[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Hörhilfevorrichtung mit
zwei Hörgeräten, welche signaltechnisch miteinander gekoppelt sind. Die Erfindung
betrifft weiterhin eine nach einem derartigen Verfahren betreibbare Hörhilfevorrichtung.
[0002] Hörhilfevorrichtungen sind tragbare Hörgeräte, die zur Versorgung von Schwerhörenden
oder Hörgeschädigten dienen. Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen,
werden unterschiedliche Bauformen von Hörhilfevorrichtungen wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte
(HdO) und Hörgeräte mit einem externen Hörer (RIC: receiver in the canal) sowie In-dem-Ohr-Hörgeräte
(IdO), zum Beispiel auch Concha-Hörgeräte oder Kanal-Hörgeräte (ITE: In-The-Ear, CIC:
Completely-In-Channel, IIC: Invisible-In-The-Channel), bereitgestellt. Die beispielhaft
aufgeführten Hörgeräte werden am Außenohr oder im Gehörgang eines Hörhilfevorrichtungsnutzers
getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt aber auch Knochenleitungshörhilfen,
implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation
des geschädigten Gehörs entweder mechanisch oder elektrisch.
[0003] Derartige Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler,
einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein
akusto-elektrischer Wandler, wie beispielsweise ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer
Empfänger, zum Beispiel eine Induktionsspule oder eine (Radiofrequenz-, RF-)Antenne.
Der Ausgangswandler ist meist als ein elektro-akustischer Wandler, zum Beispiel als
ein Miniaturlautsprecher (Hörer), oder als ein elektromechanischer Wandler, wie beispielsweise
ein Knochenleitungshörer, realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinrichtung
integriert. Die Energieversorgung erfolgt üblicherweise durch eine Batterie oder einen
aufladbaren Akkumulator.
[0004] Bei einer sogenannten binauralen Hörhilfevorrichtung werden zwei derartige Hörgeräte
von einem Benutzer getragen, wobei zwischen den Hörgeräten eine Kommunikationsverbindung
besteht. Im Betrieb werden hierbei drahtlos Daten, gegebenenfalls auch große Datenmengen,
zwischen dem Hörgerät am rechten und linken Ohr ausgetauscht. Die ausgetauschten Daten
und Informationen ermöglichen eine besonders effektive Anpassung der Hörgeräte an
eine jeweilige akustische Situation. Insbesondere wird hierdurch ein besonders authentischer
Raumklang für den Benutzer ermöglicht sowie das Sprachverständnis, auch in lauten
Umgebungen, verbessert.
[0005] Hörgeräte sind vorzugsweise besonders platzsparend und kompakt ausgeführt, sodass
sie optisch möglichst unscheinbar von einem Hörhilfevorrichtungsnutzer getragen werden
können. Dadurch werden zunehmend kleinere Hörgeräte hergestellt, welche einen zunehmend
höheren Tragekomfort aufweisen, und somit von einem Benutzer bei einem Tragen an oder
in einem Ohr kaum wahrgenommen werden. Hierdurch entsteht jedoch auch zunehmend die
Gefahr, dass ein Hörgerät, von einem Benutzer unbemerkt, während des Tragens herunterfällt
und somit verloren geht.
[0006] Aus der
EP 2 150 076 B1 ist eine binaurale Hörhilfevorrichtung mit zwei Hörgeräten bekannt, welche mittels
einer Funkverbindung signaltechnisch gekoppelt sind. Die Hörgeräte überwachen hierbei
jeweils einen Signalpegel der Funkverbindung. Fällt eines Hörgeräte herunter, reißt
die Funkverbindung ab, worauf das andere Hörgerät automatisch ein von dem Benutzer
wahrnehmbares Informationssignal erzeugt. Dadurch ist ein Verlierschutz der Hörgeräte
realisiert.
[0007] Die
EP 2 109 331 B1 beschreibt ein Hörgerät mit einer Sturzsicherung, wobei ein Beschleunigungssensor
des Hörgeräts einen Sturz anhand einer ruckartigen Beschleunigung des Hörgeräts erfasst.
Im Falle eines Sturzes werden hierbei die aktuellen Einstellungen des Hörgeräts in
einem Speicher hinterlegt.
[0008] Die
EP 3 035 710 A2 betrifft ein Überwachungssystem für ein oder mehrere Hörgeräte. Das Überwachungssystem
weist eine Anzahl von Zugangspunkten auf, welche dazu ausgebildet sind, drahtlose
Funksignale der Hörgeräte zu empfangen. Die Zugangspunkte sind hierbei mittels Internet
oder einer Rechnerwolke (Cloud) miteinander gekoppelt. Das Überwachungssystem überwacht
hierbei automatisch den Status eines oder mehrerer Parameter der Hörgeräte. Die Hörgeräte
weisen hierbei beispielsweise Beschleunigungssensoren auf, deren Messwerte als Parameter
überwacht werden.
[0009] Die
WO 2014/184395 A2 beschreibt ein binaurales Hörgerät mit zwei Hörgeräten, welche mittels einer Bluetooth-Kommunikationsverbindung
mit einer kurzen Reichweite gekoppelt sind. Die Hörgeräte sind weiterhin dazu eingerichtet
mittels einer zweiten Bluetooth-Kommunikationsverbindung mit einer vergleichsweise
großen Reichweite mit einem externen Gerät zu koppeln.
[0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein besonders geeignetes Verfahren zum
Betreiben einer Hörhilfevorrichtung anzugeben. Der Erfindung liegt weiterhin die Aufgabe
zugrunde eine nach einem derartigen Verfahren betreibbare Hörhilfevorrichtung anzugeben.
[0011] Hinsichtlich des Verfahrens wird die Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und
hinsichtlich der Hörhilfevorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 9 erfindungsgemäß
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind Gegenstand der jeweiligen
Unteransprüche.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren ist zum Betreiben einer Hörhilfevorrichtung mit zwei
Hörgeräten (Hörhilfegeräten) geeignet und eingerichtet. Während des Betriebs der Hörhilfevorrichtung
werden die Hörgeräte vorzugsweise jeweils an einem Ohr eines Benutzers getragen. Die
Hörgeräte der insbesondere binauralen Hörhilfevorrichtung sind mittels einer drahtlosen
ersten Kommunikationsverbindung mit vergleichsweise kurzer Reichweite und mittels
einer drahtlosen zweiten Kommunikationsverbindung mit vergleichsweiser langer Reichweite
signaltechnisch gekoppelt. Dies bedeutet, dass die zweite Kommunikationsverbindung
eine höhere Reichweite als die erste Kommunikationsverbindung aufweist. Unter einer
Reichweite ist hierbei insbesondere die Signalreichweite zu verstehen, also eine Entfernung
der jeweiligen Kommunikationsverbindung, welche maximal zwischen einem Sender und
einem Empfänger bestehen darf, so dass noch eine Kommunikation zwischen diesen möglich
ist. Die Hörgeräte weisen hierbei zweckdienlicherweise entsprechende Transceiver (Sende-Empfänger)
für die Kommunikationsverbindungen auf.
