[0001] Verfahren zum Betrieb eines Hörgerätes, welches wenigstens einen ersten Eingangswandler,
einen zweiten Eingangswandler und wenigstens einen Ausgangswandler umfasst, wobei
der erste Eingangswandler aus einem Schallsignal der Umgebung ein erstes Eingangssignal
generiert und der zweite Eingangswandler aus dem Schallsignal ein zweites Eingangssignal
generiert, und wobei anhand von einer Anzahl an Signalen, welche aus dem ersten Eingangssignal
und dem zweiten Eingangssignal abgeleitet werden, ein Ausgangssignal gebildet wird,
welches wenigstens vom Ausgangswandler des Hörgeräts in ein Schallsignal umgewandelt
wird.
[0002] In der Anwendung von Hörgeräten stellt die Handhabung von Gesprächssituationen eines
der Kernprobleme dar. Dies liegt zunächst einmal an dem Umstand, dass dem Benutzer
eines Hörgerätes wichtige Informationen oftmals im persönlichen Gespräch vermittelt
werden. Schon allein zum Zweck einer möglichst zuverlässigen Informationsübertragung
gilt es daher, der Verständlichkeit von Sprachen für den Benutzer eines Hörgeräts
eine besondere Bedeutung beizumessen. Andererseits wird jedoch gerade die Sprachverständlichkeit
oftmals schon dadurch beeinträchtigt, dass typische Gesprächssituationen von einem
hohen Anteil an Neben- und Störgeräuschen überlagert sind, wie es beispielsweise bei
einer Konversation mit mehreren Gesprächspartnern der Fall sein kann, welche sich
nicht nur geordnet nacheinander äußern, oder bei einem Zwiegespräch in einem geschlossenen
Raum, in welchem weitere Personengruppen ihrerseits durch Gespräche zu einem erhöhten
Geräuschpegel beitragen (sogenannte "Cocktail-Party"-Hörsituation).
[0003] Zur Verbesserung der Sprachverständlichkeit des Signals eines Gesprächspartners wird
in modernen Hörgeräten häufig ein Richtmikrophonie-Algorithmus angewandt, durch welchen
ein schmaler Richtkegel in Frontalrichtung des Benutzers ausgerichtet wird. Da sich
in Zwiegesprächen die Gesprächspartner üblicherweise frontal zueinander befinden,
also z.B. gegenüber sitzen bzw. stehen, führt ein derartiger Richtkegel als Filter
über die Eingangssignale des Hörgerätes dazu, dass das Sprachsignal des frontalen
Gesprächspartners verstärkt wird, während Geräusche, welche aus einer anderen Richtung
stammen, erheblich unterdrückt werden.
[0004] Ein derartiges Vorgehen, wie es für viele und insbesondere für binaurale Hörgeräte
üblich ist, liefert jedoch ggf. nicht zufriedenstellende Ergebnisse, wenn der Benutzer
des Hörgerätes ein Gespräch mit mehreren Gesprächspartnern in einer lauten Umgebung
führt, sodass Hintergrundgeräusche gegen mehr als einen Sprecher auszublenden sind.
Um ein maximal verständliches Signal des jeweiligen Gesprächsbeitrages zu erhalten,
müsste hier der Benutzer des Hörgerätes seinen Kopf immer sofort auf den gerade aktiven
Gesprächspartner richten, da sonst dessen Gesprächsbeitrag durch den frontal ausgerichteten
Richtkegel abgeschwächt würde. Dies ist jedoch in der Praxis nicht wirklich realisierbar.
Eine alternative Lösung wäre, beim Erkennen einer derartigen, komplexeren Gesprächssituation
den Richtkegel, mit welchem die Umgebungsgeräusche aus den Eingangssignalen gefiltert
werden, einfach zu verbreitern. Dies würde jedoch auch zu einem der Verbreiterung
entsprechend erhöhten Anteil an Hintergrundrauschen in den zu verarbeitenden Eingangssignalen
führen, wodurch das Signal-zu-Rausch-Verhältnis verschlechtert wurde.
[0005] Zudem kann es auch Hörsituationen geben, in welchen es dem Benutzer aufgrund der
räumlichen Anordnung des bzw. der Gesprächspartner nicht möglich ist bzw. nicht zugemutet
werden kann, seine Blickrichtung zur Ausrichtung des Richtkegels dauerhaft von der
Frontalrichtung seines Körpers weg auf einen Gesprächspartner auszurichten.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betrieb eines Hörgerätes
anzugeben, mit welchem für eine Mehrzahl an Nutzsignalen, welche von räumlich voneinander
getrennten Nutzsignalquellen stammen, ein möglichst gutes Signal-zu-Rausch-Verhältnis
erzielt werden kann.
[0007] Die genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zum Betrieb
eines Hörgerätes, welches wenigstens einen ersten Eingangswandler, einen zweiten Eingangswandler
und wenigstens einen Ausgangswandler umfasst, wobei der erste Eingangswandler aus
einem Schallsignal der Umgebung ein erstes Eingangssignal generiert und der zweite
Eingangswandler aus dem Schallsignal ein zweites Eingangssignal generiert, wobei einer
ersten Nutzsignalquelle eine erste Richtung und einer zweiten Nutzsignalquelle, welche
von der ersten Nutzsignalquelle räumlich getrennt ist, eine zweite Richtung zugeordnet
wird, wobei anhand des ersten Eingangssignals und des zweiten Eingangssignals ein
in der ersten Richtung ausgerichtetes erstes Richtsignal und ein in der zweiten Richtung
ausgerichtetes zweites Richtsignal gebildet werden, und wobei anhand des ersten Richtsignals
und des zweiten Richtsignals ein Ausgangssignal gebildet wird, welches vom Ausgangswandler
des Hörgeräts in ein Schallsignal umgewandelt wird. Vorteilhafte und teils für sich
gesehen erfinderische Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen
und in der nachfolgenden Beschreibung dargelegt.
