[0001] Die vorliegende Patentanmeldung nimmt die Priorität der deutschen Patentanmeldung
DE 10 2017 201 240.4 in Anspruch, deren Inhalt durch Bezugnahme hierin aufgenommen wird.
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung eines Naht-Anfangsoberfadens einer
in Nähgut auszubildenden Naht mit einem definierten Soll-Nahtüberstand, insbesondere
von höchstens 10 mm. Ferner betrifft die Erfindung eine Nähmaschine zur Durchführung
eines derartigen Verfahrens.
[0003] Eine Nähmaschine ist bekannt beispielsweise aus der
EP 2 028 311 A2. Die
DE 32 32 813 A1 offenbart ein Verfahren zur Steuerung eines Oberfadens in einer Nähmaschine. Die
US 4,215,641 offenbart eine elektronische Steuerung eines Oberfadens in einer Nähmaschine. Die
DE 10 2011 005 198 A1 und die
DE 10 2010 043 906 A1 offenbaren jeweils eine Nähmaschine sowie ein Verfahren zum Erzeugen eines Nahtanfangs
mit einer solchen Nähmaschine. Die
DE 103 21 537 A1 offenbart eine Vorrichtung zum Steuern eines Oberfadens einer Nähmaschine.
[0004] Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Naht-Anfangsoberfaden einer
in Nähgut auszubildenden Naht mit einem definierten Soll-Nahtüberstand reproduzierbar
auszubilden.
[0005] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren, durchgeführt mit einer
Nähmaschine, mit den im Anspruch 1 angegebenen Merkmalen.
[0006] Erfindungsgemäß wurde erkannt, dass reproduzierbare Oberfadenmengenverhältnisse durch
eine Oberfaden-Bereitstellungseinheit, welche mit einer Oberfadenklemme zusammenwirkt,
realisiert werden können. Die definierte Oberfadenmenge wird für die Durchführung
eines Fadenabschneidestichs bereitgestellt. Auf diese Weise liegt für die Erzeugung
eines Nahtendes eine definierte Oberfadenmenge vor, was einerseits zu einem reproduzierbaren
Fadenabschneidevorgang führt und andererseits für die nachfolgende Naht am Nahtanfang
eine genau definierte Oberfadenmenge ergibt. Auf diese Weise kann der Oberfaden beim
Annähen einer Naht zum Beispiel optimal kurz gehalten bleiben, ohne dass dies eine
Verknotungssicherheit beim Annähen beeinträchtigt. Der Annähvorgang ist somit gut
reproduzierbar und kann mit optimal geringer Oberfadenmenge realisiert werden. Die
Oberfaden-Bereitstellungseinheit kann im Oberfadenlauf zwischen der Oberfadenklemme
und dem Fadenhebel angeordnet sein. Der Soll-Nahtüberstand kann höchstens 10 mm betragen,
kann für bestimmte Anwendungen, zum Beispiel beim Ledernähen, aber auch deutlich größer
sein, zum Beispiel mehr als 20 mm, zum Beispiel im Bereich von 50 mm. Der Soll-Nahtüberstand
kann im Bereich von 5 mm liegen.
[0007] Bei einer Ausführung nach Anspruch 2 wird sichergestellt, dass beim Bereitstellen
der definierten Oberfadenmenge diese praktisch vollständig vom Oberfadenvorrat abgezogen
wird. Eine entsprechende Fadenwiderstands-Erzeugungseinheit kann durch eine regelmäßig
ohnehin vorgesehene Oberfaden-Spanneinrichtung gebildet sein. Die Fadenwiderstands-Erzeugungseinheit
kann im Oberfadenlauf zwischen der Oberfaden-Bereitstellungseinheit und dem Fadenhebel
angeordnet sein.
[0008] Die Vorteile einer Nähmaschine nach Anspruch 3 entsprechen denjenigen, die vorstehend
unter Bezugnahme auf das Verfahren bereits erläutert wurden. Die Nähmaschine kann
eine weitere Oberfadenklemme im Oberfadenlauf zwischen dem Fadenhebel und der Nähnadel
aufweisen. Auch diese weitere Oberfadenklemme kann ansteuerbar ausgeführt sein.
