(19)
(11) EP 3 290 386 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.03.2018  Patentblatt  2018/10

(21) Anmeldenummer: 16186249.5

(22) Anmeldetag:  30.08.2016
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B66C 23/86(2006.01)
E04G 21/04(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD

(71) Anmelder: Putzmeister Engineering GmbH
72631 Aichtal (DE)

(72) Erfinder:
  • Stegmeier, Benjamin
    72829 Engstingen (DE)
  • Zirbs, Roman
    71263 Weil der Stadt (DE)

(74) Vertreter: Glawe, Delfs, Moll 
Partnerschaft mbB von Patent- und Rechtsanwälten Postfach 13 03 91
20103 Hamburg
20103 Hamburg (DE)

   


(54) HYDRAULISCHER DREHWERKSANTRIEB


(57) Die Erfindung betrifft einen Drehwerksantrieb (14) insbesondere für den Verteilermast (2) einer mobilen Betonpumpe (1) sowie eine Betonpumpe (1) mit schwenkbarem Verteilermast (2).
Der Drehwerksantrieb (14) mit einem Hydraulikmotor (15) und einer Reibbremse (16) zum Festsetzen des Drehwerksantriebs (14) bei Inaktivität des Hydraulikmotors (15) weist eine Funktionseinheit (25) auf, mit der im Falle eines Durchrutschens der Reibbremse (16) der von dem inaktiv geschalteten Hydraulikmotor (15) durch die Funktionseinheit (25) geförderte Hydraulikölstrom auf einen vorgegebenen Volumenstrom begrenzt wird.
Bei der mobilen Betonpumpe (1) mit einem gegenüber einem Unterbau (3) über ein Drehwerk (10) in Azimutrichtung schwenkbaren Verteilermast (2) umfasst das Drehwerk (10) einen erfindungsgemäßen Drehwerksantrieb (14).




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft einen Drehwerksantrieb insbesondere für den Verteilermast einer mobilen Betonpumpe sowie eine Betonpumpe mit schwenkbarem Verteilermast.

[0002] Arbeitsmaschinen mit einem auf einem Unterbau montierten Ausleger verfügen in der Regel über Antriebe und Aktuatoren zur Bewegung des Auslegers. Ein Beispiel für eine Arbeitsmaschine mit entsprechendem Ausleger sind mobile Betonpumpen, bei denen ein Ausleger mit einer daran entlanggeführten Förderleitung vorgesehen ist, durch die fließfähiger Beton gepumpt werden kann.

[0003] Für eine Schwenkbewegung des Auslegers gegenüber dem Unterbau der Arbeitsmaschine ist regelmäßig ein Drehantrieb vorgesehen, wobei es sich häufig um einen hydraulischen Drehantrieb handelt.

[0004] Ein hydraulischer Drehantrieb umfasst einen Hydraulikmotor, der bei entsprechend gesteuerter Versorgung mit druckbeaufschlagtem Hydrauliköl hydraulische Energie in eine Drehbewegung umwandeln kann, die - ggf. über ein Getriebe - in die gewünschte Schwenkbewegung umgesetzt wird. Da ein entsprechender Hydraulikmotor in Ruhe grundsätzlich druckfrei geschaltet wird und somit praktisch keine Bremswirkung entfaltet, mit der der Ausleger in einer gewünschten Position gesichert werden könnte, umfasst der hydraulische Antrieb zur Sicherung des Drehantriebs in Ruhe weiterhin eine Reibbremse, mit der der Drehantrieb in seiner jeweiligen Position festgesetzt werden kann.

[0005] In bestimmten außergewöhnlichen Betriebszuständen der Arbeitsmaschine oder durch äußere Einwirkung auf den Ausleger, bspw. durch Wind, kann es jedoch vorkommen, dass die Reibbremse beginnt durchzurutschen. Dabei wird die grundsätzlich zur Sicherung des Auslegers in einer Position genutzte Haftreibung zwischen den Komponenten der Reibbremse überwunden und die Komponenten der Reibbremse beginnen gegeneinander zu gleiten. Sobald das Gleiten einsetzt reduziert sich die Bremswirkung der Reibbremse auf die Gleitreibung, die im Allgemeinen geringer ist als die Haftreibung. In der Folge bewegt sich der Ausleger beim Durchrutschen der Reibbremse unkontrolliert, woraus erhebliche Risiken für die Arbeitsmaschine und in der Nähe befindliche Menschen resultieren.

