[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines warmumgeformten und pressgehärteten
Stahlblechbauteils nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1. Das Stahlblechbauteil
ist aus einem härtbaren Stahl mit einer Zugfestigkeit Rm größer als 1500 MPa, insbesondere
>1650 MPa bis 2250 MPa hergestellt.
[0002] Warmumformstähle, wie zum Beispiel 22MnB5, weisen nach dem Warmumformprozess ein
nahezu vollständiges martensitisches Gefüge mit einer nominellen Zugfestigkeiten von
1500 MPa auf. Die Duktilität dieses Gefüges wird oft mit der Bruchdehnung gekennzeichnet.
Diese liegt bei 22MnB5 in etwa zwischen 4 bis 6 %. Darüber hinaus wird der Biegewinkel
in einem sogenannten Plättchenbiegeversuch nach VDA 238-100 als weiterer Kennwert
zur Charakterisierung der Duktilität angegeben. Für zum Beispiel 22MnB5 sind Biegewinkel
zwischen 50° und 65° zu erwarten. Aktuell werden Festigkeiten dieser Warmumformstähle
durch zum Beispiel die Erhöhung des Kohlenstoffanteils weiter bis auf 2000 MPa gesteigert.
Bei höheren Festigkeiten reagieren die Warmumformstahlbleche jedoch zunehmend empfindlicher,
das heißt spröder, auf Belastungen. Bei Stahlfeinblechwerkstoffen (Blechdicke bei
zum Beispiel 1,5 mm) mit Festigkeiten Rm größer als 1500 MPa ist deshalb oft eine
nachträgliche zeitaufwendige Anlassbehandlung erforderlich, um die Sprödigkeit zu
reduzieren. Eine solche zusätzliche Anlassbehandlung erhöht jedoch die Prozessdauer
bei der Warmumformung und führt zu einem zusätzlichen Werkzeugeinsatz zur Durchführung
der Anlassbehandlung.
[0003] Beispielhaft ist aus der
DE 10 2013 010 946 B3 ein gattungsgemäßes Verfahren zur Herstellung eines warmumgeformten und pressgehärteten
Stahlblechbauteils bekannt. Dieses wird in einem Wärmebehandlungsschritt auf über
die werkstoffspezifische Austenitisierungstemperatur wärmebehandelt. Anschließend
erfolgt ein Einlegeschritt, bei dem das Stahlfeinblech mit einer Einlegetemperatur,
die in etwa der Austenitisierungstemperatur entspricht, in ein Warmumformwerkzeug
eingelegt wird. Im folgenden Presshärteschritt wird das Stahlfeinblech warmumgeformt
und zugleich bis auf eine Entnahmetemperatur abgekühlt. In der
DE 10 2013 010 946 B3 wird der Abkühlvorgang oberhalb der sogenannten Martensit-Finish-Temperatur, bei
der eine Umwandlung aus Austenit zu Martensit zum größten Teil abgeschlossen ist,
unterbrochen, wodurch ein kleiner Anteil von Restaustenit im Gefüge erhalten bleibt.
Anschließend wird das Stahlblechbauteil in einem Entnahmeschritt aus dem geöffneten
Umformwerkzeug entnommen, und zwar bei einer Entnahmetemperatur oberhalb der Martensit-Finish-Temperatur,
und zu einer Erwärmungseinrichtung transferiert, wobei eine Abkühlung des Stahlblechbauteils
auf weniger als 200°C vermieden wird. Hierdurch kann sich der Restaustenit besonders
gut stabilisieren. In der Erwärmungseinrichtung erfolgt eine Anlassbehandlung, bei
der der Restaustenit in dem Stahlblechbauteil stabilisiert wird und auch nach einer
weiteren Abkühlung des Stahlblechbauteils auf Raumtemperatur in dem das Stahlblechbauteil-Gefüge
erhalten bleibt. Durch den Restaustenit reduziert sich die Spannung zwischen den Martensitnadeln
und wird bewirkt, dass das Gefüge bei hohen Festigkeiten gleichzeitig eine gegenüber
dem Martensit wesentlich gesteigerte Bruchdehnung bzw. Duktilität aufweist.
