[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufwickeln eines Materialstrangs gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zum Aufwickeln eines Materialstrangs
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 8.
[0002] Ein gattungsgemäßes Verfahren zum Aufwickeln eines Materialstrangs sowie eine gattungsgemäße
Vorrichtung zum Aufwickeln eines Materialstrangs ist beispielsweise aus der
EP 1 095 892 A2 bekannt.
[0003] Zur Herstellung eines Materialstrangs aus einem oder mehreren synthetischen Bändchen
ist es bekannt, dass aus einem thermoplastischen Material eine Folie extrudiert wird,
die als Flachfolie oder als Schlauchfolie einer Schneideinrichtung zugeführt wird.
Die Schneideinrichtung teilt die Folie in eine Mehrzahl von Bändchen. Die Bändchen
werden nach einem Verstrecken und einer individuellen Behandlung jeweils einzeln oder
zu mehreren zu jeweils einem Materialstrang geführt und zu Spulen aufgewickelt. So
ist es beispielsweise bekannt, die Materialstränge, die aus fibrilierten Bändchen
oder texturierten Bändchen erzeugt werden, als Erntebindegarn zu verwenden. Die Aufwicklung
der Materialstränge zu Spulen erfolgt dabei am Ende des Extrusionsprozesses.
[0004] Wie aus der
EP 1 095 892 A2 hervorgeht, ist hierzu eine Mehrzahl von Wickelstellen in einem Maschinengestell
angeordnet, wobei jede der Wickelstellen eine Spulspindel zum diskontinuierlichen
Aufwickeln eines der Materialstränge enthält. Die kontinuierlich in dem Extrusionsprozess
erzeugten Materialstränge werden somit kontinuierlich jeder der Wickelstellen zugeführt.
Sobald eine Spule am Umfang der Spulspindel eine gewünschte Spulengröße aufweist,
erfolgt ein Spulenwechsel, der je nach Art und Bauweise der Wickelstelle manuell oder
automatisiert durchgeführt wird. Während des Spulenwechsels ist es erforderlich, dass
der kontinuierlich zugeführte Materialstrang aufgenommen und in Abhängigkeit von der
Produktionsgeschwindigkeit der Extrusionsanlage kontinuierlich abgeführt wird. Hierzu
ist es allgemein bekannt, den Materialstrang nach Durchtrennung von der Spule mittels
einer Saugpistole zu führen. Über die Saugpistole wird der Materialstrang aufgenommen
und kontinuierlich einem Abfallbehälter zugeführt.
[0005] Bei der Herstellung von Materialsträngen mit sehr hohem Titer tritt jedoch nun das
Problem auf, dass herkömmliche Saugpistolen nicht in der Lage sind, einen derart voluminösen
Materialstrang aufzunehmen. In diesen Fällen ist es erforderlich, dass die Produktionsgeschwindigkeit
der Extrusionsanlage herabgesenkt wird, um darüber die Zufuhr des kontinuierlich zugelaufenen
Materialstrangs zu drosseln und damit die Möglichkeit einer manuellen Abnahme der
fertig gewickelten Spule zu erhalten. Derartige Geschwindigkeitsänderungen innerhalb
des Extrusionsprozesses führen jedoch zu ungewünschten Eigenschaftsänderungen in den
Materialsträngen.
[0006] Es ist nun Aufgabe der Erfindung, ein gattungsgemäßes Verfahren sowie eine gattungsgemäße
Vorrichtung zum Aufwickeln eines Materialstrangs bereitzustellen, mit welchem bzw.
mit welcher die kontinuierliche Herstellung von Materialsträngen mit hohen Titern
ohne Änderung der Produktionsgeschwindigkeit möglich ist.
[0007] Ein weiteres Ziel der Erfindung liegt darin, das gattungsgemäße Verfahren und die
gattungsgemäße Vorrichtung zum Aufwickeln eines Materialstrangs derart weiterzubilden,
dass beim Wickeln von Materialsträngen mit hohen Titern Spulenwechsel auch bei relativ
hohen Produktionsgeschwindigkeiten sicher ausführbar sind.
