[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Abgasrückführungseinrichtung
für eine Verbrennungskraftmaschine für ein Kraftfahrzeug. Das Verfahren ist insbesondere
für eine Diagnose und Korrektur einer Bauteilversottung der Abgasrückführungseinrichtung
geeignet.
[0002] Es ist bekannt, von Verbrennungskraftmaschinen emittiertes Abgas zur Reduktion von
Stickoxidemissionen rückzuführen. Das bedeutet, dass ein Teil des Abgases über eine
Abgasrückführungseinrichtung erneut den Brennräumen der Verbrennungskraftmaschine
zugeführt wird. Dabei ist es ebenfalls bekannt, das rückgeführte Abgas zu kühlen.
Dies ermöglicht insbesondere eine dichtere Beladung der Verbrennungskraftmaschine
und erhöht die Leistung bzw. reduziert den durch die Abgasrückführung erzeugten Leistungsverlust.
Zum Zweck der Kühlung werden üblicherweise Kühlvorrichtungen in die Abgasrückführungseinrichtung
integriert. Es kommt allerdings regelmäßig vor, dass die Abgasrückführungseinrichtung
und insbesondere die Kühlvorrichtungen darin versotten. Dabei meint versotten, dass
Ablagerungen aus dem Abgas in der Abgasrückführungseinrichtung oder in der Kühlvorrichtung
gebildet werden. Die Kühlvorrichtung oder die Abgasrückführungseinrichtung können
dadurch sogar verstopfen. Durch eine daraus resultierende Reduzierung des Querschnitts
kann ein Massenstrom an rückgeführtem Abgas ungewollt und unkontrolliert reduziert
werden. Dies kann den Effekt der Abgasrückführung reduzieren und/oder zu weiteren
Leistungsverlusten führen. Die gewünschte Reduktion von Stickoxidemissionen findet
ebenfalls nicht mehr statt. Um solche Effekte zu erkennen, sollte eine Versottung
einer Abgasrückführungseinrichtung und insbesondere eine Versottung von Kühlvorrichtungen
in Abgasrückführungseinrichtungen erkannt werden. Insbesondere aufgrund gesetzlicher
Vorgaben ist eine Diagnose einer derartigen Reduzierung des rückgeführten Massenstroms
vorteilhaft.
[0003] Hiervon ausgehend ist es Aufgabe der hier vorliegenden Erfindung, die im Zusammenhang
mit dem Stand der Technik geschilderten technischen Probleme zu lösen bzw. zumindest
zu lindern. Es soll insbesondere ein Verfahren zum Betrieb einer Abgasrückführungseinrichtung
vorgestellt werden, mit dem besonders gut eine Versottung innerhalb der Abgasrückführungseinrichtung
diagnostiziert und ausgeglichen werden kann.
[0004] Diese Aufgaben werden gelöst mit einem Verfahren gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs
1. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind in den abhängig formulierten
Patentansprüchen angegeben. Die in den Patentansprüchen einzeln aufgeführten Merkmale
sind in beliebiger, technologisch sinnvoller Weise miteinander kombinierbar und können
durch erläuternde Sachverhalte aus der Beschreibung ergänzt werden, wobei weitere
Ausführungsvarianten der Erfindung aufgezeigt werden.
[0005] Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zum Betrieb einer Abgasrückführungseinrichtung
für eine Verbrennungskraftmaschine für ein Kraftfahrzeug vorgestellt, wobei die Abgasrückführungseinrichtung
zumindest einen Abgaskühler und eine Bypassleitung sowie ein Bypassventil aufweist,
wobei das Bypassventil dazu eingerichtet ist, eine Abgasströmung zumindest teilweise
durch den Abgaskühler oder durch die Bypassleitung zu lenken, und wobei das Verfahren
zumindest die folgenden Schritte umfasst:
- a) Ermitteln eines aktuellen Strömungswiderstandes des Abgaskühlers,
- b) Ermitteln eines ersten Quotienten aus dem in Schritt a) ermittelten aktuellen Strömungswiderstand
des Abgaskühlers und einem Referenzströmungswiderstand des Abgaskühlers,
- c) Ermitteln eines aktuellen Strömungswiderstandes der Bypassleitung,
- d) Ermitteln eines zweiten Quotienten aus dem in Schritt c) ermittelten aktuellen
Strömungswiderstand der Bypassleitung und einem Referenzströmungswiderstand der Bypassleitung,
und
- e) Auslösen einer Fehlermeldung, wenn mindestens einer der folgenden Parameter einen
Grenzwert erreicht:
- der erste Quotient,
- der zweite Quotient, oder
- ein aus dem ersten Quotienten und dem zweiten Quotienten berechneter Parameter.
