GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Stuhl, insbesondere Konferenz- oder Bürostuhl,
sowie ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Stuhls.
TECHNISCHER HINTERGRUND
[0002] Obwohl die vorliegende Erfindung sowie die ihr zugrunde liegende Problematik nachstehend
in Bezug auf Bürodrehstühle näher beschrieben wird ist sie darauf nicht beschränkt,
sondern auf vielfältige Stühle, insbesondere Konferenz- oder Bürostühle, übertragbar.
[0003] Bürodrehstühle existieren mit vielfältigen Ausgestaltungen einer Schwenk- bzw. Synchronmechanik.
Eine Synchronmechanik gibt einen genauen Bewegungsablauf vor und weist eine integrierte
Feder auf, welche eine Vorspannung für den Bewegungsablauf bereitstellt.
[0004] Ein Bürodrehstuhl mit Schwenkmechanik ist beispielsweise in der Druckschrift
US 2002/0149247 A1 beschrieben. Basis und Lenker einer derartigen Schwenkmechanik sind relativ massiv
ausgelegt. Insgesamt benötigt sie daher einen relativ großen Bauraum, sodass der gesamte
Aufbau eines derartigen Bürodrehstuhls unterhalb des Sitzträgers sehr massiv wirkt,
was insbesondere unter Designaspekten nachteilig ist.
[0005] Die europäische Patentanmeldung
EP 2 996 326 A1 beschreibt einen Stuhl, wobei ein Sitzträger in einem vorderen Bereich mittels einer
Kulissenführung mit einem Trägerteil verbunden ist, sodass auf diese Weise eine Beweglichkeit
des Sitzträgers gegenüber dem Trägerteil bereitgestellt wird. Ein Rückenlehnenträger
ist gelenkig mit dem Sitzträger und dem Trägerteil verbunden, sodass ein nach hinten
Schwenken des Rückenlehnenträgers den Sitzträger in einem gewissen Ausmaß entlang
der Kulisse mit verschwenkt. Auch hier ist zur Definition des Bewegungsablaufs und
zur Integration der Kulisse eine relativ massive Auslegung der einzelnen Träger sowie
eine Integration einer Vorspannfeder, hier einer Torsionsfeder, vorgesehen.
ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
[0006] Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen
verbesserten Stuhl, insbesondere Konferenz- oder Bürostuhl, anzugeben.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch einen Stuhl mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 und/oder durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 13 gelöst.
[0008] Demgemäß ist vorgesehen:
- Ein Stuhl, insbesondere Konferenz- oder Bürostuhl, mit einem Sitzträger; mit einem
Rückenlehnenträger; mit einem als Kraftspeicherelement ausgebildeten Armlehnenträger;
und mit einer den Sitzträger mit dem Rückenlehnenträger koppelnden Übersetzung, welche
ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers und des Sitzträgers mit einem vorbestimmten
Bewegungsablauf zwischen einer aufrechten und einer nach hinten verschwenkten Position
erlaubt, wobei der als Kraftspeicherelement ausgebildete Armlehnenträger mit dem Sitzträger
und dem Rückenlehnenträger derart gekoppelt ist, dass der vorbestimmte Bewegungsablauf
ermöglicht ist und der Armlehnenträger eine in die aufrechte Position rückstellende
Kraft bereitstellt.
- Ein Verfahren zur Herstellung eines Stuhls , insbesondere eines Stuhls nach einem
der vorstehenden Ansprüche, mit den Schritten: Bereitstellen eines Sitzträgers, eines
Rückenlehnenträgers, eines als Kraftspeicherelement ausgebildeten Armlehnenträgers
und einer den Sitzträger mit dem Rückenlehnenträger koppelnden Übersetzung, welche
ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers und des Sitzträgers mit einem vorbestimmten
Bewegungsablauf zwischen einer aufrechten und einer nach hinten verschwenkten Position
erlaubt; Koppeln des Armlehnenträgers mit dem Rückenlehnenträger und dem Sitzträger
derart, dass der vorbestimmte Bewegungsablauf ermöglicht ist und der Armlehnenträger
eine in die aufrechte Position rückstellende Kraft bereitstellt.
[0009] Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Idee besteht darin, einen Armlehnenträger
eines mittels einer Übersetzung synchron oder synchronähnlich verschwenkbaren Stuhls
als Kraftspeicherelement für einen vorbestimmten Bewegungsablauf beim Verschwenken
des Rückenlehnenträgers und des damit über die Übersetzung gekoppelten Sitzträgers
einzusetzen. Dazu wird der Armlehnenträger mit dem Sitzträger und dem Rückenlehnenträger
gekoppelt. Bei einem Verschwenken wird der Armlehnenträger gespannt und überträgt
so eine den Rückenlehnenträger und den Sitzträger in die aufrechte Position rückstellende
Kraft.
[0010] Auf diese Weise ist eine Vorspannfeder im Bereich der Übersetzung verzichtbar. Vorteilhaft
kann der Aufbau des Stuhls somit wesentlich schlanker gestaltet werden, was ästhetisch
wirkt und somit aus Designaspekten vorteilhaft ist.
[0011] Darüber hinaus erlaubt eine derartige Integration eines Kraftspeichers mit einen
Armlehnenträger eine neuartige Gesamtauslegung des Stuhls. Insbesondere können somit
auch weitere in dem vorbestimmten Bewegungsablauf bewegliche Teile eine gewisse Flexibilität
aufweisen. Es wird somit hinsichtlich des vorbestimmten Bewegungsablaufs bei dem Verschwenken
des Stuhls ein neuer Weg beschritten. Anstatt einen Bewegungsablauf der Übersetzung
einer Synchronmechanik möglichst exakt starr vorzugeben wird nun eine vorbestimmte
Flexibilität einzelner oder mehrerer Teile in den vorbestimmten Bewegungsablauf mit
einbezogen. Eine flexible Auslegung der Teile erlaubt vorteilhaft wiederum ein besonders
schlankes Design sowie den Einsatz auf einfache Weise zu formender Werkstoffe.