[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Drehwerksantrieb sowie eine Betonpumpe mit schwenkbarem Verteilermast zu schaffen, bei dem die genannten Risiken reduziert sind.

[0007] Gelöst wird diese Aufgabe durch einen Drehwerksantrieb gemäß dem Hauptanspruch sowie eine Betonpumpe gemäß dem nebengeordneten Anspruch 9. Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.

[0008] Demnach betrifft die Erfindung einen Drehwerksantrieb, insbesondere für den Verteilermast mobiler Betonpumpen, mit einem Hydraulikmotor und einer Reibbremse zum Festsetzen des Drehwerksantriebs bei Inaktivität des Hydraulikmotors, wobei der Drehwerksantrieb weiterhin eine Funktionseinheit aufweist, mit der im Falle eines Durchrutschens der Reibbremse der von dem inaktiv geschalteten Hydraulikmotor durch die Funktionseinheit geförderte Hydraulikölstrom auf einen vorgegebenen Volumenstrom begrenzt wird.

[0009] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Betonpumpe mit einem gegenüber einem Unterbau über ein Drehwerk in Azimutrichtung schwenkbaren Verteilermast, wobei das Drehwerk einen erfindungsgemäßen Drehwerksantrieb umfasst.

[0010] Zunächst werden einige in Zusammenhang mit der Erfindung verwendete Begriff erläutert.

[0011] Als "mobile Betonpumpen mit Verteilermast" werden alle auf einem Lastkraftwagen oder vergleichbare Fahrzeuge aufgebaute Maschinen zum Fördern von fließfähigem Beton durch Förderleitungen bezeichnet, bei denen die Förderleitungen wenigstens teilweise an einem Verteilermast geführt sind. Insbesondere handelt es sich bei mobilen Betonpumpen mit Verteilermast also um Autobetonpumpen und Fahrmischer mit Verteilmast (PUMI).

[0012] Als "Verteilermast" ist eine kraftbetriebene, schwenkbare Vorrichtung bestehend aus einem oder mehreren ausfahr- oder ausklappbaren Teilen mit einer Förderleitung zur Durchleitung von fließfähigem Beton bezeichnet. Der Verteilermast ist dabei auf einem "Unterbau" befestigt, der die Stützkonstruktion für den Verteilermast bildet. Um den Verteilermast gegenüber dem Unterbau in Azimutrichtung zu verschwenken, ist ein "Drehwerk" vorgesehen, mit dem der Verteilermast gegenüber dem Unterbau bspw. um +/- 360° geschwenkt werden kann. In der Regel umfasst das Drehwerk ein mit dem Verteilermast verbundenes, als "Drehkranz" bezeichnetes verzahntes Drehlager, in dessen Verzahnung ein mit dem Unterbau verbundener Drehwerksantrieb eingreift. Als "Überlastfall" ist nachfolgend ein außerordentlicher Betriebszustand bezeichnet, bei dem Belastungen auf den Verteilermast einwirken, welche nicht vollständig durch die Reibbremse aufgenommen werden können, so dass es zu einer unerwünschten Bewegung des Verteilermastes kommt. Die zu einem Überlastfall führenden Belastungen können insbesondere aus auf den Verteilermast wirkenden Windkräften resultieren.

[0013] Ein Hydraulikmotor ist "inaktiv" bzw. "inaktiv geschaltet", wenn zwischen den Motoranschlüssen für das Hydrauliköl keine, eine Drehbewegung des Hydraulikmotors bewirkende Druckdifferenz anliegt. Wird bei einem inaktiven Hydraulikmotor die Welle des Motors gedreht, wirkt der Hydraulikmotor in der Folge unmittelbar als Pumpe. Im Gegensatz dazu ist ein Hydraulikmotor "aktiv" bzw. "aktiv geschaltet", wenn aus einer Druckdifferenz resultierende hydraulische Energie in mechanische Energie in Form einer Drehbewegung umgewandelt wird. Die Drehrichtung des Hydraulikmotors kann dabei über die Richtung des anliegenden Druckgefälles gewählt werden.

[0014] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass bei einer, aus einem Überlastfall resultierende Bewegung des Verteilermasts um die Achse des Drehwerks der inaktiv geschaltete Hydraulikmotor des Drehwerksantriebs zwingend mitrotiert, womit der Hydraulikmotor dann als Pumpe Hydrauliköl fördert.

