungen ist es vorteilhaft, wenn der Aktor und der
Aktivaktor als Winden ausgeführt sind. Derartige Antriebe sind kostengünstig und robust
ausgeführt.
[0019] Bei einer besonders bevorzugten Ausführung ist eine Bremse vorgesehen, die insbesondere
an einer Rolle des Flaschenzugs angeordnet ist, um das Tragseil festzuhalten, so dass
sich eine passive Part des Tragseils von der Rolle zum Aktor und die andere, aktive
Part des Tragseils von der Rolle zum Aktivaktor erstreckt. Mit anderen Worten gesagt,
über diese Bremse werden das Tragseil und damit der Flaschenzug in zwei funktional
unabhängig voneinander betätigbare Parten aufgeteilt.
[0020] Erfindungsgemäß wird es besonders bevorzugt, wenn die Bremse an einer der ortsfesten
Rollen angreift, die üblicherweise an Deck (oberhalb des Wasserspiegels) angeordnet
sind.
[0021] Gemäß einer Variante der Erfindung hat die passive Kompensationseinrichtung einen
Hydrozylinder, dessen Kolben einen in Stützrichtung wirksamen Druckraum begrenzt,
der mit einer hydropneumatischen Speichereinheit in Wirkverbindung steht, wobei eine
Kolbenstange an der Last angreift, so dass eine Art Gasfeder zur passiven Abstützung
der Last gebildet ist.
[0022] Die vom Druck in der hydropneumatischen Speichereinheit bestimmte Vorspannung im
Druckraum ist vorzugsweise so gewählt, dass das Gewicht der Last bei ausgefahrener
Kolbenstange (in Absenkrichtung) in etwa kompensiert ist. In der Mittelstellung ist
die Last dann etwas unterkompensiert. Dadurch wird beispielsweise bewirkt, dass beim
Fieren des Tragseils mittels des Aktivaktors die die Last haltende Kolbenstange aus
ihrer Mittelposition heraus ausfährt, um beispielsweise ein Anheben eines Schiffes
oder Schwimmkrans aufgrund einer Wellenbewegung zu kompensieren. In umgekehrter Weise
wird bei einem Absenken des Schwimmkrans der Aktivaktor angesteuert, um das Tragseil
einzuholen, so dass die Last in der vorbestimmten Zielposition verbleibt.
[0023] Der vorrichtungstechnische Aufwand lässt sich weiter verringern, wenn der Hydrozylinder
als Gleichgangzylinder ausgeführt ist, wobei die dem Aktivaktor zugeordnete Part des
Tragseils an der von der Last entfernten Kolbenstange angreift. Bei diesem Ausführungsbeispiel
ist der Hydrozylinder somit sowohl der aktiven Kompensationseinheit als auch der passiven
Kompensationseinrichtung als Stellelement zugeordnet.
[0024] In einer bevorzugten Ausbildung einer erfindungsgemäßen Einrichtung ist zumindest
eine lose Rolle der erstgenannten Part an einem den Hydrozylinder tragenden Rollenblock
angeordnet und zumindest eine der aktiven Part zugeordnete lose Rolle greift an der
von der Last abgewandten Kolbenstange des Hydrozylinders an.
[0025] Die Ansteuerung der Aktoren ist vereinfacht, wenn Einrichtungen, insbesondere Sensoren
zur Erfassung der wirksamen Tragseillänge der Parten und der Windenkraft vorgesehen
sind. In Abhängigkeit von den Messsignalen dieser Einrichtungen erfolgt dann die Ansteuerung
der Aktoren mittels einer Regeleinheit. Eine derartige Lösung hat den Vorteil, dass
diese Einrichtungen/Sensoren deckseitig vorgesehen werden können und es nicht erforderlich
ist, Sensoren zur Erfassung der Lastzustände der Kompensationseinrichtung/Kompensationseinheit,
insbesondere des Hydrozylinders unterhalb des Wasserspiegels vorzusehen.
[0026] Zur schnellen Druckentlastung des in Stützrichtung wirksamen Druckraumes des Hydrozylinders
kann dem Gasspeicher ein Bypassventil zugeordnet werden.
[0027] Die eingangs genannte Regeleinheit ist so ausgelegt, dass sie die Einrichtung nach
folgenden Modi steuert:
Zum einen ist ein Modus vorgesehen, in dem das "einfache" Anheben oder Absenken der
Last durch Ansteuern des Aktors und Anhalten der Aktivwinde erfolgt.
