[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Gargerätes sowie
ein Gargerät, bei dem Gargut auf wenigstens einem Gargutträger mit wenigstens einer
Behandlungseinrichtung in wenigstens einem Garraum behandelt wird.
[0002] Um mit Automatikprogrammen von Gargeräten optimale Garergebnisse erzielen zu können,
ist es in der Regel sehr hilfreich, möglichst viele Informationen über den Garprozess
zu erfassen. Beispielsweise kann unter Berücksichtigung sensorischer Informationen
die Garzeit eines Automatikprogramms angepasst werden, um ein Übergaren zu vermeiden.
[0003] Neben der üblichen Temperaturüberwachung sind im Stand der Technik beispielweise
Gargeräte bekannt geworden, bei denen mittels Hochfrequenzmessungen bestimmte Eigenschaften
des Garguts erfasst werden. Dabei kann zum Beispiel das Erwärmen von gefrorenem Gargut
in einem Garraum berührungslos überwacht werden.
[0004] Die bekannten Systeme zur Überwachung des Garprozesses sind hinsichtlich des Garergebnisses
jedoch noch verbesserungswürdig. So ist es von Vorteil, neben Temperatur und Gargut
noch weitere Größen zu überwachen, welche den Garprozess oft entscheidend beeinflussen.
Dabei soll die Erfassung der Informationen möglichst komfortabel für den Benutzer
sein.
[0005] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Betreiben
eines Gargerätes und ein Gargerät zur Verfügung zu stellen, mit denen ein verbessertes
Garergebnis erzielt werden kann. Insbesondere sollen für die Steuerung des Garprozesses
hilfreiche Informationen benutzerfreundlich ermitteln werden.
[0006] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und
durch ein Gargerät mit den Merkmalen des Anspruchs 15. Bevorzugte Merkmale sind Gegenstand
der Unteransprüche. Weitere Vorteile und Merkmale ergeben sich aus der allgemeinen
Beschreibung der Erfindung und der Beschreibung der Ausführungsbeispiele.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren dient zum Betreiben eines Gargerätes, bei dem Gargut
auf wenigstens einem Gargutträger mit wenigstens einer Behandlungseinrichtung in wenigstens
einem Garraum behandelt wird. Die Behandlungseinrichtung wird in Abhängigkeit wenigstens
eines Behandlungsprogramms durch wenigstens eine Steuereinrichtung gesteuert. Dabei
wird zur Berücksichtigung eines Einflusses des Gargutträgers auf die Behandlung des
Garguts wenigstens eine charakteristische Kenngröße für den Gargutträger ermittelt.
Die Kenngröße wird der Steuereinrichtung zur Verfügung gestellt. Dazu wird hochfrequente
Messstrahlung mit einer Mehrzahl von Frequenzen in den Garraum ausgesendet und wieder
empfangen und ausgewertet. Anhand wenigstens eines Vergleichs der empfangenen mit
der ausgesendeten Messstrahlung wird frequenzabhängig wenigstens ein Streuparameter
oder ein sich daraus abgeleiteter Wert wie Rückflussdämpfung oder Transmission für
die im Garraum absorbierte Messstrahlung bestimmt. Anhand des Streuparameters wird
die charakteristische Kenngröße für den Gargutträger ermittelt.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren bietet viele Vorteile. Ein erheblicher Vorteil ist,
dass wenigstens eine charakteristische Kenngröße für den Gargutträger ermittelt wird.
Dadurch ist eine Verbesserung des Garergebnisses möglich, da der verwendete Gargutträger
einen entscheidenden Einfluss auf den Garprozess hat. So macht es beispielsweise beim
Backen eines Brotes oder Kuchens einen erheblichen Unterschied, ob das Lebensmittel
frei geschoben oder in einer Metallform aufgenommen ist. Für Fleisch ist es beispielsweise
besonders relevant, ob dieses in einem Behälter, auf einer Fettpfanne, auf einer Glasschale
oder in einer Auflaufform aus einem Keramikmaterial zubereitet wird. Die Ermittlung
der Kenngröße aus dem frequenzabhängigen Streuparameter ist auch besonders komfortabel,
da es sich um ein berührungsloses Messverfahren handelt und keine Benutzeraktionen
gefordert sind.
[0009] Durch die Beschreibung des Gargutträgers anhand der charakteristischen Kenngröße
kann somit die Zubereitung des Garguts optimal angepasst werden. Zudem ist die Erfassung
anhand der hochfrequenten Messstrahlung für den Benutzer besonders komfortabel, da
dieser ohne eigene Aktivität ein verbessertes Garergebnis erhält. Die Kenngröße für
den Gargutträger bietet somit eine besonders hilfreiche Information zur Steuerung
des Garprozesses.
[0010] Vorzugsweise wird bei der Berechnung der Kenngröße für den Gargutträger wenigstens
eine für die Masse des Garguts charakteristische Gargutkenngröße herangezogen. Durch
die Gargutkenngröße kann der Einfluss der Gargutmasse auf den Streuparameter wenigstens
näherungsweise berücksichtigt werden. Die Gargutkenngröße beschreibt insbesondere
die Masse und/oder die Menge des Garguts im Garraum. Wenn die Gargutmasse wenigstens
näherungsweise bekannt ist, kann die Kenngröße für den Gargutträger anhand des frequenzabhängigen
Streuparameters besonders zuverlässig ermittelt werden.
[0011] Die Gargutkenngröße wird vorzugsweise anhand wenigstens einer Benutzereingabe ermittelt.
Beispielsweise ist eine Eingabe des Gewichts und/oder der Art und/oder des Volumens
des Garguts vorgesehen. Es kann eine Zuordnung der Gargutmasse über eine Eingabe der
Art des Garguts erfolgen. Möglich ist auch, dass anhand der Auswahl eines Behandlungsprogramms
die Gargutkenngröße abgeleitet wird. So lässt beispielsweise ein Bratenprogramm auf
entsprechend größeres Gargut schließen.
[0012] Die Gargutkenngröße kann auch anhand wenigstens eines Messverfahrens bestimmt werden.
Das Messverfahren umfasst insbesondere eine Auswertung des Frequenzverlaufs des Streuparameters.