[0015] Indem erfindungsgemäß vorgesehen ist, den Volumenstrom des durch den Hydraulikmotor im Überlastfall geförderten Hydrauliköls durch eine zusätzliche Funktionseinheit zu begrenzen, kann durch den Hydraulikmotor im Drehwerksantrieb ein zusätzliches Bremsmoment erzeugt werden, welches die aufgrund der Gleitreibung gegenüber der Haftreibung reduzierten Bremswirkung der durchrutschenden Reibbremse unterstützt. Durch die Drosselung dieses Hydraulikölstroms lässt sich die maximale Rotationsgeschwindigkeit des Hydraulikmotors im Überlastfall festlegen, wodurch in der Folge auch die aus dem Stand der Technik unkontrollierte Bewegung eines Auslegers im Überlastfall zumindest hinsichtlich der Geschwindigkeit der Drehbewegung begrenzt werden kann. Auch wird in den meisten Fällen durch das vom Hydraulikmotor aufgebrachte zusätzliche Bremsmoment die Rotationsbewegung derart abgebremst, dass die Reibbremse nach Auftreten eines Überlastfalls wieder in den Zustand der Haftreibung überführt werden kann und der Verteilermast so gestoppt wird. Ist der Verteilermast gestoppt, rotiert in der Folge zwar der Hydraulikmotor nicht mehr und kann somit auch kein Bremsmoment mehr aufbringen; dies ist jedoch unerheblich, da in diesem Fall die Reibbremse wieder im Zustand der Haftreibung ist und zur Sicherung der Position des Verteilermasts dann kein zusätzliches Bremsmoment durch den Hydraulikmotor erforderlich ist.

[0016] Es ist bevorzugt, wenn das von dem inaktiv geschalteten Hydraulikmotor im Überlastfall geförderte Hydrauliköl in einen Tank gefördert wird, wobei die Funktionseinheit dann im Strömungskanal zwischen Hydraulikmotor und Tank angeordnet ist. Dabei weist der Drehwerksantrieb vorzugsweise eine Nachsaugfunktion auf, über die eine ausreichende Versorgung des Hydraulikmotors mit Hydrauliköl sichergestellt ist und ein Leerlaufen des Hydraulikmotors verhindert wird.

[0017] Insbesondere wenn das von dem inaktiv geschalteten Hydraulikmotor geförderte Hydrauliköl in einen Tank gefördert wird, ist bevorzugt, wenn die Funktionseinheit eine steuerbare Sperreinrichtung umfasst, mit der ein Durchfluss von Hydrauliköl durch die Funktionseinheit wahlweise unterbunden werden kann. Durch eine geeignet gesteuerte Sperrung des Durchflusses durch die Funktionseinheit kann sichergestellt werden, dass der Hydraulikmotor bei aktiver Ansteuerung auf bekannte Art und Weise als Antrieb verwendet werden kann, ohne dass dabei Hydrauliköl durch die Funktionseinheit in den Tank abfließt. In anderen Worten soll im Falle eines aktiven geschalteten Hydraulikmotors der Durchfluss von Hydrauliköl durch die Funktionseinheit unterbunden werden, während im Falle der Inaktivität das Hydrauliköl durch die Funktionseinheit fließen kann.

[0018] Zur Begrenzung des durch die Funktionseinheit geförderten Hydraulikölstroms kann die Funktionseinheit ein Stromventil umfassen. Das Stromventil kann einen konstanten unveränderbaren Querschnitt aufweisen, der allein durch die Konstruktion des Ventils festgelegt ist. Es ist aber auch möglich, dass der Querschnitt des Stromventils einstellbar ist. Ist eine manuelle Einstellbarkeit vorgesehen, kann der Querschnitt des Ventils insbesondere vor der ersten Inbetriebnahme und/oder nachfolgenden Wartungen eingestellt werden, bleibt während des Betriebs des Drehwerksantriebs aber konstant. Ist der Querschnitt des Stromventils aktiv steuerbar, kann der Querschnitt und somit der vorgegebene Volumenstroms während des Betriebs des Drehwerksantriebs planvoll verändert werden. Das Stromventil kann ein Drosselventil oder ein Blendenventil sein.

