[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verflüssigen eines Kohlenwasserstoff-reichen
Stromes, insbesondere eines Erdgasstromes, wobei
- die Verflüssigung des Kohlenwasserstoff-reichen Stromes gegen eine aus drei Kältemittelgemischkreisläufen
bestehende Kältemittelgemischkreislaufkaskade erfolgt, und
- der erste der drei Kältemittelgemischkreisläufe der Vorkühlung, der zweite Kältemittelgemischkreislauf
der Verflüssigung und der dritte Kältemittelgemischkreislauf der Unterkühlung des
verflüssigten Kohlenwasserstoff-reichen Stromes dient.
[0002] Unter den nachfolgend verwendeten Begriffsfolgen "im Wesentlichen leistungsgleiche
Maschinenstränge", "im Wesentlichen leistungsgleiche Verdichter" und "im Wesentlichen
identische und/oder leistungsgleiche Antriebe" seien Maschinenstränge, Verdichter
bzw. Antriebe zu verstehen, deren Leistungen sich um nicht mehr als +/- 2 % voneinander
unterscheiden.
[0003] Unter dem nachfolgend verwendeten Begriff "Maschinenstrang" sei eine Kombination
aus zwei Verdichtergehäusen und deren im Wesentlichen leistungsgleichen, gemeinsamen
Antrieb zu verstehen.
[0004] Bei der Erdgasverflüssigung wird im Kapazitätsbereich zwischen zwei und zehn Millionen
Jahrestonnen LNG oft eine Kombination von zwei oder drei Kältekreisläufen eingesetzt.
Hierbei kommen verschiedene Arbeitsprinzipien (Phasenwechsel oder arbeitsleistende
Entspannung) und unterschiedliche Kältemittel (Reinstoff oder Gemisch) zur Anwendung.
[0005] In der
DE-A 102004054674 wird ein gattungsgemäßes Verfahren zum Verflüssigen eines Kohlenwasserstoff-reichen
Stromes, insbesondere eines Erdgasstromes, beschrieben, das drei in Kaskade angeordnete
Gemischkreisläufe mit vier leistungsgleichen Verdichtersträngen aufweist.
[0006] Hierbei können die Verdichterstränge mit einer beliebigen Kombination aus E-Motor,
Gasturbinen und Dampfturbinen angetrieben werden. In der Praxis werden jedoch üblicherweise
entweder E-Motoren, Gasturbinen oder Dampfturbinen gewählt.
[0007] Bei allen Verflüssigungsanlagen besteht das Problem, dass im Falle des Ausfalls eines
Verdichterantriebes bzw. Maschinenstrangs der Verflüssigungsprozess ggf. unterbrochen
werden muss, woraus nicht unerhebliche Produktionsverluste und damit finanzielle Nachteile
für den Anlagenbetreiber resultieren.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein gattungsgemäßes Verfahren zum Verflüssigen
eines Kohlenwasserstoff-reichen Stromes, insbesondere eines Erdgasstromes, anzugeben,
das einen Weiterbetrieb des Verflüssigungsprozesses in Teillast ermöglicht und dadurch
die Anlagenverfügbarkeit verbessert.
[0009] Zur Lösung dieser Aufgabe wird vorgeschlagen, dass
- die zu verdichtenden Kältemittelgemische der drei Kältemittelgemischkreisläufe hälftig
in je zwei Kältemittelgemischteilströme aufgeteilt werden,
- die Verdichtung der Kältemittelgemischteilströme mittels vier im Wesentlichen leistungsgleicher
Maschinenstränge erfolgt, und
- die Verdichtung der Kältemittelgemischteilströme des ersten und des zweiten Kältemittelgemischkreislaufs
jeweils getrennt in zwei Maschinensträngen und die Verdichtung der Kältemittelgemischteilströme
des dritten Kältemittelgemischkreislaufs jeweils getrennt in den beiden anderen Maschinensträngen
erfolgt.
[0010] Erfindungsgemäß kann der Verflüssigungsprozess bei einem Ausfall bis zu zwei Antrieben
bzw. Maschinensträngen zumindest noch in Teillast weiterbetrieben werden. Dies gilt
bei einem Ausfall von zwei Antrieben jedoch nur dann, wenn nur einer der Antriebe
der beiden Maschinenstränge, die der Verdichtung der Kältemittelgemischteilströme
des dritten Kältemittelgemischkreislaufs dienen, ausfällt.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Verflüssigen eines Kohlenwasserstoff-reichen Stromes
sowie weitere Ausgestaltungen desselben, die Gegenstände der abhängigen Patentansprüche
darstellen, seien im Folgenden anhand des in der Figur 1 dargestellten Ausführungsbeispieles
näher erläutert.