Insbesondere erfolgt die Messung mit dem gleichen Messsystem, mit welchem auch die
Kenngröße für den Gargutträger ermittelt wird. Beispielsweise erfolgt eine Ermittlung
der Gargutmasse durch eine Erfassung des Streuparameters bei einem unbeladenen Gargutträger
und anschließend bei einem mit Gargut beladenen Gargutträger im Garraum.
[0013] Möglich ist auch, dass wenigstens eine Resonanzeigenschaft des Garraumes bei der
Berechnung der Kenngröße für den Gargutträger berücksichtigt wird. Die Resonanzeigenschaft
des Garraumes ist vorzugsweise zuvor bestimmt und hinterlegt, beispielsweise im Messsystem
und/oder in einer Steuereinrichtung. Die Resonanzeigenschaft des Garraumes wird insbesondere
durch dessen Abmessungen und/oder Form bestimmt. Es ist auch möglich, dass wenigstens
eine Einschubposition und/oder wenigstens eine Einschubart des Gargutträgers bei der
Berechnung der Kenngröße für den Gargutträger berücksichtigt wird.
[0014] In allen Ausgestaltungen ist es besonders bevorzugt, dass anhand der Kenngröße für
den Gargutträger wenigstens eine Anpassung wenigstens eines Parameters des Behandlungsprogrammes
vorgenommen wird. So ist eine erhebliche Verbesserung des Garergebnisses bei Verwendung
von Automatikfunktionen möglich. Beispielsweise kann die im Behandlungsprogramm eingestellte
Garzeit verkürzt und/oder verlängert werden, je nachdem was für ein Gargutträger verwendet
wird.
[0015] Möglich ist auch, dass anhand der Kenngröße für den Gargutträger eine Auswahl des
Behandlungsprogramms aus einer Gruppe von Behandlungsprogrammen vorgenommen wird.
So können dem Benutzer Behandlungsprogramme vorgeschlagen werden, welche für den verwendeten
Gargutträger in Verbindung mit dem Gargut besonders schmackhafte Garergebnisse ermöglichen.
Vorzugsweise sind in der Steuereinrichtung eine Mehrzahl von Behandlungsprogrammen
mit einer entsprechenden Zuordnung zu bestimmten Kenngrößen für den Gargutträger hinterlegt.
[0016] Insbesondere wird wenigstens einer der folgenden Parameter eines Behandlungsprogramms
anhand der Kenngröße für den Gargutträger angepasst: Behandlungsdauer, Behandlungsintervalle,
Temperaturprofile, Garraumtemperatur, mittlere und/oder maximale und/oder minimale
Leistungsabgabe an das Gargut, Heizquellenauswahl, thermische und/oder die elektrische
Leistungszufuhr, Hochfrequenzleistung, Energiemenge, eingebrachte Hochfrequenzenergie,
Betriebsalgorithmen eines Hochfrequenzerzeugers. Bei der Einstellung solcher Parameter
ist es besonders entscheidend zu berücksichtigen, was für ein Gargutträger eingesetzt
wird. So kann es beispielsweise bei schlecht wärmeleitenden Gargutträgern von Vorteil
sein, zusätzlich zu Hochfrequenzerhitzung auch eine Unterhitzeheizquelle einzuschalten.
Es ist möglich, dass weitere Parameter der Behandlungseinrichtung anhand der Kenngröße
für den Gargutträger angepasst werden.
[0017] In einer vorteilhaften Ausgestaltung wird ein frequenzabhängiger Funktionsverlauf
des Streuparameters mit einem hinterlegten Funktionsverlauf eines Streuparameters
unter bekannten Bedingungen und insbesondere unter Einsatz eines bekannten Gargutträgers
verglichen. Vorzugsweise wird anhand des Vergleichs die Kenngröße für den Gargutträger
zugeordnet. Der hinterlegte Funktionsverlauf des Streuparameters wurde vorzugsweise
in einem vergleichbaren Garraum erfasst. Auch ein Vergleich des Verlaufs mit einer
Messung desselben Garraums mit bekannter Beladung und/oder ohne Beladung ist möglich.
Möglich ist auch, dass der hinterlegte Funktionsverlauf des Streuparameters mit einem
vergleichbaren Gargut erfasst wurde. Die Zuordnung der Kenngröße für den Gargutträger
anhand eines Vergleichs bzw. anhand von Erfahrungswerten bietet eine zuverlässige
und zugleich unaufwendige Möglichkeit, den verwendeten Gargutträger zu bestimmen.
[0018] Bevorzugt werden wenigstens ein Teil der in einem frequenzabhängigen Verlauf des
Streuparameters auftretenden Minima und/oder Maxima bestimmt und zur Ermittlung der
charakteristischen Kenngröße für den Gargutträger herangezogen. Das ermöglicht eine
reproduzierbare und zudem unaufwendig umsetzbare Ermittlung der Kenngröße des Gargutträgers
aus dem Streuparameterverlauf. Anstelle eines Zählens der Minima und/oder Maxima ist
es auch möglich, eine Ableitung vom frequenzabhängigen Verlauf des Streuparameters
zu bilden und davon die Beträge aufzusummieren. Die ermittelten Werte können dann
beispielsweise mit tabellierten Werten von bekannten Gargutaufnahmen verglichen werden
und den entsprechenden Aufnahme zugeordnet werden.
[0019] Es können auch im Garraum auftretende Resonanzen im frequenzabhängigen Funktionsverlauf
des Streuparameters bestimmt und zur Ermittlung der Kenngröße für den Gargutträger
herangezogen werden. Möglich ist auch, dass andere Charakteristika im frequenzabhängigen
Funktionsverlauf des Streuparameters bestimmt und herangezogen werden. Beispielsweise
können im frequenzabhängigen Funktionsverlauf Charakteristika betrachtet werden, welche
im Rahmen einer Kurvendiskussion beschreibbar sind. Beispielsweise sind das Wendestellen
und/oder Sattelpunkte und/oder Flachpunkte und/oder Steigungen und/oder Asymptoten.
[0020] Möglich ist neben einer Auswertung der frequenzabhängigen Streuparameter auch eine
Auswertung von Werten, die aus den Streuparametern hervorgehen. Die Reflexion an einer
Sendeeinheit kann als Rückflussdämpfung, Streuung und/oder Anpassung angezeigt und
ausgewertet werden. Diese Werte lassen sich ineinander überführen. Bei einem Multi-Erreger-System
bzw. einer Multiantennenstruktur gibt es zusätzlich andere Darstellungsweisen und
Benennungen der Streuung zwischen den Antennen wie Kopplung, Vorwärtstransmission
und/oder Rückwärtstransmissionen. Auch diese Darstellung ist stark verwand mit den
Streuparametern und lässt sich aus ihnen berechnen.
