Hintergrund der Erfindung
[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf Verfahren zur Herstellung von Oxidschichten
auf Metalloberflächen, die eine gute Haftung von Sol-Gel Schichten ermöglichen.
[0002] Sol-Gel Beschichtungen sind nichtmetallische anorganische oder hybridpolymere Materialien
aus kolloidalen Dispersionen, den sogenannten Solen. Die Ausgangsmaterialien werden
auch als Präkursoren bezeichnet. Aus ihnen entstehen in Lösung in ersten Grundreaktionen
feinste Teilchen. Durch eine spezielle Weiterverarbeitung der Sole lassen sich Pulver,
Fasern, Schichten oder Aerogele erzeugen. Die Hydrolyse von Präkursor-Molekülen und
die Kondensation zwischen dabei entstehenden reaktiven Spezies, sind die wesentlichen
Grundreaktionen des Sol-Gel-Prozesses. Die dabei ablaufenden Vorgänge und die Eigenschaften
der Präkursor-Moleküle haben einen entscheidenden Einfluss auf die resultierenden
Materialeigenschaften.
[0003] Die Haftfestigkeit von Sol-Gel Beschichtungen auf Metalloberflächen weist je nach
dem beschichteten Metall eine breite Streuung auf, in Abhängigkeit von dem zu beschichtenden
Metall und der Vorbehandlung.
[0004] Umfangreiche Untersuchungen haben ergeben, dass eine gute Haftung auf Metalloberflächen
nur dann erzielt wird, wenn die zu beschichtende Metalloberfläche eine homogene Schicht
von Metalloxiden aufweist. Auf metallischen Oberflächen ohne Oxidschicht sind keine
haftfesten Sol-Gel Beschichtungen zu erzielen. Auf Grund dieser Erfahrung werden nach
dem Stand der Technik bevorzugt Metalle beschichtet, die bereits mit dem Sauerstoff
aus der Umgebung Oxidschichten bilden wie Aluminium, Nichtrostende Stähle und Titan.
Stand der Technik
[0005] In der Regel werden Sol-Gel-Beschichtungen auf Nichtrostende Stähle, Aluminium und
Titan nach einer Vorbehandlung durch Entfetten auf die bereits vorhandenen, natürlich
gebildeten Oxidschichten aufgebracht. Dies führt bei Nichtrostenden Stählen und Titan
in der Regel zu guten Ergebnissen mit Ausnahme von mechanisch auf Hochglanz polierten
Oberflächen. Bei Aluminium wird meist zur Vorbehandlung vor der Beschichtung zusätzlich
eine dünne, ca. 1 bis 3 µm dicke Oxidschicht durch elektrochemische Oxidation (Eloxieren)
aufgebracht.
[0006] Auf Kohlenstoffstählen und Korten-Stahl ist eine haftfeste Beschichtung nicht möglich,
weil die natürlich gebildeten Oxidschichten keine ausreichend Anbindung der Beschichtung
ermöglichen und selbst nicht korrosionsbeständig sind. Dies führt zu schlechter Haftung
von Sol-Gel Schichten und zur Ablösung der Schichten durch Unterrostung.
[0007] Auf mechanisch auf Hochglanz polierten Oberflächen auf Edelstahl und Aluminium ist
in der Regel keine ausreichende Haftfestigkeit zu erzielen. Offensichtlich führt die
hohe mechanische Belastung und Verformung des Werkstoffs in Verbindung mit der Einwirkung
von Poliermitteln zur Ausbildung von Oxidschichten mit schlechten Voraussetzungen
für eine qualitativ hochwertige, homogene und fest haftende Sol-Gel-Beschichtung.
[0008] Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht
auf einer Metalloberfläche bereitzustellen, welche eine haftfeste Aufbringung von
Sol-Gel-Schichten ermöglicht, ein Verfahren zur haftfesten Aufbringung einer Sol-Gel-Schicht
auf einer Metalloberfläche bereitzustellen, sowie entsprechend hergestellte Metalle
und Werkstoffe bereitzustellen. Dies wird durch die anspruchsgemäßen Verfahren und
die anspruchsgemäßen Metalle und Werkstoffe gelöst.
Kurze Beschreibung der Erfindung
[0009] Ein Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht auf einer Metalloberfläche umfasst
das Bereitstellen mindestens einer Metalloberfläche, und das Behandeln der mindestens
einen Metalloberfläche bei einer Temperatur von 800°C bis 1500°C in einer Atmosphäre
mit einem Sauerstoffüberschuss.
[0010] Eine Metalloberfläche kann eine glatte Oberfläche eines Metalls sein. Eine Metalloberfläche
kann auch eine vorbehandelte, wie z.B. eine polierte oder eine aufgeraute Oberfläche
eines Metalls sein. Eine Metalloberfläche kann auch eine bereits mit einer Passivierungsschicht,
wie z.B. einer Oxidschicht vorhandene Oberfläche eines Metalls sein. Die auf dieser
Metalloberfläche durch das erfindungsgemäße Verfahren bereitgestellte Oxidschicht
unterscheidet sich von einer eventuell bereits vorhandenen Passivierungsschicht in
Form einer Oxidschicht auf der Metalloberfläche.
[0011] Der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre liegt bei 22-100 Vol.-%, bevorzugt bei 30-90
Vol.-%, liegt, stärker bevorzugt bei 40-80 Vol.-%.
[0012] Die Behandlung der mindestens einen Metalloberfläche erfolgt bevorzugt mittels einer
sauerstoffreichen Gasflamme oder mittels Sauerstoffplasma.