[0004] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Herstellung eines warmumgeformten
und pressgehärteten Stahlblechbauteils bereitzustellen, bei dem die Duktilität von
Stahlblechbauteilen bei höheren Festigkeiten Rm größer als 1500 MPa gesteigert wird,
und zwar im Vergleich zum obigen Stand der Technik bei einer reduzierten Prozessdauer
sowie bei reduziertem Werkzeugeinsatz.
[0005] Die Aufgabe ist durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst. Bevorzugte Weiterbildungen
der Erfindung sind in den Unteransprüchen offenbart.
[0006] Gemäß dem kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 wird das Stahlblechbauteil
im Presshärteschritt bei geschlossenem Umformwerkzeug bis auf eine Entnahmetemperatur
abgekühlt, die in einem Temperaturbereich nahe der werkstoffspezifischen Martensit-Finish-Temperatur
Mf liegt, und zwar insbesondere in einem Temperaturbereich der Martensit-Finish-Temperatur
Mf +/- 10%. Ein solcher Temperaturbereich ist im Hinblick auf einen nachteiligen Stahlblechbauteil-Verzug
nach dem Presshärteschritt unkritisch.
[0007] Die Streckgrenze bzw. eine 0,2-%-Dehngrenze oder Elastizitätsgrenze des Stahlblechbauteils
kann bei >1100MPa liegen, vorzugsweise 1250MPa bis 1950MPa.
[0008] Besonders bevorzugt ist eine Prozessführung, bei der die Entnahmetemperatur des Stahlblechbauteils
um einen Temperaturversatz unterhalb der werkstoffspezifischen Martensit-Finish-Temperatur
liegt. Im Entnahmeschritt wird daher das Stahlblechbauteil mit der Entnahmetemperatur
unterhalb der Martensit-Finish-Temperatur entnommen. Auf diese Weise ist gewährleistet,
dass bei der Stahlblechbauteil-Entnahme die Martensitbildung abgeschlossen ist, wodurch
sich das Bauteil im weiteren Prozessverlauf nicht mehr aufgrund von Eigenspannungen
verzieht, die ansonsten bei einer weiteren Umwandlung von Austenit zu Martensit erfolgen
könnte.
Ein rein martensitisches Gefüge in dem Stahlblechbauteil führt zu einer hohen Stahlblechbauteil-Festigkeit,
jedoch gleichzeitig zu einer Erhöhung der Sprödigkeit, so dass je nach Kohlenstoffgehalt
nur eine geringfügige Verformung mit Bruchdehnungen üblicherweise kleiner als 7% ermöglicht
ist. Die Bruchdehnung eines Stahlblechbauteils kann dagegen gesteigert werden, wenn
im martensitischen Gefüge des Stahlblechbauteils ein Anteil von Restaustenit verbleibt,
wie es auch aus der
DE 10 2013 010 946 B3 hervorgeht. Dies erfolgt durch eine unvollständige Umwandung von Austenit in Martensit,
so dass Restaustenit in dem fertiggestellten Stahlblechbauteil erhalten bleibt.
[0009] Eine solche unvollständige Umwandung von Austenit zu Martensit wird erfindungsgemäß
durch einen speziellen zeitlichen Verlauf der Abkühlung im Presshärteschritt bewerkstelligt.
Bevorzugt kann der zeitliche Verlauf der Abkühlung einer Abkühlkurve folgen, bei der
die Stahlblechbauteil-Temperatur von einem Schließzeitpunkt, zu dem das Umformwerkzeug
geschlossen wird, bis zu einem Übergangszeitpunkt mit einer großen ersten Abkühlrate
reduziert wird, insbesondere größer als 27°C/s, und bei der im weiteren Zeitverlauf
nach dem Übergangszeitpunkt mit einer stark reduzierten zweiten Übergangs-Abkühlrate
weiter abgekühlt wird, bis sich eine flache Abkühlgerade G mit einer Steigung, d.h.
mit einer dritten Abkühlrate, einstellt. Die dritte Abkühlrate kann exemplarisch bei
15°C/s bis 3°C/s liegen. Dabei ist es im Hinblick auf die Gefügezusammensetzung bevorzugt,
wenn die Stahlblechbauteil-Temperatur zum Übergangszeitpunkt (bzw. zu Beginn der Abkühlgerade
G) um einen Temperaturversatz oberhalb der Martensit-Finish-Temperatur, jedoch unterhalb
der werkstoffspezifischen Martensit-Start-Temperatur liegt, bei der eine Umwandlung
von Austenit zu Martensit beginnt. Bei einer solchen Abkühlkurve wird einerseits gewährleistet,
dass der Austenit nahezu vollständig in Martensit umgewandelt wird. Andererseits wird
aufgrund der nach dem Übergangszeitpunkt stark reduzierten Abkühlrate eine langsame
Abkühlung erzielt, mittels der die Bildung von Restaustenit unterstützt wird.
