(19)
(11) EP 3 345 507 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.07.2018  Patentblatt  2018/28

(21) Anmeldenummer: 18000037.4

(22) Anmeldetag:  04.01.2018
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
A47C 1/032(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD TN

(30) Priorität: 04.01.2017 DE 102017100117
15.05.2017 DE 202017102909 U

(71) Anmelder: BOCK 1 GmbH & Co. KG
92353 Postbauer-Heng (DE)

(72) Erfinder:
  • Bock, Hermann
    90602 Pyrbaum (DE)
  • Ballendat, Martin
    5280 Braunau am Inn (AT)

(74) Vertreter: Schneider, Andreas 
Oberer Markt 26
92318 Neumarkt i.d.OPf.
92318 Neumarkt i.d.OPf. (DE)

   


(54) MECHANIK FÜR EINEN STUHL


(57) Die Erfindung betrifft eine Mechanik (1) für einen Stuhl, insbesondere für einen Bürostuhl. Um den Sitzkomfort einer Stuhlmechanik zu verbessern, wird eine Mechanik (1) für einen Stuhl vorgeschlagen, mit einem auf einer Stuhlsäule plazierbaren Basisträger (2), mit einem auf dem Basisträger (2) angeordneten, relativ zu dem Basisträger (2) in Stuhllängsrichtung (8) bewegbaren Sitzträger (4), und mit einem mit dem Sitzträger (4) verbundenen Rückenlehnenträger (5), dadurch gekennzeichnet, daß der Sitzträger (4) ein erstes Sitzträgerelement (6) und ein zweites Sitzträgerelement (7) umfaßt, wobei das zweite Sitzträgerelement (7) relativ zu dem ersten Sitzträgerelement (6) quer zur Stuhllängsrichtung (8) bewegbar ist und/oder daß der Rückenlehnenträger (5) ein erstes Rückenlehnenträgerelement (9) und ein zweites Rückenlehnenträgerelement (11) umfaßt, wobei das zweite Rückenlehnenträgerelement (11) relativ zu dem ersten Rückenlehnenträgerelement (9) um eine in Stuhllängsrichtung (8) liegende Drehachse (12) drehbar ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Mechanik für einen Stuhl, insbesondere für einen Bürostuhl. Darüber hinaus betrifft die Erfindung einen Stuhl mit einer solchen Stuhlmechanik.

[0002] Als Mechaniken für Bürostühle sind u. a. Synchronmechaniken, Asynchronmechaniken und Wippmechaniken bekannt.

[0003] Unter der Bezeichnung Synchronmechanik werden dabei Baugruppen im Sitzunterbau eines Bürostuhles verstanden, die für eine miteinander gekoppelte, eine bestimmte Relativbewegung von Sitz-und Rückenlehne zueinander mit sich bringende Kinematik sorgen. Auf dem Sitzträger ist der in aller Regel mit einer gepolsterten Sitzfläche versehene Sitz des Bürostuhles montiert. Der Rückenlehnenträger, der sich in gängiger Weise von der eigentlichen Synchronmechanik nach hinten erstreckt, trägt an einem nach oben verlaufenden Ausleger die Rückenlehne des Bürostuhles. Sitzträger und Rückenlehnenträger sind üblicherweise derart gelenkig gekoppelt, daß eine Schwenkbewegung der Rückenlehne nach hinten - wie sie beispielsweise durch ein Anlehnen des Stuhlbenutzers an die Rückenlehne hervorgerufen werden kann - eine Absenkbewegung der Hinterkante des Sitzes nach unten induziert. Dadurch wird der sogenannte "Hemdauszieheffekt" verhindert und der Sitzkomfort erhöht.

[0004] Unter der Bezeichnung Asynchronmechanik werden solche Baugruppen verstanden, bei denen eine Verschwenkung der Rückenlehne keine Bewegung des Sitzträgers hervorruft. Mit anderen Worten bewegt sich bei einem Verschwenken nach hinten ausschließlich die Rückenlehne. Der Sitzkomfort ist im Vergleich zu Synchronmechaniken vermindert. Insbesondere kann bei Asynchronmechaniken aufgrund eines "Auseinanderlaufens" der Bewegungen von Rückenlehne und Sitz der sogenannte "Hemdauszieheffekt" auftreten. Allerdings sind solche Baugruppen wegen ihres vergleichsweise einfachen Aufbaus deutlich preiswerter in der Herstellung als die zuvor beschriebenen Synchronmechaniken.

[0005] Bei Wippmechaniken handelt es sich um vergleichsweise einfach aufgebaute Baugruppen im Sitzunterbau von Stühlen, bei denen der Rückenlehnenträger mehr oder weniger starr mit dem Sitzträger, dem Sitz oder dem Rahmen des Stuhles verbunden ist. Die so entstehende Sitzträger-Rückenlehnenträger-Kombination ist mittels der Wippmechanik um eine quer zu der Stuhllängsrichtung verlaufende Schwenkachse nach hinten verschwenkbar, wenn sich der Benutzer des Stuhls an die Rückenlehne anlehnt. Derartige Wippmechaniken werden oftmals anstelle von Synchronmechaniken in preiswerten Besucher- oder Konferenzstühlen verwendet, um dort eine einfache Wippfunktion zu realisieren. Wegen ihres vergleichsweise einfachen Aufbaus sind Wippmechaniken meist deutlich preiswerter in der Herstellung als die zuvor beschriebenen Mechaniken.

[0006] All diesen Mechaniken ist es gemeinsam, daß eine Schwenkbewegung einzelner oder mehrerer Mechanikkomponenten in Stuhllängsrichtung, d.h. nach vorn oder hinten, möglich ist.

[0007] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, den Sitzkomfort von Stuhlmechaniken zu verbessern.

[0008] Diese Aufgabe wird durch eine Mechanik nach Anspruch 1 bzw. durch einen Stuhl nach Anspruch 15 gelöst. Vorteilhafte Ausführungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.

[0009] Die im Folgenden im Zusammenhang mit der Stuhlmechanik erläuterten Vorteile und Ausgestaltungen gelten sinngemäß auch für den erfindungsgemäßen Stuhl und umgekehrt.