[0012] Der Armlehnenträger kann zum Tragen eines Armlehnenkörpers oder lediglich eines Armlehnenpolsters
vorgesehen sein. Alternativ kann der Armlehnenträger auch direkt einen Armlehnenkörper
bilden.
[0013] Die Übersetzung ist insbesondere als Ersatz für eine herkömmliche Synchronmechanik
vorgesehen und funktioniert vorzugsweise synchronähnlich, sodass beim Verschwenken
in vorbestimmter Bewegungsablauf wie bei einer Synchronmechanik beschrieben wird.
Dementsprechend verschwenken sich der Rückenlehnenträger und der Sitzträger in vorbestimmter
Weise jeweils absolut betrachtet und relativ zueinander. Der Sitzträger und der Rückenlehnenträger
verschwenken somit unterschiedlich stark. Ferner wird der Sitzträger vorzugsweise
leicht angehoben. Vorteilhaft bleibt somit aus Anwendersicht die Funktionalität einer
Synchronmechanik mit den bekannten Vorteilen, wie beispielsweise Vermeiden des Hemdauszieheffekts
und dergleichen, erhalten.
[0014] Gegenüber einer herkömmlichen Synchronmechanik besonders ist hingegen, dass auch
der als Kraftspeicherelement ausgebildete Armlehnenträger während des nach hinten
Verschwenkens aufgrund der sich dabei immer mehr aufbauenden Vorspannung eine elastische
Verformung erfährt und somit ebenfalls einen gewissen Bewegungsablauf beschreibt.
Vorteilhaft wird somit eine Position, insbesondere eine Neigung des Armlehnenträgers,
bei einem Verschwenken individuell mit angepasst. Insbesondere ist somit ein Bewegungsablauf
des Armlehnenträgers bei einem Verschwenken zumindest Abschnittsweise unterschiedlich
zu dem des Sitzträgers und des Rückenlehnenträgers.
[0015] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen ergeben sich aus den weiteren Unteransprüchen
sowie aus der Beschreibung unter Bezugnahme auf die Figuren der Zeichnung.
[0016] Gemäß einer Ausführungsform weist der Armlehnenträger ein erstes und ein zweites
Ende auf, wovon eines mit dem Sitzträger und eines mit dem Rückenlehnenträger gekoppelt
ist. Die Kopplung ist an dem ersten Ende drehfest und an dem zweiten Ende drehbar
vorgesehen. Auf diese Weise kann der als Kraftspeicherelement ausgebildete Armlehnenträger
als Zug/Druck- und Biegekraftspeicherelement ausgebildet werden. Somit ist nicht nur
eine Verformung sondern auch eine Änderung der Ausrichtung des Armlehnenträgers während
des nach hinten Verschwenkens ermöglicht.
[0017] Vorzugsweise sind ein rechter und ein linker Armlehnenträger des Stuhls jeweils einteilig
ausgebildet und weisen somit jeweils ein erstes und zweites Ende auf. Alternativ kann
aber auch das jeweils das erste und/oder zweite Ende mit einem die Armlehnenträger
verbindenden Querträger gebildet oder verbunden sein.
[0018] Bei einer bevorzugten Weiterbildung ist der Armlehnenträger an dem ersten Ende drehfest
mit dem Sitzträger und an dem zweiten Ende drehbar mit dem Rückenlehnenträger gekoppelt.
Auf diese Weise ist eine drehbare Montage an Rückenlehnenträger und anschließend das
Aufbringen einer Vorspannung durch drehfeste Montage an den Sitzträger ermöglicht.
Beispielsweise kann der Armlehnenträger derart ausgelegt sein, dass eine den Armlehnenträger
an dem Sitzträger befestigende Schraube in einem nicht vorgespannten Zustand ansetzbar
ist, sodass sich die Vorspannung beim Festschrauben des Armlehnenträgers an dem Sitzträger
einstellt. Eine Vorspannung kann somit auf einfache Weise aufgebracht werden, sodass
die Montage vereinfacht ist.
[0019] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform weist der Armlehnenträger eine gebogene
Form auf, wobei die gebogene Form insgesamt einen Winkel größer als 180° einschließt.
Vorzugsweise ist der eingeschlossene Winkel größer als 225°, besonders bevorzugt größer
als 270°. Es handelt sich dabei vorzugsweise um einen dünnen gebogenen Träger. Auf
diese Weise kann in Kombination mit der an einem Ende drehfest und an dem anderen
Ende drehbaren Lagerung gleichzeitig eine zug- oder druckfederartige und eine spiral-
oder biegefederartige Kraftspeicherwirkung des Armlehnenträgers bereitgestellt werden.
[0020] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform weist der Armlehnenträger ein elastisch
verformbares Kunststoffmaterial auf. Insbesondere handelt es sich um einen faserverstärkten
Kunststoff. Vorzugsweise wird glasfaserverstärktes Polyamid, beispielsweise mit 30
% Glasfaseranteil (PA-GF30) eingesetzt. Insbesondere besteht der Armlehnenträger zumindest
überwiegend aus dem Kunststoffmaterial. Dieses weist vorteilhaft eine hohe Festigkeit
und eine gewisse elastische Verformbarkeit auf, welche zur Darstellung eines Kraftspeicherelements
erwünscht ist. Darüber hinaus ist das Kunststoffmaterial bei der Herstellung vorteilhaft
sehr frei formbar, sodass insbesondere eine stark gebogene Form, insbesondere im Vergleich
zu Metallwerkstoffen, einfach herstellbar ist, beispielsweise durch Spritzgießen.
Darüber hinaus ist es unter Designaspekten vorteilhaft äußerlich ohne großen Nacharbeitsaufwand
frei gestaltbar und kann durchgefärbt werden. Somit werden Nacharbeiten vorteilhaft
vermieden.
[0021] Gemäß einer Ausführungsform ist die Übersetzung mit einer Sitzbasis gekoppelt. Die
Übersetzung stellt somit eine Kraftumlenkung zwischen Rückenlehnenträger, Sitzträger
und Sitzbasis dar und weist dazu einen ersten und einen zweiten Drehpunkt auf, welche
relativ zu der Sitzbasis fest angeordnet sind. Ferner weist sie einen dritten und
einen vierten Drehpunkt auf, welche relativ zu dem Sitzträger fest angeordnet sind.