[0013] Die Behandlung der Metalloberflächen erfolgt bevorzugt in einem Zeitraum von 1 bis
20 Sekunden.
[0014] Es ist besonders bevorzugt, dass die Atmosphäre mit einem Sauerstoffüberschuss keine
Schwefel-Verbindungen enthält. Auch ist bevorzugt, dass das Verfahren keinen zusätzlichen
Schritt des Entfernens von organischen Rückständen von der mindestens einen Metalloberfläche
umfasst.
[0015] Die Schichtdicke der Oxidschicht beträgt bevorzugt 10 nm bis 200 nm, stärker bevorzugt
20 nm bis 100 nm.
[0016] Die besonderen Ergebnisse des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich vermutlich
dadurch erklären, dass bei der kurzzeitigen Behandlung der Metalloberfläche bei Temperaturen
oberhalb von 1000°C sich durch Umwandlung chemisch sehr beständige Oxide von Eisen
und Aluminium bilden. So kann sich Aluminiumoxid α-Al
2 O
3 oberhalb von 1000°C bilden und damit oberhalb der Schmelztemperatur des Aluminiums.
Bei Temperaturen oberhalb von 1000°C kann sich auch α-Fe
2O
3 bilden, das ebenfalls chemisch sehr stabil ist. Beide Oxidformen werden durch Hydrolyse
oder durch Säuren kaum angegriffen. Die sehr kurze Behandlungszeit des erfindungsgemäßen
Verfahrens vermeidet darüber hinaus eine kritische Erwärmung der tiefer (darunter)
liegenden Metalloberflächen.
[0017] Ein Verfahren zur haftfesten Aufbringung einer Sol-Gel-Schicht auf einer Metalloberfläche
umfasst das Herstellen von Oxidschichten auf Metalloberflächen wie oben beschrieben.
Der Auftrag der Sol-Gel-Schicht schließt sich üblicherweise direkt an, ohne dass weitere
Verfahrensschritte vorgesehen sind. Des Weiteren umfasst das Verfahren, auf der entsprechend
behandelten Metalloberfläche, das Aufbringen eines flüssigen Sols auf der mindestens
einen Metalloberfläche, bevorzugt durch Eintauchen, Fluten, Aufsprühen oder Aufstreichen,
und das Reagieren lassen des Sols zu einem Gel, bevorzugt durch Verdunsten des Lösemittels.
Optional kann zusätzlich ein Schritt des Härtens des Gels, bevorzugt bei 160°C bis
300°C für eine Dauer von 10 bis 45 Minuten erfolgen.
[0018] In dem Verfahren erfolgt die Behandlung der mindestens einen Metalloberfläche bevorzugt
bei einer Temperatur im Bereich von 200°C bis 1000°C in einer Atmosphäre mit einem
Sauerstoffgehalt von 22-100 Vol.-% für 1 bis 10 Sekunden. In dem Verfahren erfolgt
die Behandlung der mindestens einen Metalloberfläche bevorzugt mittels einer sauerstoffreichen
Gasflamme oder mittels Sauerstoffplasma.
[0019] Das Sol umfasst bevorzugt in einem Lösemittel gelöste Silane der Formel Si(OR')
4-nR"
n mit n = 0,1 oder 2 umfasst, wobei jedes OR' unabhängig voneinander einen Hydroxy-,
Alkoxy- und/oder Cycloalkoxyrest darstellt und jedes R", wenn vorhanden, unabhängig
voneinander einen Alkyl- und/oder Cycloalkylrest darstellt.
[0020] Das Sol umfasst des Weiteren bevorzugt ein oder mehrere Elemente aus der Gruppe bestehend
aus Al, Ti, Zr, Mg, Ca und Zn.
[0021] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Metall umfassend eine oxidierte Metalloberfläche,
die mit einem oben beschriebenen Verfahren hergestellt wurde.
[0022] Die Schichtdicke der Oxidschicht beträgt bevorzugt 100 nm bis 2 µm, stärker bevorzugt
200 nm bis 1,8 µm, stärker bevorzugt 300 nm bis 1,7 µm, noch stärker bevorzugt 500
nm bis 1,5 µm und noch stärker bevorzugt um 800 nm bis 1 µm.
[0023] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Werkstoff umfassend ein Metall mit mindestens
einer oxidierten Metalloberfläche und einer Sol-Gel Schicht darauf, wobei der Werkstoff
gemäß einem oben beschriebenen Verfahren hergestellt wurde.
[0024] Die Schichtdicke der Oxidschicht beträgt bevorzugt 100 nm bis 2 µm, stärker bevorzugt
200 nm bis 1,8 µm, stärker bevorzugt 300 nm bis 1,7 µm, noch stärker bevorzugt 500
nm bis 1,5 µm und noch stärker bevorzugt um 800 nm bis 1 µm.
[0025] Die Schichtdicke der Sol-Gel-Schicht beträgt bevorzugt etwa 6 µm, stärker bevorzugt
etwa 0,5-5,0 µm, stärker bevorzugt 1,0-5,0 µm, oder 0,5-3,0 µm und am meisten bevorzugt
1,0-4,0 µm aufweisen. Bevorzugt weist die Sol-Gel-Schicht eine gleichmäßige Dicke
mit Schwankungen von weniger als 10% der Schichtdicke auf.
[0026] Das Metall ist bevorzugt ausgewählt ist aus Kohlenstoffstahl, Korten-Stahl, Metall
mit verchromten Oberflächen, Metall mit mechanisch auf Hochglanz polierten Oberflächen,
Edelstahl und Aluminium.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
[0027] Ein Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht auf einer Metalloberfläche umfasst
das Bereitstellen eines Metalls mit mindestens einer Metalloberfläche, und das Behandeln
der mindestens einen Metalloberfläche bei einer Temperatur von 600°C bis 1500°C in
einer Atmosphäre mit einem Sauerstoffüberschuss.