[0006] Die Verbrennungskraftmaschine kann insbesondere für ein Kraftfahrzeug geeignet sein.
Die Verbrennungskraftmaschine weist vorzugsweise Brennräume auf, in denen Kraftstoff
mit Luft verbrannt werden kann. Nach der Verbrennung kann Abgas über eine Abgasanlage
abgeführt werden. Die Abgasanlage weist vorzugsweise mindestens eine Abgasbehandlungskomponente
auf, z. B. einen Katalysator und/oder einen Partikelfilter zur Abgasreinigung. Die
Abgasrückführungseinrichtung verbindet eine Abgasanlage der Verbrennungskraftmaschine
mit einer Ansaugleitung der Verbrennungskraftmaschine und ist dazu eingerichtet, Abgas
zielgerichtet zur Ansaugleitung der Verbrennungskraftmaschine rückzuführen
[0007] Die Abgasbehandlungseinrichtung weist bevorzugt einen Abgasturbolader auf. Ein Turbolader
hat üblicherweise eine Turbine, die mit einer Abgasströmung in der Abgasbehandlungseinrichtung
angetrieben wird. Mit dieser Turbine wird ein Verdichter in dem Ansaugbereich angetrieben.
Diese Turbine verdichtet die der Verbrennungskraftmaschine zugeführte Luft. In dem
Fall kann man unterscheiden zwischen Hochdruckabgasrückführung und Niederdruckabgasrückführung.
Bei der Hochdruckabgasrückführung wird üblicherweise das Abgas stromaufwärts des Turboladers
abgezweigt und im Ansaugbereich stromabwärts des Turboladers der verdichteten Luft
zugeführt. Bei der Niederdruckabgasrückführung wird Abgas stromabwärts des Turboladers
abgezweigt und stromaufwärts des Turboladers der noch nicht verdichteten Luft zugeführt.
Es sind auch Mischformen und Kombinationen von Hochdruckabgasrückführung und Niederdruckabgasrückführung
bekannt. Bei solchen Mischformen ist die Abgasrückführungseinrichtung verzweigt und
kann ggf. wahlweise stromaufwärts und/oder stromabwärts des Turboladers mit der Ansaugleitung
bzw. der Abgasbehandlungseinrichtung verbunden werden. Das hier beschriebene Verfahren
findet vorzugsweise bei einer Hochdruckabgasrückführung Anwendung, es kann aber auch
für eine Niederdruckabgasrückführung oder eine Mischform eingesetzt werden.
[0008] Zur besonders effizienten Beladung der Verbrennungskraftmaschine mit Luft wird vorzugsweise
das rückgeführte Abgas über einen Abgaskühler gekühlt. Zur Regulierung des Ausmaßes,
mit dem gekühlt wird, existiert bevorzugt auch eine Bypassleitung. Vorzugsweise kann
das über die Abgasrückführungseinrichtung rückgeführte Abgas den Abgaskühler und parallel
die Bypassleitung durchströmen, wobei nur in dem Abgaskühler eine Kühlwirkung eintritt
und das rückgeführte Abgas die Bypassleitung ungekühlt passiert. Die Aufteilung der
Strömung auf den Abgaskühler und die Bypassleitung kann über das Bypassventil geregelt
werden. Dabei kann das Bypassventil bevorzugt stufenlos eingestellt werden, so dass
jede Verteilung der Abgasströmung auf den Abgaskühler und die Bypassleitung möglich
ist. Alternativ ist es bevorzugt, dass das Bypassventil nur genau zwei Stellungen
hat: eine erste Stellung, in der die gesamte Abgasströmung durch den Abgaskühler geleitet
wird und eine zweite Stellung, in der die gesamte Abgasströmung durch die Bypassleitung
geleitet wird. Die Bezeichnung "parallele Durchströmung" ist hier insbesondere zeitlich
zu verstehen. Der Abgaskühler und die Bypassleitung sind insbesondere gleichzeitig
durchströmbar.
