(19)
(11) EP 3 336 229 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.06.2018  Patentblatt  2018/25

(21) Anmeldenummer: 17194060.4

(22) Anmeldetag:  29.09.2017
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
D03D 1/00(2006.01)
E04F 10/02(2006.01)
D03D 15/00(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD

(30) Priorität: 19.12.2016 AT 511522016

(71) Anmelder: Sattler SUN-TEX GmbH
8077 Gössendorf (AT)

(72) Erfinder:
  • Breuer, Hans-Peter
    2620 Neunkirchen (AT)
  • Bauer, Wolfgang
    8055 Graz (AT)

(74) Vertreter: Wirnsberger & Lerchbaum Patentanwälte OG 
Mühlgasse 3
8700 Leoben
8700 Leoben (AT)

   


(54) GEWEBE


(57) Gewebe (1) mit Kettfäden (2) und Schussfäden (3), wobei die Kettfäden (2) abwechselnd aus Bereichen (41) aus Multifilamentgarn (4) und Bereichen (51) aus Stapelfasergarn (5) gebildet sind, wobei das Stapelfasergarn (5) einen größeren Durchmesser als das Multifilamentgarn (4) aufweist, sodass in einem Querschnitt des Gewebes (1) Oberflächen (52) der Bereiche (51) des Stapelfasergarns (5) höher als Oberflächen (42) der Bereiche (41) des Multifilamentgarns (4) liegen.
Des Weiteren betrifft die Erfindung eine Verwendung eines derartigen Gewebes.




Beschreibung


[0001] Des Weiteren betrifft die Erfindung eine Verwendung eines derartigen Gewebes.

[0002] Sonnenexponierte Bereiche können zum Schutz von Personen mit fixen oder bedarfsweise ein- und ausfahrbaren Beschattungselementen ausgestattet sein. Ein Beispiel hierfür sind Markisen, wie diese häufig bei Terrassen oder Balkonen von Wohnhäusern vorgesehen sind.

[0003] Ein Beschattungselement wie eine Markise ist in der Regel aus einem Gewebe aufgebaut, das mit mechanischen Komponenten verbunden ist, die entweder eine fixe oder zeitliche variable Positionierung des Beschattungselementes erlauben. Bei einer Markise ist zum Beispiel in der Regel ein Rahmen vorgesehen, in welchem die Markise aufgerollt eingespannt ist und bei Bedarf unter Abrollen ausgefahren und später wieder eingefahren werden kann.

[0004] Das Gewebe einer Markise oder auch eines anderen Beschattungselementes ist neben einer Bestrahlung durch Sonnenlicht insbesondere auch Witterungseinflüssen ausgesetzt. Das Gewebe hält üblicherweise auch einer jahrelangen Sonnenlichteinwirkung stand, da das Gewebe gerade für diesen Zweck ausgerichtet ist. Witterungseinflüsse wie Regen oder Schnee können dem Gewebe allerdings zusetzen und auch zu einem nicht erwünschten Aussehen führen. Insbesondere Regentropfen, die sich beispielsweise auf einer Markise ablagern, können insbesondere bei dunkleren Markisenstoffen zu unerwünschten Farbflecken führen. Dieser unerwünschte Effekt kann sich bei starkem Pollenflug verstärken.

[0005] Noch wichtiger ist, dass Regenwasser indirekt auch die Langlebigkeit des Gewebes beeinträchtigen kann. Wird eine Markise bei Regen eingefahren, befinden sich bereits Regentropfen auf der Markise und werden mit dieser eingerollt, wenn die Markise nach einsetzendem Regen auf eine hierfür vorgesehene Welle aufgerollt wird. In der Folge verbleibt das Wasser innerhalb der aufgerollten Markise, was im Laufe der Zeit zu Schimmelbildung führen kann, je nachdem, wie lange die Markise im eingerollten Zustand verbleibt.

[0006] Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein Gewebe anzugeben, mit welchem die vorstehend erläuterten Probleme vermeidbar sind.

