[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von Druckstickstoff und Flüssigstickstoff
durch Tieftemperaturzerlegung von Luft gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Die Herstellung von Luftprodukten in flüssigem oder gasförmigem Zustand durch Tieftemperaturzerlegung
von Luft in Luftzerlegungsanlagen ist bekannt. Derartige Luftzerlegungsanlagen weisen
Destillationssäulen-Systeme auf, die beispielsweise als Zweisäulensysteme, insbesondere
als klassische Linde-Doppelsäulensysteme, aber auch als Drei- oder Mehrsäulensysteme
ausgebildet sein können. Ferner können Vorrichtungen zur Gewinnung weiterer Luftkomponenten,
insbesondere der Edelgase Krypton, Xenon und/oder Argon, vorgesehen sein (vgl. beispielsweise
F.G. Kerry, Industrial Gas Handbook: Gas Separation and Purification, Boca Raton:
CRC Press, 2006; Kapitel 3: Air Separation Technology). Das Destillationssäulen-System der Erfindung kann als klassisches Doppelsäulensystem
ausgebildet sein, aber auch als Drei- oder Mehrsäulensystem. Es können zusätzlich
zu den Kolonnen zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung weitere Vorrichtungen zur Gewinnung
anderer Luftkomponenten aufweisen, beispielsweise zur Gewinnung von unreinem, reinem
oder hoch reinem Sauerstoff oder Edelgasen.
[0003] Ein "Hauptwärmetauscher" dient zur Abkühlung von Einsatzluft in indirektem Wärmeaustausch
mit Rückströmen aus dem Destillationssäulen-System. Er kann aus einem einzelnen oder
mehreren parallel und/oder seriell geschalteten und funktionell verbundenen Wärmetauscherabschnitten
gebildet sein, zum Beispiel aus einem oder mehreren Plattenwärmetauscher-Blöcken.
[0004] Als "Kondensator-Verdampfer" wird ein Wärmetauscher bezeichnet, in dem ein erster,
kondensierender Fluidstrom in indirekten Wärmeaustausch mit einem zweiten, verdampfenden
Fluidstrom tritt. Jeder Kondensator-Verdampfer weist einen Verflüssigungsraum und
einen Verdampfungsraum auf, die aus Verflüssigungspassagen beziehungsweise Verdampfungspassagen
bestehen. In dem Verflüssigungsraum wird die Kondensation (Verflüssigung) des ersten
Fluidstroms durchgeführt, in dem Verdampfungsraum die Verdampfung des zweiten Fluidstroms.
Verdampfungs- und Verflüssigungsraum werden durch Gruppen von Passagen gebildet, die
untereinander in Wärmeaustauschbeziehung stehen. Der Verdampfungsraum eines Kondensator-Verdampfers
kann als Badverdampfer, Fallfilmverdampfer oder Forced-Flow-Verdampfer ausgebildet
sein.
[0005] Eine "Entspannungsmaschine" kann eine beliebige Bauweise aufweisen. Vorzugsweise
werden hier Turbinen (Turboexpander) eingesetzt.
[0006] Übliche Doppelsäulenverfahren weisen lediglich einen einzigen Kondensator-Verdampfer,
den Hauptkondensator, auf und werden unter relativ niedrigem Druck betrieben, nämlich
knapp über Atmosphärendruck am Kopf der Niederdrucksäule. Wenn große Mengen an Druckstickstoff
gewonnen werden sollen, kommt ein abgewandeltes Doppelsäulenverfahren zum Einsatz,
das unter höherem Druck betrieben wird. Dadurch ist es möglich, einen Niederdrucksäulen-Kopfkondensator
einzusetzen und mit einer sauerstoffreichen Restfraktion aus dem Destillationssäulen-System
zu kühlen. Ein derartiges Verfahren ist aus
US 4453957 bekannt.
[0007] Bisher wurden derartige Verfahren nicht für eine nennenswerte Flüssigproduktion von
mehr als 5 mol-% der Stickstoff-Produktmenge in Erwägung gezogen.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
und eine entsprechende Vorrichtung anzugeben, die für eine relativ hohe Flüssigproduktion
von 6 bis 10 mol-% der Stickstoff-Produktmenge oder mehr mit einer relativ hoher Stickstoffprodukt-Ausbeute
im Verfahren von ca. 60 % geeignet sind und überdies effizient zu betreiben sind.
(Die Stickstoff-Ausbeute hängt von weiteren Parametern ab, zum Beispiel von der Produktreinheit.)
[0009] Diese Aufgabe wird durch die Gesamtheit der Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0010] Hierbei wird ein zweiter Druckstickstoffstrom vom Kopf der Hochdrucksäule abgezogen
und in einer zweiten Entspannungsmaschine auf einen Druck entspannt, der noch den
Abzug dieses Stroms als Druckprodukt erlaubt, vorzugsweise auf etwa des Druck des
ersten Druckstickstoffstroms vom Kopf der Niederdrucksäule. Außerdem wird ein Teil
des im Niederdrucksäulen-Kopfkondensator verflüssigten Stickstoffs als Flüssigstickstoffprodukt
abgezogen.
[0011] Auf diese Weise kann die für die höhere Flüssigproduktion benötigte Kälte mit minimalem
zusätzlichem Aufwand effizient erzeugt werden. Die zweite Turbine mit einer von der
ersten Turbine abweichenden Eintrittstemperatur verbessert außerdem das Temperaturprofil
im Hauptwärmetauscher (geringerer thermodynamische Verluste in Folge von geringeren
Temperaturdifferenzen).