[0009] Eine schwenkbare Fadenzieheinrichtung nach Anspruch 4 hat sich als Oberfaden-Bereitstellungseinheit
bewährt.
[0010] Ein verstellbarer Anschlag nach Anspruch 5 ermöglicht verschiedene Betriebsmodi der
Oberfaden-Bereitstellungseinheit, so dass insbesondere verschiedene definierte Oberfaden-Mengen
bereitgestellt werden können. Dies ermöglicht es beispielsweise, die Oberfaden-Bereitstellungseinheit
einerseits zum vorstehend erläuterten Erzeugungsverfahren und andererseits zu einem
Verfahren zu benutzen, welches im Zusammenhang beispielsweise mit der
EP 2 028 311 A2 beschrieben wurde. Beide Verfahren können auch miteinander kombiniert werden, so
dass zusätzlich zur reproduzierbar für den Fadenabschneidestich bereitgestellte Oberfadenmenge
beim Annähen einer Naht bei den ersten Stichen der Oberfaden zurückgezogen wird, wie
dies in der
EP 2 028 311 A2 beschrieben ist.
[0011] Ein Hubmagnet nach Anspruch 6 hat sich in der Praxis bewährt.
[0012] Eine Fadenwiderstands-Erzeugungseinheit nach Anspruch 7 kann für das Verfahren nach
Anspruch 2 genutzt werden.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher
erläutert. In dieser zeigen:
- Fig. 1
- eine perspektivische Vorderansicht einer Nähmaschine;
- Fig. 2
- gegenüber Fig. 1 vergrößert Details einer Oberfadenführung der Nähmaschine nach Fig.
1;
- Fig. 3
- eine Aufsicht auf eine Montageplatte mit Komponenten einer weiteren Ausführung einer
Oberfadenführung, die bei der Nähmaschine nach Fig. 1 zum Einsatz kommen kann, wobei
ein verstellbarer Anschlag in eine Stellung "Fadenvorlegen" gestellt ist;
- Fig. 4
- die Komponenten nach Fig. 3, wobei der verstellbare Anschlag in die Stellung "Fadenrückziehen"
gestellt ist; und
- Fig. 5
- schematisch einen vertikalen Schnitt durch einen Abschnitt eines doppellagigen Nähguts
längs einer durch einen Oberfaden und einen Unterfaden vorgegebenen Nahtebene, wobei
ein Anfangs-Nahtabschnitt sichtbar ist.
[0014] Eine Nähmaschine 1 hat einen oberen Arm 2 und eine untere gehäuseartige Grundplatte
3, die durch einen Ständer 4 zu einem C-förmigen Gehäuse miteinander verbunden sind.
Im Arm 2 ist eine Armwelle 5 (vgl. Fig.2) gelagert, die mithilfe eines im Ständer
4 untergebrachten Riementriebes von einem Motor antreibbar ist. Mit dem Motor ist
eine zentrale Steuereinrichtung 6 verbunden, die in der Fig. 1 schematisch im oberen
Arm 2 dargestellt ist, die aber auch an anderer Stelle und auch relativ zur Nähmaschine
1 extern und mit dieser beispielsweise über einen Kabelstrang verbunden angeordnet
sein kann. Von der Armwelle 5 abgeleitet wird eine Nadelstange 7 auf und ab gehend
angetrieben, an deren unterem Ende eine Nadel 8 montiert ist. Durch ein Öhr der Nadel
8 verläuft ein Oberfaden 9 (vgl. Fig. 2).
[0015] In der Grundplatte 3 ist ein Greifer 10 angeordnet, der in üblicher Weise abgeleitet
von der Armwelle 5 um eine vertikale Drehachse 11 (vgl. Fig. 2) drehantreibbar ist.
In einem Spulen- bzw. Fadenwickelgehäuse 12 des Greifers 10 befindet sich ein Vorrat
eines Unterfadens.