[0010] Im Hinblick auf eine prozesstechnisch einfache Auslegung der oben beschriebenen Abkühlkurve
ist es bevorzugt, wenn das Umformwerkzeug eine Heizeinrichtung aufweist, mit der die,
dem Stahlblechbauteil zugewandte Werkzeugfläche aufheizbar oder temperierbar ist.
In diesem Fall kann das Umformwerkzeug beim Presshärteschritt insbesondere auf eine
Werkzeugtemperatur im Bereich von 100°C bis 250°C aufgeheizt werden, wodurch sich
die Abkühlkurve im Presshärteschritt einfach einstellen lässt. Im weiteren Prozessverlauf
nach der Entnahme aus dem Umformwerkzeug kann der Abkühlvorgang unterbrechungsfrei
und kontinuierlich fortgesetzt werden, und zwar besonders bevorzugt mit einer vierten
Abkühlrate, die der dritten Abkühlrate entspricht oder kleiner als diese ausgelegt
ist, das heißt zum Beispiel bei 1°C/s bis 5°C/s liegt. Diese vierte Abkühlphase stellt
somit ein Anlassen des Bauteils dar, um die Sprödigkeit weiter zu reduzieren.
Zur Fortsetzung des Abkühlvorgangs kann das Stahlblechbauteil nach dem Presshärteschritt
in eine Ablagestation transferiert werden, in der der Abkühlvorgang durch Luftkühlung
mit Umgebungsluft fortgesetzt wird.
[0011] Das obige Verfahren ist insbesondere auf ein Stahlfeinblechbauteil mit einer Blechdicke
von beispielhaft 1,5 mm anwendbar, die einen Kohlenstoffgehalt C von größer als 0,25
Gew% aufweist, insbesondere >0,27Gew.% bis 0,40Gew. %. Zudem kann das Stahlfeinblech
Legierungsbestandteile enthalten, die zu einer Austenitstabilisierung beitragen und
dadurch zu einem Bauteilgefüge führen, in dem neben dem Martensit auch Restaustenit
enthalten ist.
[0012] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Figuren beschrieben.
[0013] Es zeigen:
- Figur 1
- eine Anlagenskizze, anhand der die in der Figur 2 angedeutete Prozessabfolge zur Herstellung
eines warmumgeformten und pressgehärteten Stahlblechbauteils veranschaulicht ist;
- Figur 2
- in einem Blockschaltdiagramm die Prozessabfolge zur Herstellung des Stahlblechbauteils;
und
- Figur 3
- ein Diagramm, dass den zeitlichen Verlauf der Stahlblechbauteil-Temperatur beim Einlegen
in das Umformwerkzeug und beim anschließenden Presshärten zeigt.
[0014] In der Figur 1 ist grob schematisch eine Anlage skizziert, anhand der zunächst die
grundsätzliche Prozessabfolge zur Herstellung eines warmumgeformten und pressgehärteten
Stahlblechbauteil erläutert ist. Die Anlage weist beispielhaft einen Durchlaufofen
1, ein Umformwerkzeug 3 zur Warmumformung und Presshärtung von Stahlblechbauteilen
sowie eine Ablagestation 5 auf, in der die Stahlblechbauteile gelagert werden. Zunächst
wird ein Stahlfeinblech 6 aus einem härtbaren Stahl in den Durchlaufofen 1 transferiert
und dort über die werkstoffspezifische Austenitisierungstemperatur Ac3 des eingesetzten
Stahls erwärmt, die beispielhaft bei 930°C liegen kann. Das so erwärmte Stahlfeinblech
6 wird im Heißzustand in das Umformwerkzeug 3 transferiert und dort in einem Presshärteschritt
warmumgeformt zu einem Stahlblechbauteil 7 und zugleich abgeschreckt. Die bei der
Warmumformung hohe Stahlblechbauteil-Temperatur gewährleistet ein herausragendes Umformverhalten.
