[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Spreizelement für mehradrige Mantelleitungen und
ein Verfahren zum Konfektionieren eines Leitungsendes.
[0002] Zur Konfektionierung bzw. zur Vorbereitung eines Anschlusses von mehradrigen Mantelleitungen,
das heißt Leitungen, bei denen mehrere Adern oder Einzelleitungen von einem Mantel
umgeben sind, muss zunächst der Mantel abgelöst werden, und anschließend müssen die
Einzelleitungen voneinander getrennt werden. Um den Eintritt von Staub, Wasser oder
anderer Fremdstoffe in die Mantelleitung zu verhindern, ist es häufig erforderlich,
das Leitungsende abzudichten. Dies erfolgt in einfachster Weise mittels Isolierband
oder einer aushärtenden Kunststoffmasse.
[0003] Dabei ergeben sich jedoch die Probleme, dass nach dem Auftrennen die Einzelleitungen
nicht definiert positioniert sind, dass die Längsabdichtung der Mantelleitung nur
unzureichend ist, dass die mechanische Festigkeit bei Bewegung der Einzelleitungen
und der Mantelleitung nicht gegeben ist und dass kaum Abzugskräfte aufgenommen werden
können.
[0004] Ein Spreizelement gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 ist aus der
US 9 515 415 B1 bekannt.
Die
US 6 099 345 A beschreibt Abstandshalter für mehrere Einzelleitungen, wobei die Abstandshalter jeweils
einen kreuzförmigen Querschnitt aufweisen.
[0005] Diese Probleme werden erfindungsgemäß durch ein Spreizelement nach Anspruch 1 bzw.
durch ein Verfahren nach Anspruch 10 gelöst; die abhängigen Ansprüche betreffen vorteilhafte
Weiterentwicklungen der Erfindung.
[0006] Erfindungsgemäß wird ein Spreizelement mit einem Dorn vorgeschlagen, der ein verjüngtes
erstes Ende und ein aufgeweitetes zweites Ende aufweist, wobei dem zweiten Ende ein
Anschlag zugeordnet ist. Der Dorn wird in ein Ende einer Mantelleitung, von dem der
Mantel abgelöst ist, in Längsrichtung eingefügt, bis der Anschlag zur Anlage mit dem
verbleibenden Mantel kommt. Auf diese Weise werden die Einzelleitungen voneinander
getrennt und positioniert, und das ummantelte Ende wird aufgeweitet.
[0007] Um das Einbringen des Spreizelements und die Positionierung der Einzelleitungen zu
erleichtern, weist der Dorn vorzugsweise Ausnehmungen zur Aufnahme der Einzelleitungen
auf. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass der Dorn aus mehreren Keilen
aufgebaut ist oder mehrere Keile aufweist.
[0008] Die Positionierung der Einzelleitungen kann ferner dadurch verbessert werden, indem
ein Führungselement zur Aufnahme der Einzelleitungen vorgesehen ist, das sich radial
zur Längsrichtung des Dorns erstreckt.
[0009] Dabei kann der Anschlag selbst als Führungselement ausgebildet sein; vorzugsweise
ist jedoch ein separates Führungselement vorgesehen, das in einem Abstand von dem
Anschlag angeordnet ist. In dem Abstandsbereich zwischen dem Anschlag und dem Führungselement
werden die Einzelleitungen aufgespreizt und genau positioniert. In besonders vorteilhafter
Weise kann das Führungselement als Lochscheibe ausgebildet sein, wobei die Einzelleitungen
durch die Löcher der Lochscheibe geführt werden.
[0010] Die Ausgestaltung des Spreizelements, d.h. die Anzahl, der Verlauf und die Abmessungen
der Ausnehmungen in dem Dorn und der Ausnehmungen in dem Führungselement ergeben sich
aus den Abmessungen der Mantelleitung sowie der Anzahl der Einzelleitungen in der
Mantelleitung.
[0011] Vorteilhafterweise ist das Spreizelement als einstückiges Teil aus Kunststoffmaterial
hergestellt, beispielsweise mittels eines 3D-Druckers oder, insbesondere bei größeren
Stückzahlen, mittels eines Spritzwerkzeugs.
[0012] Zum Konfektionieren einer Mantelleitung wird zunächst der Mantel von einem Ende der
Mantelleitung abgelöst, das erfindungsgemäße Spreizelement wird in das Ende eingebracht,
und anschließend wird das Ende mit dem Spreizelement mit Kunststoffmaterial umspritzt.
Je nach Anwendungsgebiet kann das Umspritzen so erfolgen, dass das Führungselement
bündig mit dem umspritzten Kunststoffmaterial ist und so das Führungselement einen
Teil einer Endkappe bildet oder dass das Führungselement vollständig im Kunststoffmaterial
eingebettet ist.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel eines Spreizelements wird anhand der beigefügten Zeichnungen
erläutert. Dabei zeigen:
Figur 1 eine Draufsicht auf das Spreizelement,
Figur 2 eine Perspektivdarstellung des Spreizelements,
Figur 3 ein umspritztes Spreizelement als Endkappe und
Figur 4 ein umspritztes Spreizelement als Zwischenbau.
[0014] Wie aus den Figuren 1 und 2 ersichtlich ist, umfasst das erfindungsgemäße Spreizelement
einen Dorn 1 mit einem verjüngten Ende 3 und einem aufgeweiteten Ende 4, wobei an
dem aufgeweiteten Ende 4 vier Anschläge 2 ausgebildet sind. An den Dorn 1 schließt
sich in Längsrichtung ein Dichtungsbereich 5 an, der eine Lochscheibe 6 trägt.
[0015] Wie insbesondere aus der Figur 1 ersichtlich ist, sind an dem Dorn 1 vier Keile 7
ausgebildet, die rechtwinklig zueinander stehenden und zwischen sich vier Ausnehmungen
9 bilden.
