[0001] Die Erfindung betrifft eine Flachstrickmaschine, die eingerichtet ist, einen ersten
Faden in derselben Strickreihe als Schussfaden einzulegen und mit ihm zu stricken.
Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Stricken eines Gestricks auf einer
Flachstrickmaschine, bei dem ein Faden in derselben Strickreihe als Schussfaden eingelegt
wird und verstrickt wird.
[0002] Es ist bekannt, bei der Herstellung von Gestricken auf Flachstrickmaschinen Schussfäden
in ein Gestrick einzubringen. Dies kann zu Designzwecken in der Mode, aber auch bei
der Herstellung von technischen Textilien notwendig sein. Beispielsweise kann einem
Gestrick durch das Einlegen eines Schussfadens eine bestimmte Eigenschaft, wie geringere
Dehnbarkeit oder höhere Zugfestigkeit, gegeben werden.
[0003] Hierzu ist es üblich, für das Einlegen eines Schussfadens einen eigenen Fadenführer
zu verwenden. Außerdem besteht das Problem, den Schussfaden im Gestrick zu sichern.
[0004] Aus der
DE 10 2014 116 558 A1 ist es bekannt, ein Gestrick mit einem Schussfaden herzustellen. Wie die Strickmaschine
ausgebildet ist, mit der es möglich ist, einen Schussfaden einzubinden, ist jedoch
aus dieser Druckschrift nicht bekannt.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Flachstrickmaschine bereitzustellen,
mit der es möglich ist, einen Faden in einer Strickreihe sowohl als Schussfaden einzulegen
als auch zu verstricken. Entsprechend ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein
Verfahren zum Einlegen eines Schussfadens bereitzustellen.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch eine Flachstrickmaschine, die eingerichtet
ist, einen ersten Faden in derselben Strickreihe als Schussfaden einzulegen und mit
ihm zu stricken, mit zumindest einem ersten und einem zweiten Stricksystem, sowie
einem dem ersten Stricksystem zugeordneten ersten Fadenführer, der einen ersten Faden
führt, und zumindest einer Niederhaltevorrichtung, die zwischen den Stricksystemen
angeordnet ist, zum Niederhalten des ersten Fadens unter das Niveau der Nadeln, und
einer Nadelauswahl, die eingerichtet ist, im Bereich des ersten vorlaufenden Stricksystems
Nadeln bei entsprechender Ansteuerung zur Bildung von Maschen auszuwählen, wobei der
erste Faden als Schussfaden eingelegt wird, wenn die Nadelauswahl nicht angesteuert
ist.
[0007] Für bestimmte Anwendungsfälle ist es bei der Herstellung von Gestricken vorteilhaft,
wenn ein Faden, welcher zur Maschenbildung vorgesehen ist, gleichzeitig auch als Schussfaden
in das Gestrick eingebracht werden kann. Dies ist mit der erfindungsgemäßen Flachstrickmaschine
möglich. Der Faden soll z. B. nach einer bestimmten Anzahl von mit ihm hergestellten
Maschen als Schussfaden eingelegt werden, wonach wieder eine Maschenbildung mit ihm
erfolgt. Dabei ist von Vorteil, dass der eingelegte Schussfaden gleichzeitig durch
die Maschenbildung eine Sicherung, beispielsweise gegen Verschieben im Gestrick, erhält.
Mit der erfindungsgemäßen Flachstrickmaschine ist es möglich, dass sich Schusseintrag
und Maschenbildung mehrmals in einer Strickreihe wiederholen können. Weiterhin ist
es möglich, Standardfadenführer für den Schussfadeneintrag zu verwenden. Es ist kein
separater Schussfadenführer erforderlich. Unter Standardfadenführer wird dabei ein
Fadenführer verstanden, der im System mitgeführt wird, insbesondere in Bewegungsrichtung
des Systems nach der Systemmitte angeordnet ist. Im Gegensatz dazu fährt ein herkömmlicher
Schussfadenführer vor der System mitte.
[0008] Vorzugsweise ist das erste Stricksystem bezogen auf eine Strickrichtung ein vorlaufendes
Stricksystem und das zweite ein dem ersten Stricksystem nachlaufendes Stricksystem.
Die Zuordnung des ersten Fadenführers zu dem ersten (vorlaufenden) Stricksystem gilt
für eine Strickrichtung, d. h. einen Schlittenhub. Ändert sich die Strickrichtung,
dann wird das in der vorherigen Strickrichtung nachlaufende (zweite) Stricksystem
zum vorlaufenden (ersten) Stricksystem und der erste Fadenführer wird dann diesem
Stricksystem zugeordnet.