[0008] Als Eingangswandler ist hierbei generell ein akusto-elektrischer Wandler umfasst,
welcher dazu eingerichtet ist aus einem Schallsignal ein entsprechendes elektrisches
Signal zu generieren, also beispielsweise ein Mikrofon. Als Ausgangswandler ist generell
ein elektrischer-akustischer Wandler umfasst, welcher dazu eingerichtet ist aus einem
elektrischen Signal ein entsprechendes Schallsignal zu erzeugen, beispielsweise ein
Lautsprecher oder ein Schallerzeuger zur Knochenleitung. Unter einer räumlichen Trennung
der ersten Nutzsignalquelle von der zweiten Nutzsignalquelle ist hierbei insbesondere
eine räumliche Trennung im Rahmen des Auflösungsvermögens des Hörgerätes umfasst.
Insbesondere bedeutet dies, dass die erste Nutzsignalquelle und die zweite Nutzsignalquelle
bezüglich einer Frontalrichtung des Hörgerätes jeweils unterschiedliche Polarwinkel
aufweisen, wobei insbesondere das Hörgerät dazu eingerichtet ist, zwei Richtsignale
mit einem entsprechenden Winkelunterschied zu bilden, also der Abstand der Polarwinkel
der beiden Nutzsignalquellen durch die jeweils darauf auszurichtenden Richtsignale
abgebildet werden kann. Unter einem Richtsignal ist hierbei ein Signal zu verstehen,
welches für einen Referenzschall einer Referenzschallquelle in einem bestimmten Winkelbereich
eine besonders hohe Empfindlichkeit aufweist, und bei einer Anordnung der Referenzschallquelle
außerhalb des gegebenen Winkelbereiches bezüglich des Referenzschalls eine erheblich
reduzierte Empfindlichkeit aufweist. Insbesondere kann dabei das Richtsignal bei einem
gegebenen Zentralwinkel ein Maximum in seiner Empfindlichkeit bezüglich des Referenzschalls
aufweisen, wobei mit einem zunehmenden Winkelabstand vom Zentralwinkel die Empfindlichkeit
gegenüber dem Referenzschall nachlässt.
[0009] Die Zuordnung einer ersten Richtung zur ersten Nutzsignalquelle und/oder einer zweiten
Richtung zur zweiten Nutzsignalquelle kann dabei insbesondere anhand von einer Mehrzahl
an Richtsignalen erfolgen. Insbesondere können hierbei aus dem ersten Eingangssignal
und aus dem zweiten Eingangssignal Richtsignale gebildet werden, deren Empfindlichkeitsmaxima
jeweils in unterschiedliche Raumrichtungen ausgerichtet sind. Anhand von Signalanteilen
oder von hieraus abgeleiteten akustischen Größen in den einzelnen Richtsignalen werden
dann der ersten Nutzsignalquelle und der zweiten Nutzsignalquelle als erste Richtung
bzw. als zweite Richtung jeweils eine Richtung zugewiesen, für welche eines der Richtsignale
ein Empfindlichkeitsmaximum aufweist. Als erstes Richtsignal und als zweites Richtsignal
werden dann direkt die zur Lokalisierung der ersten Nutzsignalquelle und der zweiten
Nutzsignalquelle verwendeten Richtsignale weiter verwendet, welche der ersten Richtung
bzw. der zweiten Richtung entsprechen.
[0010] Unter einer Bildung des Ausgangssignals anhand des ersten Richtsignals und des zweiten
Richtsignals ist insbesondere zu verstehen, dass in die für das Hörgerät spezifische
Signalverarbeitung das erste Richtsignal und das zweite Richtsignal unmittelbar als
Eingangsgrößen verwendet werden, wobei als resultierendes Signal der für das Hörgerät
spezifischen Signalverarbeitung das Ausgangssignal steht.
[0011] Die Bildung des Ausgangssignals anhand des ersten Richtsignals und anhand des zweiten
Richtsignals erlaubt es, für ein von der ersten Nutzsignalquelle erzeugtes erstes
Nutzsignal und für ein von der zweiten Nutzsignalquelle erzeugtes zweite Nutzsignal
das Signal-zu-Rausch-Verhältnis zu verbessern, indem Störgeräusche, welche insbesondere
aus einem Winkelbereich zwischen der ersten Nutzsignalquelle und der zweiten Nutzsignalquelle
stammen, sowohl durch das erste Richtsignal als auch durch das zweite Richtsignal
entsprechend unterdrückt werden können und somit in das Ausgangssignal keinen merklichen
Eingang finden. Insbesondere verbessert sich hierdurch für einen Benutzer des Hörgerätes
die Qualität des Ausgangssignals bezüglich eines in das erste Eingangssignal und in
das zweite Eingangssignal eingehenden Umgebungsrauschens, wenn der Benutzer sich in
einem Gespräch mit mehr als einem Gesprächspartner befindet, und das Gespräch von
Hintergrundgeräuschen begleitet ist. Zwei Gesprächspartner werden dabei als erste
bzw. zweite Nutzsignalquelle identifiziert, und das erste bzw. zweite Richtsignal
auf jeweils einen Sprecher ausgerichtet, sodass die Sprachbeiträge eines Sprechers
durch das betreffende Richtsignal gegenüber den Umgebungsgeräuschen verstärkt werden.
