[0001] Die Erfindung betrifft ein Scharnier für die Anordnung zwischen einem Flügel und
einer Zarge mit einer ersten Befestigungseinrichtung, einer zweiten Befestigungseinrichtung,
zumindest einem Scharnierbügel, der die erste Befestigungseinrichtung und die zweite
Befestigungseinrichtung miteinander verbindet, wobei der Scharnierbügel in einer Drehachse
drehbeweglich mit der zweiten Befestigungseinrichtung verbunden ist und mit einer
zwischen den beiden Befestigungseinrichtungen angeordneten elektrischen Leitung, die
einen ersten und zweiten Leitungsabschnitt aufweist, wobei der erste Leitungsabschnitt
von dem Scharnierbügel zumindest teilweise aufgenommen und der zweite Leitungsabschnitt
in einem vollständig geöffneten Zustand des Scharniers ausgehend von einem Wegführungspunkt,
an dem die elektrische Leitung den Scharnierbügel verlässt, seitlich an dem Scharnierbügel
zu einem Wandabschnitt der zweiten Befestigungseinrichtung geführt ist. Dabei meint
seitlich eine Richtung die schräg, vorzugsweise senkrecht, zur Drehachse verläuft.
[0002] Die Erfindung bezieht sich dabei vorzugsweise auf Scharniere, die in Form von Türbändern
bereitgestellt werden. Die Erfindung ist aber nicht auf solche Ausführungsformen beschränkt,
sondern kann darüber hinaus beispielsweise auch bei Fenstern, Möbeln oder dergleichen
Anwendung finden. Derartige Scharniere sind dazu geeignet, eine elektrische Verbindung
zwischen der Zarge und dem Flügel bereitzustellen, mit der beispielsweise elektrische
Schließsysteme oder Beleuchtungseinrichtungen innerhalb des Flügels betrieben werden
können. Da der Scharnierbügel in der Regel die einzige Verbindung zwischen der ersten
und der zweiten Befestigungseinrichtung darstellt, verläuft die elektrische Leitung
in der Regel zumindest teilweise entlang des Scharnierbügels.
[0003] Dabei lässt sich die elektrische Leitung in zwei Leitungsabschnitte unterteilen.
Der erste Leitungsabschnitt wird von dem Scharnierbügel zumindest teilweise aufgenommen.
Aufgenommen meint im Rahmen der Erfindung, dass sich der erste Leitungsabschnitt innerhalb
des Scharnierbügels befindet oder außerhalb an dem Scharnierbügel befestigt ist. Der
erste Leitungsabschnitt endet an einem Punkt, an dem die elektrische Leitung mit dem
Scharnierbügel keine bauliche Einheit mehr bildet. Dieser Punkt wird als Wegführungspunkt
bezeichnet und bildet den Übergangspunkt zwischen dem ersten und dem zweiten Leitungsabschnitt.
[0004] Bei einer Anordnung der elektrischen Leitung innerhalb des Scharnierbügels entspricht
der Wegführungspunkt dem Punkt, an dem die elektrische Leitung aus dem Scharnierbügel
hervortritt. Hierzu ist eine Öffnung im Scharnierbügel vorgesehen, wobei der Wegführungspunkt
entweder an einer Kante der Öffnung oder zwischen den Kanten auf einer gedachten Oberfläche
des Scharnierbügels liegt. Hingegen stellt bei einer außenseitigen Anordnung der elektrischen
Leitung auf dem Scharnierbügel der Punkt den Wegführungspunkt dar, an dem letztmalig
eine Kraftübertragung zwischen dem Scharnierbügel und der elektrischen Leitung erfolgen
kann, was in der Regel dem Punkt entspricht, an dem die elektrische Leitung letztmalig
am Scharnierbügel befestigt ist. Ausgehend von dem Wegführungspunkt verläuft der zweite
Leitungsabschnitt im Wesentlichen frei zu dem Bandabschnitt der zweiten Befestigungseinrichtung.
Dabei stellt der Wegführungspunkt keinen starren Punkt dar, sondern kann sich im Zuge
einer Schließ- bzw. Öffnungsbewegung des Scharniers entlang der Außenkontur des Scharnierbügels
bewegen.
