[0001] Die Erfindung betrifft ein Hochspannungs-Schaltgerät mit einer Vakuumkammer und eine
Schaltanlage mit einem Hochspannungs-Schaltgerät. Darüber hinaus betrifft die Erfindung
ein Verfahren zur Herstellung eines Hochspannungs-Schaltgerätes mit einer Vakuumkammer.
[0002] In Netzwerken aus elektrischen Stromleitungen finden Schaltanlagen Verwendung, mit
denen die elektrische Energie verteilt wird. Schaltanlagen verfügen über Schaltgeräte,
die zwischen elektrischen Kontakten eine elektrisch leitende Verbindung herstellen
oder trennen. In Hochspannungs- oder Mittelspannungsnetzen werden Hochspannungs-Schaltgeräte
verwendet, die den elektrischen Anforderungen an die hohen Spannungen in Hochspannungs-
oder Mittelspannungsnetzen genügen. Die Spannungen der Hochspannungsnetze liegen im
Allgemeinen zwischen 60 und 52 kV und der Mittelspannungsnetze zwischen 1kV und 52
kV.
[0003] Es sind Hochspannungs-Schaltgeräte bekannt, die über eine Vakuumkammer verfügen,
in der die elektrischen Kontakte angeordnet sind. Es sind aber auch Schaltgeräte bekannt,
bei denen sich die elektrischen Kontakte in einer Gasatmosphäre aus Isoliergas, beispielsweise
SF
6, befinden. Die Verwendung von Vakuumkammern bietet im Gegensatz zu mit Isoliergas
befüllten Kammern den Vorteil, dass Lastströme und Kurzschlussströme in einem relativ
kleinen Volumen unterbrochen werden können, ohne dass die Gefahr der Emission heißer
Schaltgase besteht. In luftisolierten Schaltgeräten wird eine besonders lange Isolationsstrecke
benötigt, weshalb diese Schaltgeräte besonders viel Raum beanspruchen. Vakuumkammern
werden in Schaltgeräten mit Leistungsschaltern, Erdungsschaltern, Trennschaltern oder
Lasttrennschaltern eingesetzt.
[0004] Schaltgeräte mit Vakuumkammer sind beispielsweise aus der
DE 31 12 776 A1 und
DE 40 27 723 A1 bekannt. Die bekannten Vakuumkammern weisen einen Gehäusekörper auf, in dem ein unbeweglicher
Schaltkontakt und ein beweglicher Schaltkontakt angeordnet sind.
[0005] Der bewegliche Schaltkontakt wird von einer Betätigungseinheit betätigt. Der Antrieb
der Betätigungseinheit kann mit einer elektrischen Antriebseinheit erfolgen.
Zur Reduzierung der Baugröße der Hochspannungs-Schaltgeräte und somit der die Schaltgeräte
aufweisenden Schaltanlagen wird die Vakuumkammer in eine Vergussform eingesetzt und
mit einer Vergussmasse, beispielsweise Epoxidharz, vergossen, so dass die Vakuumkammer
nach dem Aushärten der Vergussmasse von einem festen Vergussgehäuse umschlossen wird.
[0006] Wird das Hochspannungs-Schaltgerät im Betrieb von Strom durchflossen, so wird die
Verlustleistung in Form von Wärme freigesetzt. Infolge der Wärme dehnen sich die Komponenten
des Gehäusekörpers der Vakuumkammer, die aus keramischen oder metallischen Materialien,
beispielsweise Kupfer, bestehen können, stärker als das feste Vergussgehäuse aus.
Dadurch können mechanische Spannungen und damit einhergehende feine Risse im festen
Kunststoff-Verguss entstehen. Die Lebensdauer des Schaltgerätes kann somit erheblich
reduziert werden. Darüber hinaus kann es zu unerwarteten Überschlägen kommen.
[0007] Aus diesem Grund werden im Stand der Technik Vakuumkammern in Hochspannungs-Schaltgeräten
mit einer äußeren Silikonschicht versehen oder mit einem Schrumpfschlauch eingeschweißt.
Die Beschichtung aus Silikon oder die Verwendung eines Schrumpfschlauches soll nicht
nur die Entstehung von mechanischen Spannungen verhindern, sondern zusätzlich den
Vorteil bieten, dass eine ausreichende Isolationsstrecke zwischen dem festen und dem
beweglichen Schaltkontakt entlang der Außenseite der Vakuumkammer hergestellt wird.