[0028] Die Kompensation einer durch Wellengang oder Dünung verursachten Relativbewegung
der Last relativ zu der Zielposition kann durch Einrücken der Bremse und Ansteuern
des Aktivaktors und Anhalten des Aktors erfolgen.
[0029] In einem Kombinationsmodus erfolgt das Anheben oder Absenken der Last und dabei eine
aktive Kompensation einer durch Wellengang oder Dünung verursachten Relativbewegung
der Last mit Bezug zu der Zielposition durch Einrücken der Bremse und Ansteuern des
Aktors und des Aktivaktors.
[0030] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Einrichtung zum Heben,
Senken oder Halten einer Last wird im Folgenden anhand einer in der Zeichnung dargestellten
Einrichtung mit Kompensationseinrichtungen zum Ausgleich von durch Seegang verursachten
Relativbewegungen einer Last mit Bezug zu einer Zielposition erläutert.
[0031] Die einzige Figur der Zeichnung zeigt ein Prinzipschaubild eines mit einer derartigen
erfindungsgemäßen Einrichtung zur Seegangskompensation (HCS) 1 ausgeführten Schiffes
oder Schwimmkrans 2, über den eine Last L auf einem anderen Schiff oder dem Meeresboden
4 oder einer auf diesem verankerten Plattform abgesetzt werden soll. Die Einrichtung
1 (Bewegungskompensationseinrichtung, HCS) hat eine passive Kompensationseinrichtung
6 und eine aktive Kompensationseinheit 8, deren konkreter Aufbau im Folgenden erläutert
ist. Auf dem angedeuteten Schwimmkran 2 ist ein Ladekran 10 montiert, der in an sich
bekannter Weise eine Vielzahl von ortsfesten Rollen (Scheiben) 14a, 14b, 14c und eine
Vielzahl von beweglichen Rollen (Scheiben) 16a, 16b, 16c aufweist, die gemeinsam mit
einem Tragseil 18 einen Flaschenzug 20 bilden. Die beweglichen Rollen 16 (lose Part)
sind an einem Rollenblock 22 gelagert. Das mit einem Ende an Deck festgelegte Tragseil
18 kann mittels einer Winde 21 des Ladekrans 10 eingeholt oder gefiert/ausgelassen
werden, um die Last L anzuheben oder abzusenken. Die wirksame Kraft der Winde 21 wird
dann entsprechend über den Flaschenzug 20 übersetzt.
[0032] Beim Ausführungsbeispiel gemäß der Figur ist am Rollenblock 22 ein Hydrozylinder
24 gehalten, der als Gleichgangzylinder ausgeführt ist. Ein Kolben 26 unterteilt das
Innere des Hydrozylinders 24 in einen in Stützrichtung wirksamen Druckraum 28 und
eine in Absenkrichtung wirksame Druckkammer 30. Der Druckraum 28 ist mit einer hydropneumatischen
Speichereinheit 32 verbunden, die wie üblich als hydropneumatischer Kolbenspeicher
mit einer oder mehreren nachgeschalteten Gasflaschen ausgebildet sein kann und durch
die der Druckraum 28 mit einem Vorspanndruck beaufschlagt ist. Der Druckraum 28 und
die hydropneumatische Speichereinheit 32 bilden eine Art Gasfeder. Die Druckkammer
30 kann mit einem Gas, zum Beispiel mit Stickstoff, gefüllt sein, wobei sie zur Vergrößerung
des Gasvolumens mit einer Gasflasche in Verbindung stehen kann.
[0033] Wie erläutert ist der Hydrozylinder 24 als Gleichgangzylinder ausgeführt. Eine lastseitige
Kolbenstange 34 trägt die Last L, die beispielsweise über einen Kranhaken oder dergleichen
an der Kolbenstange 34 befestigt ist. Die aus der Vorspannung resultierende Kraft
entspricht bei ausgefahrener Kolbenstange 34 etwa dem Gewicht der zu bewegenden Last
L. Diese wird in der Endlage etwa zu 100% kompensiert, in der Mittellage des Kolbens
26, wenn also der Druckraum 28 genauso groß wie die Druckkammer 30 ist, liegt eine
Unterkompensation vor.
[0034] Eine von der Last L entfernte Kolbenstange 36 des Kolbens 26 durchsetzt die Druckkammer
30 und ist über eine Konsole 38 mit einer weiteren losen/beweglichen Rolle 40 verbunden,
die ebenfalls vom Tragseil 18 umschlungen ist. Im Wirkpfad des Flaschenzugs 20 benachbart
zu der weiteren losen Rolle 40 sind deckseitig zwei feste Rollen 42, 44 vorgesehen,
wobei das Tragseil 18 von der festen Rolle 42 zur Rolle 40 und von dieser zur Rolle
44 gelangt, über die das Tragseil 18 hin zu einer Aktivwinde 46 umgelenkt ist.