Durch die Ausrichtung des ersten Richtsignals und des zweiten Richtsignals auf jeweils
einen Sprecher wird zudem erreicht, dass der Benutzer Sprachaktivitäten der Gesprächspartner
nicht durch Kopfbewegungen mit zu verfolgen braucht, um so beispielsweise über eine
fest vorgegebene Richtcharakteristik eine Verbesserung der Sprachverständlichkeit
aufrecht erhalten zu können.
[0012] Als vorteilhaft erweist es sich, wenn das erste Richtsignal und das zweite Richtsignal
als eine Superposition in das Ausgangssignal eingehen. Insbesondere bedeutet dies,
dass dabei eine für das Hörgerät spezifische Signalverarbeitung des ersten Richtsignals
und des zweiten Richtsignals erfolgen kann, und aus den jeweils resultierenden Signalen
über eine Superposition, insbesondere eine lineare Superposition, das Ausgangssignal
gebildet wird, oder dass eine Superposition des ersten Richtsignals und des zweiten
Richtsignals in die für das Hörgerät spezifische Signalverarbeitung eingeht, und über
die Signalverarbeitung das Ausgangssignal gebildet wird. Hierbei sei auch eine Superposition
der Form umfasst, dass am ersten Richtsignal und/oder am zweiten Richtsignal anhand
der beiden Richtsignale zur Verbesserung der räumlichen Wahrnehmung eine Phasenrekonstruktion
erfolgt.
[0013] Günstigerweise werden dabei für die Superposition jeweils Linearfaktoren für das
erste Richtsignal und für das zweite Richtsignal frequenzbandweise bestimmt. Insbesondere
heißt das, dass die Superposition in unterschiedlichen Frequenzbändern eine unterschiedliche
Gewichtung des ersten Richtsignals und des zweiten Richtsignals vorsehen kann. Hierdurch
kann möglichen spektralen Unterschieden zwischen der ersten Nutzsignalquelle und der
zweiten Nutzsignalquelle Rechnung getragen werden, sodass beispielsweise in einem
Frequenzband, in welchem nur eine der beiden Nutzsignalquellen nennenswerte Signalanteile
aufweist, die entsprechende Gewichtung des auf die Nutzsignalquelle ausgerichteten
Richtsignals höher ausfällt. Insbesondere im Fall, dass es sich bei der ersten bzw.
der zweiten Nutzsignalquelle jeweils um Gesprächspartner handelt, können somit auch
charakteristische spektrale Gegebenheiten der Stimmen der Gesprächspartner mit berücksichtigt
werden. Gerade für zwei oder mehr Nutzsignalquellen ist zudem eine lineare Superposition
der auf die Nutzsignalquellen ausgerichteten Richtsignale eine besonders gute Entsprechung
der realen Hörsituation, in welcher das erste Nutzsignal und das zweite Nutzsignal
auch einer Superposition unterliegen, und das resultierende Schallsignal für den Benutzer
durch das Hörgerät zur Verbesserung der Signalqualität vom Hintergrundrauschen zu
bereinigen ist.
[0014] Bevorzugt weisen das erste Richtsignal und/oder das zweite Richtsignal eine kegel-
oder keulenförmige Richtcharakteristik auf. Derartige Richtcharakteristiken lassen
sich auch schon bei nur zwei Eingangssignalen durch einfache "sum and delay"-Methoden
erzeugen.
[0015] Als vorteilhaft erweist es sich hierbei, wenn die Richtcharakteristik des ersten
Richtsignals und/oder des zweiten Richtsignals bei einem Zentrumwinkel eine maximale
Empfindlichkeit aufweist, und bei einer Winkelabweichung von 10 Grad vom jeweiligen
Zentralwinkel eine um wenigstens 3 dB, bevorzugt um 5 dB abgeschwächte Empfindlichkeit
aufweist. Die Empfindlichkeit ist dabei beispielsweise bezüglich eines Referenzsignals
zu definieren. Eine Richtcharakteristik mit dem beschriebenen Verlauf der Empfindlichkeit
ist einerseits in Hörgeräten aus zwei Eingangssignalen ohne größeren Aufwand erzeugbar,
und vermag andererseits dennoch ein Nutzsignal einer Nutzsignalquelle hinreichend
gegen Hintergrundgeräusche aus anderen Raumrichtungen abzusetzen.
[0016] In einer vorteilhaften Ausgestaltung werden die erste Richtung und die zweite Richtung
zur Zuordnung anhand des ersten Eingangssignals und des zweiten Eingangssignals ermittelt.
Je nach Beschaffenheit der Nutzsignalquellen und Art der Hörsituation kann eine Zuordnung
einer Raumrichtung zu einer Nutzsignalquelle beispielsweise auch über eine Voreinstellung
erfolgen, beispielsweise anhand der Annahme, dass ein Benutzer des Hörgerätes in den
meisten Fällen seines Blickrichtung in Richtung einer der Nutzsignalquellen liegen
wird, sodass als eine erste Richtung die Frontalrichtung vorgegeben werden kann. Dies
ist jedoch für viele Hörsituationen nicht zweckmäßig. Daher weist es sich von Vorteil,
die erste Nutzsignalquelle und die zweite Nutzsignalquelle anhand des ersten Eingangssignals
und des zweiten Eingangssignals zu lokalisieren, welche ohnehin zur Verfügung stehen.
