[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Hörgerätes, welches wenigstens
einen Eingangswandler und wenigstens einen Ausgangswandler umfasst, wobei durch den
wenigstens einen Eingangswandler aus einem Schallsignal der Umgebung ein Eingangssignal
erzeugt wird, und wobei in Abhängigkeit vom Eingangssignal mittels einer Signalverarbeitung
ein erstes Zwischensignal erzeugt wird.
[0002] Im Betrieb eines Hörgerätes, insbesondere eines Hörhilfegerätes, wird typischerweise
ein Schallsignal der Umgebung mittels eines Eingangswandlers in ein elektrisches Signal
umgewandelt, und in einer Signalverarbeitungseinheit gemäß den audiologischen Anforderungen
des Benutzers aufbereitet und dabei insbesondere frequenzabhängig verstärkt. Das aufbereitete
Signal wird nun durch einen Ausgangswandler in ein Ausgangsschallsignal umgewandelt,
welches dem Gehör des Benutzers zugeführt wird. Hierbei kann sich nun im Betrieb selbst
bei bestimmungsgemäßer Verwendung des Hörgerätes die Situation ergeben, dass das Ausgangsschallsignal
des Hörgerätes vom Schallsignal der Umgebung überlagert wird, wenn es auf das Gehör
des Benutzers trifft. Dies kann insbesondere daran liegen, dass Hörgeräte typischerweise
derart konstruiert werden, dass sie den Gehörgang des Benutzers nicht vollständig
verschließen, um so Okklusionseffekte zu vermeiden, welche vom Benutzer üblicherweise
als störend empfunden werden. Hierfür kann gegebenenfalls auch eine kleine Bohrung
("vent") im Gehäuse des Hörgerätes vorgesehen sein.
[0003] Das vom Eingangswandler aus dem Schallsignal der Umgebung erzeugte Eingangssignal
erfährt nun in der Signalverarbeitungseinheit insbesondere bei Prozessen zur Frequenzbandfilterung
eine Zeitverzögerung, welche durch technische Maßnahmen der Signalverarbeitung nicht
beliebig reduziert werden kann. Dies führt nun dazu, dass das Ausgangsschallsignal,
welches im Hörgerät aus dem Ausgangssignal der Signalverarbeitung erzeugt wurde, sich
mit einer leichten Zeitverzögerung mit dem Schallsignal der Umgebung überlagert. Hierdurch
kann es im Gesamtschallsignal, welches durch den Benutzer wahrgenommen wird, zu sogenannten
Kammfiltereffekten kommen. Durch die Zeitverzögerung in der Überlagerung vom Ausgangsschallsignal
des Hörgerätes mit dem direkten Schallsignal der Umgebung werden, in Abhängigkeit
von der Zeitverzögerung und Frequenz einzelne Signalanteile konstruktiv interferiert,
was zu einer Verstärkung führt, während hingegen für Frequenzen, welche ein halbzahliges
Vielfaches der inversen Zeitverzögerung sind, infolge einer destruktiven Interferenz
eine erhebliche Abschwächung im Gesamtschallsignal auftreten kann. Kammfiltereffekte
können dabei vom Benutzer als sehr unangenehm wahrgenommen werden, da sie beispielsweise
durch die Auslöschung bestimmter Frequenzen infolge der destruktiven Interferenz die
Obertonspektren des hörbaren Schallsignals wesentlich verändern können und/oder einem
breitbandigen Rauschen eine harmonische Struktur "aufprägen" können. Dies gilt umso
mehr vor dem Hintergrund, dass eine wesentliche Veränderung des Eingangssignals durch
die Signalverarbeitung infolge der typischen audiologischen Anforderungen eines Benutzers
üblicherweise erst bei deutlich höheren Frequenzen erfolgt als bei solchen, für welche
Kammfiltereffekte bereits als unangenehm wahrgenommen werden können, und somit bei
letzteren Frequenzen das Ausgangsschallsignal keine wesentlichen spektralen Unterschiede
zum direkten Schallsignal aufweist, was die Bildung von Kammfiltereffekten noch begünstigt.
[0004] In der
EP 2 590 437 A1 ist ein Verfahren zur adaptiven Unterdrückung einer akustischen Rückkopplung in einem
Hörgerät offenbart, wobei der Adaptionsvorgang periodisch aktiviert wird, sodass im
aktiven Zustand ein adaptives Filter mit einer veränderlichen Schrittweite den akustischen
Rückkopplungspfad abbildet. Hierbei kann ein Algorithmus zur Frequenzverschiebung
oder Frequenzkompression gestartet werden. Zusätzlich zur periodischen Aktivierung
kann die Dauer eines Aktivitäts- bzw. Inaktivitätszustandes dabei auch in Abhängigkeit
einer Hörsituation verändert werden.
[0005] Die
DE 10 2010 025 918 A1 nennt ein Verfahren, in welchem bei einem festgestellten Auftreten einer akustischen
Rückkopplung in einem Hörgerät zur besseren Unterdrückung derselben eine Frequenzverschiebung
auf das durch den Lautsprecher auszugebende Ausgangssignal angewandt wird.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betrieb eines Hörgerätes
anzugeben, durch welches auf möglichst einfache Weise für den Nutzer unangenehme Folgen
von Kammfiltereffekten vermieden werden können, ohne dabei die benutzerspezifische
Signalverarbeitung wesentlich zu verändern oder gar zu beeinträchtigen.
[0007] Die genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zum Betrieb
eines Hörgerätes, welches wenigstens einen Eingangswandler und wenigstens einen Ausgangswandler
umfasst, wobei durch den wenigstens einen Eingangswandler aus einem Schallsignal der
Umgebung ein Eingangssignal erzeugt wird, wobei anhand des Eingangssignals eine Klassifikation
einer Hörsituation der Umgebung erfolgt und/oder für das Schallsignal der Umgebung
wenigstens einer der vier Parameter Tonalität, Lautstärke, Stationarität und Nachhallzeit
ermittelt werden, wobei in Abhängigkeit vom Eingangssignal mittels einer Signalverarbeitung
ein erstes Zwischensignal abgeleitet wird, wobei anhand der Klassifikation der Hörsituation
bzw. anhand von wenigstens einem der vier Parameter Tonalität, Lautstärke, Stationarität
und Nachhallzeit wenigstens ein Parameter einer Frequenzverzerrung vorgegeben wird,
und wobei die derart vorgegebene Frequenzverzerrung auf das erste Zwischensignal angewandt
wird. Vorteilhafte und teils für sich gesehen erfinderische Ausgestaltungen sind in
den Unteransprüchen und in der nachfolgenden Beschreibung dargelegt.