So sollen äußere Überschläge über die Vakuumkammer vermieden werden.
[0008] In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Beschichtung der Vakuumkammer vor allem
bei höheren Spannungen, beispielsweise Spannungen ab 20 kV gegen Erde oder ab 36 kV
verketteter Spannung, ein kritisches Element des Schaltgerätes ist. Versuche haben
gezeigt, dass es auch bei mit Silikon beschichten Vakuumkammern zu Überschlägen zwischen
der Silikonbeschichtung und der Vakuumkammer kommen kann.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Gefahr von Überschlägen bei Hochspannungs-Schaltgeräten
und Schaltanlagen mit Hochspannungs-Schaltgeräten zu verringern. Eine weitere Aufgabe
der Erfindung liegt darin, ein Verfahren anzugeben, mit dem sich ein Hochspannungs-Schaltgerät
mit verbesserten elektrischen Eigenschaften herstellen lässt.
[0010] Die Lösung dieser Aufgaben erfolgt erfindungsgemäß mit den Merkmalen der unabhängigen
Patentansprüche. Die abhängigen Ansprüche betreffen bevorzugte Ausführungsformen der
Erfindung.
[0011] Umfangreiche Untersuchungen an verschiedenen Hochspannungs-Schaltgeräten haben eine
nicht ausreichende Haftung der Silkonschicht an dem Gehäusekörper der Vakuumkammer
gezeigt. Es hat sich gezeigt, dass die unzureichende Haftung für die Entstehung von
Überschlägen zwischen dem festen und beweglichen Schaltkontakt entlang des Gehäusekörpers
der Vakuumkammer zwischen Silikonschicht und Gehäusekörper ursächlich ist.
[0012] Das erfindungsgemäße Hochspannungs-Schaltgerät weist ein Vergussgehäuse aus einem
Gießharz auf, das den Gehäusekörper der Vakuumkammer umschließt, die einen feststehenden
Kontakt, der ein Schalt- oder Trennkontakt sein kann, und einen beweglichen Kontakt,
der ein Schalt- oder Trennkontakt sein kann, aufweist, wobei zwischen der Innenwandung
des Vergussgehäuses und der Außenwandung des Gehäusekörpers der Vakuumkammer eine
Zwischenschicht vorgesehen ist. Das Hochspannungs-Schaltgerät zeichnet sich dadurch
aus, dass diese Zwischenschicht eine Gießharzschicht ist, wobei die Glasübergangstemperatur
der Gießharzschicht zwischen 10 und 40 °C liegt. Vorzugsweise liegt die Glasübergangstemperatur
der Gießharzschicht zwischen 20 und 30°C. Die Glasübergangstemperatur gibt einen Anhaltspunkt
über die Formbeständigkeit des Kunststoffes bei Wärmeeinwirkung. Sie gibt die Temperatur
an, bei der ein Kunststoff von einem flüssigen oder gummielastischen, flexiblen Zustand
in einen glasigen oder hartelastischen, spröden Zustand übergeht. Die Beschichtung
oder Umhüllung der Vakuumkammer hat eine größere Flexibilität als das feste Vergussgehäuse
des Schaltgerätes. Bei einem derartigen Aufbau haben sich in Versuchen keine Risse
in der Beschichtung oder Umhüllung des Gehäusekörpers gezeigt. Ferner wurden aufgrund
der guten Haftung der Zwischenschicht mit der Vakuumkammer Überschläge zwischen dem
festen und dem beweglichen Schaltkontakt entlang der Vakuumkammer verhindert.
[0013] Eine bevorzugte Ausführungsform sieht vor, dass der Elastizitätsmodul des Gießharzes
der Gießharzschicht der Vakuumkammer kleiner als 1000 MPa ist. Vorzugsweise ist der
Elastizitätsmodul der Gießharzschicht größer als 100 MPa, besonders bevorzugt größer
als 500 MPa. Eine Gießharzschicht mit einer Zugfestigkeit kleiner als 20 MPa hat sich
als besonders vorteilhaft erwiesen. Das Gießharz ist vorzugsweise ein Epoxidharz.
