HINTERGRUND DER ERFINDUNG
GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur generativen Herstellung von
Bauteilen durch schichtweises Aufbringen und stoffschlüssiges Verbinden von Pulvermaterial
sowie eine Vorrichtung zur Durchführung eines entsprechenden Verfahrens.
STAND DER TECHNIK
[0002] Generative Herstellungsverfahren zur Herstellung eines Bauteils werden in der Industrie
für das sogenannte Rapid - Tooling, Rapid - Pototyping oder bei der Herstellung von
Serienprodukten im Rahmen des Rapid - Manufacturing eingesetzt. Beispiele für generative
Herstellungsverfahren sind das selektive Laserschmelzen, das selektive Lasersintern,
das Elektronenstrahlschmelzen und vergleichbare Verfahren.
[0003] Bei diesen Verfahren wird das zu erzeugende Bauteil schichtweise aus Pulvermaterial
aufgebaut, wobei das Pulvermaterial entsprechend der aufzubringenden Schicht in einer
Pulverlage auf einem Substrat oder einem bereits hergestellten Teil eines Bauteils
aufgebracht wird, um anschließend durch Aufschmelzen oder Sintern des Pulvers eine
Verbindung des Pulvermaterials untereinander und zu dem Bauteil zu schaffen.
[0004] Um eine Pulverlage auf dem Bauteil zu erzeugen kann ein Pulverbett verwendet werden,
in welchem der bereits erzeugte Teil des Bauteils angeordnet ist und in der Richtung
des Aufbaus des Bauteils von einer Pulverlage überdeckt ist, die selektiv entsprechend
der Kontur in der Schnittebene des zu erzeugenden Bauteils auf dem Bauteil abgeschieden
werden soll. Die Oberfläche des Pulverbetts wird dabei so gewählt, dass zwischen dem
bereits erzeugten Bauteil und der Oberfläche des Pulverbetts die Pulverlage mit der
gewünschten Dicke vorliegt, die im nächsten Schritt als Festkörperschicht auf dem
Bauteil durch Aufschmelzen oder Sintern und nachfolgende Wiedererstarren abgeschieden
werden soll. Durch selektives Schmelzen oder Sintern entsprechend dem Schnittmuster
des zu erzeugenden Bauteils in der jeweiligen Lage und nachfolgendes Erstarren können
dreidimensionale Gegenstände erzeugt werden.
[0005] Aus dem Stand der Technik sind bereits entsprechende Vorrichtungen und Verfahren
bekannt, wie sie unter anderem in der
DE 10 2013 223 587A1 und der
WO 2015/196 149 A1 beschrieben sind.
[0006] Allerdings besteht bei generativ hergestellten Produkten das Problem, dass die erzeugten
Oberflächen sehr rau sind und so einer Nachbearbeitung bedürfen, die unter Umständen
sehr aufwändig sein kann. Darüber hinaus kann es bei der Ausbildung von Hohlräumen
dazu kommen, dass eine Nachbearbeitung der rauen Oberflächen des Hohlraums überhaupt
nicht mehr möglich ist, so dass es durch die rauen Oberflächen und die dort möglichen
Spannungsspitzen bei mechanischer Belastung zu einer Beeinträchtigung der Festigkeitseigenschaften
des hergestellten Bauteils kommen kann.
OFFENBARUNG DER ERFINDUNG
AUFGABE DER ERFINDUNG
[0007] Es ist deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren zu generativen Herstellung
von Bauteilen bereitzustellen, bei welchem die Oberflächenrauheit des hergestellten
Bauteils reduziert ist, so dass auf eine aufwändige Nachbearbeitung der Oberfläche
verzichtet oder diese stark reduziert werden kann. Insbesondere soll somit ein Verfahren
und eine entsprechende Vorrichtung zur Herstellung von generativ erzeugten Bauteilen
bereitgestellt werden, die es ermöglichen, möglichst glatte Oberflächen bei den hergestellten
Bauteilen zu erzeugen, wobei gleichwohl das Verfahren effizient und zuverlässig durchführbar
sein soll und der Aufwand für eine entsprechende Vorrichtung gering gehalten werden
soll.