[0010] Die erfindungsgemäße Stuhlmechanik umfaßt einen auf einer Stuhlsäule plazierbaren Basisträger, einen auf dem Basisträger angeordneten Sitzträger sowie einen mit dem Sitzträger verbundenen Rückenlehnenträger und ist dadurch gekennzeichnet,

daß der Sitzträger ein erstes Sitzträgerelement und ein zweites Sitzträgerelement umfaßt, wobei das zweite Sitzträgerelement relativ zu dem ersten Sitzträgerelement quer zur Stuhllängsrichtung bewegbar ist

und/oder

daß der Rückenlehnenträger ein erstes Rückenlehnenträgerelement und ein zweites Rückenlehnenträgerelement umfaßt, wobei das zweite Rückenlehnenträgerelement relativ zu dem ersten Rückenlehnenträgerelement um eine in Stuhllängsrichtung liegende Drehachse drehbar ist.



[0011] Mit der Erfindung wird eine Stuhlmechanik mit einem verbesserten Sitzkomfort geschaffen.

[0012] Eine Kernidee der Erfindung ist es, alternativ oder zusätzlich zu der oben beschriebenen Schwenkbewegung nach vorn und hinten eine Neigebewegung einzelner oder mehrerer Mechanikkomponenten nach rechts und links zu ermöglichen.

[0013] In Ausführungsformen der Erfindung ist hierfür ein zweigeteilter Sitzträger vorgesehen. In anderen Ausführungsformen der Erfindung ist zusätzlich ein zweigeteilter Rückenlehnenträger vorgesehen und die gewünschte Querbewegung des Sitzträgers wird über geeignete Mittel auf den Rückenlehnenträger übertragen oder umgekehrt.

[0014] Vorteilhafterweise sind die Bewegungen der einzelnen Mechanikkomponenten voneinander unabhängig ausführbar. Das bedeutet beispielsweise, daß eine Neigebewegung einer Sitzträgerkomponente in Stuhllängsrichtung gesehen nach rechts oder links unabhängig von einer Schwenkbewegung des Sitzträgers nach vorn oder hinten möglich ist. Dies wird dadurch erreicht, daß gegenüber einer herkömmlichen Stuhlmechanik die Anzahl der zur Verfügung stehenden Freiheitsgrade erhöht wird. Es ergibt sich gegenüber herkömmlichen Lösungen ein verbessertes Bewegungsverhalten des Stuhls auf Bewegungen des Benutzers.

[0015] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnungen näher erläutert. Hierbei zeigen:
Fig. 1-15
Darstellungen eines ersten Ausführungsbeispiels,
Fig. 16
eine Darstellung eines zweiten Ausführungsbeispiels,
Fig. 17
eine Darstellung eines dritten Ausführungsbeispiels,
Fig. 18
eine Darstellung eines vierten Ausführungsbeispiels.


[0016] Sämtliche Figuren zeigen die Erfindung nicht maßstabsgerecht, dabei lediglich schematisch und nur mit ihren wesentlichen Bestandteilen. Gleiche Bezugszeichen entsprechen dabei Elementen gleicher oder vergleichbarer Funktion.

[0017] Fig. 1 zeigt eine Mechanik 1 für einen Bürostuhl in Seitenansicht im unverschwenkten und nicht geneigten Zustand. Fig. 2 zeigt die Mechanik 1 aus Fig. 1 in einem Querschnitt entlang der Linie II-II. Fig. 3 zeigt die Mechanik 1 aus Fig. 2 mit einem seitlich geneigten Sitzträgerelement.

[0018] Die Mechanik 1 weist einen Basisträger 2 auf, der mittels einer Konusaufnahme 3 auf das obere Ende einer Stuhlsäule (nicht abgebildet) gesetzt ist. Die Mechanik 1 umfaßt einen Sitzträger 4, der auf dem Basisträger 2 angeordnet und relativ zu dem feststehenden Basisträger 2 in Stuhllängsrichtung 8 nach vorn und hinten bewegbar ist. Auf dem Sitzträger 4 ist der in aller Regel mit einer gepolsterten Sitzfläche versehen Sitz (nicht abgebildet) des Bürostuhls montiert.

[0019] Der Sitzträger 4 umfaßt ein erstes Sitzträgerelement 6 und ein zweites Sitzträgerelement 7, wobei das zweite Sitzträgerelement 7 relativ zu dem ersten Sitzträgerelement 6 quer zur Stuhllängsrichtung 8, d.h. nach rechts und links, bewegbar ist. Bei dem ersten Sitzträgerelement 6 handelt es sich um die getrennt von dem eigentlichen Sitz angebrachte Sitzträgerbasis, ein Element des Sitzträgers 4, das mit dem Basisträger 2 zusammenwirkt. Bei dem zweiten Sitzträgerelement 7 handelt es sich um das Sitzmontageelement, welches entweder den Sitz mit Sitzfläche umfaßt oder aber - beispielsweise ausgeführt als Montageplatte - die für eine Sitzmontage notwendigen Voraussetzungen bietet.

[0020] Die Mechanik 1 umfaßt außerdem einen Rückenlehnenträger 5, der mit dem Sitzträger 4 und dem Basisträger 2 verbunden ist. Mit dem Rückenlehnenträger 5 verbunden ist die in aller Regel mit einer gepolsterten Anlehnfläche versehene Rückenlehne (nicht abgebildet) des Bürostuhls.

[0021] Der Rückenlehnenträger 5 umfaßt ein erstes Rückenlehnenträgerelement 9 und ein zweites Rückenlehnenträgerelement 11, wobei das zweite Rückenlehnenträgerelement 11 relativ zu dem ersten Rückenlehnenträgerelement 8 um eine in Stuhllängsrichtung 8 liegende Drehachse 12 (Neigeachse) drehbar (neigbar) ist. Bei dem ersten Rückenlehnenträgerelement 9 handelt es sich um die Rückenlehnenträgerbasis, ein Element des Rückenlehnenträgers 5, das mit dem Basisträger zusammenwirkt. Bei dem zweiten Rückenlehnenträgerelement 11 handelt es sich um das Rückenlehnenmontageelement, welches entweder die Rückenlehne mit Anlehnfläche umfaßt oder aber - beispielsweise ausgeführt als Montageadapter - die für eine Rückenlehnenmontage notwendigen Voraussetzungen bietet.