[0012] Bei der Erfindung werden vorzugsweise mehr als 90 mol-% des gasförmigen Stickstoffprodukts
unter demselben Druck gewonnen, nämlich demjenigen der Niederdrucksäule.
[0013] Es sind Anwendungen bekannt, bei denen neben großen Mengen an Druckstickstoff unter
etwa 8 bar auch relativ viel an flüssigem Produkt (LIN) benötigt wird. Zu diesen Anwendungen
zählen zum Beispiel Petrochemie-Komplexe oder Gas-Standorte mit Onsite-Gaseversorgung
von Kunden aus dem Bereich Halbleiterindustrie. Das flüssige Produkt wird dabei entweder
zur Deckung von Bedarfsspitzen (speziell im Falle von Petrochemie-Anlagen fallen diese
sehr groß aus) und/oder zum Bedienen des externen Flüssigmarktes verwendet. (Die obige
Druckangabe ist - wie alle folgenden, soweit nichts Anderes angegeben ist - als Absolutdruck
zu verstehen.)
[0014] Diese Aufgaben wurden bis jetzt beispielsweise durch Einsatz von "Spectra"-Verfahren
(siehe z. B.
US 4966002 oder
US 5582034) in Kombination mit einem externen und intermittierend betriebenen Verflüssiger gelöst.
Alternativ kommen allein Spectra-Anlagen zum Einsatz, wobei die Flüssigproduktion
auf Kosten von stark reduzierter Gasversorgung zeitweise bewerkstelligt wird. Im ersten
Fall werden praktisch zwei Anlagen benötigt was besonders hohe Investitionskosten
nach sich zieht. Im zweiten Fall wird zwar nur eine Anlage verwendet, diese hat jedoch
sehr eingeschränkte Möglichkeit zur Flüssigproduktion; speziell bei 8-bar-Ausführungen
ist die Flüssigproduktion nicht nur eingeschränkt, sondern auch ineffizient wegen
eines relativ geringen Druckgefälles an der Turbine; sie kann den gewünschten Bedarf
an Flüssigkeit in der Regel nicht abdecken. Darüber hinaus weist der Spectra-Prozess
gegenüber dem bei der Erfindung verwendeten Zwei-Säulen-Verfahren eine relativ niedrige
Effizienz auf.
[0015] Besonders günstig lässt sich das erfindungsgemäße Verfahren betreiben, wenn der erste
Druckstickstoffstrom unter einem Druck von 8,0 bis 9,0 bar insbesondere 8,4 bis 9,0
bar vom Kopf der Niederdrucksäule abgezogen wird.
[0016] Vorzugsweise wird der zweite Druckstickstoffstrom in der Entspannungsmaschine auf
etwa den Druck der ersten Druckstickstoffstroms entspannt; anschließend werden die
beiden Druckstickstoffströme zusammengeführt und als ein gemeinsamer Druckstickstoffproduktstrom
abgezogen. Die Zusammenführung erfolgt am einfachsten innerhalb des Hauptwärmetauschers;
grundsätzlich kann sie jedoch auch im Warmen, also stromabwärts des Hauptwärmetauschers
durchgeführt werden.
[0017] Die beiden Eintrittstemperaturen der Entspannungsmaschinen sind vorzugsweise verschieden,
insbesondere ist die zweite Zwischentemperatur mindestens 10 K höher als erste Zwischentemperatur.
Beispielsweise liegt die Temperaturdifferenz bei 90 bis 30 K, vorzugsweise 70 bis
50 K.
[0018] In einer ersten Variante der Erfindung sind beide Entspannungsmaschinen mit einem
Generator oder einer dissipative Bremse gekoppelt. Bevorzugt werden Generatorturbinen
eingesetzt. Hier wird zwar keine Energie unmittelbar in den Prozess zurückgeführt.
Dafür ist diese Variante besonders flexibel hinsichtlich unterschiedlicher Lastfälle.
[0019] Weniger flexibel, dafür kostengünstiger ist eine zweite Variante des erfindungsgemäßen
Verfahrens. Dabei treiben die beiden Entspannungsmaschinen je eine Verdichterstufe
an, und ein Prozessstrom wird nacheinander in den beiden Verdichterstufen verdichtet.
Alternativ kann nur eine der beiden Turbinen, zum Beispiel die Druckstickstoffturbine
("zweite Entspannungsmaschine"), mit einer Verdichterstufe gekoppelt sein und die
andere, (zum Beispiel die Restgasturbine ("erste Entspannungsmaschine"), mit einem
Generator.
[0020] Dieser Prozessstrom kann zum Beispiel durch einen der folgenden Ströme gebildet werden:
- Mindestens einen Teil der gereinigten Einsatzluft, der dann stromabwärts der beiden
Verdichterstufen in den Hauptwärmetauscher eingeleitet wird.
- Mindestens einen Teil des ersten und/oder zweiten Druckstickstoffproduktstroms, der
dann stromabwärts der beiden Verdichterstufen als Druckstickstoffprodukt abgezogen
wird.
[0021] Grundsätzlich können die beiden Kondensator-Verdampfer als klassische Badverdampfer
ausgebildet sein.
[0022] Vorzugsweise ist Niederdrucksäulen-Kopfkondensator jedoch auf seiner Verdampfungsseite
als Forced-Flow-Verdampfer ausgebildet. Dadurch entstehen kein hydrostatischer Druckverlust
auf der Verdampfungsseite und auch ein vergleichsweise niedriger Druck auf der Verflüssigungsseite.