[0021] Insbesondere sind Form und/oder Materialbeschaffenheit des zum Vergleich herangezogenen
Gargutträgers bekannt. Besonders bevorzugt wird für den Vergleich auch ein definiertes
Gargut und/oder ein definierter Garraum eingesetzt. Es können auch andere Charakteristika
im frequenzabhängigen Funktionsverlauf des Streuparameters mit entsprechenden Charakteristika
in einem hinterlegten Funktionsverlauf im Rahmen einer Kurvendiskussion verglichen
werden. Die Zuordnung der Kenngröße für den Gargutträger im Rahmen eines solchen Vergleichs
ermöglicht eine zuverlässige Charakterisierung sowohl von herkömmlichen als auch von
weniger üblichen Gargutträgern.
[0022] Es ist besonders bevorzugt, dass die Kenngröße für den Gargutträger wenigstens eine
Form des Gargutträgers beschreibt. So kann das Behandlungsprogramm beispielsweise
daran angepasst werden, ob ein Braten freiliegend auf einem Blech oder eingeschlossen
in einem Behälter mit Deckel gegart wird. Eine Anpassung des Behandlungsprogramms
ist in diesen Fällen besonders sinnvoll, da sich für die jeweiligen Varianten erheblich
unterschiedliche Anforderungen an die Wärmezufuhr bzw. die Garzeit ergeben.
[0023] Besonders bevorzugt wird die Form des Gargutträgers anhand einer charakteristischen
Modenverteilung bzw. Resonanzverteilung im Funktionsverlauf des Streuparameters bestimmt.
Dabei kann beispielsweise die Anzahl der Resonanzen und/oder die Frequenzbreite der
jeweiligen Resonanz und/oder der Frequenzbereich, in welchem die Resonanzen auftreten,
ermittelt und herangezogen werden.
[0024] Es ist möglich, dass die Form eines als Behälter ausgebildeten Gargutträgers wenigstens
anhand eines frequenzabhängigen Verlaufs des Streuparameters erkannt wird, welcher
zwei unterscheidbare Modenverteilung aufweist. Insbesondere umfasst der frequenzabhängige
Verlauf des Streuparameters eine erste charakteristische Modenverteilung der Messstrahlung,
welcher sich aus den Reflexionen zwischen der Oberfläche des Garbehälters und der
Garraumaußenwand ergibt. Der frequenzabhängige Verlauf des Streuparameters umfasst
insbesondere eine zweite charakteristische Modenverteilung der Messstrahlung, welche
sich aus Reflexionen zwischen Garbehälter und Garbehälter im Innenbereich des Behälters
ergeben. Die charakteristischen Modenverteilungen umfassen vorzugsweise Minima und/oder
Maxima und/oder andere Charakteristika im frequenzabhängigen Funktionsverlauf, welche
im Rahmen einer Kurvendiskussion beschreibbar sind. Flache bzw. ebene Gargutträger
werden vorzugsweise daran erkannt, dass im Wesentlichen nur eine charakteristische
Modenverteilung der reflektierten Messstrahlung vorliegt.
[0025] Die Kenngröße für den Gargutträger beschreibt besonders bevorzugt eine dielektrische
Leitfähigkeit und/oder eine Wärmeleitfähigkeit. Die Kenngröße kann auch eine elektrische
Leitfähigkeit beschreiben. Vorzugsweise wird unter Berücksichtigung der dielektrischen
Leitfähigkeit des Gargutträgers ein Hochfrequenzerzeuger zur dielektrischen Erwärmung
des Garguts eingestellt. Bevorzugt ist auch, dass unter Berücksichtigung der Wärmeleitfähigkeit
des Gargutträgers eine thermische Heizquelle eingestellt wird. Beispielsweise kann
bei schlechter Wärmeleitfähigkeit des Gargutträgers stärker beheizt werden. Im Mikrowellenbetrieb
bzw. im Betrieb mit dem Hochfrequenzerzeuger kann die Leistungsabgabe entsprechend
angepasst werden, wenn der Gargutträger besonders viel Hochfrequenzleistung absorbiert
und/oder reflektiert.
[0026] Die Wärmeleitfähigkeit und die elektrische Leitfähigkeit des Gargutträgers werden
vorzugsweise in an sich bekannter Weise anhand des Streuparameters bestimmt. Möglich
und bevorzugt ist auch, dass die Kenngröße wenigstens eine andere Materialbeschaffenheit
des Gargutträgers beschreibt. Beispielsweise kann die Kenngröße beschreiben, ob es
sich um einen metallischen oder einen keramischen bzw. gläsernen Gargutträger handelt.
[0027] Es ist möglich, dass anhand der Kenngröße für den Gargutträger wenigstens ein Garguttyp
bestimmt wird. Insbesondere wird unter Berücksichtigung des Garguttyps wenigstens
eine Anpassung und/oder Auswahl des Behandlungsprogramms vorgenommen. Besonders bevorzugt
wird der Garguttyp anhand der ermittelten Form des Gargutträgers bestimmt. Das ist
besonders vorteilhaft, da in der Regel eine bestimmte Form des Gargutträgers einen
zuverlässigen Rückschluss auf das eingesetzte Gargut lässt. Beispielsweise kann anhand
einer typischen Springform auf Teigwaren als Garguttyp geschlossen werden.
[0028] In allen Ausgestaltungen ist es bevorzugt, dass die Messstrahlung eine Frequenzbreite
umfasst, welche eine Ausbreitung von wenigstens zehn Moden im unbeladenen Garraum
bietet. Eine solche Frequenzbreite hat den Vorteil, dass entsprechend zuverlässige
Zahlenwerte beim Zählen der Minima und/oder Maxima auftreten. Zudem ermöglicht eine
solche Frequenzbreite eine zuverlässig zu charakterisierende Modenverteilung. Durch
eine solche Frequenzbreite sind somit besonders reproduzierbare Ergebnisse bei der
Bestimmung der Kenngröße des Gargutträgers erzielbar.