[0014] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform umfasst das Hochspannungs-Schaltgerät
einen Kunststoffkörper, der von dem Vergussgehäuse umschlossen wird. In dem Kunststoffkörper
ist eine Betätigungseinheit für den beweglichen Kontakt der Vakuumkammer angeordnet.
Der Gehäusekörper der Vakuumkammer ist vorzugsweise in einer in der Einbaulage des
Schaltgerätes oberen Gehäusehälfte und der Kunststoffkörper ist in einer unteren Gehäusehälfte
des Vergussgehäuses angeordnet.
[0015] Der Kunststoffkörper kann aus einem oder mehreren Kunststoffelementen bestehen, die
miteinander verbunden sind. Vorteilhafterweise besteht der Kunststoffkörper aus mehreren
Kunststoffelementen, die sich im Spritzgießverfahren einfach und kostengünstig herstellen
und dann miteinander verbinden lassen. Einzelne Kunststoffelemente können ineinandergesteckt
und/oder miteinander verklebt oder verschweißt werden. Mit dem Einsatz eines Kunststoffkörpers
können nicht nur die elektrischen Eigenschaften des Schaltgerätes verbessert, sondern
auch dessen Herstellung vereinfacht werden.
[0016] Bei einem Hochspannungs-Schaltgerät, bei dem ein derartiger Kunststoffkörper verwendet
wird, erlaubt die Zwischenschicht eine sichere Abdichtung der Vakuumkammer gegenüber
dem Kunststoffkörper, was für die Herstellung des Hochspannungs-Schaltgerätes von
Vorteil ist, da beim Spritzgießen Gießharz nicht in einen Spalt zwischen Vakuumkammer
und Kunststoffkörper gelangen kann.
[0017] Zur sicheren Abdichtung weist der Kunststoffkörper bei einer besonders bevorzugten
Ausführungsform an der Oberseite Vorsprünge oder Schneidkanten auf, die in die flexible
Gießharzschicht an der Unterseite der Vakuumkammer eingeschnitten sind.
[0018] Die erfindungsgemäße Schaltanlage weist ein oder mehrere erfindungsgemäße Schaltgeräte
auf.
[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen Hochspannungs-Schaltgerätes
sieht vor, dass die Oberfläche des Gehäusekörpers der Vakuumkammer zur Erhöhung der
Oberflächenrauheit bearbeitet wird, bevor eine Gießharzschicht auf die Außenwandung
des Gehäusekörpers der Vakuumkammer aufgebracht wird. Die Oberfläche des Gehäusekörpers
wird vorzugsweise derart bearbeitet, dass die Oberflächenrauheit größer als 20 µm
ist, vorzugsweise zwischen 20 µm und 40 µm liegt. Dadurch ist eine optimale Haftung
zwischen Gießharz und Gehäusekörper gegeben. Eine Bearbeitung der Oberfläche des Gehäusekörpers
der Vakuumkammer mit Glaskugelperlen hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen.
Die Oberfläche des Gehäusekörpers sollte auch entfettet werden.
[0020] Die Gießharzschicht kann mit dem im Stand der Technik bekannten Verfahren auf den
Gehäusekörper der Vakuumkammer aufgebracht werden. Vorzugsweise wird die Gießharzschicht
mit einem Druckgelierverfahren- oder Vakuumverfahren aufgebracht, so dass sich die
Bildung von Luftblasen vermeiden lassen.
[0021] Nach dem Aufbringen der Gießharzschicht auf die Außenwandung des Gehäusekörpers der
Vakuumkammer wird die Oberfläche der Gießharzschicht bearbeitet, um eine optimale
Haftung mit dem Vergussgehäuse zu erzielen. Die Oberfläche der Gießharzschicht wird
vorzugsweise derart bearbeitet, dass die Oberflächenrauheit größer als 90 µm ist,
vorzugsweise zwischen 90 µm und 120 µm liegt. Als besonders vorteilhaft hat sich erwiesen,
die Oberfläche der Gießharzschicht mit einem Korundstrahlverfahren zu bearbeiten.