[0022] Der Rückenlehnenträger 5 ist sowohl mit dem in Stuhllängsrichtung 8 gesehen hinteren Ende 13 des ersten Sitzträgerelements 6 als auch mit dem hinteren Ende 14 des Basisträgers 2 um quer zur Stuhllängsrichtung 8 verlaufende hintere Drehachsen 15, 16 schwenkbar verbunden, wobei der Verbindungsbereich des Rückenlehnenträgers 5 zwischen diesen beiden Drehachsen 15, 16 als hinteres Koppelelement 17 zwischen Basisträger 2 und Sitzträger 4 dient. Ein vorderes Koppelelement 18 ist sowohl mit dem in Stuhllängsrichtung 8 gesehen vorderen Ende 21 des Basisträgers 2 als auch mit dem vorderen Ende 19 des ersten Sitzträgerelements 6 um quer zur Sitzlängsrichtung 8 verlaufende vordere Drehachsen 22, 23 schwenkbar verbunden.

[0023] Aufgrund der beschriebenen Verbindung des Rückenlehnenträgers 5 mit dem Sitzträger 4 hat ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers 5 in Schwenkrichtung 24 nach hinten, d.h. von einer aufrechten Ausgangsposition (Fig. 1, 2, 4, 8, 12) in eine hintere Schwenkposition (Fig. 5, 9, 13) der Mechanik 1, eine Bewegung des gesamten Sitzträgers 4 relativ zu dem feststehenden Basisträger 2 zur Folge, wobei der Sitzträger 4 in dem hier beschriebenen Beispiel hinten abgesenkt und vorn angehoben wird.

[0024] Die Art und Weise der Ankopplung des verschwenkbaren Rückenlehnenträgers 5 an das erste Sitzträgerelement 6 und/oder den Basisträger 2 spielt für die vorliegende Erfindung keine Rolle. Es kann sich dabei um eine direkte oder eine indirekte Ankopplung handeln. Gleiches gilt für die Anlenkung des Rückenlehnenträgers 5 an den Basisträger 2 und den Sitzträger 4 und damit die konkrete Ausgestaltung der Synchronbewegung zwischen Rückenlehne und Sitz.

[0025] Die Mechanik 1 ist bezüglich der Mittellängsebene 25 (siehe Fig. 2), was die eigentliche Kinematik betrifft, spiegelsymmetrisch aufgebaut. Insoweit ist bei dieser Beschreibung immer von beiderseits paarweise vorhandenen Konstruktionselementen der Mechanik 1 auszugehen. In den Fig. 2 und 3 sind Teile der Mechanik 1, insbesondere Teile des Basisträgers 2 aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt.

[0026] Die Begriffe "Schwenkbewegung, verschwenken, Schwenkachse" usw. beziehen sich auf die Bewegung des Rückenlehnenträgers 5 und des Sitzträgers 4 um quer zur Stuhllängsrichtung 8 verlaufende Drehachsen 15, 16, 22, 23 bei einem Verschwenken des Rückenlehnenträgers 5. Die Begriffe "Neigebewegung, neigen, Neigeachse" usw. beziehen sich auf die Bewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 bzw. des zweiten

[0027] Rückenlehnenträgerelements 11 um in Stuhllängsrichtung 8 verlaufende Drehachsen 12, 33, 34, 35, 36 wobei die Neigebewegung einen rotatorischen und einen translatorischen Anteil umfassen kann. Der Begriff "Kippen" bezieht sich auf den rotatorischen Anteil der Neigebewegung. Die Stuhllängsrichtung 8 erstreckt sich von der Stuhlvorderseite 26 in Richtung der Stuhlhinterseite 27.

[0028] Es ist von Vorteil, wenn die beiden Sitzträgerelemente 6, 7 übereinander angeordnet sind, insbesondere so, daß das zweite Sitzträgerelement 7 auf dem ersten Sitzträgerelement 6 angeordnet ist bzw. oberhalb des ersten Sitzträgerelements 6 angeordnet ist bzw. von dem ersten Sitzträgerelement 6 getragen wird. In diesen Fällen kann das erfindungsgemäße Querbewegungssystem ohne größere konstruktive Anpassungen mit einer bereits bestehenden Stuhlmechanik verwendet werden. Beispielsweise kann ein zweites Sitzträgerelement 7 als zusätzliches Bauteil auf eine bestehende Mechanikkomponente aufgesetzt werden, wobei der Sitzträger der herkömmlichen Mechanik die erste Sitzträgerkomponente 6 der erfindungsgemäßen Mechanik 1 bildet.

[0029] Das erste Sitzträgerelement 6 kann als Mechanikkomponente ausgeführt sein, die in bewährter Weise über quer zur Stuhllängsrichtung 8 verlaufende Achsen 22, 15 an den Basisträger 2 bzw. den Rückenlehnenträger 5 angelenkt ist. Das erste Sitzträgerelement 6 kann aber auch als in Stuhllängsrichtung 8 verschiebbarer Sitzschlitten ausgeführt sein; in diesem Fall kann es beispielsweise geeignet zur Sitztiefenverstellung sein.

[0030] Es hat sich als besonders vorteilhaft herausgestellt, daß das zweite Sitzträgerelement 7 relativ zu dem ersten Sitzträgerelement 6 auf einer Bahnkurve 28 bewegbar ist, die in einer Ebene 29 quer zur Stuhllängsrichtung 8 liegt, wobei es sich bei dieser Ebene 29 vorzugsweise um eine vertikale Ebene (siehe Fig. 1) handelt. Die Ebene 29 kann aber auch schräg zur Vertikalen liegen.

[0031] Besonders vorteilhaft ist es darüber hinaus, wenn sich bei einer Bewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 relativ zu dem ersten Sitzträgerelement 6 der von dem zweiten Sitzträgerelement 7 getragene Sitz in Stuhllängsrichtung 8 gesehen seitlich neigt. Die konkrete Ausführung des Sitzes ist dabei für die Erfindung unerheblich.

[0032] Die Neigebewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 umfaßt dabei vorzugsweise eine Translation und eine Rotation. Mit anderen Worten wird eine Seitwärtsbewegung, also eine Bewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 quer zur Stuhllängsrichtung 8, mit einer Kipp- bzw. Neigebewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 relativ zu dem ersten Sitzträgerelement 6 kombiniert. Alternativ, aber nicht vorzugsweise, erfolgt eine ausschließliche Rotation des zweiten Sitzträgerelements 7, d.h. eine reine Kippbewegung, siehe Fig. 18.