[0008] Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren dadurch gelöst, dass der Materialstrang unmittelbar
vor dem Spulenwechsel in zwei Teilstränge geteilt wird, wobei ein erster Teilstrang
vor dem Aufwickeln durchschnitten und von einer Absaugeinrichtung aufgenommen und
abgeführt wird und wobei ein zweiter Teilstrang zum Spulenwechsel genutzt und von
der Saugpistole geführt wird.
[0009] Für die erfindungsgemäße Vorrichtung ergibt sich die Lösung dadurch, dass die Hilfseinrichtung
eine im Materiallauf vorgeordnete Teilungsvorrichtung aufweist, durch welche der Materialstrang
unmittelbar vor dem Spulenwechsel in zwei Teilstränge teilbar ist, wobei ein erster
Teilstrang vor dem Aufwickeln durchschnitten und von einer Absaugeinrichtung aufnehmbar
und abführbar ist und wobei ein zweiter Teilstrang zum Spulenwechsel nutzbar und von
der Saugpistole führbar ist.
[0010] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind durch die Merkmale und Merkmalskombinationen
der jeweiligen Unteransprüche definiert.
[0011] Die Erfindung besitzt den besonderen Vorteil, dass der Spulenwechsel mit herkömmlichen
Hilfsmitteln ausführbar ist. So können die üblichen Saugpistolen zum Spulenwechsel
eingesetzt werden, die in ihrer Leistungsfähigkeit begrenzt sind und somit nur einen
Teil des Materialstrangs aufnehmen können. So lässt sich einer der Teilstränge des
Materialstrangs vorteilhaft zum Spulenwechsel nutzen. Der andere Teilstrang des Materialstrangs
wird vorteilhaft vor dem Aufwickeln durchschnitten und von einer Absaugeinrichtung
aufgenommen. Hier können die im Extrusionsprozess üblicherweise vorgesehenen Absaugvorrichtungen
vorteilhaft genutzt werden, um während eines Spulenwechsels einen Teilstrang des Materialstrangs
aufzunehmen und kontinuierlich zu einem Abfallbehälter zu führen. Der Materialstrang
könnte aus einem einzigen synthetischen Bändchen oder aus mehreren synthetischen Bändchen
oder auch mehreren synthetischen Monofilen gebildet sein.
[0012] Um eine definierte Teilung des Materialstrangs zu erhalten, wird der Materialstrang
bevorzugt von einem beweglichen Trennmittel quer zur Laufrichtung teilweise durchdrungen.
Eine derart mechanisch erzeugte Teilung im Materialstrang ermöglicht eine klare Trennung
zwischen den beiden Teilsträngen. Die Teilstränge können gleiche Teiltiter oder auch
unterschiedliche Teiltiter aufweisen.
[0013] Das Trennmittel wird zwischen einer Ruhestellung und einer Betriebsstellung hin und
her geführt, wobei die Betriebsstellung eine Teilung des Materialstrangs bestimmt.
Damit sind reproduzierbare Teilungen des Materialstranges bei jedem Spulenwechsel
durchführbar.
[0014] Um möglichst einen geringen Materialverlust zu erzeugen, wird das Trennmittel nach
dem Spulenwechsel unmittelbar aus der Betriebsstellung zurück in die Ruhestellung
geführt, so dass die Teilung des Materialstrangs aufgehoben wird. Dieser Vorgang wird
vorzugsweise mit dem Anwickeln des Materialstrangs an einer neuen Spule synchron gesteuert.
[0015] Bei einem aus einem synthetischen Band gebildeten Materialstrang ist die Weiterbildung
der Erfindung bevorzugt ausgeführt, bei welcher der Materialstrang zwischen zwei Galetten
eines Streckwerkes geteilt wird und bei welcher der erste Teilstrang in einem den
Galetten nachgeordneten Materiallaufabschnitt durchschnitten wird und durch die Absaugeinrichtung
abgesaugt wird. Damit lässt sich bei der Teilung des Materialstrangs die zwischen
den Galetten in dem Materialstrang erzeugte Spannung nutzen, um das Eindringen des
Trennmittels in den Materialstrang zu begünstigen.
[0016] Um eine Mehrzahl von Materialsträngen parallel nebeneinander an mehreren Wickelstellen
aufwickeln zu können, ist des Weiteren vorgesehen, dass an jedem der Materialstränge
zum Spulenwechsel eine Teilung in jeweils zwei Teilstränge erfolgt.