Die Ermittlung der ersten Richtung und der zweiten Richtung kann dabei insbesondere
näherungsweise erfolgen, beispielsweise in Form eines Scans über eine Mehrzahl von
Winkelbereichen.
[0017] Als vorteilhaft erweist es sich, wenn anhand des ersten Eingangssignals und des zweiten
Eingangssignals eine Mehrzahl an winkelabhängigen Richtcharakteristiken mit einem
jeweils festen Zentralwinkel und einer jeweils gegebenen Winkelaufweitung gebildet
werden, wobei die Signalanteile zu den einzelnen Richtcharakteristiken auf das Vorhandensein
eines Nutzsignals von einer Nutzsignalquelle hin untersucht werden, und wobei zu einer
in einer bestimmten Richtcharakteristik ermittelten ersten Nutzsignalquelle der entsprechende
Zentralwinkel als erste Richtung vorgegeben wird. Dies erlaubt eine besonders präzise
und gegen Hintergrundrauschen robuste Lokalisierung der ersten Nutzsignalquelle, da
hierfür keine störungsanfälligen Laufzeit- oder Phasenmessungen verwendet werden,
und die erste Richtung für die erste Nutzsignalquelle anhand der vorliegenden Signale
- des ersten Eingangssignals und des zweiten Eingangssignals - vorgegeben werden kann,
ohne dass dafür weitere Annahmen - z.B. frontale Positionierung - notwendig wären,
welche ggf. nicht der realen Hörsituation entsprechen.
[0018] Zweckmäßigerweise entspricht hierbei ein Winkelabstand zweier bezüglich ihrer jeweiligen
Zentralwinkel benachbarter Richtcharakteristiken der halben Winkelaufweitung. Insbesondere
weisen dabei beide benachbarten Richtcharakteristiken die gleiche Winkelaufweitung
auf. Für den Fall, dass die einzelnen Richtcharakteristiken durch Richtkegel gebildet
werden, deren Empfindlichkeit in Richtung des Zentralwinkels maximal ist, und mit
zunehmendem Winkelabstand vom Zentralwinkel abnimmt, bedeutet dies insbesondere, dass
zu jeder einzelnen Richtcharakteristik ein Winkel angegeben werden kann, für welchen
die Empfindlichkeit bezüglich eines Testsignals um einen bestimmten Faktor gegenüber
dem Maximalwert beim Zentralwinkel abgesunken ist, zum Beispiel 6 dB oder 10 dB. Ein
derartiger Winkel wird nun der entsprechenden Richtcharakteristik als halbe Winkelaufweitung
zugeordnet, und der Zentralwinkel der benachbarten Richtcharakteristik wird entsprechend
in einem Winkelabstand einer halben Winkelaufweitung gewählt. Für den Fall, dass als
einzelne Richtcharakteristiken jeweils kerbenförmige Abschwächungen der Empfindlichkeit
mit einem Minimum beim Zentralwinkel gewählt werden, kann entsprechendes gelten, wobei
für die Definition der Winkelaufweitung anstatt der Abschwächung der Empfindlichkeit
gegenüber dem Maximalwert beim Zentralwinkel ein Anheben der Empfindlichkeit gegenüber
dem Minimalwert beim Zentralwinkel herangezogen wird. Hierdurch kann für einen gewünschten,
breiteren Winkelbereich eine weitgehend vollständige Überdeckung durch die einzelnen
Richtcharakteristiken erzielt werden, während infolge Überlapps der einzelnen Richtcharakteristiken
bis zum jeweils nächsten Zentralwinkel eine Nutzsignalquelle immer wenigstens einer
der Richtcharakteristiken klar zugeordnet werden kann, wobei durch den Überlapp auch
Winkelpositionen zwischen zwei benachbarten Zentralwinkeln auflösbar sind.
[0019] In einer vorteilhaften Ausgestaltung werden die einzelnen Richtcharakteristiken jeweils
durch eine kerbenförmige Empfindlichkeitscharakteristik bestimmt, welche durch wenigstens
zwei Bedingungen bestimmt ist, sodass durch die wenigstens zwei Bedingungen jeweils
ein Zentralwinkel und eine Winkelaufweitung der Empfindlichkeitscharakteristik festgelegt
sind, wobei die Signalanteile zu den einzelnen Richtcharakteristiken jeweils anhand
einer relativen Abschwächung durch die Empfindlichkeitscharakteristik auf das Vorhandensein
eines Nutzsignals untersucht werden.
[0020] Unter einer kerbenförmigen Empfindlichkeitscharakteristik ist hierbei eine Richtcharakteristik
zu verstehen, welche bezüglich eines Testsignals von gegebener Lautstärke beim Zentralwinkel
die maximale Abschwächung der Empfindlichkeit aufweist, wobei die Empfindlichkeit
mit zunehmendem Winkelabstand vom Zentralwinkel zunimmt. Der Grad dieser Zunahme der
Empfindlichkeit in Abhängigkeit vom Winkelabstand zum Zentralwinkel definiert dann
die Winkelaufweitung. Befindet sich eine Nutzsignalquelle in Richtung eines Zentralwinkels
einer derartigen Richtcharakteristik, oder im Rahmen der Winkelauflösung in unmittelbarer
Nähe zum Zentralwinkel, also innerhalb der "Kerbe" der Empfindlichkeitscharakteristik,
so werden die Signalanteile des Nutzsignals durch die Richtcharakteristik wesentlich
abgeschwächt, während Signalanteile von anderen Nutzsignalquellen, welche sich außerhalb
der Winkelaufweitung um den Zentralwinkel der besagten Richtcharakteristik befinden,
weitgehend erhalten bleiben. Dies kann nun zum Ermitteln einer Präsenz einer Nutzsignalquelle
im Bereich der entsprechenden Richtcharakteristik herangezogen werden.