In der Figur 1 weist das Umformwerkzeug 3 zudem eine nur angedeutete Heizeinheit 9
auf, deren Wirkungsweise später beschrieben ist.
[0015] Nachfolgend wird der Prozessverlauf während des Einlegeschritts, des Presshärteschritts
und des Entnahmeschritts anhand dem Temperatur-Zeit-Diagramm der Figur 3 näher erläutert,
in dem mit durchgezogenen Linien die zeitlichen Verläufe der Stahlblechbauteil-Temperatur
und der Umformwerkzeug-Temperatur dargestellt sind. Außerdem ist anhand einer gepunkteten
Linie ein Öffnungszustand und ein Schließzustand des Umformwerkzeugs 3 angedeutet.
Demzufolge wird das Umformwerkzeug 3 in einer Werkzeugschließphase Δt
zu geschlossen, die zum Beispiel 2 bis 5 s betragen kann und das Umformwerkzeug 3 während
des Presshärteschritts in einer Werkzeughaltephase Δt
H geschlossen gehalten. Die Werkzeughaltephase Δt
H beträgt in der Figur 3 beispielhaft ca. 8s. Alternativ dazu kann die Werkzeughaltephase
Δt
H bei zum Beispiel 15s liegen. Die Werkzeughaltephase Δt
H kann generell von beliebiger Zeitdauer sein und insbesondere in einem Bereich von
2 bis 30s liegen. Anschließend wird das Umformwerkzeug 3 in einer Werkzeugöffnungsphase
Δt
auf geöffnet, die 2 bis 5 s betragen kann.
[0016] Mit Bezug auf die Figur 3 wird nach der Wärmebehandlung im Ofen 1 das Stahlfeinblech
6 zu einem Einlegezeitpunkt t
1 sowie einer Einlegetemperatur ϑ
1 (liegt in diesem Beispiel in etwa bei 930°C) in das geöffnete Umformwerkzeug 3 eingelegt.
Anschließend erfolgt die Werkzeugschließphase Δt
zu, die bei einem Schließzeitpunkt t
2 abgeschlossen ist. Im weiteren Prozessverlauf erfolgt in der Werkzeughaltephase Δt
h der Presshärteschritt, d.h. die Warmumformung mit gleichzeitiger Abkühlung. Nach
erfolgtem Presshärteschritt wird in einer Werkzeugöffnungsphase Δt
auf das Umformwerkzeug 3 geöffnet und zu einem Entnahmezeitpunkt t
4 das Stahlblechbauteil 7 entnommen und zu der Ablagestation 5 transferiert. Die obige
Prozessfolge ist gängige Praxis bei der Warmumformung. Der Kern der Erfindung liegt
in der nachfolgend beschriebenen Auslegung des zeitlichen Verlaufes der Stahlblechbauteil-Abkühlung,
die dem Umformvorgang zeitlich überlagert ist:
So ist in der Figur 3 der Presshärteschritt so ausgelegt, dass der zeitliche Verlauf
der Abkühlung einer Abkühlkurve folgt, bei der die Stahlblechbauteil-Temperatur vom
Schließzeitpunkt t2 bis zu einem Übergangszeitpunkt t3 mit einer extrem großen ersten Abkühlrate a1 reduziert wird, die größer als 27°C/s ist. Im weiteren Zeitverlauf nach dem Übergangszeitpunkt
t3 wird mit einer stark reduzierten zweiten Abkühlrate a2 weiter gekühlt, bis sich eine flache Abkühlgerade G mit einer dritten Abkühlrate
a3 einstellt. Die dritte Abkühlrate a3 liegt exemplarisch bei insbesondere kleiner als 15°C/s bis 3°C/s. Wie aus der Fig.