[0019] Alternativ oder zusätzlich zu einem Stromventil kann die Funktionseinheit auch ein gesteuertes Proportionalventil zur Begrenzung des Volumenstroms umfassen. Mit einem entsprechenden Proportionalventil kann der vorgegebene Volumenstrom während des Betriebs des Drehwerksantriebs planvoll verändert werden, bspw. in Abhängigkeit von im Bereich der Funktionseinheit herrschenden Drücken.

[0020] Die Sperreinrichtung, das Stromventil und/oder das Proportionalventil der Funktionseinheit sind bevorzugt hydraulisch über Steuerleitungen oder elektrisch ansteuerbar. Vorzugsweise sind Steuerleitungen und/oder eine Steuerungseinrichtung vorgesehen, die zur vorstehend beschriebenen Ansteuerung der einzelnen Komponenten ausgebildet sind.

[0021] Zur Erläuterung der erfindungsgemäßen mobilen Betonpumpe wird auf die vorstehenden Ausführungen verwiesen.

[0022] Die Erfindung wird nun anhand von vorteilhaften Ausführungsformen unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen beispielhaft beschrieben. Es zeigen:
Figur 1:
eine schematische Darstellung eines ersten Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen mobilen Betonpumpen mit Verteilermast umfassend ein Drehwerk mit erfindungsgemäßem Drehwerksantrieb;
Figur 2:
einen Schaltplan einer ersten Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Drehwerksantriebs aus Figur 1;
Figur 3:
einen Schaltplan einer zweiten Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Drehwerksantriebs aus Figur 1;
Figur 4a,b:
Schaltpläne dritter Ausführungsvarianten des erfindungsgemäßen Drehwerksantriebs aus Figur 1; und
Figur 5a,b:
Schaltpläne vierter Ausführungsvarianten des erfindungsgemäßen Drehwerksantriebs aus Figur 1.


[0023] Bei der in Figur 1 dargestellten mobilen Betonpumpe 1 mit Verteilermast 2 handelt es sich um eine Autobetonpumpe, bei dem der Verteilermast 2 auf einem fahrbaren Unterbau 3 befestigt ist. Der Verteilermast 2 umfasst mehrere, durch Hydraulikzylinder 4 ausklappbare Teile 5, in denen eine (nur teilweise dargestellte) Förderleitung 6 für fließfähigen Beton geführt ist. Mit Hilfe einer am Unterbau 3 angeordneten Betonpumpe 7 kann fließfähiger Beton vom Aufgabetrichter 8 durch die Förderleitung 6 mit zum freien offenen Ende 9 der Förderleitung 6 gefördert werden.

[0024] Zum Verschwenken des Verteilermastes 2 gegenüber dem Unterbau 3 in Azimutrichtung ist ein Drehwerk 10 vorgesehen, welches in Figur 1 auch als isolierte Detaildarstellung gezeigt ist.

[0025] Mit dem Drehwerk 10 lässt sich der Verteilermast 2 gegenüber dem Unterbau 3 beliebig um +/- 360° verschwenken. Dazu umfasst das Drehwerk 10 einen Drehlager 11, welches im eingebauten Zustand zwischen Verteilermast 2 und Unterbau 3 angeordnet ist. Der Teil des Drehlagers 11, der mit dem Verteilermast 2 verbunden ist, weist eine Außenverzahnung 12 auf, in dem ein Antriebsritzel 13 eines Drehwerksantriebs 14 eingreift. Wie nachfolgend noch näher ausgeführt, wird der Drehwerksantrieb 14 hydraulisch betrieben. Die Förderleitung 6 kann mittig durch das Drehlager 11 geführt sein (nicht dargestellt).

[0026] In Figur 2 ist der Schaltplan einer ersten erfindungsgemäßen Ausführungsvariante des Drehwerksantriebs 14 aus Figur 1 dargestellt.

[0027] Der Drehwerksantrieb 14 umfasst einen Hydraulikmotor 15 und eine hydraulisch angesteuerte Reibbremse 16, die ihre Bremswirkung auf den Drehwerksantrieb 14 immer dann entfaltet, wenn sie druckentlastet ist. Nicht dargestellt ist ein evtl. zwischen dem Hydraulikmotor 15 und dem Antriebsritzel 13 des Drehwerksantriebs 14 (vgl. Figur 1) vorgesehenes Getriebe.

