(19)
(11) EP 3 305 422 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.04.2018  Patentblatt  2018/15

(21) Anmeldenummer: 17189959.4

(22) Anmeldetag:  07.09.2017
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B07B 1/24(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD

(30) Priorität: 27.09.2016 DE 102016218554

(71) Anmelder: Technische Universität Bergakademie Freiberg
09599 Freiberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Lieberwirth, Holger
    04103 Leipzig (DE)
  • Krampitz, Thomas
    09599 Freiberg (DE)

(74) Vertreter: Pfenning, Meinig & Partner mbB 
Patent- und Rechtsanwälte An der Frauenkirche 20
01067 Dresden
01067 Dresden (DE)

   


(54) VORRICHTUNG UND VERFAHREN ZUR BEWEGUNGSBEEINFLUSSUNG EINES SIEBGUTS IN MINDESTENS EINEM SIEBTROMMELSEGMENT EINER TROMMELSIEBMASCHINE UND DEREN VERWENDUNG


(57) Vorrichtung und Verfahren zur Bewegungsbeeinflussung eines Siebguts in mindestens einem Siebtrommelsegment (1) einer Trommelsiebmaschine, mit mehreren an der Innenseite des Siebtrommelsegments (1) in axialer Richtung ausgerichteten und zueinander in gleichen Winkelabständen angeordneten Hebeleisten (H), wobei jede Hebeleiste (H) einen ersten Abschnitt (H1) und einen zweiten Abschnitt (H2) aufweist, und der zweite Abschnitt (H2) gegenüber dem ersten Abschnitt (H1) in einem Winkel entsprechend der Drehrichtung des Siebtrommelsegments (1) geneigt ausgebildet ist oder jede Hebeleiste (H) eine in Drehrichtung des jeweiligen Siebtrommelsegments (1) konkav gekrümmte Form entlang einer Kreisbahn, einer Ellipse oder einer Spirale aufweist und entsprechend der Drehrichtung des Siebtrommelsegments (1) geneigt ausgebildet ist. Die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleiste (H) entspricht dabei mindestens einer Höhe hs einer Siebgutschicht und/oder mindestens dem 0,12-fachen des Trommeldurchmessers oder der größten Abmessung eines im Siebgut enthaltenen Siebgutstückes mit maximaler Abmessung.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Bewegungsbeeinflussung eines Siebguts in mindestens einem Siebtrommelsegment einer Trommelsiebmaschine, und eine Verwendung.

[0002] Die Beeinflussung von Siebgutbewegungen in einer Trommelsiebmaschine geschieht üblicherweise über die relative Trommeldrehzahl, wobei sich in Abhängigkeit von der Drehzahl entweder eine abrollende oder eine abwerfende Siebgutbewegung einstellt. Die eingesetzten Auslegungs- und Dimensionierungsvorschriften stammen überwiegend aus der Mineralaufbereitung und wurden für die Abfallaufbereitung übernommen. Die Konstruktions- sowie die Dimensionierungsvorschriften für Siebtrommeln und der sich darin einstellenden Trennflächen basieren für den Anwendungsfall der Klassierung von Siedlungsabfällen überwiegend auf der Grundlage von Erfahrungen und experimentellen Versuchen.

[0003] Bei der abrollenden Siebgutbewegung in einer Siebtrommel rollt das Siebgut die sich einstellende Siebgutböschung hinab und baut dabei Feingut in die entstehenden Strukturen ein. Ohne Freigabe von Feingut ist der Klassierprozess jedoch gestört und nicht funktionsfähig. Die abrollende Bewegung des Siebguts sollte daher grundsätzlich zu vermieden werden.