[0016] Fig. 2 zeigt die Führung des Oberfadens 9 der Nähmaschine 1 im Detail. Vom Öhr in
der Nadel 8 aus im vorratsseitigen Oberfadenverlauf entgegen der Oberfadentransportrichtung,
also stromaufwärts, ist eine erste Oberfadenklemme 14 angeordnet, die eine Klemmplatte
15 aufweist, die relativ zu einem Grundkörper 16 der ersten Oberfadenklemme 14 verlagerbar
ist. Die erste Oberfadenklemme 14 steht mit der Steuereinrichtung 6 in Signalverbindung
und ist zwischen einer Fadenklemmstellung, in der der Oberfaden 9 am Ort der ersten
Oberfadenklemme 14 festgeklemmt ist, und einer Fadenfreigabestellung, in der die erste
Oberfadenklemme 14 den Oberfaden 9 freigibt, verlagerbar. Im Bereich der ersten Oberfadenklemme
14 verläuft der Oberfaden 9 im Wesentlichen vertikal.
[0017] Ein Durchgangsort des Oberfadens 9 durch die erste Oberfadenklemme 14 kann mithilfe
einer Mehrzahl von Faden-Durchgangsöffnungen 17 im Grundkörper 16 vorgegeben werden.
Bei der in der Zeichnung dargestellten Ausführung verläuft der Oberfaden 9 in der
zweiten Faden-Durchgangsöffnung 17 von rechts von insgesamt vier quer zur Fadentransportrichtung
angeordneten Faden-Durchgangsöffnungen.
Stromaufwärts der ersten Oberfadenklemme 14 ist ein Fadenhebel 18 angeordnet, dessen
Auf- und Abwärtsbewegung ebenfalls von der Armwelle 5 in an sich bekannter Weise abgeleitet
wird. Zwischen einer am freien Ende des Fadenhebels 18 angeordneten Fadenhebelöse
19 und der ersten Oberfadenklemme 14 verläuft der Oberfaden 9 noch durch eine Führungsöse
20, die am in der Fig. 2 oberen Ende des Grundkörpers 16 angebracht ist.
[0018] Stromaufwärts des Fadenhebels 18 durchläuft der Oberfaden 9 eine Oberfaden-Zugfeder-Einheit
20a und anschließend Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21. Letztere hat zwei in an sich
bekannter Weise arbeitende und in der Oberfadentransportrichtung direkt hintereinander
angeordnete Hauptspannungsgeber 22. Die Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 steht mit
der zentralen Steuereinrichtung 6 in Signalverbindung. Die Hauptspannungsgeber 22
setzen den Oberfaden 9 bei Aktivierung durch die Steuereinrichtung 6 unter eine vorgegebene
Fadenspannung.
[0019] Zwischen der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 und dem Fadenhebel 18 durchläuft
der Oberfaden 9 eine weitere, quer zur Oberfadentransportrichtung einstellbar verlagerbare
Führungsöse 23.
[0020] Stromaufwärts der beiden Hauptspannungsgeber 22 ist eine Fadenzieheinrichtung 24
angeordnet. Die Fadenzieheinrichtung 24 stellt eine Oberfaden-Bereitstellungseinheit
im Oberfadenlauf dar. Die Fadenzieheinrichtung 24 hat einen schwenkbaren Ausleger
25, der über ein Schwenkgelenk 26 an einer Klemmplatte 27 einer zweiten Oberfadenklemme
28 angelenkt ist. Die Fadenzieheinrichtung 24 ist also an der Klemmplatte 27 der zweiten
Oberfadenklemme 28 montiert. Die Fadenzieheinrichtung 24 ist im Oberfadenlauf nach
dieser zweiten Oberfadenklemme 28, also stromabwärts von dieser, angeordnet. An seinem
freien Ende hat der Ausleger 25 der Fadenzieheinrichtung 24 eine Fadenöse 29, die
quer zum Fadenlauf des Oberfadens 9 zwischen dem stromaufwärtigen Hauptspannungsgeber
22 und der zweiten Oberfadenklemme 28 auslenkbar ist. Der Ausleger 25 ist umstellbar
zwischen einer in der Fig. 2 dargestellten Neutralstellung und einer in der Fig. 4
dargestellten Fadenziehstellung, in der der Oberfaden 9 zwischen der Oberfaden-Hauptspanneinrichtung
21 und der zweiten Oberfadenklemme 28 einen Fadenweg nimmt, der um eine Fadenweg-Differenz
länger ist als der entsprechende Fadenweg des Oberfadens 9 beim Ausleger 25 in der
Neutralstellung. Diese Fadenweg-Differenz beträgt bei der dargestellten Ausführung
beispielsweise 20 Millimeter. Die Fadenweg-Differenz kann auch einen anderen Wert
haben und kann im Bereich zwischen 10 mm und 100 mm liegen und beispielsweise 30 mm,
40 mm, 50 mm, 60 mm, 70 mm oder 80 mm betragen.