[0021] Als vorteilhaft erweist es sich weiterhin, wenn das Hörgerät von einem Benutzer getragen
wird, wobei das erste Eingangssignal und das zweite Eingangssignal auf bezüglich des
Kopfes des Benutzers unterschiedlichen Seiten erzeugt werden. Hierbei ist als Hörgerät
insbesondere ein binaurales Hörgerät umfasst. Durch die Erzeugung der beiden Eingangssignale
an unterschiedlichen Seiten des Kopfes des Benutzers weisen das erste Eingangssignal
und das zweite Eingangssignal einen Laufzeitunterschied bezüglich eingehender Schaltsignale
auf, welche infolge der Breite des menschlichen Kopfes bis zu einer halben Millisekunde
betragen kann.
[0022] Ein derartiger Laufzeitunterschied erlaubt es, das erste bzw. zweite Richtsignal
auf einen vergleichsweise engen Winkelbereich zu konzentrieren, wodurch das Signal-zu-Rausch-Verhältnis
verbessert werden kann.
[0023] In einer weiter vorteilhaften Ausgestaltung generiert ein weiterer Eingangswandler
aus dem Schaltsignal ein weiteres Eingangssignal wobei das erste Richtsignal und das
zweite Richtsignal anhand des ersten Eingangssignals, des zweiten Eingangssignals
und des weiteren Eingangssignals gebildet werden. Die Verwendung des weiteren Eingangssignals
erhöht dabei die zur Verfügung stehende akustische Information, insbesondere die Phaseninformation,
und ermöglicht so eine Bildung besonders schmaler Richtsignale als erstes bzw. zweites
Richtsignal.
[0024] Günstigerweise wird einer weiteren Nutzsignalquelle, welche von der ersten Nutzsignalquelle
und von der zweiten Nutzsignalquelle räumlich getrennt ist, eine weitere Richtung
zugeordnet, wobei anhand des ersten Eingangssignals und des zweiten Eingangssignals
ein in der weiteren Richtung ausgerichtetes weiteres Richtsignal gebildet wird, und
wobei das erste Aussignal anhand des ersten Richtsignals, des zweiten Richtsignals
und des weiteren Richtsignals gebildet wird. Insbesondere kann das weitere Richtsignal
auch anhand weiterer Eingangssignale gebildet werden, falls mehr als zwei Eingangssignale
vorliegen. Insbesondere kann das Ausgangssignal anhand einer linearen Superposition
des ersten Richtsignals, des zweiten Richtsignals und des weiteren Richtsignals gebildet
werden, wobei bevorzugt das erste Richtsignal, das zweite Richtsignal und das weitere
Richtsignal als lineare Superposition in die für das Hörgerät spezifische Signalverarbeitung
eingehen, und durch die Signalverarbeitung das Ausgangssignal gebildet wird. Dies
ermöglicht den Umgang mit mehr als zwei Nutzsignalquellen, ohne dass eine der Nutzsignalquellen
vom Verfahren nicht als solche, sondern als Hintergrundgeräusch behandelt wird und
fälschlicherweise das betreffende Nutzsignal abgeschwächt werden würde.
[0025] Die Erfindung nennt weiter ein Hörgerät, insbesondere ein binaurales Hörgerät, umfassend
wenigstens ein erstes Mikrophon zur Erzeugung eines ersten Eingangssignals aus einem
Schaltsignal der Umgebung, ein zweites Mikrophon zur Erzeugung eines zweiten Eingangssignals
aus dem Schaltsignal, wenigstens einen ersten Lautsprecher, und eine Signalverarbeitungseinheit,
welche zur Durchführung des vorbeschriebenen Verfahrens eingerichtet ist. Die für
das Verfahren und für seine Weiterbildungen angegebenen Vorteile können dabei sinngemäß
auf das Hörgerät übertragen werden.
[0026] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Hierbei zeigen jeweils schematisch:
- Fig. 1a
- in einer Draufsicht für einen Benutzer eines binauralen Hörgerätes eine Hörsituation
mit zwei Gesprächspartnern und einem Betrieb des Hörgerätes nach Stand der Technik,
- Fig. 1b
- in einer Draufsicht die Hörsituation nach Fig. 1 a mit einem Betrieb des Hörgerätes
mittels einzelner, jeweils auf einen Gesprächspartner ausgerichteter Richtsignale,
- Fig. 2
- in einem Blockdiagramm der Ablauf des Verfahrens zum Betrieb des Hörgerätes gemäß
Fig. 1b, und
- Fig. 3
- in einem Blockdiagramm ein alternativer Ablauf des Verfahrens gemäß Fig. 2 zum Betrieb
des Hörgerätes gemäß Fig. 1 b.
[0027] Einander entsprechende Teile und Größen sind in allen Figuren jeweils mit gleichen
Bezugszeichen versehen.