[0013] Die Kommunikationsverbindungen sind vorzugsweise bidirektional für eine miteinander
wechselseitige Signalübertragung zwischen den Hörgeräten ausgebildet. Unter einer
vergleichsweise kurzen Reichweite der ersten Kommunikationsverbindung ist hierbei
insbesondere eine Signalverbindung zwischen den Hörgeräten zu verstehen, welche beispielsweise
bei einem relativen Abstand zwischen den Hörgeräten von etwa 50 cm bis 1 m abreißt.
Die vergleichsweise lange Reichweite der zweiten Kommunikationsverbindung ist vorzugsweise
einer Signalverbindung zwischen den Hörgeräten zugeordnet, welche beispielsweise bei
einem relativen Abstand zwischen den Hörgeräten von ca. 10 m abreißt.
[0014] Die beiden Hörgeräte weisen jeweils einen integrierten Bewegungssensor zur Erfassung
eines Sturzes des jeweiligen Hörgerätes auf. Der Bewegungssensor ist beispielsweise
als ein Beschleunigungssensor, vorzugsweise als ein dreiachsiger Beschleunigungssensor,
ausgeführt, welcher die Fallbeschleunigung während des Sturzes und/oder die ruckartige
Beschleunigung bei einem Aufkommen des Hörgerätes auf einem Untergrund erfasst. Zusätzlich
oder alternativ ist es ebenso denkbar, dass ein gyroskopischer (Lage-)Sensor verwendet
wird, welcher einen Sturz aufgrund einer ungewöhnlichen Rotation des Hörgeräts erfasst.
[0015] Verfahrensgemäß ist vorgesehen, dass während des Betriebs der Hörhilfevorrichtung
in jedem Hörgerät ein erster Signalpegel der ersten Kommunikationsverbindung als Maß
für die Signalstärke zwischen den Hörgeräten überwacht und mit einem hinterlegten
ersten Schwellwert verglichen wird. Von einem ersten der beiden Hörgeräte wird hierbei
ein Benachrichtigungssignal über die zweite Kommunikationsverbindung versendet, wenn
dessen Bewegungssensor einen Sturz erfasst und der erste Signalpegel den ersten Schwellwert
erreicht oder unterschreitet. Das Erreichen oder Unterschreiten des ersten Schwellwerts
entspricht hierbei im Wesentlichen einem Abreißen der ersten, kurzreichweitigen, Kommunikationsverbindung
zwischen den beiden Hörgeräten. Unter einem Abreißen ist hierbei insbesondere eine
Unterbrechung, Trennung oder sonstige Störung der Kommunikationsverbindung zu verstehen,
welche eine Signalübertragung zwischen den Hörgeräten im Wesentlichen verhindert.
[0016] Bei einem Empfang des Benachrichtigungssignals wird von dem zweiten der beiden Hörgeräte
ein von dem Benutzer wahrnehmbares erstes Informationssignal als Verlierschutz erzeugt.
Dadurch wird dem Benutzer ein Herunterfallen des ersten Hörgeräts während des Tragens
signalisiert, sodass die Gefahr eines unbemerkten Verlierens des Hörgeräts vorteilhaft
reduziert wird. Somit ist ein besonders geeignetes Verfahren zum Betreiben einer Hörhilfevorrichtung
realisiert.
[0017] Ein wesentlicher Unterschied zu dem Stand der Technik ist, dass die Hörgeräte mittels
zweier drahtloser Kommunikationsverbindungen unterschiedlicher Reichweiten miteinander
gekoppelt sind. Im Gegensatz zum Stand der Technik erzeugt das zweite Hörgerät das
Informationssignal nicht bei einem Abriss der ersten Kommunikationsverbindung, sondern
lediglich, wenn es das Benachrichtigungssignal von dem ersten Hörgerät über die zweite
Kommunikationsverbindung erhält. Das Auslösen der Verlustsignalisierung erfolgt somit
ausgehend von dem ersten Hörgerät, also demjenigen, welches heruntergefallen oder
verloren ist, sodass die zusätzlichen Informationen des Bewegungssensors berücksichtigt
werden. Beide Hörgeräte registrieren im Wesentlichen gleichzeitig den Abriss der ersten
Kommunikationsverbindung, jedoch erfasst lediglich das herunterfallende (erste) Hörgerät
mittels des Bewegungssensors einen Sturz. Mit anderen Worten ist eindeutig bestimmbar,
welches der beiden Hörgeräte verloren wird, dies wäre mit einem bloßen Abreißen der
ersten Kommunikationsverbindung selbst nicht eindeutig durch die Hörgeräte erkennbar.
[0018] Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist somit ein besonders vorteilhafter Verlierschutz
bereitgestellt. Im Gegensatz zum Stand der Technik wird neben einem Abreißen der binauralen
Kommunikationsverbindung zwischen den Hörgeräten zusätzlich das Erfassen des Sturzes
mittels des Bewegungssensors als Auslösekriterium für das erste Informationssignal
verwendet. Dadurch ist es auf einfache und kostengünstige Art und Weise möglich, zwischen
einem gewollten Ablegen des ersten Hörgeräts einerseits und einem ungewollten Herunterfallen
beziehungsweise Verlust des ersten Hörgeräts andererseits zu unterscheiden. Die vom
Bewegungssensor erfasste Bewegung des Hörgerätes weist bei einem gewollten Ablegen
beispielsweise eine wesentlich geringere Beschleunigung als bei einem Sturz während
eines ungewollten Herunterfallens auf.
[0019] Die Hörgeräte weisen vorzugsweise jeweils einen Controller (das heisst ein Steuergerät),
beispielsweise als Teil einer Signalverarbeitungseinrichtung, auf. Die Controller
der Hörgeräte sind hierbei allgemein - programm- und/oder schaltungstechnisch - zur
Durchführung des vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahrens eingerichtet.
Die Controller sind somit insbesondere dazu eingerichtet einen Schwellwertvergleich
des ersten Signalpegels durchzuführen und ein Sensorsignal des Bewegungssensors im
Falle eines Sturzes auszuwerten sowie in Abhängigkeit hiervon das Benachrichtigungssignal
zu versenden. Weiterhin sind die Controller dazu eingerichtet, bei einem Empfang des
Benachrichtigungssignals, das Informationssignal zur Signalisierung an den Benutzer
zu bewirken.