[0009] Die Schritte a) bis e) werden bevorzugt, aber nicht notwendigerweise, in der angegebenen
Reihenfolge durchlaufen. In Schritt a) erfolgt das Ermitteln des aktuellen Strömungswiderstands
des Abgaskühlers vorzugsweise durch Vergleich von an zumindest zwei verschiedenen
Punkten des Abgaskühlers (vorzugsweise insbesondere einem am Anfang und einem am Ende
des Abgaskühlers) aufgenommenen Messwerten. Bei den Messwerten kann es sich bspw.
um Druckmesswerte, Massenstrommesswerte oder ähnliche Messwerte handeln. Aus diesen
Messwerten wird vorzugsweise über ein mathematisches Modell ein Wert für den aktuellen
Strömungswiderstand berechnet. Für Schritt c) gilt Entsprechendes für den aktuellen
Strömungswiderstand der Bypassleitung, der vorzugsweise ermittelt wird durch Vergleich
von an zumindest zwei verschiedenen Punkten der Bypassleitung (vorzugsweise insbesondere
einem am Anfang und einem am Ende der Bypassleitung) aufgenommenen Messwerten. Vorzugsweise
wird für Schritt a) und Schritt c) die gleiche Art von Messwert verwendet (z.B. in
beiden Fällen Druckmesswerte).
[0010] Das Aufnehmen der für die Schritte a) und c) benötigten Messwerte erfolgt vorzugsweise
über an den jeweiligen Stellen angeordnete Druckmessgeräte, bspw. Drucksensoren. Für
die Durchführung von Schritt a) (Ermittlung des Strömungswiderstandes des Abgaskühlers)
fließt vorzugsweise die gesamte Abgasströmung durch den Abgaskühler. Dazu wird das
Bypassventil so eingestellt, dass die gesamte Abgasströmung durch den Abgaskühler
strömt.
[0011] Für die Durchführung von Schritt c) (Ermittlung des Strömungswiderstandes der Bypassleitung)
fließt vorzugsweise die gesamte Abgasströmung durch die Bypassleitung. Dazu wird das
Bypassventil so eingestellt, dass die gesamte Abgasströmung durch die Bypassleitung
strömt.
[0012] In Schritt b) wird der erste Quotient (
Q1) gebildet aus dem aktuellen Strömungswiderstand des Abgaskühlers (
resFlowAGRK) geteilt durch den Referenzströmungswiderstand des Abgaskühlers (
resFlowAGRK REF):

[0013] In Schritt d) wird der zweite Quotient (
Q2) gebildet aus dem aktuellen Strömungswiderstand der Bypassleitung (
resFlowBypass) geteilt durch den Referenzströmungswiderstand der Bypassleitung (
resFlowBypass REF):

[0014] Der erste Quotient ist ein Maß für die Versottung des Abgaskühlers. Der zweite Quotient
ist ein Maß für die Versottung der Bypassleitung.
[0015] Verändert sich einer oder verändern sich beide dieser Größen in einem Maß, dass ein
zuvor bestimmtes Höchstmaß an Versottung überschritten wird, kann dies an einer Versottung
der entsprechenden Komponente (Abgaskühler oder Bypassleitung) liegen. Daher ist es
vorteilhaft, wenn gemäß Schritt e) die Fehlermeldung ausgelöst wird, sobald entweder
der erste Quotient und/oder der zweite Quotient einen jeweils gesetzten Grenzwert
erreichen. Je nachdem wie der erste Quotient und der zweite Quotient gebildet werden
kann unter dem Begriff "Erreichen" etwas Unterschiedliches verstanden werden. Der
Begriff "Erreichen" meint beispielsweise, dass eine Größe, die zunächst kleiner als
ein Grenzwert ist, derart größer wird, dass sie mit dem Grenzwert übereinstimmt bzw.
sogar diesen übertrifft. Erreichen meint außerdem, dass eine Größe, die zunächst größer
als ein Grenzwert ist, derart kleiner wird, dass sie mit dem Grenzwert übereinstimmt
bzw. diesen sogar untertrifft.
[0016] Bei der Fehlermeldung kann es sich bspw. um eine elektronisch kodierte Meldung handeln,
die über ein elektrisches Signal übertragen werden kann und die dazu geeignet ist,
eine Interaktion zwischen einem elektronischen System und einem Nutzer desselben zu
ermöglichen. Beispielsweise kann die Fehlermeldung von einem Computer für einen Nutzer
in Form eines Bildes und/oder Textes dargestellt werden. Insbesondere ist es bevorzugt,
dass die Fehlermeldung von einem Steuergerät des Kraftfahrzeugs verarbeitet und ggf.
für spätere Analysen gespeichert wird. In einer Werkstatt kann beispielsweise durch
Anschließen eines Analysegeräts an das Kraftfahrzeug die Fehlermeldung ausgelesen
werden. Durch die Fehlermeldung kann eine gezielte Reparatur ermöglicht werden, das
heißt z. B., dass ein zu stark versottetes Bauteil gezielt ausgetauscht werden kann.