[0028] Die Steuerung der Drehbewegung des Drehwerksantriebs 14 erfolgt über ein 4/3-Wegeventil 17 mit Schwimm-Mittelstellung. Das 4/3-Wegeventil 17 verfügt standardmäßig über einen Druckanschluss P, einen Tankanschluss T und zwei Arbeitsanschlüsse A, B. Je nach Stellung des Wegeventils 17 sind die Arbeitsanschlüsse A, B druckentlastet, zum ggf. erforderlichen Nachsaugen von Hydrauliköl aber mit dem Trankanschluss T verbunden (vgl. in Figur 2 gezeigte Mittelstellung), oder zwischen den Arbeitsanschlüssen besteht eine Druckdifferenz im Wesentlichen entsprechend der Druckdifferenz zwischen Druckanschluss P und Tankanschluss T . Mit der durch das Ventil 17 ermöglichten Wählbarkeit, an welchem Arbeitsanschluss A, B der höhere Druck anliegt, lässt sich die Drehrichtung des Hydraulikmotors 15 einstellen.

[0029] Zwischen dem 4/3-Wegeventil 17 und dem Hydraulikmotor 15 ist eine Ventileinheit 18 vorgesehen. Die Ventileinheit 18 umfasst eine an sich bekannte Anordnung aus Rückschlagventilen 19 und Überlastventilen 20 zur Vermeidung von Überdrücken am Hydraulikmotor 15. Auf der dem 4/3-Wegeventil 17 zugewandten Seite der Ventileinheit 18 ist weiterhin ein Wechselventil 21 vorgesehen, dass zwischen den von den Arbeitsauslässen A, B kommenden Leitungen angeordnet ist und über das überschüssiges Hydrauliköl bei Inaktivität des Hydraulikmotors 15 frei in einen Hydrauliköltank 22 abfließen kann. Der Hydrauliköltank 22 kann dabei selbstverständlich der Tank sein, der mit dem Tankanschluss T des 4/3-Wegeventils 17 verbunden ist.

[0030] Um zu vermeiden, dass Hydrauliköl bei Aktivschaltung des Hydraulikmotors 15 - auf einem der Arbeitsauslässe A, B des 4/3-Wegeventils 17 liegt also der durch den Druckanschluss P zugeführte Betriebsdruck an -in den Hydrauliköltank 22 strömt, ist zwischen Wechselventil 21 und Hydrauliköltank 22 ein 3/2-Wegeventil 23 mit Steuerleitung 23' vorgesehen. Liegt Betriebsdruck an einem der beiden Arbeitsausgänge A, B des 4/3-Wegeventils 17 an, liegt dieser Druck auch in der Leitung zwischen Wechselventil 21 und 3/2-Wegeventil 23 und somit in der Steuerleitung 23' an. Durch den Druck in der Steuerleitung 23' wird das 3/2-Wegeventil 23 verstellt, sodass ein Abfließen von Hydrauliköl über das 3/2-Wegeventil 23 verhindert wird.

[0031] Gleichzeitig wird der am 3/2-Wegeventil 23 anliegende Druck an die Reibbremse 16 weitergegeben, die dadurch gelöst wird. Sobald also Betriebsdruck an einem der beiden Arbeitsauslässe A, B des 4/3-Wegeventils 17 anliegt, wird nicht nur der Hydraulikmotor 15 mit einer für den Betrieb erforderlichen Druckdifferenz beaufschlagt, sondern es wird gleichzeitig auch die Reibbremse 16 gelöst, sodass sich der Hydraulikmotor 15 auch tatsächlich drehen kann.

[0032] Sobald das 4/3-Wegeventil 17 wieder in die Schwimm-Mittelstellung bewegt wird, liegt an dessen Arbeitsausgängen A, B kein Betriebsdruck mehr an. Der Hydraulikmotor 15 wird also inaktiv geschaltet. Gleichzeitig lässt auch der Druck in der von dem 3/2-Wegeventil 23 ausgehenden Leitung nach, wodurch zum einen die Reibbremse 16 anzieht, zum anderen das 3/2-Wegeventil 23 die Leitung zum Hydrauliköltank 22 wieder öffnet.

[0033] Erfindungsgemäß ist auf der dem Hydraulikmotor 15 zugewandten Seite der Ventileinheit 18 ein zweites, der Funktionseinheit 25 zugeordnetes Wechselventil 24 vorgesehen, welches zwischen den beiden Zuleitungen zum Hydraulikmotor 15 angeordnet ist und über das Hydrauliköl zur Funktionseinheit 25 und von dort aus in den Hydrauliköltank 22 gelangen kann.