TECHNISCHE LÖSUNG
[0008] Diese Aufgabe wird gelöst mit einem Verfahren zur generativen Herstellung von Bauteilen
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie einer Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs
10. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche. Die vorliegende
Erfindung schlägt zur Verbesserung der Oberflächenqualität von generativ hergestellten
Bauteilen vor, dass nach dem Abscheiden einer Festkörperschicht, also nach dem Aufbringen
von Pulvermaterial und stoffschlüssigem Verbinden des Pulvermaterials an sich und
mit einem darunter liegenden Material eines Substrats oder eines bereits hergestellten
Bauteils, zumindest die zuletzt abgeschiedene Festkörperschicht vom Pulvermaterial
gereinigt wird und der Rand der Festkörperschicht vor dem Abscheiden der nächsten
Festkörperschicht durch Erweichen des Materials nachbearbeitet wird. Dadurch lässt
sich eine Glättung des Randes der Festkörperschicht und somit der Oberfläche des generativ
hergestellten Bauteils erzielen.
[0009] Insbesondere kann die Reinigung der Festkörperschicht von Pulvermaterial nach jeder
Abscheidung einer Festkörperschicht erfolgen und entsprechend auch die Nachbearbeitung
des Randes der abgeschieden Festkörperschicht zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden
Abscheidungen von Festkörperschichten durchgeführt werden.
[0010] Bei der Reinigung der zuletzt abgeschiedenen Festkörperschicht zur Entfernung von
lose haftendem Pulvermaterial können zusätzlich weitere Bereiche des bereit hergestellten
Bauteils, also insbesondere eine oder mehrere bereits zu einem früheren Zeitpunkt
abgeschiedene Festkörperschichten, die vorzugsweise benachbart zur zuletzt abgeschiedenen
Festkörperschicht liegen, ebenfalls von Pulvermaterial gereinigt werden, so dass bei
der Erweichung des Randbereichs der abgeschiedenen Festkörperschicht nicht bereits
durch eine Nachbearbeitung geglättete Oberflächen durch Anhaften von Pulverpartikeln
wieder beeinträchtig werden.
[0011] Die Reinigung der Festkörperschicht und/oder weiterer benachbarter Teile des bereits
erzeugten Bauteils kann durch eine Vielzahl von verschiedenen Reinigungsmethoden erfolgen,
die eine geeignete Entfernung von losem Pulvermaterial ermöglichen. Insbesondere können
mechanische Verfahren zur Entfernung des Pulvermaterials, wie Bürsten, Abstreifen,
oder auch berührungslose Methoden zur Entfernung von Pulvermaterial eingesetzt werden,
wie beispielsweise das Absaugen oder das Sprühen oder Spritzen mit einem Fluid, insbesondere
mit Druckluft oder anderen Gasen. Darüber hinaus kann der Reinigungsschritt auch das
Anheben des bereits hergestellten Bauteils aus einem umgebenden Pulverbett oder das
Absenken eines umgebenden Pulverbetts umfassen. Der Reinigungsschritt oder Teile davon
können bei der Durchführung des Verfahrens auch mehrmals hintereinander durchgeführt
werden.
[0012] Das stoffschlüssige Verbinden des Pulvermaterials kann durch alle bekannten Verfahren
für die generative Herstellung von Bauteilen durchgeführt werden, insbesondere durch
selektives Bestrahlen mit einem hochenergetischen Strahl, wie z.B. durch selektives
Laserstrahlschmelzen, selektives Laserstrahlsintern, selektives Elektronenstrahlschmelzen
oder selektives Elektronenstrahlsintern.
[0013] Die Nachbearbeitung des Randes der abgeschiedenen Festkörperschicht durch Erwärmen
des Materials kann entsprechend dem Verfahren zum stoffschlüssigen Verbinden des Pulvermaterials
ebenfalls durch einen hochenergetischen Strahl, insbesondere einen Elektronen - oder
Laserstrahl vorgenommen werden, wobei bei der Nachbearbeitung mit einem hochenergetischen
Strahl das Randmaterial der nachbearbeiteten Festkörperschicht durch Erwärmen erweicht
wird und/oder aufgeschmolzen werden kann. Hierbei kann ein hochenergetischer Strahl
eingesetzt werden, der von der gleichen oder einer separatent Strahlungsquelle erzeugt
wird wie der hochenergetische Strahl zum stoffschlüssigen Verbinden des Pulvermaterials.