[0004] Mit einem Anstieg der relativen Trommeldrehzahl stellt sich eine abwerfende Siebgutbewegung ein. Die relativen Trommeldrehzahlen liegen bei der Klassierung von Siedlungsabfällen im Bereich des 0,45- bis 0,6-fachen der kritischen Trommeldrehzahl und sind nach oben technologisch begrenzt. Bei der Klassierung von Siedlungsabfällen stellt sich allerdings eine unkontrollierte und undefinierte Siebgutbewegung ein, die durch eine Überlagerung mehrerer Zustände von Gleit-, Roll- und Wurfbewegungen gekennzeichnet ist. Zudem ergibt sich aus der Abrollbewegung nur eine relativ geringe aktive Trennfläche.

[0005] Die Prozessführung für Siedlungsabfälle sollte so gestaltet werden, dass der Transport von Feingut zur Trennfläche ohne Behinderung durch Knäuel oder Überdeckung der Trennfläche durch flächige Stücke erreicht werden kann.

[0006] Bei der Siebklassierung von Siedlungsabfällen treten jedoch aufgrund des siebschwierigen Siebguts, vor allem beim Vorhandensein von Folien, Textilien, Gebinden oder Drähten immer wieder Störungen des Klassierungsvorgangs bis hin zum Totalversagen auf.

[0007] Zur Reduzierung von Verhakungen und zur Beeinflussung des Durchgangs von Siebgut durch die Sieböffnungen werden Querschnittserweiterungen, z. B. in Form von Hülsen, oder angepasste Geometrien des Durchgangsquerschnitts der Trennfläche eingesetzt.

[0008] Weiterhin sollen Einbauten zur Siebgutbeeinflussung und zur Auflockerung des Siebgutes in Siebtrommeln die Bewegung oder den Durchgang nicht behindern. Derzeit eingesetzte Einbauten führten jedoch zu einer Behinderung der Siebgutbewegung oder weisen eine ungünstige Aufteilung im Prozessraum auf, aus der sich Nachteile ergeben.

[0009] So ist beispielsweise eine Trommelsiebmaschine zur Klassierung von feuchtem Rohkies bekannt, bei der die Siebtrommel in verschiedene Sektionen unterschiedlicher Sieböffnungsweiten aufgeteilt ist. Dabei wird das Siebgut mittels Hubschaufeln in Form von U-Profil-Abschnitten umgewälzt.

[0010] Zudem ist die Klassierung von stückigen Siedlungsabfällen in Trommelsiebmaschinen bekannt, bei der im Inneren einer Siebtrommel auf einer Vielzahl von Holmen entlang der gesamten Siebtrommel Förderschaufeln angeordnet sind. Die Förderschaufeln sollen dabei größer sein als die Größe von Einzelstücken aus Papier oder Folie im Siebgut.

[0011] Im Stand der Technik sind auch Hebeleisten, die in einer Siebtrommel angeordnet sind, beschrieben. Auf diesen Hebeleisten sind Ausformungen für den Einsatz bei der Klassierung von Hausmüll ausgebildet, die das Siebgut auflockern und durchmischen.

[0012] Auch die Verwendung von Klingen oder Nadeln in Siebtrommeln zum Aufschlitzen von Folien und Gebinden ist bekannt. Dabei wird das in den Folien oder Gebinden eingeschlossene Feingut freigelegt. Die Klingen oder Nadeln beeinflussen dabei jedoch nicht die Bewegung des Siebgutes. Außerdem begünstigen spitze Gegenstände das Verhaken und Einhaken von gewundenen Stücken des Siebgutes oder Folien in der Siebtrommel. Die Reinigung solcher Anlagen ist nur mit einem erheblichen Aufwand und mit einer Gefährdung des Personals verbunden. Durch die Reinigung entstehen zudem unerwünschte und kostenintensive Stillstandzeiten der Trommelsiebmaschinen.

[0013] Die bekannten Lösungen richten ihren Fokus stets auf das Freilegen von Feingut und/oder das Zerreißen von Folien oder Gebinden. Eine gezielte Bewegungsbeeinflussung des Siebgutes mit definierten Abwurf- und Auftreffbereichen innerhalb der Siebtrommel ist im Stand der Technik nicht erkennbar.