[0020] Die Controller sind zumindest im Kern durch jeweils einen Mikrocontroller mit einem
Prozessor und einem Datenspeicher gebildet, in dem die Funktionalität zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens in Form einer Betriebssoftware (Firmware) programmtechnisch
implementiert ist, so dass das Verfahren - gegebenenfalls in Interaktion mit einem
Benutzer - bei Ausführung der Betriebssoftware in dem Mikrocontroller automatisch
durchgeführt wird.
[0021] Die Controller sind in einer möglichen Ausführungsform im Rahmen der Erfindung alternativ
aber auch durch programmierbare elektronische Bauteile, zum Beispiel einen anwendungsspezifischen
integrierten Schaltkreis (ASIC) gebildet, in dem die Funktionalität zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens mit schaltungstechnischen Mitteln implementiert ist.
[0022] In einer vorteilhaften Weiterbildung wird das Benachrichtigungssignal versendet,
wenn die Erfassung eines Sturzes und das Erreichen oder Unterschreiten des ersten
Schwellwertes innerhalb einer vorgegeben Zeitdauer erfolgen. Dadurch wird dem Umstand
Rechnung getragen, dass das Erfassen des Sturzes und das Abreißen der ersten Kommunikationsverbindung
nicht notwendigerweise zeitgleich erfolgen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn
das Hörgerät bei einem Herunterfallen kurzzeitig an einer Kleidung des Benutzers hängen
bleibt oder wenn der Benutzer das Hörgerät bewusst abnimmt und es ihm dabei herunterfällt.
[0023] Grundsätzlich sollten das Erfassen des Sturzes und das Abreißen der ersten Kommunikationsverbindung
eine geringe zeitliche Nähe aufweisen, sodass die Zeitdauer in einer möglichen Weiterbildungsform
auf wenige Sekunden dimensioniert ist. Dadurch wird einerseits eine zuverlässige Detektion
eines Herunterfallens gewährleistet. Andererseits erfolgt die Signalisierung mittels
des Informationssignals möglichst zeitnah, sodass sich der Benutzer noch nicht weit
von dem heruntergefallenen Hörgerät entfernt hat. Hierdurch wird dem Benutzer das
Auffinden des (ersten) Hörgeräts erleichtert.
[0024] In einer möglichen Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen, dass von dem zweiten
Hörgerät eine akustische Benachrichtigung als erstes Informationssignal erzeugt wird.
Die akustische Benachrichtigung ist hierbei beispielsweise als ein Signalton oder
eine Tonfolge oder als eine eingesprochene Mitteilung ausgebildet. Die akustische
Benachrichtigung wird hierbei geeigneterweise mittels eines Ausgangswandlers oder
Lautsprechers (Hörer) des zweiten Hörgeräts erzeugt. Dadurch ist eine einfach wahrnehmbare
Signalisierung an den Benutzer ermöglicht.
[0025] Ein zusätzlicher oder weiterer Aspekt des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor,
dass ein separates mobiles Bedien- und Anzeigegerätmittels mittels der zweiten Kommunikationsverbindung
mit den Hörgeräten signaltechnisch gekoppelt ist.
[0026] Das Bedien- und Anzeigegerät ist beispielsweise ein Mobiltelefon, insbesondere ein
Mobiltelefon mit einer Computerfunktion beziehungsweise ein Smartphone oder auch ein
Tabletcomputer. Das Bedien- und Anzeigegerät weist verfahrensgemäß eine hinterlegte
Anwendungssoftware (Betriebssoftware) auf, mit welcher ein zweites Informationssignalerzeugt
wird, wenn das Bedien- und Anzeigegerät das Benachrichtigungssignal über die zweite
Kommunikationsverbindung empfängt. Die Anwendungssoftware (Application software) ist
hierzu vorzugsweise als eine sogenannte App oder Mobile App (Mobilanwendung, Smartphone-App)
auf dem Bedien- und Anzeigegerät installierbar beziehungsweise installiert.
[0027] Das zweite Informationssignal ist beispielsweise als eine akustisches Benachrichtigung
und/oder optische Mitteilung und/oder Vibrationssignal des Bedien- und Anzeigegeräts
ausgeführt. Dadurch wird dem Benutzer sowohl mittels des zweiten Hörgeräts als auch
mittels des Bedien- und Anzeigegeräts der Verlust des ersten Hörgeräts signalisiert,
sodass eine besonders effektive und zuverlässige Signalisierung gewährleistet ist.
Insbesondere wird hierdurch sichergestellt, dass dem Benutzer auch im Falle eines
Verlustes beider Hörgeräte eine Signalisierung vermittelbar ist.
[0028] Diese Weiterbildung geht dabei von der Überlegung aus, dass moderne Bedien- und Anzeigegeräte,
wie insbesondere Smartphones oder Tabletcomputer, in der heutigen Gesellschaft weit
verbreitet sind und einem Benutzer generell jederzeit verfügbar und zugänglich ist.
Insbesondere weist der Benutzer der Hörhilfevorrichtung mit großer Wahrscheinlichkeit
im Wesentlichen ein derartiges Bedien- und Anzeigegerät in seinem Haushalt auf.
[0029] Moderne Smartphones sind heutzutage weiterhin standardmäßig mit einer Vielzahl an
unterschiedlichen Nahfeld- und Fernfeldkommunikationsmitteln ausgerüstet, wodurch
die zweite Kommunikationsverbindung zu den Hörgeräten prinzipiell auf einfache Weise
herstellbar ist. Die Anwendungssoftware ist hierbei vorzugsweise auch zur Einstellung
von Betriebsparametern der Hörgeräte, wie beispielsweise einer Lautstärke, geeignet
und eingerichtet. Dadurch benötigt der Benutzer kein zusätzliches, separates Bediensystem
zur Überwachung der Hörhilfevorrichtung, sondern es ist möglich, durch ein (nachträgliches)
Herunterladen und/oder Installieren der Anwendungssoftware sein bereits vorhandenes
Smartphone zur Bestimmung und Auswertung des Betriebs- bzw. Tragezustands zu verwenden.
Auf diese Weise werden benutzerseitige Kosten vorteilhaft reduziert.
[0030] Die typischerweise als Touchscreens (Anzeige, Display) ausgebildeten Oberflächen
von Smartphones oder Tabletcomputern erlauben weiterhin eine besonders einfache und
intuitive Bedienung der Anwendungssoftware des dadurch gebildeten Bedien- und Anzeigegeräts.
Dadurch ist ein Smartphone oder Tabletcomputer besonders kostengünstig für die Überwachung
der Hörhilfevorrichtung nachrüstbar.