[0016] Es ist offensichtlich, dass das dargestellte Ausführungsbeispiel für den Einsatz
bei einer Mantelleitung mit vier Einzelleitungen ausgebildet ist und dass deshalb
vier Ausnehmungen an dem Dorn und vier Löcher in der Lochscheibe vorgesehen sind.
Abhängig von der zu konfektionierenden Mantelleitung können selbstverständlich mehr
oder weniger Ausnehmungen/Löcher vorgesehen sein. Auch ist es offensichtlich, dass
die Positionen der Löcher 8 mit den Positionen der Ausnehmungen 9 am Dorn ausgerichtet
sind.
[0017] Wie erwähnt wird zum Konfektionieren des Anschlussendes der Mantelleitung der Mantel
entfernt, das Spreizelement wird in Längsrichtung in das Ende eingefügt, die Einzelleitungen
werden durch die Löcher 8 der Lochscheibe 6 gezogen, und anschließend wird das Ende
mit dem Spreizelement mit Kunststoffmaterial umspritzt.
[0018] Die Figuren 3 und 4 zeigen zwei verschiedene Einbaulagen, wobei die Figur 3 eine
Umspritzung als Endkappe zeigt, bei der die Lochscheibe 6 bündig mit dem umspritzten
Kunststoffmaterial 10 ist, und die Figur 4 einen Zwischenbau zeigt, bei dem die Lochscheibe
vollständig in das Kunststoffmaterial 10 eingebettet ist. Die Positionen der Mantelleitung
11 und der Einzelleitungen 12 sind aus diesen Figuren ebenfalls ersichtlich.
[0019] Durch den gegebenen Aufbau werden die Litzen bzw. Einzelleitungen so auseinander
gehalten, dass diese bei der darauffolgenden Umspritzung mit Kunststoff komplett umschlossen
werden und somit im Dichtbereich 5 ein Schott gegen Staub, Wasser, gegebenenfalls
Luft oder andere Fremdstoffe gebildet wird.
[0020] Durch dieses Schott und die zusätzliche Umspritzung der Mantelleitung auf ihrem Mantel
wird die Mantelleitung zwischen den Litzen und dem Mantel längsdichtend gegen Staub,
Wasser, Luft oder andere Fremdstoffe abgeschlossen.
[0021] Die unterschiedlichen Qualitätsstufen der Dichtung gegen Staub, Wasser, Luft oder
andere Fremdstoffe sind maßgeblich von der Kombination der Werkstoffe der Mantelleitung,
des Spreizelements und des Umspritzungsmaterials abhängig. Je höher die gewünschte
Dichtigkeit, umso besser muss der umspritzt der Kunststoff mit der Mantelleitung und
dem Spreizelement harmonieren und eine Haftung bzw. eine Verbindung eingehen.
[0022] Durch das Spreizen der Litzen in der Mantelleitung wird ebenfalls der Mantel der
Leitung gespreizt, so dass hierdurch die Abzugskräfte erhöht werden.
[0023] Die Lochscheibe des Spreizelements ist zusätzlich zum Erhalt der beschriebenen Eigenschaften
bei mechanischer Belastung durch das Bewegen der Mantelleitung und der Litzen vorteilhaft.
Die Lochscheibe verhindert, dass sich die Bewegung bis in den Dichtbereich fortsetzt,
und der Dorn schützt vor dem Auflösen der Verbindung zwischen der Mantelleitung und
der Umspritzung.
1. Spreizelement für Mantelleitungen mit mehreren Adern wie Kabel, Litzen und dergleichen
mit einem Dorn (1) zum Einbringen in ein Ende der Mantelleitung, wobei der Dorn entlang
einer Längsrichtung ein verjüngtes erstes Ende (3) und ein aufgeweitetes zweites Ende
(4) aufweist, und mit einem Anschlag (2) an dem zweiten Ende, der sich radial zur
Längsrichtung erstreckt, dadurch gekennzeichnet, dass
der Dorn (1) an seiner Oberfläche Ausnehmungen (9) zur Aufnahme der Adern der Mantelleitung
aufweist,
der Dorn (1) mehrere Keile (7) aufweist oder aus mehreren Keilen aufgebaut ist und
dass
ein Führungselement (6) mit Ausnehmungen (8) zur Aufnahme der Adern vorgesehen ist,
das sich radial zu der Längsrichtung erstreckt.
2. Spreizelement nach Anspruch 1, wobei das Führungselement durch den Anschlag gebildet
ist.
3. Spreizelement nach Anspruch 1, wobei das Führungselement (6) von dem Anschlag (2)
in Längsrichtung in einem Abstand von der dem ersten Ende abgewandten Seite des Anschlags
angeordnet ist.
4. Spreizelement nach Anspruch 1 oder 3 mit einem Abstandsbereich (5) zwischen dem Anschlag
(2) und dem Führungselement (6).
5. Spreizelement nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei das Führungselement (6) als
Lochscheibe ausgebildet ist.
6. Spreizelement nach einem der Ansprüche 1 bis 5, das als integrales Teil aus Kunststoff
ausgebildet ist.
7. Verfahren zum Konfektionieren eines Endes einer Mantelleitung mit mehreren Adern mit
den Schritten
Ablösen des Mantels von einem Ende der Mantelleitung, Einbringen eines Spreizelements
nach einem der Ansprüche 1 bis 6 in das Ende,
Umspritzen des Endes mit dem Spreizelement mit einem Kunststoffmaterial.
8. Verfahren Anspruch 7, wobei das Umspritzen bündig mit dem Führungselement erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 7, wobei das Umspritzen so erfolgt, dass das Führungselement
in das Kunststoffmaterial eingebettet ist.