[0008] Unter einem Eingangswandler ist generell ein akusto-elektrischer Wandler umfasst,
welcher dazu eingerichtet ist, dass Schallsignal der Umgebung in ein entsprechendes
elektrisches bzw. elektro-magnetisches Signal umzuwandeln, also beispielsweise ein
Mikrofon. Unter einem Ausgangswandler ist generell ein elektro-akustischer Wandler
umfasst, welcher dazu eingerichtet ist, aus einen elektrischen und/oder elektro-magnetischen
Signal ein Ausgangsschallsignal zu erzeugen, also beispielsweise ein Lautsprecher
oder ein Schallerzeuger zur Knochenschallleitung. Unter einer Signalverarbeitung ist
hierbei insbesondere eine Aufbereitung des Eingangssignals oder eines vom Eingangssignal
abgeleiteten Signals anhand benutzerspezifisch ermittelter Vorgaben zu verstehen,
also insbesondere eine frequenzbandabhängige Verstärkung und/oder Rauschunterdrückung,
wobei die jeweiligen Verstärkungsfaktoren in den einzelnen Frequenzbändern zur Korrektur
eines möglichen Hörverlustes des Benutzers entsprechend seines Audiogrammes ausgelegt
sind.
[0009] Unter einer Erzeugung des ersten Zwischensignals in Abhängigkeit vom Eingangssignal
ist hierbei insbesondere zu verstehen, dass die Signalverarbeitung als Eingangsgröße
direkt das Eingangssignal empfängt und hieraus das erste Zwischensignal erzeugt, oder
dass die Signalverarbeitung ein vom Eingangssignal unmittelbar abhängiges Signal empfängt
und hieraus das erste Zwischensignal erzeugt, also beispielsweise das Eingangssignal,
welches zur Kompensation einer akustischen Rückkopplung um ein Kompensationssignal
korrigiert wurde. Unter einer Klassifikation einer Hörsituation ist insbesondere zu
Verstehen, dass anhand von messbaren akustischen Parametern Gruppen von jeweils gleichartigen
akustischen Umgebungen, in welchen sich der Benutzer erwartbarerweise jeweils wiederfinden
kann, typisiert werden, und dass insbesondere in Abhängigkeit von dieser Typisierung
Einstellungen am Hörgerät und/oder der Signalverarbeitung vorgenommen werden können.
Als Hörsituationen kommen hierbei beispielsweise ein Gespräch ohne Hintergrundgeräusche,
ein Gespräch mit Hintergrundgeräuschen, das Hören von Musik, Fahren im Auto, mehrere
von erheblichen Hintergrundrauschen überlagerte Gespräche gleichzeitig (sogenannte
"Cocktail-Party"-Hörsituation) usw. in Betracht. Unter einer Klassifikation anhand
des Eingangssignals ist insbesondere eine Klassifikation zu verstehen, welche als
relevante Größe direkt das Eingangssignal selbst verwendet, oder als relevante Größe
ein vom Eingangssignal unmittelbar abhängendes Signal, welches Signalveränderungen
im Eingangssignal in vergleichbarer Weise wiedergibt, z.B. das um ein Kompensationssignal
korrigierte Eingangssignal.
[0010] Als Frequenzverzerrung kommt hierbei insbesondere eine Frequenzverschiebung in Betracht,
welche in einem vorzugebenen Frequenzbereich das erste Zwischensignal um einen vorzugebenen
Betrag verschiebt. Der Frequenzbereich, in welchem die Verschiebung anzuwenden ist,
sowie der Betrag der Verschiebung sind in diesem Fall als Parameter der Frequenzverzerrung
vorzugeben. Ebenso kann die Frequenzverzerrung auch gegeben sein durch eine Frequenztransposition
mit einer komplexeren Abhängigkeit zwischen Eingangsfrequenz und Ausgangsfrequenz.
Die Tonalität bzw. die Lautstärke des Schallsignals der Umgebung können hierbei insbesondere
anhand der in der Psychoakustik für diese Parameter üblichen Definitionen ermittelt
werden, die Stationarität beispielsweise anhand der Autokorrelationsfunktion des Eingangssignals
oder dessen Pegelvarianz, jeweils über ein geeignet zu wählendes Zeitfenster.
[0011] Das Verfahren schlägt hierbei drei verschiedene Abhängigkeiten vor, den wenigsten
einen Parameter der Frequenzverzerrung vorzugeben:
Wird anhand des Eingangssignals lediglich die Hörsituation klassifiziert, so wird
der wenigstens eine Parameter der Frequenzverzerrung auch lediglich in Abhängigkeit
der Klassifikation der Hörsituation vorgegeben. Wird für das Schallsignal der Umgebung
lediglich wenigsten einer der vier Parameter Tonalität, Lautstärke, Stationarität
und Nachhallzeit ermittelt, so wird der wenigstens eine Parameter der Frequenzverzerrung
lediglich in Abhängigkeit von wenigstens einem dieser Parameter vorgegeben. Findet
anhand des Eingangssignals sowohl eine Klassifikation der Hörsituation als auch eine
Ermittlung der oben genannten Parameter für das Schallsignal der Umgebung statt, so
kann der wenigstens eine Parameter der Frequenzverzerrung anhand dieser vollständigen
Informationen vorgegeben werden, oder beispielsweise auch nur anhand der erwähnten
Parameter für das Schallsignal der Umgebung erfolgen, wenn die Klassifikation der
Hörsituation nur zur Einstellung der Signalverarbeitung erfolgt ist.