[0017] Vorzugsweise findet für Schritt e) ein kontinuierlicher Vergleich des ersten Quotienten
bzw. des zweiten Quotienten mit dem entsprechenden Grenzwert statt. Dies geschieht
vorzugsweise durch eine Computersoftware, beispielsweise in einem Steuergerät des
Kraftfahrzeugs. Eine Funktion eines entsprechenden Programms führt vorzugsweise den
Vergleich unter Verwendung eines mathematischen Modells durch, insbesondere getrennt
für den Abgaskühler und die Bypassleitung.
[0018] Als weitere Größe, welche im Rahmen von Schritt e) mit einem Grenzwert verglichen
wird, wird hier ein aus dem ersten Quotienten und dem zweiten Quotienten berechneter
Parameter vorgeschlagen. Ein solcher Parameter ermöglicht insbesondere einen Vergleich
der Versottung vom Abgaskühler und der Bypassleitung zueinander. Für den Vergleich
eines solchen berechneten Parameters mit einem Grenzwert und die Kriterien wann ein
solcher berechneter Parameter einen Grenzwert "erreicht", gelten die weiter oben im
Zusammenhang mit dem ersten Quotienten und dem zweiten Quotienten gegebenen Erläuterungen.
[0019] In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird in Schritt e) die Fehlermeldung
nur ausgelöst, wenn der erste Quotient größer als ein erster Grenzwert ist:

wobei der erste Grenzwert mit
GW1 bezeichnet wurde. Der erste Quotient ist ein Maß für die Versottung des Abgaskühlers.
Diese Formel wird als "erste Bedingung" bezeichnet. Je kleiner der erste Quotient
ist, umso kleiner ist die Versottung des Abgaskühlers. Vorzugsweise ist der erste
Quotient an einem neuen Abgaskühler (d.h. bei einem Referenzabgaskühler) genau 1.
Sobald eine Versottung des Abgaskühlers eintritt, ist mit einem Anstieg des ersten
Quotienten zu rechnen. Wird ein Wert des ersten Quotienten erreicht, der einem nicht
mehr akzeptablen Versottungsgrad des Abgaskühlers entspricht (dies ist vorzugsweise
der erste Grenzwert), wird vorzugsweise die Fehlermeldung ausgegeben.
[0020] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird in Schritt e) die
Fehlermeldung nur ausgelöst, wenn der zweite Quotient kleiner als ein zweiter Grenzwert
ist:

wobei der zweite Grenzwert mit
GW2 bezeichnet wurde. Der zweite Quotient ist ein Maß für die Versottung der Bypassleitung.
Dies wird als "zweite Bedingung" bezeichnet. Vorzugsweise ist der zweite Quotient
bei einer neuen Bypassleitung (d.h. bei einer Referenzbypassleitung) genau 1. Konstruktionsbedingt
kann die Versottung der Bypassleitung als sehr viel geringer als die Versottung des
Abgaskühlers erwartet werden. Insbesondere wird vorzugsweise angenommen, dass die
Bypassleitung nicht oder zumindest nicht messbar versottet. Die Bypassleitung weist
kein Kühlrohr oder ähnliches auf, in dem über eine große Oberfläche ein Wärmeaustausch
stattfinden soll, und das besonders anfällig für eine Versottung wäre. Weiterhin wird
vorzugsweise angenommen, dass weitere Bauteile, insbesondere das Bypassventil, nicht
versotten. Sollte der zweite Quotient dennoch signifikant ansteigen, ist es wahrscheinlich,
dass ein anderer Fehler vorliegt als die Versottung der Bypassleitung. Durch entsprechende
Wahl des zweiten Grenzwerts kann damit erreicht werden, dass die Fehlermeldung in
Schritt e) nur ausgelöst wird, wenn die Bauteilversottung der Bypassleitung nicht
in unrealistisch hohem Maße (d.h. insbesondere fälschlicherweise) diagnostiziert wird.
Eine verlässliche Aussage über die Versottung des Abgaskühlers wird dann vorzugsweise
als nicht möglich betrachtet.
[0021] Es ist bevorzugt, dass die Fehlermeldung in Schritt e) nur ausgelöst wird, wenn beide
Quotienten (erster Quotient und zweiter Quotient) jeweils die vorgesehenen Grenzwerte
(erster Grenzwert und zweiter Grenzwert) erreichen. Durch diese Kombination kann sichergestellt
werden, dass eine Fehlermeldung nur ausgelöst wird, wenn sowohl die Versottung des
Abgaskühlers als hinreichend stark ausgeprägt diagnostiziert wird, gleichzeitig aber
die gemessene Versottung der Bypassleitung sich in einem realistischen Rahmen bewegt.