Bei Verwendung der gleichen Strahlungsquelle können jedoch die Parameter bei der Erzeugung
des hochenergetischen Strahls unterschiedlich gewählt werden. Zusätzlich oder alternativ
ist es auch möglich den hochenergetischen Strahl nach der Erzeugung unterschiedlich
zu beeinflussen bzw. zu formen, beispielsweise durch unterschiedliche Strahlaufweitung
oder Fokussierung, um unterschiedliche Bearbeitungsbedingungen für das stoffschlüssige
Verbinden und die Nachbearbeitung des stoffschlüssig verbundenen Materials einzustellen.
Hierzu kann eine entsprechende Vorrichtung eine Strahlformungseinheit aufweisen.
[0014] Die Nachbearbeitung des Randes der Festkörperschicht vor dem Abscheiden der nächsten
Festkörperschicht kann ebenso wie die Reinigung mehrmals erfolgen kann, sodass also
eine mehrmalige Erweichung und/oder Aufschmelzung des Randes der Festkörperschicht
vorgenommen werden kann.
[0015] Die Nachbearbeitung des Randes der Festkörperschicht und insbesondere das Aufschmelzen
und Wiedererstarren können insbesondere im Vergleich zur Abscheidung der Festkörperschicht
langsam durchgeführt werden, um zur Glättung der Oberfläche des Bauteils ausreichend
Zeit für die erforderlichen Prozesse zur Verfügung zu stellen.
[0016] Wird das Erwärmen des Randes der Festkörperschicht zum Erweichen und/oder Aufschmelzen
des Randes der Festkörperschicht mit einem hochenergetischen Strahl durchgeführt,
so kann der hochenergetische Strahl bei einer Leistung von 60 bis 90 %, insbesondere
70 bis 80 % der Leistung betrieben werden, die für die stoffschlüssige Verbindung
des Pulvermaterials bei der Abscheidung der Festkörperschicht eingesetzt wird. Da
bei einer Bearbeitung des Pulvermaterials zur stoffschlüssigen Verbindung bzw. bei
einer Nachbearbeitung des Randes der Festkörperschicht der hochenergetische Strahl,
beispielsweise ein Laser - oder Elektronenstrahl, relativ zum zu erzeugenden Bauteil
bewegt wird, kann das Erwärmen zum Erweichen und/oder Aufschmelzen des Rands der Festkörperschicht
bei einer Vorschubgeschwindigkeit des hochenergetischen Strahls relativ zum Bauteil
durchgeführt werden, die 20 bis 50 %, insbesondere 30 bis 40 % der Vorschubgeschwindigkeit
beträgt, die der hochenergetische Strahl bei der stoffschlüssigen Verbindung des Pulvermaterials
bei der Abscheidung einer Festkörperschicht aufweist. Dadurch kann dem Material bei
der Nachbearbeitung ausreichend Zeit für die Glättungsprozesse während des Erweichens
und/oder Aufschmelzens des Randbereichs gegeben werden.
[0017] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung weist zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
somit mindestens eine Reinigungsvorrichtung auf, die geeignet ist, das bereits hergestellte
Bauteil mit zuletzt abgeschiedenen Festkörperschicht von Pulvermaterial zu befreien,
bevor die Nachbearbeitung des Randes der abgeschiedenen Schicht durchgeführt wird.
Eine entsprechende Reinigungsvorrichtung kann somit Vorrichtungen zum Bürsten und/oder
Abstreifen und/oder zum Absaugen und/oder Abblasen von Pulvermaterial aufweisen. Darüber
hinaus ist die Vorrichtung so eingerichtet, dass während des Betriebs der Reinigungsvorrichtung,
wenn also Pulvermaterial von der zuletzt abgeschiedenen Festkörperschicht und vorzugsweise
von weiteren angrenzenden Bereichen des Bauteils entfernt wird, eine Bauteilaufnahme,
auf der das herzustellende Bauteil angeordnet ist, aus einem umgebenen Pulverbett
angehoben bzw. das Pulverbett relativ zur Bauteilaufnahme abgesenkt werden kann.
KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0018] Die beigefügten Zeichnungen zeigen in rein schematischer Weise in
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
zur generativen Herstellung von Bauteilen am Beispiel des selektiven Laserschmelzens,
- Fig. 2
- eine Darstellung des Verfahrensablaufs gemäß einem Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen
Verfahrens und in
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf ein Pulverbett und eine hergestellte Festkörperschicht.