Der erste Drehpunkt ist dabei mit dem vierten Drehpunkt über einen ersten Lenker und
der zweite Drehpunkt mit dem dritten Drehpunkt über einen zweiten Lenker gekoppelt,
wobei der erste Lenker fest mit dem Rückenlehnenträger verbunden oder integral mit
dem Rückenlehnenträger ausgebildet ist. Es handelt sich somit um einen viereckartigen,
insbesondere parallelogrammartigen, Aufbau der Übersetzung mit je zwei an der Sitzbasis
und an dem Sitzträger fixen Drehpunkten. Insbesondere kommt die Übersetzung ohne Schiebegelenk
oder Kulissenführung aus und ist somit kulissenfrei. Auf diese Weise wird mit sehr
schlankem Design der Bewegungsablauf einer Synchronmechanik realisiert.
[0022] Bei dem Stuhl kann es sich bei einer Ausführungsform um einen Drehstuhl handeln,
beispielsweise einen Bürodrehstuhl oder Konferenzdrehstuhl. In diesem Fall ist die
Sitzbasis an einem Drehfuß angebracht.
[0023] Gemäß einer Ausführungsform sind der erste und der zweite Lenker in der aufrechten
Position in eine gleiche Richtung geneigt angeordnet und in der nach hinten verschwenkten
Position ebenfalls in diese Richtung geneigt angeordnet. Es handelt sich somit um
eine parallelogrammartige Anordnung, wobei jedoch, je nach Auslegung des Bewegungsablaufs,
Abweichungen von einer Parallelität der Schenkel, insbesondere des ersten und zweiten
Lenkers, möglich bzw. sogar bevorzugt sind. Mittels der gleichen Richtung der Neigung
der Lenker ist an dem dritten und vierten Drehpunkt eine jeweils gleichgerichtete
oder im Wesentlichen gleichgerichtete Bewegung vorgesehen, sodass der Bewegungsablauf
besonders harmonisch ist. Insbesondere wird so ein starkes Kippen des Sitzträgers
vermieden. Vorzugsweise wird der Sitzträger stattdessen im Vergleich zum Rückenlehnenträger
angehoben und lediglich leicht verschwenkt.
[0024] Gemäß einer Weiterbildung ist eine Neigung der ersten und zweiten Lenker zu einer
Vertikalen in der aufrechten Position jeweils größer als in der nach hinten verschwenkten
Position. Auf diese Weise wird bei dem nach hinten Verschwenken ein im Wesentlichen
gleichgerichtetes Anheben des dritten und vierten Drehpunkts bereitgestellt. Vorzugsweise
wird der dritte Drehpunkt etwas stärker als der vierte Drehpunkt angehoben, insbesondere
um insgesamt 20 mm bis 30 mm.
[0025] Optional oder zusätzlich ist die Richtung der Neigung von dem Rückenlehnenträger
abgewandt vorgesehen. Bei Aufbringen einer auf den Sitzträger wirkenden Gewichtskraft
wird so stets ein den Rückenlehnenträger in die aufrechte Position verschwenkendes
Moment hervorgerufen. Vorteilhaft braucht daher eine in Schwerkraftrichtung wirkende
Sitzkraft nicht durch den als Kraftspeicherelement ausgebildeten Armlehnenträger abgestützt
werden, sondern lediglich eine Rücklehnkraft. Dies erlaubt eine vergleichsweise schlanke
Auslegung des als Kraftspeicherelement ausgebildeten Armlehnenträgers sowie dessen
Ausbildung aus einem beispielsweise im Vergleich zu Metallen weniger steifen Material.
Insbesondere kann ein Material des Armlehnenträgers daher Kunststoff bzw. faserverstärkten
Kunststoff aufweisen. Ferner wird mit einer derartigen Ausrichtung der Lenker bei
schwungvollem Setzen auf den Stuhl ein ungewolltes Auslenken bzw. ein sogenanntes
Peitschen der Rückenlehne vermieden.
[0026] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist der vierte Drehpunkt in einem hinteren
Bereich und der dritte Drehpunkt in einem vorderen Bereich des Sitzträgers angeordnet,
wobei der zweite Lenker eine größere Länge und/oder eine größere Neigung als der erste
Lenker aufweist. Auf diese Weise wird der Sitzträger bei einem Verschwenken aus der
aufrechten in die nach hinten verschwenkte Position in dem vorderen Bereich stärker
angehoben als in dem hinteren Bereich, sodass der Sitzträger leicht nach hinten zu
verschwenkt wird. Bei einer bevorzugten Weiterbildung sind die Länge und/oder Neigung
des ersten und zweiten Lenkers jeweils derart vorgesehen, dass ein Verhältnis eines
Verschwenkwinkels des Rückenlehnenträgers zu einem Verschwenkwinkel des Sitzträgers
in der nach hinten verschwenkten Position 2,5 zu 1 bis 3,5 zu 1, insbesondere 3 zu
1, beträgt. Beispielsweise ist der Rückenlehnenträger um 21° nach hinten verschwenkbar,
während der Sitzträger um 7° nach hinten verschwenkbar ist.
[0027] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform weist die Übersetzung einen Anschlag auf,
welcher einen Verschwenkbereich des Sitzträgers und Rückenlehnenträgers in der aufrechten
Position derart beschränkt, dass bei Erreichen des Anschlags eine den Rückenlehnenträger
in der aufrechten Position an dem Anschlag haltende Vorspannung des Armlehnenträgers
anliegt. Insbesondere steht die Rückenlehne in dieser Position aufrecht. Auf diese
Weise ist stets eine definierte Position des Rückenlehnenträgers gewährleistet, auch
wenn der Stuhl unbesetzt ist. Der Anschlag ist vorzugsweise an dem dritten und an
dem vierten Drehpunkt vorgesehen, d.h. es liegen vorzugsweise zwei parallele Anschläge
nahe am Sitzträger. Auf diese Weise werden die mit dem Anschlag in Kontakt stehenden
Lenker nicht mit übermäßig starken Momenten belastet. Das kinematische Viereck der
Übersetzung wird somit von einem Quetschen geschützt, sodass der Sitzträger nich ungewollt
nach vorne kippen kann.