[0023] Alternativ oder zusätzlich ist der Hauptkondensator auf seiner Verdampfungsseite
als Forced-Flow-Verdampfer ausgebildet. Dadurch entstehen im Vergleich mit einem Badverdampfer
ein geringerer hydrostatischer Druckverlust auf der Verdampfungsseite und auch ein
vergleichsweise niedriger Druck auf der Verflüssigungsseite.
[0024] In einer anderen Ausführungsform der Erfindung wird im ersten Betriebsmodus mindestens
ein Teil des verflüssigten Stickstoffs unter Druck verdampft und anschließend als
Druckstickstoffprodukt gewonnen. Die entsprechende Verdampfungseinrichtung wird mit
externer Wärme betrieben, das heißt die Wärmequelle ist insbesondere kein Prozessstrom
der Tieftemperaturzerlegung. Im zweiten Betriebsmodus wird kein verflüssigter Stickstoff
oder nur eine geringere Menge als im ersten Betriebsmodus (beispielsweise weniger
als 50 %) in der Verdampfungseinrichtung verdampft. Die Verdampfungseinrichtung weist
insbesondere einen luftbeheizten Verdampfer, einen Wasserbadverdampfer und/oder einen
Feststoffkältespeicher auf.
[0025] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung zur Erzeugung von Druckstickstoff
und Flüssigstickstoff durch Tieftemperaturzerlegung von Luft gemäß Patentanspruch
14. Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann durch Vorrichtungsmerkmale ergänzt werden,
die den Merkmalen einzelner, mehrerer oder aller abhängigen Verfahrensansprüche entsprechen.
[0026] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden beispielsweise die folgenden Drücke und
Temperaturen eingesetzt:
Betriebsdrücke (jeweils am Kopf der Säulen):
Hochdrucksäule: beispielsweise 12 bis 17 bar, vorzugsweise 13 bis 15 bar Niederdrucksäule:
beispielsweise 6 bis 10 bar, vorzugsweise 7 bis 9 bar
Niederdrucksäulen-Kopfkondensator:
Verdampfungsraum: beispielsweise 2 bis 5 bar, vorzugsweise 3 bis 4 bar
Luftdrücke:
Eintrittstemperaturen der beiden Turbinen (Entspannungsmaschinen):
"Erste Zwischentemperatur" (Restgasturbine): beispielsweise 160 bis 120 K, vorzugsweise
150 bis 130 K
"Zweite Zwischentemperatur" (Stickstoffturbine): beispielsweise 220 bis 180 K, vorzugsweise
210 bis 190 K
[0027] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
von in den Zeichnungen schematisch dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Hierbei zeigen:
- Figur 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel mit Generatorturbinen,
- Figur 2
- ein zweites Ausführungsbeispiel mit Turbinen-Boostern, die seriell geschaltet sind
und Luft verdichten,
- Figur 3
- ein drittes Ausführungsbeispiel mit Turbinen-Boostern, die seriell geschaltet sind
und Stickstoff verdichten,
- Figur 4
- eine erste Variante von Figur 1 mit Unterkühlung des Flüssigstickstoffprodukts,
- Figur 5
- eine zweite Variante von Figur 1 mit Reinsauerstoffgewinnung,
- Figur 6
- eine dritte Variante von Figur 1 mit einer Zusatzsäule für Spülflüssigkeit aus der
Hochdrucksäule,
- Figur 7
- eine Abwandlung des Systems von Figur 6 und
- Figur 8
- ein System mit zeitweiser externer Verdampfung von Flüssigstickstoff.
[0028] In Figur 1 wird die gesamte Einsatzluft (AIR) über ein Filter 1 von einem Hauptluftverdichter
2 mit Nachkühlung 3 (und nicht dargestellter Zwischenkühlung) auf einen Druck von
ca. 14,6 bar verdichtet. Das anschließende Vorkühlungssystem weist einen Direktkontaktkühler
4 auf. Die vorgekühlte Einsatzluft 5 wird einer Reinigungseinrichtung 6 zugeführt,
vorzugsweise einem umschaltbaren Molekularsieb-Adsorber.
[0029] Über Leitung 7 strömt die gesamte gereinigte Einsatzluft (bis auf kleinere Abzweigungen,
zum Beispiel für Instrumentenluft) dem Hauptwärmetauscher 8 zu. Sie wird dort bis
zum kalten Ende abgekühlt. Die kalte, vollständig oder fast vollständig gasförmige
Luft 8 wird in die Hochdrucksäule 9 eingeleitet. Die Hochdrucksäule 9 ist Teil eines
Destillationssäulen-Systems, das außerdem eine Niederdrucksäule 10, einen Hauptkondensator
11 und einen Niederdrucksäulen-Kopfkondensator 12 aufweist. Die beiden Kondensator-Verdampfer
11, 12 sind verdampfungsseitig als Forced-Flow-Verdampfer ausgebildet.
[0030] Flüssiger Rohsauerstoff 13 vom Sumpf der Hochdrucksäule 9 wird in einem Unterkühlungs-Gegenströmer
14 abgekühlt und über Leitung 15 der Niederdrucksäule 10 an einer Zwischenstelle zugeleitet.
Der gasförmige Kopfstickstoff 16 der Hochdrucksäule 9 wird zu einem ersten Teil 17
als erster Druckstickstoffstrom abgezogen und zum Hauptwärmetauscher 8 geführt. Ein
zweiter Teil 20 des gasförmigen Kopfstickstoffs 16 wird in dem Verflüssigungsraum
des Hauptkondensators 11 mindestens teilweise verflüssigt. Der dabei erzeugte flüssige
Stickstoff 21 wird zu einem ersten Teil als Rücklauf in der Hochdrucksäule 9 eingesetzt.