[0031] Das Bedien- und Anzeigegerät umfasst einen internen Controller, welcher zumindest
im Kern durch einen Mikrocontroller mit einem Prozessor und einem Datenspeicher gebildet
ist, in dem die Funktionalität zur Durchführung des Verfahrens in Form der Anwendungssoftware
programmtechnisch implementiert ist, so dass das Verfahren beziehungsweise die Bestimmung
des Betriebszustands der Hörgeräte - gegebenenfalls in Interaktion mit dem Benutzer
- bei Ausführung der Anwendungssoftware in dem Mikrocontroller automatisch durchgeführt
wird.
[0032] In einer vorteilhaften Ausbildung wird nach einem Empfang des Benachrichtigungssignals
ein zweiter Signalpegel der zweiten Kommunikationsverbindung von der Anwendungssoftware
überwacht und mit einem hinterlegten zweiten Schwellwert verglichen. Der zweite Signalpegel
ist hierbei ein Maß für die Signalstärke oder Signalqualität beziehungsweise Signalintensität
der zweiten Kommunikationsverbindung zwischen dem Bedien- und Anzeigegerät und den
Hörgeräten. Hierbei ist es beispielsweise denkbar, dass die zweiten Kommunikationsverbindungen
zu den beiden Hörgeräten getrennt voneinander überwacht werden, oder dass lediglich
diejenige zweite Kommunikationsverbindung zu dem (ersten) Hörgerät überwacht wird,
welches das Benachrichtigungssignal versendet hat. Zweckmäßigerweise weisen die Hörgeräte
hierbei eine Identifikation auf, welche zusammen mit dem Benachrichtigungssignal übermittelt
wird, sodass mittels der Anwendungssoftware beispielsweise signalisierbar ist, welches
der beiden Hörgeräte verloren ist.
[0033] In einer bevorzugten Weiterbildung wird mit der Anwendungssoftware des Bedien- und
Anzeigegeräts insbesondere ein drittes Informationssignal erzeugt, wenn der zweite
Signalpegel den zweiten Schwellwert erreicht oder unterschreitet. Dadurch wird der
Verlierschutz der Hörhilfevorrichtung verbessert.
[0034] Bei einem Verlust des ersten Hörgeräts wird die erste (kurzreichweitige) Kommunikationsverbindung
unterbrochen, worauf das erste Hörgerät das Benachrichtigungssignal über die zweite
(langreichweitige) Kommunikationsverbindung an das zweite Hörgerät und an das Bedien-
und Anzeigegerät versendet. Somit wird der Verlust signalisiert, während sich der
Benutzer noch in einer nahen Umgebung um das erste Hörgerät herum befindet. Diese
nahe Umgebung ist im Wesentlichen limitiert durch die Reichweite der zweiten Kommunikationsverbindung,
sodass durch die bedien- und anzeigegerätseitige Überwachung des Signalpegels der
zweiten Kommunikationsverbindung gewährleistet wird, dass der Benutzer sich nicht
ungewollt aus dieser Umgebung heraus bewegt. Das dritte Informationssignal ist hierbei
insbesondere als ein Alarmsignal ausgeführt, welches dem Benutzer signalisiert, dass
er sich von dem ersten Hörgerät wegbewegt. Dadurch wird nach einem Verlust des ersten
Hörgeräts die Suche danach wesentlich erleichtert, da sichergestellt wird, dass der
Benutzer nicht versehentlich in einer falschen Umgebung sucht oder sich zu weit von
dem ersten Hörgerät entfernt.
[0035] Zusätzlich oder alternativ ist es hierbei in einer möglichen Weiterbildungsform beispielsweise
denkbar, dass der zweite Signalpegel der zweiten Kommunikationsverbindung zwischen
dem Bedien- und Anzeigegerät und dem ersten Hörgerät als ein Maß für den relativen
Abstand ausgewertet wird. Je näher das Bedien- und Anzeigegerät und das erste Hörgerät
beieinander sind, desto höher ist gewöhnlicherweise der zweite Signalpegel. Ein daraus
bestimmbarer Abstandswert ist von der Anwendungssoftware auf dem Display beziehungsweise
Anzeige des Bedien- und Anzeigegerät darstellbar, sodass dem Benutzer die Suche nach
dem ersten Hörgerät weiter vereinfacht wird. Dadurch benötigt der Benutzer in der
Regel keine weiteren Hilfsmittel zum Auffinden des ersten Hörgeräts.
[0036] In einer zweckmäßigen Ausgestaltung wird nach einem Empfang des Benachrichtigungssignals
des ersten Hörgeräts von dem Bedien- und Anzeigegerät überprüft, ob das Benachrichtigungssignal
von dem zweiten Hörgerät empfangen wurde. Hierbei wird ein weiteres oder zusätzliches
Benachrichtigungssignal von dem Bedien- und Anzeigengerät mittels der zweiten Kommunikationsverbindung
an das zweite Hörgerät versendet, wenn von dem zweiten Hörgerät keine Empfangsbestätigung
des Benachrichtigungssignals versendet wird. Dadurch wird sichergestellt, dass der
Benutzer über den Verlust des ersten Hörgeräts rechtzeitig informiert wird.
[0037] In einer vorteilhaften Ausführung umfasst das Bedien- und Anzeigegerät eine Einrichtung
zur Bestimmung einer geographischen Position des Bedien- und Anzeigegeräts. Die Einrichtung
bestimmt hierbei die Position geeigneterweise anhand eines Satellitensignals und/oder
basierend auf einem Mobilfunksignal. Die Einrichtung ist insbesondere vorzugsweise
als ein GPS-Empfänger (Global Positioning System) ausgeführt, welche vorteilhafterweise
standardmäßig in Smartphones und ähnlichen Bedien- und Anzeigegeräten integriert ist.
Dadurch ist es möglich, die Position an nahezu jedem Ort zu bestimmen. Nach einem
Empfang des Benachrichtigungssignals wird hierbei die aktuelle Position mittels der
Anwendungssoftware erfasst und hinterlegt. Diese erfasste Position gibt somit einen
Hinweis auf die Position des ersten Hörgeräts, wobei das Hinterlegen sicherstellt,
dass die Position zu einem späteren Zeitpunkt problemlos abrufbar ist.
[0038] Geeigneterweise ist die hinterlegte Position mittels der Anwendungssoftware auf der
Anzeige des Bedien- und Anzeigegeräts, beispielsweise auf einer Landkarte, darstellbar.
Dies ermöglicht es in besonders einfacher Art und Weise die Position des ersten Hörgerätes
wiederaufzufinden. In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform ist hierbei vorgesehen,
dass die durch die Einrichtung aktuell bestimmte Position zusätzlich zur hinterlegten
Position mittels der Anwendungssoftware dargestellt wird, sodass durch eine somit
ermöglichte relative Positionsbestimmung eine Richtungsangabe und/oder eine Entfernungsangabe
realisiert ist. Dadurch ist ein besonders zielgerichtetes Auffinden des ersten Hörgeräts
gewährleistet.