[0009] Die Niederhaltevorrichtung hält Fäden und, falls vorhanden, darunter liegende Gestricke
nieder, sodass nachfolgend ausgetriebene Nadeln über die Fäden / das Gestrick kommen
können.
[0010] Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Niederhaltevorrichtung
als Einstreifer oder Platine ausgebildet ist. Mit einer solchen Ausgestaltung der
Niederhaltevorrichtung ist es besonders einfach möglich, den Schussfaden kurz vor
dem Nadelaustrieb im nachlaufenden Stricksystem, also insbesondere dem zweiten Stricksystem,
zum Stricken/Umhängen unter das Niveau der Nadeln zu bringen.
[0011] Besondere Vorteile ergeben sich, wenn die Niederhaltevorrichtung aktivierbar und
deaktivierbar ist. Insbesondere kann die Niederhaltevorrichtung dann aktiviert werden,
wenn durch das erste Stricksystem mittels des ersten Fadenführers ein Faden als Schussfaden
eingelegt wird. Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass die Niederhaltevorrichtung
dann aktiviert wird, wenn ein zuvor als Schussfaden eingelegter Faden durch ein nachfolgendes,
insbesondere zweites, Stricksystem überstrickt werden soll, um ihn im Gestrick zu
sichern. Durch das Aktivieren / Deaktivieren der Nadelauswahl im entsprechenden Stricksystem
wird erfindungsgemäß entschieden, ob der Faden als Schussfaden eingetragen wird oder
ob mit dem Faden eine Maschenbildung erfolgen soll. Es kann somit allein mit der Nadelauswahl
entschieden werden und festgelegt werden, ob ein Faden als Schussfaden eingelegt wird
oder ob mit diesem Faden gestrickt wird, d. h. beispielsweise Maschen gebildet werden.
[0012] Der erste Fadenführer kann dem ersten Stricksystem während des Strickens in einer
Strickrichtung fest zugeordnet sein, in dem Sinne, dass er ausschließlich in einem
Mittenbereich des ersten Stricksystems relativ zum ersten Stricksystem bewegbar ist,
ohne das erste Stricksystem zu verlassen. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass
der Fadenführer lediglich links bzw. rechts der Systemmitte angeordnet werden kann,
je nachdem, in welcher Richtung mit dem Stricksystem gestrickt wird. Insbesondere
kann der Fadenführer in Strickrichtung gesehen stets hinter der Systemmitte angeordnet
sein. Der Fadenführer ist demnach nur in einem eng begrenzten Bereich relativ zum
Stricksystem bewegbar.
[0013] Alternativ kann vorgesehen sein, dass der erste Fadenführer ein autark angetriebener
Fadenführer ist, der beim Stricken einer Strickreihe aus dem ersten Stricksystem bis
zur Niederhaltevorrichtung bewegbar ist, ohne in den Einflussbereich des zweiten Stricksystems
zu gelangen. Somit ist auch der Bewegungsbereich eines autark angetriebenen Fadenführers
eingeschränkt. Dadurch, dass er jedoch aus dem ersten Stricksystem bis zur Niederhaltevorrichtung
bewegbar ist, kann der Abstand zwischen Fadenführer und Niederhaltevorrichtung reduziert
werden. Dadurch kann sichergestellt werden, dass der Schussfaden von der Niederhaltevorrichtung
sicher erfasst, niedergedrückt und gehalten werden kann. Insbesondere kann der Fadenführer
dann bewegt werden, wenn keine Nadel im ersten Stricksystem ausgewählt ist, oder er
kann stehen gelassen werden bis kurz vor der Niederhaltevorrichtung. In diesem Fall
wäre das erste Stricksystem frei für weitere Nadeloperationen, wie beispielsweise
ein Umhängen von Maschen.
[0014] Die Flachstrickmaschine kann zumindest eine Mitnahmeeinrichtung zur Mitnahme eines
Fadenführers aufweisen. Insbesondere kann der Fadenführer mit einem Stricksystem mitgenommen
werden.
[0015] Dem zweiten Stricksystem kann ein zweiter Fadenführer zugeordnet sein. Somit kann
mit dem zweiten Stricksystem ein zweiter Faden verstrickt werden und dadurch beispielsweise
ein als Schussfaden eingelegter erster Faden im Gestrick überstrickt werden und im
Gestrick gesichert werden.