[0028] Darüber hinaus begrenzt bei einer Ausführungsform der Anschlag oder ein weiterer
Anschlag auch den Verschwenkbereich in der nach hinten verschwenkten Position, beispielsweise
auf maximal 20° bis 30°, vorzugsweise maximal 20° bis 25°, besonders bevorzugt etwa
21°.
[0029] Gemäß einer Ausführungsform ist der Rückenlehnenträger zumindest abschnittsweise
elastisch verformbar ausgelegt. Optional oder zusätzlich kann ein an dem Rückenlehnenträger
befestigter Rückenlehnenrahmen zumindest abschnittsweise elastisch verformbar ausgelegt
sein. Die Auslegung ist dabei derart gestaltet, dass aus der nach hinten verschwenkten
Position durch Aufbringen von zusätzlichen Rücklehnkräften ein über die nach hinten
verschwenkte Position hinausgehendes Verschwenken des Rückenlehnenträgers und/oder
Rückenlehnenrahmens durch elastische Verformung ermöglicht ist. Vorteilhaft kann somit
ein Verschwenkbereich des Stuhls noch erweitert werden, insbesondere um etwa ein Drittel.
Beispielsweise kann somit ausgehend von einer Neigung von 21° in der nach hinten verschwenkten
Position bei Aufbringen zusätzlicher Rückenlehnkraft die gesamte Verschwenkung auf
etwa 28° gesteigert werden. Der als Kraftspeicherelement ausgebildete Armlehnenträger
verschwenkt sich dabei ebenfalls mit. Vorteilhaft ist somit trotz eines besonders
schlanken Designs des Stuhls ein besonders großer Verschwenkbereich bereitgestellt.
[0030] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens zur Herstellung eines Stuhls
wird der Armlehnenträger mit einem Ende mit dem Sitzträger gekoppelt- mit einem weiteren
Ende wird der Armlehnenträger mit dem Rückenlehnenträger gekoppelt. Die Kopplung wird
an einem ersten Ende drehfest und an einem zweiten Ende drehbar vorgesehen. Gemäß
einer Weiterbildung wird der Armlehnenträger zuerst an dem zweiten Ende drehbar mit
dem Rückenlehnenträger und anschließend an dem ersten Ende, insbesondere unter Aufbringen
einer Vorspannung, drehfest mit dem Sitzträger gekoppelt. Auf diese Weise ist eine
einfache Montage ermöglicht.
[0031] Die obigen Ausgestaltungen und Weiterbildungen lassen sich, sofern sinnvoll, beliebig
miteinander kombinieren. Weitere mögliche Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Implementierungen
der Erfindung umfassen auch nicht explizit genannte Kombinationen von zuvor oder im
Folgenden bezüglich der Ausführungsbeispiele beschriebenen Merkmale der Erfindung.
Insbesondere wird dabei der Fachmann auch Einzelaspekte als Verbesserungen oder Ergänzungen
zu der jeweiligen Grundform der vorliegenden Erfindung hinzufügen.
INHALTSANGABE DER ZEICHNUNG
[0032] Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand der in den schematischen Figuren
der Zeichnung angegebenen Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigen dabei:
- Fig. 1A
- eine schematische Skizze der Kinematik eines Stuhls in einer aufrechten Position;
- Fig. 1B
- die Skizze der Kinematik eines Stuhls gemäß Fig. 1A in einer nach hinten verschwenkten
Position;
- Fig. 2
- eine schematische Skizze der Kinematik eines Stuhls gemäß einer weiteren Ausführungsform;
- Fig. 3A
- eine Seitenansicht eines Stuhls in einer aufrechten Position;
- Fig. 3B
- eine Seitenansicht des Stuhls gemäß Fig. 3A in einer nach hinten verschwenkten Position;
- Fig. 4
- eine Längsschnittansicht eines Stuhls;
- Fig. 5
- eine schematische Skizze einer Kinematik eines Stuhls gemäß einer noch weiteren Ausführungsform.
[0033] Die beiliegenden Figuren der Zeichnung sollen ein weiteres Verständnis der Ausführungsformen
der Erfindung vermitteln. Sie veranschaulichen Ausführungsformen und dienen im Zusammenhang
mit der Beschreibung der Erklärung von Prinzipien und Konzepten der Erfindung. Andere
Ausführungsformen und viele der genannten Vorteile ergeben sich im Hinblick auf die
Zeichnungen. Die Elemente der Zeichnungen sind nicht notwendigerweise maßstabsgetreu
zueinander gezeigt.
[0034] In den Figuren der Zeichnung sind gleiche, funktionsgleiche und gleich wirkende Elemente,
Merkmale und Komponenten - sofern nichts anderes ausgeführt ist - jeweils mit denselben
Bezugszeichen versehen.
BESCHREIBUNG VON AUSFÜHRUNGSBEISPIELEN
[0035] Fig. 1A zeigt eine schematische Skizze der Kinematik eines Stuhls in einer aufrechten
Position.
[0036] Der Stuhl 1 wiest einen schematisch dargestellten Sitzträger 2 und einen schematisch
dargestellten Rückenlehnenträger 3 auf, welche über eine Übersetzung 5 gekoppelt sind.
[0037] Die Übersetzung 5 bestimmt einen Bewegungsablauf des Sitzträgers 2 und des Rückenlehnenträgers
3 bei einem Verschwenken aus der hier dargestellten aufrechten Position in eine nach
hinten verschwenkte Position.
[0038] Darüber hinaus sind der Sitzträger 2 und der Rückenlehnenträger 3 über einen als
Kraftspeicherelement ausgebildeten Armlehnenträger 4 gekoppelt. Der Armlehnenträger
4 ist derart ausgebildet und angeordnet, dass er den durch die Übersetzung vorbestimmten
Bewegungsablauf des Sitzträgers 2 und des Rückenlehnenträgers 3 ermöglicht. Darüber
hinaus stellt der Armlehnenträger eine in die aufrechte Position rückstellende Kraft
bereit.