[0014] Zudem sind bisher zur Verwendung gekommene Einbauten der Siebrommel oft zu gering dimensioniert, so dass in axialer Richtung entweder der Winkelabstand zwischen den Hebeleisten zu groß ist und so das Siebgut entlang der Trennfläche gleitet, oder die Dimensionierung in radialer Richtung ist zu gering, so dass während des Durchfahrens von Siebgut eine Überdeckung der Einbauten mit Siebgut stattfindet, woraus eine abrollende Siebgutbewegung resultiert.

[0015] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung und ein Verfahren vorzuschlagen, die das Bewegungsverhalten des Siebgutes so beeinflussen, dass das Siebgut aufgelockert, die Freilegung von Feingut gewährleistet und die Knäuelbildung und Überdeckung der Trennfläche mit flächigen Siebgutstücken verhindert werden können.

[0016] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mit einer Vorrichtung, die die Merkmale des Anspruchs 1 aufweist, und einem Verfahren nach Anspruch 9 gelöst. Eine Verwendung der Vorrichtung und des Verfahrens betrifft der Anspruch 10. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterentwicklungen sind in den untergeordneten Ansprüchen beschrieben.

[0017] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Bewegungsbeeinflussung eines Siebguts in mindestens einem Siebtrommelsegment einerTrommelsiebmaschine weist mehrere, an der Innenseite des Siebtrommelsegments in axialer Richtung ausgerichtete Hebeleisten auf, die zueinander in gleichen Winkelabständen angeordnet sind. Eine Siebtrommel einer Trommelsiebmaschine ist üblicherweise mit mehreren Trommelsiebsegmenten gebildet. Die einzelnen Segmente haben beispielsweise jeweils eine Länge im Bereich von 1 m.

[0018] Die Hebeleisten können jeweils aus einem Blech gebildet sein. Durch den Einsatz von Hebeleisten wird das Siebgut während der Drehbewegung des Siebtrommelsegments in der Aufstiegsbewegung bis zu einem Abwurfpunkt zwangsgefördert und von dort abgeworfen.

[0019] Jede Hebeleiste weist einen ersten Abschnitt und einen zweiten Abschnitt auf, wobei der zweite Abschnitt gegenüber dem ersten Abschnitt in einem Winkel entsprechend der Drehrichtung des Siebtrommelsegments geneigt ausgebildet ist.

[0020] Die radiale Gesamtabmessung hges einer Hebeleiste in Richtung der Rotationsachse des jeweiligen Siebtrommelsegments entspricht der Summe des radialen Anteils h1,radial der Höhe h1 des ersten Abschnitts und des radialen Anteils h2,radial der Höhe h2 des zweiten Abschnitts, wobei h1,radial > 0 bis 0,99 hges, bevorzugt zwischen 0,2 hges und 0,8 hges, und h2,radial > 0 bis 0,99 hges, bevorzugt zwischen 0,2 hges und 0,8 hges, sind.

[0021] In einer alternativen Ausführungsform weist jede Hebeleiste eine in Drehrichtung des jeweiligen Siebtrommelsegments konkav gekrümmte Form entlang einer Kreisbahn, einer Ellipse oder einer Spirale auf und ist entsprechend der Drehrichtung des Siebtrommelsegments geneigt ausgebildet. Dabei überragt die in Richtung der Rotationsachse ausgerichtete Stirnkante der Hebeleiste eine Ebene in axialer Richtung des jeweiligen Siebtrommelsegments, die zwischen dem Fußpunkt der Hebeleiste und der Rotationsachse aufgespannt ist, nicht.