[0016] Weitere Vorteile ergeben sich, wenn beidseits des ersten Stricksystems eine Niederhaltevorrichtung
vorgesehen ist. Somit kann in beiden Strickrichtungen der erste Faden als Schussfaden
eingelegt werden, da in Strickrichtung gesehen hinter dem ersten Stricksystem stets
eine Niederhaltevorrichtung vorhanden ist.
[0017] Vorzugsweise sind das erste und das zweite Stricksystem an einem gemeinsamen Schlitten
angeordnet, sodass sie gemeinsam einen Schlittenhub durchführen.
[0018] In den Rahmen der Erfindung fällt außerdem ein Verfahren zum Stricken eines Gestricks
auf einer Flachstrickmaschine mit einem ersten und einem zweiten Stricksystem, bei
dem ein erster Faden durch einen ersten Fadenführer geführt wird und, wenn eine dem
ersten Stricksystem zugeordnete Nadelauswahl deaktiviert ist und keine Nadel ausgewählt
ist, der erste Faden als Schussfaden eingelegt wird und niedergehalten wird, um eine
Umhängeoperation oder Strickoperation mit einem zweiten Faden durchführen zu können,
und mit dem ersten Faden zumindest eine Masche gebildet wird, wenn die dem ersten
Stricksystem zugeordnete Nadelauswahl aktiviert ist und zumindest eine Nadel ausgewählt
ist.
[0019] Mit einem solchen Verfahren ist es möglich, Schusseintrag und Maschenbildung mit
einem ersten Faden mehrmals in einer Strickreihe beliebig oft zu wiederholen. Durch
das Aktivieren und Deaktivieren der Nadelauswahl im entsprechenden Stricksystem kann
entschieden werden, ob ein Faden als Schuss eingetragen wird oder ob mit dem Faden
eine Maschenbildung erfolgen soll.
[0020] Insbesondere kann vorgesehen sein, dass in demselben Schlittenhub in zumindest einem
Bereich eines Gestricks der erste Faden als Schussfaden eingelegt wird und in zumindest
einem zweiten Bereich der erste Faden gestrickt wird.
[0021] Gemäß einer Weiterbildung kann vorgesehen sein, dass in Bereichen des Gestricks,
in denen der erste Faden als Schussfaden eingelegt wurde, der erste Faden durch einen
zweiten Faden gesichert wird, indem mit dem zweiten Faden zumindest eine Masche gebildet
wird oder mit dem zweiten Faden oder einem dritten Faden gebildete Maschen, insbesondere
mittels eines weiteren Stricksystems, von Nadeln eines Nadelbetts auf Nadeln eines
anderen Nadelbetts umgehängt werden. Dabei ist es nicht notwendig, dass in allen Bereichen
des Gestricks, in denen der erste Faden als Schussfaden eingelegt wurde, der erste
Faden durch einen zweiten Faden gesichert wird.
[0022] Um sicherzustellen, dass der als Schussfaden eingelegte Faden durch den zweiten Faden,
der mit einem zweiten, insbesondere nachlaufenden, Stricksystem gestrickt wird und
mit einem zweiten Fadenführer zugeführt wird, gesichert werden kann, kann vorgesehen
sein, dass der erste Fadenführer in Richtung einer zwischen dem ersten, insbesondere
vorlaufenden, und dem zweiten Stricksystem angeordneten Niederhaltevorrichtung bewegt
wird, ehe mit dem zweiten Stricksystem Maschen gebildet oder umgehängt werden.
[0023] Weiterhin kann vorgesehen sein, dass der erste Fadenführer nur relativ zum ersten,
insbesondere vorlaufenden, Stricksystem bewegt wird, wenn keine Nadel für das erste
Stricksystem ausgewählt ist. Der erste Fadenführer wird demnach nur relativ zum ersten
Stricksystem bewegt, wenn er nicht für eine Maschenbildung benötigt wird.
[0024] In den Rahmen der Erfindung fällt auch ein Programmiersystem zum Programmieren einer
Flachstrickmaschine zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens, mit einer Gruppiereinrichtung
zur Gruppierung der Anweisungen, den ersten Faden mit einem ersten Stricksystem als
Schussfaden einzulegen, die Niederhaltevorrichtung zu aktivieren und in einem weiteren
Stricksystem den Schussfaden zu sichern, und einer Einrichtung zum Umsetzen der Anweisungen
in maschinenbezogene Daten, die sicherstellt, dass die Reihenfolge der gruppierten
Anweisungen in den maschinenbezogenen Daten erhalten bleibt.