[0039] Die in die aufrechte Position rückstellende Kraft ist über den gesamten Bewegungsablauf
bereitgestellt. Insbesondere wird der Armlehnenträger mit zunehmender Verschwenkung
nach hinten gespannt.
[0040] Ferner kann eine Vorspannung des Armlehnenträgers 4 vorgesehen sein, sodass auch
in der aufrechten Position eine Rückstellkraft anliegt. Insbesondere ist in diesem
Fall ein hier nicht dargestellter Anschlag vorgesehen, an welchem sich die Vorspannung
in der aufrechten Position abstützt.
[0041] Zum Verschwenken des Sitzträgers und des Rückenlehnenträgers aus der aufrechten Position
in die nach hinten verschwenkte Position muss daher eine externe gegen die Vorspannung
bzw. gegen die rückstellende Kraft arbeitende Rücklehnkraft aufgebracht werden.
[0042] Fig. 1B zeigt die Skizze der Kinematik eines Stuhls gemäß Fig. 1A in einer nach hinten
verschwenkten Position.
[0043] In der nach hinten verschwenkten Position ist der als Kraftspeicherelement ausgebildete
Armlehnenträger 4 elastisch verformt bzw. gespannt und speichert somit eine bei dem
nach hinten Verschwenken und Spannen aufgebrachte Arbeit bzw. Energie. Diese bewirkt
in einem von externen Kräften freien Zustand, insbesondere ohne Rücklehnkraft, eine
in die aufrechte Position rückstellende Kraft.
[0044] Die Übersetzung 5 ist mit einer Sitzbasis 8 gekoppelt. Ein erster Drehpunkt 9 und
ein zweiter Drehpunkt 10 der Übersetzung 5 sind fest an der Sitzbasis angeordnet.
Darüber hinaus sind ein an dem Sitzträger 2 fest angeordneter dritter Drehpunkt 11
und ein weiterer an dem Sitzträger 2 fest angeordneter vierter Drehpunkt 12 vorgesehen.
[0045] Der erste Drehpunkt 9 ist mit dem vierten Drehpunkt 12 über einen ersten Lenker 13
gekoppelt, welcher fest mit dem Rückenlehnenträger 3 verbunden oder integral damit
ausgebildet ist. Der erste Lenker 13 stellt somit kinematisch einen Teil bzw. eine
Verlängerung des Rückenlehnenträgers 3 dar.
[0046] Ein zweiter Lenker 14 koppelt den zweiten Drehpunkt 10 mit dem dritten Drehpunkt
11. Der erste Lenker 13, die Sitzbasis 8, der zweite Lenker 14 und der Sitzträger
2 schließen somit gemeinsam ein kinematisches Viereck mit den ersten bis vierten Drehpunkten
9 bis 12 als Ecken.
[0047] Der erste Lenker 13 und der zweite Lenker 14 sind sowohl in der aufrechten Position
gemäß Fig. 1A als auch in der nach hinten verschwenkten Position gemäß Fig. 1B in
eine gleiche Richtung geneigt, welche eine von dem Rückenlehnenträger 3 abgewandte
Richtung darstellt. Der zweite Lenker 14 ist dabei stets etwas stärker geneigt als
der erste Lenker 13. Für beide Lenker ist eine Neigung zur vertikalen in der aufrechten
Position jeweils größer als in der nach hinten verschwenkten Position. Somit heben
sich der dritte und vierte Drehpunkt 11, 12 und damit der Sitzträger 2 bei dem nach
hinten Verschwenken an.
[0048] Der vierte Drehpunkt 12 ist in einem hinteren Bereich 18 des Sitzträgers 2 und der
dritte Drehpunkt 11 in einem vorderen Bereich 17 des Sitzträgers 2 angeordnet. Ferner
ist der zweite Lenker 14 zusätzlich zu seiner stärkeren Neigung auch länger als der
erste Lenker 13 ausgebildet. Daher hebt sich der vordere Bereich 17 des Sitzträgers
2 bei dem nach hinten Verschwenken stärker als der hintere Bereich 18, sodass der
Sitzträger verschwenkt wird.
[0049] Fig. 2 zeigt eine schematische Skizze der Kinematik eines Stuhls gemäß einer weiteren
Ausführungsform.
[0050] Eine Sitzbasis 8 ist hier lediglich mit an dem ersten und zweiten Drehpunkt 9, 10
eingezeichneten Festlagern symbolisiert.
[0051] Die Kinematik gemäß Fig. 2 unterscheidet von Fig. 1A und B unter anderem dadurch,
dass der als Kraftspeicherelement ausgebildete Armlehnenträger 4 an einem ersten Ende
6 drehfest mit dem Sitzträger 2 gekoppelt ist und an einem zweiten Ende 7 drehbar
mit dem Rückenlehnenträger 3 gekoppelt ist. Dementsprechend ist hier ein fünfter Drehpunkt
19 vorgesehen, über welchen der Armlehnenträger 4 mit dem Rückenlehnenträger 3 drehbar
gekoppelt ist.
[0052] Der fünfte Drehpunkt 19 bzw. die Kopplung des Armlehnenträgers 4 mit dem Rückenlehnenträger
3 über diesen ermöglicht vorteilhaft eine Mischung aus Zug- oder Druck- und Biegebeanspruchung
des Armlehnenträgers 4 bei einem nach hinten Verschwenken. Das Verschwenken verändert
einen Abstand des fünften Drehpunktes 19 von dem drehfest mit dem Sitzträger 2 gekoppelten
ersten Ende 6, sodass eine Zug- oder Druckkraft aufgebracht wird. Darüber hinaus wird
bei einem Verschwenken der fünfte Drehpunkt 19 relativ zu dem ersten Ende derart verlagert,
dass eine Kraftkomponente quer zu der reinen Zug- oder Druckbelastung hinzukommt und
der Armlehnenträger somit auch mit einer Biegekraft belastet wird, welche an dem dreh
fest mit dem Sitzträger 2 gekoppelten ersten Ende 6 ein Biegemoment hervorruft.