[0022] Die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleiste in Richtung der Rotationsachse des jeweiligen Siebtrommelsegments entspricht dem Abstand einer Parallelen zu einer durch den Fußpunkt der Hebeleiste verlaufenden Tangente des jeweiligen Siebtrommelsegments, die eine Stirnkante der Hebeleiste berührt, zum Fußpunkt der Hebeleiste. Die Stirnkante der Hebeleiste ist die der Rotationsachse des jeweiligen Siebtrommelsegments zugewandte Kante einer Hebeleiste.

[0023] Die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleiste entspricht außerdem mindestens einer Höhe hs einer Siebgutschicht. Die Füllung des jeweiligen Siebtrommelsegments wird dabei als Kreissegment des Siebtrommelsegmentquerschnittes angenommen. Die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleiste kann dabei allein oder zusätzlich mindestens dem 0,12-fachen des Trommelinnendurchmessers des Siebtrommelsegments oder der größten Abmessung eines im Siebgut enthaltenen Siebgutstückes mit maximaler Abmessung aufweisen.

[0024] Die Länge der Hebeleiste in axialer Ausrichtung in einem Siebtrommelsegment sollte maximal der Länge des jeweiligen Siebtrommelsegments entsprechen, um nicht in ein benachbartes/die benachbarten Siebtrommelsegment(e) hineinzuragen, wo bei zu großer Länge der Hebeleisten im/in den benachbarten Siebtrommelsegment(en) Störungen bei der Aufwärtsbewegung des Siebgutes während der Drehbewegung des Siebtrommelsegments auftreten können. Außerdem können bei zu großer Länge der Hebeleisten die in das/die benachbarte(n) Siebtrommelsegment(e) hineinragenden Hebeleisten einen Teil des Auftreffbereichs und damit der Trennfläche im/in den benachbarten Siebtrommelsegment(en) überdecken.

[0025] Die Länge der Hebeleiste sollte aber auch nicht viel kleiner als die gesamte Länge des jeweiligen Siebtrommelsegments in der Längsrichtung sein, da gewährleistet werden sollte, dass das Siebgut über die gesamte Länge des Siebtrommelsegments um eine Rotationsachse des jeweiligen Siebtrommelsegments gefördert wird.

[0026] In einer bevorzugten Ausführungsvariante sind in einem Siebtrommelsegment genau drei Hebeleisten in axialer Richtung mit einem Winkelabstand von jeweils 120° im Siebtrommelsegment angeordnet. Damit werden die Auftreff- und Abwurfbereiche in dem Siebtrommelsegment optimal verteilt, d. h. die Aufteilung der Hebeleisten ist so gewählt, dass im Zeitraum des Abwerfens und Auftreffens des Siebguts auf die Trennfläche des Siebtrommelsegments keine Hebeleiste den Auftreffbereich durchfährt.

[0027] Der erste Abschnitt der Hebeleiste kann entlang eines Radius in Richtung der Rotationsachse des jeweiligen Siebtrommelsegments angeordnet sein. Der zweite Abschnitt der Hebeleiste sollte in Drehrichtung der Siebtrommel in einem Winkel α2 im Bereich > 0° bis 45° gegenüber dem ersten Abschnitt geneigt sein. Durch diese Anordnung des ersten und des zweiten Abschnittes wird, in Verbindung mit den Geometrie des ersten und des zweiten Abschnitts, ein definierter Abwurfbereich für das Siebgut von der Hebeleiste geschaffen, von dem das Siebgut einzeln abgeworfen wird. Das Siebgut trifft auf den Auftreffbereich gegenüber der abwerfenden Hebeleiste auf. Auf diese Weise kann ein werkstoffspezifisches Gleiten auf der Hebeleiste in Abhängigkeit von der Winkellage der Hebeleiste während der Drehbewegung der Siebtrommel erreicht und damit eine eindeutige Festlegung eines stoffspezifischen Abwurfbereichs für das Siebgut getroffen werden.