[0028] In Fig. 1a und Fig. 1b ist jeweils in einer Draufsicht eine Hörsituation 1 von einem
Benutzer 2 eines Hörgerätes 4 dargestellt. Der Benutzer 2 befindet sich dabei in einem
Gespräch mit einem ersten Gesprächspartner 6 und einen zweiten Gesprächspartner 8,
wobei ihm der erste Gesprächspartner 6 frontal gegenübersitzt, während der zweite
Gesprächspartner bezüglich der Frontalrichtung 10 des Benutzers 2 in einem Winkel
von ca. 45 ° positioniert ist. Die Hörsituation 1 ist dabei derart, dass das Gesprächs
des Benutzers 2 mit dem ersten Gesprächspartner 6 und dem zweiten Gesprächspartner
8 von Hintergrundgeräuschen überlagert wird, welche von in der Umgebung verteilten
Rauschquellen 12 stammen. In FIG. 1a ist nun dargestellt, wie für eine bessere Sprachverständlichkeit
der Beiträge des ersten Gesprächspartners 6 und des zweiten Gesprächspartners 8 im
Hörgerät 4 ein Richtsignal mit einer Richtcharakteristik 14 nach Stand der Technik
gebildet wird. Die Richtcharakteristik 14 ist dabei bezüglich ihres Empfindlichkeitsmaximums
in der Frontalrichtung 10 des Benutzers 2 ausgerichtet, wobei die Winkelaufweitung
D1 der Richtcharakteristik 14 ausreichend groß ist, dass der zweite Gesprächspartner
8 noch von der Richtcharakteristik 14 erfasst wird. Die große Winkelaufweitung D1
führt jedoch nun auch dazu, dass die Rauschquellen 12a und 12b von der Richtcharakteristik
erfasst werden, und entsprechend die von den Rauschquellen 12a und 12b ausgesandten
Störgeräusche nicht über das gemäß der Richtcharakteristik 14 gebildete Richtsignal
unterdrückt werden, sondern lediglich durch die natürliche Abschwächung der Störgeräusche
infolge der größeren Distanz der Rauschquellen 12a und 12b zum Benutzer 2. Eine derartige
Abschwächung ist jedoch in vielen Fällen unzureichend. Auch die Bildung einer alternativen
Richtcharakteristik 16, deren Richtung maximaler Empfindlichkeit 18 gegenüber der
Frontalrichtung 10 des Benutzers 2 um einen Winkelbetrag α verschoben ist und somit
zwischen dem ersten Gesprächspartner 6 und dem zweiten Gesprächspartner 8 liegt, kann
trotz der geringeren Winkelaufweitung D2 das von der Rauschquelle 12a emittierte Störgeräusch
nicht ausblenden.
[0029] Dem gegenüber wird nun, wie in FIG. 1b dargestellt, vorgeschlagen, den ersten Gesprächspartner
6 als erste Nutzsignalquelle zu identifizieren, und seiner Position eine erste Richtung
20a zuzuweisen, und den zweiten Gesprächspartner 8 als zweite Nutzsignalquelle, und
seiner Position eine zweite Richtung 20b zuzuweisen. Nun wird im Hörgerät 4 ein erstes
Richtsignal mit einer ersten Richtcharakteristik 22a sowie ein zweites Richtsignal
mit einer zweiten Richtcharakteristik 22b gebildet. Die erste Richtcharakteristik
22a und die zweite Richtcharakteristik 22b weisen dabei jeweils die gleiche Winkelaufweitung
D3 auf, welche hinreichend gering ist, dass von der ersten beziehungsweise zweiten
Richtcharakteristik 22a, 22b jeweils nur ein schmaler Winkelbereich um die erste beziehungsweise
zweite Richtung 20a, 20b herum erfasst wird. Hierdurch kann sichergestellt werden,
dass im anhand der ersten Richtcharakteristik 22a gebildeten ersten Richtsignal in
wesentlichen nur die Gesprächsbeiträge des ersten Gesprächspartners 6 als nennenswerte
Signalanteile auftreten, und sämtliche Störgeräusche der Rauschquellen 12, 12a, 12b
wirksam unterdrückt werden. Vergleichbares gilt dann für das anhand der zweiten Richtcharakteristik
22b gebildete zweite Richtsignal bezüglich der Gesprächsbeiträge des zweiten Gesprächspartners
8. Die für den Benutzer 2 hörbaren Ausgangssignale des Hörgerätes 4 werden nun als
eine lineare Superposition des ersten Richtsignals und des zweiten Richtsignals gebildet,
wodurch in Folge der räumlichen Empfindlichkeit der ersten Richtcharakteristik 22a
und der zweiten Richtcharakteristik 22b nun auch die von der Rauschquelle 12a stammenden
Störgeräusche unterdrückt werden.