[0022] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird in Schritt e) die
Fehlermeldung nur ausgelöst, wenn die Differenz des ersten Quotienten und des zweiten
Quotienten größer als ein dritter Grenzwert ist:

wobei der dritte Grenzwert als
GW3 bezeichnet wurde. Dies wird als "dritte Bedingung" bezeichnet. Diese Differenz ist
ein Beispiel für einen aus dem ersten Quotienten und dem zweiten Quotienten berechneten
Parameter. Diese Differenz ist folglich ein Maß für die Versottung des Abgaskühlers
im Vergleich zur Versottung der Bypassleitung. Der Vergleich der Differenz mit einem
dritten Grenzwert kann dazu genutzt werden, dass keine ungerechtfertigte Fehlermeldung
gemäß Schritt e) ausgegeben wird. Vorzugsweise wird die Fehlermeldung in Schritt e)
nur ausgelöst, wenn die drei Bedingungen gleichzeitig erfüllt sind.
[0023] Außerdem ist möglich, dass die verschiedenen genannten Bedingungen historisch betrachtet
werden, um zu entscheiden, ob eine Fehlermeldung ausgegeben wird, oder nicht. Es ist
beispielsweise nicht notwendig, dass alle drei genannten Bedingungen gleichzeitig
erfüllt sein müssen, damit eine Fehlermeldung ausgegeben wird. Es ist möglich, dass
eine Fehlermeldung nur ausgegeben wird, wenn die erste Bedingung und die dritte Bedingung
gleichzeitig erfüllt sind. Außerdem ist möglich, dass in einem Speicher abgelegt wird,
ob die dritte Bedingung einmal erfüllt war. Wenn dann die erste Bedingung und die
zweite Bedingung erfüllt sind, wird unabhängig davon, ob die dritte Bedingung aktuell
erfüllt ist, eine Fehlermeldung ausgegeben.
[0024] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird in Schritt a) der
aktuelle Strömungswiderstand des Abgaskühlers aus einem Druckabfall über dem Abgaskühler
ermittelt und in Schritt c) der Strömungswiderstand der Bypassleitung aus einem Druckabfall
über der Bypassleitung ermittelt.
[0025] Der Druckabfall über dem Abgaskühler (
ΔPAGRK) wird vorzugsweise berechnet aus einem am Anfang des Abgaskühlers gemessenen ersten
Druck
P1 und einem am Ende des Abgaskühlers gemessenen zweiten Drucks
P2 und einem Druckabfall
ΔPAGR-Ventil über dem Abgasrückführungsventil:

[0026] Der Druckabfall
ΔPAGR-Ventil über dem Abgasrückführungsventil wird vorzugsweise über die Drosselgleichung berechnet,
welche insbesondere von dem Massenstrom durch das Abgasrückführungsventil und der
Einstellung der Ventilöffnung abhängt. Der Strömungswiderstand des Abgaskühlers ist
dann definiert als:

wobei
dVolEGR den Volumenstrom des rückgeführten Abgases angibt. Vorzugsweise weist die Abgasrückführungseinrichtung
ein Volumenstrommessgerät auf, mit dem der Volumenstrom des rückgeführten Abgases
gemessen werden kann. Alternativ oder zusätzlich ist es bevorzugt, dass die Abgasrückführungseinrichtung
ein Massenstrommessgerät aufweist, mit dem der Massenstrom des rückgeführten Abgases
gemessen werden kann. Dieser kann als Alternative des Volumenstroms für die Bestimmung
des Strömungswiderstandes verwendet werden. Es ist aber auch jede andere Ermittlung
des Volumenstroms denkbar, beispielsweise eine Berechnung oder eine Schätzung basierend
auf Betriebsdaten einer Verbrennungskraftmaschine.
[0027] Analog für die Berechnung des Strömungswiderstandes des Abgaskühlers gilt für den
Strömungswiderstand der Bypassleitung, dass dieser mit dem Druckabfall über der Bypassleitung
(
ΔPBypass) bestimmt werden kann:

[0028] Der Referenzströmungswiderstand des Abgaskühlers und der Referenzströmungswiderstand
der Bypassleitung werden vorzugsweise mit einem nicht versotteten Abgaskühler bzw.
einer nicht versotteten Bypassleitung experimentell ermittelt (z.B. durch Messreihen
an einem Motorenprüfstand). Alternativ oder zusätzlich ist es bevorzugt, dass die
Referenzströmungswiderstände mit einer Computersimulation berechnet werden. Für den
Referenzströmungswiderstand gilt analog zu Gleichungen (7) und (8):

wobei
ΔPAGRK REF der Druckabfall über dem Abgaskühler ohne Versottung und
ΔPBypass REF der Druckabfall über der Bypassleitung ohne Versottung ist.