[0028] Die Neigung des zweiten Abschnitts der Hebeleiste gegenüber dem ersten Abschnitt kann durch Abwinkeln des zweiten Abschnitts und/oder durch Krümmung des zweiten Abschnitts entlang einer Kreisbahn, einer Ellipse oder einer Spirale erreicht werden. Die Hebeleiste kann also auch eine kombinierte gekrümmte Form aufweisen. Die resultierende Querschnittsform der Hebeleiste kann dabei das Gleiten des Siebguts und den Abwurfzeitpunkt während der Drehbewegung des Siebtrommelsegments beeinflussen.

[0029] Die Hebeleiste kann durch Schweißen, Kleben oder mittels formschlüssiger Verbindungsmittel an der Innenseite des Siebtrommelsegments befestigt sein. Die Auswahl der Befestigungsart der Hebeleisten ist abhängig vom zu klassierenden Siebgut, der Größe einzelner Siebgutstücke und der zu erwartenden mechanischen Belastung des Siebtrommelsegments durch das Siebgut und die anzuwendende relative Trommeldrehzahl.

[0030] Das/die Siebtrommelsegment(e) einerTrommelsiebmaschine kann/können in Förderrichtung in einem Winkel im Bereich von 0° bis 30° geneigt sein. Durch die Neigung des/der Siebtrommelsegment(e) in Förderrichtung und die Drehbewegung des/der Siebtrommelsegment(e) wird das Siebgut durch die Siebtrommel gefördert.

[0031] Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zur Beeinflussung der Bewegung eines Siebguts in einerTrommelsiebmaschine mit der beschriebenen Vorrichtung wird das Siebgut während der Drehbewegung des Siebtrommelsegments in der Trommelsiebmaschine mittels der Hebeleisten um eine Rotationsachse des Siebtrommelsegments bewegt und die Bestandteile des Siebgutes einzeln von den Hebeleisten so abgeworfen, dass sie einzeln in einem definierten Bereich, der in dem Siebtrommelsegment der jeweiligen abwerfenden Hebeleiste gegenüber liegt, auftreffen. Dabei wird das Siebgut aufgelockert und im Siebgut enthaltenes Feingut freigelegt.

[0032] Die beschriebene Vorrichtung und das beschriebene Verfahren können bei der Klassierung von Siedlungsabfällen, insbesondere bei der Klassierung von Leichtverpackungen, gemischten Siedlungsabfällen und Sortierresten, Verwendung finden.

[0033] Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung und dem Verfahren kann die aktiv nutzbare Trennfläche in einem Siebtrommelsegment definiert und maximiert werden. Durch die optimale Dimensionierung der geometrischen Abmessungen der Hebeleisten und ihres Winkelabstandes wird die Gleitbewegung des Siebguts auf der Trennfläche reduziert. Außerdem kann durch die Geometrie der Hebeleisten ein sequentieller Abwurf, d. h. eine Vereinzelung des Siebgutes, von der Innenkante der Hebeleiste und eine Auflockerung des Siebgutes erreicht werden. Gleichzeitig kann die Freilegung von Feingut erreicht werden, da beispielsweise Kunststofffolien bei vereinzeltem Abwurf von der Hebeleiste während der Flugphase Feingut freigegeben können.

[0034] Durch die Hebeleisten, die in dem jeweiligen Siebtrommelsegment angeordnet sind, wird der jeweilige Auftreffbereich des Siebgutes von der der abwerfenden Hebeleiste in Drehrichtung des Siebtrommelsegments nachfolgenden Hebeleiste freigeräumt, so dass das abgeworfene Siebgut auf einen freien Bereich der Trennfläche auftrifft. Damit kann eine Behinderung der Klassierung durch auf der Trennfläche liegendes Siebgut vermieden werden. Auch findet durch die Anpassung der Geometrie der Hebeleisten und deren Abstand in Abhängigkeit von ihrer Anzahl keine Behinderung durch störende Einbauten im Bereich der aktiven Trennfläche statt.