[0005] Ein Türscharnier ist beispielsweise aus der
DE 10 2013 108 973 B3 bekannt. Die elektrische Leitung wird mit einem ersten Abschnitt innerhalb des Scharnierbügels
geführt, wozu eine Nut im Scharnierbügel vorgesehen ist. Der Scharnierbügel weist
ferner eine Öffnung auf, durch die die elektrische Leitung austritt, wobei in der
Öffnungsstellung der Rand der Öffnung die Wegführungspunkte definieren. Da die Öffnung
und damit auch die Wegführungspunkte räumlich nah zum Wandabschnitt angeordnet sind
und der Abstand zwischen der Drehachse des Scharnierbügels und dem Wegführungspunkt
verhältnismäßig weit voneinander entfernt sind, sind für die Verbindung der beiden
Befestigungseinrichtungen unterschiedlich lange elektrische Leitungen nötig. Dieser
Längenunterschied wird durch einen Vorrat bereitgestellt, der beispielsweise in Form
einer spiralförmigen Aufwicklung in einem Bereich des Befestigungsabschnittes angeordnet
ist.
[0006] Aus der
DE 20 2005 018 419 U1 ist ein Türscharnier mit einer Führung für eine elektrische Leitung bekannt, wobei
die elektrische Leitung durch eine Nut innerhalb des Scharnierbügels geführt und an
den jeweils als Drehgelenk ausgeführten Enden des Scharnierbügels entlang der Drehachse
herausgeführt ist. Bei einer solchen Anordnung bildet sich im Zuge einer Schließ-
bzw. Öffnungsbewegung keine wesentliche Längenänderung aus, so dass auf einen Vorrat
gemäß der
DE 10 2013 108 973 B3 verzichtet werden kann. Die Ableitung der elektrischen Leitung erfolgt entweder über
Schleifkontakte, oder über die Befestigungseinrichtungen des Scharnierbügels. Eine
Verformung der elektrischen Leitung im Zuge der Drehbewegung des Türscharniers ist
somit lediglich in Form einer Torsionsverformung möglich.
[0007] Insgesamt sind die aus der Praxis bekannten Scharniere im Hinblick auf das Bereitstellen
einer elektrischen Verbindung verbesserungswürdig, so dass der vorliegenden Erfindung
die Aufgabe zugrunde liegt, ein gattungsgemäßes Scharnier in konstruktiver Hinsicht
zu verbessern.
[0008] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Scharnier gemäß Anspruch 1 sowie eine Türanordnung
gemäß dem Anspruch 10.
[0009] Gegenüber den bereits aus der Praxis bekannten Scharnieren wird der Wegführungspunkt
so gewählt, dass dieser nah an der Drehachse des Scharnierbügels angeordnet ist, so
dass der Abstand zwischen der Drehachse und dem Wegführungspunkt in geöffneten Zustand
deutlich kleiner ist als die Länge des zweiten Leitungsabschnittes, der dazu vorgesehen
ist, um die elektrische Leitung hin zu einem Wandabschnitt der zweiten Befestigungseinrichtung
zu führen. Der geöffnete Zustand bezieht sich auf einen maximalen Öffnungswinkel,
wobei das Scharnier dort durch einen Anschlag oder eine andere Begrenzung nicht weiter
bewegt werden kann. Im Gegensatz dazu sind im geschlossenen Zustand die Befestigungseinrichtungen
hintereinander angeordnet, so dass der Winkel zwischen den Befestigungseinrichtungen
180° beträgt. Bei einer solchen Ausgestaltung ergibt sich der Vorteil, dass die erforderliche
Länge der elektrischen Leitung sich unabhängig von der Schließposition gar nicht oder
nur sehr geringfügig ändert.
[0010] Das Verhältnis zwischen dem Abstand der Drehachse des Drehgelenks zum Wegführungspunkt
einerseits und der Länge des zweiten Leitungsabschnittes andererseits beträgt hierbei
weniger als 1:3, vorzugsweise 1:4, besonders bevorzugt 1:5. Die Erfindung umfasst
aber auch eine Ausgestaltung, bei der die elektrische Leitung durch die Drehachse
des Scharnierbügels durchgeführt wird, so dass das Verhältnis 0 beträgt. Erfasst ist
somit ein Verhältnis im Bereich von 0 bis 1:3.
[0011] In einer bevorzugten Ausgestaltung beträgt der Abstand zwischen der Drehachse und
dem Wegführungspunkt weniger als 20 mm, vorzugsweise weniger als 10 mm. Ein solch
geringer Abstand bietet den Vorteil, dass sich die zur Bewegung erforderliche Länge
des zweiten Leitungsabschnittes im Zuge einer Schließ- bzw. Öffnungsbewegung nicht
wesentlich verändert, so dass kein bzw. ein nur sehr geringer Vorrat der elektrischen
Leitung bereitgestellt werden muss.