[0025] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden detaillierten
Beschreibung von Ausführungsbeispielen der Erfindung, anhand der Figuren der Zeichnung,
die wesentliche Einzelheiten zeigt, sowie aus den Ansprüchen. Die dort gezeigten Merkmale
sind nicht notwendig maßstäblich zu verstehen und derart dargestellt, dass die erfindungsgemäßen
Besonderheiten deutlich sichtbar gemacht werden können. Die verschiedenen Merkmale
können je einzeln für sich oder zu mehreren in beliebigen Kombinationen bei Varianten
der Erfindung verwirklicht sein.
[0026] In der schematischen Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung in verschiedenen
Stadien der Benutzung dargestellt und in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert.
[0027] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Teil einer Flachstrickmaschine mit zwei Stricksystemen;
- Fig. 2a, 2b
- Ablaufdiagramme der beispielhaften Herstellung von zwei Strickreihen;
- Fig. 3a - 3d
- einen beispielhaften Ablauf der Herstellung eines Gestricks;
- Fig. 4
- ein gemäß dem Ablauf in der Fig. 3 hergestelltes Gestrick;
- Fig. 5a - 5h
- einen weiteren Ablauf zur Herstellung eines Gestricks;
- Fig. 6
- ein gemäß der Fig. 5 hergestelltes Gestrick.
[0028] Die Fig. 1 zeigt einen Teil einer Flachstrickmaschine 100 mit einem in Strickrichtung
102 gesehen vorlaufenden, ersten Stricksystem S1 und einem nachlaufenden, zweiten
Stricksystem S2, die beide an einem gemeinsamen Schlitten 101 angeordnet sind. Dem
vorlaufenden Stricksystem S1 ist ein erster Fadenführer FF1 zugeordnet, dem nachlaufenden
Stricksystem S2 ist ein zweiter Fadenführer FF2 zugeordnet. Zwischen den Stricksystemen
S1, S2 ist eine Niederhaltevorrichtung NH vorgesehen, die dazu dient, einen ersten
Faden, der mit dem ersten Fadenführer FF1 als Schussfaden eingelegt wurde, niederzuhalten,
um sicherzustellen, dass er durch die Nadeln des zweiten, insbesondere nachlaufenden
Stricksystems S2 nicht erfasst wird.
[0029] Das vorlaufende erste Stricksystem S1 wird in der gezeigten Darstellung zur Herstellung
einer Maschenreihe, bestehend aus Strickbereichen und Bereichen, in denen der Faden
durch den Fadenführer FF1 als Schuss eingelegt wird, verwendet. Das hier nachlaufende
zweite Stricksystem S2 wird zur Maschenbildung bzw. zum Überstricken des Schussfadens
verwendet.
[0030] Der erste Fadenführer FF1 befindet sich in Strickrichtung 102 gesehen hinter der
Systemmitte 103 des ersten Stricksystems S1. Er befindet sich jedoch immer noch innerhalb
des Stricksystems S1. Es ist auch vorgesehen, dass der erste Fadenführer FF1 das erste
Stricksystem S1 während des Strickens einer Strickreihe nicht verlassen kann. Es ist
jedoch möglich, den Fadenführer FF1 begrenzt zu bewegen, und zwar auf die andere Seite
der Systemmitte 103, wenn entgegen der Strickrichtung 102 gestrickt wird. Um auch
bei einer Strickrichtung entgegen der Strickrichtung 102 den durch den Fadenführer
FF1 geführten Faden als Schussfaden einlegen zu können, kann vorgesehen sein, dass
auch rechts neben dem ersten Stricksystem S1 eine Niederhaltevorrichtung vorgesehen
ist.
[0031] Alternativ könnte der Fadenführer 1 für eine Strickrichtung entgegen der Strickrichtung
102 dem System S2 zugeordnet werden und bezüglich dieses Systems S2 hinter der Systemmitte
angeordnet sein.
[0032] Die Fadenführer FF1 und FF2 sind den Stricksystemen S1, S2 während des Strickens
einer Strickreihe, d. h. in einem Schlittenhub, fest zugeordnet.
[0033] Sollte es sich bei dem ersten Fadenführer FF1 um einen autark angetriebenen Fadenführer
handeln, so kann vorgesehen sein, dass in diesem Fall der erste Fadenführer FF1 beim
Stricken einer Strickreihe aus dem ersten Stricksystem S1 heraus in Richtung Niederhaltevorrichtung
bewegt werden kann, jedoch nicht über die Niederhaltevorrichtung NH hinaus. Eine Bewegungsmöglichkeit
nach rechts bis zu einer dort evtl. vorgesehenen Niederhaltevorrichtung kann auch
vorgesehen sein.