[0030] In Fig. 2 ist in einem Blockdiagramm ein Verfahren 30 zum Betrieb eines Hörgerätes
4 während einer Hörsituation 1 nach Fig. 1b dargestellt. Das Hörgerät 4 weist einen
ersten Eingangswandler 32a und einen zweiten Eingangswandler 32b auf, welche jeweils
als Mikrophone ausgebildet sind. Der erste Eingangswandler 32a beziehungsweise der
zweite Eingangswandler 32b erzeugen aus einem Schallsignal 34 der Umgebung ein erstes
Eingangssignal 36a beziehungsweise ein zweites Eingangssignal 36 b. Durch eine räumliche
Filterung werden nun aus dem ersten beziehungsweise zweiten Eingangssignal 36a, 36b
Richtsignale mit unterschiedlichen Richtcharakteristiken 22 gebildet. Die einzelnen
Richtcharakteristiken 22 weisen dabei jeweils einen Zentralwinkel αj bezüglich der
Frontalrichtung 10 des Benutzers 2 sowie eine Winkelaufweitung D3 auf. Der Zentralwinkel
αj wird dabei jeweils definiert durch den Winkel zwischen der Richtung 18 der maximalen
Empfindlichkeit einer Richtcharakteristik 22 und der Frontalrichtung 10 des Benutzers
2. Anhand der Richtsignale mit den Richtcharakteristiken 22 wird nun über die entsprechenden
Signalpegel die Präsenz einer ersten Nutzsignalquelle 38a in einer ersten Richtung
20a sowie die Präsenz einer zweiten Nutzsignalquelle 38b in einer zweiten Richtung
20b ermittelt. Dabei wird den Richtungen 18a, 18b maximale Empfindlichkeit der Richtcharakteristiken
22a, 22b, deren entsprechende Richtsignale die größten Pegelanteile aufweisen, die
erste beziehungsweise zweite Richtung 20a, 20b zugewiesen. Dass erste Richtsignal
40a und das zweite Richtsignal 40b, welche jeweils die erste Richtcharakteristik 22a
beziehungsweise die zweite Richtcharakteristik 22b aufweisen, werden nun durch eine
lineare Superposition 42 miteinander gemischt, sodass das aus der linearen Superposition
42 resultierende Signal 44 einem Signalverarbeitungsblock 46 zugeführt wird, in welchem
alle weiteren, für das Hörgerät 4 spezifischen Signalverarbeitungsalgorithmen durchgeführt
werden. Der Signalverarbeitungsblock 46 gibt ein Ausgangssignal 48 aus, welches von
einem Ausgangswandler 50, der im vorliegenden Fall durch einen Lautsprecher gebildet
wird, in ein für den Benutzer 2 hörbares Schallsignal umgewandelt wird.
[0031] In Fig. 3 ist schematisch in einen Blockdiagram ein alternativer Ablauf des Verfahrens
30 nach Fig. 2 dargestellt. Über das erste beziehungsweise zweite Eingangssignal 36a,
36b wird hier nun eine Mehrzahl an kerbenförmigen Empfindlichkeitscharakteristiken
52a bis 52d gelegt, welche jeweils die gleiche Winkelaufweitung D4 aufweisen und bei
einem Zentralwinkel αj ein Empfindlichkeitsminimum haben. Die Bestimmung der Position
der ersten und zweiten Nutzsignalquelle 38a, 38b erfolgt nun anhand der Ermittlung
derjenigen Richtsignale, für welche durch die entsprechende Empfindlichkeitscharakteristik
52a bis 52d der relative Signalpegel, normiert über den Gesamtsignalpegel, am meisten
abgesenkt wird. Die beiden Zentralwinkel αj der betreffenden Empfindlichkeitscharakteristiken
52a, 52b werden dann als erste und zweite Richtung 20a, 20b der ersten beziehungsweise
zweiten Nutzsignalquelle 38a, 38b zugewiesen. Daraufhin werden aus dem ersten und
dem zweiten Eingangssignal 36a, 36b das erste Richtsignal 40a und das zweite Richtsignal
40b gebildet, welche die erste beziehungsweise zweite Richtcharakteristik 22a, 22b
aufweisen. Die nun folgenden Schritte der linearen Superposition 42 des ersten und
zweiten Richtsignals 40a, 40b sind zur in Fig. 2 dargestellten Ausführungsformen des
Verfahrens 30 identisch.
[0032] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, ist die Erfindung nicht durch dieses Ausführungsbeispiel eingeschränkt.
Andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang
der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0033]
- 1
- Hörsituation
- 2
- Benutzer
- 4
- Hörgerät
- 6
- erster Gesprächspartner
- 8
- zweiter Gesprächspartner
- 10
- Frontalrichtung
- 12
- Rauschquelle
- 12a
- Rauschquelle
- 12b
- Rauschquelle
- 14
- Richtcharakteristik
- 16
- Richtcharakteristik
- 18
- Richtung maximaler Empfindlichkeit
- 20a
- erste Richtung
- 20b
- zweite Richtung
- 22
- Richtcharakteristik
- 22a
- erste Richtcharakteristik
- 22b
- zweite Richtcharakteristik
- 30
- Verfahren
- 32a
- erster Eingangswandler
- 32b
- zweiter Eingangswandler
- 34
- Schallsignal
- 36a
- erstes Eingangssignal
- 36b
- zweites Eingangssignal
- 38a
- erste Nutzsignalquelle
- 38b
- zweite Nutzsignalquelle
- 40a
- erstes Richtsignal
- 40b
- zweites Richtsignal
- 42
- Superposition
- 44
- resultierendes Signal
- 46
- Signalverarbeitungsblock
- 48
- Ausgangssignal
- 50
- Ausgangswandler
- 52a-d
- Empfindlichkeitscharakteristik
- D1-D4
- Winkelaufweitung
- α
- Winkelbetrag
- αj
- Zentralwinkel
1. Verfahren (30) zum Betrieb eines Hörgerätes (4), welches wenigstens einen ersten Eingangswandler
(32a), einen zweiten Eingangswandler (32b) und wenigstens einen Ausgangswandler (50)
umfasst,
wobei der erste Eingangswandler (32a) aus einem Schallsignal der Umgebung ein erstes
Eingangssignal (36a) generiert und der zweite Eingangswandler (32b) aus dem Schallsignal
ein zweites Eingangssignal (36b) generiert,
wobei einer ersten Nutzsignalquelle (38a) eine erste Richtung (20a) und einer zweiten
Nutzsignalquelle (38b), welche von der ersten Nutzsignalquelle (38a) räumlich getrennt
ist, eine zweite Richtung (20b) zugeordnet wird,
wobei anhand des ersten Eingangssignals (36a) und des zweiten Eingangssignals (36b)
ein in der ersten Richtung (20a) ausgerichtetes erstes Richtsignal (40a) und ein in
der zweiten Richtung (20b) ausgerichtetes zweites Richtsignal (20b) gebildet werden,
und
wobei anhand des ersten Richtsignals (40a) und des zweiten Richtsignals (40b) ein
Ausgangssignal (48) gebildet wird, welches vom Ausgangswandler (50) des Hörgeräts
(4) in ein Schallsignal umgewandelt wird.