[0012] Durch die Erfindung wird hierbei in vorteilhafter Weise der Umstand ausgenutzt, dass
das vom Eingangssignal abgeleitete erste Zwischensignal, welches auch nach der Signalverarbeitung
üblicherweise noch einen hohen Grad an Korrelation mit dem Eingangssignal aufweist,
durch die Frequenzverzerrung vom Eingangssignal in den entsprechenden verzerrten Frequenzbereichen
dekorreliert wird, und eine derartige Dekorrelierung nun aufgrund der hierdurch verloren
gehenden Kohärenz mit dem Schallsignal der Umgebung zu einer erheblichen Unterdrückung
von Kammfiltereffekten führt. Kammfiltereffekte treten gerade durch eine akustische
Überlagerung des Schallsignals der Umgebung mit einem vom Ausgangswandler erzeugten
Ausgangsschallsignal auf, wenn zwischen den sich überlagerten Signalen eine feste
Phasenbeziehung besteht. Diese feste Phasenbeziehung wird nun durch die Frequenzverzerrung
jedoch aufgebrochen.
[0013] Hierbei wird jedoch im Verfahren zudem noch berücksichtigt, dass Kammfiltereffekte
vom Benutzer für beliebige Schallsignale der Umgebung nicht als gleich unangenehm
empfunden werden. Vielmehr wird beispielsweise in einem breitbandigen, atonalen Schallsignal
durch einen Kammfiltereffekt und die dabei auftretenden konstruktiven sowie destruktiven
Interferenzen an bestimmten Frequenzen künstlich eine Art Obertonspektrum generiert,
was zu einer quasi-tonalen Wahrnehmung des eigentlich breitbandigen Schallsignals
führt, was als unangenehm empfunden werden kann. Andererseits kann eine Frequenzverzerrung,
beispielsweise in der Form einer Frequenzverschiebung, bei sehr tonalen Schallsignalen,
insbesondere bei Musik, zu Schwebungen zwischen dem Ausgangsschallsignal des Hörgerätes
mit frequenzverschobenen Signalanteilen und dem direkten Schallsignal der Umgebung
führen, was ebenfalls als sehr unangenehm wahrgenommen werden kann, während hingegen
Kammfiltereffekte bei besonders tonalen Signalen üblicherweise keine größeren Auswirkungen
auf das Hörempfinden haben. Durch die Erfindung wird nun die Möglichkeit eröffnet,
auf einfache Weise lediglich anhand von der Hörsituation und/oder von einfach zu ermittelnden
Parameter des Schallsignals eine Entscheidung zu treffen, ob und in welchem Maße im
vorliegenden Fall eine Bildung von Kammfiltereffekten einerseits überhaupt wahrscheinlich
ist, und wie hierdurch das Hörempfinden des Benutzers beeinträchtig zu werden droht,
also ob und wie die Frequenzverzerrung zur Unterdrückung der Kammfiltereffekte einzustellen
ist.
[0014] Diese Entscheidung wird nun getroffen in Form der Vorgabe des wenigstens einen Parameters
der Frequenzverzerrung, sodass in Abhängigkeit des Schallsignals und der vorliegenden
akustischen Umstände die Unterdrückung von Kammfiltereffekten über die vorgegebenen
Parameter der Frequenzverzerrung entweder priorisiert wird, oder stattdessen akustische
Frequenzüberlagerungen, wie z.B. Schwebungen zwischen dem Ausgangsschallsignal und
dem Schallsignal der Umgebung, vorrangig verhindert werden, und der wenigstens eine
Parameter der Frequenzverzerrung entsprechend vorgegeben wird. Das Abstellen auf die
Hörsituation ist hier besonders vorteilhaft, da diese für die Signalverarbeitung in
den meisten Fällen ohnehin ermittelt wird, und zudem ein besonders einfaches Kriterium
für die Vorgabe des wenigstens einen Parameters der Frequenzverzerrung darstellt.
Auf der anderen Seite erlaubt eine Abstimmung der Frequenzverzerrung auf den wenigsten
einen der vier Parameter Tonalität, Lautstärke, Stationarität und Nachhallzeit des
Schallsignals der Umgebung eine besonders detaillierte Anpassung der Frequenzverzerrung
an das Schallsignal der Umgebung hinsichtlich der zu erwartenden Wahrnehmung des Ausgangsschallsignals
durch den Benutzer.
[0015] Bevorzugt wird der wenigstens eine Parameter der Frequenzverzerrung zusätzlich in
Abhängigkeit von wenigstens einem Parameter der Signalverarbeitung vorgegeben. Der
wenigstens eine Parameter der Signalverarbeitung umfasst hierbei insbesondere eine
Gesamtverstärkung, einen frequenzbandabhängigen Verstärkungsfaktor oder andere akustische
Kenngrößen, welche insbesondere durch eine Anpassung bei einem Hörgeräteakustiker
bestimmt werden. Das Einbeziehen der Signalverarbeitung in die Abstimmung der Frequenzverzerrung
durch den wenigstens einen Parameter bietet hierbei den Vorteil, insbesondere Frequenzbänder
bestimmen zu können, in welchen die Bildung von Kammfiltereffekten in Folge der jeweiligen
Verstärkung oder Absenkung besonders wahrscheinlich bzw. unwahrscheinlich sind.
[0016] Als vorteilhaft erweist es sich, wenn anhand der Klassifikation der Hörsituation
bzw. anhand des wenigstens einen der vier Parameter Tonalität, Lautstärke, Stationarität
und Nachhallzeit ein Kammfilter-Parameter ermittelt wird, welcher einen Wahrscheinlichkeitswert
für ein Auftreten und/oder eine Intensität eines Kammfiltereffektes angibt, wobei
der wenigstens eine Parameter der Frequenzverzerrung zusätzlich in Abhängigkeit des
Kammfilter-Parameters vorgegeben wird. Wird hierbei nur eine Hörsituation klassifiziert
oder nur wenigstens einer der genannten Parameter für das Schallsignal der Umgebung
ermittelt, so wird der Kammfilter-Parameter entsprechend der jeweils vorliegenden
Information ermittelt. Finden sowohl eine Klassifikation der Hörsituation als auch
ein Ermitteln des wenigsten einen der vier genannten Parameter für das Schallsignal
der Umgebung statt, so wird der Kammfilter-Parameter bevorzugt in Abhängigkeit der
vollständigen vorliegenden Information ermittelt.