[0033] In der ersten Ausführungsform (Fig. 1 bis 15) ist das zweite Sitzträgerelement 7 mit dem ersten Sitzträgerelement 6 über wenigstens eine Lenkeranordnung verbunden. Dabei umfaßt die Lenkeranordnung zwei Lenker 31, 32 (Koppelelemente), von denen jeweils einer auf jeder Seite der vertikalen Mittellängsebene 25 des Stuhls vorgesehen ist. Dabei ist jeder Lenker 31, 32 sowohl um eine erste Drehachse 33, 35 drehbar an dem ersten Sitzträgerelement 6 als auch um eine zweite Drehachse 34, 36 drehbar an dem zweiten Sitzträgerelement 7 angelenkt, wobei alle Drehachsen 33, 34, 35, 36 parallel zueinander liegen und in Stuhllängsrichtung 8 verlaufen. Zugleich verlaufen alle Drehachsen 33, 34, 35, 36 unterhalb der Sitzfläche des Sitzes.

[0034] Derart ausgeführt erfolgt die Verbindung der beiden Sitzträgerelemente 6, 7 miteinander unter Ausbildung einer Viergelenkmechanik, wobei sich für das zweite Sitzträgerelement 7 ein virtueller Drehpunkt 37 (Momentanpol) als Schnittpunkt der beiden durch die Lenker 31, 32 (genauer deren Anlenkpunkte) verlaufenden Geraden ergibt. Durch die Länge der Lenker 31, 32 und/oder die Lage der Anlenkpunkte bzw. Drehachsen 33, 34, 35, 36 an dem ersten und zweiten Sitzträgerelement 6, 7 kann der Abstand des Momentanpols 37 zum Sitzträger 4 je nach gewünschter Bewegungs-/Neigungsdynamik des Sitzes definiert werden.

[0035] Die Lenker 31, 32 sind in dem illustrierten Beispiel als plattenförmige Koppelelemente ausgeführt, wobei die Drehgelenke zur Ankopplung an das erste und zweite Sitzträgerelement 6, 7 an der unteren und oberen Seitenkante der Lenker 31, 32 vorgesehen sind, so daß die Drehachsen 33, 43, 35, 36 parallel zu der Längsrichtung der Lenker 31, 32 verlaufen. Die Anzahl der Lenker 31, 32 auf jeder Seite der Mittellängsebene 25 kann auch größer sein. So ist es je nach konstruktiver Ausführung beispielsweise möglich, daß anstelle eines einzigen Lenkers 31, 32 pro Seite zwei oder drei Lenker pro Seite vorgesehen sind.

[0036] Der Momentanpol 37 befindet sich vorzugsweise unterhalb des Sitzträgers 4, genauer unterhalb der Sitzfläche des Sitzes. Bei der in Fig. 18 illustrierten Variante befindet sich der Momentanpol 37 als realer Drehpunkt feststehend im Sitzträger 4. Es findet keine Translation statt, nur eine Kippbewegung.

[0037] Es hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn sich der Momentanpol 37 des Sitzträgers 4 bei einer Bewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 quer zur Stuhllängsrichtung 8 stets so weit entfernt von dem Sitzträger 4 befindet, daß die Translationsanteile der Bewegung größer sind als die Rotationsanteile. Der Momentanpol 37 befindet sich außerdem vorzugsweise so weit weg von dem Sitzträger 4, daß die Translationskomponente der Bewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 größer ist als die Rotations-/Neigungskomponente der Bewegung. Anders ausgedrückt bewegt sich das zweite Sitzträgerelement 7 auf keiner extrem gekrümmten bzw. steilen, sondern statt dessen auf eine eher flachen Bahnkurve. Das kommt einem erhöhter Sitzkomfort zugute. Vorzugsweise befindet sich der Momentanpol 37 in Bodennähe, also in der Nähe des am unteren Ende der Stuhlsäule vorgesehenen Stuhlträgers (nicht abgebildet).

[0038] Der Momentanpol 37 bewegt sich, wie in den Fig. 2 und 3 illustriert, bei einer Neigung des Sitzträgers 4 bei Anwendung der Lenkeranordnung 31, 32 (Viergelenkmechanik) ebenfalls auf einer Bahnkurve 38 (siehe Fig. 3) und ist nicht feststehend. Dies wird als besonders angenehm für die Bewegungsdynamik empfunden. Bei einer reinen Kippbewegung, wie in Fig. 18 dargestellt, ist der Momentanpol 37 lagefest.

[0039] Die durch die Lage der Achsen 33, 34, 35, 36 definierten Anlenkpunkte der beiden Lenker 31, 32 bilden (mit Blick in Stuhllängsrichtung 8) im nicht ausgelenkten Zustand ein symmetrisches, insbesondere gleichschenkeliges Trapez. Dabei bilden die beiden Lenker 31, 32, genauer gesagt die Verbindungslinien 41, 42 zwischen den oberen und unteren Anlenkpunkten (Achslagen), die Trapezschenkel, die Verbindungslinie 43 zwischen den oberen Anlenkpunkten die obere Trapezgrundseite und die Verbindungslinie 44 zwischen den unteren Anlenkpunkten die untere Trapezgrundseite.

[0040] Aufgrund der Lage der Lenker 31, 32 zum Erreichen eines unterhalb des Sitzträgers 4 angeordneten Momentanpols 37 ist die obere Grundseite des Trapezes länger ist als die untere Grundseite. Anders ausgedrückt ist der Abstand der unteren Achsen, also der Achsen 33, 35 der Gelenke der Verbindung der Lenker 31, 32 mit dem ersten (unteren) Sitzträgerelement 6, geringer als der Abstand der oberen Achsen, also der Achsen 34, 36 der Gelenke der Verbindung der Lenker 31, 32, mit dem zweiten (oberen) Sitzträgerelement 7. Aus diesem Grund handelt es sich um ein labiles System, das zum Kippen neigt. Es ist daher eine Anzahl Federelemente (nicht dargestellt) vorgesehen, die - an geeigneten Stellen angreifend - das zweite Sitzträgerelement 7 im nicht geneigten Grundzustand in Position zu dem ersten Sitzträgerelement 6 hält und im geneigten Zustand ein Rückführen des zweiten Sitzträgerelements 7 in dessen Grundstellung unterstützt bzw. bewirkt. Insbesondere sind Federelemente vorgesehen, die einerseits an dem ersten Sitzträgerelement 6 und andererseits an dem zweiten Sitzträgerelement 7 oder an den Lenkern 31, 32 angebunden sind, um das zweite Sitzträgerelement 7 in seiner nicht nach rechts oder links geneigten Grundstellung zu halten.