[0035] Gleichzeitig wird mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung und dem zugehörigen Verfahren eine Reduzierung der Abrollbewegung von Folien auf der Siebgutböschung und damit eine Reduzierung der Knäuelbildung erreicht.

[0036] Nachfolgend sollen die Vorrichtung und das Verfahren anhand eines Beispieles näher erläutert werden. Dabei zeigen:
Figur 1
einen Querschnitt eines Siebtrommelsegments mit einer beispielhaften Ausführungsvariante der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit drei Hebeleisten,
Figur 2
eine seitliche Ansicht eines beispielhaften Siebtrommelsegments aus Figur 1,
Figur 3
einen Ausschnitt "A" des Querschnitts aus Figur 1, und
Figur 4
einen Querschnitt eines Siebtrommelsegments mit einer weiteren beispielhaften Ausführungsvariante der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit drei Hebeleisten.


[0037] In Figur 1 wird ein Querschnitt eines Siebtrommelsegments 1 mit einer beispielhaften Ausführungsvariante der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit drei Hebeleisten H dargestellt. Darin sind die Hebeleisten H in axialer Richtung und mit einem gleichbleibenden Winkelabstand von jeweils 120° angeordnet und mittels Schrauben auf der Innenseite des Siebtrommelsegments 1 befestigt. Die Hebeleisten H weisen jeweils einen ersten Abschnitt H1 und einen zweiten Abschnitt H2 auf.

[0038] Die Drehrichtung des Siebtrommelsegments 1 um die Rotationsachse 2 des Siebtrommelsegments 1 ist mit einem Pfeil und dem Symbol für die Winkelgeschwindigkeit ω gekennzeichnet. Zudem ist in Figur 1 ein Bereich "A" gekennzeichnet, der in Figur 3 als Detail dargestellt ist.

[0039] In Figur 2 ist eine seitliche Ansicht der beispielhaften Ausführung eines Siebtrommelsegments 1 aus Figur 1 dargestellt. Darin ist die Länge des Siebtrommelsegments 1 mit lsek, die Länge der Hebeleisten ist mit L und die Lochweite des Siebtrommelsegments 1 mit w bezeichnet. In der Zeichnung ist oberhalb der Rotationsachse 2 der Befestigungsbereich einer Hebeleiste H in einer Draufsicht erkennbar. Wie in Figur 2 zu sehen ist, sind die Länge lsek des Siebtrommelsegments 1 und die Länge L der Hebeleiste H gleich groß.

[0040] In Figur 3 ist der mit "A" gekennzeichnete Bereich aus Figur 1 als Detaildarstellung gezeigt. Der erste Abschnitt H1 der Hebeleiste H ist auf einem Radius in Richtung der Rotationsachse 2 des Siebtrommelsegments 1 angeordnet und ausgerichtet. Der radiale Anteil h1,radial der Höhe h1 des ersten Abschnitts H1 entsprechen in diesem Fall einander.

[0041] Der zweite Abschnitt H2 ist in einem Winkel von α2 = 45° gegen den ersten Abschnitt H1 in Drehrichtung geneigt. Die Neigung kann jedoch in Abhängigkeit vom zu klassierenden Siebgut und der relativen Trommeldrehzahl auch geringer ausgewählt werden. Die Neigung des zweiten Abschnittes H2 der Hebeleiste H gegenüber dem ersten Abschnitt H1 wurde durch Abknicken des Bleches, aus dem die Hebeleiste H gebildet ist, erreicht.

[0042] Die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleiste H in Richtung der Rotationsachse 2 des jeweiligen Siebtrommelsegments 1 ergibt sich aus der Summe des radialen Anteils h1,radial der Höhe h1 des ersten Abschnitts H1, der in diesem Beispiel der Höhe h1 entspricht, und des radialen Anteils h2,radial der Höhe h2 des zweiten Abschnitts H2.