[0034] Die Funktionseinheit 25 umfasst eine als Drosselventil mit unveränderlichem Querschnitt ausgebildetes Stromventil 26 zur Begrenzung des Volumenstroms durch die Funktionseinheit 25 und eine über eine Steuerleitung 27` steuerbare Sperreinrichtung 27, damit ein Durchfluss von Hydrauliköl durch die Funktionseinheit 25 wahlweise unterbunden werden kann. Die Steuerleitung 27' ist dabei mit der Zuleitung zur Reibbremse 16 verbunden, sodass die Sperreinrichtung 27 in dem Fall, in dem die Reibbremse 16 aufgrund von einer aktiven Schaltung des Hydraulikmotors 15 gelöst ist, den Durchfluss von durch die Funktionseinheit 25 unterbindet, im Fall einer angezogenen Reibbremse 16 jedoch zulässt.

[0035] In dem die Funktionseinheit 25 bei aktiver Schaltung des Hydraulikmotors 15 sperrt, wird die Funktionsweise des Drehwerksantriebs 14 beim aktiven Drehen des Verteilermasts 2 gegenüber dem Unterbau 3 (vgl. Figur 1) nicht beeinträchtigt. Allerdings wird durch die Funktionseinheit 25 das Verhalten des Drehwerksantriebs 14 im Überlastfall - also bei inaktivem Hydraulikmotor 15 und Durchrutschen der Reibbremse 16 - deutlich verbessert.

[0036] Im Falle des Durchrutschens der Reibbremse 16 wird der Hydraulikmotor 15 in Rotation versetzt. Der Hydraulikmotor 15 wirkt dann als Pumpe für das Hydrauliköl und fördert das Hydrauliköl über das zweite Wechselventil 24 durch die Funktionseinheit 25, deren Sperrvorrichtung 27 in diesem Fall wie beschrieben geöffnet ist, in den Hydrauliköltank 22. Aufgrund des Stromventils 26 wird der von dem Hydraulikmotor 15 geförderte Volumenstrom jedoch begrenzt, wodurch sich an dem Hydraulikmotor 15 ein zusätzliches Bremsmoment ergibt, welches der unerwünschten Bewegung des Drehwerks im Überlastfall entgegenwirkt. Das beschriebene Bremsmoment ist dabei insbesondere Abhängig von der Drosselwirkung des Stromventils 26.

[0037] Fördert der Hydraulikmotor 15 wie beschrieben Hydrauliköl durch die Funktionseinheit 25 in den Hydrauliköltank, wird gleichzeitig Hydrauliköl über den Tankanschluss T des 4/3-Wegeventils 17 nachgesaugt, sodass das die Hydraulikleitungen des Drehwerksantriebs durchgehend mit Hydrauliköl gefüllt sind.

[0038] In den Figuren 3, 4a, b und 5a, b sind Varianten zu der in Figur 2 dargestellten ersten Ausführungsvariante des Drehwerksantriebs 14 gezeigt. Im Folgenden wird dabei lediglich auf die Unterschiede zu der Ausführungsvariante gemäß Figur 2 eingegangen und im Übrigen auf die vorstehenden Erläuterungen zu Figur 2 verwiesen. In den Figuren 3, 4a, b und 5a, b wurde weiterhin auf die Darstellung des 4/3-Wegeventil 17 mit Schwimm-Mittelstellung verzichtet und lediglich dessen Arbeitsauslässen A, B angedeutet.

[0039] Bei der zweiten Ausführungsvariante eines erfindungsgemäßen Drehwerksantriebs 14 gemäß Figur 3, ist das Stromventil 26 zur Begrenzung des Volumenstroms durch die Funktionseinheit 25 als Drosselventil mit manuell einstellbarem Querschnitt ausgestaltet. Der Querschnitt des Stromventils 26 kann somit bspw. vor der ersten Inbetriebnahme und bei Wartungen des Drehantriebs 14 überprüft und ggf. neu eingestellt werden.

