[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur hydrostatischen Abstützung von
Arbeitswalzen für das Walzen metallischer Bänder in einem Walzwerk mit über die Länge
der Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen. Das Verfahren ist nicht nur aber besonders
geeignet für das Kaltwalzen hochfester und/oder dünner metallischer Bänder.
[0002] Beim Kaltwalzen metallischer Bänder werden in aller Regel Fluide auf die Walzen und/oder
das Band aufgebracht, die sog. Kühlschmierstoffe (KSS). Sie haben im Wesentlichen
die folgenden Funktionen:
- Kühlen von Walzen und Band (Abfuhr der Umform- und Reibungswärme).
- Schmierung der Wirkfuge (Einstellung geeigneter tribologischer Verhältnisse im Walzspalt).
- Reinigung von Walzen und Band sowie Abtransport der Schmutzpartikel.
[0003] Zur Erfüllung der o.g. Funktionen sollte ein Kühlschmierstoff folgende Eigenschaften
aufweisen:
- Hohe Wärmekapazität, guter Wärmeübergang.
- Genügender Schmierfilmeinzug zur Erzielung eines Mischreibungszustandes durch prozeßangepaßte
Viskosität des Kühlschmierstoffs und Einstellung eines prozeßangepaßten Grenzreibungszustandes
durch tribologisch aktive Additive.
- Gute Waschwirkung und gute Filtrierbarkeit.
[0004] In der industriellen Kaltwalzpraxis haben sich folgende KSS-Systeme durchgesetzt:
- Einphasige ölbasierte KSS (Walzöle).
- Wasserbasierte KSS mit dispergierten ölbasierten Tröpfchen (Emulsionen).
[0005] Die ölbasierten KSS haben gegenüber wasserbasierten Systemen die Nachteile der Brennbarkeit
sowie des deutlich schlechteren Wärmeübergangs und geringerer Wärmekapazität. Dadurch
wird die Produktivität von Walzanlagen stark eingeschränkt.
[0006] Die Emulsionen haben hingegen den Nachteil, dass sich die ölbasierten Tröpfchen erst
auf Walzen- und Bandoberfläche absetzen müssen, damit die in ihnen enthaltenen schmieraktiven
Additive und die höhere Viskosität der Ölphase ihre Wirkung entfalten. Weiterer Nachteil
von Emulsionen ist die ungenügende Filtrierbarkeit, da Schmutzpartikel in der Größenordnung
der Öltröpfchen dem KSS nicht entzogen werden können ohne auch gleichzeitig die Ölphase
auszutragen. Außerdem kann biologische Zersetzung und Veränderung der Tröpfchengrößenverteilung
die Eigenschaften des KSS ungewollt verändern.
[0007] Um die Vorteile der traditionellen KSS-Systeme zu nutzen, ohne aber die aufgeführten
Nachteile einzugehen, wurde in der
EP 2 797 701 B1 ein Verfahren zum Walzen von metallischen Werkstoffen unter Nutzung einphasiger und
damit feinstfiltrierbarer, wasserbasierter Kühlschmierstoffe mit wasserlöslichen Umformadditiven
(tribologisch aktive Additive) beschrieben.
[0008] Je hochfester und/oder dünner die Bänder beim Kaltwalzen werden, desto kleiner ist
der technologisch sinnvolle Arbeitswalzendurchmesser. Es ist bekannt, dass schlanke
Arbeitswalzen (kleiner Durchmesser, verbunden mit einer großen Ballenlänge) eine horizontale
Instabilität aufweisen, d.h. die obere Arbeitswalze biegt sich durch die Horizontalkomponente
der Walzkraft bspw. in Walzrichtung aus, die Folgen sind unkontrollierbare Planheit
bis hin zu Walzenbrüchen.
[0009] Aus diesem Grund weisen Walzgerüste zum Walzen hochfester und/oder dünner Bänder
eine horizontale Abstützung der Arbeitswalze gegen horizontale Ausbiegung auf. Bekannte
Gerüstarten sind MKW, Z-High / 18-High, 12-Rollengerüst und 20-Rollengerüst. In allen
Fällen werden die Stützkräfte durch mechanischen Kontakt von metallischen Rollen mit
den Arbeitswalzen übertragen, der inhomogenen Verschleiß der Arbeitswalzen nach sich
ziehen kann, mit entsprechend ungünstigen Auswirkungen auf die Oberflächenqualität
des Bandes. Darüber hinaus verschleißen bei den bisher bekannten mechanischen Abstützvorrichtungen
Rollen und Stützlager, da hohe Kontaktpressungen aufgrund der kleinen Kontaktflächen
auftreten, was mit einem erhöhten Wartungs- und Kostenaufwand verbunden ist.
[0010] Einen anderen Weg, nämlich die hydrostatische Abstützung mittels seitlich an den
Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen, wird in der
DE 38 11 952 A1 beschrieben.