[0012] Die elektrische Leitung ist vorzugsweise in Form eines Flachbandkabels vorgesehen.
Derartige Kabel weisen mehrere Adern auf, die nebeneinander angeordnet sind, so dass
in Richtung der nebeneinander angeordneten Adern das Flachbandkabel nur sehr eingeschränkt
bewegt werden kann, während in einer quer dazu orientierten Richtung ein hohes Maß
an Beweglichkeit möglich ist.
[0013] Der erste Leitungsabschnitt der elektrischen Leitung ist in einer bevorzugten Ausgestaltung
der Erfindung in dem Scharnierbügel angeordnet oder außenseitig mit dem Scharnierbügel
verklebt.
[0014] Für eine Anordnung innerhalb des Scharnierbügels weist der Scharnierbügel beispielsweise
eine Nut auf, die sich vorzugsweise zumindest über die Länge des Scharnierbügels,
welche bei der Benutzung des Scharniers in dem Spalt zwischen Flügel und Zarge freiliegt,
erstreckt. Die Nut kann dabei eine Breite aufweisen, die größer ist, als es zur Aufnahme
des Flachbandkabels erforderlich wäre. Bei einer solchen Ausgestaltung kann der Teil
der elektrischen Leitung, der nicht für den zweiten Leitungsabschnitt benötigt wird
von der Nut aufgenommen werden, so dass sich entsprechend der erste Leitungsabschnitt
vergrößert und der zweite Leitungsabschnitt verkürzt. Hierdurch kann auf besonders
vorteilhafte Weise von einem Vorrat außerhalb des Scharnierbügels abgesehen werden.
Alternativ kann bei einem Scharnierbügel aus Kunststoff oder Spritzguss der erste
Leitungsabschnitt beispielsweise auch direkt bei einem Spritzgießvorgang in das Material
des Scharnierbügels eingebettet werden.
[0015] Grundsätzlich bietet eine verdeckte Anordnung des ersten Leitungsabschnittes innerhalb
des Scharnierbügels gegenüber einer außenseitigen Verklebung den Vorteil, dass die
elektrische Leitung nicht mehr sichtbar und optimal gegen Beschädigungen und Manipulation
geschützt ist. Hierzu ist vorzugsweise zusätzlich auch eine Abdeckung vorgesehen,
welche die Nut verschließt. Je nach Ausgestaltung des Scharniers ist es somit für
einen Benutzer überhaupt nicht mehr ersichtlich, wo und wie der elektrische Anschluss
des Flügels erfolgt. Ein Schutz vor Manipulation kann gerade dann von besonderer Bedeutung
sein, wenn der Türflügel mit Sicherheitseinrichtungen ausgerüstet ist, welche über
die elektrische Leitung angeschlossen sind.
[0016] In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird zwischen der ersten und der
zweiten Befestigungseinrichtung eine Öffnungsbewegung um zumindest 160°, bevorzugt
180°, ermöglicht. Hierzu ist die Drehachse seitlich von der ersten Befestigungseinrichtung
angeordnet, so dass im Zuge einer Öffnungsbewegung die zweite Befestigungseinrichtung
vollständig neben der ersten Befestigungseinrichtung verschwenkbar ist. Grundsätzlich
liegt es auch im Rahmen der Erfindung, die Drehachse vor der ersten Befestigungseinrichtung
anzuordnen, wobei die Befestigungseinrichtungen dann derart ausgestaltet sind, dass
zumindest eine Bewegung um 160° ermöglicht wird.
[0017] In einer Weiterbildung der Erfindung ist ferner der Scharnierbügel für eine verdeckte
Anordnung zwischen Flügel und Zarge vorgesehen. Eine verdeckte Anordnung bietet den
Vorteil, dass durch das nicht sichtbare Scharnier ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild
geschaffen wird. Darüber hinaus ist das Scharnier im geschlossenen Zustand auch von
außen nicht zugänglich und daher auch sehr gut gegen mögliche Manipulationen abgesichert.
[0018] Bei einer verdeckten Anordnung zwischen Flügel und Zarge weist der Scharnierbügel
gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung eine gebogene und/oder abgewinkelte
Form auf, wobei die Form des Scharnierbügels nicht nur auf eine verdeckte Anordnung
beschränkt ist.