[0017] Die Teilung der Materialstränge in zwei Teilstränge wird zeitversetzt durch das Trennmittel
ausgeführt, so dass das Trennmittel flexibel für jedes der Materialstränge nutzbar
ist.
[0018] Das zur Teilung des Materialstrangs vorgesehene Trennmittel wird bevorzugt durch
einen steuerbaren Aktor zwischen einer Ruhestellung und einer Betriebsstellung hin
und her geführt. Insoweit ist der Bewegungsablauf des Trennmittels reproduzierbar
und relativ schnell ausführbar.
[0019] Damit das Trennmittel mit möglichst geringem Widerstand in den Materialstrang eindringen
kann, ist des Weiteren vorgesehen, dass das Trennmittel eine dreiecksförmige Messerklinge
mit zumindest einer Schneide an einem der Schenkel aufweist. So kann der Materialstrang
durch einfaches Durchdringen der Messerklinge vorteilhaft geteilt werden.
[0020] Das Durchdringen des Materialstranges lässt sich dabei noch dadurch verbessern, in
dem das Trennmittel in einem Bereich zwischen zwei Galetten eines Streckwerks der
Extrusionsanlage angeordnet ist. Hierbei ist die Absaugeinrichtung mit einem Saugstutzen
der nachgeordneten Galette zugeordnet. Somit kann einer der Teilstränge vorteilhaft
nach Ablauf der Galetten durchschnitten und unmittelbar von der Absaugeinrichtung
aufgenommen werden.
[0021] Um bei einer Mehrzahl von Wickelstellen an jedem der Wickelstellen einen Spulwechsel
durchführen zu können, ist des Weiteren vorgesehen, dass die Teilungsvorrichtung derart
beweglich ausgeführt ist, dass zu jedem Spulwechsel in den Wickelstellen die betreffenden
Materialstränge teilbar sind. So lässt sich die Teilungsvorrichtung mit jedem der
Wickelstellen zu einem Spulenwechsel kombinieren.
[0022] Hierzu ist das Trennmittel vorzugsweise in einer Linearführung parallel zu den Galetten
des Streckwerks führbar und positionierbar.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Aufwickeln
eines Materialstrangs werden nachfolgend anhand eines
[0024] Ausführungsbeispiels unter Hinweis auf die beigefügten Figuren näher erläutert.
[0025] Es stellen dar:
Figur 1 schematisch eine Extrusionsanlage zur Herstellung von Materialsträngen mit
der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Aufwickeln eines Materialstranges,
Figur 2 schematisch eine Draufsicht des Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen
Vorrichtung aus Figur 1,
Figur 3 schematisch eine Seitenansicht einer Teilungsvorrichtung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung aus Figur 1,
Figur 4 schematisch eine Vorderansicht der Teilungsvorrichtung aus Figur 3,
Figur 5 schematisch eine Querschnittsansicht eines Trennmittels der Teilungsvorrichtung
gemäß Ausführungsbeispiel nach Figur 4,
Figur 6 schematisch eine Draufsicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß Ausführungsbeispiel
nach Figur 2 während eines Spulenwechsels.
[0026] In der Figur 1 ist ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum
Aufwickeln eines Materialstrangs schematisch gemeinsam mit einer Extrusionsanlage
dargestellt. Die Extrusionsanlage 1 weist in diesem Ausführungsbeispiel eine Extrusionsvorrichtung
2, ein Abzugsstreckwerk 4, ein Vorlaufstreckwerk 5, ein Hauptstreckwerk 6 und eine
Separiereinrichtung 7 auf, die zu einem Materiallauf hintereinander angeordnet sind
und in einem Einstufenprozess eine Mehrzahl von Materialsträngen herstellen. Am Ende
der Extrusionsanlage 1 ist eine Aufwickelvorrichtung 8 angeordnet, um die kontinuierlich
hergestellten Materialstränge jeweils zu mehreren Spulen zu wickeln.
[0027] Die Extrusionsvorrichtung 2 ist in diesem Ausführungsbeispiel durch einen Extruder
2.1 und einen mit dem Extruder 2.1 verbundenen Extruderkopf 2.2 gebildet. Unterhalb
des Extruderkopfes 2.2 ist ein Kühlbad 2.3 vorgesehen, das mit einer Kühlflüssigkeit
gefüllt ist. Auf einer Auslaufseite des Kühlbades 2.3 schließt sich eine Umlenkeinrichtung
2.4 sowie eine Schneideinrichtung 2.5 an.