[0028] Es hat sich im Rahmen dieser Untersuchungen gezeigt, dass die Qualität von Oxidschichten
unterschiedlich sein kann und abhängig von den Bedingungen unter denen sie entstanden
sind ist. Außerdem hat sich gezeigt dass Struktur und Eigenschaften der Oxidschichten
einen starken Einfluss auf die Haftfestigkeit nachträglich aufgebrachter Sol-Gel Schichten
haben. Die chemische Stabilität und Korrosionsbeständigkeit von Oxidschichten ist
ein wesentlicher Einflussfaktor für die dauerhafte Haftung von Sol-Gel Schichten auf
Oxidschichten als Haftgrund. Sol-Gel Schichten sind meist nicht vollständig frei von
Poren. Durch diese Poren können korrosive Medien eindringen und die Oxidschicht angreifen.
Der Abbau von Oxidschichten mit geringer Korrosionsbeständigkeit kann zur späteren
Ablösung der Sol Gel Schichten führen.
[0029] Es hat sich gezeigt, dass die Bedingungen, unter denen Oxidschichten entstanden sind,
zu erkennbaren Unterschieden in deren Struktur und Eigenschaften führen können. Dies
hat einen direkten Einfluss auf die Haftfestigkeit von später aufgebrachten Sol-Gel
Schichten.
Umfangreiche Untersuchungen zu den Parametern bei der Bildung von Oxidschichten auf
Metalloberflächen und die daraus resultierenden Eigenschaften und deren Einfluss auf
die Haftfestigkeit von Sol-Gel-Schichten haben gezeigt, dass die Temperatur und der
Sauerstoffgehalt der Atmosphäre während der Bildung der Oxidschichten wesentlichen
Einfluss auf die Haftfestigkeit von nachträglich aufgebrachten Sol-Gel Schichten haben.
Diese überraschende und neue Erkenntnis führte in der Folge zur Entwicklung der Verfahren,
die der gegenständlichen Erfindung zu Grunde liegen.
[0030] Die nach dem Stand der Technik bekannten und angewandten Verfahren zur Vorbehandlung
von Metalloberflächen vor der Sol-Gel Beschichtung werden bei Temperaturen unter 100
°C angewendet und bestehen aus nasschemischen Prozessen.
[0031] Ein Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht auf einer Metalloberfläche umfasst
eine Behandlung der Metalloberflächen mit hohen Temperaturen im Bereich von 600°C
bis über 1300°C, bevorzugt 800°C bis 1200°C, insbesondere bevorzugt von 1000°C bis
1200°C, in Verbindung mit einem reichen Sauerstoffangebot von über 22 Vol.-%, d.h.
einem Sauerstoffgehalt höher als dem der Erdatmosphäre, bevorzugt von 22-100 Vol.-%,
stärker bevorzugt von 30-90 Vol.-%. Die geeignete Temperatur wird je nach dem zu beschichtenden
Metall und dessen Oberflächenqualität gewählt.
[0032] Der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre liegt daher bei 22-100 Vol.-%, bevorzugt bei
30-90 Vol.-%.
[0033] Die Behandlung erfolgt bevorzugt entweder durch Behandeln mit einer Gasflamme (Beflammen),
die einen deutlichen Überschuss an Sauerstoff aufweist und damit stark oxidierend
wirkt, oder durch Behandeln mittels einem Sauerstoffplasma. Im Falle einer Gasflamme
sind die übrigen Komponenten die in der Verbrennung in der Flamme verwendet werden
und die Atmosphäre ausmachen, Brennstoffe wie Propan, Butan, ein Propan/Butan Gemisch,
Wasserstoff, Methan.
[0034] In der Regel beträgt die Dauer der Behandlung 1 bis 10 Sekunden. Dabei wird lediglich
eine dünne Werkstoffschicht an der Oberfläche erhitzt, ohne dass das darunter liegende
Metall wesentliche Veränderungen erfährt. Die Behandlung der Metalloberflächen erfolgt
bevorzugt in einem Zeitraum von 1 bis 10 Sekunden.
[0035] Es ist besonders bevorzugt, dass die Atmosphäre mit einem Sauerstoffüberschuss keine
Schwefel-Verbindungen enthält. Geeignete Gase zur Beflammung sind Gase, die keine
Bestandteile an Schwefel oder Schwefelverbindungen aufweisen. Diese können zur Bildung
von Metallsulfiden führen und die Beschichtbarkeit beeinträchtigen.
[0036] Oxidschichten aus Atmosphärenplasma sind hingegen nicht zur Vorbehandlung geeignet,
da der hohe Gehalt an Stickstoff von um die 78 Vol.-% in der natürlichen Atmosphäre
zum Aufsticken der Metalloberflächen führt. Auf diesen Oberflächen kann anschließend
keine fest haftende Sol-Gel Schicht aufgebracht werden.
[0037] Die bei der hohen Temperatur unter Sauerstoffüberschuss entstehenden Oxide führen
zu einer deutlich verbesserten Haftfestigkeit und Homogenität von darauf aufgebrachten
Sol-Gel Schichten. Es können in der Folge auch einige Metalle mit haftfesten und hochwertigen
Sol-Gel Schichten versehen werden, auf denen dies zuvor nicht möglich war, wie z.B.
Kohlenstoffstählen, Korten-Stahl und verchromten Oberflächen sowie auf mechanisch
auf Hochglanz polierten Oberflächen auf Edelstahl und Aluminium.
[0038] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Behandlung besteht darin, dass organische
Rückstände auf zu beschichtenden Oberflächen, welche die Haftung der Beschichtungen
nachteilig beeinflussen können, ebenfalls zuverlässig beseitigt werden. Daher können
in nur einem Schritt sowohl die Metalloberfläche mit einer Oxidschicht vorbereitet
werden, als auch organische Rückstände entfernt werden, so dass ein vereinfachtes
Verfahren bereitgestellt wird. Daher ist bevorzugt, dass das Verfahren keinen zusätzlichen
Schritt des Entfernens von organischen Rückständen von der mindestens einen Metalloberfläche
umfasst.