Ein derartiges Strahlverfahren gehört zum Stand der Technik. Die Oberfläche der Gießharzschicht
sollte auch entfettet werden. Anschließend wird die Vakuumkammer in eine Vergussform
eingesetzt. Für die Herstellung des Hochspannungs-Schaltgerätes kann eine Vergussform
bereitgestellt werden, die in der Form und den Dimensionen der Kontur des Vergussgehäuses
des Schaltgerätes entspricht. In die Vergussform kann auch der Kunststoffkörper eingesetzt
werden. Daraufhin wird der Zwischenraum zwischen der Innenwandung der Vergussform
und der Außenwandung der Vakuumkammer mit einem Gießharz vergossen. Dadurch wird das
Vergussgehäuse geschaffen. In dem Kunststoffkörper kann ein Hohlraum zum Einbau der
Betätigungseinheit für den beweglichen Schaltkontakt vorgesehen sein. Schließlich
können noch weitere Baugruppen oder Bauteile des Hochspannungs-Schaltgerätes, beispielsweise
die Betätigungseinheit oder mit dem feststehenden und beweglichen Schaltkontakt zu
verbindende Leiterteile in den Vergusskörper bzw. den Kunststoffkörper eingesetzt
werden.
[0022] Im Folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung unter Bezugnahme auf die
Zeichnungen näher erläutert.
[0023] Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Hochspannungs-Schaltgerätes in teilweise
geschnittener perspektivischer Darstellung,
- Fig. 2
- eine teilweise geschnittene perspektivische Darstellung der Vakuumkammer des erfindungsgemäßen
Hochspannungs-Schaltgerätes und
- Fig. 3
- eine Explosionsdarstellung von weiteren Bauteilen des erfindungsgemäßen Hochspannungs-Schaltgerätes.
[0024] Fig. 1 zeigt die für die Erfindung wesentlichen Komponenten des Hochspannungs-Schaltgerätes,
während Fig. 2 die Vakuumkammer des Schaltgerätes zeigt. Die einander entsprechenden
Teile sind in den Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen. Die Vakuumkammer
kann beispielsweise eine Vakuumschaltkammer zum Schalten von Lastströmen oder Kurzschlussströmen
in einem Leistungsschalter oder eine Vakuumtrennkammer für einen Trennschalter oder
Erdungsschalter oder kombinierten Schalter sein. Nachfolgend wird die Erfindung unter
Bezugnahme auf einen Leistungsschalter beschrieben.
[0025] Das Hochspannungs-Schaltgerät weist ein Vergussgehäuse 1 auf, das eine in der normalen
Einbaulage obere Gehäusehälfte 1A und eine untere Gehäusehälfte 1B hat. In der oberen
Gehäusehälfte 1A befindet sich eine Vakuumkammer 2 mit einem zylindrischen Gehäusekörper
3, der einen oberen, feststehenden Schaltkontakt 4A und einen unteren, beweglichen
Schaltkontakt 5B aufnimmt. Der Gehäusekörper 3 der Vakuumkammer 2 kann aus mehreren
Komponenten aus metallischen oder keramischen Materialien bestehen. Durch Schließen
oder Öffnen der Kontakte 4A, 5A kann der Strompfad geschlossen oder unterbrochen,
d.h. beispielsweise ein Laststrom geschaltet werden. In der unteren Gehäusehälfte
1B sitzt ein Kunststoffkörper 16, in dem eine Kammer 6 ausgebildet ist, in der eine
Betätigungseinheit für den beweglichen Schaltkontakt angeordnet ist. Die Kammer 6
ist mit einer Isolationsflüssigkeit befüllt. Die Betätigungseinheit wird später noch
im Einzelnen beschrieben.
[0026] Das im Spritzgießverfahren hergestellte Vergussgehäuse 1 des Hochspannungs-Schaltgerätes
kann aus einem konventionellen Gießharz bestehen. Vorzugsweise besteht das Vergussgehäuse
aus Epoxidharz. Das Gießharz hat eine Glasübergangstemperatur (Tg), die zwischen 80
und 120°C liegt. Die maximale Zugspannung des Gießharzes (Zugfestigkeit) ist größer
als 60 MPa und die Bruchdehnung des Gießharzes (Zugfestigkeit) kleiner als 3%. Der
Elastizitätsmodul (E-Modul) des Gießharzes ist größer als 8000 MPa. Das Vergussgehäuse
ist ein fester Gehäusekörper.
[0027] In dem Zwischenraum zwischen der Außenwandung der Vakuumkammer 2 und der Innenwandung
des festen Vergussgehäuses 1 befindet sich eine Zwischenschicht 3A aus einem Gießharz,
das flexibler als das Gießharz des Vergussgehäuses 1 ist.