[0041] In weiteren Ausführungsformen sind andere Arten der Verbindung der beiden Sitzträgerelemente 6, 7 vorgesehen. In einer zweiten und dritten Ausführungsform (Fig. 16 und 17) ist das zweite Sitzträgerelement 7 mit dem ersten Sitzträgerelement 6 verbunden, indem das zweite Sitzträgerelement 7 auf einer die Bewegungsbahn des zweiten Sitzträgerelements 7 definierenden Oberfläche 45 des ersten Sitzträgerelements 6 gleitend (Fig. 16) oder rollend (Fig. 17) aufliegt, und zwar unmittelbar oder mittelbar, z.B. über Kugellager 46 oder dergleichen. Die Form der Oberfläche 45 definiert dabei die Bewegungsbahn des zweiten Sitzträgerelements 7 quer zur Stuhllängsrichtung 8. Auch bei Anwendung einer solchen Roll- oder Gleitbahn kann ein wandernder Momentanpol 37 durch die Gestaltung der Oberfläche 45 der Roll-oder Gleitbahn erreicht werden. Vorzugsweise wirkt dabei eine in Richtung des zweiten Sitzträgerelements 7 konvex gewölbte Oberfläche 45 des ersten Sitzträgerelements 6 mit einer in Richtung des ersten Sitzträgerelements 6 konkav gewölbte Oberfläche 47 des zweiten Sitzträgerelements 7 zusammen.

[0042] Es ist aber nicht nur möglich, das erste und das zweite Sitzträgerelement 6, 7 als zwei voneinander getrennte Bauteile auszuführen, die mechanisch miteinander verbunden sind, z.B. über die beschriebenen Koppelelemente (Lenker 31, 32). Alternativ dazu kann zwischen dem ersten und dem zweiten Sitzträgerelement 6, 7 als drittes Bauteil wenigstens ein elastisches Koppelelement (nicht abgebildet) angeordnet sein, beispielsweise in Form eines quader- oder zylinderförmigen Pufferelements, welches die benötigte Bewegbarkeit der beiden Sitzträgerelemente 6, 7 zueinander sicherstellt. Dabei ist das Pufferelement beispielsweise so aufgebaut, daß zwischen einer Grundplatte und einer Deckplatte ein gummielastischer Werkstoff angeordnet ist. Derartige oder ähnliche Pufferelemente können auch zwischen den zueinander bewegbaren Mechanikkomponenten 6, 7 usw. als Anschlagselemente zur Bewegungsbegrenzung vorgesehen sein.

[0043] Alternativ zu einer mehrteiligen Gestaltung der Sitzträgerelemente 6, 7 (mit oder ohne Pufferelemente) ist auch eine einteilige Ausführung der beiden Sitzträgerelemente 6, 7 möglich, vorzugsweise unter Verwendung von geeignetem, flexiblen bzw. elastischen Verbindungsmaterial, das eine Querbewegung und/oder Neigung des zweiten Sitzträgerelements 7 relativ zu dem ersten Sitzträgerelement 6 erlaubt. Eine solche Variante ist besonders vorteilhaft herstellbar, beispielsweise unter Verwendung eines Mehrkomponenten-Spritzgußverfahrens mit verschiedenen geeigneten Kunststoffen. Die Mechanikkomponenten sind in diesem Fall vorzugsweise rückfedernd konstruiert, d.h. insbesondere zum Zurückführen des bewegten bzw. ausgelenkten Elements in die Grundposition ausgebildet. Die sonst notwendigen Federelemente zum Aufrichten des zweiten Sitzträgerelements 7 bzw. zum Halten des Gleichgewichtszustands des zweiten Sitzträgerelements 7 im unbesetzten Zustand können dann wegfallen.

[0044] In der in den Fig. 1 bis 15 illustrierten Variante umfaßt die Bewegung des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 ausschließlich eine Rotation. Die zur Drehung des Rückenlehnenträgerelements 11 erforderliche zentrale Drehachse 12 (Neigeachse) verläuft dabei vorzugsweise unterhalb der Sitzfläche des Sitzes. Im dargestellten Beispiel verläuft die Drehachse 12 des Rückenlehnenträgers 5 in Stuhllängsrichtung 8 und parallel zu den Drehachsen 33, 34, 35, 36 der Lenkeranordnung 31, 32, und somit senkrecht zu den Drehachsen 15, 16, 22, 23 von Basisträger 2, Sitzträger 4 und Rückenlehnenträger 5. Außerdem ist die Drehachse 12 in vertikaler Richtung zwischen den ersten Drehachsen 33, 35 der Lenker 31, 32 und den zweiten Drehachsen 34, 36 der Lenker 31, 32 angeordnet.

[0045] Vorzugsweise sind das erste und das zweite Rückenlehnenträgerelement 9, 11 als zwei voneinander getrennte Bauteile ausgeführt, die mechanisch miteinander verbunden sind, z.B. über eine stoßseitige Verbindung mit rotatorischem Freiheitsgrad. Alternativ ist jedoch auch eine einteilige Ausführung der beiden Rückenlehnenträgerelemente 9, 11 möglich, vorzugsweise unter Verwendung von geeignetem, flexiblen bzw. elastischen Verbindungsmaterial, das ein Verdrehen des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 um die Drehachse 12 erlaubt.

[0046] Das zweite Rückenlehnenträgerelement 11 ist vorzugsweise als zentraler Tragarm ausgeführt, der sich mittig nach hinten von der Stuhlmechanik 1 weg erstreckt. Alternativ ist das zweite Rückenlehnenträgerelement 11 als Teil eines Rahmens 50 für die Rückenlehne ausgeführt, beispielsweise als zentrales Verbindungselement zwischen dem Rückenlehnenträger 5 und einer unteren Querstrebe des Rahmens 50.