[0019] Grundsätzlich ist es möglich, die elektrische Leitung in einem von zwei paarweise
zusammenwirkenden Scharnierbügeln zu integrieren, sowie diese aus der
DE 10 2007 041 816 B4 sowie der
EP 1 489 255 B1 bekannt sind. Bevorzugt sind aber die beiden Befestigungseinrichtungen lediglich
durch einen Scharnierbügel miteinander verbunden, der durch die bogenförmige und/oder
abgewinkelte Form die verdeckte Anordnung zwischen Zarge und Flügel ermöglicht. Der
Scharnierbügel kann beispielsweise in einer Draufsicht eine in etwa V- oder U-förmige
Gestalt aufweisen. Ein Türband mit einem entsprechend geformten Scharnierbügel ist
beispielsweise aus der
DE 10 2010 025 601 B3 bekannt.
[0020] Bei einer Ausgestaltung mit nur einem Scharnierbügel zwischen den beiden Befestigungsteilen
ist es zweckmäßig, wenn die elektrische Leitung und der Scharnierbügel an der ersten
Befestigungseinrichtung unbeweglich angeordnet sind. Hierzu weist der Scharnierbügel
vorzugsweise einen Flansch in Form einer endseitigen Abwicklung auf, über den der
Scharnierbügel mit der ersten Befestigungseinrichtung verbunden werden kann. In dem
Flansch sind bevorzugt Bohrungen oder Durchbrechungen zur Aufnahme von Verbindungsschrauben,
Verbindungsstiften oder dergleichen vorgesehen, über die der Scharnierbügel mit dem
Flansch an der ersten Befestigungseinrichtung fixiert ist.
[0021] In einer Weiterbildung der Erfindung weist der zweite Leitungsabschnitt einen Elektroanschluss
auf, über den der zweite Leitungsabschnitt lösbar mit der zweiten Befestigungseinrichtung
verbunden ist. Durch die lösbare Verbindung wird einerseits der Montageaufwand deutlich
reduziert, da zunächst das Scharnier mit den Befestigungseinrichtungen an Flügel und
Zarge montiert und erst im Anschluss daran die elektrische Leitung mit dem zweiten
Leitungsabschnitt an der zweiten Befestigungseinrichtung verbunden wird. Andererseits
ist auch ein nachträglicher Austausch einzelner Komponenten des Scharniers möglich,
ohne dass die elektrische Verbindung auf eine komplizierte Art und Weise wieder hergestellt
werden muss. Es liegt aber auch im Rahmen der Erfindung, die Verbindung unlösbar auszugestalten.
[0022] Bevorzugt erfolgt die Anordnung des Elektroanschlusses an einer stirnseitigen Wandung
eines Gehäuses der zweiten Befestigungseinrichtung, wobei auch eine Anordnung an einer
seitlichen Wandung möglich ist. Alternativ ist es auch möglich die zweite Befestigungseinrichtung
aus mehreren Komponenten zusammenzusetzen, wobei dann der Elektroanschluss in einer
der Komponenten z. B. in einem Zwischenstück angeordnet ist.
[0023] Bevorzugt ist der Elektroanschluss eine Steckverbindung, wobei allein im Zuge des
Einsteckens der Elektroleitung eine feste Verbindung erzeugt wird, die aber alleine
durch eine ausreichende Krafteinwirkung oder auch durch Lösen geeigneter Sicherungsmittel
wieder gelöst werden kann. Für eine solche Steckverbindung weist der zweite Leitungsabschnitt
an seinem Ende einen entsprechenden Stecker und die zweite Befestigungseinrichtung
in seinem Befestigungspunkt einen Elektroanschluss zur Aufnahme des Steckers auf.
Grundsätzlich ist es aber auch möglich, dass beispielsweise Schraubklemmen zum Einsatz
kommen, wobei die Verbindung nicht im Zuge des Einsteckens sondern infolge des Festschraubens
der Schraubklemmen erfolgt.
[0024] Eine lösbare Verbindung ist aber nicht nur beschränkt auf die Verbindung zwischen
dem zweiten Leitungsabschnitt der Elektroleitung und der zweiten Befestigungseinrichtung,
sondern kann darüber hinaus auch zwischen dem ersten Leitungsabschnitt und der ersten
Befestigungseinrichtung realisiert sein. Dies bietet insbesondere bei Ausgestaltungen,
bei denen die elektrischen Leitungen ein durchgehendes Kabel ist, bevorzugt ein durchgehendes
Flachbandkabel, den Vorteil, dass durch Lösen der beiden Verbindungen ein einfacher
Austausch der elektrischen Leitung bzw. des Kabels möglich ist. Dies kann insbesondere
dann notwendig sein, wenn aufgrund einer Vielzahl von Öffnungs- bzw. Schließvorgängen
die elektrische Leitung stellenweise derart beansprucht wurde, dass ein Bruch der
elektrischen Leitung erfolgt. Bevorzugt weist bei einer solchen Ausführungsform auch
der erste Leistungsabschnitt endseitig einen Stecker und die erste Befestigungseinrichtung
einen Elektroanschluss zur Aufnahme des Steckers auf, der auch bei der ersten Befestigungseinrichtung
bevorzugt stirnseitig im Gehäuse angeordnet ist.