[0029] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens sind der Referenzströmungswiderstand
des Abgaskühlers und der Referenzströmungswiderstand der Bypassleitung jeweils als
Kennfeld in Abhängigkeit von mindestens einem Betriebspunktparameter der Verbrennungskraftmaschine
definiert.
[0030] Der Referenzströmungswiderstand ist ein theoretischer Wert, der für die Durchführung
des beschriebenen Verfahrens im vorliegenden Kontext geeignet ist und gegebenenfalls
nicht mit einem physikalischen Strömungswiderstand der jeweiligen Komponente übereinstimmt.
Der Referenzströmungswiderstand sowohl des Abgaskühlers als auch der Bypassleitung
kann von Betriebspunktparametern der Verbrennungskraftmaschine wie bspw. der Drehzahl,
der Leistung, der Abgastemperatur, aber auch von der Außentemperatur oder weiteren
Faktoren abhängen. Um sinnvoll, wie beschrieben, auf die Versottung von Bauteilen
schließen zu können, werden vorzugsweise derartige Abhängigkeiten berücksichtigt.
Ist bspw. der Strömungswiderstand aufgrund eines Betriebszustandes der Verbrennungskraftmaschine
besonders hoch, wird vorzugsweise aus dieser Tatsache nicht (fälschlicherweise) auf
die Versottung beispielsweise des Abgaskühlers geschlossen.
[0031] Vorzugsweise sind der Referenzströmungswiderstand des Abgaskühlers und der Referenzströmungswiderstand
der Bypassleitung in Form des Kennfelds in einem Speicher und/oder in einem Steuergerät
des Kraftfahrzeugs gespeichert. Unter einem Kennfeld wird dabei die Angabe eines Parameters
in Abhängigkeit von mindestens einem Betriebspunktparameter verstanden.
[0032] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfasst das Verfahren weiterhin den
folgenden Schritt:
f) Verändern einer Einstellung eines Abgasrückführungsventils unter Berücksichtigung
zumindest des ersten Quotienten, so dass eine Veränderung eines Massenstroms von rückgeführtem
Abgas aufgrund einer Erhöhung des Strömungswiderstandes des Abgaskühlers ausgeglichen
wird.
[0033] Das Abgasrückführungsventil (oft auch als AGR-Ventil bezeichnet) ist vorzugsweise
dazu eingerichtet, die Menge an rückgeführtem Abgas einzustellen. Durch Schritt f)
kann die Menge an rückgeführtem Abgas trotz Versottung konstant gehalten werden. Dadurch
kann der vorteilhafte Effekt der Abgasrückführung unabhängig von der Versottung von
Bauteilen erzielt werden. Der Ausgleich findet vorzugsweise derart statt, dass der
bestimmte Wert für den ersten Quotienten (vorzugsweise kontinuierlich) an ein Steuergerät
des Kraftfahrzeugs geleitet wird, in dem durch entsprechende Verarbeitung die ausgleichende
Einstellung des Abgasrückführungsventils initiiert werden kann.
[0034] Hier auch beschrieben werden soll eine Abgasrückführungseinrichtung für eine Verbrennungskraftmaschine
für ein Kraftfahrzeug, wobei die Abgasrückführungseinrichtung zumindest einen Abgaskühler
und eine Bypassleitung sowie ein Bypassventil aufweist, wobei das Bypassventil dazu
eingerichtet ist, einen einstellbaren Teil einer Abgasströmung anstatt durch den Abgaskühler
durch die Bypassleitung zu lenken, und wobei die Abgasrückführungseinrichtung eingerichtet
ist zum Betreib gemäß einem Verfahren wie beschrieben.
[0035] Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein Kraftfahrzeug umfassend zumindest
eine Abgasrückführungseinrichtung wie beschrieben.
[0036] Bevorzugt umfasst das Kraftfahrzeug weiterhin ein Motorsteuergerät, in welchem Programmroutinen
zur Durchführung des Verfahrens hinterlegt sind. Das Motorsteuergerät ist zur Durchführung
des Verfahrens an Komponenten der Abgasrückführungseinrichtung angeschlossen, insbesondere
an ein Bypassventil und ein Abgasrückführungsventil und bevorzugt auch an Druckmessgeräte
zur Überwachung des Strömungswiderstandes.