[0017] Das Ermitteln des Kammfilter-Parameters kann dabei insbesondere iterativ erfolgen,
wobei zunächst für den wenigstens einen Parameter der Frequenzverzerrung ein vorläufiger
Wert vorgegeben wird, und anhand dieses vorläufigen Wertes zusammen mit der weiteren
vorliegenden Informationen der Kammfilter-Parameter bei einem Anwenden der Frequenzverzerrung
mit dem vorläufigen Wert ermittelt wird. Der endgültige Wert für den wenigstens einem
Parameter der Frequenzverzerrung wird dann in Abhängigkeit dieses so ermittelten Kammfilter-Parameters
vorgegeben. Die Vorgabe des wenigstens einen Parameters der Frequenzverzerrung in
Abhängigkeit eines derart beschaffenen Kammfilter-Parameters erlaubt es, anhand der
zur Verfügung stehenden Wahrscheinlichkeit und potentiellen Intensität eines Kammfiltereffektes,
vorzugsweise aufgelöst über einzelne Frequenzbänder, die Vorgabe in einem auch von
weiteren Kenngrößen oder Parametern abhängenden Optimierungsverfahren durchzuführen.
[0018] Vorzugsweise wird durch die Anwendung der vorgegebenen Frequenzverzerrung auf das
erste Zwischensignal ein Ausgangssignal erzeugt, wobei das Ausgangssignal von wenigstens
einem Ausgangswandler in ein Ausgangsschallsignal umgewandelt wird. Die Ausgabe des
Frequenzverzerrten ersten Zwischensignals als Ausgangssignal, welches unmittelbar
in das Ausgangsschallsignal umgewandelt wird, hat den Vorteil, dass für eine optimale
Bestimmung der Frequenzverzerrung keine weiteren nachfolgenden Prozesse mehr berücksichtigt
werden müssen.
[0019] Zweckmäßigerweise wird dabei der wenigstens eine Parameter der Frequenzverzerrung
zusätzlich in Abhängigkeit einer zu erwartenden akustischen Überlagerung von frequenzverzerrten
Signalanteilen des Ausgangsschallsignals mit dem Schallsignal der Umgebung vorgegeben.
In einem ähnlichen Maße, in welchem sich durch eine akustische Überlagerung des Ausgangsschallsignals
ohne Frequenzverzerrung mit dem Schallsignal der Umgebung Kammfilter-Effekte bilden
können, können frequenzverzerrte Signalanteile des Ausgangsschallsignals bei einer
akustischen Überlagerung mit dem Schallsignal der Umgebung ebenfalls das Hörempfinden
des Benutzers beeinträchtigen, so z. B. bei einer Frequenzverschiebung als Frequenzverzerrung
in Form einer Schwebung zwischen den nur geringfügig zueinander frequenzverschobenen
Signalanteilen des Ausgangsschallsignals und des Schallsignals der Umgebung. Wird
nun beispielsweise anhand der Klassifikation der Hörsituation und/oder des wenigsten
einen der vier Parameter Tonalität, Lautstärke, Stationarität und Nachhallzeit des
Schallsignals der Umgebung der wenigstens eine Parameter der Frequenzverzerrung als
vorläufiger Wert vorgegeben, und ergibt sich aus den vorliegenden Informationen, dass
in Folge eines hohen Grades an Tonalität und/oder Stationarität des Schallsignals
eine deutlich wahrnehmbare Schwebung zu erwarten ist, so kann dies bei der Vorgabe
des wenigstens eine Parameter der Frequenzverzerrung entsprechend berücksichtigt werden,
und die Frequenzverzerrung nur für wenige Frequenzbereiche und/oder mit geringerer
Intensität erfolgen bzw. ganz abgestellt werden.
[0020] Als vorteilhaft erweist es sich, wenn der wenigstens eine Parameter der Frequenzverzerrung
zusätzlich in Abhängigkeit einer zu erwartenden Überlagerung von frequenzverzerrten
Signalanteilen des ersten Zwischensignals mit nicht frequenzverzerrten Signalanteilen
des ersten Zwischensignals im Ausgangssignal vorgegeben wird. Insbesondere wenn die
Frequenzverzerrung gegeben ist durch eine Frequenzverschiebung, welche nur auf bestimmte
Frequenzbänder anzuwenden ist, kann es im Ausgangssignal aufgrund der endlichen Flankensteilheit
der Frequenzbandfilter bei einer jeweiligen Teilungsfrequenz zu einer Überlagerung
von frequenzverschobenen Signalanteilen mit Signalanteilen ohne Frequenzverschiebung
kommen. Gerade bei tonalen Schallsignalen oder im Fall, dass im Bereich einer Teilungsfrequenz
eine erhebliche Signalenergie vorliegt, kann dies zu unangenehmen Artefakten führen.
Insbesondere kann somit der Frequenzgang des Eingangssignals bei der Vorgabe des wenigstens
eine Parameter der Frequenzverzerrung entsprechend berücksichtigt werden, und entsprechend
Übergange zwischen Frequenzbereichen, in welchen die Frequenzverzerrung angewandt
wird, und Frequenzbereichen ohne Frequenzverzerrung so vorgegeben werden, dass an
den Übergängen eine relativ geringe Signalenergie vorliegt, um die Bildung von Artefakten
an den Übergängen zu unterbinden.
[0021] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird der wenigstens eine Parameter
der Frequenzverzerrung vorgegeben durch eine Funktion einer Änderung einer Ausgangsfrequenz
in Abhängigkeit von einer Eingangsfrequenz. Auf diese Weise lässt sich die Frequenzverzerrung
besonders umfassend charakterisieren, und insbesondere auf die vorliegende akustische
Situation besonders genau Abstimmen.
[0022] Günstigerweise wird dabei als Frequenzverzerrung eine Frequenzverschiebung angewandt,
wobei der wenigstens eine Parameter durch den Träger der Funktion und/oder den Wert
der Frequenzverschiebung vorgegeben wird. Eine Frequenzverschiebung als Frequenzverzerrung
lässt sich in der beschriebenen Form besonders einfach realisieren, da lediglich mittels
eines Filters der Frequenzbereich zu implementieren ist, in welchem die Frequenzverschiebung
anzuwenden ist, und die Frequenzverschiebung um einen konstanten Betrag erfolgt. Üblicherweise
ist der Frequenzbereich, in welchem die Frequenzverschiebung anzuwenden ist, also
der Träger der Funktion, zusammenhängend oder halboffen, sodass auch besagter Filterprozess
ohne einen nennenswerten Mehraufwand implementierbar ist.