[0035] Die Ansteuerung der beiden Winden 21 und 46 erfolgt mittels einer Regeleinheit 48
in Abhängigkeit von Messsignalen von Sensoren 50, 52, über die die von der jeweiligen
Winde aufgebrachte Kraft und die wirksame Länge des Tragseils 18 oder die Längenänderung
des Tragseils 18 aufgrund des Fierens oder Einholens des Tragseils 18 erfasst wird.
Wie in der Figur angedeutet, werden die beiden Winden 21, 46 dann über die Regeleinheit
48 in Abhängigkeit von diesen Signalen angesteuert, um die erläuterten Kompensationsbewegungen
zum Ausgleich des Seegangs zu steuern.
[0036] Der festen Rolle 42 ist eine Bremse 54 zugeordnet, über die die Rolle 42 und auch
das Tragseil 18 festgehalten werden können, so dass dann das durchgehende Tragseil
18 in eine die Rollen 40, 44 umschlingende, aktive Part 56 und eine die Rollen 14a,
16a, 14b, 16b, 14c, 16c umschlingende, passive Part 58 aufgeteilt ist. Bei eingerückter
Bremse 54 wirkt die Rolle 42 sozusagen als deckseitiger Fixpunkt für die jeweilige
Part 56, 58. Die aktive Part 56 kann dann über die aktive Winde 46 relativ zur passiven
Part eingeholt oder gefiert werden, wobei die Rolle 40 relativ zu den Rollen 16a,
16b und 16c vertikal bewegt wird. Währenddessen wird die passive Part 58 als "normaler"
Flaschenzug - ähnlich wie bei den herkömmlichen Lösungen - über die Winde 21 betätigt.
Die Ansteuerung der Bremse 54 erfolgt wiederum über die Regeleinheit 48.
[0037] Wie in der Figur dargestellt ist, kann dem Hydrozylinder 24 ein Bypassventil 60 zugeordnet
werden, über das der Druckraum 28 mit der Druckkammer 30 verbunden werden kann, so
dass nur noch die aktive Kompensationseinheit 8 wirksam ist.
[0038] Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel wirkt der Hydrozylinder 24 als Stellelement
für die passive Kompensationseinrichtung 6 und die aktive Kompensationseinheit 8.
Prinzipiell kann die Konsole 28 auch an einem weiteren Aktivzylinder angreifen, dessen
Kolben/Kolbenstange dann parallel zum Hydrozylinder 24 an der Last L angreift.
[0039] Die Regeleinheit 48 ist so ausgelegt, dass die Einrichtung 1 zumindest in drei Betriebsarten
angesteuert werden kann. In einer ersten Betriebsart, bei der die Last L lediglich
in Richtung einer Zielposition abgesenkt oder angehoben wird und beispielsweise kein
Seegang vorhanden ist, ist die Bremse 54 ausgerückt und die Aktivwinde 46 angehalten/gebremst,
so dass diese den Fixpunkt des Tragseils 18 bildet. Die Anhebe- und Absenkbewegung
erfolgt dann durch Ansteuerung der Winde 21, wobei dann die Rollen 14a, 14b, 14c,
42, 44 feste Rollen eines Flaschenzugs und die Rollen 16a, 16b, 16c und 40 die losen
Rollen des Flaschenzugs ausbilden.
[0040] Bei einer Betriebsart, bei der die Last L bei Seegang in einer bestimmten Relativposition
gehalten werden soll, wird die Bremse 54 eingerückt, so dass das Tragseil 18 oder
genauer gesagt der Flaschenzug 20 in die beiden Parten 56, 58 unterteilt ist. Die
Winde 21 ist dabei angehalten. Die passive Kompensation erfolgt über die durch die
Speichereinheit 32 gebildete Gasfeder und die aktive Kompensation durch entsprechende
Ansteuerung der Aktivwinde 46, über die die Rolle 40, die Konsole 38 und der Kolben
26 mitsamt den Kolbenstangen 34 und 36 durch entsprechendes Fieren oder Einholen/Dichtholen
der aktiven Part 56 des Tragseils 18 relativ zum Gehäuse des Hydrozylinders 24 angehoben
oder abgesenkt wird, wobei die Absenkbewegung im Wesentlichen durch die vorbeschriebene
unterkompensierende Vorspannung ermöglicht ist. Die Bewegung der Teile ist in Figur
1 durch einen Doppelpfeil 62angedeutet.