[0029] Es ist möglich, dass die Messstrahlung eine Frequenzbreite umfasst, welche eine Ausbreitung
und/oder ein Anregen von wenigstens 15 Moden und insbesondere von wenigstens 20 oder
30 oder mehr Moden im unbeladenen Garraum bietet. Möglich ist auch, dass die Messstrahlung
eine Frequenzbreite umfasst, welche eine Ausbreitung von 100 oder mehreren 100 Moden
im unbeladenen Garraum bietet. Möglich ist aber auch, dass die Messstrahlung eine
Frequenzbreite umfasst, welche eine Ausbreitung von wenigstens fünf Moden im unbeladenen
Garraum bietet.
[0030] Bevorzugt umfasst die Messstrahlung wenigstens zwei sich um wenigstens 100 MHz unterscheidende
Frequenzen zwischen 100 Megahertz und 10 Terahertz. Vorzugsweise sind mehrere und
insbesondere eine Vielzahl von verschiedenen Frequenzen vorgesehen. Die Vielzahl der
Frequenzen umfasst insbesondere Frequenzen, welche sich um bis zu 0,1 MHz oder bis
zu 1 MHz oder bis zu 10 MHz unterscheiden. Dabei können auch Frequenzen und/oder Frequenzintervalle
vorgesehen sein, welche aneinandergrenzen und/oder sich wenigstens teilweise überlappen.
Die Messstrahlung kann eine Frequenzbreite von wenigstens 10 % der Mittenfrequenz
des eingesetzten Frequenzbandes aufweisen. Möglich ist auch eine Frequenzbreite von
mindestens 10 % des arithmetischen Mittelwertes von unterer und oberer Grenzfrequenz
des genutzten Frequenzbandes. Bevorzugt ist eine Frequenzbreite von mindestens 20
% des entsprechenden arithmetischen Mittelwertes. Die Frequenzbreite umfasst insbesondere
wenigstens 250 Megahertz und vorzugsweise wenigstens 500 Megahertz und/oder wenigstens
ein Gigahertz und/oder wenigstens 5 Gigahertz und in einer Ausgestaltung mehr als
10 Gigahertz. Möglich sind auch 20 Gigahertz oder mehr. Die Messstrahlung kann auch
als ultrakurzer Puls ausgesendet werden und ultrabreitbandig sein.
[0031] Besonders bevorzugt liegt die Messstrahlung im Mikrowellenbereich. Die Messstrahlung
ist insbesondere eine Radarstrahlung. Insbesondere liegt die Messstrahlung in einem
Frequenzbereich wenigstens eines ISM Bandes. Beispielsweise liegt die Messstrahlung
in einem Frequenzbereich zwischen 433,05 MHz und 434,79 MHz, in einem Frequenzbereich
zwischen 902 MHz und 928 MHz, in einem Frequenzbereich zwischen 2,4 GHz und 2,5 GHz
oder in einem Frequenzbereich zwischen. 5,725 GHz und 5,5875 GHz. Möglich ist auch,
dass die Messstrahlung zwei oder mehr Bänder umfasst. Bevorzugt ist aber auch, dass
Messstrahlung mit einem Frequenzbereich außerhalb von ISM-Bändern eingesetzt wird.
[0032] In einer Ausgestaltung des Verfahrens wird das Gargut im Garraum mittels eines Hochfrequenzerzeuger
durch hochfrequente Behandlungsstrahlung erhitzt. Dabei ist die Leistung der Messstrahlung
um ein Vielfaches geringer als die Leistung der Behandlungsstrahlung, sodass die Messstrahlung
nicht zum Erhitzen des Gargutes einsetzbar ist. Eine solche Ausgestaltung hat den
Vorteil, dass die Messstrahlung außerhalb von ISM-Bändern liegen kann, ohne dass aufwendige
Maßnahmen zur Abschirmung nötig wären. Insbesondere umfasst die Messstrahlung einen
anderen Frequenzbereich als die Behandlungsstrahlung.
[0033] Das erfindungsgemäße Gargerät umfasst wenigstens eine Behandlungseinrichtung zur
Behandlung von Gargut auf wenigstens einem Gargutträger in wenigstens einem Garraum.
Das Gargerät umfasst wenigstens eine Steuereinrichtung zur Steuerung der Behandlungseinrichtung
in Abhängigkeit wenigstens eines Behandlungsprogramms. Dabei umfasst das Gargerät
wenigstens ein Messsystem. Das Messsystem ist dazu geeignet und ausgebildet, wenigstens
eine charakteristische Kenngröße für den Gargutträger zu ermitteln und der Steuereinrichtung
zur Verfügung zu stellen. Das Messsystem ist dazu geeignet und ausgebildet, hochfrequente
Messstrahlung mit einer Mehrzahl von Frequenzen in den Garraum auszusenden und wieder
zu empfangen und auszuwerten und anhand eines Vergleichs der empfangenen mit der ausgesendeten
Messstrahlung frequenzabhängig wenigstens einen Streuparameter für die im Garraum
absorbierte Messstrahlung zu bestimmen. Das Messsystem ist dazu geeignet und ausgebildet,
anhand des Streuparameters die charakteristische Kenngröße für den Gargutträger zu
ermitteln, sodass der Einfluss des Gargutträgers bei der Behandlung des Garguts berücksichtigt
werden kann.
[0034] Das Gargerät ist insbesondere dazu geeignet und ausgebildet, nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren betrieben zu werden.
[0035] Auch das erfindungsgemäße Gargerät bietet viele Vorteile. Durch die Berücksichtigung
der Kenngröße bei der Einstellung des Behandlungsprogramms können mit dem Gargerät
besonders schmackhafte Garergebnisse erzielt werden.
[0036] Die Behandlungseinrichtung umfasst insbesondere wenigstens eine thermische Heizquelle
zum Beheizen des Garraums. Die Behandlungseinrichtung umfasst vorzugsweise wenigstens
einen Hochfrequenzerzeuger zur dielektrischen Erwärmung von Gargut. Der Hochfrequenzerzeuger
kann auch zur Erzeugung der Messstrahlung vorgesehen sein. Der Hochfrequenzerzeuger
ist dann insbesondere dazu geeignet und ausgebildet, die Leistung der Messstrahlung
um ein Vielfaches geringer als die Leistung der Behandlungsstrahlung einzustellen.
Möglich ist aber auch, dass das Messsystem einen eigenen Hochfrequenzerzeuger zur
Erzeugung der Messstrahlung umfasst.