[0011] Als Fluid für die hydrostatische Abstützung wird der KSS des Walzprozesses eingesetzt.
Es handelt sich bei den bisher bekannten Anwendungen entweder um ein Walzöl mit Viskosität
kleiner 8 cSt bei 40°C oder um eine Emulsion, deren effektive Viskosität in Bezug
auf das Stützsystem der Viskosität von Wasser sehr nahe kommt. Zur Erzielung ausreichender
Stützkräfte werden aufgrund dieser prinzipbedingt niedrigen Viskosität hohe Volumenflüsse
und niedrige Spaltbreiten zwischen Stützschale und Walze benötigt. Höherer Volumenfluß
ist mit einer höheren Pumpenleistung und damit höherem Energieverbrauch verbunden.
Die Temperatur der Emulsion kann auch für den Stützapparat nicht unter 40°C gesenkt
werden, da es ansonsten zu einer organischen Zersetzung in Toträumen von Leitungen
oder Stützschalen kommt. Ein weiterer Nachteil bei der Verwendung mehrphasiger KSS
ist das Auftreten partieller Separation in die Bestandteile (bspw. in Wasser und Öl
bei Emulsionen) im Bereich des Stützapparates, die sich störend auf die Gleichmäßigkeit
des Strömungsflusses und damit der Stützwirkung auswirkt. Die Stützschalen unterliegen
daher hohem Verschleiß und müssen regelmäßig getauscht werden.
[0012] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur hydrostatischen
Abstützung von Arbeitswalzen für das Kaltwalzen metallischer Bänder in einem Walzwerk
mit über die Länge der Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen vorzuschlagen, mit
der die oben genannten Nachteile überwunden werden können.
[0013] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst, insbesondere
dadurch, dass einphasige, wasserbasierte, mit wasserlöslichen Umformadditiven versetzte
Kühlschmierstoffe in die Stützschale eingepresst werden, um hierdurch eine horizontale
hydrostatische und/oder hydrodynamische Abstützung der Arbeitswalze von einer oder
zwei Seiten über die Stützschale(n) durchzuführen.
[0014] In einer anderen Ausführungsform ist es vorgesehen, dass der wasserbasierte einphasige
Kühlschmierstoff für die Walzen- und Bandkühlung sowie die Walzspaltschmierung eingesetzt
wird und gegenüber Wasser und Walzölen eine erhöhte Viskosität von > 8 cSt (gemessen
bei einer Temperatur von 40°C) aufweist.
[0015] Gemäß einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens, wird der wasserbasierte einphasige Kühlschmierstoff zur Walzspaltschmierung
wird mit einer höheren Temperatur in den Walzspalt aufgebracht als der wasserbasierte
einphasige Kühlschmierstoff für die Stützung der Arbeitswalze über die Stützschale.
Eine niedrigere Temperatur bedeutet höhere Viskosität und damit effektivere hydrostatische
und/oder hydrodynamische Stützung, und zusätzlich noch eine verbesserte Wärmeabfuhr
aus der Arbeitswalze. Deshalb ist es vorteilhaft, den wasserbasierten einphasigen
Kühlschmierstoff zur Stützung der Arbeitswalze so zu temperieren, dass seine Viskosität
höher ist, als die Viskosität des wasserbasierten einphasigen Kühlschmierstoffs zur
Walzspaltschmierung. Hierzu ist angedacht eine getrennte Zuführung des wasserbasierten
einphasigen Kühlschmierstoffes zur Stützschale und zur Walzspaltschmierung durchzuführen.
[0016] Des Weiteren ist in einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens vorgesehen, den wasserbasierten einphasigen Kühlschmierstoff der Walzspaltschmierung
oder den wasserbasierten einphasigen Kühlschmierstoff zur Stützung der Arbeitswalze
in Menge, Druck oder Temperatur über die zu walzende Bandbreite zu variieren. Hierdurch
kann eine Beeinflussung der Bandplanheit erreicht werden.
[0017] Um eine stabile Anlage der Stützschale bei vertretbaren Horizontalkräften zu gewährleisten,
ist es in einer weiteren besonders vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens vorgesehen, die horizontale Lage und den Anpressdruck der Stützschalen
in Abhängigkeit von den Walzbedingungen eine Voreinstellung vorzunehmen oder diese
Voreinstellung während des Walzprozesses zu verändern. Dabei werden die o.g. Einstellungen
durch ein Prozessmodell vorgenommen, bzw. gesteuert und entsprechend einer Zielvorgabe,
wie das zu walzende Band auszusehen hat, online eingeregelt.
[0018] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der
wasserbasierte einphasige Kühlschmierstoff so eingestellt, dass dieser eine gegenüber
Mineralölen niedrigere Druck-Viskositäts-Abhängigkeit (hohe Viskosität für Stützung
in Verbindung mit nicht zu hoher Viskosität im Walzspalt unter hohem Druck) aufweist.