[0039] Ein Verfahren zur haftfesten Aufbringung einer Sol-Gel-Schicht auf einer Metalloberfläche,
umfasst das Herstellen von Oxidschichten auf Metalloberflächen wie oben beschrieben.
Des Weiteren umfasst das Verfahren, auf der entsprechend behandelten Metalloberfläche
das Aufbringen eines flüssigen Sols auf der mindestens einen Metalloberfläche, bevorzugt
durch Eintauchen, Fluten, Aufsprühen oder Aufstreichen, und das Reagieren lassen des
Sols zu einem Gel, bevorzugt durch Verdunsten des Lösemittels. Optional kann zusätzlich
ein Schritt des Härten des Gels, bevorzugt bei 160°C bis 300°C für eine Dauer von
10 bis 45 Minuten erfolgen.
[0040] In dem Verfahren erfolgt die Behandlung der mindestens einen Metalloberfläche bevorzugt
bei einer Temperatur im Bereich von 200°C bis 1000°C in einer Atmosphäre mit einem
Sauerstoffgehalt von 22-100 Vol.-% für 1 bis 10 Sekunden. In dem Verfahren erfolgt
die Behandlung der mindestens einen Metalloberfläche bevorzugt mittels einer sauerstoffreichen
Gasflamme oder mittels Sauerstoffplasma.
[0041] Das Sol umfasst bevorzugt in einem Lösemittel gelöste Silane der Formel Si(OR')
4-nR"
n mit n = 0,1 oder 2 umfasst, wobei jedes OR' unabhängig voneinander einen Hydroxy-,
Alkoxy- und/oder Cycloalkoxyrest darstellt und jedes R", wenn vorhanden, unabhängig
voneinander einen Alkyl- und/oder Cycloalkylrest darstellt.
[0042] Das Sol umfasst des Weiteren bevorzugt ein oder mehrere Elemente aus der Gruppe bestehend
aus Al, Ti, Zr, Mg, Ca und Zn.
[0043] Sol-Gel Schichten auf erfindungsgemäß behandelten Oberflächen zeichnen sich durch
eine deutlich verbesserte Haftfestigkeit und Homogenität aus im Vergleich zu Sol-Gel
Schichten auf konventionell vorbehandelten Oberflächen.
[0044] Zur Ermittlung der Haftfestigkeit werden Testverfahren wie der Rockwell-Test, die
Gitterschnittprüfung, die Ritzhärteprüfung, der Pull-Off-Test oder der Biegetest angewandt.
[0045] Beim Rockwell-Test (VDI Richtlinie 3198) wird ein Diamantkegel mit definierter Kraft
in die Schichtoberfläche eingedrückt. In der Umgebung des Härte-Eindruckes ist die
Schicht geschädigt, was sich im Mikroskop als Rissnetzwerk bzw. als Schichtausbrüche
im Randbereich des Eindruckes erkennen lässt. Die Auswertung der Abplatzungen um den
Eindruck herum kann entweder nach der VDI Richtlinie 3198 durch Einteilung in Haftklassen
1-6 geschehen, oder durch digitale Bildauswertung der abgeplatzten Flächenanteile,
welches eine objektivere und feiner unterteilte Bewertung ergibt.
[0046] Bei der Gitterschnittprüfung wird die Haftfestigkeit ermittelt, indem bis auf den
Untergrund durchgehende Schnitte im rechten Winkel zueinander ausgeführt werden, so
dass ein Gitter entsteht. Bei der Ritzhärteprüfung, die zur Beurteilung der Haftfestigkeit
von organischen Schichtsystemen, wie z.B. Lacke und Anstrichstoffen, auf ebenen, glatten
Probenplatten dient, wird das Probenmaterial mit einheitlicher Schichtdicke auf ebene
Prüfbleche mit gleicher Oberflächenbeschaffenheit aufgetragen. Nach dem Trocknen wird
die Haftfestigkeit bestimmt, indem die Bleche gegen einen abgerundeten Stift oder
Meißel geführt werden, der mit Gewichten belastet wird, bis sich die Lackschicht vom
Untergrund löst. Beim Pull-Off Test wird die minimale Zugkraft bestimmt, die nötig
ist, um eine Einschicht- oder eine Mehrschicht-Lackierung senkrecht zur Oberfläche
abzuziehen oder abzureißen. Im Gegensatz zur Scherkraftbelastung der Ritzhärteprüfung
wird mit dieser Methode die Beschichtung mit maximaler Zugkraft belastet. Für den
Test wird zunächst ein Gegenhalter (Dolly) senkrecht auf die Beschichtung geklebt.
Nachdem der Kleber ausgehärtet ist, wird ein Testgerät an den Gegenhalter angeschlossen
und ausgerichtet, um eine Spannung senkrecht zur Testfläche zu erzeugen. Die Kraft
wird schrittweise erhöht und beobachtet kontrolliert, bis die Beschichtungsfläche
abgeht oder ein bestimmter Wert erreicht wird.
[0047] Bei dem Biegetest werden beschichtete Bleche mit einem definierten Radius abhängig
von der Blechdicke D (x mal D) über einen Dorn um 90° gebogen. Festgestellt wird,
ab welchem Radius sich die Beschichtung im Biegebereich ablöst. Der Multiplikator
dient als Kenngröße. Eine zweite Kenngröße ist der Wert, um wie viele Grade sich das
Blech über die 90° hinaus biegen lässt, ohne dass die Beschichtung sich ablöst.