[0007] Diese Aufgabe wird gelöst, wenn bei einem Gewebe der eingangs genannten Art die Kettfäden abwechselnd aus Bereichen aus Multifilamentgarn und Bereichen aus Stapelfasergarn gebildet sind, wobei das Stapelfasergarn einen größeren Durchmesser als das Multifilamentgarn aufweist, sodass in einem Querschnitt des Gewebes Oberflächen der Bereiche des Stapelfasergarns höher als Oberflächen der Bereiche des Mutlifilamentgarns liegen.

[0008] Ein erfindungsgemäßes Gewebe zeichnet sich dadurch aus, dass durch die bei den Kettfäden getroffene abwechselnde Anordnung von Bereichen aus Multifilamentgarn einerseits und Bereichen aus Stapelfasergarn andererseits quasi eine Kanalstruktur gebildet werden kann, wenn das Stapelfasergarn einen größeren Durchmesser als das Mulitfilamentgarn aufweist. Es liegen dann die Oberflächen der Bereiche aus Stapelfasergarn in einem Querschnitt des Gewebes senkrecht zu den Kettfäden betrachtet über den Oberflächen der Bereiche aus Mulitfilamentgarn. Allfälliges Wasser kann dann entlang der tiefer liegenden Bereiche des Mulitfilamentgarns abgeleitet werden. Dies ist beispielsweise von Nutzen, wenn das Gewebe in einer Markise eingesetzt wird und die Markise aufgerollt wird. Die Kanalstruktur erstreckt sich dann bei entsprechender Anordnung des Gewebes entlang der Richtung des Ein- bzw. Ausfahrens. Beim Einfahren der Markise wird das Wasser dann entlang der Bereiche aus Mulitfilamentgarn hinausgedrückt, sodass eine Ansammlung von Wasser im aufgerollten Markisenbereich minimiert oder zumindest verringert ist.

[0009] Die Bereiche aus Multifilamentgarn können aus 1 bis 40, vorzugsweise 1 bis 30, besonders bevorzugt 2 bis 20, insbesondere 2 bis 8, unmittelbar nebeneinander angeordnete Multifilamentgarne aufweisen bzw. aus diesen gebildet sein. Grundsätzlich ist bereits ein einzelnes Mutlifilamentgarn ausreichend, um einen entsprechenden Bereich für die Kettfäden auszubilden. Bevorzugt sind jedoch zumindest zwei Multifilamentgarne vorgesehen, die unmittelbar nebeneinander angeordnet sind. Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, eine obere Anzahl von unmittelbar nebeneinander angeordneten Multifilamentgarnen mit 40, vorzugsweise 30, zu beschränken. Sind mehr nebeneinander angeordnete Multifilamentgarne vorgesehen, werden die entsprechenden Bereiche so breit, dass ein asymmetrisches Festigkeitsverhältnis entstehen kann. Dies ergibt sich daraus, dass hauptsächlich die Multifilamentgarne für die Festigkeit verantwortlich sind bzw. Kräfte aufnehmen. Als besonders vorteilhaft zur Optimierung aller Gebrauchseigenschaften hat sich diesbezüglich erwiesen, eine obere Anzahl von Multifilamentgarnen auf 8 zu beschränken.

[0010] Das Multifilamentgarn kann insbesondere als glattes Garn vorliegen, was einen Abfluss von Wasser fördert.

[0011] Da das Multifilamtengarn ebenso wie das Stapelfasergarn neben Witterungseinflüssen insbesondere auch einer UV-Bestrahlung ausgesetzt ist, ist es zweckmäßig, wenn das Multifilamentgarn spinndüsengefärbt ist.

[0012] Das Multifilamentgarn kann aus beliebigen hierfür geeigneten Materialien bestehen, die sich insbesondere auch mittels Spinndüsenfärbung verarbeiten lassen. Hierfür kommen beispielsweise Polyester oder Polypropylen infrage. Besonders bevorzugt ist ein Einsatz von Polyacrylnitril.