[0025] Die Anwendungsmöglichkeiten des beschriebenen Scharniers sind vielfältig. Bevorzugt
wird das Scharnier aber als Türband zur Verbindung eines Türflügels mit einer Türzarge
eingesetzt. Gegenstand ist daher auch eine Türanordnung mit einem Türflügel, einer
Türzarge und einem erfindungsgemäßen Scharnier.
[0026] Bei einer solchen Türanordnung muss unterschieden werden zwischen Ausführungen bei
denen über das Scharnier eine Kraftabstützung erfolgt oder bei denen das Scharnier
als sogenannter "Dummy" lediglich der Aufnahme der elektrischen Leitung dient.
[0027] Vor diesem Hintergrund sind gemäß einer ersten Ausgestaltung zwischen dem Türflügel
und der Türzarge zusätzlich zum Scharnier Türbänder angeordnet, wobei die Kraftabstützung
des Türflügels an der Zarge zumindest im Wesentlichen über die Türbänder erfolgt.
Da folglich von einer Kraftübertragung durch das Scharnier abgesehen wird, kann dieses
aus einfachen Materialien wie beispielswiese aus Kunststoff hergestellt werden, wodurch
eine kostengünstige und einfache Herstellung möglich ist.
[0028] Gemäß einer zweiten Ausgestaltung ist das Scharnier als Türband ausgebildet, wobei
zwischen dem Türflügel und der Türzarge zusätzlich zu dem Türband ein weiteres Türband
angeordnet ist und die Kraftabstützung des Türflügels an der Zarge durch beide Türbänder
erfolgt. Bei einer solchen Ausgestaltung muss das Scharnier einen Teil des Gewichts
des Türflügels tragen, so dass dieses vorzugsweise aus einem Metall hergestellt ist.
[0029] Unabhängig von der Ausgestaltungsform ist das Scharnier bevorzugt verdeckt angeordnet,
wobei das Scharnier mit den Befestigungseinrichtungen in Schmalseiten von Türflügel
und Türzarge eingesetzt ist.
[0030] Die Erfindung wird im Folgenden anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Scharnier in einer Explosionsdarstellung,
- Fig. 2
- eine Türanordnung mit Türflügel, Türzarge und Scharnier gemäß einer ersten Variante
sowohl im geschlossenen als auch im geöffneten Zustand,
- Fig. 3
- eine Türanordnung mit Türflügel, Türzarge und Scharnier gemäß einer zweiten Variante
sowohl in einem geschlossenen als auch in einem geöffneten Zustand.
[0031] Die Fig. 1 zeigt ein Scharnier in einer Explosionsdarstellung, so dass die einzelnen
Komponenten sichtbar und die baulichen Zusammenhänge deutlich erkennbar sind. Das
Scharnier weist eine erste Befestigungseinrichtung 1 und eine zweite Befestigungseinrichtung
2 auf, die über einen Scharnierbügel 3 miteinander verbunden sind. Die erste Befestigungseinrichtung
besteht hierbei aus mehreren Komponenten 1a, 1b, 1c. Der Scharnierbügel 3 ist über
die Drehachse 4 drehbeweglich mit der zweiten Befestigungseinrichtung 2 verbunden.
Zur Befestigung des Scharnierbügels 3 mit der ersten Befestigungseinrichtung 1 weist
der Scharnierbügel 3 einen Flansch in Form einer rechtwinkligen Abwicklung auf, wobei
der Flansch 5 Durchbrechungen 6 aufweist, über die mittels einer festen Schraubverbindung
7 die Verbindung mit dem ersten Befestigungsabschnitt 1 erfolgt.
[0032] Zwischen den beiden Befestigungseinrichtungen 1, 2 ist eine elektrische Leitung 8
angeordnet, die einen ersten Leitungssabschnitt 9 und einen zweiten Leitungsabschnitt
10 aufweist. Die beiden Leitungsabschnitte 9, 10 werden unterteilt durch einen Wegführungspunkt
11. Der zweite Leitungsabschnitt 10 wird in Form einer im Wesentlichen freiverlaufenden
Leitung zu einem Wandabschnitt der zweiten Befestigungseinrichtung 2 geführt. Da der
Wegführungspunkt 11 nicht streng auf der elektrischen Leitung 8 festgelegt, sondern
von der Positionierung der elektrischen Leitung 8 in Bezug auf den Scharnierbügel
3 abhängig ist, kann sich die Länge der einzelnen Leitungsabschnitte 9, 10 im Zuge
des Schließens bzw. des Öffnens des Scharniers ändern.