[0053] Der vorbestimmte Bewegungsablauf der Übersetzung 5 hängt insbesondere von der Anordnung
der Drehpunkte 9, 10, 11, 12 ab. Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist ein Abstand
zwischen dem zweiten Drehpunkt 10 und dem dritten Drehpunkt 11, welcher durch den
zweiten Lenker 14 gebildet ist, in etwa gleich groß wie ein Abstand zwischen dem vierten
Drehpunkt 12 und dem dritten Drehpunkt 11, welcher durch den Sitzträger 2 gebildet
ist. Ein Abstand zwischen dem ersten Drehpunkt 9 und dem vierten Drehpunkt 12, welcher
durch den ersten Lenker 13 gebildet ist, ist deutlich kleiner und beträgt insbesondere
nur einen Bruchteil davon. Ein Abstand zwischen dem ersten Drehpunkt 9 und dem zweiten
Drehpunkt 10, welcher durch die Sitzbasis 8 gebildet ist, liegt zwischen diesen Abständen.
[0054] Ein Winkel zwischen einem Querelement des Rückenlehnenträgers 3 und dem ersten Lenker
13 ist festgelegt und beträgt vorzugsweise zwischen 90 und 180°, hier beispielhaft
zwischen 125° und 130°. Auf diese Weise wird die von dem Rückenlehnenträger 3 abgewandte
Neigung des ersten Lenkers 13 erreicht.
[0055] Fig. 3A zeigt eine Seitenansicht eines Stuhls in einer aufrechten Position.
[0056] Der Stuhl 1 ist hier beispielhaft in Form eines Konferenzdrehstuhls ausgebildet,
welcher eine Kinematik gemäß Fig. 2 aufweist.
[0057] Der Stuhl 1 weist eine Sitzfläche 20 auf, welche mit einem auf dem Sitzträger 2 angebrachten
Sitzpolster 21 gebildet ist. Ferner ist eine Rückenlehne 22 vorgesehen, welche mit
einem an dem Rückenlehnenträger 3 befestigten Rückenlehnenrahmen 16 und einem daran
angebrachten Rückenlehnenpolster 23 gebildet ist.
[0058] Die Sitzbasis 8 ist hier mit einem höhenverstellbaren Druckfederabschnitt 25 gekoppelt,
welcher auf einem rollenfreien Standfuß 24, der als Drehfuß ausgebildet ist, gelagert
ist.
[0059] Ferner ist eine Armlehne 26 vorgesehen, welche mit dem Armlehnenträger 4 und einem
daran angebrachten Armlehnenpolster 27 gebildet ist.
[0060] Der Armlehnenträger 4 ist vollständig aus glasfaserverstärktem Polyamid gefertigt
und mit einem gebogenen Form gebildet, welche einen Winkel von etwa 290° einschließt.
[0061] Mit seinem ersten Ende 6 ist der Armlehnenträger 4 an der Unterseite des Sitzträgers
2 drehfest verschraubt. Das zweite Ende 7 des Armlehnenträgers 4 ist drehbar an dem
Rückenlehnenträger 3 gelagert, beispielsweise mittels eines Lagerbolzens.
[0062] Die einzelnen Elemente der Übersetzung 5 sind hier teilweise ebenfalls verdeckt,
insbesondere der zweite und dritte Drehpunkt 10, 11. Von außen gut erkennbar sind
der erste Lenker 13, welcher teilweise integral mit dem Rückenlehnenträger 3 ausgebildet
ist, und der zweite Lenker 14.
[0063] Fig. 3B zeigt eine Seitenansicht des Stuhls gemäß Fig. 3A in einer nach hinten verschwenkten
Position.
[0064] Die Rückenlehne 22 ist hier sichtbar nach hinten verschwenkt. Beispielhaft handelt
es sich um einen Verschwenkwinkel gegenüber der aufrechten Position von 21°. In gleichem
Maße ist der erste Lenker 13 gemeinsam mit dem Rückenlehnenträger 3 verschwenkt.
Durch die Neigung des ersten Lenkers 13 und des Sitzträgers 2 ist auch der zweite
Lenker 14 verschwenkt, allerdings in deutlich geringerem Maße als der erste Lenker
13.
[0065] Beide Lenker 13 und 14 sind sowohl in der aufrechten Position gemäß Fig. 3A also
in der nach hinten Verschwenken Position gemäß Fig. 3B nach vorne geneigt, sodass
eine Gewichtskraft einer auf dem Stuhl sitzenden Person ein Rückstellmoment bewirkt
und der als Kraftspeicherelement ausgebildete Armlehnenträger 4 somit lediglich gegen
die Rückenlehnenkraft arbeiten muss.
[0066] Die Sitzfläche 20 ist insgesamt etwas angehoben und zusätzlich ebenfalls verschwenkt,
allerdings im Vergleich zur Rückenlehne 22 in deutlich geringerem Maße. Beispielhaft
handelt es sich hierbei um einen Verschwenkwinkel von 7°.
[0067] Der Armlehnenträger 4 ist in dem dargestellten gespannten Zustand sowohl auf Druck
als auch auf Biegung belastet und somit elastisch gestaucht und gebogen.
[0068] Die nach hinten verschwenkt Position wird erreicht, indem sich eine auf dem Stuhl
1 sitzende Person nach hinten lehnt und somit eine Rücklehnkraft auf die Rückenlehne
22 aufbringt, welche eine Federkraft des Armlehnenträgers 4 überwindet.
[0069] Die Rückenlehne 22 kann gegenüber der in Fig. 3B dargestellten nach hinten verschwenkten
Position durch elastische Verformung des Rückenlehnenträgers 3 und des Rückenlehnenrahmens
16 noch weiter nach hinten verschwenkt werden, beispielsweise etwa um weitere 7°.
Ein gesamter möglicher Schwenkwinkel beträgt somit etwa 28°.