[0028] Innerhalb der Extrusionsvorrichtung 2 wird ein Polymer beispielsweise ein Polypropylen
aufgeschmolzen und als Schmelze dem Extruderkopf 2.2 unter Druck zugeführt. An dem
Extruderkopf 2.2 wird eine Flachfolie 3 extrudiert und in dem Kühlbad 2.3 abgekühlt.
[0029] Der Abzug der Flachfolie 3 erfolgt durch das Abzugsstreckwerk 4, das mehrere Abzugsgaletten
4.1 umfasst. Insoweit werden über die Abzugsgaletten 4.1 des Abzugsstreckwerkes 4
die Abzugskräfte zum Abziehen der Folie 3 erzeugt.
[0030] Bevor die Folie 3 dem Abzugsstreckwerk 4 zugeführt wird, erfolgt über die Umlenkeinrichtung
2.4 eine Trocknung der Folie 3. Hierzu ist das Abzugsstreckwerk 4 über einen Saugstutzen
13.1 mit einer Absaugeinrichtung 13 verbunden.
[0031] Die Folie 3 wird durch die Schneideinrichtung 2.5 in eine Mehrzahl von Bändchen 9
zerteilt. Die Bändchen 9 werden als eine Bänderschar gemeinsam an den Abzugsgaletten
4.1 des Abzugsstreckwerkes 4 geführt.
[0032] Dem Abzugsstreckwerk 4 folgt ein Vorlaufstreckwerk 5 mit mehreren Vorlaufgaletten
5.1. Die Vorlaufgaletten 5.1 des Vorlaufstreckwerkes 5 und die Abzugsgaletten 4.1
des Abzugsstreckwerkes 4 werden mit einer Differenzgeschwindigkeit zur Einstellung
eines Verstreckverhältnisses angetrieben. Sowohl die Abzugsgaletten 4.1 am Abzugsstreckwerk
4 und die Vorlaufgaletten 5.1 am Vorlaufstreckwerk 5 sind unbeheizt ausgeführt, so
dass die als Bändchen ausgebildeten Materialstränge 9 mit einer der Umgebung entsprechenden
Umgebungstemperatur geführt und verstreckt werden.
[0033] Dem Vorlaufstreckwerk 5 ist in einer zweiten Streckstufe eine Heizeinrichtung 10
sowie ein Hauptstreckwerk 6 mit mehreren Streckgaletten 6.1 nachgeordnet. Die Streckgaletten
6.1 sind gegenüber den Vorlaufgaletten 5.1 mit einer Differenzgeschwindigkeit angetrieben,
um die Hauptverstreckung in der zweiten Stufe an den Materialsträngen 9 durchzuführen.
Die Heizeinrichtung 10 ist hierbei vorzugsweise als ein Heißluftofen ausgebildet,
in welcher sich eine Heißluftstrecke zur Erwärmung der Materialstränge befindet. Die
Streckgaletten 6.1 an dem Hauptstreckwerk 6 sind bevorzugt beheizbar ausgebildet,
um an den Materialsträngen 9 eine thermische Nachbehandlung zum Spannungsabbau durchzuführen.
[0034] Den letzten Galetten des Abzugsstreckwerkes 4, des Vorlaufstreckwerkes 5 und des
Hauptstreckwerkes 6 sind mehrere Saugstutzen 13.1 zugeordnet, die mit der Absaugeinrichtung
13 verbunden sind. Somit lässt sich relativ nah am Umfang der Galetten 4.1, 5.1 und
6.1 eine Saugströmung erzeugen, um bei einem Materialriss den gerissenen Materialstrang
aufzunehmen und eine Wickelbildung an den Galetten zu verhindern.
[0035] Um die Bänder beziehungsweise Materialstränge 9 am Ende des Extrusionsprozesses jeweils
zu einer Spule aufwickeln zu können, ist zwischen dem Hauptstreckwerk 6 und der Aufwickelvorrichtung
8 eine Separiereinrichtung 7 vorgesehen, durch welche die Materialstränge 9 vereinzelt
den Wickelstellen 8.1 der Aufwickelvorrichtung 8 zugeführt werden. Die Separiereinrichtung
7 weist hierzu eine Umlenkwalze 7.1 und eine Führungsleiste 7.2 auf.