[0023] In einer weiter vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird das frequenzverzerrte
erste Zwischensignal einer Rückkopplungsschleife hinzugeführt, wobei in der Rückkopplungsschleife
aus dem frequenzverzerrten ersten Zwischensignal ein zweites Zwischensignal abgeleitet
wird, und wobei das zweite Zwischensignal dem Eingangssignal zur Unterdrückung einer
akustischen Rückkopplung hinzugefügt wird. Als frequenzverzerrtes erste Zwischensignal
ist hierbei insbesondere das vollständige resultierende Signal nach Anwendung der
Frequenzverzerrung auf das erste Zwischensignal, also einschließlich aller frequenzverzerrten
und nicht frequenzverzerrten Signalanteile, umfasst. Die akustische Rückkopplung erfolgt
hierbei insbesondere durch ein Einkoppeln eines Ausgangsschallsignals des Hörgerätes
in den Eingangswandler, sodass Signalanteile des Ausgangsschallsignals durch die Signalverarbeitung
erneut verstärkt werden. Bevorzugt wird das aus dem Eingangssignal und dem zweiten
Zwischensignal resultierende Signal unmittelbar der Signalverarbeitung zugeführt.
Das Auftreten von akustischen Rückkopplungen ist für Hörgeräte ein generelles häufig
wiederkehrendes Problem, wobei zu einer besseren Unterdrückung der akustischen Rückkopplung
gerade bei besonders tonalen Schallsignalen das zweite Schallsignal bevorzugt vom
Eingangssignal zu dekorrelieren ist, um die Bildung von Artefakten zu verhindern.
Eine derartige Dekorrelierung kann insbesondere durch die vorliegende Frequenzverzerrung
erreicht werden.
[0024] Bevorzugt wird dabei der wenigstens eine Parameter der Frequenzverzerrung zusätzlich
in Abhängigkeit der zu unterdrückenden akustischen Rückkopplung vorgegeben. Liegt
beispielsweise ein besonders tonales Schallsignal vor, so kann es für das Hörempfinden
des Benutzers a priori vorteilhaft sein, den Anwendungsbereich und/oder die Intensität
der Frequenzverzerrung eher gering zu wählen, und dafür die bei tonalen Signale oftmals
nicht als kritisch empfunden Kammfiltereffekte in Kauf zu nehmen. Tritt jedoch nun
eine akustische Rückkopplung auf, so kann entgegen der eigentlichen Vorgaben, welche
gemäß der Klassifikation der Hörsituation und/oder für das Schallsignal der Umgebung
getroffen wurden, dennoch eine Frequenzverzerrung von Vorteil sein, um die akustische
Rückkopplung besonders wirksam unterdrücken zu können, da sonst auftretende Pfeiftöne
für das Hörempfinden des Benutzers noch nachteilhafter wären.
[0025] In einer weiter vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird durch einen Signalempfänger
des Hörgeräts ein einem Audiosignal entsprechendes Datensignal empfangen, wobei der
wenigstens eine Parameter der Frequenzverzerrung zusätzlich in Abhängigkeit des Audiosignals
vorgegeben wird. Unter einem Signalempfänger sind dabei insbesondere eine Antennenvorrichtung,
welche zum Empfang eines elektromagnetischen Übertragungssignals eingerichtet ist,
und eine sog. "Telecoil" umfasst, welche zum Empfang eines induktiven Übertragungssignals
eingerichtet ist. Als das einem Audiosignal entsprechendes Datensignal ist hierbei
insbesondere ein elektromagnetisches der induktives Signal umfasst, in welchem gemäß
einem entsprechenden Protokoll das Audiosignal codiert ist, sodass nach einem Empfang
des Datensignals durch den Signalempfänger und nach einer anschließenden Dekodierung
des Datensignals die akustische Information des Audiosignals im Hörgerät zur Verfügung
steht. Dies kann insbesondere durch ein Streaming-Signal eines Unterhaltungselektronik-Gerätes,
z.B. via Bluetooth o.ä., der Fall sein.
[0026] Für die Vorgabe des wenigstens einen Parameters der Frequenzverzerrung in zusätzlicher
Abhängigkeit des Audiosignals kann dabei für das Audiosignal insbesondere wenigstens
einer der vier Parameter Tonalität, Lautstärke, Stationarität und Nachhallzeit und/oder
eine Zeitdifferenz zwischen dem Audiosignal und dem Eingangssignal ermittelt werden.
Wird beispielsweise beim Fernsehen unter Verwendung eines Streaming-Signals des Fernsehers
für das Hörgerät bei gleichzeitiger Verwendung der Lautsprecher des Fernsehers festgestellt,
dass das im Streaming-Signal codierte Audiosignal zu einem Zeitpunkt nur geringe tonale
Komponenten aufweist, so werden die Parameter der Frequenzverzerrung auf die zwischen
dem Audiosignal und dem das Lautsprechersignal des Fernsehers beinhaltende Eingangssignal
auftretende Signalverzögerung abgestimmt, z.B. über einen Betrag und einen Anwendungsbereich
einer Frequenzverschiebung als Frequenzverzerrung.
[0027] Wird zu einem späteren Zeitpunkt eine höhere Tonalität im Audiosignal festgestellt,
können die Parameter der Frequenzverzerrung entsprechend verändert werden, wobei auch
dem Umstand Rechnung getragen werden kann, dass das Eingangssignal noch viele weitere
Schallsignale zusätzlich zum im Streaming-Signal bzw. allgemein in einem Datensignal
codierten Audiosignal umfassen kann, z.B. Hintergrundrauschen, welche unabhängig vom
Audiosignal in oben beschriebener Weise zu Kammfiltereffekten im Hörgerät führen können.
[0028] Die Erfindung nennt weiter ein Hörgerät mit wenigsten einen Eingangswandler, wenigstens
einen Ausgangswandler und einer Steuereinheit, welche zur Durchführung des vorgeschriebenen
Verfahrens eingerichtet ist. Die für das Verfahren und seine Weiterbildungen angegebenen
Vorteile können dabei sinngemäß auf das Hörgerät übertragen werden.