[0021] Zwischen der Fadenöse 29 in der Neutralstellung und dem stromaufwärtigen Hauptspannungsgeber
22 einerseits und der zweiten Oberfadenklemme 28 andererseits ist im Oberfadenverlauf
an einer Montageplatte 30, die am Arm 2 montiert ist, jeweils ein Fadenführungsstift
31 angeordnet. In der Fadenziehstellung des Auslegers 25 läuft der Oberfaden 9 über
beide Fadenführungsstifte 31 und zwischen den Fadenführungsstiften 31 über Eck durch
die Fadenöse 29 des Auslegers 25. Die beiden Fadenführungsstifte 31 bewirken dabei,
dass unabhängig davon, ob der Ausleger 25 in der Fadenziehstellung oder in der Neutralstellung
ist, der Oberfaden 9 an der gleichen Position aus der zweiten Oberfadenklemme 28 ausläuft
und in den stromaufwärtigen Hauptspannungsgeber 22 einläuft.
[0022] Der Ausleger 25 ist zwischen der Neutralstellung und der Fadenziehstellung umstellbar
durch einen elektromagnetischen Antrieb, der wiederum mit der Steuereinrichtung 6
in Signalverbindung steht. Alternativ zu einem elektromagnetischen Antrieb kann der
Ausleger 25 auch pneumatisch oder durch einen Schrittmotor angetrieben sein.
[0023] Stromaufwärts der zweiten Oberfadenklemme 28 ist eine Oberfaden-Vorspanneinrichtung
32 angeordnet, die ebenfalls in an sich bekannter Weise arbeitet und mit der Steuereinrichtung
6 in Signalverbindung stehen kann. An der Montageplatte 30 angebracht sind neben den
Führungsstiften 31 auch die Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21 mit den beiden Hauptspannungsgebern
22, die zweite Oberfadenklemme 28 mit der daran montierten Fadenzieheinrichtung 24
und die Oberfaden-Vorspanneinrichtung 32.
[0024] Stromaufwärts der Oberfaden-Vorspanneinrichtung 32 durchtritt der Oberfaden 9 eine
Faden-Durchgangsöffnung 33, die in der Montageplatte 30 in einem in der Fig. 2 oberen
und nach vorne um etwa 90° umgebogenen Kantenbereich ausgeführt ist. Stromaufwärts
der Faden-Durchgangsöffnung 33 ist eine nicht näher dargestellte Oberfadenspule als
Oberfadenvorrat angeordnet.
[0025] An einem mit der Armwelle 5 endseitig drehfest verbundenen Handrad 34 ist eine Drehwinkelskala
35 angeordnet, die eine volle Umdrehung der Armwelle 5 unterteilt in 360 Winkelgrad-Schritte
anzeigt.
[0026] Die Figur 2 zeigt die Armwelle 5 in der Stellung 205°. In dieser Stellung ist die
Nadelstange 7 ein Stück weit von ihrem unteren Totpunkt, der bei 180° erreicht war,
wieder zurückgekehrt, so dass sich neben dem Öhr der Nadel 8 eine Oberfadenschleife
gebildet hat. In der Position 205° kann eine Greiferspitze des Greifers 10 in die
Oberfadenschleife eingreifen und den Oberfaden 9 anschließend mitnehmen.
Mit den vorstehend erläuterten Komponenten der Nähmaschine 1 kann ein Verfahren zur
Erzeugung eines kurzen Naht-Anfangsoberfadens durchgeführt werden.