[0034] Die Festlegung, ob mit dem Faden des ersten Fadenführers FF1 eine Masche gebildet
wird oder ob der Faden als Schussfaden eingelegt wird, erfolgt ausschließlich über
eine Nadelauswahl, die dem ersten Stricksystem S1 zugeordnet ist. Wird die Nadelauswahl
aktiviert, kann eine Nadel ausgetrieben werden und kann eine Masche mit dem Faden
des ersten Fadenführers FF1 gebildet werden. Ist die Nadelauswahl hingegen deaktiviert,
wird also keine Nadel ausgetrieben, wird durch den ersten Fadenführer FF1 der zugeordnete
Faden als Schussfaden eingelegt.
[0035] Die Fig. 2 zeigt ein Ablaufdiagramm zur Herstellung von zwei Strickreihen mit der
in der Fig. 1 dargestellten Vorrichtung. In der Fig. 2a wird mit dem vorlaufenden
ersten Stricksystem S1 in einer Strickrichtung nach rechts (angedeutet durch den Pfeil)
gestrickt. In der Fig. 2b wird mit dem nachlaufenden zweiten Stricksystem S2 in der
gleichen Richtung gestrickt.
[0036] In der ersten Strickreihe gemäß Fig. 2a wird mit dem ersten Stricksystem S1 im Bereich
1 gestrickt, indem auf den Nadeln A bis D des vorderen Nadelbetts V mit dem Fadenführer
FF1 Maschen gebildet werden. Hierzu wurde die Nadelauswahl aktiviert. Anschließend
erfolgt im Bereich 2 mit demselben Fadenführer FF1 ein Schusseintrag über die Nadeln
E bis H des vorderen Nadelbetts V bzw. e bis h des hinteren Nadelbetts H, d. h. bei
deaktivierter Nadelauswahl. Im Bereich 3 werden auf den Nadeln I bis L des vorderen
Nadelbetts V Maschen gebildet. Daran anschließend erfolgt im Bereich 4 wieder ein
Schusseintrag über die Nadeln M bis P des vorderen Nadelbetts V bzw. die Nadeln m
bis p des hinteren Nadelbetts H. In den Bereichen 2 und 4 ist die Nadelauswahl des
ersten Stricksystems S1 inaktiv geschaltet, in den Bereichen 1 und 5 ist sie aktiv
geschaltet. Es wurde hier also im Anschluss an die Maschenbildung in den Bereichen
1 und 3 im gleichen Schlittenhub ohne Systemwechsel oder sonstige Änderungen in den
Bereichen 2 und 4 ein Schussfaden eingebracht. Derselbe Faden wurde in den Bereichen
1 und 3 verstrickt.
[0037] In der zweiten Strickreihe gemäß Fig. 2b werden im Bereich 1 mit dem zweiten Stricksystem
S2 und dem zweiten Fadenführer FF2 Maschen auf den Nadeln A bis D des vorderen Nadelbetts
V gebildet. Ehe das Stricksystem S2 den Bereich 2 erreicht, in dem mit dem vorlaufenden
Stricksystem S1 in der Strickreihe gemäß Fig. 2a ein Schussfaden eingelegt wurde,
wurde die in der Fig. 1 dargestellte Niederhaltevorrichtung NH aktiviert, um den Faden
des ersten Fadenführers FF1 sicher in einer tiefen Position zu halten. Es ist auch
denkbar, die Niederhaltevorrichtung NH zu aktivieren, ehe mit dem Fadenführer FF1
der zugeordnete Faden als Schussfaden eingelegt wird.
[0038] Im Bereich 2 wird gemäß der Fig. 2b der Schussfaden des ersten Fadenführers FF1 gesichert,
indem mit dem zweiten Stricksystem S2 Maschen auf den Nadeln e, ,F, g, H gebildet
werden.
[0039] Alternativ wäre es denkbar, Maschen der Nadeln E, G, e, g mit einem weiteren Stricksystem,
z. B. dem Stricksystem S2, umzuhängen.
[0040] Im Bereich 3 werden gemäß Fig. 2b Maschen auf den Nadeln I bis L des vorderen Nadelbetts
V gebildet. Ehe das zweite Stricksystem S2 den Bereich 4 erreicht, in dem mit dem
vorlaufenden Stricksystem S1 ein Schussfaden eingelegt wurde, wurde wieder die in
der Fig. 1 gezeigte Niederhaltevorrichtung NH aktiviert bzw. war die Niederhaltevorrichtung
NH schon aktiviert, um den Faden des ersten Fadenführers FF1 sicher in einer tiefen
Position zu halten.