[0039] Die erfindungsgemäße Hörhilfevorrichtung ist zur Durchführung des vorstehend beschriebenen
Verfahrens geeignet und eingerichtet. Die Hörhilfevorrichtung weist zwei Hörgeräte
auf, welche mittels einer drahtlosen ersten Kommunikationsverbindung mit vergleichsweise
kurzer Reichweite und mittels einer drahtlosen zweiten Kommunikationsverbindung mit
vergleichsweise langer Reichweite signaltechnisch miteinander gekoppelt sind. Jedes
Hörgerät weist hierbei einen integrierten Bewegungssensor zur Erfassung eines Sturzes
des jeweiligen Hörgerätes auf, wobei die Hörgeräte mittels der zweiten Kommunikationsverbindung
zur signaltechnischen Kopplung mit einem mobilen Bedien- und Anzeigegerät, insbesondere
einem Smartphone, eingerichtet sind.
[0040] In einer zweckdienlichen Ausgestaltung ist die erste Kommunikationsverbindung mit
vergleichsweise kurzer Reichweite eine induktive Kopplung und die zweite Kommunikationsverbindung
mit vergleichsweise langer Reichweite eine Funkverbindung. Dadurch sind zweckmäßige
erste und zweite Kommunikationsverbindungen realisiert.
[0041] Für die induktive Kopplung ist es in der Regel notwendig, dass die beteiligten Sende-
und Empfängerspulen der Hörgeräte zueinander optimal ausgerichtet sind. Die erste
Kommunikationsverbindung weist somit in dieser Ausgestaltung eine hohe Direktionalität
auf. Bei einem Verlust des ersten Hörgeräts reißt die durch die induktive Kopplung
realisierte erste Kommunikationsverbindung somit sowohl aufgrund des zunehmenden relativen
Abstandes zwischen den Hörgeräten, als auch aufgrund der abweichenden relativen Ausrichtung
zueinander, ab. Insbesondere reißt die erste Kommunikationsverbindung aufgrund der
Direktionalität der induktiven Kopplung schneller ab, als bei einer vergleichbar kurzreichweitigen
Funkverbindung. Dadurch erreicht oder unterschreitet der erste Signalpegel zuverlässiger
und in kürzerer Zeit den ersten Schwellwert, wodurch der Verlierschutz der Hörhilfevorrichtung
wesentlich verbessert wird.
[0042] Die Funkverbindung ist beispielsweise eine Radiofrequenzverbindung. Ebenso denkbar
ist jedoch auch eine Funkverbindung, welche auf einem Bluetooth-, WLAN- (Wireless
Local Area Network) oder RFID-Standard (Radiofrequency Identification) basiert.
[0043] Nachfolgend sind Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Darin zeigen in schematischen und vereinfachten Darstellungen:
- Fig. 1
- eine Hörhilfevorrichtung mit zwei Hörgeräten, welche mittels einer ersten und einer
zweiten Kommunikationsverbindung signaltechnisch miteinander gekoppelt sind,
- Fig. 2
- eine Hörhilfevorrichtung gemäß Fig. 1, welche mittels der zweiten Kommunikationsverbindung
signaltechnisch mit einem mobilen Bedien- und Anzeigegerät gekoppelt ist, und
- Fig. 3
- ein Flussdiagramm eines Verfahrens zum Betreiben der Hörhilfevorrichtung.
[0044] Einander entsprechende Teile und Größen sind in allen Figuren stets mit den gleichen
Bezugszeichen versehen.
[0045] Die Fig. 1 zeigt den prinzipiellen Aufbau einer erfindungsgemäßen Hörhilfevorrichtung
2. In diesem Ausführungsbeispiel ist die Hörhilfevorrichtung 2 binaural mit zwei signaltechnisch
gekoppelten Hörhilfegeräten beziehungsweise Hörgeräten 4a, 4b ausgeführt. Die Hörgeräte
4a, 4b sind hierbei beispielhaft als Hinter-dem-Ohr-Hörhilfegeräte (HdO) ausgestaltet.
Die Hörgeräte 4a, 4b sind untereinander mittels einer ersten drahtlosen Kommunikationsverbindung
6 und mittels einer zweiten drahtlosen Kommunikationsverbindung 8 bidirektional signaltechnisch
gekoppelt.
[0046] Die Kommunikationsverbindung 6 weist hierbei eine kürzere (Signal- oder Sende-)Reichweite
als die Kommunikationsverbindung 8 auf. Mit anderen Worten ist die Kommunikationsverbindung
6 mit einer vergleichsweise kurzen Reichweite R1 und die Kommunikationsverbindung
8 mit einer vergleichsweise langen Reichweite R2 ausgeführt. Die Kommunikationsverbindung
6 ist insbesondere eine induktive Kopplung zwischen den Hörgeräten 4a und 4b, wobei
die Kommunikationsverbindung 8 vorzugsweise als eine Funkverbindung, beispielsweise
als eine Bluetooth- oder RFID-Verbindung, zwischen den Hörgeräten 4a und 4b ausgeführt
ist.
[0047] In einer geeigneten Dimensionierung weist die Kommunikationsverbindung 6 etwa eine
Reichweite R1 von 50 cm auf. Die Reichweite R2 der Kommunikationsverbindung 8 ist
hierbei vorzugsweise auf etwa 10 m dimensioniert.
[0048] Der Aufbau der Hörgeräte 4a, 4b ist nachfolgend beispielhaft anhand des Hörgerätes
4b erläutert. Das Hörgerät 4b umfasst, wie in der Fig. 1 schematisch dargestellt,
ein Gerätegehäuse 10, in welches ein oder mehrere Mikrofone, auch als akusto-elektrische
Wandler 12 bezeichnet, eingebaut sind. Mit den Mikrofonen 12 wird der Schall beziehungsweise
die akustischen Signale in der Umgebung aufgenommen und in ein elektrisches Audiosignal
14 gewandelt.
[0049] Das Audiosignal 14 wird von einer Signalverarbeitungseinrichtung 16, welche ebenfalls
in dem Gerätegehäuse 10 angeordnet ist, verarbeitet. Anhand des Audiosignals 8 erzeugt
die Signalverarbeitungseinrichtung 16 ein Ausgangssignal 18, welches an einen Lautsprecher
beziehungsweise Hörer 20 geleitet wird. Der Hörer 20 ist hierbei als ein elektro-akustischer
Wandler 20 ausgeführt, welcher das elektrische Ausgangssignal 18 in ein akustisches
Signal wandelt und ausgibt. Bei dem HdO-Hörhilfegerät 4b wird das akustische Signal
gegebenenfalls über einen nicht näher dargestellten Schallschlauch oder externen Hörer,
der mit einer im Gehörgang einsitzenden Otoplastik, zum Trommelfell eines Hörhilfevorrichtungsnutzers
übertragen. Es ist aber auch beispielsweise ein elektro-mechanischer Wandler als Hörer
20 denkbar, wie beispielsweise bei einem Knochenleitungshörer.