[0027] Figur 5 zeigt beispielhaft einen Nähgut-Abschnitt 36 im Bereich eines Beginns einer
Naht 37, wobei ein erster Stich kurz und die folgenden Stiche mit normaler Stichlänge
ausgeführt sind. Dargestellt ist der Oberfaden 9 mit dem Naht-Anfangsoberfaden 38
sowie der Unter- beziehungsweise Greiferfaden 39, dessen Naht-Anfangsunterfaden eine
vergleichbare Länge hat wie der Naht-Anfangsoberfaden 38. Beide Naht-Anfangsfäden
haben einen Soll-Nahtüberstand A von höchstens 10 mm.
[0028] Die Nähmaschine 1 hat weiterhin ein in der Figur 1 lediglich angedeutetes Oberfadenmesser
40 zum Abschneiden des Oberfadens 9 zwischen aufeinanderfolgenden Nähten.
[0029] Zur Erzeugung des Naht-Anfangsoberfadens 38 der Naht 37 mit dem Soll-Nahtüberstand
A von höchstens 10 mm arbeitet die Nähmaschine 1 folgendermaßen:
[0030] Zunächst wird eine definierte Oberfadenmenge im Oberfadenlauf zwischen der Oberfadenklemme
28 und der Nähnadel 8 für die Durchführung eines Fadenabschneidestichs für einen Oberfaden-Abschneidevorgang
bereitgestellt. Dies erfolgt mit der Oberfaden-Bereitstellungseinheit durch Umstellen
der Fadenzieheinrichtung 24 zwischen der in der Figur 2 gezeigten Neutralstellung
und einer durch Verschwenken des Auslegers 25 um einige 10° entgegen dem Uhrzeigersinn
erreichten Fadenziehstellung realisiert. Anschließend wird die Oberfadenklemme 28
geschlossen, so dass nach dem Schließen der Oberfadenklemme 28 kein Oberfaden 9 vom
Oberfaden-Vorrat mehr nachgezogen werden kann. Nach dem Schließen der Oberfadenklemme
28 wird die Fadenzieheinrichtung 24 wieder in die in der Figur 2 dargestellte Neutralstellung
überführt. Es kann nun der Fadenabschneidestich mit der definiert bereitgestellten
Oberfadenmenge genäht werden, wobei der Fadenhebel 18 die bereitgestellte Oberfadenmenge
zur Nähnadel 8 weitergibt. Im Anschluss an das Nähen des Fadenabschneidestichs erfolgt
dann das Abschneiden des Oberfadens 9 mit dem Oberfadenmesser 40. Für das Annähen
der nächsten Naht steht nun ein exakt definierter Oberfadenüberstand in Bezug auf
das Öhr der Nähnadel 8 zur Verfügung. Der Naht-Anfangsoberfaden 38 der nachfolgenden
Naht 37 hat dann den vorgegebenen Soll-Nahtüberstand A. Insgesamt resultieren beim
Nähen des Endes einer Naht 37 und beim Nähen des Anfangs der darauf folgenden Naht
37 also exakt reproduzierbare Verhältnisse, was die Oberfadenmenge angeht, was zu
kurzen Oberfaden-Überständen am Nahtanfang und am Nahtende führt.
[0031] Mit der vorstehend erläuterten Oberfadenführung nach den Figuren 1 und 2 lässt sich
zusätzlich ein Rückziehen des Oberfadens 9 während des Annähens der Naht 37, also
während der ersten Stiche, realisieren, was zu einer weiteren Verkürzung des Naht-Anfangsoberfadens
38 führen kann. Ein derartiges Rückziehen des Oberfadens 38 aus der Naht ist beschrieben
beispielsweise in der
EP 2 028 311 A2.
[0032] Im Unterschied zu diesem Fadenrückziehen aus dem Nahtanfang erfolgt beim vorstehend
erläuterten Erzeugungsverfahren die Betätigung der Fadenzieheinrichtung 24 vor dem
Fadenabschneidestich, also am Ende der Nahtbildung. Beide Verfahren, also das grundsätzlich
bereits bekannte Verfahren "Fadenrückziehen aus dem Nahtanfang" und das vorstehend
im Detail beschriebene Verfahren "Fadenvorlegen für das Fadenabschneiden" können in
Kombination miteinander durchgeführt werden.