[0037] Ein Erhitzen des Garguts anhand thermischer Heizquellen ist insbesondere unabhängig
vom Aussenden der Messstrahlung möglich, sodass dies zeitgleich oder auch zeitversetzt
durchgeführt werden kann. Vorzugsweise erfolgt das Aussenden der Messstrahlung zeitversetzt
zu einem Aussenden der Behandlungsstrahlung.
[0038] In allen Ausgestaltungen ist es möglich, dass anhand des Streuparameters zunächst
wenigstens eine daraus ableitbare Größe berechnet wird und dass anhand der ableitbaren
Größe dann die charakteristische Kenngröße für den Gargutträger ermittelt wird.
[0039] Der Streuparameter beschreibt insbesondere eine Reflexion an wenigstens einer Antenne
und/oder eine Transmission zwischen wenigstens zwei Antennen. Zur frequenzabhängigen
Erfassung des Streuparameters und/oder zur Auswertung des Streuparameters umfasst
das Messsystem vorzugsweise wenigstens ein Mittel zur Netzwerkanalyse und insbesondere
einen Netzwerkanalysator.
[0040] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird unter dem Begriff Steuern vorzugsweise
auch ein Regeln verstanden.
[0041] Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus dem Ausführungsbeispiel,
welches im Folgenden mit Bezug auf die beiliegenden Figuren erläutert wird.
[0042] In den Figuren zeigen:
- Figur 1
- eine stark schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Gargeräts;
- Figur 2
- eine stark schematische Darstellung von Funktionsverläufen eines in Transmission erfassten
Streuparameters für zwei unterschiedliche Gargutträger; und
- Figur 3
- eine stark schematische Darstellung von Funktionsverläufen eines in Reflexion erfassten
Streuparameters für zwei unterschiedliche Gargutträger.
[0043] Die Figur 1 zeigt ein erfindungsgemäßes Gargerät 1, welches hier als ein Backofen
200 ausgeführt ist. Das Gargerät 1 wird nach dem erfindungsgemäßen Verfahren betrieben.
[0044] Das Gargerät 1 hat einen Garraum 11, welcher durch eine Tür 202 verschließbar ist.
Im Garraum 11 befindet sich ein hier nicht sichtbares Gargut auf einem Gargutträger
5. Der Gargutträger 5 ist hier als ein Behälter ausgebildet, z. B. als ein Bräter
oder eine Backform. Abgestellt ist der Gargutträger 5 auf einer hier nicht sichtbaren
Gargutträgeraufnahme.
[0045] Das Gargerät 1 ist hier als ein Einbaugerät vorgesehen. Möglich ist auch, dass das
Gargerät 1 als ein Herd bzw. Standgerät ausgebildet ist.
[0046] Zur Zubereitung des Garguts ist eine Behandlungseinrichtung 2 vorgesehen. Die Behandlungseinrichtung
2 umfasst eine oder mehrere thermische Heizquellen 22, die in der hier dargestellten
Ansicht nicht sichtbar im Garraum 11 bzw. Geräteinneren angeordnet sind. Möglich ist
unter anderem das Beheizen des Garraums 11 mit einer Umluftheizquelle, mit Ober- und
Unterhitze, im Heißluftbetrieb und/oder mit einer Grillfunktion.
[0047] Besonders bevorzugt ist eine Ausgestaltung des Backofens 200 als ein Kombigerät mit
einer Backofen- und Mikrowellenfunktion. Dazu umfasst die Behandlungseinrichtung 2
neben der Heizquelle 22 auch einen Hochfrequenzerzeuger 12 zur Erzeugung von hochfrequenter
Behandlungsstrahlung zur dielektrischen Erwärmung des Garguts. Das Gargerät 1 kann
auch nur mit einer Mikrowellenfunktion bzw. nur zur dielektrischen Erwärmung des Garguts
und ohne eine Heizquelle 22 ausgestattet sein. Es kann auch eine Dampfgarfunktion
vorgesehen sein.
[0048] Das Gargerät 1 umfasst hier eine Steuereinrichtung 4 zur Steuerung bzw. Regelung
der Behandlungseinrichtung 2 sowie weiterer vorgesehener Gerätefunktionen. Mittels
der Steuereinrichtung 4 wird beispielsweise die Heizleistung der Heizquellen so eingestellt,
dass im Garraum 11 Temperaturen vorliegen, welche im Bereich einer geforderten Solltemperatur
liegen. Auch der Hochfrequenzerzeuger 12 wird über die Steuereinrichtung 4 gesteuert.
Über die Steuereinrichtung 4 sind zudem verschiedene Betriebsarten und vorzugsweise
verschiedene Behandlungsprogramme mit Automatikfunktionen ausführbar.
[0049] Das Gargerät 1 ist hier über eine Bedieneinrichtung 201 bedienbar. Beispielsweise
kann darüber die Betriebsart, die Betriebstemperatur und/oder ein Behandlungsprogramm
bzw. eine Automatikfunktion ausgewählt und eingestellt werden. Die Bedieneinrichtung
201 umfasst hier eine Anzeigeeinrichtung, über die dem Benutzer Informationen über
den Betriebsablauf und den Garvorgang angezeigt werden. Über die Bedieneinrichtung
201 kann der Benutzer auch Eingaben vornehmen, beispielsweise um Informationen über
das Gargut im Gargerät 1 zu hinterlegen. Die Bedieneinrichtung 201 kann dazu eine
oder mehrere Tasten aufweisen und/oder als eine berührungsempfindliche Oberfläche
bzw. Touchscreen ausgestaltet sein.
[0050] Das Gargerät 1 weist ein hier stark schematisiert dargestelltes Messsystem 3 auf.
Das Messsystem 3 ist zur berührungslosen Ermittlung einer charakteristischen Kenngröße
für einen im Garraum 11 aufgenommenen Gargutträger 5 vorgesehen. Das Messsystem 3
umfasst hier einen vereinfachten Netzwerkanalysator 13 mit wenigstens zwei Antennen
23, 33 zum Senden und/oder Empfangen. Es können auch drei oder vier oder mehr Antennen
vorgesehen sein. Möglich ist auch nur eine Antenne 23 oder 33 zum Senden und Empfangen.
[0051] Die Messungen bzw. die Netzwerkanalyse erfolgen hier in Reflexion und/oder Transmission.