[0040] Bei den Ausführungsvarianten gemäß Figuren 4a, b erfolgt die Ansteuerung des 3/2-Wegeventil 23 (vgl. Figur 4a) oder des 3/2-Wegeventil 23 sowie der Sperreinrichtung 27 der Funktionseinheit 25 (vgl. Figur 4b) anstelle von Steuerleitungen 23', 27' (vgl. Figur 2) elektromagnetisch. Die Ansteuerung erfolgt dabei aufgrund von elektrischen Impulsen, die von einer nicht dargestellten Steuerungseinheit erzeugt werden. Durch eine elektromagnetische Ansteuerung des 3/2-Wegeventil 23 und/oder der Sperreinrichtung 27 der Funktionseinheit 25 ist es möglich, die entsprechenden Komponenten im Vergleich zu der direkten Ansteuerung über Steuerleitungen 23`, 27' (vgl. Figur 2) bei Bedarf leicht zeitverzögert anzusteuern. Dadurch ist es bspw. möglich, die Reibbremse 16 erst zu lösen, wenn der Hydraulikmotor 15 bereits ein gewisses Antriebsdrehmoment aufbringt.

[0041] Bei den Ausführungsvarianten gemäß Figuren 5a, b ist anstelle eines Stromventils 26 (vgl. Figuren 2, 3a, b, 4a, b) ein Proportionalventil 28 vorgesehen, mit dem der Volumenstrom durch die Funktionseinheit 25 im laufenden Betrieb gesteuert oder geregelt werden kann. Die Ansteuerung des Proportionalventils 28 kann über die Steuerleitung 28' unmittelbar in Abhängigkeit des in der Leitung zwischen dem zweiten Wechselventil 24 und der Funktionseinheit 25 erfolgen (vgl. Figur 5a). Es ist aber auch möglich, dass das Proportionalventil 28 elektromagnetisch von einer nicht dargestellten Steuerungseinheit angesteuert wird (vgl. Figur 5b).


Ansprüche

1. Drehwerksantrieb (14), insbesondere für den Verteilermast (2) mobiler Betonpumpen (1), mit einem Hydraulikmotor (15) und einer Reibbremse (16) zum Festsetzen des Drehwerksantriebs (14) bei Inaktivität des Hydraulikmotors (15), dadurch gekennzeichnet, dass
der Drehwerksantrieb (14) eine Funktionseinheit (25) aufweist, mit der im Falle eines Durchrutschens der Reibbremse (16) der von dem inaktiv geschalteten Hydraulikmotor (15) durch die Funktionseinheit (25) geförderte Hydraulikölstrom auf einen vorgegebenen Volumenstrom begrenzt wird.
 
2. Drehwerksantrieb nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das von dem inaktiv geschalteten Hydraulikmotor (15) im Überlastfall geförderte Hydrauliköl in einen Hydrauliköltank (22) gefördert wird, wobei die Funktionseinheit (25) im Strömungskanal zwischen Hydraulikmotor (15) und Hydrauliköltank (22) angeordnet ist.
 
3. Drehwerksantrieb nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Funktionseinheit (25) eine steuerbare Sperreinrichtung (27) umfasst, mit der ein Durchfluss von Hydrauliköl durch die Funktionseinheit (25) wahlweise unterbunden werden kann.
 
4. Drehwerksantrieb nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Funktionseinheit (25) ein Stromventil (26) zur Begrenzung des durch die Funktionseinheit (25) geförderten Hydraulikölstroms umfasst.
 
5. Drehwerksantrieb nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Stromventil (26) einen konstanten unveränderbaren Querschnitt, einen, vorzugsweise manuell, einstellbaren Querschnitt oder einen aktiv steuerbaren Querschnitt aufweist.
 
6. Drehwerksantrieb nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Stromventil (26) ein Drosselventil oder ein Blendenventil ist.
 
7. Drehwerksantrieb nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Funktionseinheit (25) ein gesteuertes Proportionalventil (28) zur Begrenzung des durch die Funktionseinheit (25) geförderten Hydraulikölstroms umfasst.
 
8. Drehwerksantrieb nach einem der Ansprüche 3 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Sperreinrichtung (27), das Stromventil (26) und/oder das Proportionalventil (28) der Funktionseinheit (25) hydraulisch über Steuerleitungen (27`, 28') oder elektromagnetisch ansteuerbar sind.
 
9. Mobile Betonpumpe (1) mit einem gegenüber einem Unterbau (3) über ein Drehwerk (10) in Azimutrichtung schwenkbaren Verteilermast (2),
dadurch gekennzeichnet, dass
das Drehwerk (10) einen Drehwerksantrieb (14) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8 umfasst.
 




Zeichnung

























Recherchenbericht









Recherchenbericht