[0048] Mittels Beflammen oder Sauerstoffplasma können fest haftende Sol-Gel Schichten auch
auf Kohlenstoffstahl, Korten-Stahl und verchromten Oberflächen erzielt werden sowie
auf mechanisch auf Hochglanz polierten Oberflächen auf Edelstahl und Aluminium.
[0049] Es versteht sich für den Fachmann, dass eine Sol-Gel Schicht zunächst in Form eines
flüssigen Sols mit darin schwebenden kolloidalen Partikeln aufgebracht wird, das sich
anschließend in ein Gel umwandelt und schließlich eine feste, harte Lackschicht bildet.
Wenn also vom "Auftragen des Sol-Gel-Lacks" bzw. dem "Härten des Sol-Gel-Lacks" die
Rede ist, weiß der Fachmann, in welchem Zustand sich das Sol-Gel-System dabei befindet.
[0050] Sol-Gel-Beschichtungen bestehen in der Regel aus zwei Reaktionskomponenten, die kurz
vor der Verarbeitung in einem festen Verhältnis zueinander gemischt werden. Dieser
Mischung wird zuletzt als dritte Komponente eine Verdünnung, meist ein Alkohol, zugemischt.
Durch die Verdünnung werden die Konzentration der Reaktionsmischung und die Viskosität
des fertigen Ansatzes eingestellt. Das Sol-Gel ist bevorzugt ein Kieselsol, basierend
auf Silanen, die in Lösemittel gelöst werden, wobei das Kieselsol bevorzugt zudem
ein oder mehrere weitere Sol-bildende Elemente enthält, bevorzugt ein oder mehrere
Elemente aus der Gruppe bestehend aus Al, Ti, Zr, Mg, Ca und Zn, wobei diese Elemente
die Si-Atome in den kolloidalen Strukturen ersetzen. Bevorzugte Sol-Gel-Beschichtungen/Sol-Gel-Lacke
sind in
EP 2145980 beschrieben. Hiermit wird insbesondere Bezug genommen auf die in
EP 2145980 beschriebenen Sol-Gel-Beschichtungen sowie das Verfahren zu deren Anwendung.
[0051] Es ist jedoch auch möglich, andere anorganische, transparente, dichte und chemisch
beständige Beschichtungen zu verwenden, die in der Lage sind die Farbschicht vollständig
zu imprägnieren.
[0052] Die Ausgangsverbindungen zur Bildung der Sole und schließlich des Sol-Gel-Lacks sind
hydrolysierbare Silane der Formel SiR
4, wobei die 4 Reste R 2-4 hydrolysierbare Reste OR' und 0-2 nicht-hydrolysierbare
Reste R" umfassen. Diese Ausgangs-Silane können also auch als Si(OR')
4-nR"
n mit n = 0,1 oder 2 dargestellt werden. Wenn zusätzliche Sol-bildende Elemente, wie
sie eben beschrieben wurden, eingesetzt werden, sind entsprechende Verbindungen gemäß
den Wertigkeiten der Elemente als Ausgangsverbindungen zu wählen, etwa AlR
3, usw.
[0053] Die hydrolysierbaren Reste OR' sind Hydroxy-, Alkoxy- und/oder Cycloalkoxyreste.
Geeignete Beispiele hierfür umfassen etwa Hydroxy-, Methoxy-, Ethoxy-, n-Propoxy-,
Isopropoxy-, n-Butoxy-, i-Butoxy-, t-Butoxy-, Pentoxy-, Hexoxy-, Cyclopentyloxy-,
Cyclohexyloxyreste, wobei insbesondere Ethoxy-, n-Propoxy- und Isopropoxyreste bevorzugt
werden. Die hydrolysierbaren Reste OR' können gleich oder verschieden voneinander
sein.
[0054] Die nicht-hydrolysierbaren Reste R", so sie vorhanden sind, sind Alkyl- und/oder
Cycloalkylreste. Geeignete Beispiele hierfür umfassen etwa Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-,
Isopropyl-, n-Butyl-, i-Butyl-, t-Butyl-, Pentyl-, Hexyl-, Cyclopentyl-, Cyclohexylreste,
wobei insbesondere Methyl-, Ethyl-, n-Propyl- und Isopropylreste bevorzugt werden.
Die nicht-hydrolysierbaren Reste R" können ebenfalls gleich oder verschieden voneinander
sein.
[0055] Die Ausgangsverbindungen der Sole können aus einer einzigen Art von Silan bestehen,
häufig werden sie aber Gemische aus mehreren Silanen (und gegebenenfalls zusätzlichen
Sol-bildenden Ausgangsverbindungen anderer Elemente) umfassen. Bevorzugt ist, dass
zumindest eine der Komponenten der Ausgangsverbindungen ein Silan der Formel Si(OR')
4-nR"
n mit n = 0 ist, also Si(OR')
4. Beispielsweise kann eine bevorzugte Sol-Gel-Schicht die Ausgangsmaterialien TEOS
(Tetraethoxyorthosilan) und MTES (Methyltriethoxysilan) und/oder DMDES (Dimethyldiethoxysilan)
umfassen.
[0056] Daneben können natürlich auch andere, auf dem Gebiet der Sol-Gel-Systeme übliche
Zusatzstoffe eingesetzt werden, beispielsweise zusätzliche Netzwerkbildner, wie etwa
Acryloxypropyltrimethoxysilan bzw. Methacryloxypropyltrimethoxysilan, die für weitere
organische Vernetzungen sorgen können, insbesondere wenn ein nicht unerheblicher Teil
der Ausgangsverbindungen sogenannte netzwerkwandelnde Verbindungen der Formel Si(OR')
4-nR"
n mit n = 1 oder 2 sind.