Der Netzwerkanalysator 13 kann als ein Eintor-Messsystem oder als Mehrtor-Messsystem
ausgebildet sein. Über eine oder mehrere Antennen 23, 33 wird hochfrequente Messstrahlung,
hier Mikrowellenstrahlung, in den Garraum 11 gesendet. Die reflektierte und/oder transmittierte
Messstrahlung wird über eine bzw. mehrere Antennen 23, 33 wieder empfangen.
[0052] Für die Messung der Transmission zwischen den Antennen muss der Garbehälter mit dem
LM nicht zwangsläufig zwischen den Antennen stehen. Auch eine Anordnung der beiden
Antennen nebeneinander ist möglich und liefert verlässliche Ergebnisse.
[0053] Zur Bestimmung der Kenngröße des im Garraum 11 befindlichen Gargutträgers 5 sendet
das Messsystem 3 Messstrahlung mit einer Mehrzahl von unterscheidbaren Frequenzen.
Die verschiedenen Frequenzen können zeitversetzt oder auch zeitgleich, z. B. als Messscan
oder ultrakurzer breitbandiger Puls, ausgesendet werden.
[0054] Das Messsystem 3 verfügt dazu über wenigstens eine Frequenz-durchstimmbare Hochfrequenzquelle.
Es kann aber auch der Hochfrequenzerzeuger 12 der Behandlungseinrichtung 2 zur Erzeugung
der Messstrahlung vorgesehen sein. Die Behandlungsstrahlung und die Messstrahlung
werden dann zum Beispiel in Zyklen mit bestimmten Sendedauern ausgesendet.
[0055] Der Netzwerkanalysator 13 erfasst wenigstens eine charakteristische Welleneigenschaft
der Messstrahlung, beispielsweise die Amplitude, Frequenz und/oder Phase. Anhand eines
Vergleichs der empfangenen mit der ausgesendeten Messstrahlung wird wenigstens ein
Streuparameter frequenzabhängig erfasst. Der Streuparameter gibt bei einer bestimmten
Frequenz ein Verhältnis von empfangender Welle zu gesendeter Welle an.
[0056] Die Bestimmung der charakteristischen Kenngröße für den Gargutträger anhand des frequenzabhängigen
Verlaufs des Streuparameters erfolgt insbesondere im Rahmen einer Kurvendiskussion.
Dabei erfolgt vorzugsweise ein Abgleich des gemessenen Funktionsverlaufs mit hinterlegten
Funktionsverläufen bzw. mit Erfahrungswerten für bestimmte Gargutträger 5. Daher sind
Funktionsverläufe für bestimmte Werkstoffe und typische Formen von Gargutträgern 5
hinterlegt. Beispielsweise sind Funktionsverläufe für eine Glasbackschale, einen Bräter,
eine Fettpfanne, eine Glasform, eine Keramikform, eine Metallkastenform, ein Backblech,
ein Gitterrost und/oder andere Gargutträger hinterlegt.
[0057] Anstelle von hinterlegten Kurvenverläufen können auch einzelne skalare Werte für
die verschiedenen Garbehälter in der Auswerteeinheit hinterlegt sein. Diese skalaren
Werte lassen sich aus dem frequenzabhängigen Verlauf der Streuparameter berechnen.
Sie bilden damit den frequenzabhängigen Verlauf durch eine mathematische Vorschrift
auf einen einzelnen Wert ab. Diese mathematische Vorschrift ist an die Kurvendiskussion
angeschlossen. Bevorzugt ist die Anzahl der Minima des frequenzabhängigen Amplitudenverlaufs..
Besonders bevorzugt wird die Aufsummierung der Ableitung des frequenzabhängigen Verlaufs.
[0058] Mit Bezug zu den Figuren 2 und 3 wird eine Bestimmung der charakteristischen Kenngröße
für den Gargutträger 5 anhand von Beispielen beschrieben.
[0059] In den Figuren 2 und 3 wurde der Betrag der Streuung 6 gegen die Frequenz 16 aufgetragen.
Die Figur 3 zeigt dabei einen in Transmission erfassten Streuparameter (S12 bzw. S21).
Die Figur 2 zeigt einen in Reflexion erfassten Streuparameter (S11). Es wurden jeweils
zwei unterschiedliche Funktionsverläufe der Streuparameter aufgetragen. Der gestrichelte
Verlauf wurde mit einem als Glasform 35 ausgebildeten Gargutträger 5 erfasst. Der
durchgezogene Verlauf wurde mit einem als Metallform 25 ausgebildeten Gargutträger
5 erfasst. Die Gargutträger 5 sind für die Messungen jeweils mit einem Brotteig mit
einer Masse von 1 kg gefüllt.
[0060] In einem beispielhaften Betrieb des erfindungsgemäßen Gargerätes 1 wird ein Brot
mit der Masse 1 kg in einem Gargutträger 5 aus einem unbekannten Material abgebacken.
Die Glasform 35 und die Metallform 25 sind als typische Backform ausgebildet.
[0061] Dabei erfolgt mindestens einmal am Anfang des Backvorgangs eine frequenzabhängige
Erfassung der Streuparameter bzw. einer aus den Streuparametern ableitbaren Größe.
Anschließend werden die Funktionsverläufe der Streuparameter über die Frequenz ausgewertet.
[0062] Bei einer Metallform 25 kommen aufgrund des Reflexionsverhaltens des Metallwerkstoffes
zwangsläufig mehr Resonanzen als beispielsweise bei einer Glasform 35 zustande. Hier
beeinflussen sich Garraum-Geometrie und Backform-Geometrie sehr stark. Die leitenden
Wände der Backform sorgen für Eigenmoden in der Backform, die wiederum Auswirkungen
auf die Feldstruktur im Garraum 11 und somit auf die Energiezustände der Antennen
23, 33 hat.
[0063] Aus diesem Grund weist der Verlauf der Streuparameteramplituden im Garraum 11 bei
einer leitenden Form bzw. bei einem Behälter 15 aus einem metallischen Material mehr
Minima auf. Somit können zur Unterscheidung zwischen Metallform 25 und Glasform 35
bzw. Keramikform die Minima in einem bestimmten Frequenzband gezählt werden. Es können
im Rahmen einer Kurvendiskussion aber auch die Maxima oder andere Charakteristika
des Streuparameterverlaufs analysiert werden.