[0028] Das flexible Gießharz hat eine Glasübergangstemperatur (Tg), die zwischen 10 und
40°C liegt. Die maximale Zugspannung (Zugfestigkeit) des Gießharzes ist kleiner als
20 MPa und die Bruchdehnung (Zugfestigkeit) größer als 9%. Der Elastizitätsmodul (E-Modul)
des Gießharzes ist kleiner als 1000 MPa. Vorzugsweise ist der Elastizitätsmodul des
Gießharzes größer als 100 MPa, besonders bevorzugt größer als 500 MPa, insbesondere
ca. 600 MPa. Als Gießharz hat sich das unter der Bezeichnung Araldite® (Huntsman Advanced
Materials) bekannte Material, insbesondere Araldite® S-HCEP oder Araldite® CW 1491
/ HW 1491, als besonders vorteilhaft erwiesen.
[0029] Zur Herstellung des Hochspannungs-Schaltgerätes wird auf den Gehäusekörper 3 der
Vakuumkammer 2 eine Schicht aus dem oben genannten Material aufgebracht. Das Aufbringen
der Gießharzschicht 3A kann mit den im Stand der Technik bekannten Verfahren erfolgen.
Fig. 2 zeigt den Gehäusekörper 3 der Vakuumkammer 2 mit der äußeren Gießharzschicht
3A, die sich über die zylindrische Umfangsfläche und über die in der Einbaulage obere
Seite und untere Seite des Gehäusekörpers der Vakuumkammer erstreckt.
[0030] Nachfolgend werden die Betätigungseinheit für den beweglichen Schaltkontakt sowie
weitere Baugruppen und Bauteile des Hochspannungs-Schaltgerätes unter Bezugnahme auf
die Figuren 1 bis 3 im Einzelnen beschrieben.
[0031] Der in axialer Richtung der Vakuumkammer 2 verschiebbare Schaltkontakt 5A ist Bestandteil
eines Schaltkontaktelementes 5, das einen Schaft 5B aufweist, der sich aus der Vakuumkammer
2 in die mit Isolationsflüssigkeit befüllte Kammer 6 erstreckt. Der Schaft 5B des
beweglichen Schaltkontaktelements 5 ist gegenüber dem Gehäusekörper 3 der Vakuumkammer
2 mit einer nicht dargestellten Dichtanordnung vakuumdicht abgedichtet. Das untere
Ende des Schaftes 5B ist über einen Isolationskörper 7 mit einem Betätigungsorgan
8 verbunden, das sich aus der flüssigkeitsgefüllten Kammer 6 erstreckt. Durch Betätigung
des Betätigungsorgans 8 kann das bewegliche Schaltkontaktelement 5 axial verschoben
werden, so dass die Kontakte 4A, 5A geschlossen bzw. geöffnet werden.
[0032] Das Betätigungsorgan 8 weist ein oberes, hohlzylindrisches Teilstück 8A auf, das
sich in der Kammer 6 befindet und ein unteres, stiftförmiges Teilstück 8B, das in
dem Zylinderraum des oberen Teilstück längsverschiebbar geführt ist und sich aus der
Kammer 6 erstreckt. Dabei stützt sich das obere Endstück des unteren Teilstücks 8B
an einer Druckfeder 9 in dem Zylinderraum des oberen Teilstücks 8A ab. Wenn das untere
Teilstück 8B verschoben wird, verschiebt sich auch das obere Teilstück 8A, so dass
das bewegliche Schaltkontaktelement 5 axial verschoben wird. Die Druckfeder 9 dient
der Dämpfung der Stöße bei der Betätigung des Betätigungsorgans 8. Der Antrieb des
Betätigungsorgans 8 erfolgt mit einer nicht dargestellten Antriebeinheit, die das
untere Teilstück 8B in axialer Richtung verschiebt.