Der Rest 22/23 wird im Unterkühlungs-Gegenströmer 14 abgekühlt und auf den Kopf der
Niederdrucksäule 10 aufgegeben.
[0031] Eine flüssige sauerstoffreiche Fraktion 24 vom Sumpf der Niederdrucksäule beziehungsweise
aus dem Verdampfungsraum des Hauptkondensators 11 wird im Unterkühlungs-Gegenströmer
14 abgekühlt und über Leitung 25 als Kühlmittelstrom in den Verdampfungsraum des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators
12 eingeleitet und dort mindestens teilweise verdampft. Der im Verdampfungsraum des
Niederdrucksäulen-Kopfkondensators 12 erzeugte Dampf wird als Restgasstrom 26 abgezogen
und im Hauptwärmetauscher 8 auf eine erste Zwischentemperatur von beispielsweise 142
K angewärmt. Der Restgasstrom 27 wird bei der ersten Zwischentemperatur in eine erste
Entspannungsmaschine 28 eingeleitet, die hier als Generatorturbine ausgebildet ist,
und dort arbeitsleistend auf knapp über Atmosphärendruck entspannt. Der arbeitsleistend
entspannte Restgasstrom 29 wird im Hauptwärmetauscher 8 vollständig, das heißt auf
etwa Umgebungstemperatur, angewärmt.
[0032] Das warme Restgas 30 kann über Leitung 31 direkt in die Atmosphäre (ATM) abgelassen
werden. Alternativ oder teilweise kann es über Leitung 32 als Regeneriergas in der
Reinigungseinrichtung 6 eingesetzt werden, gegebenenfalls nach Erwärmung in einem
Regeneriergaserhitzer 33. Verbrauchtes Regeneriergas wird über Leitung 34 in die Atmosphäre
entlassen.
[0033] Ein erster Teil 44 des gasförmigen Kopfstickstoffs der Niederdrucksäule 10 wird als
erster Druckstickstoffstrom entnommen, im Hauptwärmetauscher 8 angewärmt und als erstes
Druckstickstoffprodukt (PGAN) abgezogen 18, 19. Ein zweiter Teil 45 des gasförmigen
Kopfstickstoffs der Niederdrucksäule 10 wird in dem Verflüssigungsraum Niederdrucksäulen-Kopfkondensators
12 mindestens teilweise verflüssigt. Ein Teil 47 des im Niederdrucksäulen-Kopfkondensator
12 verflüssigten Stickstoffs 46 wird als Flüssigstickstoffprodukt (PLIN) abgezogen.
[0034] Der zweite Druckstickstoffstrom 17 aus der Hochdrucksäule 9 wird im Hauptwärmetauscher
8 auf eine zweite Zwischentemperatur von 207 K angewärmt. Der zweite Druckstickstoffstrom
40 wird unter der zweiten Zwischentemperatur in eine zweite Entspannungsmaschine 41
eingeleitet und dort auf etwa den Betriebsdruck am Kopf der Niederdrucksäule 10 arbeitsleistend
entspannt. Die zweite Entspannungsmaschine 41 ist hier ebenfalls als Generatorturbine
ausgebildet. Der arbeitsleistend entspannte zweite Druckstickstoffstrom 42 wird im
Hauptwärmetauscher vollständig angewärmt. Der warme zweite Druckstickstoffstrom 43
wird mit dem warmen ersten Druckstickstoffstrom 18 vereinigt und über Leitung 19 gemeinsam
mit dem ersten Druckstickstoffprodukt als zweites Druckstickstoffprodukt abgezogen
(PGAN).
[0035] Die Verfahren der beiden Figuren 2 und 3 unterscheiden sich dadurch von Figur 1,
dass sie die an den Turbinen geleistete Arbeit für die Verdichtung eines Prozessstroms
nutzen. Dies wird durch zwei Verdichterstufen (Booster) 70, 72 bewerkstelligt, die
mit den Turbinen 28 beziehungsweise 41 gekoppelt und untereinander seriell verbunden
sind, sowie je einen Nachkühler 71, 73 aufweisen. Dabei können Verdichter und Turbinen
anstelle der dargestellten Konfiguration auch umgekehrt verbunden sein, das heißt
die erste Entspannungsmaschine 41 mit der ersten Verdichterstufe 70 und die zweite
Entspannungsmaschine 41 mit der zweiten Verdichterstufe 72.
[0036] Fakultativ kann ein Teil 50 des zweiten Druckstickstoffstroms 17 aus der Hochdrucksäule
9 bis zum warmen Ende des Hauptwärmetauschers 8 geführt und als Hochdruckprodukt HPGAN
unter einem Druck von 13 bis 14 bar abgegeben werden (nicht dargestellt).
[0037] In
Figur 2 wird dabei ein Teil der Verdichtung der Gesamtluft 7A, 7B durch diese turbinengetriebenen
Verdichterstufen 70, 72 übernommen. Der Hauptluftverdichter muss das beispielsweise
nur auf 12,5 bar verdichten. Entsprechend kann am Hauptluftverdichter eine Stufe eingespart
werden.
[0038] Dagegen wird in
Figur 3 das gesamte Druckstickstoffprodukt 19A, 19B durch die Verdichterstufen 70, 72 geschickt.