[0047] Vorzugsweise ist das zweite Rückenlehnenträgerelement 11 mit dem zweiten Sitzträgerelement 7 derart gekoppelt, daß eine Bewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 relativ zu dem ersten Sitzträgerelement 6 eine Bewegung des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 relativ zu dem ersten Rückenlehnenträgerelement 9, genauer eine Neigung des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 nach rechts oder links, bewirkt (oder umgekehrt). Mit anderen Worten findet eine vorteilhafte Kombination der beiden Neigebewegungen statt. Nicht nur der Sitz neigt sich (nach rechts oder links), sondern auch die Rückenlehne. Eine feststehende Rückenlehne wäre bei einem sich neigenden Sitz weniger komfortabel. Die seitliche Neigung des Sitzes bzw. der Rückenlehne (ohne eine Verschwenkung des Sitzträgers 4 nach hinten durch den Rückenlehnenträger 5) ist in den Fig. 3, 6, 10, 14 dargestellt.

[0048] Die Neigebewegung des Rückenlehnenträgers 5, genauer gesagt die Neigebewegung des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 und damit der Rückenlehne, wird allein und ausschließlich durch die Anlenkung des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 an das zweite Sitzträgerelement 7 induziert.

[0049] Vorzugsweise erfolgt bei einer Bewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 relativ zu dem ersten Sitzträgerelement 6 in Stuhllängsrichtung 8 gesehen eine seitliche Neigung der von dem zweiten Rückenlehnenträgerelement 11 getragenen Rückenlehne. Die konkrete Ausführung der Rückenlehne ist dabei für die Erfindung unerheblich.

[0050] Bei der in den Fig. 1 bis 15 dargestellten Variante ist das zweite Rückenlehnenträgerelement 11 mit dem zweiten Sitzträgerelement 7 verbunden, indem ein Verbindungsarm 48 des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 mit seinem freien Ende 49 in eine Aufnahmeöffnung 51 des zweiten Sitzträgerelements 7 eingreift bzw. in einer solchen Aufnahmeöffnung 51 einliegt. Die Einleitung der Kraft bzw. die Übertragung des Drehmoments von dem zweiten Sitzträgerelement 7 auf das zweite Rückenlehnenträgerelement 11 erfolgt ausschließlich über den Verbindungsarm 48.

[0051] Der Verbindungsarm 48 ist dabei vorzugsweise nicht drehfest ausgeführt, d.h. das Freiende 49 liegt drehbar in der Aufnahmeöffnung 51 ein. Das Freiende 49 ist dabei sowohl axial, d.h. in Stuhllängsrichtung 8, als auch vertikal in der Aufnahmeöffnung 51 verschiebbar, so daß sich der Verbindungsarm 48 - entsprechend der kombinierten Translations-/Rotationsbewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 auf der definierten Bahnkurve 28 relativ zu dem ersten Sitzträgerelement 6 - mit begrenzten Freiheitsgraden mitbewegen kann derart, daß er eine (reine) Drehbewegung des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 um dessen Drehachse 12 relativ zu dem ersten Rückenlehnenträgerelement 9 bewirkt.

[0052] Realisiert wird diese Ankopplung z.B. durch einen am freien Ende 49 des Verbindungsarmes 48 angebrachten Kulissenstein 52 oder dergleichen, der in der nach Art einer Nut ausgebildeten Kulisse bzw. Aufnahmeöffnung 51 des zweiten Sitzträgerelements 7 (dort an den vertikalen Seitenflächen der Nut anliegend) einliegt. Dabei wird die Bewegung der Kulisse und damit die Bewegung des zweiten Sitzträgerelemente 7 auf den zwangsgeführten Kulissenstein 52 übertragen, wobei der rotatorische Freiheitsgrad durch eine geeignete Drehverbindung des Kulissensteins 52 mit dem Verbindungsarm 48 verwirklicht wird.

[0053] Die Zweiteilung des Rückenlehnenträgers 5 erfolgt dabei so, daß das erste Rückenlehnenträgerelement 9 wie der in Stuhllängsrichtung 8 gesehen vordere Teil des Rückenlehnenträgers 5 die Anbindung der Rückenlehne an den Basisträger 2 und das erste Sitzträgerelement 6 realisiert, während das zweite Rückenlehnenträgerelement 11, welches sich in Stuhllängsrichtung 8 gesehen nach hinten an das erste Rückenlehnenträgerelement 9 anschließt, den Übergang zu der Rückenlehne bildet, zugleich jedoch an das zweite Sitzträgerelement 7 angekoppelt ist.

[0054] Alternativ erfolgt die Verbindung bzw. Ankopplung des zweiten Sitzträgerelements 7 an das zweite Rückenlehnenträgerelement 11 über eine Anzahl mit dem zweiten Sitzträgerelement 7 und dem zweiten Rückenlehnenträgerelement 11 gelenkig verbundene Lenker (nicht abgebildet), die vorzugsweise so ausgeführt sind, wie die Lenker zwischen den beiden Sitzträgerelementen 6, 7 nach Art einer Viergelenkmechanik, oder aber über andere Koppelelemente. Alternativ erfolgt die Verbindung bzw. Ankopplung des zweiten Sitzträgerelements 7 an das zweite Rückenlehnenträgerelement 11 über eine einteilige Ausführung von Sitzträgerelement 7 und Rückenlehnenträgerelement 11 unter Verwendung eines geeigneten, flexiblen bzw. elastischen Materials.

[0055] Als besonders vorteilhaft hat sich eine Variante herausgestellt, bei der die Neigung der Rückenlehne bzw. des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 von der Neigung des Sitzes bzw. des zweiten Sitzträgerelements 7 verschieden ist. Mit der Erfindung ist es also nicht nur möglich, ausschließlich eine Neigebewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 nach rechts oder links zu verwirklichen, ohne daß dies zu einer Folgebewegung des Rückenlehnenträgers 5 führt; hierfür muß lediglich die Ankopplung des Rückenlehnenträgers 5 an das zweite Sitzträgerelement 7 entfallen. Die Neigebewegungen der beteiligten Elemente können auch voneinander abweichen. Im einfachsten Fall entspricht zwar die Neigung des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 und damit der Rückenlehne der Neigung des zweiten Sitzträgerelements 7 und damit des Sitzes. Vorzugsweise bewegt sich die Rückenlehne jedoch in einem abweichenden Verhältnis zu dem sich neigenden Sitz, d.h. die beiden Neigungswinkel sind ungleich. Ein ungleiches Neigungsmaß hat sich als besonders benutzerfreundlich herausgestellt, insbesondere dann, wenn einer Neigung des zweiten Sitzträgerelements 7 um einen bestimmten Neigungswinkel eine Neigung des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 um einen größeren Neigungswinkel folgt, wie in den Fig. 6, 10 und 14 dargestellt.