[0033] Um das Scharnier möglichst manipulationssicher ausgestalten zu können, weist der
Scharnierbügel 3 eine Nut 12 auf, in die die elektrische Leitung 8 mit dem ersten
Leitungsabschnitt 9 eingesetzt ist und anschließend die Nut 12 durch eine Abdeckung
13 verschlossen wird. Diese Abdeckung 13 ist dabei an einer Innenseite des Scharnierbügels
3 angeordnet, wobei auch Ausgestaltungsformen denkbar sind, bei denen die Abdeckung
13 außenseitig angeordnet ist.
[0034] Die elektrische Leitung 8 weist jeweils endseitig am ersten und am zweiten Leitungsabschnitt
9, 10 einen Stecker 14, 15 auf, wobei ein erster Stecker 14 zur lösbaren Verbindung
mit einem als Steckverbindung ausgeführten Elektroanschluss 16 und der zweite Stecker
15 zur lösbaren Verbindung mit einem als Steckverbindung ausgeführten Elektroanschluss
17 versehen ist. Der Elektroanschluss 16 ist hierbei in der zweiten Befestigungseinrichtung
2 und der Elektroanschluss 17 in der ersten Befestigungseinrichtung 1 bzw. in einer
der Komponenten 1a, 1b, 1c befestigt. Der erste Elektroanschluss 16 bildet zugleich
einen Befestigungspunkt 18 in der zweiten Befestigungseinrichtung 2, über den die
Länge des zweiten Leitungsabschnittes 10 zusammen mit dem Wegführungspunkt 11 festgelegt
wird.
[0035] Die Fig. 2 zeigt eine Türanordnung mit ein als Türband ausgebildetes Scharnier in
einer Schnittdarstellung. Die obere Abbildung zeigt hierbei den geschlossenen und
die untere Abbildung den geöffneten Zustand. Der Scharnierbügel ist verdeckt zwischen
der Türzarge 19 und den Türflügel 20 angeordnet, wobei die erste und die zweite Befestigungseinrichtung
in Schmalseiten von Türflügel 20 und Türzarge 19 eingesetzt sind.
[0036] Der Scharnierbügel 3 verbindet die erste Befestigungseinrichtung 1 mit der zweiten
Befestigungseinrichtung 2, wobei dieser über eine als Flansch 5 ausgebildete Abwinklung
mit der ersten Befestigungseinrichtung 1 verbunden ist. Die Befestigung erfolgt durch
Schraubverbindungen über die im Flansch 5 vorgesehenen Durchbrechungen 6. Die zweite
Befestigungseinrichtung 2 ist über eine Drehachse 4 drehbeweglich mit dem Scharnierbügel
3 verbunden.
[0037] Zwischen den beiden Befestigungseinrichtungen 1, 2 ist eine elektrische Leitung 8
angeordnet, die einen ersten Leitungsabschnitt 9 und einen zweiten Leitungsabschnitt
10 aufweist, wobei der erste Leitungsabschnitt 9 in einer Nut 12 des Scharnierbügels
3 aufgenommen ist und der zweite Leitungsabschnitt 10 ausgehend von einem Wegführungspunkt
11 seitlich an dem Scharnierbügel 3 zu einem Wandabschnitt der zweiten Befestigungseinrichtung
2 geführt und über einen Elektroanschluss 16 mit der zweiten Befestigungseinrichtung
verbunden ist. Der Elektroanschluss 16 bildet zugleich den Befestigungspunkt 18, so
dass die Länge des zweiten Leitungsabschnittes definiert wird durch den Wegführungspunkt
11 und den Befestigungspunkt 18. Hierbei ist es entscheidend, dass der Abstand zwischen
der Drehachse 4 und dem Wegführungspunkt 11 im geöffneten Zustand kleiner ist als
die Länge des zweiten Leitungsabschnittes 10, wobei das Verhältnis zwischen dem Abstand
zwischen der Drehachse 4 und dem Wegführungspunkt 11 und der Länge des zweiten Leitungsabschnittes
10 weniger als 1 : 3 beträgt. Ferner beträgt der Abstand zwischen der Drehachse 4
und dem Wegführungspunkt 11 weniger als 20 mm.