AUSFÜHRUNGSBEISPIELE
[0019] Weitere Vorteile, Kennzeichen und Merkmale der vorliegenden Erfindung werden bei
der nachfolgenden detaillierten Beschreibung von Ausführungsbeispielen deutlich, wobei
die Erfindung nicht auf diese Ausführungsbeispiele beschränkt ist.
[0020] Die Figur 1 zeigt in einer rein schematischen Darstellung eine Vorrichtung 1, wie
sie beispielsweise für das selektive Laserschmelzen zur generativen Herstellung eines
Bauteils Verwendung finden kann. Die Vorrichtung 1 umfasst einen Hubtisch 2, auf dessen
Plattform ein Halbzeug 3 (Teil eines Bauteils) angeordnet ist, auf dem schichtweise
Material abgeschieden wird, um ein dreidimensionales Bauteil zu erzeugen. Hierzu wird
mittels des Schiebers 8 Pulver 10, das sich oberhalb eines Hubtisches 9 in einem Pulvervorrat
befindet, schichtweise über das Halbzeug 3 geschoben und anschließend durch den Laserstrahl
13 eines Lasers 4 durch Aufschmelzen mit dem bereits vorhandenen Halbzeug 3 verbunden.
Die Verbindung des Pulvermaterials in einer Pulverschicht mit dem Halbzeug 3 erfolgt
durch den Laser 4 abhängig von der gewünschten Kontur des zu fertigenden Bauteils,
sodass beliebige, dreidimensionale Formen erzeugt werden können. Entsprechend wird
der Laserstrahl 13 über das Pulverbett 12 geführt, um durch unterschiedliche Auftreffpunkte
auf dem Pulverbett entsprechend der Kontur des dreidimensionalen Bauteils in der der
herzustellenden Schichtebene entsprechenden Schnittebene Pulvermaterial aufzuschmelzen
und mit dem bereits erzeugten Teil eines Bauteils oder einem anfänglich bereit gestellten
Substrat zu verbinden. Hierbei kann der Laserstrahl 13 durch eine geeignete Ablenkeinheit
über die Oberfläche des Pulverbetts 12 geführt werden und/oder das Pulverbett könnte
gegenüber dem Laserstrahl 13 bewegt werden.
[0021] Um unerwünschte Reaktionen mit der Umgebungsatmosphäre beim Aufschmelzen oder Sintern
zu vermeiden, kann der Prozess in einem abgeschlossenen Raum, der durch ein Gehäuse
11 der Vorrichtung 1 bereit gestellt wird, stattfinden und es kann zudem eine inerte
Gasatmosphäre bereit gestellt werden, um beispielsweise Oxidation des Pulvermaterials
und dergleichen beim Abscheiden zu vermeiden. Als inertes Gas kann beispielsweise
Stickstoff verwendet werden, welches über eine nicht dargestellte Gasversorgung bereitgestellt
werden kann.
[0022] Anstelle des Inertgases könnte auch ein anderes Prozessgas verwendet werden, wenn
beispielsweise eine reaktive Abscheidung des Pulvermaterials gewünscht ist.
[0023] Darüber hinaus sind auch andere Strahlungsarten denkbar, wie beispielsweise Elektronenstrahlen
oder andere Teilchenstrahlen oder Lichtstrahlen, die bei der Stereolithographie eingesetzt
werden.
[0024] Der Schieber 8 ist gleichzeitig als Nivellier- und Glättungsschieber ausgebildet,
um die Pulverlage oberhalb des Halbzeugs 3 zu glätten und auf eine bestimmte Lagendicke
einzustellen. Allerdings ist es auch vorstellbar, dass der Schieber 8 lediglich die
grobe Bereitstellung des Pulvermaterials bewirkt und ein zusätzlicher (hier nicht
gezeigt) Nivellier- und Glättungsschieber eingesetzt wird.
[0025] Der Nivellier- und Glättungsschieber 8 dient dazu, die gewünschte Dicke D der Pulverlage
5, wie sie in der Detailansicht der Fig. 1 dargestellt ist, definiert einzustellen
und zudem dafür zu sorgen, dass die Pulverbettoberfläche 6 der Pulverlage 5 glatt
und eben ausgebildet ist, da ansonsten Ungenauigkeiten und Unregelmäßigkeiten im erzeugten
Bauteil entstehen könnten.