[0041] In einer dritten Betriebsart erfolgt die Kompensation des Seegangs während des Anhebens
oder Absenkens der Last L. Für diese Betriebsart wird ebenfalls die Bremse 54 eingerückt
und beide Winden 21, 46 über die Regeleinheit 48 so gesteuert, dass zum einen die
Absenk-/Anhebebewegung mit der vorbestimmten Geschwindigkeit erfolgt und zum anderen
die durch den Seegang verursachten Relativbewegungen der Last L kompensiert werden.
Diese Relativbewegungen sind wiederum durch den Doppelpfeil 62angedeutet.
[0042] Da der Kraftfluss der aktiven Kompensationseinheit 8 und der passiven Kompensationseinrichtung
6 im Bereich des Flaschenzugs parallel läuft und dann in einem gemeinsamen Pfad über
den Hydrozylinder 24 auf die Last L übertragen wird, kann ein Schwingen oder ein Verdrehen
der Last L vermieden werden, wie es beispielsweise bei Lösungen auftreten kann, bei
denen die aktive Kompensationseinheit und die passive Kompensationseinrichtung entlang
von zwei getrennten Kraftwirkungspfaden an der Last L angreifen.
[0043] Ein weiterer Vorteil des beschriebenen Systems besteht darin, dass alle festen Rollen
und alle losen Rollen jeweils im Wesentlichen in der gleichen Ebene liegen, so dass
die dynamischen Belastungen im Flaschenzug 20 minimal sind, da alle Rollen mehr oder
weniger in gleicher Weise belastet sind.
[0044] Die erfindungsgemäße Lösung kann durch Auswechseln des Tragseils 18 und Hinzufügen
der aktiven Part 56 mit den Rollen 42, 44, 40 auf einfache Weise bei bestehenden Lösungen
nachgerüstet werden.
[0045] Bei dem Ausführungsbeispiel werden Winden (Winde 21, Aktivwinde 46) verwendet - prinzipiell
können anstelle derartiger Winden auch andere Aktoren, beispielsweise Linearantriebe
oder dergleichen verwendet werden.
[0046] Das Tragseil kann im Bereich der Umlenkung als Kette oder sonstiges verschleißfestes
Zugmittel ausgeführt sein. Der auf die Winden aufzuwickelnde Abschnitt kann auch aus
hochfestem Kunststoff, bspw. Dyneema
® ausgeführt sein. Der Hub der vorbeschriebenen aktiven Kompensationseinheit 8 entspricht
vorzugsweise lediglich den durch Seegang/Dünung bewirkten Schiffsbewegungen (+ ca.
10m), so dass der Aktivaktor relativ klein ausgelegt werden kann.
[0047] Wie erläutert, ist die Anwendung der Einrichtung nicht auf die Kompensation von durch
Seegang verursachten Bewegungen begrenzt sondern allgemein dort anwendbar, wo aufgrund
äußerer Umstände verursachte Relativbewegungen einer Last kompensiert werden sollen.
Die aktive Kompensationseinheit kann auch als mobile Lösung ausgeführt sein.
[0048] Offenbart ist eine Seegangskompensationseinrichtung bei der eine Last über eine passive
Kompensationseinrichtung und eine aktive Kompensationseinheit abgestützt ist, wobei
ein Flaschenzug einer Hubeinrichtung sowohl der passiven Kompensationseinrichtung
als auch der aktiven Kompensationseinheit zugeordnet ist.