[0036] In Abhängigkeit von dem jeweiligen Endprodukt können noch weitere Behandlungen innerhalb
der Extrusionsanlage 1 an den Materialsträngen 9 durchgeführt werden. So ist es beispielsweise
üblich, dass synthetische Bänder über eine Fibrilierwalze geführt werden. Somit würde
jeder Materialstrang 9 zumindest ein fibriliertes Bändchen aufweisen. Es ist jedoch
auch möglich, dass der Materialstrang aus mehreren Einzelbändern gebildet wird, die
zu dem Materialstrang vor dem Aufwickeln kompaktiert oder texturiert werden. Derartige
Behandlungen werden vorzugsweise in dem Bereich zwischen dem Hauptstreckwerk 6 und
der Separiereinrichtung 7 durchgeführt. Insoweit ist die in Figur 1 dargestellte Extrusionsanlage
1 in ihrem Aufbau zur Herstellung eines Materialstranges beispielhaft.
[0037] Zur Erläuterung der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Aufwickeln eines Materialstrangs
wird neben der Figur 1 auch Bezug zu der Figur 2 genommen.
[0038] In der Figur 2 ist die Aufwickelvorrichtung 8 in einer Draufsicht schematisch dargestellt.
Insoweit kein ausdrücklicher Bezug zu einer der Figuren genommen ist, gilt die nachfolgende
Beschreibung für beide Figuren.
[0039] An einem Maschinengestell 20 sind mehrere Wickelstellen 8.1 horizontal nebeneinander
angeordnet. In diesem Ausführungsbeispiel sind fünf Wickelstellen 8.1 nebeneinander
an dem Maschinengestell 20 gehalten. Die Anzahl ist beispielhaft und richtet sich
nach der Anzahl der in der Extrusionsanlage 1 erzeugten Anzahl von Materialsträngen.
Hierbei können auch mehrere Wickelstellen 8.1 vertikal übereinander angeordnet sein.
[0040] Die Wickelstellen 8.1 sind identisch ausgebildet und weisen jeweils eine angetriebene
Spulspindel 8.2 auf. An jeder der Spulspindeln 8.2 wird jeweils ein Materialstrang
9 zu einer Spule 18 gewickelt. Die Drehzahl der Spulspindel 8.2 wird mittels einer
Tänzerarmregelung 19 geregelt. Dabei wird der Materialstrang 9 mit im Wesentlichen
konstanter Spannung und mit konstanter Umfangsgeschwindigkeit der Spule 18 gewickelt.
[0041] Die Zuführung der Materialstränge 9 zu den Wickelstellen 8.1 erfolgt über mehrere
Fadenführer 17, die mit der Führungsleiste 7.2 der Separiereinrichtung 7 zusammenwirken.
[0042] Bei dem in diesem Ausführungsbeispiel dargestellten Wickelstellen 8.1 ist es erforderlich,
dass die Spulenwechsel in den Wickelstellen 8.1 manuell von einem Operator durchgeführt
werden. Hierzu ist eine Hilfseinrichtung 11 vorgesehen, die eine manuell bedienbare
Saugpistole 11.1 aufweist. Die Saugpistole 11.1 ist mit einem Abfallbehälter 11.2
gekoppelt, um während eines Spulenwechsels den kontinuierlich zugeführten Materialstrang
9 aufnehmen zu können.
[0043] Um den der Wickelstelle 8.1 zugeführten Materialstrang 9 über die Saugpistole 11.1
führen zu können, weist die Hilfseinrichtung 11 des Weiteren eine Teilungsvorrichtung
12 auf. Die Teilungsvorrichtung 12 ist den Wickelstellen 8.1 vorgeordnet und im Bereich
des Hauptstreckwerkes 6 der Extrusionsanlage 1 angeordnet. Zur Erläuterung der Teilungsvorrichtung
12 wird nachfolgend auf die Figuren 3 und 4 Bezug genommen.
[0044] In der Figur 3 ist die Teilungsvorrichtung schematisch in einer Seitenansicht und
in Figur 4 schematisch in einer Vorderansicht dargestellt. Hierbei ist in Figur 4.1
und 4.2 die Teilungsvorrichtung in unterschiedlichen Betriebssituationen gezeigt.