[0064] In der Figur 2 ist die entsprechend Reflexion an der Antenne 23 (Streuparameter S11)
gezeigt. Der Frequenzbereich ist vorzugsweise groß gewählt, damit die anschließende
Auswertung wie z.B. das Zählen der Minima zu ausreichend großen Zahlenwerten und somit
zu zuverlässigen Messergebnissen führt. Da die Leistung des Messsignals sehr klein
ist, können auch Frequenzen außerhalb des zugelassenen Frequenzbandes bzw. ISM-Bandes
eingesetzt werden. Beispielsweise wurde hier ein Messbereich von 2,3 GHz bis 2,6 GHz
gewählt.
[0065] In dem für das Beispiel der Figur 2 gewählten Frequenzband beträgt die Anzahl der
Minima für die Metallform 25 siebzehn. Die entsprechende Vermessung der Glasform 35
weist einen Funktionsverlauf mit nur neun Minima auf.
[0066] Die absolute Zahl der Minima wird für Brot bzw. Brotteig oder vergleichbare Teigwaren
mit vergleichbarer Größe mit Erfahrungswerten verglichen. Durch den Vergleich wird
extrahiert, welche Form bzw. welche Materialbeschaffenheit der Gargutträger 5 aufweist.
So kann der Einfluss der Gargutart und dessen Größe auf die Messung und Bestimmung
des Garbehälters herausgerechnet werden. Dazu kann beispielsweise eine Benutzereingabe
berücksichtigt werden, bei der der Benutzer Informationen über das Gargut angibt.
Beispielsweise kann über die Benutzereingabe die Menge oder die Masse oder auch die
Art des Garguts in Erfahrung gebracht werden.
[0067] Auch die Erfassung des Streuparameters in Transmission zwischen zwei Antennen 23,
33 (S 12 bzw. S21) der Figur 3 weist deutliche Unterschiede in der Anzahl der Minima
zwischen Metallform und Glasform auf.
[0068] In den Figuren 2 und 3 ist auch die unterschiedliche Frequenzverteilung der Moden
bzw. Resonanzen für die beiden unterschiedlichen Backformen 25, 35 zu erkennen. So
zeigt die Metallform 25 Resonanzen in Frequenzbereichen, in denen die Glasform 35
keine oder geringere Resonanzen aufweist. Anhand der Modenverteilung bzw. der Anzahl
der Minima kann daher neben der Materialbeschaffenheit auch die Form des eingesetzten
Behälters 15 charakterisiert werden.
[0069] Die Messstrahlung wird an den leitenden Flächen der Metallform 25 nahezu vollständig
reflektiert. Zudem bildet die reflektierende Backform in ihrem Inneren wiederum eine
charakteristische Modenstruktur. Die Backform weist somit zwei verschiedene Geometrien
mit jeweils diversitären Modenverteilungen auf. Durch die Wechselwirkungen zwischen
den Geometrien weisen die Reflexionsmesswerte bei einem leitenden Gargutbehälter 15
eine ausgeprägte Frequenzabhängigkeit auf. Diese Modenverteilungen können zuverlässig
zur Bestimmung der Form oder der Materialeigenschaft des Gargutträgers 5 herangezogen
werden.
[0070] Nach der Ermittlung der Kenngröße für den Gargutträger 5 wird die Kenngröße der Steuereinrichtung
4 zur Verfügung gestellt. Die Steuereinrichtung 4 nimmt dann vorzugsweise eine Anpassung
des Behandlungsprogramms oder wenigstens eine Einstellung der Behandlungseinrichtung
2 vor. So wird durch die ermittelten Informationen über den Gargutträger 5 die Steuerung
des Garprozesses benutzerfreundlich ohne besonderes Zutun des Benutzers angepasst.
Da der Garvorgang präziser gesteuert werden kann, wird das Garergebnis erheblich verbessert.
[0071] Anhand der Kenngröße erfolgt ein dynamisches Anpassen verschiedener Garparameter,
wie beispielsweise der Gardauer und/oder der Garraumtemperatur oder eine Anpassung
eines Temperaturprofils. Es können auch gezielt bestimmte Typen von Heizquellen zugeschaltet
oder abgeschaltet werden.
[0072] Zudem kann die Hochfrequenzleistung des Hochfrequenzerzeugers 12 bzw. ein Algorithmus
für die Zufuhr von Hochfrequenzleistung in das Gargut in Abhängigkeit der Kenngröße
angepasst werden. Bei der Energiezufuhr durch Hochfrequenz sind unterschiedliche Algorithmen
optimal, wenn sich das Gargut in einer Metallform oder in einer Form aus dielektrischem
Material befindet.
[0073] In dem zuvor beschriebenen Messvorgang wird anhand der Kenngröße zwischen einer Glasform
35 und einer Metallform 25 unterschieden. Bei einer Glasform 35 wird dann langsamer
aufgeheizt, da das Glas die Randschicht des Garguts anfangs noch abkühlt. Im Gegensatz
dazu leitet das Metall der Metallform 25 die Wärme vergleichsweise gut in das Gargut
und hat eine gleichmäßige Temperatur. Somit kann bei einer Metallform 25 sowohl im
konventionellen Betrieb mit einer thermischen Heizquelle 22 als auch beim Erwärmen
mittels des Hochfrequenzerzeugers 12 zeitoptimiert bzw. intensiver aufgeheizt werden.
Ziel der Garzeit-Verlängerung bei Glasformen 35 ist es, auch dort eine vergleichbare
Bräunung zu erreichen, wie sie sonst nur bei Metallformen 25 der Fall erreicht wird.
[0074] Der hier als Beispiel beschriebene Messvorgang dient zu Veranschaulichung des Messablaufs
und wird in entsprechender Weise für beliebige Gargutträger 5 aus anderen Werkstoffen
und mit anderen Formen durchgeführt. Zudem erfolgt der Messvorgang in entsprechender
Weise auch bei Beladung des Gargutträgers 5 mit beliebigen anderen Gargütern.