[0070] Trotz dieses großen Schwenkbereichs sind sämtliche sichtbaren Komponenten des Stuhls
1, insbesondere der Rückenlehnenträger 3, der erste Lenker 13, die Sitzbasis 8 und
der zweite Lenker 14 sowie der Sitzträger 2, sehr schlank ausgebildet. Gleiches gilt
für den Armlehneträger 4. Darüber hinaus sind keine weiteren Komponenten zwischen
dem Sitzträger 2 und der Sitzbasis 8 bzw. zwischen dem Sitzträger 2 und dem Rückenlehnenträger
3 angeordnet. Auf diese Weise entsteht insgesamt ein enorm schlankes Design, ohne
dass im Vergleich zu einer herkömmlichen Synchronmechanik Funktionalität verloren
geht.
[0071] Fig. 4 zeigt eine Längsschnittansicht eines Stuhls.
[0072] Hierbei handelt es sich im Unterschied zur Ausführungsform gemäß Fig. 3A und B um
einen Bürodrehstuhl, was insbesondere an der unterschiedlichen Ausbildung des Standfußes
24' mit Rollen 28 sowie dessen deutlich höher liegende Anbindung an den Druckfederabschnitt
25 auszumachen ist. Im Übrigen ist der Bürodrehstuhl gemäß Fig. 4 im Wesentlichen
gleich dem Konferenzdrehstuhl gemäß Fig. 3A und 3B ausgebildet.
[0073] Der Bürodrehstuhl ist hier in der aufrechten Stellung dargestellt. Ein Verschwenken
in die nach hinten verschwenkte Stellung ist in gleicher Weise wie in Bezug auf Fig.
3B beschrieben möglich.
[0074] In der Schnittdarstellung gut erkennbar sind das Sitzpolster 21 und das Rückenlehnenpolster
23. Darüber hinaus gut zu erkennen ist die mit einem Befestigungsmittel 29 in Form
einer Schraube realisierte Befestigung des Rückenlehnenrahmens 16 an dem Rückenlehnenträger
3.
[0075] Darüber hinaus ist im dem Schnitt ein den Verschwenkbereich des Sitzträgers 2 und
Rückenlehnenträgers 3 in der aufrechten Position beschränkender Anschlag 15 erkennbar.
Dieser ist im Bereich des dritten Drehpunktes 11 in Form eines Anschlagkeils vorgesehen,
welcher sich in der aufrechten Position an dem zweiten Lenker 14 und in der nach hinten
Verschwenkten Position an dem Sitzträger 2 abstützt. Vorzugsweise ist ein weiterer
Anschlag 15 in ähnlicher Weise an dem vierten Drehpunkt 12 vorgesehen, welche hier
verdeckt ist.
[0076] Der Anschlag 15 ist derart angeordnet und ausgelegt, dass bei Erreichen des Anschlags
15 nach wie vor eine den Rückenlehnenträger 3 und den Sitzträger 2 in der aufrechten
Position haltende Vorspannung des Armlehnenträgers 4 anliegt. Auf diese Weise ist
auch in der aufrechten Position eine definierte Stellung der Übersetzung 5, des Sitzträgers
2 und des Rückenlehnenträgers 3 gewährleistet.
[0077] Fig. 5 zeigt eine schematische Skizze einer Kinematik eines Stuhls gemäß einer noch
weiteren Ausführungsform.
[0078] Hierbei handelt es sich um eine im Vergleich zu Fig. 2 alternative Ausführung, wobei
im Unterschied zu Fig. 2 das erste Ende 6 des Armlehnenträgers 4 drehfest mit dem
Rückenlehnenträger 3 gekoppelt ist und das zweite Ende 7 drehbar mit dem Sitzträger
2 gekoppelt ist. Mit einer derartigen Kinematik ist ein im wesentlicher gleicher Funktionsumfang
realisierbar.
[0079] Obwohl die vorliegende Erfindung anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele vorstehend
vollständig beschrieben wurde, ist sie darauf nicht beschränkt, sondern auf vielfältige
Art und Weise modifizierbar.
[0080] Beispielsweise muss der Armlehnenträger 4 nicht in der dargestellten Weise ausgebildet
sein. Denkbar wäre beispielsweise auch, den Armlehnenträger kinematisch als reine
Zugfeder auszubilden und/oder einen, beispielsweise davon abstehenden, Armlehnenkörper
daran anzubringen. In diesem Fall könnten ggfs. auch beide Enden des Armlehnenträgers
4 drehbar mit dem Rückenlehneträger 3 bzw. dem Sitzträger 2 gekoppelt sein.
[0081] Denkbar wäre darüber hinaus, den Stuhl nicht als Drehstuhl sondern als 3 oder 4-beinigen
Stuhl auszubilden. In diesem Fall würde die Sitzbasis 8 mit entsprechenden Stuhlbeinen
versehen sein.
Bezugszeichenliste
[0082]
- 1
- Stuhl
- 2
- Sitzträger
- 3
- Rückenlehnenträger
- 4
- Armlehnenträger
- 5
- Übersetzung
- 6
- erstes Ende
- 7
- zweites Ende
- 8
- Sitzbasis
- 9
- erster Drehpunkt
- 10
- zweiter Drehpunkt
- 11
- dritter Drehpunkt
- 12
- vierter Drehpunkt
- 13
- erster Lenker
- 14
- zweiter Lenker
- 15
- Anschlag
- 16
- Rückenlehnenrahmen
- 17
- vorderes Ende
- 18
- hinteres Ende
- 19
- fünfter Drehpunkt
- 20
- Sitzfläche
- 21
- Sitzpolster
- 22
- Rückenlehne
- 23
- Rückenlehnenpolster
- 24
- Standfuß
- 25
- Druckfederabschnitt
- 26
- Armlehne
- 27
- Armlehnenpolster
- 28
- Rolle
- 29
- Befestigungsmittel
1. Stuhl (1), insbesondere Konferenz- oder Bürostuhl,
mit einem Sitzträger (2);
mit einem Rückenlehnenträger (3);
mit einem als Kraftspeicherelement ausgebildeten Armlehnenträger (4); und
mit einer den Sitzträger (2) mit dem Rückenlehnenträger koppelnden Übersetzung (5),
welche ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers (3) und des Sitzträgers (2) mit einem
vorbestimmten Bewegungsablauf zwischen einer aufrechten und einer nach hinten verschwenkten
Position erlaubt, wobei der als Kraftspeicherelement ausgebildete Armlehnenträger
(4) mit dem Sitzträger (2) und dem Rückenlehnenträger (3) derart gekoppelt ist, dass
der vorbestimmte Bewegungsablauf ermöglicht ist und der Armlehnenträger (4) eine in
die aufrechte Position rückstellende Kraft bereitstellt.