[0057] Im Sol sind die Ausgangsverbindungen zum Teil zu den entsprechenden Hydroxyverbindungen
(etwa Orthokieselsäure, Trihydroxyalkylsilan, usw.) hydrolysiert, was durch die Zugabe
eines Katalysators, etwa von Säure, begünstigt werden kann. Aufgrund der hohen Neigung
zur Kondensation dieser Hydroxyverbindungen können diese nun unter Abspaltung von
Wasser zu kleineren Siloxannetzwerken kondensieren. In dem Sol liegen bereits kolloidale
Partikel vor, die Siloxan-Bindungen enthalten. Siloxan-Bindungen sind Bindungen der
Form ≡Si-O-Si≡, wobei "≡" drei voneinander unabhängige beliebige Bindungen mit anderen
Elementen, insbesondere mit OH, OR' und R", symbolisiert, wodurch eine dreidimensionale
vernetzte Struktur in den kolloidalen Partikeln entsteht. Dabei haben OR' und R" dieselbe
Bedeutung wie oben.
[0058] Das Auftragen des Sol-Gel-Lacks kann dabei auf jede beliebige Art und Weise erfolgen,
etwa durch Eintauchen, Fluten, Aufsprühen oder Aufstreichen. Vorzugsweise erfolgt
er jedoch durch Aufsprühen, da dies eine genaue Kontrolle der pro Flächeneinheit aufgebrachten
Menge ermöglicht.
[0059] Dabei kann die Menge nach Bedarf eingestellt werden. Beispielsweise kann ein Sol-Gel-Schicht
eine Schichtdicke von bis zu etwa 6 µm aufweisen, oder von etwa 0,5-5,0 µm, bevorzugt
1,0-5,0 µm, oder 0,5-3,0 µm und am meisten bevorzugt 1,0-4,0 µm aufweisen. Bevorzugt
weist die Sol-Gel-Schicht eine gleichmäßige Dicke mit Schwankungen von bevorzugt weniger
als 10% der Schichtdicke auf.
[0060] Die Viskosität des Sol-Gel-Lacks kann vom Fachmann eingestellt werden. Es ist bekannt,
dass das Sol bei entsprechend hoher Verdünnung in seinem Lösemittel ausreichend dünnflüssig
ist, um in die eventuell vorhandenen Poren einer Oberfläche einzudringen. Es ist bekannt,
dass das Sol bei entsprechend hoher Verdünnung in seinem Lösemittel ausreichend dünnflüssig
ist, um durch Spritzen, Sprühen, Walzen oder Streichen aufgebracht zu werden.
[0061] Geeignete Lösemittel für das Sol sind Wasser und vor allem Alkohole wie Methanol,
Ethanol, n-Propanol oder Isopropanol, wobei Ethanol und Isopropanol aufgrund ihrer
physikalischen Eigenschaften und der geringen Toxizität ihrer Dämpfe bevorzugt werden.
[0062] Daraufhin lässt man das aufgetragene Sol zu einem Gel reagieren. Diese Reaktion überführt
das flüssige Sol in eine feste Gelschicht, in der sich die kolloidalen Partikel des
Sols durch weitere Hydrolyse und Kondensation miteinander und mit noch nicht hydrolysierten
und kondensierten Ausgangsverbindungen vernetzen. Dies kann beispielsweise durch Verdunsten
des alkoholischen Lösemittels beim Trocknen geschehen.
[0063] Nach dem Trocknen der Oberflächen können die Sol-Gel-Beschichtungen eingebrannt werden,
wodurch sich eine glaskeramische Struktur bildet, die fest haftet, alterungsbeständig
und unempfindlich gegen Umwelteinflüsse ist. Das Einbrennen der Beschichtung kann
vom Fachmann nach üblicher Vorgehensweise durchgeführt werden.
[0064] Beispielsweise werden die mit dem Gel beschichteten Oberflächen einer thermischen
Härtung, bei z.B. 250°C unterzogen. Dies geschieht bei erhöhten Temperaturen, wobei
sich das Gel in eine farblose, transparente, glasartige Schicht umwandelt. Die Kieselsol-Bestandteile
wandeln sich dabei in ein noch stärker vernetztes Siliziumdioxid um, das je nach Zusammensetzung
des zugrundeliegenden Sols weitere Bestandteile wie etwa Aluminiumoxid, Titanoxid
oder Zirkoniumoxid enthalten kann. Diese Schichten sind hart, geschlossen und beständig
gegen viele der Chemikalien, mit denen eine Oberfläche unter gewöhnlichen Umständen
in Berührung kommen kann, sowie gegen Temperaturen bis etwa 500°C.
[0065] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird die beschichtete Oberfläche bei der
anschließenden Härtung des Gels Temperaturen von 160°C bis 300°C, besonders bevorzugt
von 160°C bis 250°C und weiter bevorzugt von 160°C bis 220°C ausgesetzt. Diese Härtung
sollte für eine Dauer von mindestens 10 Minuten, vorzugsweise 20 bis 45 Minuten, beispielsweise
30 Minuten lang erfolgen. Die Härtung wird vorzugsweise bei Temperaturen von 250°C,
zwischen 180°C und 210°C, beispielsweise bei 200°C, durchgeführt, aber auch Temperaturen
unterhalb von 180°C eignen sich hierfür. Dabei wandelt sich das Gel in einen harten,
farblosen und transparenten, glasartigen Lack um, der die Oberfläche dicht versiegelt,
seinerseits keine Risse aufweist und der Oberfläche eine hohe Härte und Verschleißbeständigkeit
verleiht.
[0066] Die Prozesse der Gelbildung und der Härtung des Gels können dabei ineinander übergehen,
da etwa eine Gelbildung durch Trocknen und Verdunsten des Lösemittels zumindest teilweise
auch noch zu Beginn der Behandlung zur Härtung erfolgen kann. Auch ein solches Verfahren,
bei dem die Prozesse der Gelbildung und der Härtung des Gels ineinander übergehen,
ist von der Erfindung umfasst.