[0041] Die in den Fig. 2a, 2b auf dem vorderen Nadelbett dargestellte Maschenbildung könnte
auch alternativ auf dem hinteren Nadelbett bzw. auf beiden Nadelbetten V, H stattfinden.
[0042] Die Fig. 3a zeigt den Ablauf zur Herstellung eines Gestricks anhand der in der Fig.
2 beschriebenen Technik. Das Gestrick ist in die Bereiche 1 bis 5 eingeteilt. Zu Beginn
ist die Strickrichtung gemäß der Fig. 3a von links nach rechts, was durch die Pfeilspitze
auf der linken Seite der Abbildung angedeutet ist.
[0043] Gemäß Fig. 3a wird mit dem vorlaufenden ersten Stricksystem S1 im Bereich 1 mit dem
zugeordneten ersten Fadenführer FF1 ein doppelflächiges Gestrick auf den Nadeln A
bis E des vorderen Nadelbetts V und den Nadeln a bis d des hinteren Nadelbetts H gebildet.
In den Bereichen 2, 3 und 4 wird der Faden des Fadenführers FF1 als Schussfaden eingebracht,
d. h. die Nadelauswahl ist deaktiviert. Daran anschließend erfolgt im Bereich 5 mit
dem Faden des Fadenführers FF1 die Herstellung eines doppelflächigen Gestricks auf
den Nadeln V bis Z des vorderen Nadelbetts V und den Nadeln v bis y des hinteren Nadelbetts
H. Der Faden des Fadenführers FF1 ist somit in das Gestrick eingebunden, indem in
den Bereichen 1 und 5 Maschen mit dem Faden des Fadenführers FF1 gebildet wurden.
[0044] In der Strickreihe gemäß Fig. 3b werden im Bereich 3 mit dem nachlaufenden zweiten
Stricksystem S2, welches sich ebenfalls von links nach rechts bewegt, mit dem Faden
des Fadenführers FF2 Maschen auf den Nadeln I bis Q des vorderen Nadelbetts V und
auf den Nadeln i bis q des hinteren Nadelbetts H zur Herstellung eines doppelflächigen
Gestricks gebildet. Der in den Bereichen 2, 3 und 4 als Schussfaden eingelegte Faden
des Fadenführers FF1 erhält durch die mit ihm ausgeführte Maschenbildung in den Bereichen
1 und 5 eine Sicherung im Gestrick. Außerdem erhält er eine Sicherung dadurch, dass
er im Bereich 3 mit dem Faden des Fadenführers FF2 überstrickt wurde.
[0045] In den Bereichen 2 und 4 werden auch durch den Faden des Fadenführers FF2 keine Maschen
gebildet. Der in diesen Bereichen eingelegte Schussfaden des ersten Fadenführers FF1
wird somit hier nicht in das Gestrick eingebunden, sondern liegt frei.
[0046] Durch die Wiederholung der Schritte gemäß der Fig. 3a und 3b, was in den Fig. 3c,
3d dargestellt ist, nur in umgekehrter Strickrichtung, wird der Schussfaden, d. h.
der Faden des ersten Fadenführers FF1, in das Gestrick eingebunden. Das Stricken der
Reihen gemäß der Fig. 3a, 3b bzw. der Fig. 3c, 3d in umgekehrter Strickrichtung kann
beliebig oft wiederholt werden. Entsprechend der Nadelbettbreite können die Bereiche
1 bis 5 beliebig oft hintereinander gesetzt werden.
[0047] Die Fig. 4 zeigt eine Abbildung eines Gestricks 200, weiches entsprechend des in
der Fig. 3a bis 3d beschriebenen Verfahrens hergestellt wurde. Die Bereiche 1 bis
5 sind hier ebenfalls markiert.
[0048] Die Fig. 5a bis 5h zeigen einen weiteren Ablauf zur Herstellung eines Gestricks anhand
der in der Fig. 2 beschriebenen Technik. In diesem Fall werden zwei Schussfäden von
gegenüberliegenden Seiten über die Bereiche 1 und 3 in das Gestrick eingebracht und
mit diesem im Bereich 2 maschentechnisch verbunden.
[0049] Gemäß Fig. 5a wird mit einem zweiten (in diesem Fall vorlaufenden) Stricksystem S22
mit dem Fadenführer FF2 im Bereich 1 ein doppelflächiges Gestrick auf den Nadeln A
bis J des vorderen Nadelbetts V und den Nadeln a bis j des hinteren Nadelbetts H gebildet.