Dadurch kann der Produktdruck von etwa 8 bar auf etwa 11 bar angehoben werden, ohne
dass Energie zugeführt werden muss. Im Vergleich zum Einsatz eines extern angetriebenen
Stickstoffverdichters ergibt sich also ebenfalls eine Kosteneinsparung.
[0039] Figur 4 ist identisch mit Figur 1 bis auf einen zusätzlichen Unterkühlungs-Gegenströmer 414,
in dem der aus der Niederdrucksäule 10 abgezogene Flüssigstickstoff 47 gegen einen
verdampfenden Stickstoffstrom 415/416 unterkühlt wird. Dazu wird über ein Ventil 417
ein kleiner Teil des unterkühlten Flüssigstickstoffs abgezweigt. Der verdampfte Stickstoff
416 wird dem Abgas 29 der Restgasturbine 28 zugemischt und gemeinsam mit diesem im
Hauptwärmetauscher 8 angewärmt.
[0040] Figur 5 enthält zusätzlich zu Figur 1 eine Reinsauerstoffsäule 550, in deren Sumpf hochreiner
Flüssigsauerstoff erzeugt wird, der über Leitung 551 abgezogen und als hochreines
Flüssigsauerstoffprodukt HLOX gewonnen wird. Über Leitung 552 wird eine Sauerstofffraktion
aus der Niederdrucksäule 10 abgezogen, die frei von schwerer flüchtigen Bestandteilen
ist. Sie wird im Sumpfverdampfer 553 der Reinsauerstoffsäule 550 unterkühlt und über
Leitung 554 und Drosselventil 555 auf den Kopf der Reinsauerstoffsäule 550 aufgegeben.
Dort werden die leichter flüchtigen Komponenten abgetrennt. Der Sumpfverdampfer 553
wird außerdem von einem Teil 556 des gasförmigen Kopfstickstoffs 16 der Hochdrucksäule
9 beheizt; daraus entstandener Flüssigstickstoff 557 wird auf die Niederdrucksäule
10 aufgegeben. Der unreine gasförmige Sauerstoff 558 vom Kopf der Reinsauerstoffsäule
550 wird mit dem Restgas 26 stromaufwärts der Restgasturbine 28 vermischt.
[0041] Im Falle von relativ geringen Drucken (zum Beispiel unter 3 bar) im Verdampfungsraum
des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators 12 ist es günstig, zusätzliche Maßnahmen zu
treffen, zum Beispiel die Anreicherung von Propan an einer unbedenklichen Stelle in
der Anlage und die Entsorgung dieser angereicherten Flüssigkeit aus dem Rektifikationssystem
(zum Beispiel zum Ejektor, ins Freie oder in den Unreinstickstoffstrom vor der Abblasung
in die Atmosphäre). Die Anreicherung kann dabei auf bekannte Weise direkt in der Hochdrucksäule
mittels des Einsatzes von den Sperrböden erfolgen.
[0042] Wegen der relativ hohen Flüssigproduktion ist die Luft am Eintritt in die Hochdrucksäule
bereits vorverflüssigt (zum Beispiel zu etwa 1 % oder auch mehr). Die wegen dieser
Vorverflüssigung vorhandene Flüssigkeit wird dabei im Sumpf abgeschieden und kann
zusammen mit der Spülflüssigkeit verworfen werden. Dadurch wird aber die Effizienz
des Verfahrens deutlich reduziert, da dabei sehr viel an Kälte und auch an Stickstoffmolekülen
verloren geht.
[0043] Eine Lösung für dieses Problem bietet das Verfahren von
Figur 6, das ansonsten ebenfalls auf den Prozess von Figur 1 aufsetzt. Durch den Einsatz einer
Zusatzsäule 660 für eine Hochdrucksäulen-Spülflüssigkeit 661 aus der Hochdrucksäule
9 kann die Spülmenge, die dann über Leitung 662 abgezogen wird, drastisch reduziert
werden.
[0044] Die Hochdrucksäule weist ein bis fünf praktische Böden als Sperrböden 663 auf. Der
flüssige Rohsauerstoff 13 wird oberhalb der Sperrböden abgezogen, die Hochdrucksäulen-Spülflüssigkeit
661 unterhalb, nämlich direkt aus dem Sumpf; sie enthält sowohl die Rücklaufflüssigkeit
aus der Hochdrucksäule beziehungsweise von den Sperrböden, als auch die über Leitung
8 eingeführte vorverflüssigte Luft. Der Strom 661 wird auf den Kopf der Zusatzsäule
660 aufgegeben (gegebenenfalls nach Unterkühlung), reichert sich bei dem Stoffaustausch
innerhalb der Säule an Schwererflüchtigen an und wird schließlich - in deutlich geringerer
Menge vom Sumpf der Zusatzsäule 660 über Leitung 662 abgezogen. Die abgezogene Menge
beträgt beispielsweise etwa 40 bis 50 Nm
3/h; relativ liegt bei 100.000 Nm
3/h Gesamtluftmenge das Verhältnis der Strommengen 662 zu 661 beispielsweise zwischen
1 und 10 %. Der Sumpfverdampfer 664 der Zusatzsäule 660 wird mit gasförmiger Luft
665 aus der Hochdrucksäule 9 beheizt. Die im Sumpfverdampfer 664 kondensierte Luft
666 wird der Niederdrucksäule 10 zugeleitet. Das in der Zusatzsäule 660 entstehende
Kopfgas 667 wird ebenfalls an geeigneter Stelle der Niederdrucksäule 10 zugeführt.