[0029] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Hierbei zeigen jeweils schematisch:
- FIG. 1
- in einem Diagramm jeweils den Frequenzgang für ein Schallsignal, für ein entsprechendes
Ausgangsschallsignal eines Hörgerätes sowie für das überlagerte Schallsignal mit Kammfiltereffekten,
- FIG. 2
- in einem Blockdiagramm ein Verfahren zum möglichen Betrieb eines Hörgerätes, wobei
Kammfilter-Effekte möglichst unterdrückt werden, und
- FIG. 3
- in einem Diagramm jeweils den Frequenzgang für das Schallsignal, das Ausgangsschallsignal
und das überlagerte Schallsignal bei Anwendung des Verfahrens nach FIG. 2.
[0030] Einander entsprechende Teile und Größen sind in allen Figuren jeweils mit gleichen
Bezugszeichen versehen.
[0031] In FIG. 1 ist schematisch in einem Diagramm der Frequenzgang für ein direktes Schallsignal
2 (gestrichelte Linie), für ein verstärktes Ausgangsschallsignal 4 eines Hörgerätes
(gepunktete Linie) und ein überlagertes Schallsignal 6 (durchgezogene Linie) dargestellt,
indem jeweils der Schallpegel P gegen eine Frequenz f aufgetragen ist. Das direkte
Schallsignal 2 wird hierbei durch ein in FIG. 1 nicht näher dargestelltes Hörgerät
benutzerspezifisch verstärkt, und durch den Ausgangswandler des Hörgeräts als Ausgangsschallsignal
4 ausgegeben. Infolge der Zeitverzögerung bei der Signalverarbeitung im Hörgerät,
welche insbesondere eine Frequenzband abhängige Verstärkung eines Eingangssignals
und somit eine frequenzbandweise Filterung dieses Eingangssignals umfasst, überlagern
sich das direkte Schallsignal 2 und das Ausgangsschallsignal 4 mit einer Zeitverzögerung.
[0032] Am überlagerten Schallsignal 6 ist nun ersichtlich, dass bei bestimmten Frequenzen
die zeitverzögerte Überlagerung zu konstruktiven Interferenzen 8 führt, was im überlagerten
Schallsignal 6 insgesamt zu einem erhöhten Schallpegel führt. Andererseits führt bei
einigen Frequenzen die zeitverzögerte Überlagerung zu destruktiven Interferenzen 10,
welche bisweilen gar eine fast vollständige Auslöschung im überlagerten Schallsignal
6 zur Folge haben. Die Maxima für die konstruktive Interferenzen 8 finden sich hierbei
jeweils bei ganzzahligen Vielfachen derjenigen Frequenz, welche der reziproken Zeitverzögerung
im Hörgerät entspricht, die Minima der destruktiven Interferenzen 10 jeweils bei halbzahligen
Vielfachen dieser Frequenz. Je nach Frequenzgang des Schallsignals 2, der benutzerspezifischen
Verstärkung zur Erzeugung des Ausgangsschallsignals 4 sowie der auftretenden Zeitverzögerung
können die auftretenden Kammfiltereffekte vom Benutzer des Hörgerätes als sehr unangenehm
wahrgenommen werden.
[0033] In FIG. 2 ist schematisch in einem Blockdiagramm ein Verfahren 20 dargestellt, mit
welchem im Betrieb eines Hörgerätes 22 für den Benutzer ein durch Kammfiltereffekte
bedingtes negatives Hörempfinden möglichst unterbunden werden soll. Ein Eingangswandler
24, welcher im vorliegenden Fall gegeben ist, durch ein Mikrofon, erzeugt aus dem
Schallsignal 2 der Umgebung ein Eingangssignal 26. Eine mögliche lineare Vorverstärkung
des Eingangssignals 26 sei hierbei bereits im Eingangswandler 24 inkorporiert. Anhand
des Eingangssignals 26 wird nun eine Klassifikation 28 der Hörsituation durchgeführt,
in welcher sich der Benutzer des Hörgerätes 22 gerade befindet. Als Hörsituationen
kommen hierbei beispielsweise ein Gespräch ohne Hintergrundgeräusche, ein Gespräch
mit Hintergrundgeräuschen, das Hören von Musik, Fahren im Auto, mehrere von erheblichen
Hintergrundrauschen überlagerte Gespräche gleichzeitig (sogenannte "Cocktail-Party"-Hörsituation)
usw. in Betracht.
[0034] Weiter werden anhand des Eingangssignals 26 Parameter 30 ermittelt, anhand derer
für das Schallsignal 2 Aussagen über dessen Tonalität, Lautstärke, Stationarität und
Nachhallzeit möglich sind. Nach der Klassifikation 28 der Hörsituation und der Bestimmung
der Parameter 30 wird das Eingangssignal 26 einer Signalverarbeitungseinheit 32 zugeführt,
in welcher die für das Hörgerät 22 übliche, benutzerspezifische Signalverarbeitung
34 anhand der audiologischen Anforderungen des Benutzers erfolgt. Die Signalverarbeitung
34 umfasst dabei insbesondere eine Zerlegung des Eingangssignals 26 in verschieden
Frequenzbänder, eine Verstärkung des Eingangssignals 26 mit frequenzbandabhängigen
Verstärkungsfaktoren, sowie frequenzbandabhängige Prozesse zur Rauschunterdrückung,
welche ebenfalls von der Klassifikation 28 der Hörsituation abhängen können. Die Signalverarbeitungseinheit
32 gibt nun ein erstes Zwischensignal 36 aus, auf welches in noch zu beschreibender
weise eine Frequenzverzerrung 38 angewandt wird. Hierdurch wird ein Ausgangssignal
40 erzeugt welches von einem Ausgangswandler 42 des Hörgerätes 22 in das Ausgangsschallsignal
4 umgewandelt wird. Im vorliegenden Fall ist der Ausgangswandler 42 gegeben durch
einen Lautsprecher.
[0035] Überdies weist das Hörgerät 22 ein Signalempfänger 43 zum Empfang eines Datensignals
44, auf, in welchem ein Audiosignal 45 codiert ist. Der Signalempfänger 43 kann hierbei
z.B. gegeben sein durch eine Antennenvorrichtung, das Datensignal 44 beispielsweise
durch ein Bluetooth-Signal. Das Audiosignal 45 kann dabei aus dem Datensignal 44 noch
durch einen eigens dazu eingerichteten Prozessor des Signalempfängers 43 decodiert
werden. Alternativ dazu kann das Audiosignal 45 auch erst in der Signalverarbeitungseinheit
32 aus dem Datensignal 44 decodiert werden. Das Audiosignal 45 wird, falls vorhanden,
von der Signalverarbeitungseinheit 32 verarbeitet, und geht in das erste Zwischensignal
36 ein.