In der Figur 4.1 ist die Teilungsvorrichtung in einer Ruhestellung und in der Figur
4.2 in einer Betriebsstellung dargestellt. Die nachfolgende Beschreibung gilt, insoweit
kein ausdrücklicher Bezug zu einer der Figuren gemacht ist, für beide Figuren.
[0045] Die Teilungsvorrichtung 12 weist ein bewegliches Trennmittel 12.1 auf. Das Trennmittel
12.1 ist mit einem Aktor 12.3 gekoppelt, durch welchen das Trennmittel 12.1 zwischen
einer Ruhestellung und einer ausgefahrenen Betriebsstellung führbar ist. In Figur
3 ist das Trennmittel 12.1 in der Ruhestellung dargestellt. Die Betriebsstellung des
Trennmittels 12.1 ist gestrichelt gezeigt.
[0046] Der Aktor 12.3 ist an einem Halter 12.2 befestigt. Der Halter 12.2 ist in einer Linearführung
12.4 geführt. Die Linearführung 12.4 erstreckt sich parallel zu den Streckgaletten
6.1 des Hauptstreckwerkes 6. Die Linearführung 12.4 und der Halter 12.2 sind zwischen
zwei benachbarten Streckgaletten 6.1 des Hauptstreckwerkes 6 angeordnet, so dass das
Trennmittel 12.1 in der Betriebsstellung einen der zwischen den Streckgaletten 6.1
gespannten Materialstrang 9 durchdringt. Der Halter 12.2 lässt sich in der Linearführung
12.4 parallel zu den Streckgaletten 6.1 führen und positionieren, so dass das Trennmittel
12.1 jedem der am Umfang der Streckgaletten 6.1 geführten Materialstränge 9 zugeordnet
werden kann. Die Führung und Positionierung des Halters 12.2 in der Linearführung
12.4 ist hier nicht näher dargestellt und könnte beispielsweise durch manuell betätigte
Spindelantriebe erfolgen. Die Linearführung 12.4 ist hier beispielhaft durch zwei
Stangen gebildet, an denen der Halter 12.2 mit dem Trennmittel 12.1 geführt ist.
[0047] Im Betrieb während des Wickelns der Materialstränge 9 zu Spulen 18 wird die Teilungsvorrichtung
12 nicht aktiviert, so dass das Trennmittel 12.1 in seiner Ruhestellung verharrt.
Erst wenn in einer der Wickelstellen 8.1 ein Spulenwechsel bevorsteht, wird die Teilungsvorrichtung
12 aktiviert. So wird zunächst der Halter 12.2 in der Linearführung 12.4 zu dem betreffenden
Materialstrang 9 positioniert, welcher zur Vorbereitung eines Spulenwechsels zu teilen
ist.
[0048] Zur Erläuterung des Spulenwechsels in einer der Wickelstellen 8.1 wird zusätzlich
zu den Figuren 5 und 6 Bezug genommen. In Figur 5 ist schematisch eine Querschnittsansicht
des Trennmittels 12.1 in der Betriebsstellung gezeigt. Die Figur 6 stellt eine Draufsicht
der Wickelstellen 8.1 dar, wobei an einer der Wickelstellen 8.1 ein Spulenwechsel
ausgeführt wird.
[0049] Wie aus den Darstellungen in den Figuren 3, 4.2 und 5 hervorgeht, wird bei Aktivierung
der Teilungsvorrichtung 12 nach Erreichen der gewünschten Position an der Linearführung
12.4 das Trennmittel 12.1 in die Betriebsstellung geführt. Dabei durchdringt das Trennmittel
12.1 den betreffenden Materialstrang 9 und führt zu einer Teilung des Materialstrangs
9, so dass sich zwei Teilstränge 9.1 und 9.2 ausbilden.
[0050] Wie aus der Darstellung in Figur 5 hervorgeht, ist das Trennmittel 12.1 in diesem
Ausführungsbeispiel durch eine dreieckförmige Messerklinge 16 gebildet. Die Messerklinge
16 weist zumindest an einem Schenkel eine Schneide 14 auf. Die Messerklinge 16 ist
an einem Messerhalter 15 gehalten, der mit dem Aktor 12.3 gekoppelt ist. Die Messerklinge
16 wird durch den Aktor 12.3 quer zum Materiallauf des Materialstranges 9 geführt.