[0012] Bei der anhand der Figur 1 beschriebenen Verfahrensweise erfolgen Abkühlung, Verflüssigung
und Unterkühlung des Kohlenwasserstoff-reichen Stromes, der über Leitung A dem Wärmetauscher
E1 zugeführt wird, gegen eine Kältemittelgemischkreislaufkaskade, bestehend aus drei
Kältemittelgemischkreisläufen.
[0013] Der zu verflüssigende Kohlenwasserstoff-reiche Strom A wird im Wärmetauscher E1,
bei dem es sich vorzugsweise um einen sog. gewickelten Wärmetauscher handelt, gegen
den verdampfenden Kältemittelgemischstrom 4 des ersten Gemischkreislaufs abgekühlt
und anschließend über Leitung B Wärmetauscher E2 zugeführt. In diesem wird der Kohlenwasserstoff-reiche
Strom gegen den verdampfenden Kältemittelgemischstrom 15 des zweiten Kältekreislaufs
verflüssigt. Nach erfolgter Verflüssigung wird der Kohlenwasserstoff-reiche Strom
C einem dritten Wärmetauscher E3 zugeführt und in diesem gegen den verdampfenden Kältemittelgemischstrom
29 des dritten Kältekreislaufs unterkühlt. Das unterkühlte Flüssigprodukt D wird anschließend
seiner weiteren Verwendung und/oder (Zwischen)Speicherung zugeführt. Auch die Wärmetauscher
E2 und E3 sind vorzugsweise als gewickelte Wärmetauscher ausgebildet.
[0014] Erfindungsgemäß sind nunmehr vier im Wesentlichen leistungsgleiche Maschinenstränge
GT-C1A-C2A, GT-C1B-C2B, GT-C3A-C3A' und GT-C3B-C3B' vorgesehen, die der Verdichtung
der Kältemittelgemischteilströme der drei Kältemittelgemischkreisläufe dienen. Jeder
dieser Maschinenstränge weist zwei
Verdichtergehäuse C1A-C2A, C1 B-C2B, C3A-C3A' und C3B-C3B' sowie einen Antrieb
GT auf. Hierbei ist zu beachten, dass die beiden Verdichtergehäuse eines Maschinenstranges
im Wesentlichen leistungsgleich ausgebildet sein können, jedoch nicht leistungsgleich
ausgebildet sein müssen.
[0015] Als Antriebe GT für die vier Maschinenstränge kommen vier im Wesentlichen identische
E-Motoren, Gas- oder Dampfturbinen zur Anwendung.
[0016] Während die Kältemittelgemischteilströme des ersten und des zweiten Kältemittelgemischkreislaufs
jeweils getrennt mittels eines Maschinenstrangs auf den gewünschten Enddruck verdichtet
werden, werden die Kältemittelgemischteilströme des dritten Kältemittelgemischkreislaufs
jeweils getrennt in den beiden anderen Maschinensträngen verdichtet.
[0017] Das im Wärmetauscher E1 verdampfte Kältemittelgemisch des ersten Gemischkreislaufs
wird erfindungsgemäß hälftig aufgeteilt und die Kältemittelgemischteilströme 1 und
1' werden in den Verdichtergehäusen C1A und C1 B verdichtet. Anschließend werden die
verdichteten Teilströme 2 und 2' im Wärmetauscher E4 vorzugsweise gegen Umgebungsluft
abgekühlt und kondensiert. Das kondensierte Kältemittelgemisch 3 wird sodann dem Wärmetauscher
E1 zugeführt und in diesem abgekühlt. Nach Abzug am kalten Ende des Wärmetauschers
E1 wird es im Ventil V1 entspannt, über Leitung 4 dem Mantelraum des Wärmetauschers
E1 zugeführt, in diesem gegen den abzukühlenden Kohlenwasserstoff-reichen Strom A
verdampft und anschließend erneut verdichtet.
[0018] In analoger Weise wird mit dem im Wärmetauscher E2 verdampften Kältemittelgemisch
des zweiten Kältekreislaufs verfahren. Auch dieses wird hälftig aufgeteilt und die
Kältemittelgemischteilströme 10 und 10' werden in den Verdichtergehäusen C2A und C2B
verdichtet. Anschließend werden die verdichteten Teilströme 11 und 11' im Wärmetauscher
E5 vorzugsweise gegen Umgebungsluft vorzugsweise vollständig verflüssigt; sofern nur
eine Teilkondensation im Wärmetauscher E5 realisiert werden kann, erfolgt die Totalkondensation
im nachgeschalteten Wärmetauscher E1, dem das zumindest teilkondensierte Kältemittelgemisch
12 zugeführt wird. In den Wärmetauschern E1 und E2 wird das Kältemittelgemisch 12/13
abgekühlt und nach Abzug am kalten Ende des Wärmetauschers E2 im Ventil V2 entspannt.