[0045] Das C
3H
8 aus dem Luft-Teilstrom 665 zum Kondensator der Zusatzsäule 660 bleibt im System erhalten.
Diese Luftmenge ist jedoch im Vergleich zur Einsatzluftmenge relativ klein (ca. 1
%), sodass die Betriebssicherheit damit nicht beeinflusst wird. Dadurch dass die Spülung
662 jetzt aus der Zusatzsäule 660 entnommen wird, kann die Rücklaufmenge auf den Sperrabschnitt
663 in der Hochdrucksäule erhöht werden. Somit wird mehr Xenon ausgewaschen und die
tatsächliche Spülmenge 662 aus der Zusatzsäule kann auch als Xenon-Konzentrat weiterverwendet
und -verarbeitet werden; die Xenonausbeute kann bei einem Verfahren nach Figur 6 über
50 % liegen.
[0046] Abweichend von der Darstellung in Figur 6 kann die Hochdrucksäulen-Spülflüssigkeit
661 im Unterkühlungs-Gegenströmer 14 unterkühlt werden. Auch der Flüssigstrom 666
aus dem Sumpfverdampfer 664 kann im Unterkühlungs-Gegenströmer 14 unterkühlt werden,
bevor er in die Niederdrucksäule 10 eingeführt wird.
[0047] Figur 7 unterscheidet sich dadurch von Figur 6, dass der Spülstrom 662 nicht in flüssigem
Zustand verworfen wird. Er wird vielmehr über Leitung 762 in die warme Restgasleitung
763 eingeführt, verdampft dort schlagartig und wird dann stark verdünnt in die Atmosphäre
abgeblasen.
[0048] Das bisher beschriebene Verfahren hat in Betriebsfällen mit relativ geringer Flüssigproduktion
(also abweichend vom Auslegungsfall) nur begrenzte Flexibilität. In solchen Fällen
sinkt der Druck im Verdampfungsraum des oberen Kondensators und damit auch der Eintrittsdruck
der Restgasturbine sowie der Ansaugdruck bei einem eventuell nachgeschaltetem Nachverdichter;
dies bezieht sich beispielsweise auf die Verwendung zum Verschneiden von Erdgas zur
Einstellung des Brennwerts. Ein deutlich verringerter Ansaugdruck beim Nachverdichter
geht aber stark in die Dimensionierung der Maschine ein und bedeutet auch eine Begrenzung
des üblichen Unterlastverhaltens.
[0049] Ein vergleichsweise kostengünstiger und dabei doch relativ effizienter Ausweg aus
dieser Situation ist mit der in
Figur 8 dargestellten Verschaltung möglich. In einer ersten Betriebsweise mit verringerter
Flüssigkeitsabgabe wird die Flüssigerzeugung in der Anlage nicht deutlich reduziert,
sondern es wird ein Teil der aufgewendeten Trenn- bzw. Verflüssigungsenergie aus der
Flüssigkeit zurückgewonnen. Dies kann entweder durch den Einsatz eines luft- bzw.
dampfbeheizten Notversorgungsverdampfers oder durch Einbindung eines oder mehrerer
Kältespeicher realisiert werden. Im letzten Fall wird auch die Kälte des Verflüssigungsprozess
teilweise gespeichert - zum Beispiel zwecks Erhöhung der Flüssigproduktion in anderen
Betriebsfällen. In der ersten Betriebsweise (Ausspeisephase) kann auch ein Luftteilstrom
verflüssigt werden.
[0050] In der Ausspeisephase wird entweder die Leistung des Hauptluftverdichters oder die
Leistung des oder der Stickstoff-Produktverdichter reduziert oder es wird alternativ
mit unveränderten Leistungen mehr gasförmiges Produkt gewonnen. Selbstverständlich
können auch zwei oder drei dieser Maßnahmen in Kombination angewandt werden.
[0051] Vor allem bei relativ hohen Produktabgabe- bzw. Zwischendrücken kann es sinnvoll
sein diese Lösung anzuwenden, da das Einsparen der Verdichterleistung am Produktverdichter
mit steigendem Druck immer höher wird.
[0052] In einer zweiten Betriebsweise wird weniger oder kein Flüssigprodukt verdampft. Zum
Beispiel werden die zusätzlichen Verfahrensschritte stillgelegt, die in der ersten
Betriebsweise genutzt werden.
[0053] Im Unterschied zu Figur 1 wird in Figur 8 ein Teil 830 des in der Restgasturbine
28 entspannten Stroms separat angewärmt, bevor er in die Atmosphäre (ATM) abgeblasen
wird. Das Stickstoffprodukt 44, 18 aus der Niederdrucksäule 10 wird im Warmen durch
zwei zweistufige (820, 821) Stickstoff-Produktverdichter weiter verdichtet, bevor
es über Leitung 819 als Druckprodukt abgegeben wird. Der Produktverdichter 820, 821
als Ganzes weist also vier Stufen auf. (Alternativ können auch ein oder drei Stickstoff-Produktverdichter
mit einer, drei oder mehr Stufen eingesetzt werden.) Der verdichtete Strom kann entweder
vollständig auf den Enddruck gebracht werden; alternativ kann ein Teil zwischen den
beiden Stickstoff-Produktverdichtern 820 und 821 auf einem Zwischendruck entnommen
werden (nicht dargestellt).