3 hervorgeht, liegt die Stahlblechbauteil-Temperatur zu Beginn der Abkühlgeraden G
noch oberhalb der Mf-Temperatur. Zum Zeitpunkt t5 schneidet die Abkühlgerade G die Mf-Temperatur, d.h. die Stahlblechbauteil-Temperatur
unterschreitet die Mf-Temperatur. Mittels der flachen Abkühlgeraden G wird also die
Stahlblechbauteil-Temperatur, die beim Übergangszeitpunkt t3 noch um einen Temperaturversatz Δϑ1 oberhalb der Martensit-Finish-Temperatur Mf liegt, langsam auf eine Entnahmetemperatur
ϑ4 reduziert, die um einen Temperaturversatz Δϑ2 unterhalb der Martensit-Finish-Temperatur Mf liegt, die in der Figur 3 in etwa 300°C
ist.
[0017] Die in der Figur 3 gezeigte Abkühlkurve wird prozesstechnisch einfach durch eine
entsprechende Temperierung des Umformwerkzeuges 3 erzielt. Hierzu wird die Heizeinheit
9 während des Presshärteschritts bevorzugt auf eine Werkzeugtemperatur ϑ
W im Bereich von 100°C bis 250°C geheizt. Auf diese Weise ist einerseits - trotz erwärmtem
Umformwerkzeug 3 - die obige extrem große erste Abkühlrate a
1 zu Beginn der Abkühlkurve gewährleistet, und zwar bei gleichzeitigem Anstieg der
Werkzeugtemperatur ϑ
W auf zum Beispiel bis zu 600 °C (an der Oberfläche). Andererseits ist durch die Temperierung
des Umformwerkzeugs 3 gewährleistet, dass die Abkühlrate nach dem Übergangszeitpunkt
t
3 sehr stark verzögert wird. Es ist hervorzuheben, dass in der Figur 3 die Stahlblechbauteil-Temperatur
ϑ
3 zum Übergangszeitpunkt t
3 oberhalb der Martensit-Finish-Temperatur Mf liegt und dass der Übergangszeitpunkt
t
3 innerhalb der Werkzeughaltephase Δt
H liegt.
[0018] Im weiteren Prozessverlauf nach dem Presshärteschritt wird das Stahlblechbauteil
7 in die Ablagestation 5 transferiert. In der Ablagestation 5 wird der Abkühlungsprozess
unterbrechungsfrei und kontinuierlich fortgesetzt, und zwar mit einer vierten Abkühlrate
a
4, die bei 1°C/s bis 5°C/s liegen kann. Dies wird bevorzugt durch Luftkühlung mit Umgebungsluft
erreicht.
Bezugszeichenliste
[0019]
1 Durchlaufofen
3 Umformwerkzeug
5 Ablagestation
6 Stahlfeinblech
7 Stahlblechbauteil
9 Heizeinheit
t1 Einlegezeitpunkt
t2 Schließzeitpunkt
t3 Übergangszeitpunkt
t4 Entnahmezeitpunkt
t5 Zeitpunkt, zu dem die Stahlblechbauteil-Temperatur die Mf-Temperatur unterschreitet
a1, a2, a3, a4 Abkühlraten
ϑ1 Einlegetemperatur
ϑ2 Schließtemperatur
ϑ3 Übergangstemperatur
ϑ4 Entnahmetemperatur
Δtzu Werkzeugschließphase
ΔtH Werkzeughaltephase
Δtauf Werkzeugöffnungsphase
Δϑ1, Δϑ2 Temperaturversätze
G Abkühlgerade
1. Verfahren zur Herstellung eines warmumgeformten und pressgehärteten Stahlblechbauteils
(7) aus härtbarem Stahl mit einer Zugfestigkeit (Rm) größer als 1500 MPa, vorzugsweise
>1650 bis 2250 MPa, in welchem Verfahren das Stahlfeinblech (6) in einem Wärmebehandlungsschritt
auf über die werkstoffspezifische Austenitisierungstemperatur Ac3 wärmebehandelt wird,
in einem daran anschließenden Einlegeschritt das Stahlfeinblech (6) mit einer Einlegetemperatur
(ϑ1) in ein Umformwerkzeug (3) eingelegt wird, in einem Presshärteschritt das Stahlblechbauteil
(7) warmumgeformt und zugleich bis auf eine Entnahmetemperatur (ϑ4) abgekühlt wird, und in einem Entnahmeschritt das Stahlblechbauteil (7) mit der Entnahmetemperatur
(ϑ4) aus dem geöffneten Umformwerkzeug (3) entnommen wird, dadurch gekennzeichnet, dass das Stahlblechbauteil (7) im Presshärteschritt bei geschlossenem Umformwerkzeug (3)