[0056] Vorzugsweise befindet sich die Lage der Drehachse 12 des Rückenlehnenträgers 5 unterhalb des Verbindungspunktes des Freiendes 49 des Verbindungsarmes 48 mit dem Sitzträger 4, also unterhalb des Punktes, an dem der Kulissenstein 52 in der Aufnahmeöffnung 51 einliegt. Dadurch wird erreicht, daß sich die Rückenlehne in die gleiche Richtung neigt, wie der Sitz. Eine gegenläufige Verschenkung der Rückenlehne (Verschwenken in die entgegengesetzte Richtung) kann entsprechend durch eine umgekehrte Anordnung dieser beiden Punkte zueinander erreicht werden.

[0057] Je weiter der Momentanpol 37 des zweiten Sitzträgerelements 7 von der ortsfesten Drehachse 12 des Rückenlehnenträgers 5 entfernt ist, desto größer ist die Abweichung der Neigungsbewegung des zweiten Rückenlehnenträgerelements 11 zu der des zweiten Sitzträgerelements 7. Es kann somit das gewünschte Neigungsverhältnis zwischen Sitz und Rückenlehne eingestellt werden, insbesondere durch die konstruktive Anordnung der Lage der Achsen 33, 34, 35, 36, durch die definierte Einstellung der Abstände der Achsen 33, 34, 35, 36 zueinander und/oder durch die Anordnung der realen und virtuellen Drehpunkte 37 der beteiligten Komponenten der Stuhlmechanik 1.

[0058] Als besonders vorteilhaft gilt eine Variante der Erfindung, bei welcher der Rückenlehnenträger 5, genauer das erste Rückenlehnenträgerelement 9, mit dem Sitzträger 4, genauer mit dem ersten Sitzträgerelement 6, derart gekoppelt ist, daß ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers 5 in Stuhllängsrichtung 8 eine Bewegung des Sitzträgers 4 in Stuhllängsrichtung 8 um eine quer zur Stuhllängsrichtung 8 verlaufende Schwenkachse relativ zu dem Basisträger 2 bewirkt ("Synchronmechanik"). Anstelle einer solchen klassischen Synchronmechanik können von der Stuhlmechanik 1, die mit der Erfindung versehen wird, aber auch andere Mechaniktypen verwirklicht sein, wie Asynchronmechaniken, Wippmechaniken oder Mischtypen.

[0059] Dabei ist die (Neige-) Bewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 relativ zu dem ersten Sitzträgerelement 6 unabhängig von einer sonstigen Bewegung des Sitzträgers 4 in Stuhllängsrichtung 8, insbesondere unabhängig von der von dem Rückenlehnenträger 5 bewirkten (Schwenk-)Bewegung des Sitzträgers 4. Erreicht wird diese konstruktive und funktionale Unabhängigkeit der Bewegungen durch die Trennung des Sitzträgers 4 in die zwei Sitzträgerelemente 6, 7. Beide Bewegungen sind unabhängig voneinander, d.h. nicht aneinander gekoppelt, möglich, auch einander überlagernd. Beispielsweise wird unabhängig von einer Neigebewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 nach rechts oder links der gesamte Sitzträger 4 bei einem Verschwenken des Rückenlehnenträgers 5 nach hinten mitgenommen und eine Neigebewegung des zweiten Sitzträgerelements 7 nach rechts und links kann im nichtverschwenkten Zustand der Mechanik 1 oder aber auch zusätzlich zu einem Verschwenken der Rückenlehne erfolgen.

[0060] Illustriert wird dies beispielhaft in den Fig. 4 bis 15 anhand des ersten Ausführungsbeispiels. Darin zeigen die Fig. 4 bis 7 die Mechanik in Seitenansicht, nämlich in der Ausgangsstellung (Fig. 4), nach hinten verschwenkt (Fig. 5), mit seitlich geneigtem Sitz und Rückenlehne (Fig. 6) sowie in einer sowohl geneigten als auch verschwenkten Stellung (Fig. 7) . Es zeigen die Fig. 8 bis 11 die Mechanik von vorn, nämlich in der Ausgangsstellung (Fig. 8), nach hinten verschwenkt (Fig. 9), mit seitlich geneigtem Sitz und Rückenlehne (Fig. 10) sowie in einer sowohl geneigten als auch verschwenkten Stellung (Fig. 11). Es zeigen die Fig. 12 bis 15 die Mechanik von hinten, nämlich in der Ausgangsstellung (Fig. 12), nach hinten verschwenkt (Fig. 13), mit seitlich geneigtem Sitz und Rückenlehne (Fig. 14) sowie in einer sowohl geneigten als auch verschwenkten Stellung (Fig. 15) .

[0061] Gegenüber einer herkömmlichen Stuhlmechanik wird mit der Erfindung die Anzahl der Freiheitsgrade erhöht, indem für den Sitzträger 4 und optionale auch für den Rückenlehnenträger 5 weitere Freiheitsgrade vorgesehen werden. Es ergibt sich gegenüber herkömmlichen Lösungen ein verbessertes Bewegungsverhalten des Stuhls auf Bewegungen des Benutzers. Alle in der Beschreibung, den nachfolgenden Ansprüchen und der Zeichnung dargestellten Merkmale können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination miteinander erfindungswesentlich sein.