[0037] Die weiter vorne beschriebenen besonderen Vorteile und Ausgestaltungsmerkmale des
Verfahrens sind auf die beschriebene Abgasrückführungseinrichtung und das beschriebene
Kraftfahrzeug anwendbar und übertragbar.
[0038] Die Erfindung und das technische Umfeld werden nachfolgend anhand der Figuren näher
erläutert. Die Figuren zeigen besonders bevorzugte Ausführungsbeispiele, auf die die
Erfindung jedoch nicht begrenzt ist. Insbesondere ist darauf hinzuweisen, dass die
Figuren und insbesondere die dargestellten Größenverhältnisse nur schematisch sind.
Es zeigen:
- Fig. 1:
- eine schematische Darstellung eines Kraftfahrzeugs mit einer Abgasrückführungseinrichtung,
- Fig. 2:
- einen Verlauf des Drucks entlang der Abgasrückführungseinrichtung aus Fig. 1.
[0039] Fig. 1 zeigt ein Kraftfahrzeug 1 einer Verbrennungskraftmaschine 16 aufweisend eine
Ansaugleitung 17 zum Ansaugen von Luft und einer Abgasanlage 18 mit mindestens einer
Abgasbehandlungskomponente 3. Das Kraftfahrzeug weist weiter eine Abgasrückführungseinrichtung
2 auf. In der Abgasrückführungseinrichtung 2 ist ein Abgaskühler 4 integriert. Parallel
dazu ist eine Bypassleitung 5 angeordnet. Über ein Bypassventil 7 kann die Verteilung
einer Abgasströmung durch den Abgaskühler 4 und die Bypassleitung 5 eingestellt werden.
Zum bestimmen von Strömungswiderständen ist ein erstes Druckmessgerät 8 vor dem Abgaskühler
4 und ein zweites Druckmessgerät 9 dahinter angeordnet. Diese beiden Druckmessgeräte
8, 9 sind hier nur beispielhaft gezeigt. Die Bestimmung von Strömungswiderständen
kann ggf. auch mit an anderen Orten angeordneten Druckmessgeräten oder mit Hilfe von
Modellen, Berechnungen etc. erfolgen. Weiterhin eingezeichnet sind ein Abgasrückführungsventil
6 und ein Volumenstrommessgerät 10. Insbesondere das Volumenstrommessgerät 10 kann
auch entfallen. Eine Volumenstromermittlung kann beispielsweise über ein hierfür geeignetes
Modell, Berechnungen aus Betriebsparametern oder auf Ähnlichem Wege erfolgen. Zur
besseren Darstellbarkeit sind die Verbindungsleitungen zwischen den Komponenten der
Abgasrückführungseinrichtung 2 und die Bypassleitung 5 jeweils nur als Striche dargestellt.
Der Abgaskühler 4 ist hingegen ausgedehnt dargestellt, so dass zu erkennen ist, wie
eine durch Versottung entstandene Ablagerung 11 den Querschnitt des Abgaskühlers 4
verengt.
[0040] Fig. 2 zeigt den Druck P innerhalb der Abgasrückführungseinrichtung 2 aus Fig. 1
dargestellt in beliebigen Einheiten (dafür steht die Abkürzung a.u.) als Funktion
entlang der Richtung x, welche der Strömungsrichtung des Abgases durch die Abgasrückführungseinrichtung
entspricht, ebenfalls in beliebigen Einheiten dargestellt. Beginnend auf der linken
Seite des Diagramms weist der Druck zunächst den vom ersten Druckmessgerät 8 gemessenen
Wert
P1 auf. Davon ausgehend weiter nach rechts fortschreitend fällt der Druck aufgrund eines
Druckabfalls über dem Abgasrückführungsventil 6, bleibt dann konstant, um anschließend
aufgrund eines Druckabfalls über dem Abgaskühler 4 bzw. über der Bypassleitung 5 auf
das Niveau des von dem zweiten Druckmessgerät 9 gemessenen Werts
P2 zu fallen. Wie zu erkennen ist, unterscheidet sich der Druck zwischen den beiden
Druckabfällen folgendermaßen: während der Druck im Abgaskühler ohne Versottung 12
am geringsten ist, ist der Druck im Abgaskühler mit Versottung 13 am größten. Bei
der Bypassleitung 5 spielt die Versottung eine geringere Rolle. Daher ist der Druck
in der Bypassleitung ohne Versottung 14 nur geringfügig kleiner als der Druck in der
Bypassleitung mit Versottung 15.