[0036] Zur Unterdrückung einer möglichen akustischen Rückkopplung 46, welche durch eine
erneute Einkopplung des Ausgangsschallsignals 4 in den Eingangswandler 24 auftreten
kann, wird das Ausgangssignal 40 zudem in eine Rückkopplungsschleife 48 abgezweigt.
In der Rückkopplungsschleife 48 wird durch ein adaptives Filter 50 ein zweites Zwischensignal
52 vom Ausgangssignal 40 abgeleitet, welches dem Eingangssignal 26 zur Kompensation
der akustischen Rückkopplung 46 zugeführt wird. Das um das zweite Zwischensignal 52
kompensierte Eingangssignal 26 wird dabei als Fehlersignal 54 den adaptiven Filter
50 als weitere Eingangsgröße zugeführt.
[0037] Vorliegend ist die Frequenzverzerrung 38 gegeben durch eine Frequenzverschiebung,
welche oberhalb einer Teilungsfrequenz ft das erste Zwischensignal 36 konstant um
einen festen Betrag Δ verschiebt. Für die Bestimmung der Teilungsfrequenz ft und des
Betrages Δ der Verschiebung wird nun anhand der Klassifikation 28 der Hörsituation
sowie der Parameter 30 über die Tonalität, Lautstärke, Stationarität und Nachhallzeit
des Schallsignals 2 der Umgebung zunächst ein Kammfilter-Parameter 56 ermittelt, welcher
in der vorliegenden Hörsituation und zu den vorliegenden Parametern 30 die Wahrscheinlichkeit
für das Auftreten eines Kammfiltereffektes sowie dessen mögliche Intensität angibt.
[0038] Für die Bestimmung der Teilungsfrequenz ft und des Betrages Δ der Verschiebung kann
nun einerseits berücksichtigt werden, dass die Frequenzverschiebung das Ausgangsschallsignal
4 vom Schallsignal 2 der Umgebung dekorreliert, was prinzipiell die Bildung von Kammfiltereffekten
unterdrückt. Ebenso kann diese dekorrelierende Wirkung Auswirkungen auf die Unterdrückung
der akustischen Rückkopplung 46 haben, weswegen die Teilungsfrequenz ft und der Betrag
Δ der Verschiebung auch in Abhängigkeit der zu unterdrückenden akustischen Rückkopplung
46 mit vorgegeben werden können, beispielsweise durch entsprechende Korrelationsmessungen
im adaptiven Filter 50. Insbesondere können für die Bestimmung der Teilungsfrequenz
ft und des Betrages Δ der Verschiebung der Frequenzverschiebung auch die Parameter
30, welche das Schallsignal 2 der Umgebung charakterisieren, derart mit einbezogen
werden, dass mögliche Schwebungen, welche zwischen dem Schallsignal 2 und dem Ausgangsschallsignal
4 auftreten können, mit berücksichtigt werden.
[0039] Zudem können noch signalinterne Überlagerungen von Signalanteilen, auf welche die
Frequenzverschiebung angewandt wurde, mit solchen Signalanteilen, welche aus dem unveränderten
ersten Zwischensignal 36 bestehen, im Ausgangssignal 40 mitberücksichtigt werden.
Konkret bedeutet dies, dass insbesondere die Teilungsfrequenz ft bevorzugt so zu legen
ist, dass derartige Überlagerung der Signalanteile in Folge von endlicher Steilheit
der verwendeten Filter möglichst geringe Auswirkungen im Ausgangssignal 40 aufweisen.
Dies kann beispielsweise dadurch erreicht werden, dass die Teilungsfrequenz ft in
ein Frequenzband mit einer besonders geringen Signalenergie gelegt wird. Die abschließende
Bestimmung der Teilungsfrequenz ft und des Betrages Δ der Verschiebung kann dann somit
in einem Optimierungsprozess mehrerer Variablen erfolgen, welche anhand der vorliegenden
Hörsituation, der durch die Parameter 30 bestimmten Klangeigenschaften des Schallsignals
2, einer möglichen akustischen Rückkopplung 46 sowie mögliche Überlagerungen der einzelnen
Signalanteile entsprechend priorisiert durchzuführen ist. Hierbei kann beispielsweise
zunächst einer effizienten Unterdrückung der akustischen Rückkopplung 46 die höchste
Priorität eingeräumt werden, und anschließend vornehmlich in Abhängigkeit der Hörsituation
und der Tonalität, welche für das Schallsignal 2 festgestellt wurde, die Frequenzverschiebung
so eingestellt werden, dass für besonders tonale Schallsignale 2 möglichst Schwebungen
zu vermeiden sind und die Frequenzverschiebung entsprechend geringer ausfällt, während
für besonders breitbandige, atonale Signale das Auftreten von Kammfiltereffekten zu
vermeiden ist, und demnach die Teilungsfrequenz ft bereits in einem niedrigen Frequenzbereich
gewählt werden sollte. Die endgültige Bestimmung der Teilungsfrequenz ft kann dann
in Abhängigkeit der Signalenergien einzelner Frequenzbänder des bereits vorgegebenen
Frequenzbereiches bestimmt werden, um die Auswirkungen von Überlagerungen frequenzverschobener
Signalanteile mit nicht frequenzverschobenen Signalanteilen im Ausgangssignal zu minimieren.
[0040] In FIG. 3 ist, vergleichbar der FIG. 1, jeweils der Frequenzgang für das direkte
Schallsignal 2 (gestrichelte Linie), für das Ausgangsschallsignal 4 (gepunktete Linie)
und für das überlagerte Schallsignal 6 (durchgezogene Linie) dargestellt. Hierbei
wurde bei der Bildung des Ausgangsschallsignals 4 das Verfahren 20 nach FIG. 2 angewandt.
Erkennbar ist nun, dass das relativ breitbandige atonale Schallsignal 2 nun bei der
Überlagerung mit dem Ausgangsschallsignal 4 nicht mehr zum Auftreten von Kammfiltereffekten
führt.
[0041] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, ist die Erfindung nicht durch dieses Ausführungsbeispiel eingeschränkt.
Andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang
der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0042]
- 2
- Schallsignal der Umgebung
- 4
- Ausgangsschallsignal
- 6
- überlagertes Schallsignal
- 8
- konstruktive Interferenz
- 10
- destruktive Interferenz
- 20
- Verfahren
- 22
- Hörgerät
- 24
- Eingangswandler
- 26
- Eingangssignal
- 28
- Klassifikation
- 30
- Parameter
- 32
- Signalverarbeitungseinheit
- 34
- Signalverarbeitung
- 36
- erstes Zwischensignal
- 38
- Frequenzverzerrung/-verschiebung
- 40
- Ausgangssignal
- 42
- Ausgangswandler
- 43
- Signalempfänger
- 44
- Datensignal
- 45
- Audiosignal
- 46
- akustische Rückkopplung
- 48
- Rückkopplungsschleife
- 50
- adaptives Filter
- 52
- zweites Zwischensignal
- 54
- Fehlersignal
- 56
- Kammfilter-Parameter
- ft
- Teilungsfrequenz
- Δ
- Betrag der Frequenzverschiebung
1. Verfahren (20) zum Betrieb eines Hörgerätes (22), welches wenigstens einen Eingangswandler
(24) und wenigstens einen Ausgangswandler (42) umfasst, wobei durch den wenigstens
einen Eingangswandler (24) aus einem Schallsignal (2) der Umgebung ein Eingangssignal
(26) erzeugt wird,
wobei anhand des Eingangssignals (26) eine Klassifikation (28) einer Hörsituation
der Umgebung erfolgt und/oder für das Schallsignal (2) der Umgebung wenigstens einer
der vier Parameter (30) Tonalität, Lautstärke, Stationarität und Nachhallzeit ermittelt
werden,
wobei in Abhängigkeit vom Eingangssignal (26) mittels einer Signalverarbeitung (32)
ein erstes Zwischensignal (36) erzeugt wird,
wobei anhand der Klassifikation (28) der Hörsituation bzw. anhand von wenigstens einem
der vier Parameter (30) Tonalität, Lautstärke, Stationarität und Nachhallzeit wenigstens
ein Parameter (ft, Δ) einer Frequenzverzerrung (38) vorgegeben wird, und
wobei die derart vorgegebene Frequenzverzerrung (38) auf das erste Zwischensignal
(36) angewandt wird.
2. Verfahren (20) nach Anspruch 1,
wobei der wenigstens eine Parameter (ft, Δ) der Frequenzverzerrung (38) zusätzlich
in Abhängigkeit von wenigstens einem Parameter der Signalverarbeitung (32) vorgegeben
wird.
3. Verfahren (20) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei anhand der Klassifikation(28) der Hörsituation bzw. anhand des wenigstens einen
der vier Parameter (30) Tonalität, Lautstärke, Stationarität und Nachhallzeit ein
Kammfilter-Parameter (56) ermittelt wird, welcher einen Wahrscheinlichkeitswert für
ein Auftreten und/oder eine Intensität eines Kammfiltereffektes angibt, und
wobei der wenigstens eine Parameter (ft, Δ) der Frequenzverzerrung (38) zusätzlich
in Abhängigkeit des Kammfilter-Parameters (56) vorgegeben wird.
4. Verfahren (20) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei durch die Anwendung der vorgegebenen Frequenzverzerrung (38) auf das erste Zwischensignal
(36) ein Ausgangssignal (40) erzeugt wird, und
wobei das Ausgangssignal (40) vom wenigstens einen Ausgangswandler (42) in ein Ausgangsschallsignal
(4) umgewandelt wird.
5. Verfahren (20) nach Anspruch 4,
wobei der wenigstens eine Parameter (ft, Δ) der Frequenzverzerrung (38) zusätzlich
in Abhängigkeit einer zu erwartenden akustischen Überlagerung von frequenzverzerrten
Signalanteilen des Ausgangsschallsignals (4) mit dem Schallsignal (2) der Umgebung
vorgegeben wird.
6. Verfahren (20) nach Anspruch 4 oder Anspruch 5,
wobei der wenigstens eine Parameter (ft, Δ) der Frequenzverzerrung (38) zusätzlich
in Abhängigkeit einer zu erwartenden Überlagerung von frequenzverzerrten Signalanteilen
des ersten Zwischensignals (36) mit nicht frequenzverzerrten Signalanteilen des ersten
Zwischensignals (36) im Ausgangssignal (40) vorgegeben wird.
7. Verfahren (20) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der wenigstens eine Parameter (ft, Δ) der Frequenzverzerrung (38) gegeben ist
durch eine Funktion einer Änderung einer Ausgangsfrequenz in Abhängigkeit von einer
Eingangsfrequenz.
8. Verfahren (20) nach Anspruch 7,
wobei als Frequenzverzerrung (38) eine Frequenzverschiebung angewandt wird, und dabei
der wenigstens eine Parameter (ft, Δ) gegeben ist durch den Träger der Funktion und/oder
den Wert (Δ) der Frequenzverschiebung.
9. Verfahren (20) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das frequenzverzerrte erste Zwischensignal (40) einer Rückkopplungsschleife
(48) zugeführt wird,
wobei in der Rückkopplungsschleife (48) aus dem frequenzverzerrten ersten Zwischensignal
(40) ein zweites Zwischensignal abgeleitet wird, und
wobei das zweite Zwischensignal (52) dem Eingangssignal (26) zur Unterdrückung einer
akustischen Rückkopplung (46) hinzugefügt wird.
10. Verfahren (20) nach Anspruch 9,
wobei der wenigstens eine Parameter (ft, Δ) der Frequenzverzerrung (38) zusätzlich
in Abhängigkeit der zu unterdrückenden akustischen Rückkopplung (46) vorgegeben wird.
11. Verfahren (20) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei durch einen Signalempfänger (43) des Hörgeräts (22) ein einem Audiosignal (45)
entsprechendes Datensignal (44) empfangen wird, und
wobei der wenigstens eine Parameter (ft, Δ) der Frequenzverzerrung (38) zusätzlich
in Abhängigkeit des Audiosignals (45) vorgegeben wird.
12. Hörgerät (22) mit wenigstens einem Eingangswandler (24), wenigstens einem Ausgangswandler
(42) und einer Steuereinheit, welche zur Durchführung des Verfahrens (20) nach einem
der vorhergehenden Ansprüche eingerichtet ist.