[0067] Es können jedoch auch andere herkömmliche Härtungsverfahren, insbesondere eine kathodische
Härtung, durchgeführt werden. Die kathodische Härtung kann dabei beispielsweise gemäß
der
Patentanmeldung DE 21 26 129 erfolgen.
[0068] Die Erfindung betrifft auch einen Korten-Stahl mit behandelter Oberfläche, enthaltend
eine farblose, transparente, Beschichtung auf einer Oberfläche des Korten-Stahls,
wobei die Oberflächenbehandlung nach einem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung
durchgeführt wird. Der erfindungsgemäße Korten-Stahl unterscheidet sich strukturell
von bekannten Korten-Stählen, was an der Farbe und den Eigenschaften, wie Stabilität
gegen Korrosion, erkennbar ist.
[0069] Als Sol-Gel-Beschichtung/Sol-Gel-Lack können z. B. POLIANT oder POLISEAL von POLIGRAT
verwendet werden.
[0070] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Metall umfassend eine oxidierte Metalloberfläche,
die mit einem oben beschriebenen Verfahren hergestellt wurde.
[0071] Die Schichtdicke der Oxidschicht beträgt bevorzugt 100 nm bis 2 µm, stärker bevorzugt
200 nm bis 1,8 µm, stärker bevorzugt 300 nm bis 1,7 µm, noch stärker bevorzugt 500
nm bis 1,5 µm und noch stärker bevorzugt um 800 nm bis 1 µm.
[0072] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Werkstoff umfassend ein Metall mit mindestens
einer oxidierten Metalloberfläche und einer Sol-Gel Schicht darauf, wobei der Werkstoff
gemäß einem oben beschriebenen Verfahren hergestellt wurde.
[0073] Die Schichtdicke der Oxidschicht beträgt bevorzugt 100 nm bis 2 µm, stärker bevorzugt
200 nm bis 1,8 µm, stärker bevorzugt 300 nm bis 1,7 µm, noch stärker bevorzugt 500
nm bis 1,5 µm und noch stärker bevorzugt um 800 nm bis 1 µm.
[0074] Die Schichtdicke der Sol-Gel-Schicht beträgt bevorzugt etwa 6 µm, stärker bevorzugt
etwa 0,5-5,0 µm, stärker bevorzugt 1,0-5,0 µm, oder 0,5-3,0 µm und am meisten bevorzugt
1,0-4,0 µm aufweisen. Bevorzugt weist die Sol-Gel-Schicht eine gleichmäßige Dicke
mit Schwankungen von weniger als 10% der Schichtdicke auf.
[0075] Das Metall ist bevorzugt ausgewählt aus Kohlenstoffstahl, Korten-Stahl, Metall mit
verchromten Oberflächen, Metall mit mechanisch auf Hochglanz polierten Oberflächen,
Edelstahl und Aluminium.
Beispiele:
Beispiel 1:
[0076] Ein Edelstahlblech der Größe DIN A5 von 1 mm Dicke aus Werkstoff 1.4301 mit mechanisch
auf Spiegelglanz polierter Oberfläche wurde in einer Tauchentfettung gereinigt, mit
Wasser gespült, an Luft getrocknet und im Spritzverfahren mit einer Sol-Gel Schicht
beschichtet. Anschließend wurde die Oberfläche für eine Dauer von 30 Minuten bei einer
Temperatur von 250 °C an Luft gehärtet.
[0077] Nach dem Abkühlen konnte die Beschichtung stellenweise mit dem Daumen abgerieben
werden. Bei einem Biegeversuch um 90° mit einem Biegeradius von 5 mal die Blechdicke
löste sich die Beschichtung im Bereich der Verformung vollständig ab.
Beispiel 2:
[0078] Ein Edelstahlblech gemäß dem in Beispiel 1 wurde wie dieses entfettet und getrocknet.
Anschließend wurde die Oberfläche mit einer Dauer von 3 Sekunden mit einer sauerstoffreichen
(blauen) Gasflamme beflammt und nach dem Abkühlen im Spritzverfahren mit einer Sol-Gel
Schicht beschichtet. Anschließend wurde die Oberfläche für die Dauer von 30 Minuten
bei einer Temperatur von 250 °C gehärtet.
[0079] Nach dem Abkühlen war die Beschichtung fest haftend und konnte nicht mit dem Daumen
abgerieben werde. Bei einem Biegeversuch um 180° mit einem Biegeradius von 5 mal Blechdicke
zeigte die Beschichtung im Bereich der Verformung keine Ablösung oder Rissbildung.
Beispiel 3:
[0080] Ein Blech aus Korten-Stahl der Größe DIN A5 mit 1 mm Dicke und mit stellenweisen
leichten Anrostungen wurde in einer Tauchentfettung gereinigt, mit Wasser gespült
und es wurde ohne weitere Vorbehandlung im Spritzverfahren eine Sol-Gel Beschichtung
aufgebracht. Diese wurde anschließend für die Dauer von 30 Minuten bei 250°C an Luft
gehärtet.
[0081] Nach dem Abkühlen ließ sich die Schicht von der Oberfläche von der Oberfläche mit
dem Finger abwischen. Bei einem Biegeversuch um 90° mit einem Radius von 5 x D löste
sich die Beschichtung im Biegebereich vollständig ab.
Beispiel 4:
[0082] Ein Blech aus Korten-Stahl wie im Beispiel wurde in einer Tauchentfettung gereinigt,
mit Wasser gespült und getrocknet. Anschließend wurde es für die Dauer von 5 Sekunden
mit einer sauerstoffreichen (blauen) Gasflamme beflammt. Nach dem Abkühlen war die
Beschichtung fest haftend und ließ sich nicht mit dem Daumen abreiben. Bei einem Biegeversuch
um 180° mit einem Radius von 5 mal Blechdicke löste sich die Beschichtung nicht ab
und zeigte im Biegebereich keine Ablösungen oder Risse. In einem anschließenden Salzsprühtest
über die Dauer von 400 Stunden zeigte die Oberfläche keine Korrosion.