[0026] Die Vorrichtung 1 weist weiterhin eine Reinigungsvorrichtung in Form einer Bürste
7 auf, die zur Reinigung der zuletzt abgeschiedenen Festkörperschicht und des bereits
hergestellten Bauteils 3 vor einer Nachbearbeitung des Rands der Festkörperschicht
dient. Nachdem die Pulverlage 5 bzw. das darin vorliegende Pulvermaterial mit dem
Laserstrahl 13 des Lasers 4 entsprechend der Form des herzustellenden Bauteils im
Schnitt entlang der Pulverlage 5 aufgeschmolzen worden ist und nach dem Erstarren
des aufgeschmolzenen Pulvermaterials zu einer Festkörperschicht 14 geworden ist (wie
in den Darstellungen 15 und 16 in Figur 2 gezeigt) wird die Reinigungsvorrichtung
in Form einer Bürste 7 eingesetzt, um die Festkörperschicht 14 sowie Teile des vorher
erzeugten Bauteils von Pulvermaterial zu reinigen. Hierfür wird das Bauteil 3 mit
dem Hubtisch 2 angehoben, so dass das Bauteil 3 zumindest mit der zuletzt erzeugten
Festkörperschicht 14, vorzugsweise mit mehreren, beispielsweise 5 bis 20 der zuletzt
erzeugten Festkörperschichten aus dem Pulverbett 12 ragt, so dass die Bürste 7 durch
eine Bewegung entsprechend des Pfeiles in Figur 1 über das bereits hergestellte Bauteil
3 geführt werden kann, um durch die Bewegung relativ zum Bauteil 3 die zuletzt erzeugte
Festkörperschicht sowie Teile des Bauteils 3 von losem Pulvermaterial zu reinigen.
[0027] Der Verfahrensablauf wird in der Figur 2 durch die Darstellungen 15 bis 20 detailliert
dargestellt. Im Verfahrensschritt 1 gemäß der Darstellung 15 wird bei einer in Figur
2 nicht näher dargestellten Pulverlage durch den Laserstrahl 13 des Lasers 4 das Pulvermaterial
teilweise entsprechend der Form des herzustellenden Bauteils 3 aufgeschmolzen und
bildet so nach dem Erstarren eine Festkörperschicht 14 entsprechend der Schnittebene
des herzustellenden Bauteils 3 aus. Im zweiten Verfahrensschritt gemäß der Darstellung
16 wird das Bauteil 3 mit der darauf erzeugten Festkörperschicht 14 aus dem Pulverbett
12 angehoben, so dass das Bauteil 3 zumindest mit der zuletzt erzeugten Festkörperschicht
14 sowie vorzugsweise weiteren, vorher erzeugten Festkörperschichten aus dem Pulverbett
hervorragt. Dann wird im dritten Verfahrensschritt der Darstellung 17 die Bürste 7,
die beispielsweise eine Bürste sein kann, wie sie in der
DE 10 2013 223 587A1 offenbart ist, über den vom Pulverbett 12 hervorstehenden Teil des bereits hergestellten
Bauteils 3 geführt, um die zuletzt erzeugte Festkörperschicht 14 und angrenzende Teile
des bereits vorher hergestellten Bauteils 3 vom Pulvermaterial zu befreien. Der Reinigungsschritt
kann mehrmals hintereinander wiederholt werden, so dass die Bürste mehrmals hin und
her bewegt werden kann, um loses Pulvermaterial zu entfernen.
[0028] Nachdem der Reinigungsschritt gemäß der Darstellung 17 abgeschlossen ist, wird entlang
des Randes der Festkörperschicht 14 eine Nachbearbeitung durch erneutes Aufschmelzen
des Randes mittels Laserstrahl 13 des Lasers 4 durchgeführt, so dass eine Glättung
des Randbereichs und somit der Oberfläche des herzustellendes Bauteils 3 erreicht
werden kann. Dies ist in Figur 3 dargestellt, die eine Draufsicht auf ein Pulverbett
12 zeigt, wobei durch das Aufschmelzen und Wiedererstarren des Pulvermaterials eine
Festkörperschicht 14 erzeugt worden ist, die einen umlaufenden äußeren Rand 21 sowie
einen inneren Rand 22 zu Begrenzung eines inneren Hohlraumes 23 aufweist. Die Nachbearbeitung
des Randes 21,22 der Festkörperschicht 14 erfolgt sowohl entlang des äußeren Randes
als auch entlang des inneren Randes 21, der den Hohlraum 23 begrenzt.