[0054] Mindestens ein Teil des Flüssigstickstoffs 47 wird in einem Flüssigstickstofftank
870 gespeichert. Aus diesem Flüssigstickstofftank 870 erfolgt vorzugsweise auch die
Flüssigproduktabgabe (in Figur 8 nicht dargestellt). In dem ersten Betriebsmodus wird
Flüssigstickstoff 871 mittels einer Pumpe 872 auf einen erhöhten Druck gebracht (beispielsweise
etwa den Druck zwischen den beiden Stickstoff-Produktverdichtern 820, 821); alternativ
fördert die Pumpe auf den Druck vor dem ersten Stickstoff-Produktverdichter 820 oder
auf den Druck hinter dem zweiten Stickstoff-Produktverdichter 821 (nicht dargestellt).
Der Hochdruckstickstoff wird in einem atmosphärischen Verdampfer 873 verdampft; alternativ
kann auch ein dampfbeheizter Wasserbadverdampfer eingesetzt werden. Der gasförmige
Hochdruckstickstoff wird über eine der Leitungen 875a, 875b, 875c mit dem warmen gasförmigen
Stickstoff 18 aus der Niederdrucksäule 10 vermischt.
[0055] In einem zweiten Betriebsmodus wird der atmosphärische Verdampfer 873 stillgelegt
und die gesamte Flüssigkeitsproduktion PLIN wird als Endprodukt abgegeben oder in
dem Flüssigstickstofftank 870 gespeichert.
1. Verfahren zur Erzeugung von Druckstickstoff und Flüssigstickstoff durch Tieftemperaturzerlegung
von Luft in einem Destillationssäulen-System, das eine Hochdrucksäule (9) und eine
Niederdrucksäule (10) sowie einen Hauptkondensator (11) und einen Niederdrucksäulen-Kopfkondensator
(12) aufweist, die beide als Kondensator-Verdampfer ausgebildet sind, wobei
- ein Einsatzluftstrom (AIR) in einem Hauptluftverdichter (2) verdichtet, gereinigt
(6), in einem Hauptwärmetauscher (8) abgekühlt und in die Hochdrucksäule (9) eingeleitet
(8) wird,
- ein erster Teil (44) des gasförmigen Kopfstickstoffs der Niederdrucksäule (10) als
erster Druckstickstoffstrom abgezogen, im Hauptwärmetauscher (8) angewärmt und als
erstes Druckstickstoffprodukt (18, 19, PGAN) abgezogen wird,
- ein zweiter Teil (45) des gasförmigen Kopfstickstoffs der Niederdrucksäule (10)
in dem Verflüssigungsraum des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators (12) mindestens teilweise
verflüssigt wird,
- ein flüssiger Kühlmittelstrom (25) im Verdampfungsraum des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators
(12) mindestens teilweise verdampft wird,
- der im Verdampfungsraum des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators (12) erzeugte Dampf
als Restgasstrom (26) abgezogen und im Hauptwärmetauscher (8) auf eine erste Zwischentemperatur
angewärmt wird,
- der Restgasstrom (27) unter der ersten Zwischentemperatur in eine erste Entspannungsmaschine
(28) eingeleitet und dort arbeitsleistend entspannt wird,
- der arbeitsleistend entspannte Restgasstrom (29) im Hauptwärmetauscher (8) vollständig
angewärmt wird und
- ein zweiter Druckstickstoffstrom (17) vom Kopf der Hochdrucksäule (9) abgezogen
und im Hauptwärmetauscher (8) angewärmt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
- der zweite Druckstickstoffstrom (17) im Hauptwärmetauscher (8) auf eine zweite Zwischentemperatur
angewärmt wird,
- der zweite Druckstickstoffstrom (40) unter der zweiten Zwischentemperatur in eine
zweite Entspannungsmaschine (41) eingeleitet und dort arbeitsleistend entspannt wird,
- der arbeitsleistend entspannte zweite Druckstickstoffstrom (42) im Hauptwärmetauscher
(8) vollständig angewärmt und als zweites Druckstickstoffprodukt (43, 19, PGAN) abgezogen
wird und
- ein Teil (47) des im Niederdrucksäulen-Kopfkondensator (12) verflüssigten Stickstoffs
(46) als Flüssigstickstoffprodukt (PLIN) abgezogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Druckstickstoffstrom (44) unter einem Druck von 8,0 bis 9,0 bar insbesondere
8,4 bis 9,0 bar vom Kopf der Niederdrucksäule (10) abgezogen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der arbeitsleistend entspannte zweite Druckstickstoffstrom (42, 43) mit dem ersten
Druckstickstoffstoffstrom (44, 18) zusammengeführt wird und das erste Druckstickstoffprodukt
und das zweite Druckstickstoffprodukt als ein gemeinsamer Druckstickstoffproduktstrom
(19, PGAN) abgezogen werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Zwischentemperatur mindestens 10 K höher als erste Zwischentemperatur
ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die erste und die zweite Entspannungsmaschine (28, 41) mit einem Generator oder einer
dissipative Bremse gekoppelt sind.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass jede der beiden Entspannungsmaschinen (28, 41) je eine Verdichterstufe (70, 72) antreibt,
wobei ein Prozessstrom (7A, 19A) nacheinander in den beiden Verdichterstufen verdichtet
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Prozessstrom durch mindestens einen Teil der gereinigten Einsatzluft (7A gebildet
wird, der stromabwärts der beiden Verdichterstufen (70, 72) in den Hauptwärmetauscher