2. Verfahren (30) nach Anspruch 1,
wobei das erste Richtsignal (40a) und das zweite Richtsignal (40b) als eine Superposition
in das Ausgangssignal (48) eingehen.
3. Verfahren (30) nach Anspruch 2,
wobei für die Superposition jeweils Linearfaktoren für das erste Richtsignal (40a)
und für das zweite Richtsignal (40b) frequenzbandweise bestimmt werden.
4. Verfahren (30) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das erste Richtsignal (40a) und/oder das zweite Richtsignal (40b) eine kegel-
oder keulenförmige Richtcharakteristik (22a, 22b) aufweisen.
5. Verfahren (30) nach Anspruch 4,
wobei die Richtcharakteristik (22a, 22b) des ersten Richtsignals (40a) und/oder des
zweiten Richtsignals (40b) bei einem Zentralwinkel (αj) eine maximale Empfindlichkeit
aufweist, und bei einer Winkelabweichung von 10° vom jeweiligen Zentralwinkel (αj)
eine um wenigstens 3 dB abgeschwächte Empfindlichkeit aufweist.
6. Verfahren (30) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die erste Richtung (20a) und die zweite Richtung (20b) zur Zuordnung anhand
des ersten Eingangssignals (36a) und des zweiten Eingangssignals (36b) ermittelt werden.
7. Verfahren (30) nach Anspruch 6,
wobei anhand des ersten Eingangssignals (36a) und des zweiten Eingangssignals (36b)
eine Mehrzahl an winkelabhängigen Richtcharakteristiken (22, 22a, 22b, 52a-52d) mit
einem jeweils festen Zentralwinkel (αj) und einer jeweils gegebenen Winkelaufweitung
(D3, D4) gebildet werden,
wobei die Signalanteile zu den einzelnen Richtcharakteristiken (22, 22a, 22b, 52a-52d)
auf das Vorhandensein eines Nutzsignals von einer Nutzsignalquelle (38a, 38b) hin
untersucht werden, und
wobei zu einer in einer bestimmten Richtcharakteristik (22, 22a, 22b, 52a-52d) ermittelten
ersten Nutzsignalquelle (38a) der entsprechende Zentralwinkel (αj) als erste Richtung
(20a) vorgegeben wird.
8. Verfahren (30) nach Anspruch 7,
wobei ein Winkelabstand zweier bezüglich ihrer jeweiligen Zentralwinkel (αj) benachbarter
Richtcharakteristiken (22, 22a, 22b, 52a-52d) der halben Winkelaufweitung (D3, D4)
entspricht.
9. Verfahren (30) nach Anspruch 7 oder Anspruch 8,
wobei die einzelnen Richtcharakteristiken jeweils durch eine kerbenförmige Empfindlichkeitscharakteristik
(52a-52d) bestimmt werden, welche durch wenigstens zwei Bedingungen bestimmt ist,
sodass durch die wenigstens zwei Bedingungen jeweils ein Zentralwinkel (αj) und eine
Winkelaufweitung (D4) der Empfindlichkeitscharakteristik (52a-52d) festgelegt sind,
und wobei die Signalanteile zu den einzelnen Richtcharakteristiken jeweils anhand
einer relativen Abschwächung durch die Empfindlichkeitscharakteristik (52a-52d) auf
das Vorhandensein eines Nutzsignals untersucht werden.
10. Verfahren (30) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das Hörgerät (4) von einem Benutzer (2) getragen wird, und
wobei das erste Eingangssignal (36a) und das zweite Eingangssignal (36b) auf bezüglich
des Kopfes des Benutzers (2) unterschiedlichen Seiten erzeugt werden.
11. Verfahren (30) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei ein weiterer Eingangswandler aus dem Schallsignal ein weiteres Eingangssignal
generiert, und
wobei das erste Richtsignal (40a) und das zweite Richtsignal (40b) anhand des ersten
Eingangssignals (36a), des zweiten Eingangssignals (36b) und des weiteren Eingangssignals
gebildet werden.
12. Verfahren (30) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei einer weiteren Nutzsignalquelle, welche von der ersten Nutzsignalquelle und
von der zweiten Nutzsignalquelle räumlich getrennt ist, eine weitere Richtung zugeordnet
wird,
wobei anhand des ersten Eingangssignals (36a) und des zweiten Eingangssignals (36b)
in der weiteren Richtung ausgerichtetes weiteres Richtsignal gebildet wird, und
wobei das Ausgangssignal (48) anhand des ersten Richtsignals (40a), des zweiten Richtsignals
(40b) und des weiteren Richtsignals gebildet wird.
13. Hörgerät (4), insbesondere binaurales Hörgerät, umfassend wenigstens einen ersten
Eingangswandler (32a) zur Erzeugung eines ersten Eingangssignals (36a) aus einem Schallsignal
der Umgebung, einen zweiten Eingangswandler (32b) zur Erzeugung eines zweiten Eingangssignals
(36b) aus dem Schallsignal, wenigstens einen Ausgangswandler (50), und eine Signalverarbeitungseinheit,
welche zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorgehenden Ansprüche eingerichtet
ist.