Bezugszeichenliste
[0041]
- 1
- Kraftfahrzeug
- 2
- Abgasrückführungseinrichtung
- 3
- Abgasbehandlungskomponente
- 4
- Abgaskühler
- 5
- Bypassleitung
- 6
- Abgasrückführungsventil
- 7
- Bypassventil
- 8
- erstes Druckmessgerät
- 9
- zweites Druckmessgerät
- 10
- Volumenstrommessgerät
- 11
- Ablagerung
- 12
- Druck im Abgaskühler ohne Versottung
- 13
- Druck im Abgaskühler mit Versottung
- 14
- Druck in der Bypassleitung ohne Versottung
- 15
- Druck in der Bypassleitung mit Versottung
- 16
- Verbrennungskraftmaschine
- 17
- Ansaugleitung
- 18
- Abgasanlage
1. Verfahren zum Betrieb einer Abgasrückführungseinrichtung (2) für eine Verbrennungskraftmaschine
(16) für ein Kraftfahrzeug (1), wobei die Abgasrückführungseinrichtung (2) zumindest
einen Abgaskühler (4) und eine Bypassleitung (5) sowie ein Bypassventil (7) aufweist,
wobei das Bypassventil (7) dazu eingerichtet ist, eine Abgasströmung zumindest teilweise
durch den Abgaskühler (4) oder durch die Bypassleitung (5) zu lenken, und wobei das
Verfahren zumindest die folgenden Schritte umfasst:
a) Ermitteln eines aktuellen Strömungswiderstandes des Abgaskühlers (4),
b) Ermitteln eines ersten Quotienten aus dem in Schritt a) ermittelten aktuellen Strömungswiderstand
des Abgaskühlers (4) und einem Referenzströmungswiderstand des Abgaskühlers (4),
c) Ermitteln eines aktuellen Strömungswiderstandes der Bypassleitung (5),
d) Ermitteln eines zweiten Quotienten aus dem in Schritt c) ermittelten aktuellen
Strömungswiderstand der Bypassleitung (5) und einem Referenzströmungswiderstand der
Bypassleitung (5), und
e) Auslösen einer Fehlermeldung, wenn mindestens einer der folgenden Parameter einen
Grenzwert erreicht:
- der erste Quotient,
- der zweite Quotient, oder
- ein aus dem ersten Quotienten und dem zweiten Quotienten berechneter Parameter.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei in Schritt e) die Fehlermeldung nur ausgelöst wird,
wenn der erste Quotient größer als ein erster Grenzwert ist.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei in Schritt e) die Fehlermeldung
nur ausgelöst wird, wenn der zweite Quotient kleiner als ein zweiter Grenzwert ist.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei in Schritt e) die Fehlermeldung
nur ausgelöst wird, wenn die Differenz des ersten Quotienten und des zweiten Quotienten
größer als ein dritter Grenzwert ist.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei in Schritt a) der aktuelle Strömungswiderstand
des Abgaskühlers (4) aus einem Druckabfall über dem Abgaskühler (4) ermittelt wird,
und wobei in Schritt c) der aktuelle Strömungswiderstand der Bypassleitung (5) aus
einem Druckabfall über der Bypassleitung (5) ermittelt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, wobei der Referenzströmungswiderstand des Abgaskühlers
(4) und der Referenzströmungswiderstand der Bypassleitung (5) jeweils als Kennfeld
in Abhängigkeit von mindestens einem Betriebspunktparameter der Verbrennungskraftmaschine
(16) definiert sind.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, weiterhin umfassend den folgenden Schritt:
f) Verändern einer Einstellung eines Abgasrückführungsventils (6) unter Berücksichtigung
zumindest des ersten Quotienten, so dass eine Veränderung eines Massenstroms von rückgeführtem
Abgas aufgrund einer Erhöhung des Strömungswiderstandes des Abgaskühlers (4) ausgeglichen
wird.
8. Abgasrückführungseinrichtung (2) für eine Verbrennungskraftmaschine (16) für ein Kraftfahrzeug
(1), wobei die Abgasrückführungseinrichtung (2) zumindest einen Abgaskühler (4) und
eine Bypassleitung (5) sowie ein Bypassventil (7) aufweist, wobei das Bypassventil
(7) dazu eingerichtet ist, einen einstellbaren Teil einer Abgasströmung anstatt durch
den Abgaskühler (4) durch die Bypassleitung (5) zu lenken, und wobei die Abgasrückführungseinrichtung
(2) eingerichtet ist zum Betreib gemäß einem Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche.
9. Kraftfahrzeug (1) umfassend zumindest eine Abgasrückführungseinrichtung (2) nach Anspruch
8.