[0033] Das Betätigungsorgan 8 ist gegenüber dem Vergussgehäuse 1 mit einer Dichtanordnung
10 flüssigkeitsdicht abgedichtet. Die Dichtanordnung 10 weist einen Faltenbalg 11
auf, der das obere Teilstück 8A des Betätigungsorgans 8 umschließt, wobei das obere
Ende des Faltenbalges 11 flüssigkeitsdicht mit dem oberen Teilstück 8A des Betätigungsorgans
8 verbunden ist. Das untere Ende des Faltenbalges 11 ist gegenüber dem Vergussgehäuse
1 flüssigkeitsdicht abgedichtet. Der Faltenbalg 11 und das Betätigungsorgan 8 sind
auf Erdpotential gelegt. An der Unterseite weist der Gehäusekörper 1 eine Öffnung
12 auf, die von einer Abdeckung 13 flüssigkeitsdicht verschlossen ist.
[0034] Die flüssigkeitsgefüllte Kammer 6 weist eine in der Einbaulage obere und untere Kammerhälfte
6A, 6B auf. In der oberen Kammerhälfte 6A befindet sich ein beweglicher Leiterteil
12, beispielsweise ein Kupferband, das an den Schaft 5B des beweglichen Schaltkontaktelements
5 angeschlossen ist. Der bewegliche Leiterteil 12 ist elektrisch mit weiteren den
Strompfad bildenden Leiterteilen 13 verbunden, die aber nur teilweise dargestellt
sind. Auch das feststehende Schaltkontaktelement 4 ist mit weiteren nur teilweise
dargestellten Leiterteilen 14 verbunden, die ebenfalls in das Vergussgehäuse 1 eingesetzt
oder auf das Vergussgehäuse aufgesetzt sind.
[0035] Der Kunststoffkörper 16 in der unteren Gehäusehälfte 1B des Vergussgehäuses 1 ist
aus mehreren Kunststoffelementen 16A, 16B, 16C zusammengesetzt. Fig. 3 zeigt die Kunststoffelemente
16A, 16B, 16C in einer Explosionsdarstellung. Der Kunststoffkörper 16 weist in der
oberen Kammerhälfte 6A ein oberes, schalenförmiges Kunststoffelement 16A und ein unteres,
schalenförmiges Kunststoffelemente 16B auf, die den beweglichen Leiterteil 12 umschließen,
und weist in der unteren Kammerhälfte 6B ein zylindrisches Kunststoffelement 16C auf,
das den Faltenbalg 11 umschließt. Die Kunststoffelemente 16A, 16B, 16C sind derart
ausgebildet, dass sie passend zusammengesetzt werden können. Sie werden dicht ineinander
gesteckt und/oder miteinander verklebt oder verschweißt. Sämtliche Kunststoffelemente
16A, 16B, 16C haben abgerundete Ecken oder Kanten.
[0036] Die beiden Kunststoffelemente 16A, 16B in der oberen Kammerhälfte 6A bestehen aus
einem elektrisch leitenden Kunststoff, beispielsweise kann der Kunststoff mit leitendem
Kohlenstoff versetzt sein. Da diese Kunststoffelemente 16A, 16B das gleiche Potential
wie der bewegliche Leiterteil 12 oder andere Leiterteile in der Kammer annehmen können,
wird das elektrische Feld nach außen homogener.
[0037] Das Kunststoffelement 16C in der unteren Kammerhälfte 6B, das nicht aus einem leitenden
Kunststoff besteht, kann kein Potential führen. Dieses Kunststoffelement 6C dient
zur sicheren Isolation spannungsführender Teile in der Kammer 6 gegenüber dem auf
Erdpotential liegenden Betätigungsorgan 8. Zur Vergrößerung des Kriechweges weist
das Kunststoffelement 16C an der Außenseite Lamellen 17 auf.
[0038] Die Abdeckung 13 des Vergussgehäuses 1, die die flüssigkeitsgefüllte Kammer 6 verschließt,
ist gegenüber dem zylindrischen Kunststoffteil 16C mit einem zwischen Abdeckung und
Kunststoffteil liegenden Dichtring 18 flüssigkeitsdicht abgedichtet.
[0039] Nachfolgend wird das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung des Hochspannungs-Schaltgerätes
beschrieben.
[0040] Der Gehäusekörper 1 der Vakuumkammer 2 wird mit der oben beschriebenen flexiblen
Gießharzschicht 3A versehen. Hierfür wird die Oberfläche des Gehäusekörpers 3 zunächst
bearbeitet, um eine optimale Haftung mit dem Gehäusekörper 2 zu erzielen. Die Oberfläche
wird beispielsweise mit Glaskugelperlen gestrahlt, so dass die Oberflächenrauheit
größer als 20 µm ist, vorzugsweise zwischen 20 µm und 40 µm liegt, und die Oberfläche
wird entfettet.