[0029] Nach der Nachbearbeitung des Randes 21,22 der zuletzt aufgebrachten Festkörperschicht
14 wird der Hubtisch 2 mit dem darauf angeordneten Bauteil 3 wieder im Pulverbett
12 abgesenkt (5. Verfahrensschritt gemäß der Darstellung 19) und es wird gemäß Verfahrensschritt
6 nach der Darstellung 20 eine neue Pulverlage 5 mit dem Schieber 8 aufgebracht, so
dass eine erneute Abscheidung einer Festkörperschicht 14 mit dem Verfahrensschritt
1 gemäß der Darstellung 15 beginnen kann. Wie sich aus den Pfeilen zwischen den Darstellungen
15 bis 20 ergibt, können die Verfahrensschritte 1 bis 6 wiederholt zur Abscheidung
einer Vielzahl von Festkörperschichten 14 durchgeführt werden, bis das herzustellende
Bauteil fertig ist.
[0030] In den gezeigten Ausführungsbeispielen sind zwei unterschiedliche Vorrichtungen zum
einen zur Reinigung der zuletzt abgeschiedenen Festkörperschicht und weiteren Teilen
des bereits hergestellten Bauteils 3 sowie zum anderen zur Aufbringungen einer Pulverlage
vorgesehen. Allerdings können die Reinigungsvorrichtung bzw. Teile davon und die Vorrichtung
zur Aufbringung einer Pulverlage, also die Bürste 7 und der Schieber 8, in einzigen
Vorrichtung integriert sein, so dass eine Bürste bzw. ein Nivellierungs - und Glättungsschieber
sowohl zur Aufbringung einer Pulverlage als auch zur Reinigung des bereits hergestellten
Bauteils vor dem Nachbearbeiten der Randkontur eingesetzt werden kann.
[0031] Obwohl die vorliegende Erfindung anhand der Ausführungsbeispiele detailliert beschrieben
worden ist, ist für den Fachmann selbstverständlich, dass die Erfindung nicht auf
diese Ausführungsbeispiele beschränkt ist, sondern dass vielmehr Änderungen in der
Weise möglich sind, dass einzelne Merkmale weggelassen oder andersartige Kombinationen
von Merkmalen verwirklicht werden können, solange der Schutzbereich der beigefügten
Ansprüche nicht verlassen wird. Die vorliegende Offenbarung schließt sämtliche Kombinationen
der vorgestellten Einzelmerkmale mit ein.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0032]
- 1
- Vorrichtung
- 2
- Hubtisch
- 3
- Halbzeug
- 4
- Laser
- 5
- Pulverlage
- 6
- Pulverbettoberfläche
- 7
- Bürste
- 8
- Schieber
- 9
- Hubtisch
- 10
- Pulver
- 11
- Gehäuse
- 12
- Pulverbett
- 13
- Laserstrahl
- 14
- Festkörperschicht
- 15
- Verfahrensschritt 1
- 16
- Verfahrensschritt 2
- 17
- Verfahrensschritt 3
- 18
- Verfahrensschritt 4
- 19
- Verfahrensschritt 5
- 20
- Verfahrensschritt 6
- 21
- Rand der Festkörperschicht
- 22
- Rand der Festkörperschicht
- 23
- Hohlraum
1. Verfahren zur generativen Herstellung von Bauteilen durch schichtweises Aufbringen
von Pulvermaterial auf einem Substrat oder einem vorher hergestellten Teil eines Bauteils
und zumindest teilweise stoffschlüssiges Verbinden des Pulvermaterials in der Pulverschicht
entsprechend der Bauteilschnittkontur entlang der Pulverschicht und mit einem darunter
liegenden Festkörpermaterial des Bauteils oder Substrats zur Ausbildung von mehreren
übereinander angeordneten Festkörperschichten (14),
dadurch gekennzeichnet, dass
nach dem stoffschlüssigen Verbinden des Pulvermaterials die soeben erzeugte Festkörperschicht
(14) von Pulvermaterial gereinigt und vor dem Abscheiden der nächsten Festkörperschicht
der Rand (21,22) der Festkörperschicht durch Erwärmen des Materialverbunds nachbearbeitet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Reinigung der Festkörperschicht (14) von Pulvermaterial nach jeder Abscheidung
einer Festkörperschicht erfolgt.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Reinigung der Festkörperschicht (14) die Entfernung von Pulvermaterial von einer
oder mehreren vor der letzten aufgebrachten Festkörperschicht abgeschiedenen Festkörperschichten