[0033] Bei einer Variante des Erzeugungsverfahrens wird ein Fadenwiderstand zwischen der
Fadenzieheinrichtung 24 und der Nadel 8 vor dem Bereitstellen der definierten Oberfadenmenge
erhöht und vor dem Nähen des Fadenabschneidestichs wieder abgesenkt. Dies geschieht
durch entsprechende Aktivierung der Hauptspannungsgeber 22 vor dem Bereitstellen der
definierten Oberfadenmenge zur Erhöhung des Fadenwiderstands und nachfolgende Deaktivierung
der Hauptspannungsgeber 22 nach dem Bereitstellen der definierten Oberfadenmenge und
vor dem Nähen des Fadenabschneidestichs zur Absenkung des Fadenwiderstandes. Eine
Fadenwiderstands-Erzeugungseinheit ist durch die Oberfaden-Hauptspanneinrichtung 21
gebildet.
[0034] Anhand der Figuren 3 und 4 wird nachfolgend eine weitere Ausführung von Komponenten
einer Oberfadenführung erläutert, die alternativ zu derjenigen bei der Nähmaschine
1 zum Einsatz kommen kann, die vorstehend unter Bezugnahme auf die Figuren 1 und 2
erläutert wurde. Komponenten und Funktionen der Ausführung nach den Figuren 3 und
4, die vorstehend bereits unter Bezugnahme auf die Figuren 1 und 2 erläutert wurden,
tragen die gleichen Bezugsziffern und werden nicht nochmals im Einzelnen diskutiert.
[0035] Bei der Ausführung nach den Figuren 3 und 4 sind die Fadenzieheinrichtung 24 einerseits
und eine Oberfadenklemme 41, deren Funktion ansonsten derjenigen der Oberfadenklemme
28 der Ausführung aus den Figuren 1 und 2 entspricht, als voneinander getrennte Komponenten
ausgeführt. Der Schwenkantrieb für den Ausleger 25 der Fadenzieheinrichtung 24 ist
bei der Ausführung nach den Figuren 3 und 4 durch einen Drehmagneten 42 ausgebildet.
[0036] Anstelle von Fadenführungsstiften 31 liegen bei der Oberfadenführung nach den Figuren
3 und 4 zwei Fadenösen 43 vor.
[0037] Bei der Oberfadenführung nach den Figuren 3 und 4 liegt ein verstellbarer Anschlag
44 für eine jeweilige Fadenziehstellung des Auslegers 25 vor. Der Anschlag 44 umfasst
einen Hubmagneten 45 mit Hubkolben 46, der in der Figur 3 in einer vollständig eingefahrenen
und in der Figur 4 in einer vollständig ausgefahrenen Stellung gezeigt ist. Ferner
weist der Anschlag eine Anschlagskomponente 47 auf, die fest an der Montageplatte
30 montiert ist.
[0038] Figur 3 zeigt die Fadenzieheinrichtung 24, also die Oberfaden-Bereitstellungseinheit,
in der Fadenziehstellung für ein Oberfaden-Vorlegen für die Fadenabschneide-Funktion,
also in der Stellung, in der, wie vorstehend erläutert, zur Vorbereitung des Fadenabschneidestichs
eine definierte Oberfadenmenge durch die Fadenzieheinrichtung 24 bereitgestellt wird
(Anschlagstellung "Fadenvorlegen"). Die in dieser Fadenvorlege-Fadenziehstellung erzeugte
Fadenweg-Differenz kann beispielsweise 50 mm betragen. In dieser Fadenvorlegestellung
nach Figur 3 ist der Hubkolben 46 eingezogen und als Anschlag inaktiv. Als Anschlag
aktiv ist die Anschlagskomponente 47, an der der Ausleger 25 anschlägt.
[0039] Die Figur 4 zeigt die Fadenziehstellung, die beim Fadenrückziehen aus der Naht entsprechend
dem Ablauf zum Einsatz kommt, der in der
EP 2 028 311 A2 beschrieben ist (Anschlagstellung "Fadenrückziehen"). In dieser Fadenziehstellung
wird das Oberfaden-Rückziehen aus dem Nahtanfang mit einer Fadenweg-Differenz von
beispielsweise 20 mm bereitgestellt. In der Anschlagstellung "Fadenrückziehen" ist
die Fadenweg-Differenz kleiner als in der Anschlagstellung "Fadenvorlegen". In der
Fadenziehstellung nach Figur 4 ist der Hubkolben 46 vollständig ausgefahren und als
Anschlag für den Ausleger 25 aktiv. Die Anschlagskomponente 47 ist inaktiv.