Beispiel 5:
[0083] Ein Blech aus Korten-Stahl wurde mittels einer Vorbehandlung in einer Lösung mit
15% Wasserstoffperoxid oxidiert und anschließend wurde im Spritzverfahren eine Sol-Gel-Beschichtung
aufgebracht und bei 250°C für die Dauer von 30 Minuten eingebrannt.
[0084] Die Schicht ließ sich nicht mit dem Finger abreiben und bestand den Biegeversuch
mit einem Radius von 5 mal Blechstärke um 90°, ohne sich abzulösen. In einem anschließenden
Salzsprühtest zeigte die Oberfläche bereits nach 40 Stunden deutliche Korrosion. Die
hohe Korrosionsbeständigkeit der Oberfläche in Beispiel 4 im Vergleich zu Beispiel
5 zeigt den Einfluss der Qualität der durch das erfindungsgemäße Verfahren in Beispiel
4 erzeugten Oxidschicht als Basis der Beschichtung.
1. Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht auf einer Metalloberfläche, umfassend
- Bereitstellen eines Metalls mit mindestens einer Metalloberfläche, und
- Behandeln der mindestens einen Metalloberfläche bei einer Temperatur von 600°C bis
1500°C in einer Atmosphäre mit einem Sauerstoffüberschuss.
2. Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht auf einer Metalloberfläche nach Anspruch
1, wobei der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre bei 22-100 Vol.-% liegt.
3. Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht auf einer Metalloberfläche nach Anspruch
2, wobei der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre bei 30-90 Vol.-%, liegt.
4. Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht auf einer Metalloberfläche nach Anspruch
3, wobei der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre bei 40-80 Vol.-%, liegt.
5. Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht auf einer Metalloberfläche nach Anspruch
1, wobei die Behandlung der mindestens einen Metalloberfläche mittels einer sauerstoffreichen
Gasflamme oder mittels Sauerstoffplasma erfolgt.
6. Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht auf einer Metalloberfläche nach einem
der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Behandlung der Metalloberflächen in einem Zeitraum
von 1 bis 10 Sekunden erfolgt.
7. Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht auf einer Metalloberfläche nach einem
der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Atmosphäre mit einem Sauerstoffüberschuss keine Schwefel-Verbindungen
enthält.
8. Verfahren zur Herstellung einer Oxidschicht auf einer Metalloberfläche nach einem
der Ansprüche 1 bis 7, wobei das Verfahren keinen zusätzlichen Schritt des Entfernens
von organischen Rückständen von der mindestens einen Metalloberfläche umfasst.
9. Verfahren zur haftfesten Aufbringung einer Sol-Gel-Schicht auf einer Metalloberfläche,
umfassend:
- Herstellen von Oxidschichten auf Metalloberflächen gemäß einem der Ansprüche 1 bis
8,
- Aufbringen eines flüssigen Sols auf der mindestens einen Metalloberfläche, bevorzugt
durch Eintauchen, Fluten, Aufsprühen oder Aufstreichen, und
- Reagieren lassen des Sols zu einem Gel, bevorzugt durch Verdunsten des Lösemittels,
und optional
- Härten des Gels, bevorzugt bei 160°C bis 300°C für eine Dauer von 10 bis 45 Minuten.
10. Verfahren zur haftfesten Aufbringung einer Sol-Gel-Schicht auf einer Metalloberfläche
nach Anspruch 9, wobei die Behandlung der mindestens einen Metalloberfläche bei einer
Temperatur im Bereich von 600°C bis 1500°C in einer Atmosphäre mit einem Sauerstoffgehalt
von 22-100 Vol.-% für 1 bis 10 Sekunden stattfindet oder mittels einer sauerstoffreichen
Gasflamme oder mittels Sauerstoffplasma erfolgt.
11. Verfahren zur haftfesten Aufbringung einer Sol-Gel-Schicht auf einer Metalloberfläche
nach einem der Ansprüche 9 bis 10, wobei das Sol in einem Lösemittel gelöste Silane
der Formel Si(OR')4-nR"n mit n = 0,1 oder 2 umfasst, wobei jedes OR' unabhängig voneinander einen Hydroxy-,
Alkoxy- und/oder Cycloalkoxyrest darstellt und jedes R", wenn vorhanden, unabhängig
voneinander einen Alkyl- und/oder Cycloalkylrest darstellt.
12. Verfahren zur haftfesten Aufbringung einer Sol-Gel-Schicht auf Metalloberflächen nach
einem der Ansprüche 9 bis 11, wobei das Sol des Weiteren ein oder mehrere Elemente
aus der Gruppe bestehend aus Al, Ti, Zr, Mg, Ca und Zn, umfasst.
13. Metall umfassend eine oxidierte Metalloberfläche, die mit einem Verfahren gemäß einem
der Ansprüche 1 bis 8 hergestellt wurde.
14. Werkstoff umfassend ein Metall mit mindestens einer oxidierten Metalloberfläche und
einer Sol-Gel Schicht darauf, wobei der Werkstoff mit einem Verfahren gemäß einem
der Ansprüche 9 bis 12 hergestellt wurde.
15. Metall nach Anspruch 13 oder Werkstoff nach Anspruch 14, wobei das Metall ausgewählt
ist aus Kohlenstoffstahl, Korten-Stahl, Metall mit verchromten Oberflächen, Metall
mit mechanisch auf Hochglanz polierten Oberflächen, Edelstahl und Aluminium.