Bezugszeichenliste
[0075]
- 1
- Gargerät
- 2
- Behandlungseinrichtung
- 3
- Messsystem
- 4
- Steuereinrichtung
- 5
- Gargutträger
- 6
- Betrag
- 11
- Garraum
- 12
- Hochfrequenzerzeuger
- 13
- Netzwerkanalysator
- 15
- Behälter
- 16
- Frequenz
- 22
- Heizquelle
- 23
- Antenne
- 25
- Metallform
- 33
- Antenne
- 35
- Glasform
- 200
- Backofen, Kombigerät
- 201
- Bedieneinrichtung
- 202
- Tür
1. Verfahren zum Betreiben eines Gargerätes (1), wobei Gargut auf wenigstens einem Gargutträger
(5) mit wenigstens einer Behandlungseinrichtung (2) in wenigstens einem Garraum (11)
behandelt wird
und wobei die Behandlungseinrichtung (2) in Abhängigkeit wenigstens eines Behandlungsprogramms
durch wenigstens eine Steuereinrichtung (4) gesteuert wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Berücksichtigung eines Einflusses des Gargutträgers (5) auf die Behandlung des
Garguts wenigstens eine charakteristische Kenngröße für den Gargutträger ermittelt
und der Steuereinrichtung (4) zur Verfügung gestellt wird
und dass dazu hochfrequente Messstrahlung mit einer Mehrzahl von Frequenzen in den Garraum
(11) ausgesendet und wieder empfangen und ausgewertet wird und dass anhand wenigstens
eines Vergleichs der empfangenen mit der ausgesendeten Messstrahlung frequenzabhängig
wenigstens ein Streuparameter für die im Garraum (11) reflektierte, transmittierte
oder absorbierte Messstrahlung bestimmt wird und dass anhand des Streuparameters die
charakteristische Kenngröße für den Gargutträger (5) ermittelt wird.
2. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Berechnung der Kenngröße für den Gargutträger (5) wenigstens eine für die
Masse des Garguts charakteristische Gargutkenngröße herangezogen wird, um den Einfluss
der Gargutmasse auf den Streuparameter wenigstens näherungsweise zu berücksichtigen.
3. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Gargutkenngröße anhand wenigstens einer Benutzereingabe ermittelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Gargutkenngröße anhand wenigstens eines Messverfahrens bestimmt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass anhand der Kenngröße für den Gargutträger (5) eine Anpassung wenigstens eines Parameters
des Behandlungsprogramms vorgenommen wird und/oder eine Auswahl des Behandlungsprogramms
aus einer Gruppe von Behandlungsprogrammen vorgenommen wird.
6. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens einer der folgenden Parameter angepasst wird: Behandlungsdauer, Behandlungsintervalle,
Temperaturprofile, Garraumtemperatur, mittlere und/oder maximale und/oder minimale
Leistungsabgabe an das Gargut, Heizquellenauswahl, thermische und/oder dielektrische
Erwärmung, Hochfrequenzleistung, Leistungseinheiten, Betriebsalgorithmen eines Hochfrequenzerzeugers.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein frequenzabhängiger Funktionsverlauf des Streuparameters mit einem hinterlegten
Funktionsverlauf eines Streuparameters unter bekannten Bedingungen und insbesondere
unter Einsatz eines bekannten Gargutträgers (5) verglichen wird und dass anhand des
Vergleichs die Kenngröße für den Gargutträger (5) zugeordnet wird.
8. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein Teil der in einem frequenzabhängigen Verlauf des Streuparameters auftretenden
Minima und/oder Maxima bestimmt und zur Ermittlung der charakteristischen Kenngröße
für den Gargutträger (5) herangezogen werden.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kenngröße für den Gargutträger (5) wenigstens eine Form des Gargutträgers (5)
beschreibt.
10. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Form eines als Behälter (15) ausgebildeten Gargutträgers (5) wenigstens anhand
eines frequenzabhängigen Verlaufs des Streuparameters erkannt wird, welcher zwei unterscheidbare
Modenverteilungen umfasst, nämlich eine erste charakteristische Modenverteilung der
aus einem Außenbereich des Behälters (15) reflektierten Messstrahlung und eine zweite
charakteristische Modenverteilung der aus einem Innenbereich des Behälters (15) reflektierten
Messstrahlung.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kenngröße für den Gargutträger (5) eine dielektrische Leitfähigkeit und/oder
Wärmeleitfähigkeit beschreibt und dass unter Berücksichtigung der dielektrischen Leitfähigkeit
des Gargutträgers (5) ein Hochfrequenzerzeuger (12) zur dielektrischen Erwärmung des
Garguts eingestellt wird und/oder dass unter Berücksichtigung der Wärmeleitfähigkeit
des Gargutträgers (5) eine thermische Heizquelle (22) eingestellt wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass anhand der Kenngröße für den Gargutträger (5) wenigstens ein Garguttyp bestimmt wird
und dass unter Berücksichtigung des Garguttyps wenigstens eine Anpassung und/oder
Auswahl des Behandlungsprogramms vorgenommen wird.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Messstrahlung eine Frequenzbreite umfasst, welche eine Ausbreitung von wenigstens
zehn Moden im unbeladenen Garraum (11) bietet.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Gargut im Garraum (11) mittels eines Hochfrequenzerzeugers (12) durch hochfrequente
Behandlungsstrahlung erhitzt wird und dass die Leistung der Messstrahlung um ein Vielfaches
geringer als die Leistung der Behandlungsstrahlung ist, sodass die Messstrahlung nicht
zum Erhitzen des Garguts einsetzbar ist.
15. Gargerät (1), mit wenigstens einer Behandlungseinrichtung (2) zur Behandlung von Gargut
auf wenigstens einem Gargutträger (5) in wenigstens einem Garraum (11) und mit wenigstens
einer Steuereinrichtung (4) zur Steuerung der Behandlungseinrichtung (2) in Abhängigkeit
wenigstens eines Behandlungsprogramms,
gekennzeichnet durch
wenigstens ein Messsystem (3), welches dazu geeignet und ausgebildet ist, wenigstens
eine charakteristische Kenngröße für den Gargutträger (5) zu ermitteln und der Steuereinrichtung
(4) zur Verfügung zu stellen und dazu hochfrequente Messstrahlung mit einer Mehrzahl
von Frequenzen in den Garraum (11) auszusenden und wieder zu empfangen und auszuwerten
und anhand wenigstens eines Vergleichs der empfangenen mit der ausgesendeten Messstrahlung
frequenzabhängig wenigstens ein Streuparameter für die im Garraum (11) reflektierte,
transmittierte oder absorbierte Messstrahlung zu bestimmen und anhand des Streuparameters
die charakteristische Kenngröße für den Gargutträger (5) zu ermitteln, sodass der
Einfluss des Gargutträgers (5) bei der Behandlung des Garguts berücksichtigt werden
kann.