[0019] Des Weiteren ist es vorgesehen, dass der wasserbasierte einphasige Kühlschmierstoff
auch als Medium für Hydraulikzylinder oder Lager im Gerüstbereich eingesetzt wird.
Hierdurch werden auftretende Leckagen unproblematisch.
[0020] In einer anderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der aus den
Stützschalen austretende KSS so geführt, daß er die Schmierung des Walzspalts mit
gewährleistet. Damit kann auf eine separate Aufbringungseinrichtung zur Walzspaltschmierung
verzichtet werden. Eine gezielte andere Temperierung des KSS für Stützung und Walzspaltschmierung
wie oben vorgeschlagen ist dann zwar nicht mehr möglich, durch die Erwärmung des KSS
im Kontakt mit der Walze im Bereich der Stützschale wird aber ein vergleichbarer Effekt
erzielt, da das in den Walzspalt gelangende Fluid eine höhere Temperatur als im Vorlauf
zur Stützschale aufweist.
1. Verfahren zur hydrostatischen Abstützung von Arbeitswalzen für das Walzen metallischer
Bänder in einem Walzwerk mit über die Länge der Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein einphasiger, wasserbasierter, mit wasserlöslichen Umformadditiven versetzter
Kühlschmierstoff in die Stützschalen eingepresst wird, um hierdurch eine horizontale
hydrostatische und/oder hydrodynamische Abstützung der Arbeitswalze von einer oder
zwei Seiten über die Stützschalen durchzuführen.
2. Verfahren zur hydrostatischen Abstützung von Arbeitswalzen für das Walzen metallischer
Bänder in einem Walzwerk mit über die Länge der Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen
nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der wasserbasierte einphasige Kühlschmierstoff für die Walzen- und Bandkühlung sowie
die Walzspaltschmierung eingesetzt wird und gegenüber Wasser und Walzölen eine erhöhte
Viskosität von > 8 cSt (gemessen bei einer Temperatur von 40°C) aufweist.
3. Verfahren zur hydrostatischen Abstützung von Arbeitswalzen für das Walzen metallischer
Bänder in einem Walzwerk mit über die Länge der Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen
nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der wasserbasierte einphasige Kühlschmierstoff zur Walzspaltschmierung mit einer
höheren Temperatur in den Walzspalt aufgebracht wird, als der wasserbasierte einphasige
Kühlschmierstoff für die Stützung der Arbeitswalze über die Stützschale.
4. Verfahren zur hydrostatischen Abstützung von Arbeitswalzen für das Walzen metallischer
Bänder in einem Walzwerk mit über die Länge der Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen
nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der wasserbasierten einphasige Kühlschmierstoff der Walzspaltschmierung oder der
wasserbasierte einphasige Kühlschmierstoff zur Stützung der Arbeitswalze in Menge,
Druck oder Temperatur über die zu walzende Bandbreite variiert wird.
5. Verfahren zur hydrostatischen Abstützung von Arbeitswalzen für das Walzen metallischer
Bänder in einem Walzwerk mit über die Länge der Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen
nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die horizontale Lage und der Anpressdruck der Stützschalen in Abhängigkeit von den
Walzbedingungen eine Voreinstellung vorgenommen wird oder diese Voreinstellung während
des Walzprozesses verändert wird.
6. Verfahren zur hydrostatischen Abstützung von Arbeitswalzen für das Walzen metallischer
Bänder in einem Walzwerk mit über die Länge der Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen
nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Voreinstellungen in Bezug auf die horizontale Lage und dem Anpressdruck der Stützschalen
durch ein Prozessmodell vorgenommen und/oder entsprechend einer Zielvorgabe online
eingeregelt werden.
7. Verfahren zur hydrostatischen Abstützung von Arbeitswalzen für das Walzen metallischer
Bänder in einem Walzwerk mit über die Länge der Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen
nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der wasserbasierte einphasige Kühlschmierstoff so eingestellt wird, dass dieser eine
gegenüber Mineralölen niedrigere Druck-Viskositäts-Abhängigkeit (hohe Viskosität für
Stützung in Verbindung mit nicht zu hoher Viskosität im Walzspalt unter hohem Druck)
aufweist.
8. Verfahren zur hydrostatischen Abstützung von Arbeitswalzen für das Walzen metallischer
Bänder in einem Walzwerk mit über die Länge der Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen
nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der wasserbasierte einphasige Kühlschmierstoff auch als Medium für Hydraulikzylinder
oder Lager im Gerüstbereich eingesetzt wird.
9. Verfahren zur hydrostatischen Abstützung von Arbeitswalzen für das Walzen metallischer
Bänder in einem Walzwerk mit über die Länge der Arbeitswalzen angedrückten Stützschalen
nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der aus dem Stützapparat austretende wasserbasierte einphasige Kühlschmierstoff zur
Walzspaltschmierung genutzt wird.