[0013] Die Bereiche aus Stapelfasergarn können zum Beispiel aus 1 bis 15, vorzugsweise 1 bis 10, insbesondere 2 bis 8, unmittelbar nebeneinander angeordnete Stapelfasergarne aufweisen bzw. aus diesen gebildet sein. Die Anzahl der Stapelfasergarne eines Bereiches derselben wird insbesondere auf die Bereiche aus Multifilamentgarnen abgestimmt.

[0014] Auch das Stapelfasergarn kann so wie das Multifilamentgarn bevorzugt spinndüsengefärbt vorliegen.

[0015] Die Schussfäden können grundsätzlich aus einem beliebigen Garn bestehen. Bevorzugt bestehen die Schussfäden aus einem Garn aus Multifilament. Insbesondere können die Schussfäden aus dem gleichen Multifilamentgarn gebildet sein, das auch in den Kettfäden vorliegt.

[0016] Entsprechend den vorstehend dargestellten Vorteilen kommt ein erfindungsgemäßes Gewebe insbesondere als Gewebe für Markisen zur Anwendung.

[0017] Weitere Merkmale, Vorteile und Wirkungen der Erfindung ergeben sich aus dem nachfolgend dargestellten Ausführungsbeispiel. In den Zeichnungen, auf welche dabei Bezug genommen wird, zeigen:

Fig. 1 ein schematisch dargestelltes Gewebe;

Fig. 2 Bereiche verschiedener Garne im Querschnitt;

Fig. 3 eine schematische Darstellung der Oberfläche eines erfindungsgemäßen Gewebes.



[0018] In Fig. 1 ist ein erfindungsgemäßes Gewebe 1 stark schematisiert dargestellt. Das Gewebe 1 ist aus Kettfäden 2 und Schussfäden 3 gebildet. Die Kettfäden 2 bestehen zum einen aus einem Mulitfilamentgarn 4 und zum anderen aus einem Stapelfasergarn 5. Das Multifilamentgarn 4 ist in Bündeln von beispielsweise 2 bis 8 Garnen angeordnet, zwischen welchen sich kein Stapelfasergarn 5 befindet. Die so angeordneten Multifilamentgarne 4 bilden damit einen Bereich 41 mit einer oberen, kopfseitigen Oberfläche 42 dieses Bereiches 41 aus. Das Multifilamentgarn 4 kann dabei beispielsweise aus Polyacrylnitril gebildet sein. Zur Bildung des Monofilamentgarns 4 werden bis zu 200 Monofilamente miteinander verbunden. Dabei ist es von Vorteil, wenn spinndüsengefärbte Monofilamente verwendet werden.

[0019] Die Bereiche 41 des Multifilamentgarns 4 sind abwechselnd bzw. alternierend mit Bereichen 51 eines Stapelfasergarns 5 angeordnet. Auch das Stapelfasergarn 5 liegt nicht als einzelnes Garn, sondern als Bündel von nebeneinander angeordneten Stapelfasergarnen 5 vor, welche gemäß Fig. 2 einen Bereich 51 mit dessen Oberseite bzw. Oberfläche 52 ausbilden. Bevorzugt ist es, dass das Stapelfasergarn 5 in der Breite auf eine Breite 41 des Multifilamentgarns 4 abgestimmt ist. Beispielsweise können beide Bereiche jeweils aus vier nebeneinander angeordneten Garnen gebildet sein. Das Stapelfasergarn 5 kann wie das Multifilamentgarn 4 spinndüsengefärbt sein.

[0020] Das Gewebe 1 weist neben den Kettfäden 2 übliche Schussfäden 3 auf, die in Fig. 1 lediglich strichliert angedeutet sind. Der exakte Verlauf der Schussfäden 3 hängt von der gewählten Bindungsart ab. Die Bindungsart kann beliebig gewählt werden, beispielsweise wohlbekannte Bindungen wie Leinwandbindung, Köperbindung oder Atlasbindung. Die Schussfäden 3 können beispielsweise aus dem gleichen Multifilamentgarn 4 bestehen wie jene der Bereiche 41 der Kettfäden 2.