[0038] Eine vergleichende Betrachtung zwischen der Türanordnung im geschlossen und im geöffneten
Zustand zeigt, dass hierbei der Wegführungspunkt 11 nicht streng festgelegt ist, sondern
sich im Zuge einer Öffnungs- oder Schließbewegung verändern kann. So liegt der Wegführungspunkt
11 im geschlossenen Zustand auf der Außenfläche des bogenförmig ausgestalteten Scharnierbügels
3, während im geöffneten Zustand der Wegführungspunkt am Fuß des Scharnierbügels 3
angeordnet ist. Darüber hinaus ist es auch ersichtlich, dass sich die Länge des zweiten
Leitungsabschnittes 10 hierdurch verändert. So liegt im geöffneten Zustand der durch
den Elektroanschluss 16 gebildete Befestigungspunkt 18 weiter von dem Wegführungspunkt
11 entfernt als im geschlossenen Zustand. Die Verlängerung des zweiten Leitungsabschnittes
10 ist dabei aber sehr gering, so dass der Unterschied leicht von der entsprechend
breit ausgebreiteten Nut 12 bzw. durch die im Scharnierbügel 3 gebildete Öffnung ausgeglichen
werden kann.
[0039] Das Scharnier ist derart ausgestaltet, dass zwischen der ersten Befestigungseinrichtung
1 und der zweiten Befestigungseinrichtung 2 eine Öffnungsbewegung um zumindest 160°
ermöglicht wird. Dies wird erzielt, in dem die Drehachse 4 seitlich versetzt zu der
ersten Befestigungseinrichtung 1 angeordnet ist. Im Zuge einer Öffnungsbewegung schwenkt
die zweite Befestigungseinrichtung 2 zusammen mit dem Türflügel 20 um die Drehachse
4 herum, während die Positionierung zwischen der Drehachse 4 und der ersten Befestigungseinrichtung
1 durch die feste Verbindung über den Flansch 5 nicht verändert wird. Ein kleiner
seitlicher Abstand zwischen der Türzarge 19 und der Drehachse 4 ermöglicht einen ausreichenden
Spielraum, so dass eine Schwenkbewegung des Türflügels 20 mit der zweiten Befestigungseinrichtung
2 um mehr als 160° möglich ist. Im gezeigten Beispiel ist sogar eine Öffnungsbewegung
um 180° erzielbar. Einen entscheidenden Faktor stellt in diesem Zusammenhang auch
die Form des Scharnierbügels 3 dar. Ein seitlicher Versatz zwischen der Drehachse
4 und der ersten Befestigungseinrichtung 1 ist nämlich in dem Beispiel nur dann erzielbar,
wenn der Scharnierbügel 3 eine bogenförmige Gestalt aufweist. Vorliegend handelt es
sich hierbei um eine im Querschnitt U-förmige Gestalt, wobei auch eine V-förmige Gestalt
denkbar ist.
[0040] Um einen ungewollten Luftzug durch das Scharnier zu vermeiden ist ferner eine Hohlkammerdichtung
21 vorgesehen, die den Abstand zwischen dem Türflügel 20 und der Türzarge 19 abdichtet.
[0041] Bei der beschriebenen Anordnung kann das Scharnier entweder als kraftabstützendes
Türband oder aber auch als sogenannter "Dummy" verwendet werden. Bei einer Verwendung
als Dummy erfolgt im Wesentlichen keine Kraftabstützung über das Scharnier, so dass
dieses lediglich der Bereitstellung einer elektrischen Verbindung zwischen Türzarge
19 und Türflügel 20 dient.
[0042] Die Fig. 3 zeigt eine Türanordnung mit einer Türzarge 19 und einem Türflügel 20,
wobei das die Türzarge 19 und den Türflügel 20 verbindende Scharnier eine alternative
Ausgestaltung aufweist. Eine vergleichende Betrachtung zwischen der Fig. 2 und der
Fig. 3 zeigt, dass auch hier im geöffneten Zustand der Wegführungspunkt 11 in einem
sehr geringen Abstand zu der Drehachse 4 angeordnet ist, wobei im Gegensatz zu dem
Scharnier gemäß Fig. 2 der Wegführungspunkt 11 zwischen dem Befestigungspunkt 18 und
der Drehachse 4 liegt, während bei einem Scharnier gemäß der Fig. 2 der Wegführungspunkt
11 hinter der Drehachse 4 angeordnet ist. Zugleich ist auch die im Scharnierbügel
3 gebildete Öffnung durch die die elektrische Leitung aus dem Scharnierbügel hervortritt
sehr viel kleiner im Vergleich zum Scharnier gemäß Fig. 2, so dass innerhalb der Öffnung
ein Teil der elektrischen Leitung 8 nicht im Sinne eines Vorrats aufgenommen werden
kann. Die kleine Öffnung bedingt ferner auch eine scharfe Umwinklung der elektrischen
Leitung 8 im Zuge eine Öffnungs- bzw. einer Schließbewegung, was im Hinblick auf einen
Leitungsbruch im Vergleich zu dem in Fig. 2 dargestellten Scharnierbügel 3 nachteilig
ist.