[0050] Die Energieversorgung des Hörhilfegeräts 4b und insbesondere der Signalverarbeitungseinrichtung
16 erfolgt mittels einer in dem Gerätegehäuse 10 aufgenommenen Batterie 22.
[0051] Die Signalverarbeitungseinrichtung 16 ist mit einem beispielsweise als Beschleunigungssensor
ausgeführten Bewegungssensor 24 des Hörgeräts 4b gekoppelt. Der Bewegungssensor 24
erfasst im Betrieb Beschleunigungs- und/oder Rotationsbewegungen des Hörgeräts 4b
und ist insbesondere dazu geeignet und eingerichtet einen Sturz des Hörgeräts 4b zu
erfassen und ein entsprechendes Sturzsignal S an die Signalverarbeitungseinrichtung
16 zu versenden.
[0052] Die Signalverarbeitungseinrichtung 16 ist weiterhin signaltechnisch an einen ersten
Transceiver 26 und an einen zweiten Transceiver 28 des Hörgeräts 4b geführt. Der Transceiver
26 dient zum Senden und Empfangen von drahtlosen Signalen mittels der Kommunikationsverbindung
6 und der Transceiver 28 zum Senden und Empfangen von drahtlosen Signalen mittels
der Kommunikationsverbindung 8. Mit anderen Worten wird im Betreib der Hörhilfevorrichtung
2 zwischen den Transceivern 26 der Hörgeräte 4a und 4b die Kommunikationsverbindung
6 und zwischen den Transceivern 28 der Hörgeräte 4a und 4b die Kommunikationsverbindung
8 erzeugt. Der Transceiver 26 ist hierbei beispielsweise als eine Induktionsspule
ausgeführt.
[0053] In dem Ausführungsbeispiel der Fig. 2 ist ein separates, mobiles, Bedien- und Anzeigegerät
30 mittels der Kommunikationsverbindung 8 signaltechnisch mit der Hörhilfevorrichtung
2 gekoppelt. Bei dem in Fig. 2 schematisch dargestellten Bedien- und Anzeigegerät
30 handelt es sich insbesondere um ein Smartphone. Das Smartphone 30 weist eine berührungssensitive
Anzeigeeinheit (Display) 32 auf, welche nachfolgend auch als Touchscreen bezeichnet
wird. Zweckmäßigerweise ist das Smartphone 30 hierbei in den Sendebereich der Kommunikationsverbindung
8 eingebracht und weist somit einen Abstand zu den Hörgeräten 4a, 4b auf, welcher
geringer ist, als die Reichweite R2. Insbesondere ist das Smartphone 30 bis auf wenige
Zentimeter an die Hörhilfevorrichtung 2 angenähert. Die signaltechnische Kopplung
zwischen dem Smartphone 30 und den Transceivern 28 der Hörgeräte 4a und 4b erfolgt
hierbei über einen entsprechenden - nicht näher bezeichneten - integrierten Transceiver,
beispielsweise einer Funk- oder Radioantenne, des Smartphones 30.
[0054] Das Smartphone 30 weist einen integrierten Controller auf, welcher im Wesentlichen
durch einen Mikrocontroller mit einer implementierten Anwendungssoftware 34 zur programmtechnischen
Auswertung der mittels der Kommunikationsverbindung 8 übermittelten Signale gebildet
ist. Die Anwendungssoftware 34 ist vorzugsweise eine Mobile-App beziehungsweise eine
Smartphone-App, die in einem Datenspeicher des Controllers hinterlegt ist. Der Controller
stellt im Betrieb die Anwendungssoftware 34 auf dem Touchscreen 32 dar, wobei die
Anwendungssoftware 34 mittels der berührungssensitiven Oberfläche des Touchscreens
32 durch einen Benutzer bedienbar ist.
[0055] Anhand des in Fig. 3 dargestellten Flussdiagramms ist nachfolgend ein erfindungsgemäßes
Verfahren 36 zum Betreiben der Hörhilfevorrichtung 2 erläutert.
[0056] Das Verfahren 36 ist insbesondere für einen Verlierschutz geeignet und eingerichtet.
Im Normalbetrieb der Hörhilfevorrichtung 2 werden die Hörgeräte 4a und 4b an den Ohren
eines Hörhilfevorrichtungsnutzers getragen. Hierbei sind die Hörgeräte 4a und 4b mittels
der Kommunikationsverbindungen 6 und 8 für eine gegenseitige Signalübertragung gekoppelt.
Die Hörgeräte 4a und 4b sind hierbei weiterhin optional mittels der Kommunikationsverbindung
8 signaltechnisch mit dem Smartphone 30 gekoppelt.
[0057] In einem ersten Verfahrensschritt 38 des Verfahrens überwacht die jeweilige Signalverarbeitungseinrichtung
16 der Hörgeräte 4a, 4b die Signalstärke beziehungsweise Signalintensität der mittels
der Kommunikationsverbindung 6 übermittelten Signale. Dieser erfasste Signalpegel
P1 der Kommunikationsverbindung 6 wird im Zuge eines Schwellwertvergleichs 40 mit
einem in der Signalverarbeitungseinrichtung 16 hinterlegten Schwellwert W1 verglichen.
[0058] Nachfolgend ist das Verfahren insbesondere für den Verlust des Hörgeräts 4b beschrieben,
wobei die nachfolgende Beschreibung analog für einen Verlust des Hörgeräts 4a anwendbar
ist.
[0059] Bei einem Verlust des Hörgeräts 4b, beispielsweise bei einem vom Benutzer nicht wahrgenommenen
Herunterfallen des Hörgeräts 4b, reißt während des ersten Verfahrensschritts 38 die
Kommunikationsverbindung 6 ab. Mit anderen Worten wird die Kommunikationsverbindung
6 unterbrochen beziehungsweise getrennt. Dadurch Erreicht oder Unterschreitet der
am Transceiver 26 erfasste Signalpegel P1 den Schwellwert W1.