Die Messerklinge 16 wird bevorzugt in der Ruhestellung gekapselt beispielsweise in
einem Führungsrohr gehalten. In der Betriebsstellung durchdringt die Messerklinge
16 den Materialstrang 9, so dass die Schneide 14 eine Teilung an dem Materialstrang
9 erzeugt. Der Materialstrang wird in die Teilstränge 9.1 und 9.2 aufgeteilt, die
von der nachgeordneten Streckgalette 6.1 aufgenommen werden.
[0051] Wie in der Figur 4.2 dargestellt ist, wird ein erster Teilstrang 9.1 unmittelbar
nach der Teilung durch einen Operator nach Ablauf von der letzten Streckgalette 6.1
durchschnitten. Das lose Ende des Teilstrangs 9.1 wird über den Saugstutzen 13.1 der
Absaugeinrichtung 13 erfasst und abgeführt. Der Saugstutzen 13.1 der Absaugeinrichtung
13 ist hierbei unmittelbar dem Umfang der letzten Streckgalette 6.1 zugeordnet. Somit
wird nur der Teilstrang 9.2 zur Wickelstelle 8.1 geführt.
[0052] Wie aus der Darstellung in Figur 6 hervorgeht, lässt sich der Teilstrang 9.2 von
der Saugpistole 11.1 aufnehmen, so dass die fertig gewickelte Spule 18 an der betreffenden
Spulspindel 8.2 ausgewechselt werden kann. So wird der Spulspindel 8.2 eine Leerhülse
aufgesteckt, um eine neue Spule zu wickeln. Sobald der Teilstrang 9.2 von der Spulspindel
8.2 zur Wicklung einer neuen Spule übernommen worden ist, wird die Teilungsvorrichtung
12 deaktiviert, so dass das Trennmittel 12.1 in die Ruhestellung zurückversetzt wird.
Der in die Absaugeinrichtung 13 aufgenommene Teilstrang 9.1 wird von dem Operator
durchtrennt, so dass der Materialstrang ohne Teilung zum Wickeln einer Spule der Wickelstelle
8.1 zugeführt wird.
[0053] Die Teilungsvorrichtung 12 ist nun bereit, um an einer nächsten Wickelstelle einen
Spulenwechsel auszuführen. So werden die Materialstränge 9 zeitversetzt durch das
Trennmittel 12.1 je nach Bedarf abwechselnd geteilt.
[0054] Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Aufwickeln
eines Materialstrangs bieten somit den Vorteil, dass Materialstränge mit hohem Titer
auch bei höheren Produktionsgeschwindigkeiten herstellbar sind. So werden beispielsweise
zur Herstellung von Erntebindegarne Materialstränge mit einem Titer von über 20000
dtex benötigt. Der Materialstrang kann hierbei durch ein einziges Band mit entsprechender
Bandbreite im Bereich zwischen 20 mm und 90 mm und einer Dicke im Bereich von 75 µm
und 100 µm oder aus entsprechend mehreren Einzelbändern oder einzelnen Monofilamenten
gebildet sein.
[0055] Zudem werden die Teiltiter der Teilstränge in Abhängigkeit von der Leistungsfähigkeit
der Saugpistole gewählt. So können die Teilstränge gleich große oder sehr unterschiedliche
Teiltiter aufweisen.
[0056] Die konstruktive Ausführung der dargestellten Teilungsvorrichtung ist beispielhaft.
Wesentlich ist die bewegliche Führung eines Trennmittels, um eine mechanische Trennung
des Materialstranges zu erhalten. So könnte die Hubbewegung der Messerklinge auch
durch ein Gelenkgetriebe ausgeführt werden, um einen möglichst senkrechten Einstich
in den Materialstrang zu erhalten. Dabei könnte das Messer in der Ruhestellung in
einer eingeschwenkten Position gehalten werden.