umfasst.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Reinigung der Festkörperschicht (14) durch mindestens eine Methode aus der Gruppe
erfolgt, die mechanisches Entfernen des Pulvermaterials, Bürsten, Abstreifen, Absaugen,
Reinigen durch Sprühen oder Spritzen mit einem Fluid, Abblasen mit Druckluft oder
anderen Gasen, Anheben aus einem umgebenden Pulverbett (12) und Absenken eines umgebenden
Pulverbetts umfasst.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das stoffschlüssige Verbinden des Pulvermaterials durch einen hochenergetischen Strahl,
insbesondere durch selektives Laserschmelzen oder - sintern oder durch selektives
Elektronenstrahlschmelzen oder - sintern erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Nachbearbeitung des Rands (21,22) der Festkörperschicht vor der Abscheidung der
nächsten Festkörperschicht mehrmals erfolgt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Erwärmen des Rands (21,22) der Festkörperschicht zum Erweichen und/oder Aufschmelzen
des Rands der Festkörperschicht führt und durch einen hochenergetischen Strahl, insbesondere
durch Laser - oder Elektronenstrahlen erfolgt.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Erweichen und/oder Aufschmelzen des Rands (21,22) der Festkörperschicht mit 60
bis 90 %, insbesondere 70 bis 80 % der Leistung des hochenergetischen Strahls erfolgt,
mit der die stoffschlüssige Verbindung des Pulvermaterials bei der Abscheidung einer
Festkörperschicht erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Erweichen und/oder Aufschmelzen des Rands (21,22) der Festkörperschicht mit 20
bis 50 %, insbesondere 30 bis 40 % einer Vorschubgeschwindigkeit des hochenergetischen
Strahls erfolgt, mit der der hochenergetische Strahl bei der stoffschlüssigen Verbindung
des Pulvermaterials bei der Abscheidung einer Festkörperschicht bewegt wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der hochenergetische Strahl für die Nachberarbeitung durch Erwärmen aus derselben
Strahlquelle stammt wie der hochenergetische Strahl zum stoffschlüssigen Verbinden
des Pulvermaterials, wobei insbesondere die Strahlen für die Nachbearbeitung und stoffschlüssige
Verbindung unterschiedlich erzeugt und/oder unterschiedlich beeinflusst oder geformt
werden.
11. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche
mit einer Bauteilaufnahme (2) zur Aufnahme eine Substrats oder eines bereits teilweise
hergestellten Bauteils und mit einer Pulveraufbringeinrichtung mit einem Pulverbett
(12), das das Bauteil oder Substrat in der Bauteilaufnahme zumindest teilweise umgibt,
wobei mit der Pulveraufbringeinrichtung eine als Schicht abzuscheidende Pulverlage
auf dem Substrat oder dem Bauteil aufgebracht werden kann und wobei die Bauteilaufnahme
relativ zur Oberfläche des Pulverbetts verstellbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Vorrichtung eine Reinigungsvorrichtung (7) umfasst, mit der das teilweise hergestellte
Bauteil (3) von Pulvermaterial gereinigt werden kann, wobei die Vorrichtung so hergerichtet
ist, dass bei der Reinigung mit der Reinigungsvorrichtung die Bauteilaufnahme so gegenüber
dem Pulverbett eingestellt ist, dass das zumindest teilweise hergestellte Bauteil
zumindest teilweise aus dem Pulverbett hervorsteht.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Vorrichtung weiterhin eine oder mindestens zwei Strahlerzeugungseinrichtungen
zur Erzeugung eine hochenergetischen Strahls zum stoffschlüssigen Verbinden des Pulvermaterials
und zum Nachbearbeiten des stoffschlüssig verbundenen Pulvermaterials durch Erwärmen
aufweist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 11 oder 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Vorrichtung eine Strahlformungseinheit zum Beeinflussen oder Formen des hochenergetischen
Strahls aufweist.