(8) eingeleitet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Prozessstrom durch mindestens einen Teil des ersten und/oder zweiten Druckstickstoffproduktstroms
(19A) gebildet wird, der stromabwärts der beiden Verdichterstufen als Druckstickstoffprodukt
(19B, PGAN) abgezogen wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Niederdrucksäulen-Kopfkondensator (12) auf seiner Verdampfungsseite als Forced-Flow-Verdampfer
ausgebildet ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Hauptkondensator (11) auf seiner Verdampfungsseite als Forced-Flow-Verdampfer
ausgebildet ist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass eine Sauerstofffraktion (552) aus der Niederdrucksäule (10) abgezogen und einer Reinsauerstoffsäule
(550) zugeleitet wird, wobei aus dem Sumpf der Reinsauerstoffsäule (550) ein hoch
reines Flüssigsauerstoffprodukt abgezogen wird und die Reinsauerstoffsäule insbesondere
einen Sumpfverdampfer aufweist, der mit mindestens einem Teil der Sauerstofffraktion
(552) und/oder mit gasförmigem Stickstoff (556) vom Kopf der Hochdrucksäule (9) beheizt
wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass eine Hochdrucksäulen-Spülflüssigkeit (661) aus der Hochdrucksäule abgezogen und in
eine Zusatzsäule (660) eingeleitet wird, die einen Sumpfverdampfer (664) aufweist,
der insbesondere mit einem Luft-Teilstrom (665) beheizt wird, wobei aus dem Sumpf
der Zusatzsäule (664) ein Spülstrom entnommen und verworfen oder einer Xenon-Gewinnung
zugeführt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, dass in einem ersten Betriebsmodus mindestens ein Teil des (871) verflüssigten Stickstoffs
(47)
- in flüssigem Zustand auf einen erhöhten Druck gebracht (872),
- in einer mit externer Wärme betriebenen Verdampfungseinrichtung (873) verdampft
und
- anschließend als Druckstickstoffprodukt (874, 819) gewonnen wird,
und in einem zweiten Betriebsmodus kein verflüssigter Stickstoff (47) oder eine geringere
Menge als im ersten Betriebsmodus in der mit externer Wärme betriebenen Verdampfungseinrichtung
(873) verdampft wird,
wobei die mit externer Wärme betriebene Verdampfungseinrichtung (873) insbesondere
- einen luftbeheizten Verdampfer,
- einen Wasserbadverdampfer und/oder
- einen Feststoffkältespeicher
aufweist.
14. Vorrichtung zur Erzeugung von Druckstickstoff und Flüssigstickstoff durch Tieftemperaturzerlegung
von Luft mit
- einem Destillationssäulen-System, das eine Hochdrucksäule (9) und eine Niederdrucksäule
(10) sowie einen Hauptkondensator (11) und einen Niederdrucksäulen-Kopfkondensator
(12) aufweist, die beide als Kondensator-Verdampfer ausgebildet sind,
- einem Hauptluftverdichter (2) zum Verdichten eines Einsatzluftstroms (AIR),
- einer Reinigungseinrichtung (6) zum Reinigen der verdichteten Einsatzluft (5)
- einem Hauptwärmetauscher (8) zum Abkühlen gereinigter Einsatzluft (7),
- Mitteln zum Einleiten (8) der abgekühlten Einsatzluft in die Hochdrucksäule (9),
- Mitteln zum Abziehen eines ersten Teils (44) des gasförmigen Kopfstickstoffs der
Niederdrucksäule (10) als erster Druckstickstoffstrom
- Mitteln zum Anwärmen des ersten Druckstickstoffstroms im Hauptwärmetauscher (8),
- Mitteln zum Abziehen des angewärmten ersten Druckstickstoffstroms als erstes Druckstickstoffprodukt
(18, 19, PGAN),
- Mitteln zum Einleiten eines zweiten Teils (45) des gasförmigen Kopfstickstoffs der
Niederdrucksäule (10) in den Verflüssigungsraum des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators
(12),
- Mitteln zum Einleiten eines flüssigen Kühlmittelstroms (25) in den Verdampfungsraum
des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators (12),
- Mitteln zum Abziehen des im Verdampfungsraum des Niederdrucksäulen-Kopfkondensators
(12) erzeugten Dampfs als Restgasstrom (26),
- Mitteln zum Einleiten des Restgasstroms (26) in den Hauptwärmetauscher,
- Mitteln zum Abziehen aus dem Hauptwärmetauscher (8) des Restgasstroms (27) bei einer
ersten Zwischentemperatur,
- einer ersten Entspannungsmaschine (28) zur arbeitsleistenden Entspannung des auf
die erste Zwischentemperatur angewärmten Restgasstroms (27),
- Mitteln zur vollständigen Anwärmung des arbeitsleistend entspannten Restgasstroms
(29) im Hauptwärmetauscher (8),
- Mittel zum Abziehen eines zweiten Druckstickstoffstrom (17) vom Kopf der Hochdrucksäule
(9) und mit
- Mittel zum Anwärmen des zweiten Druckstickstoffstroms (17) im Hauptwärmetauscher
(8),
gekennzeichnet durch
- Mittel zum Abziehen des zweiten Druckstickstoffstroms (17) aus dem Hauptwärmetauscher
(8) bei einer zweite Zwischentemperatur,
- Mittel zur vollständigen Anwärmung des arbeitsleistend entspannten zweiten Druckstickstoffstroms
(42) im Hauptwärmetauscher (8),
- Mittel zum Abziehen des angewärmten zweiten Druckstickstoffstroms als zweites Druckstickstoffprodukt
(43, 19, PGAN) und
- Mittel zum Abziehen eines Teils (47) des im Niederdrucksäulen-Kopfkondensator (12)
verflüssigten Stickstoffs (46) als Flüssigstickstoffprodukt (PLIN).