[0043] Die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleiste H weist mindestens die Höhe hs auf, die der Höhe einer Siebgutschicht im Siebtrommelsegment 1 entspricht. Die radiale Gesamtabmessung hges Hebeleiste H beträgt zudem mindestens das 0,12-fache des Trommelinnendurchmessers des Siebtrommelsegments 1. Die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleiste H kann aber auch der größten Abmessung eines im Siebgut enthaltenen Siebgutstückes, im Fall einer Verwendung zur Klassierung von Siedlungsabfällen eines Abfallstückes mit maximaler Abmessung entsprechen.

[0044] Mit der in den Figuren gezeigten erfindungsgemäßen Vorrichtung werden bevorzugt Siedlungsabfälle klassiert.

[0045] Dabei wird das Siebgut, in diesem Beispiel Siedlungsabfälle, während der Drehbewegung des Siebtrommelsegments 1 mittels der Hebeleisten H um die Rotationsachse 2 des Siebtrommelsegments 1 zwangsgefördert. In Abhängigkeit von der Trommeldrehzahl und der Geometrie und Dimensionierung der Hebeleisten H werden die einzelnen Bestandteile der Siedlungsabfälle einzeln von der jeweiligen Hebeleiste H abgeworfen.

[0046] Die abgeworfenen Siedlungsabfälle treffen in einem Bereich des Siebtrommelsegments 1 auf, der der abwerfenden Hebeleiste H gegenüber liegt. Dabei wird das Siebgut aufgelockert und Feingut freigegeben. Während der Flugphase öffnen sich zudem in den Siedlungsabfällen enthaltene Folien und Gebinde und geben dabei auch das darin enthaltene Feingut frei.

[0047] Die Hebeleisten H sind so angeordnet, dass das abgeworfene Siebgut stets auf einen freien Bereich des Siebtrommelsegments 1 auftrifft. Zum einen beräumen die in Drehrichtung nachfolgenden Hebeleisten H den Bereich des Siebtrommelsegments 1, der der abwerfenden Hebeleiste H gegenüber liegt, zum anderen ist die Aufteilung der Hebeleisten so gewählt, dass im Zeitraum des Abwerfens und Auftreffens des Siebguts auf die Trennfläche des Siebtrommelsegments 1 keine Hebeleiste H den Auftreffbereich durchfährt.

[0048] Figur 4 zeigt einen weiteren beispielhaften Querschnitt eines Siebtrommelsegments 1 der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit drei Hebeleisten H. In dieser Ausführungsvariante weisen die drei in gleichen Winkelabständen angeordneten Hebeleisten H eine konkav gekrümmte Form entlang einer Ellipse auf und sind entsprechend der Drehrichtung ω des Siebtrommelsegments 1 geneigt. Die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleisten H entspricht dem Abstand einer Parallelen P zu einer durch den Fußpunkt 4 der Hebeleiste H verlaufenden Tangenten T des Siebtrommelsegments 1, die die Stirnkante 3 der Hebeleiste H berührt, zum Fußpunkt 4 der Hebeleiste H.