[0041] Anschließend wird der Gehäusekörper 1 der Vakuumkammer 2 in eine nicht dargestellte
Vergussform eingesetzt, die aus zwei Formhälften bestehen kann, und in den Zwischenraum
zwischen der Innenwandung der Formhälften und der Außenwandung des Gehäusekörpers
3 wird das Gießharz eingefüllt. Die Umhüllung oder Beschichtung des Gehäusekörpers
3 kann mit dem bekannten Druckgelierverfahren erfolgen. Der Einfülldruck sollte über
1 bar liegen. Typische Werte sind 3 bis 7 bar. So kann ein blasenfreier Verguss gewährleistet
werden.
[0042] Nach dem Aushärten des Gießharzes und Abnehmen der Formhälften wird die Oberfläche
der Umhüllung oder Beschichtung bearbeitet, um eine optimale Haftung mit dem Gießharz
des festen Vergussgehäuses 1 zu erzielen. Die Oberfläche der Gießharzschicht wird
derart bearbeitet, dass die Oberflächenrauheit größer als 90 µm ist, vorzugsweise
zwischen 90 µm und 120 µm liegt. Die Oberflächenbearbeitung kann beispielsweise mit
einem Korundstrahlverfahren erfolgen.
[0043] Für die Herstellung des Vergussgehäuses 1 des Schaltgerätes wird eine in den Figuren
nicht dargestellte Vergussform verwendet, die derart ausgebildet ist, dass sie der
Form und den Abmessungen des Vergussgehäuses 1 und der Form und den Abmessungen der
mit der Gießharzschicht 3A versehenen Vakuumkammer 2 sowie der übrigen Bauteile des
Schaltgerätes entspricht. In die obere Hälfte der Vergussform wird die Vakuumkammer
2 eingesetzt, wobei zwischen der Innenwandung der Vergussform und der Außenwandung
der Vakuumkammer 2 ein Zwischenraum 19 verbleibt. In die untere Hälfte der Vergussform
wird der Kunststoffkörper 16 eingesetzt, wobei auch zwischen der Wandung der Vergussform
und dem Kunststoffkörper 16 ein Zwischenraum 20 verbleibt. Anschließend werden die
Zwischenräume 19, 20 zwischen Vergussform und Vakuumkammer bzw. Kunststoffkörper mit
einem Vergussmaterial vergossen, das die oben beschriebenen Materialeigenschaften
hat.
[0044] Das obere Kunststoffelement 16A in der oberen Kammerhälfte 6A weist am oberen Rand
vorzugsweise mehrere ringförmige Vorsprünge oder Schneidkanten 21 auf, die beim Verpressen
der Bauteile in die Beschichtung oder Umhüllung 3A des Gehäusekörpers 3 der Vakuumkammer
2 einschneiden, so dass die Vergussmasse für das Vergussgehäuse, die im flüssigen
Zustand eine relativ hohe Viskosität hat, unter Druck nicht in einen Spalt zwischen
dem Gehäusekörper 3 der Vakuumkammer 2 und dem Kunststoffkörper 16 eindringen kann.
[0045] Nach dem Aushärten der Vergussmasse werden der bewegliche Leiterteil 12, das Betätigungsorgan
8, der Isolationskörper 7 sowie die Dichtanordnung 10 und gegebenenfalls weitere Bauteile
des Schaltgerätes in den von dem Kunststoffkörper 16 umschlossenen Hohlraum eingesetzt
und der Hohlraum wird mit der Isolationsflüssigkeit befüllt. Daraufhin wird der Hohlraum
durch Aufsetzen der Abdeckung 13 flüssigkeitsdicht verschlossen.
1. Hochspannungs-Schaltgerät mit einem Vergussgehäuse (1) aus einem Gießharz, das eine
Vakuumkammer (2) umschließt, die einen Gehäusekörper (3) aufweist, in dem ein feststehender
Kontakt (4A) und ein beweglicher Kontakt (5A) angeordnet sind, wobei zwischen der
Innenwandung des Vergussgehäuses (1) und der Außenwandung des Gehäusekörpers (3) der
Vakuumkammer (2) eine Zwischenschicht (3A) vorgesehen ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Zwischenschicht (3A) eine Gießharzschicht ist, wobei die Glasübergangstemperatur
der Gießharzschicht zwischen 10 und 40 °C liegt.