Im daran anschließenden Bereich 2 werden auf den Nadeln k bis q des hinteren Nadelbetts
H Maschen gebildet. Danach werden im Bereich 3 zur Herstellung eines doppelflächigen
Gestricks Maschen auf den Nadeln R bis Z des vorderen Nadelbetts V und den Nadeln
r bis y des hinteren Nadelbetts H gebildet. Die Strickrichtung in Fig. 5a ist gemäß
dem abgebildeten Pfeil von links nach rechts.
[0050] In der Fig. 5b ist die Strickrichtung ebenfalls von links nach rechts. Hier wird
mit dem ersten Fadenführer FF1 der zugeordnete Faden als Schussfaden von links über
die Nadeln A bis K des vorderen Nadelbetts V und die Nadeln a bis k des hinteren Nadelbetts
H in das Gestrick eingebracht. Mit der in einem ersten (in diesem Fall nachlaufenden)
Stricksystem S11 ausgewählten Nadel L des vorderen Nadelbetts wird im Bereich 2 eine
Masche gebildet.
[0051] In der Strickreihe gemäß Fig. 5c ist die Strickrichtung von rechts nach links. Mit
einem ersten Fadenführer FF3, der dem in diesem Fall ersten Stricksystem S22 zugeordnet
ist, wird von rechts über die Nadeln Z bis P des vorderen Nadelbetts V und die Nadeln
z bis o des hinteren Nadelbetts H ein Schussfaden eingebracht. Mit der Nadel O des
vorderen Nadelbetts V wird im Bereich 2 eine Masche gebildet, nachdem die Nadelauswahl
des ersten Stricksystems S22 aktiviert wurde.
[0052] Je nach Anwendung kann das Stricksystem S22 das erste oder zweite Stricksystem sein.
[0053] In der Fig. 5d ist gezeigt, dass die beiden in den Fig. 5b, 5c auf dem vorderen Nadelbett
V gebildeten Maschen auf Nadeln des hinteren Nadelbetts H umgehängt werden. Die Schlittenbewegungsrichtung
ist in diesem Fall von links nach rechts. Sx bedeutet: Umhängereihe.
[0054] In der Fig. 5e wird das Stricken der Reihe gemäß Fig. 5a wiederholt, wodurch die
in der Reihe gemäß Fig. 5d umgehängten Maschen in das Gestrick eingebunden werden.
Die Strickrichtung in der Fig. 5e ist entgegen der Strickrichtung gemäß der Fig. 5a.
[0055] In der Strickreihe gemäß Fig. 5f wird der Fadenführer FF1, welcher den Schussfaden
in Fig. 5b von links in das Gestrick eingebracht hat, nach links bewegt, nachdem mit
ihm auf der Nadel L des vorderen Nadelbetts V eine Fangmasche gebildet wurde. Der
Faden des Fadenführers FF1 wird somit im Bereich 1 als Schussfaden eingelegt.
[0056] In der Reihe gemäß Fig. 5g wird der Fadenführer FF3, welcher den Schussfaden gemäß
Fig. 5c von rechts nach links in das Gestrick eingebracht hat, nach rechts bewegt,
ebenso wie das Stricksystem S22. Auf der Nadel O des vorderen Nadelbetts V wird eine
Fangmasche gebildet. Im Bereich 3 wird der Faden des Fadenführers FF3 als Schussfaden
eingelegt.
[0057] Die Fig. 5h zeigt, dass die beiden in den Reihen gemäß Fig. 5f, 5g auf dem vorderen
Nadelbett V gebildeten Maschen auf Nadeln des hinteren Nadelbetts H umgehängt werden.
Die in den Fig. 5a bis 5h beschriebenen Abläufe können beliebig oft wiederholt werden.
[0058] Die Fig. 6 zeigt eine Darstellung eines Gestricks 300, welches entsprechend dem Ablauf
gemäß der Fig. 5a bis 5h hergestellt wurde. Die Bereiche 1 bis 3 sind in der Fig.
6 dargestellt.
1. Flachstrickmaschine, die eingerichtet ist, einen ersten Faden in derselben Strickreihe
als Schussfaden einzulegen und mit ihm zu stricken, mit zumindest einem ersten und
einem zweiten Stricksystem (S1, S11, S2, S22) sowie einem dem ersten Stricksystem
(S1, S11, S22) zugeordneten ersten Fadenführer (FF1, FF3), der einen ersten Faden
führt, und zumindest einer Niederhaltevorrichtung (NH), die zwischen den Stricksystemen
(S1, S11, S2, S22) angeordnet ist, zum Niederhalten des ersten Fadens unter das Niveau
der Nadeln, und einer Nadelauswahl, die eingerichtet ist, im Bereich des ersten Stricksystems
(S1, S11, S22) Nadeln bei entsprechender Ansteuerung zur Bildung von Maschen auszuwählen,
wobei der erste Faden als Schussfaden eingelegt wird, wenn die Nadelauswahl nicht
angesteuert ist.
2. Flachstrickmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Niederhaltevorrichtung (NH) als Einstreifer oder Platine ausgebildet ist.
3. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Niederhaltevorrichtung (NH) aktivierbar und deaktivierbar ist.
4. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Fadenführer (FF1, FF3) dem ersten Stricksystem (S1, S11, S22) während des
Strickens in einer Strickrichtung fest zugeordnet ist, in dem Sinne, dass er ausschließlich
in einem Mittenbereich des ersten Stricksystems (S1, S11, S22) relativ zum ersten
Stricksystem (S1, S11, S22) bewegbar ist, ohne das erste Stricksystem (S1, S11, S22)
zu verlassen.
5. Flachstrickmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Fadenführer (FF1, FF3) ein autark angetriebener Fadenführer ist, der beim
Stricken einer Strickreihe aus dem ersten Stricksystem (S1, S11, S22) bis zur Niederhaltevorrichtung
(NH) bewegbar ist, ohne in den Einflussbereich des zweiten Stricksystems (S2, S22)
zu gelangen.
6. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine Mitnahmeeinrichtung zur Mitnahme eines Fadenführers (FF1, FF2, FF3)
vorgesehen ist.
7. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem zweiten Stricksystem (S2, S22) ein zweiter Fadenführer (FF2) zugeordnet ist.
8. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass beidseits des ersten Stricksystems (S1, S11, S22) eine Niederhaltevorrichtung (NH)
vorgesehen ist.
9. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das erste und das zweite Stricksystem (S1, S11, S2, S22) an einem gemeinsamen Schlitten
(101) angeordnet sind.
10. Verfahren zum Stricken eines Gestricks auf einer Flachstrickmaschine mit einem ersten
und einem zweiten Stricksystem (S1, S11, S2, S22), bei dem ein erster Faden durch
einen ersten Fadenführer (FF1, FF3) geführt wird und, wenn eine dem ersten Stricksystem
(S1, S11, S22) zugeordnete Nadelauswahl deaktiviert ist und keine Nadel ausgewählt
ist, der erste Faden als Schussfaden eingelegt wird und niedergehalten wird, um eine
Umhängeoperation oder Strickoperation mit einem zweiten Faden durchführen zu können,
und mit dem ersten Faden zumindest eine Masche gebildet wird, wenn die dem ersten
Stricksystem (S1, S11, S22) zugeordnete Nadelauswahl aktiviert ist und zumindest eine
Nadel ausgewählt ist.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass in demselben Schlittenhub in zumindest einem Bereich eines Gestricks (200, 300) der
erste Faden als Schussfaden eingelegt wird und in zumindest einem zweiten Bereich
der erste Faden gestrickt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass in Bereichen des Gestricks (200, 300), in denen der erste Faden als Schussfaden eingelegt
wurde, der erste Faden durch einen zweiten Faden gesichert wird, indem mit dem zweiten
Faden zumindest eine Masche gebildet wird oder mit dem zweiten oder einem dritten
Faden gebildete Maschen von Nadeln eines Nadelbetts (H, V) auf Nadeln eines anderen
Nadelbetts (H, V) umgehängt werden.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Fadenführer (FF1, FF3) in Richtung einer zwischen dem ersten und zweiten
Stricksystem (S1, S11, S2, S22) angeordneten Niederhaltevorrichtung (NH) bewegt wird,
ehe mit dem zweiten Stricksystem Maschen gebildet oder umgehängt werden.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Fadenführer (FF1, FF3) nur relativ zum ersten Stricksystem (S1, S11, S22)
bewegt wird, wenn keine Nadel für das erste Stricksystem (S1, S11, S22) ausgewählt
ist.
15. Programmiersystem zum Programmieren einer Flachstrickmaschine zum Durchführen des
Verfahrens nach einem der Ansprüche 10 bis 14, mit einer Gruppiereinrichtung zur Gruppierung
der Anweisungen, den ersten Faden mit einem ersten System (S1, S11, S22) als Schussfaden
einzulegen, die Niederhaltevorrichtung zu aktivieren und in einem weiteren System
den Schussfaden zu sichern, und einer Einrichtung zum Umsetzen der Anweisungen in
maschinenbezogene Daten, die sicherstellt, dass die Reihenfolge der gruppierten Anweisungen
in den maschinenbezogenen Daten erhalten bleibt.