Ansprüche

1. Vorrichtung zur Bewegungsbeeinflussung eines Siebguts in mindestens einem Siebtrommelsegment (1) einer Trommelsiebmaschine, mit mehreren an der Innenseite des Siebtrommelsegments (1) in axialer Richtung ausgerichteten und zueinander in gleichen Winkelabständen angeordneten Hebeleisten (H), wobei
jede Hebeleiste (H) einen ersten Abschnitt (H1) und einen zweiten Abschnitt (H2) aufweist, und der zweite Abschnitt (H2) gegenüber dem ersten Abschnitt (H1) in einem Winkel entsprechend der Drehrichtung des Siebtrommelsegments (1) geneigt ausgebildet ist, und
die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleiste (H) in Richtung der Rotationsachse (2) des jeweiligen Siebtrommelsegments (1) der Summe des radialen Anteils h1,radial der Höhe h1 des ersten Abschnitts (H1) und des radialen Anteils h2,radial der Höhe h2 des zweiten Abschnitts (H2) entspricht, wobei h1,radial > 0 bis 0,99 hges und h2,radial > 0 bis 0,99 hges,
oder
jede Hebeleiste (H) eine in Drehrichtung des jeweiligen Siebtrommelsegments (1) konkav gekrümmte Form entlang einer Kreisbahn, einer Ellipse oder einer Spirale aufweist und entsprechend der Drehrichtung des Siebtrommelsegments (1) geneigt ausgebildet ist, wobei die in Richtung der Rotationsachse (2) ausgerichtete Stirn kante (3) der Hebeleiste (H) eine Ebene (E) in axialer Richtung des jeweiligen Siebtrommelsegments (1), die zwischen dem Fußpunkt (4) der Hebeleiste (H) und der Rotationsachse (2) aufgespannt ist, nicht überragt und
die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleiste (H) in Richtung der Rotationsachse (2) des jeweiligen Siebtrommelsegments (1) dem Abstand einer Parallelen (P) zu einer durch den Fußpunkt (4) der Hebeleiste (H) verlaufenden Tangente (T) des jeweiligen Siebtrommelsegments (1), die die Stirnkante (3) berührt, zum Fußpunkt (4) der Hebeleiste (H) entspricht,
und
die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleiste (H) mindestens einer Höhe einer Siebgutschicht entspricht und/oder die radiale Gesamtabmessung hges der Hebeleiste (H) mindestens dem 0,12-fachen des Trommeldurchmessers oder der größten Abmessung eines im Siebgut enthaltenen Siebgutstückes mit maximaler Abmessung entspricht.
 
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge der Hebeleiste (H) maximal der Länge des jeweiligen Siebtrommelsegments (1) entspricht.
 
3. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Siebtrommelsegment (1) genau drei Hebeleisten angeordnet sind.
 
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Abschnitt (H1) der Hebeleiste (H) entlang eines Radius des Siebtrommelsegments (1) angeordnet ist.
 
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Abschnitt (H2) der Hebeleiste (H) in Drehrichtung der Siebtrommel in einem Winkel α2 im Bereich > 0° bis 45° gegenüber dem ersten Abschnitt (H1) geneigt ist.
 
6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Neigung des zweites Abschnitts (H2) der Hebeleiste (H) gegenüber dem ersten Abschnitt (H1) der Hebeleiste (H) durch Abwinkeln des zweiten Abschnitts (H2) und/oder durch Krümmung des zweiten Abschnitts (H2) entlang einer Kreisbahn, einer Ellipse oder einer Spirale erreichbar ist.
 
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Hebeleiste (H) durch Schweißen, Kleben oder mittels formschlüssiger Verbindungsmittel an der Innenseite des Siebtrommelsegments (1) befestigt ist.
 
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das/die Siebtrommelsegment(e) (1) in Förderrichtung in einem Winkel im Bereich von 0° bis 30° geneigt ist/sind.
 
9. Verfahren zur Beeinflussung der Bewegung eines Siebguts in einer Trommelsiebmaschine mit einer Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Siebgut während der Drehbewegung des Siebtrommelsegments (1) in der Trommelsiebmaschine mittels der Hebeleisten (H) um eine Rotationsachse (2) des Siebtrommelsegments (1) bewegt und die Bestandteile des Siebguts einzeln von den Hebeleisten (H) abgeworfen werden, so dass sie einzeln in einem definierten, der jeweiligen Hebeleiste (H), von der das Siebgut abgeworfen wird, gegenüberliegenden Bereich des Siebtrommelsegments (1) auftrifft und dabei das Siebgut aufgelockert und im Siebgut enthaltenes Feingut freigelegt wird.
 
10. Verwendung einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8 mit einem Verfahren nach Anspruch 9 zur Klassierung von Siedlungsabfällen.
 




Zeichnung
















Recherchenbericht















Recherchenbericht