1. Scharnier für die Anordnung zwischen einem Flügel (20) und einer Zarge (19) mit einer
ersten Befestigungseinrichtung (1), einer zweiten Befestigungseinrichtung (2), zumindest
einem Scharnierbügel (3), der die erste Befestigungseinrichtung (1) und die zweite
Befestigungseinrichtung (2) miteinander verbindet, wobei der Scharnierbügel (3) in
einer Drehachse (4) drehbeweglich mit der zweiten Befestigungseinrichtung (2) verbunden
ist und mit einer zwischen den beiden Befestigungseinrichtung (1, 2) angeordneten
elektrischen Leitung (8), die in einem vollständig geöffneten Zustand einen ersten
Leitungsabschnitt (9) und einen an einem Wegführungspunkt (11), an dem die elektrische
Leitung (8) den Scharnierbügel (3) verlässt, anschließenden zweiten Leitungsabschnitt
(10) aufweist, wobei der erste Leitungsabschnitt (9) von dem Scharnierbügel (3) zumindest
teilweise aufgenommen und der zweite Leitungsabschnitt (10) seitlich an dem Scharnierbügel
(3) zu einem Wandabschnitt der zweiten Befestigungseinrichtung (2) geführt ist, dadurch gekennzeichnet, dass
im vollständig geöffneten Zustand das Verhältnis zwischen einem Abstand zwischen der
Drehachse (4) und dem Wegführungspunkt (11) einerseits und der Länge des zweiten Leitungsabschnittes
(10) andererseits weniger als 1:3 beträgt.
2. Scharnier nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand zwischen der Drehachse (4) und dem Wegführungspunkt (11) weniger als
20 mm, vorzugsweise weniger als 10 mm.
3. Scharnier nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die elektrische Leitung (8) in Form eines Flachbandkabels vorgesehen ist.
4. Scharnier nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Leitungsabschnitt (9) in dem Scharnierbügel (3) angeordnet oder außenseitig
mit dem Scharnierbügel (3) verklebt ist.
5. Scharnier nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der ersten Befestigungseinrichtung (1) und der zweiten Befestigungseinrichtung
(2) eine Öffnungsbewegung um zumindest 160° ermöglicht wird.
6. Scharnier nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Scharnierbügel (3) für eine verdeckte Anordnung zwischen Flügel und Zarge vorgesehen
ist.
7. Scharnier nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Scharnierbügel (3) eine bogenförmige und/oder eine abgewinkelte Form aufweist.
8. Scharnier nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Leitungsabschnitt (10) einen Elektroanschluss (16) aufweist, über den
der zweite Leitungsabschnitt (10) lösbar mit der zweiten Befestigungseinrichtung (2)
in einem Befestigungspunkt (18) verbunden ist.
9. Scharnier nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektroanschluss (16) eine Steckverbindung ist.
10. Türanordnung mit einem Türflügel (20), einer Türzarge (19) und einem Scharnier nach
einem der Ansprüche 1 bis 9.
11. Türanordnung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Türflügel (20) und der Türzarge (19) zusätzlich zum Scharnier zwei Türbänder
angeordnet sind, wobei die Kraftabstützung des Flügels (20) an der Zarge (19) zumindest
im Wesentlichen über die Türbänder erfolgt.
12. Türanordnung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Scharnier als Türband ausgebildet ist, wobei zwischen dem Türflügel (20) und
der Türzarge (19) zusätzlich zu dem Türband ein weiteres Türband angeordnet ist, wobei
die Kraftabstützung des Türflügels (20) an der Zarge (19) durch beide Türbänder erfolgt.
13. Türanordnung nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Scharnier verdeckt angeordnet ist, wobei das Scharnier mit den Befestigungseinrichtungen
(1, 2) in Schmalseiten von Türflügel (20) und Türzarge (19) eingesetzt ist.