[0060] Bei einem derartigen Erreichen oder Unterschreiten Schwellwerts W1 wird von der jeweiligen
Signalverarbeitungseinrichtung 16 ein Verfahrensschritt 42 gestartet. Erfasst die
Signalverarbeitungseinrichtung 16 während einer vorgegeben Zeitdauer T das Sturzsignal
S des Bewegungssensors 24 wird ein Verfahrensschritt 44 gestartet. Alternativ wird
im Verfahrensschritt 38 ein durch das Sturzsignal S des Bewegungssensors 24 erfasster
Sturz als Auslösekriterium des Verfahrensschritts 42 verwendet, in welchem entsprechend
der Schwellwertvergleich 40 während der Zeitdauer T bewertet wird.
[0061] Durch das erfindungsgemäße Auswerten des Abreißens der binauralen Kommunikationsverbindung
6 zwischen den Hörgeräten 4a und 4b einerseits und dem zusätzlich das Erfassen des
Sturzes mittels des Bewegungssensors 24 andererseits ist es mit den Verfahrensschritten
38 und 42 möglich, zwischen einem gewollten Ablegen des Hörgeräts 4b einerseits und
einem ungewollten Herunterfallen beziehungsweise Verlust des Hörgeräts 4b andererseits
zu unterscheiden.
[0062] Wird ein Verlust erkannt, so löst die Signalverarbeitungseinrichtung 16 den Verfahrensschritt
44 aus. Hierbei erzeugt die Signalverarbeitungseinrichtung 16 ein Benachrichtigungssignal
B, welches an den Transceiver 28 versendet wird. Der Transceiver 28 übermittelt das
Benachrichtigungssignal B über die langreichweitige Kommunikationsverbindung 8 an
das Hörgerät 4a und das Smartphone 30.
[0063] Das Hörgerät 4a empfängt das Benachrichtigungssignal B mittels des Transceivers 28
in einem Verfahrensschritt 46a und das Smartphone in einem Verfahrensschritt 46b.
[0064] Bei einem Empfang des Benachrichtigungssignals B im Verfahrensschritt 46a wird ein
Verfahrensschritt 48 im Hörgerät 4a gestartet, bei welchem ein Informationssignal
I1 von der Signalverarbeitungseinrichtung 16 erzeugt wird. Das Informationssignal
I1 wird hierbei anstelle des Ausgangssignals 18 an den Hörer 20 übertragen und als
eine akustische Benachrichtigung, beispielsweise in Form eines Warntons oder einer
eingesprochenen Verlustmitteilung, dem Benutzer akustisch wahrnehmbar signalisiert.
[0065] Bei einem Empfang des Benachrichtigungssignals B im Verfahrensschritt 46b wird ein
Verfahrensschritt 50 im Smartphone 30 gestartet, bei welchem ein Informationssignal
I2 von der Anwendungssoftware 34 erzeugt wird. Das Informationssignal I2 ist beispielsweise
eine akustische Benachrichtigung in Form eines Klingeltons des Smartphones 30 oder
eine optische Mitteilung auf dem Touchscreen 32 oder ein Vibrationssignal oder eine
Kombination hieraus.
[0066] Optional überprüft das Smartphone 30 im Verfahrensschritt 46b ob das Hörgerät 4a
das Benachrichtigungssignal B des Hörgeräts 4b erhalten hat. Erhält das Smartphone
30 nach einer vorgegebenen Zeitdauer keine Empfangsbestätigung des Hörgeräts 4a, versendet
das Smartphone 30 das Benachrichtigungssignal B oder ein weiteres Benachrichtigungssignal
B' an das Hörgerät 4a, sodass der Verfahrensschritt 48 ausgelöst wird. Dies ist in
der Fig. 3 schematisch mittels eines strichlinierten Pfeils dargestellt.
[0067] Nach dem Erzeugen des Informationssignals I2 startet das Smartphone 30 einen Verfahrensschritt
52. Im Verfahrensschritt 52 erfasst das Smartphone 30 eine aktuelle geographische
Position x des Smartphones 30 mittels einer integrierten Einrichtung 54, welche vorzugsweise
als ein GPS-Empfänger ausgebildet ist. Die Position x wird durch die Anwendungssoftware
34 in einem Speicher des Smartphones 30 hinterlegt. Die Position x entspricht somit
der näheren Umgebung des verlorenen Hörgeräts 4b. Zusätzlich überwacht die Anwendungssoftware
34 einen Signalpegel P2 der Kommunikationsverbindung 8, also die Signalstärke zwischen
dem Smartphone 30 und dem Hörgerät 4a. Der Signalpegel P2 wird hierbei in einem Schwellwertvergleich
56 mit einem hinterlegten zweiten Schwellwert W2 verglichen.
[0068] Erreicht oder Unterschreitet der Signalpegel P2 den Schwellwert W2 wird von der Anwendungssoftware
34 ein Verfahrensschritt 58 gestartet. Im Verfahrensschritt 58 wird ein Informationssignal
I3 erzeugt. Das Informationssignal I3 signalisiert einem Benutzer als Warnsignal,
dass er sich von dem Hörgerät 4b fortbewegt. Der Schwellwert W2 ist hierbei vorzugsweise
derart dimensioniert, dass er einem relativen Abstand beziehungsweise einer Entfernung
zwischen dem Smartphone 30 und dem Hörgerät 4b entspricht, welche geringer ist, als
die Reichweite R2. Dadurch wird das Informations- beziehungsweise Warnsignal I3 ausgelöst,
bevor der Benutzer sich weiter als die Reichweite R2 von dem verlorenen Hörgerät 4b
entfernt hat.
[0069] Durch die Auswertung des Signalpegels P2 wirkt das Smartphone 30 somit effektiv als
ein Näherungssensor für das Hörgerät 4b. Zusätzlich ist die hinterlegte Position x
zusammen mit einer durch die Einrichtung 54 mittels der Anwendungssoftware 34 vorzugsweise
jederzeit abrufbar, sodass beispielsweise auf dem Touchscreen 32 ein Zahlenwert für
die relative Entfernung und/oder eine Richtungsangabe zu dem Hörgerät 4b darstellbar
sind.
[0070] Durch das Verfahren 36 ist ein zuverlässiger und genauer Verlierschutz für die Hörgeräte
4a und 4b realisiert. Insbesondere in einer Kombination mit der auf dem Smartphone
30 installierten Anwendungssoftware 34 ergibt sich ein besonders geeignetes Verfahren
zum Vermeiden eines Hörgerätverlustes sowie zum Auffinden eines verlorenen Hörgerätes.
[0071] Die Erfindung ist nicht auf die vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt.