1. Verfahren zum Aufwickeln eines Materialstrangs aus einem oder mehreren synthetischen
Bändchen, bei welchem der Materialstrang am Ende eines Extrusionsprozesses an einer
Spulspindel diskontinuierlich zu Spulen aufgewickelt wird und bei welchem der Materialstrang
während eines Spulenwechsels von einer Saugpistole aufgenommen und zu einem Abfallbehälter
geführt wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Materialstrang unmittelbar vor dem Spulenwechsel in zwei Teilstränge geteilt
wird, wobei ein erster Teilstrang vor dem Aufwickeln durchschnitten und von einer
Absaugeinrichtung aufgenommen und abgeführt wird und wobei ein zweiter Teilstrang
zum Spulenwechsel genutzt und von der Saugpistole geführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Materialstrang zur Teilung mit einem beweglichen Trennmittel quer zur Laufrichtung
teilweise durchdrungen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Trennmittel zwischen einer Ruhestellung und einer Betriebsstellung hin- und hergeführt
wird, wobei die Betriebsstellung eine Teilung des Materialstrangs bestimmt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Trennmittel nach dem Spulenwechsel aus der Betriebsstellung zurück in die Ruhestellung
geführt wird, so dass die Teilung des Materialstrangs aufgehoben wird.
5. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Materialstrang zwischen zwei Galetten eines Streckwerkes geteilt wird und dass
der erste Teilstrang in einem den Galetten nachgeordneten Materiallaufabschnitt durchschnitten
wird und durch die Absaugeinrichtung abgesaugt wird.
6. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das mehrere Materialstränge parallel nebeneinander in dem Extrusionsprozess hergestellt
werden, dass die Faserstränge getrennt zu Spulen gewickelt werden und dass an jedem
der Materialstränge zum Spulenwechsel eine Teilung in jeweils zwei Teilsträngen erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Teilung der Materialstränge in zwei Teilstränge zeitversetzt durch das Trennmittel
ausgeführt wird.
8. Vorrichtung zum Aufwickeln eines Materialstrangs (9), das in einer vorgeordneten Extrusionsanlage
(1) aus einem Bändchen oder mehreren Bändchen herstellbar ist, mit zumindest einer
antreibbaren Spulspindel (8.2) zum diskontinuierlichen Aufwickeln des Materialstrangs
(9) zu Spulen (18) und mit einer Hilfseinrichtung (11) zur Durchführung eines Spulenwechsels
an der Spulspindel (8.2), wobei die Hilfseinrichtung (11) zumindest eine mit einem
Abfallbehälter (11.2) verbundene Saugpistole (11.1) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Hilfseinrichtung (11) eine im Materiallauf vorgeordnete Teilungsvorrichtung (12)
aufweist, durch welche der Materialstrang (9) unmittelbar vor dem Spulenwechsel in
zwei Teilstränge (9.1,9.2) teilbar ist, wobei ein erster Teilstrang (9.1,9.2) vor
dem Aufwickeln durchschnitten und von einer Absaugeinrichtung (13, 13.1) aufnehmbar
und abführbar ist und wobei ein zweiter Teilstrang (9.1,9.2) zum Spulenwechsel nutzbar
und von der Saugpistole (11.1) führbar ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Teilungsvorrichtung (12) ein Trennmittel (12.1) aufweist, das zur Teilung des
Materialstranges (9) quer zur Materiallaufrichtung führbar ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Trennmittel (12.1) durch einen steuerbaren Aktor (12.3) zwischen einer Ruhestellung
und einer Betriebsstellung hin- und herführbar ist, wobei in der Betriebsstellung
des Trennmittels (12.1) die Teilung des Materialstranges (9) erzeugbar ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Trennmittel (12.1) eine dreieckförmige Messerklinge (16) mit zumindest einer
Schneide (14) an einem der Schenkel aufweist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Trennmittel (12.1) in einem Bereich zwischen zwei Galetten (6.1) eines Streckwerkes
(6) der Extrusionsanlage (1) angeordnet ist und dass die Absaugeinrichtung (13) mit
einem Saugstutzen (13.1) der im Materiallauf nachgeordnete Galetten (6.1) zugeordnet
ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Wickelstellen (8.1) mit Spulspindeln (8.2) zum Aufwickeln mehrerer Materialstränge
(9) vorgesehen sind und dass die Teilungsvorrichtung (12) derart beweglich ausgeführt
ist, dass zu jedem Spulenwechsel in den Wickelstellen (8.1) die betreffenden Materialstränge
(9) teilbar sind.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Trennmittel (12.1) in einer Linearführung (12.4) parallel zu den Galetten (6.1)
des Streckwerkes (6) führbar ist.