2. Stuhl nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Armlehnenträger (4) ein erstes und ein zweites Ende (6, 7) aufweist, wovon eines
mit dem Sitzträger (2) und eines mit dem Rückenlehnenträger (3) gekoppelt ist, wobei
die Kopplung an dem ersten Ende (6) drehfest und an dem zweiten Ende (7) drehbar vorgesehen
ist.
3. Stuhl nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Armlehnenträger (4) an dem ersten Ende (6) drehfest mit dem Sitzträger (2) und
an dem zweiten Ende (7) drehbar mit dem Rückenlehnenträger (3) gekoppelt ist.
4. Stuhl nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Armlehnenträger eine gebogene Form aufweist, wobei die gebogene Form insgesamt
einen Winkel größer als 180°, vorzugsweise größer als 225°, besonders bevorzugt größer
als 270° einschließt.
5. Stuhl nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Armlehnenträger ein elastisch verformbares Kunststoffmaterial aufweist, insbesondere
einen faserverstärkten Kunststoff.
6. Stuhl nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Übersetzung (5) mit einer Sitzbasis (8) gekoppelt ist und dazu einen ersten und
einen zweiten Drehpunkt (9, 10) aufweist, welche relativ zu der Sitzbasis (8) fest
angeordnet sind, sowie einen dritten und einen vierten Drehpunkt (11, 12) aufweist,
welche relativ zu dem Sitzträger (2) fest angeordnet sind, wobei der erste Drehpunkt
(9) mit dem vierten Drehpunkt (12) über einen ersten Lenker (13) und der zweite Drehpunkt
(10) mit dem dritten Drehpunkt (11) über einen zweiten Lenker (14) gekoppelt ist,
wobei der erste Lenker (13) fest mit dem Rückenlehnenträger (3) verbunden oder integral
mit dem Rückenlehnenträger ausgebildet ist.
7. Stuhl nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der erste und der zweite Lenker (13, 14) in der aufrechten Position in eine gleiche
Richtung geneigt angeordnet sind und in der nach hinten verschwenkten Position ebenfalls
in diese Richtung geneigt angeordnet sind.
8. Stuhl nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Neigung der ersten und zweiten Lenker (13, 14) zur Vertikalen in der aufrechten
Position jeweils größer ist als in der nach hinten verschwenkten Position und/oder
die Richtung der Neigung von dem Rückenlehnenträger abgewandt vorgesehen ist.
9. Stuhl nach einem der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass der vierte Drehpunkt (12) in einem hinteren Bereich (18) und der dritte Drehpunkt
(11) in einem vorderen Bereich (17) des Sitzträgers (2) angeordnet ist, wobei der
zweite Lenker (14) eine größere Länge und/oder eine größere Neigung als der erste
Lenker (13) aufweist.
10. Stuhl nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Länge und/oder Neigung des ersten und zweiten Lenkers (13, 14) jeweils derart
vorgesehen sind, dass ein Verhältnis eines Verschwenkwinkels des Rückenlehnenträgers
zu einem Verschwenkwinkel des Sitzträgers in der nach hinten verschwenkten Position
2,5 zu 1 bis 3,5 zu 1, insbesondere 3 zu 1, beträgt.
11. Stuhl nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Übersetzung (5) einen Anschlag (15) aufweist, welcher einen Verschwenkbereich
des Sitzträgers (2) und Rückenlehnenträgers(3) in der aufrechten Position derart beschränkt,
dass bei Erreichen des Anschlags (15) eine den Rückenlehnenträger (3) und den Sitzträger
(2) in der aufrechten Position an dem Anschlag haltende Vorspannung des Armlehnenträgers
(4) anliegt.
12. Stuhl nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Rückenlehnenträger (3) und/oder ein daran befestigter Rückenlehnenrahmen (16)
zumindest abschnittsweise elastisch verformbar ausgelegt ist, so dass aus der nach
hinten verschwenkten Position durch Aufbringen von Lehnkräften ein über die nach hinten
verschwenkte Position hinausgehendes Verschwenken des Rückenlehnenträgers (3) und/oder
Rückenlehnenrahmens (16) durch elastische Verformung ermöglicht ist.
13. Verfahren zur Herstellung eines Stuhls (1), insbesondere eines Stuhls nach einem der
vorstehenden Ansprüche, mit den Schritten:
Bereitstellen eines Sitzträgers (2), eines Rückenlehnenträgers (3), eines als Kraftspeicherelement
ausgebildeten Armlehnenträgers (4) und einer den Sitzträger (2) mit dem Rückenlehnenträger
(3) koppelnden Übersetzung (5), welche ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers (3)
und des Sitzträgers (2) mit einem vorbestimmten Bewegungsablauf zwischen einer aufrechten
und einer nach hinten verschwenkten Position erlaubt;
Koppeln des Armlehnenträgers (4) mit dem Rückenlehnenträger (3) und dem Sitzträger
(2) derart, dass der vorbestimmte Bewegungsablauf ermöglicht ist und der Armlehnenträger
(4) eine in die aufrechte Position rückstellende Kraft bereitstellt.
14. Verfahren nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Armlehnenträger (4) mit einem Ende (6; 7) des Armlehnenträgers (4) mit dem Sitzträger
(2) und mit einem Ende (6; 7) des Armlehnenträgers (4) mit dem Rückenlehnenträger
(3) gekoppelt wird, wobei die Kopplung an einem ersten Ende (6) drehfest und an einem
zweiten Ende (7) drehbar vorgesehen wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Armlehnenträger (4) zuerst an dem zweiten Ende (7) drehbar mit dem Rückenlehnenträger
(3) und anschließend an dem ersten Ende (6) drehfest mit dem Sitzträger (2) gekoppelt
wird.