[0040] Eine Ansteuerung dieses Bereitstellungsvorgangs durch die Oberfaden-Bereitstellungseinheit
kann gekoppelt mit einer Ansteuerung des Oberfadenmessers 40 erfolgen. Soweit das
Oberfadenmesser 40 kurvengesteuert ist, kann beispielsweise eine Umstellung der Fadenzieheinrichtung
24 von der Neutralstellung in die Fadenziehstellung angesteuert werden, sobald die
Kurvensteuerung für das Oberfadenmesser 40 aktiviert wird.
[0041] Die vorstehend erläuterten Verfahren "Fadenvorlegen" und "Fadenrückziehen" werden
über die Steuereinrichtung 6 gesteuert, die mit den vorstehend erläuterten, angetriebenen
Komponenten jeweils in Signalverbindung steht.
1. Verfahren zur Erzeugung eines Naht-Anfangsoberfadens (38) einer in Nähgut (36) auszubildenden
Naht (37) mit einem definierten Soll-Nahtüberstand (A) mit einer Nähmaschine (1)
- mit einem Vorrat für einen Oberfaden (9),
- mit einer Nadelstange (7) mit einer Nähnadel (8) zur Führung des Oberfadens (9)
durch das Nähgut (36), wobei die Nähnadel (8) angetrieben auf und ab bewegbar ist,
- mit einem Greifer (10) zum Erfassen des Oberfadens (9) während einer Stichbildung,
- mit einem Fadenhebel (18) zum Schlingenziehen des Oberfadens (9),
- mit einer ansteuerbaren Oberfadenklemme (28; 41) im Oberfadenlauf vor dem Fadenhebel
(18),
- mit einer Oberfaden-Bereitstellungseinheit (24) im Oberfadenlauf nach der Oberfadenklemme
(28; 41),
- mit einem Oberfadenmesser (40) zum Abschneiden des Oberfadens (9) zwischen aufeinanderfolgenden
Nähten,
mit folgenden Schritten:
- Bereitstellen einer definierten Oberfadenmenge im Oberfadenlauf zwischen der ansteuerbaren
Oberfadenklemme (28; 41) und der Nähnadel (8) mit der Oberfaden-Bereitstellungseinheit
(24) für die Durchführung eines Fadenabschneidestichs für einen Oberfaden-Abschneidevorgang,
- Schließen der Oberfadenklemme (28; 41), so dass nach dem Schließen der Oberfadenklemme
(28; 41) kein Oberfaden (9) vom Oberfaden-Vorrat nachgezogen werden kann,
- Nähen des Fadenabschneidestichs mit der definiert bereitgestellten Oberfadenmenge,
- Abschneiden des Oberfadens (9) mit dem Oberfadenmesser (40).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Fadenwiderstand zwischen der Oberfaden-Bereitstellungseinheit (24) und der Nähnadel
(8) vor dem Bereitstellen der definierten Oberfadenmenge erhöht und vor dem Nähen
des Fadenabschneidestichs wieder abgesenkt wird.
3. Nähmaschine (1) zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2.
4. Nähmaschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfaden-Bereitstellungseinheit (24) in Form einer angetrieben schwenkbaren
Fadenzieheinrichtung ausgeführt ist.
5. Nähmaschine nach Anspruch 3 oder 4, gekennzeichnet durch einen verstellbaren Anschlag (44), mit dem die Oberfaden-Bereitstellungseinheit (24)
zur Einstellung einer bereitzustellenden Oberfadenmenge zusammenwirkt.
6. Nähmaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Anschlag (44) einen Hubmagneten (45) aufweist.
7. Nähmaschine nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine Fadenwiderstands-Erzeugungseinheit (21) zur Erhöhung und Absenkung des Fadenwiderstandes
durch eine Oberfaden-Spanneinrichtung im Oberfadenlauf nach der Oberfaden-Bereitstellungseinheit
(24) gebildet ist.