Bezugszeichenliste
[0049]
- 1
- Einrichtung
- 2
- Schwimmkran
- 4
- Meeresboden
- 6
- passive Kompensationseinrichtung
- 8
- aktive Kompensationseinheit
- 10
- Ladekran
- 14
- feste Rolle
- 16
- lose Rolle
- 18
- Tragseil
- 20
- Flaschenzug
- 21
- Winde
- 22
- Rollenblock
- 24
- Hydrozylinder
- 26
- Kolben
- 28
- Druckraum
- 30
- Druckkammer
- 32
- hydropneumatische Speichereinheit
- 34
- Kolbenstange
- 36
- Kolbenstange
- 38
- Konsole
- 40
- lose Rolle
- 42
- feste Rolle
- 44
- feste Rolle
- 46
- Aktivwinde
- 48
- Regeleinheit
- 50
- Sensor
- 52
- Sensor
- 54
- Bremse
- 56
- aktive Part
- 58
- passive Part
- 60
- Bypassventil
- 62
- Doppelpfeil
1. Einrichtung zum Heben, Senken oder Halten einer Last (L) mit einer Kompensationseinrichtung
zum Ausgleich von insbesondere durch Seegang verursachten Relativbewegungen der Last
(L) mit Bezug zu einer Zielposition, wobei die Last (L) von einer Hubeinrichtung in
Richtung zur Zielposition oder von dieser weg bewegbar ist und ortsfeste und lose
Rollen (14, 42, 44; 16, 40) hat, die mit einem Tragseil (18) einen Flaschenzug (20)
bilden, wobei das Tragseil (18) mittels eines Aktors eingeholt oder gefiert werden
kann und wobei der Hubeinrichtung eine passive Kompensationseinrichtung (6) zugeordnet
ist, die das Gewicht der Last (L) zumindest teilweise stützt, wobei eine aktive Kompensationseinheit
(8) vorgesehen ist, die über eine Regeleinheit (48) in Abhängigkeit von einer Relativbewegung
der Last (L) ansteuerbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Tragseil (18) von dem Aktor (21) über die Rollen (14, 42, 44; 16, 40) zu einem
Aktivaktor (46) der aktiven Kompensationseinheit (8) geführt ist, der unabhängig von
dem Aktor (21) ansteuerbar ist.
2. Einrichtung nach Patentanspruch 1, wobei die passive Kompensationseinrichtung (6)
als Aktor eine Winde (21) und die aktive Kompensationseinheit (8) als Aktivaktor eine
Aktivwinde (46) aufweist und wobei einer Rolle (42) eine Bremse (54) zugeordnet ist,
über die das Tragseil (18) festgehalten werden kann, so dass eine passive Part (58)
des Tragseils (18) sich von der Rolle (42) zur Winde (21) und eine aktive Part (56)
des Tragseils (18) von der Rolle (42) zur Aktivwinde (46) erstreckt.
3. Einrichtung nach Patentanspruch 1 oder 2, wobei die Bremse (54) an einer ortsfesten
Rolle (42) angreift.
4. Einrichtung nach einem vorhergehenden Patentanspruch, wobei die passive Kompensationseinrichtung
(6) einen Hydrozylinder (24) hat, dessen Kolben (26) einen in Stützrichtung wirksamen
Druckraum (28) begrenzt, der mit einer Speichereinheit (32) in Wirkverbindung steht,
wobei die Last (L) an einer Kolbenstange (34) des Kolbens (26) angreift.
5. Einrichtung nach Patentanspruch 4, wobei die vom Druck in der Speichereinheit (32)
bestimmte Vorspannung im Druckraum (28) so gewählt ist, dass das Gewicht der Last
(L) bei ausgefahrener Kolbenstange (34) in etwa kompensiert ist.
6. Einrichtung nach Patentanspruch 4 oder 5, wobei der Hydrozylinder (24) als Gleichgangzylinder
ausgeführt ist und die aktive Part (56) an der von der Last (L) entfernten Kolbenstange
(36) angreift.
7. Einrichtung nach Patentanspruch 4, 5 oder 6, wobei die zumindest der passiven Part
(58) zugeordneten losen Rollen (16) an einem den Hydrozylinder (24) tragenden Rollenblock
(22) und die zumindest eine der aktiven Part (56) zugeordnete lose Rolle (40) an einer
Kolbenstange (36) angreift.
8. Einrichtung nach einem vorhergehenden Patentanspruch und mit Sensoren (50, 52) zur
Erfassung der wirksamen Tragseillänge und der Windenkraft und mit einer Regeleinheit
(48) zur Ansteuerung der Aktoren in Abhängigkeit von den erfassten Messwerten.
9. Einrichtung nach einem vorhergehenden Patentanspruch und mit einem Bypassventil (60)
zur Druckentlastung des Druckraums (28).
10. Einrichtung nach einem vorhergehenden Patentanspruch, wobei eine Regeleinheit (48)
ausgelegt ist, die Einrichtung zumindest nach folgenden Betriebsarten zu steuern:
- Anheben oder Absenken der Last (L) durch Ansteuern des Aktors und Anhalten des Aktivaktors,
- Kompensation einer durch Wellengang oder Dünung verursachten Relativbewegung der
Last (L) zu der Zielposition durch Einrücken der Bremse (54) und Ansteuerung des Aktivaktors
und Halten des Aktors und
- Anheben und Absenken der Last (L) und dabei Kompensation einer durch Wellengang
oder Dünung verursachten Relativbewegung der Last (L) zu der Zielposition durch Einrücken
der Bremse (54) und Ansteuern des Aktors und des Aktivaktors.