bis auf eine Entnahmetemperatur (ϑ4) abgekühlt wird, die in einem Temperaturbereich nahe der werkstoffspezifischen Martensit-Finish-Temperatur
Mf liegt, bei der eine Umwandlung von Austenit zu Martensit zum größten Teil abgeschlossen
ist, insbesondere in einem Temperaturbereich der Martensit-Finish-Temperatur Mf von
+/- 10%.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Entnahmetemperatur (ϑ4) um einen Temperaturversatz (Δϑ2) unterhalb der Martensit-Finish-Temperatur Mf liegt, und dass im Entnahmeschritt
das Stahlblechbauteil (7) mit der Entnahmetemperatur (ϑ4) unterhalb der Martensit-Finish-Temperatur Mf entnommen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Presshärteschritt mit einem Schließzeitpunkt (t2) beginnt, zu dem das Umformwerkzeug (3) geschlossen wird, und dass der Presshärteschritt
so ausgelegt ist, dass der zeitliche Verlauf der Abkühlung einer Abkühlkurve folgt,
bei der die Stahlblechbauteil-Temperatur vom Schließzeitpunkt (t2) bis zu einem Übergangszeitpunkt (t3) mit einer großen ersten Abkühlrate (a1) reduziert wird, insbesondere größer als 27°C/s, und bei der im weiteren Zeitverlauf
nach dem Übergangszeitpunkt (t3) mit einer stark reduzierten zweiten Übergangs-Abkühlrate (a2) weiter gekühlt wird, bis sich eine flache Abkühlgerade (G) mit einer dritten Abkühlrate
(a3) einstellt, die insbesondere bei 15°C/s bis 3°C/s liegt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Stahlblechbauteil-Temperatur zum Übergangszeitpunkt (t3), insbesondere zu Beginn der Abkühlgeraden (G), um einen Temperaturversatz (Δϑ1) oberhalb der Martensit-Finish-Temperatur Mf, jedoch unterhalb der werkstoffspezifischen
Martensit-Start-Temperatur Ms liegt, bei der eine Umwandlung von Austenit zu Martensit
beginnt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Umformwerkzeug (3) eine Heizeinheit (9) aufweist, mit der die, dem Stahlblechbauteil
(7) zugewandte Werkzeugfläche aufheizbar oder temperierbar ist, und dass insbesondere
das Umformwerkzeug (3) beim Presshärteschritt aufgeheizt ist, und zwar auf eine Werkzeugtemperatur
(ϑW) unterhalb der Martensit-Finish-Temperatur Mf, insbesondere in einem Bereich von
100°C bis 250°C, wodurch die Abkühlkurve im Presshärteschritt einstellbar ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im weiteren Prozessverlauf nach dem Entnahmeschritt (t4) der Abkühlvorgang unterbrechungsfrei und kontinuierlich fortgesetzt wird, und zwar
insbesondere mit einer vierten Abkühlrate (a4), die im Vergleich zur dritten Abkühlrate (a3) weiter reduziert ist, insbesondere auf 1°C/s bis 5°C/s.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im weiteren Prozessverlauf nach dem Entnahmeschritt (t4) das Stahlblechbauteil (7) in eine Ablagestation (5) transferiert wird, in der der
Abkühlvorgang durch Luftkühlung mit Umgebungsluft fortgesetzt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren auf eine Stahlfeinblechbauteil (7) anwendbar ist, die einen Kohlenstoffgehalt
C von größer als 0,25 Gew% aufweist, bevorzugt zwischen C>0,27 bis 0,40 Gew%, und
dass bevorzugt Legierungsbestandteile enthalten sind, die zu einer Austenitstabilisierung
beitragen und dadurch ein Bauteil-Gefüge ergeben, in dem Restaustenit neben Martensit
enthalten ist, zum Beispiel Si>0,5Gew%.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Streckgrenze bzw. eine 0,2-%-Dehngrenze oder Elastizitätsgrenze (Rp) größer 1100MPa
ist, vorzugsweise 1250MPa bis 1950MPa.