[0021] Die Multifilamentgarne 4 der Kettfäden 2 sind mit einem Durchmesser ausgebildet, der kleiner als jener der Stapelfasergarne 5 ist. Dadurch ergibt sich, wie in Fig. 2 schematisch dargestellt, im Querschnitt des Gewebes 1 eine Struktur, bei welcher die Bereiche 41 höhenmäßig unter jenen der Bereiche 51 liegen. Die höhenmäßige Differenz bezieht sich hierbei insbesondere auf eine Oberseite bzw. Oberseite 42 des Bereiches 41 der Multifilamentgarne 4 im Vergleich mit der Oberseite bzw. Oberfläche 52 des Bereiches 51 der Stapelfasergarne 5. In Fig. 2 sind zwar die Schussfäden 3 nicht eingezeichnet, unabhängig von der Art der Bindung ändern die Schussfäden 3 allerdings nichts daran, dass im Durchschnitt die Bereiche 41 mit deren Oberfläche 42 unterhalb der Oberfläche 52 der Bereiche 51 liegen. Damit sind an der Oberseite des Gewebes 1 Kanalstrukturen geschaffen, durch welche Wasser abfließen kann. Zusammen mit dem Abfluss von Wasser wird auch Schmutz abtransportiert. Dies wird auch dann begünstigt, wenn die Mulitfilamentgarne 4 glatt ausgebildet sind, womit die Kanalstruktur optimiert ist.

[0022] Eine entsprechende schematische Darstellung der sich so ergebenen Oberseite des Gewebes 1 ist in Fig. 3 dargestellt, wobei die Kanalstrukturen ersichtlich sind.

[0023] Ein Gewebe 1 wie vorstehend dargestellt kann in beliebigen Bereichen zum Einsatz kommen, insbesondere im Außenbereich. Dabei hat sich eine Verwendung für Markisen als besonders vorteilhaft erwiesen. Das Gewebe 1 wird auf der Markise so befestigt, dass die Kanalstrukturen entlang einer Einfahr- bzw. Ausfahrrichtung angeordnet sind. Dadurch rinnt Wasser bevorzugt entlang der Kanäle ab und kann insbesondere beim Einfahren der Markise auch quasi ausgepresst werden.


Ansprüche

1. Gewebe (1) mit Kettfäden (2) und Schussfäden (3), dadurch gekennzeichnet, dass die Kettfäden (2) abwechselnd aus Bereichen (41) aus Multifilamentgarn (4) und Bereichen (51) aus Stapelfasergarn (5) gebildet sind, wobei das Stapelfasergarn (5) einen größeren Durchmesser als das Multifilamentgarn (4) aufweist, sodass in einem Querschnitt des Gewebes (1) Oberflächen (52) der Bereiche (51) des Stapelfasergarns (5) höher als Oberflächen (42) der Bereiche (41) des Multifilamentgarns (4) liegen.
 
2. Gewebe (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Bereiche (41) aus Multifilamentgarn (4) aus 1 bis 40, vorzugsweise 1 bis 30, besonders bevorzugt 2 bis 20, insbesondere 2 bis 8, unmittelbar nebeneinander angeordneten Multifilamentgarnen (4) gebildet sind.
 
3. Gewebe (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Multifilamentgarn (4) als glattes Garn vorliegt.
 
4. Gewebe (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Multifilamentgarn (4) spinndüsengefärbt ist.
 
5. Gewebe (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Multifilamentgarn (4) aus einem Polyacrylnitril gebildet ist.
 
6. Gewebe (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Bereiche (51) aus Stapelfasergarn (5) aus 1 bis 15, vorzugsweise 1 bis 10, insbesondere 2 bis 8, unmittelbar nebeneinander angeordneten Stapelfasergarnen (5) gebildet sind.
 
7. Gewebe (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Stapelfasergarn (5) spinndüsengefärbt ist.
 
8. Gewebe (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Schussfäden (3) aus einem Garn aus Multifilament besteht.
 
9. Gewebe (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass Schussfäden (3) aus dem gleichen Multifilamentgarn (4) gebildet ist, das in den Kettfäden (2) vorliegt.
 
10. Verwendung eines Gewebes (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 9 für Markisen.
 




Zeichnung







Recherchenbericht









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