Bezugszeichenliste



[0062] 
1
Mechanik
2
Basisträger
3
Konusaufnahme
4
Sitzträger
5
Rückenlehnenträger
6
erstes Sitzträgerelement
7
zweites Sitzträgerelement
8
Stuhllängsrichtung
9
erstes Rückenlehnenträgerelement
10
(frei)
11
zweites Rückenlehnenträgerelement
12
Drehachse des Rückenlehnenträgers
13
hinteres Ende des ersten Sitzträgerelements
14
hinteres Ende des Basisträgers
15
hintere Drehachse
16
hintere Drehachse
17
hinteres Koppelelement
18
vorderes Koppelelement
19
vorderes Ende des ersten Sitzträgerelements
20
(frei)
21
vorderes Ende des Basisträgers
22
vordere Drehachse
23
vordere Drehachse
24
Schwenkrichtung
25
Mittellängsebene
26
Stuhlvorderseite
27
Stuhlhinterseite
28
Bahnkurve
29
Ebene der Bahnkurve
30
(frei)
31
erster Lenker
32
zweiter Lenker
33
erste Drehachse des ersten Lenkers
34
zweite Drehachse des ersten Lenkers
35
erste Drehachse des zweiten Lenkers
36
zweite Drehachse des zweiten Lenkers
37
virtueller Drehpunkt, Momentanpol
38
Bahnkurve des Momentanpols
39
(frei)
40
(frei)
41
vertikale Verbindungslinie
42
vertikale Verbindungslinie
43
horizontale Verbindungslinie
44
horizontale Verbindungslinie
45
Oberfläche des ersten Sitzträgerelements, Roll-/Gleitbahn
46
Kugellager
47
Oberfläche des zweiten Sitzträgerelements
48
Verbindungsarm
49
Freiende
50
Rahmen
51
Aufnahmeöffnung
52
Kulissenstein



Ansprüche

1. Mechanik (1) für einen Stuhl, insbesondere für einen Bürostuhl,
mit einem auf einer Stuhlsäule plazierbaren Basisträger (2), mit einem auf dem Basisträger (2) angeordneten, relativ zu dem Basisträger (2) in Stuhllängsrichtung (8) bewegbaren Sitzträger (4),
und mit einem mit dem Sitzträger (4) verbundenen Rückenlehnenträger (5),
dadurch gekennzeichnet,

daß der Sitzträger (4) ein erstes Sitzträgerelement (6) und ein zweites Sitzträgerelement (7) umfaßt, wobei das zweite Sitzträgerelement (7) relativ zu dem ersten Sitzträgerelement (6) quer zur Stuhllängsrichtung (8) bewegbar ist

und/oder

daß der Rückenlehnenträger (5) ein erstes Rückenlehnenträgerelement (9) und ein zweites Rückenlehnenträgerelement (11) umfaßt, wobei das zweite Rückenlehnenträgerelement (11) relativ zu dem ersten Rückenlehnenträgerelement (9) um eine in Stuhllängsrichtung (8) liegende Drehachse (12) drehbar ist.


 
2. Mechanik (1) nach Anspruch 1, wobei sich bei einer Bewegung des zweiten Sitzträgerelements (7) relativ zu dem ersten Sitzträgerelement (6) der von dem zweiten Sitzträgerelement (7) getragene Sitz in Stuhllängsrichtung (8) gesehen seitlich neigt.
 
3. Mechanik (1) nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Bewegung des zweiten Sitzträgerelements (7) eine Translation und eine Rotation umfaßt.
 
4. Mechanik (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei das zweite Sitzträgerelement (7) mit dem ersten Sitzträgerelement (6) über wenigstens eine Lenkeranordnung (31, 32) verbunden ist.
 
5. Mechanik (1) nach Anspruch 4, wobei die Lenkeranordnung zwei Lenker (31, 32) umfaßt, wobei jeder Lenker (31, 32) sowohl um eine erste Drehachse (33, 35) drehbar an dem ersten Sitzträgerelement (6) als auch um eine zweite Drehachse (34, 36) drehbar an dem zweiten Sitzträgerelement (7) angelenkt ist, wobei alle Drehachsen (33, 34, 35, 36) parallel zueinander liegen und in Stuhllängsrichtung (8) verlaufen.
 
6. Mechanik (1) nach Anspruch 5, wobei sich der Momentanpol (37) des zweiten Sitzträgerelements (7) bei einer Bewegung des zweiten Sitzträgerelements (7) quer zur Stuhllängsrichtung (8) stets so weit entfernt von dem Sitzträger (4) befindet, daß die Translationsanteile der Bewegung größer sind als die Rotationsanteile.
 
7. Mechanik (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei das zweite Sitzträgerelement (7) auf einer Oberfläche (45) des ersten Sitzträgerelements (6) aufliegt.
 
8. Mechanik (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei das zweite Rückenlehnenträgerelement (11) mit dem zweiten Sitzträgerelement (7) gekoppelt ist derart, daß eine Bewegung des zweiten Sitzträgerelements (7) relativ zu dem ersten Sitzträgerelement (6) eine Bewegung des zweiten Rückenlehnenträgerelements (11) relativ zu dem ersten Rückenlehnenträgerelement (9) bewirkt.
 
9. Mechanik (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei sich bei einer Bewegung des zweiten Sitzträgerelements (7) relativ zu dem ersten Sitzträgerelement (6) die von dem zweiten Rückenlehnenträgerelement (11) getragene Rückenlehne in Stuhllängsrichtung (8) gesehen seitlich neigt.
 
10. Mechanik (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei die Neigung der Rückenlehne von der Neigung des Sitzes verschieden ist.
 
11. Mechanik (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei das zweite Rückenlehnenträgerelement (11) mit dem zweiten Sitzträgerelement (7) verbunden ist, indem ein Verbindungsarm (48) des zweiten Rückenlehnenträgerelements (11) in eine Aufnahmeöffnung (51) des zweiten Sitzträgerelements (7) eingreift.
 
12. Mechanik (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 11, wobei der Rückenlehnenträger (5) mit dem Sitzträger (4) gekoppelt ist derart, daß ein Verschwenken des Rückenlehnenträgers (5) eine Bewegung des Sitzträgers (4) in Stuhllängsrichtung (8) relativ zu dem Basisträger (2) bewirkt.
 
13. Mechanik (1) nach Anspruch 12, wobei die Bewegung des zweiten Sitzträgerelements (7) relativ zu dem ersten Sitzträgerelement (6) unabhängig von der von dem Rückenlehnenträger (5) bewirkten Bewegung des Sitzträgers (4) ist.
 
14. Stuhl, insbesondere Bürostuhl, mit einer Mechanik (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 13.
 




Zeichnung






















Recherchenbericht









Recherchenbericht