Das entspannte Kältemittelgemisch 14 wird einem Kältemittelsammler D2 zugeführt. Aus
diesem wird es über Leitung 15 und Entspannungsventil V6 dem Mantelraum des Wärmetauschers
E2 zugeführt, in diesem gegen den zu verflüssigenden Kohlenwasserstoff-reichen Strom
B verdampft und anschließend erneut verdichtet.
[0019] Auch das im Wärmetauscher E3 verdampfte Kältemittelgemisch des dritten Kältekreislaufs
wird hälftig aufgeteilt und die Kältemittelgemischteilströme 20 und 20' werden in
den Verdichtergehäusen C3A und C3B auf einen Zwischendruck verdichtet. Die auf den
Zwischendruck verdichteten Teilströme 21 und 21' werden im Wärmetauscher E6 abgekühlt,
anschließend erneut hälftig aufgeteilt und die Kältemittelgemischteilströme 22 und
22' werden in den Verdichtergehäusen C3A' und C3B' auf den Enddruck verdichtet. Anschließend
werden die verdichteten Teilströme 24 und 24' vereinigt, im Wärmetauscher E7 abgekühlt
und über Leitung 25 dem Wärmetauscher E1 zugeführt. In den Wärmetauschern E1, E2 und
E3 wird das Kältemittelgemisch 25/26/27 abgekühlt und kondensiert und nach Abzug am
kalten Ende des Wärmetauschers E3 im Ventil V3 entspannt. Das entspannte Kältemittelgemisch
28 wird einem Kältemittelsammler D3 zugeführt. Aus diesem wird es über Leitung 29
und Entspannungsventil V7 dem Mantelraum des Wärmetauschers E3 zugeführt, in diesem
gegen den zu unterkühlenden Kohlenwasserstoff-reichen Strom C verdampft und anschließend
erneut verdichtet.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Verflüssigen eines Kohlenwasserstoff-reichen Stromes,
insbesondere eines Erdgasstromes, weist eine verbesserte Anlagenverfügbarkeit auf,
da ein Weiterbetrieb des Verflüssigungsprozesses in Teillast möglich ist, solange
nur ein Antrieb bzw. Maschinenstrang ausfällt oder, sofern zwei Antriebe bzw. Maschinenstränge
ausfallen, nur einer der beiden Antriebe bzw. Maschinenstränge, die der Verdichtung
der Kältemittelgemischteilströme des dritten Gemischkreislaufs dienen, ausfällt.
1. Verfahren zum Verflüssigen eines Kohlenwasserstoff-reichen Stromes, insbesondere eines
Erdgasstromes, wobei
- die Verflüssigung des Kohlenwasserstoff-reichen Stromes gegen eine aus drei Kältemittelgemischkreisläufen
bestehende Kältemittelgemischkreislaufkaskade erfolgt, und
- der erste der drei Kältemittelgemischkreisläufe der Vorkühlung, der zweite Kältemittelgemischkreislauf
der Verflüssigung und der dritte Kältemittelgemischkreislauf der Unterkühlung des
verflüssigten Kohlenwasserstoff-reichen Stromes dient,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die zu verdichtenden Kältemittelgemische der drei Kältemittelgemischkreisläufe hälftig
in je zwei Kältemittelgemischteilströme aufgeteilt werden (1, 1', 10, 10', 20, 20'),
- die Verdichtung der Kältemittelgemischteilströme mittels vier im Wesentlichen leistungsgleicher
Maschinenstränge (GT-C1A-C2A, GT-C1B-C2B, GT-C3A-C3A', GT-C3B-C3B') erfolgt, und
- die Verdichtung der Kältemittelgemischteilströme (1, 1', 10, 10') des ersten und
des zweiten Kältemittelgemischkreislaufs (1, 1', 10, 10') jeweils getrennt in zwei
Maschinensträngen (GT-C1A-C2A, GT-C1B-C2B) und die Verdichtung der Kältemittelgemischteilströme
(20, 20') des dritten Kältemittelgemischkreislaufs jeweils getrennt in den beiden
anderen Maschinensträngen (GT-C3A-C3A', GT-C3B-C3B') erfolgt.