2. Hochspannungs-Schaltgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Glasübergangstemperatur der Gießharzschicht (3A) zwischen 20 und 30°C liegt.
3. Hochspannungs-Schaltgerät nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Elastizitätsmodul der Gießharzschicht (3A) kleiner als 1000 MPa ist.
4. Hochspannungs-Schaltgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Elastizitätsmodul der Gießharzschicht (3A) größer als 100 MPa, vorzugsweise größer
als 500 MPa ist.
5. Hochspannungs-Schaltgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Zugfestigkeit der Gießharzschicht (3A) kleiner als 20 MPa ist.
6. Hochspannungs-Schaltgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Gießharz ein Epoxidharz ist.
7. Hochspannungs-Schaltgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Vergussgehäuse (1) einen Kunststoffkörper (16) umschließt, in dem eine Betätigungseinheit
für den beweglichen Kontakt angeordnet ist, wobei der Gehäusekörper (3) der Vakuumkammer
(2) in einer in der Einbaulage des Schaltgerätes oberen Gehäusehälfte (1A) und der
Kunststoffkörper (16) in einer unteren Gehäusehälfte (1B) des Vergussgehäuses (1)
angeordnet sind und der Kunststoffkörper (16) an der Oberseite Vorsprünge oder Schneidkanten
(21) aufweist, die in die Gießharzschicht (3A) an der Unterseite des Kunststoffkörpers
eingeschnitten sind.
8. Schaltanlage mit einem Hochspannungs-Schaltgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 7.
9. Verfahren zur Herstellung eines Hochspannungs-Schaltgerätes nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren die folgenden Verfahrensschritte aufweist:
Bearbeiten der Oberfläche des Gehäusekörpers (3) der Vakuumkammer zur Erhöhung der
Oberflächenrauheit,
Aufbringen einer Gießharzschicht (3A) auf die Außenwandung des Gehäusekörpers (3)
der Vakuumkammer (2),
Bearbeiten der Oberfläche der Gießharzschicht (3A) zur Erhöhung der Oberflächenrauheit,
Einsetzen der Vakuumkammer (2) in eine Vergussform,
Vergießen des Zwischenraums zwischen der Innenwandung der Vergussform und
der Außenwandung der Vakuumkammer (2) mit einem Gießharz, dessen Glasübergangstemperatur
zwischen 10 und 40 °C liegt.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass auf die Außenwandung des Gehäusekörpers (3) der Vakuumkammer (2) eine Gießharzschicht
(3A) aufgebracht wird, deren die Glasübergangstemperatur zwischen 10 und 40°C liegt.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass auf die Außenwandung des Gehäusekörpers (3) der Vakuumkammer (2) eine Gießharzschicht
(3A) aufgebracht wird, deren Elastizitätsmodul kleiner als 1000 MPa ist.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass auf die Außenwandung des Gehäusekörpers (3) der Vakuumkammer (2) eine Gießharzschicht
aufgebracht wird, deren Elastizitätsmodul größer als 100 MPa, vorzugsweise größer
als 500 MPa ist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass auf die Außenwandung des Gehäusekörpers (3) der Vakuumkammer (2) eine Gießharzschicht
(3A) aufgebracht wird, deren Zugfestigkeit kleiner als 20 MPa ist.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass auf die Außenwandung des Gehäusekörpers (3) der Vakuumkammer (2) eine Gießharzschicht
(3A) aus Epoxidharz aufgebracht wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Gießharzschicht (3A) auf den Gehäusekörper (3) der Vakuumkammer (2) mit einem
Druckgelierverfahren aufgebracht wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche des Gehäusekörpers (3) der Vakuumkammer (2) derart bearbeitet wird,
dass die Oberflächenrauheit größer als 20 µm ist, vorzugsweise zwischen 20 µm und
40 µm liegt, und/oder die Oberfläche der Gießharzschicht (3A) derart bearbeitet wird,
dass die Oberflächenrauheit größer als 90 µm ist, vorzugsweise zwischen 90 µm und
120 µm liegt.