Vielmehr können auch andere Varianten der Erfindung von dem Fachmann hieraus abgeleitet
werden, ohne den Gegenstand der Erfindung zu verlassen. Insbesondere sind ferner alle
im Zusammenhang mit den Ausführungsbeispielen beschriebenen Einzelmerkmale auch auf
andere Weise miteinander kombinierbar, ohne den Gegenstand der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0072]
- 2
- Hörhilfevorrichtung
- 4a, 4b
- Hörgerät
- 6
- Kommunikationsverbindung
- 8
- Kommunikationsverbindung
- 10
- Gerätegehäuse
- 12
- Mikrofon/Wandler
- 14
- Audiosignal
- 16
- Signalverarbeitungseinrichtung
- 18
- Ausgangssignal
- 20
- Hörer/Wandler
- 22
- Batterie
- 24
- Bewegungssensor
- 26
- Transceiver
- 28
- Transceiver
- 30
- Bedien- und Anzeigegerät/Smartphone
- 32
- Anzeigeeinheit/Touchscreen
- 34
- Anwendungssoftware
- 36
- Verfahren
- 38
- Verfahrensschritt
- 40
- Schwellwertvergleich
- 42, 44
- Verfahrensschritt
- 46a, 46b
- Verfahrensschritt
- 48, 50, 52
- Verfahrensschritt
- 54
- Einrichtung
- 56
- Schwellwertvergleich
- 58
- Verfahrensschritt
- R1, R2
- Reichweite
- S
- Sturzsignal
- B, B'
- Benachrichtigungssignal
- I1, I2, I3
- Informationssignal
- P1, P2
- Signalpegel
- W1, W2
- Schwellwert
- T
- Zeitdauer
- x
- Position
1. Verfahren (36) zum Betreiben einer Hörhilfevorrichtung (2) mit zwei Hörgeräten (4a,
4b), welche mittels einer drahtlosen ersten Kommunikationsverbindung (6) mit vergleichsweise
kurzer Reichweite (R1) und mittels einer drahtlosen zweiten Kommunikationsverbindung
(8) mit vergleichsweise langer Reichweite (R2) signaltechnisch gekoppelt sind, wobei
jedes Hörgerät (4a, 4b) einen integrierten Bewegungssensor (24) zur Erfassung eines
Sturzes des jeweiligen Hörgerätes (4a, 4b) aufweist,
- wobei in jedem Hörgerät (4a, 4b) ein erster Signalpegel (P1) der ersten Kommunikationsverbindung
(6) überwacht und mit einem hinterlegten ersten Schwellwert (W1) verglichen wird,
- wobei von einem ersten der beiden Hörgeräte (4b) ein Benachrichtigungssignal (B)
über die zweite Kommunikationsverbindung (8) versendet wird, wenn der Bewegungssensor
(24) einen Sturz erfasst und der erste Signalpegel (P1) den ersten Schwellwert (W1)
erreicht oder unterschreitet, und
- wobei bei einem Empfang des Benachrichtigungssignals (B) ein wahrnehmbares erstes
Informationssignal (I1) als Verlierschutz von dem zweiten der beiden Hörgeräte (4a)
erzeugt wird.
2. Verfahren (36) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Benachrichtigungssignal (B) versendet wird, wenn die Erfassung eines Sturzes
und das Erreichen oder Unterschreiten des ersten Schwellwerts (W1) innerhalb einer
vorgegebenen Zeitdauer (T) erfolgen.
3. Verfahren (36) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine akustische Benachrichtigung als erstes Informationssignal (I1) von dem zweiten
Hörgerät (4a) erzeugt wird.
4. Verfahren (36) nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein mobiles Bedien- und Anzeigegerät (30), insbesondere ein Smartphone, mittels der
zweiten Kommunikationsverbindung (8) mit den Hörgeräten (4a, 4b) signaltechnisch gekoppelt
ist, wobei in dem Bedien- und Anzeigegerät (30) eine Anwendungssoftware (34) hinterlegt
ist, mit welcher ein zweites Informationssignal (I2) erzeugt wird, wenn das Bedien-
und Anzeigegerät (30) das Benachrichtigungssignal (B) empfängt.
5. Verfahren (36) nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach einem Empfang des Benachrichtigungssignals (B) ein zweiter Signalpegel (P2)
der zweiten Kommunikationsverbindung (8) von der Anwendungssoftware (34) überwacht
und mit einem hinterlegten zweiten Schwellwert (W2) verglichen wird.
6. Verfahren (36) nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass mit der Anwendungssoftware (34) des Bedien- und Anzeigegeräts (30) ein drittes Informationssignal
(I3) erzeugt wird, wenn der zweite Signalpegel (P2) den zweiten Schwellwert (W2) erreicht
oder unterschreitet.
7. Verfahren (36) nach einem der Ansprüche 4 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
- dass nach einem Empfang des Benachrichtigungssignals (B) des ersten Hörgeräts (4b) von
dem Bedien- und Anzeigegerät (30) überprüft wird, ob das Benachrichtigungssignal (B)
von dem zweiten Hörgerät (4a) empfangen wurde, und
- dass von dem Bedien- und Anzeigegerät (30) ein weiteres Benachrichtigungssignal (B, B')
mittels der zweiten Kommunikationsverbindung (8) an das zweite Hörgerät (4a) versendet
wird, wenn von dem zweiten Hörgerät (4a) keine Empfangsbestätigung des Benachrichtigungssignals
(B) versendet wird.
8. Verfahren (36) nach einem der Ansprüche 4 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Bedien- und Anzeigegerät (30) eine Einrichtung (54) zur Bestimmung einer geographischen
Position (x) des Bedien- und Anzeigegeräts (30) umfasst, wobei nach einem Empfang
des Benachrichtigungssignals (B) die aktuelle Position (x) mittels der Anwendungssoftware
(34) erfasst und hinterlegt wird.
9. Hörhilfevorrichtung (2) zur Durchführung des Verfahrens gemäß einem der Ansprüche
1 bis 8, mit zwei Hörgeräten (4a, 4b), welche mittels einer drahtlosen ersten Kommunikationsverbindung
(6) mit vergleichsweise kurzer Reichweite (R1) und mittels einer drahtlosen zweiten
Kommunikationsverbindung (8) mit vergleichsweise langer Reichweite (R2) signaltechnisch
gekoppelt sind,
- wobei jedes Hörgerät (4a, 4b) einen integrierten Bewegungssensor (24) zur Erfassung
eines Sturzes des jeweiligen Hörgerätes (4a, 4b) aufweist, und
- wobei die Hörgeräte (4a, 4b) mittels der zweiten Kommunikationsverbindung (8) zur
signaltechnischen Kopplung mit einem mobilen Bedien- und Anzeigegerät (30), insbesondere
einem Smartphone, eingerichtet sind.
10. Hörhilfevorrichtung (2) nach Anspruch 9, wobei die erste Kommunikationsverbindung
(6) mit vergleichsweise kurzer Reichweite (R1) eine induktive Kopplung und die zweite
Kommunikationsverbindung (8) mit vergleichsweise langer Reichweite (R2) eine Funkverbindung
ist.