[0001] Die Erfindung betrifft eine Bohrvorrichtung zum Erstellen einer Bohrung mit einem
Bohrantrieb, einem Bohrwerkzeug, welches durch den Bohrantrieb rotierend antreibbar
ist, einem Trägerrahmen, an oder in dem der Bohrantrieb und das Bohrwerkzeug gelagert
sind, wobei der Trägerrahmen ausgebildet ist, an oder in einem Stützrohr oder in der
Bohrung angeordnet zu werden, mindestens einer Spanneinrichtung, welche zum lösbaren
Festspannen des Trägerrahmens an dem Stützrohr oder in der Bohrung ausgebildet ist,
einer Aufhängeeinrichtung an der Oberseite des Trägerrahmens zum Aufhängen der Bohrvorrichtung
und mindestens einer Anschlusseinrichtung zum Anschließen einer externen Energieversorgung,
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Bohrverfahren zum Erstellen einer Bohrung, bei
dem mittels einer Bohrvorrichtung in einen Grund, insbesondere einen Gewässergrund,
die Bohrung eingebracht wird, die Bohrvorrichtung mittels mindestens einer Spanneinrichtung
an einem Stützrohr oder in der Bohrung festgespannt wird, durch drehendes Antreiben
eines Bohrwerkzeuges der Bohrvorrichtung Bodenmaterial abgetragen wird und eine zum
Bohren benötigte Energie über eine Anschlusseinrichtung über eine externe Energieversorgung
zugeführt wird, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 11.
[0003] Derartige Bohrvorrichtungen umfassen sogenannte Innenloch-Bohrvorrichtungen. Diese
weisen einen Trägerrahmen auf, an welchem der Bohrantrieb angeordnet ist. Der Trägerrahmen
wird zur Abstützung des Drehmomentes an der Wand der Bohrung oder einem vorher in
den Grund eingebrachten Stützrohr lösbar festgespannt.
[0004] Die Energieversorgung für den Bohrantrieb erfolgt üblicherweise mittels Hydraulikleitungen,
welche von einem entfernten Grundgerät Hydraulikenergie zuführen. Ein gattungsgemäßer
Stand der Technik geht beispielsweise aus der
EP 0 349 610 B1 hervor.
[0005] Derartige Bohrvorrichtungen werden häufig auch für Unterwasserbohrungen eingesetzt,
bei welchen das Grundgerät auf einem Wasserfahrzeug, insbesondere einem Schiff, angeordnet
ist. Zunächst wird ein Stütz- oder Gründungsrohr in den Gewässergrund eingebracht.
Innerhalb des zuvor eingebrachten Stützrohres kann mit der Bohrvorrichtung die gewünschte
Bohrung erstellt werden. Durch ein schrittweises Festspannen, Bohren, Lösen und erneutes
Festspannen können relativ große Tiefen mit derartigen Bohrvorrichtungen erzielt werden.
[0006] Weiterhin ist aus der
EP 1 154 078 B1 eine sogenannte Flydrill-Bohrvorrichtung bekannt, bei welcher ein Trägerrahmen mit
dem Bohrantrieb an der Oberseite eines zuvor eingebrachten Stützrohres festgespannt
wird. Auch bei diesen bekannten Bohrvorrichtungen erfolgt die Energiezuführung extern
mittels Energieleitungen, insbesondere über Hydraulikschläuche.
[0007] Bei diesen Bohrvorrichtungen mit einer externen Energiezuführung über Hydraulikschläuche
besteht die Gefahr, dass unter bestimmten Betriebsbedingungen, etwa beim Einsatz in
rauer See, die Energieversorgungsleitungen kurzfristig gekappt werden müssen. Auch
besteht bei Bohrvorrichtungen grundsätzlich die Gefahr eines Hydraulikschlauchbruches,
wobei die Bohrvorrichtung von einer externen Energieversorgung unerwartet abgetrennt
wird. In derartigen Fällen ist es häufig aufwändig, eine am oder im Bohrloch festgespannte
Bohrvorrichtung wieder zu bergen.
[0008] Der Erfindung liegt die
Aufgabe zugrunde, eine Bohrvorrichtung und ein Bohrverfahren anzugeben, bei welchen auch
bei einem unerwarteten Ausfall der Energiezuführung ein zuverlässiges Rückholen der
Bohrvorrichtung ermöglicht ist.
[0009] Die Aufgabe wird nach der Erfindung durch eine Bohrvorrichtung mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 und durch ein Bohrverfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 11 gelöst.
Bevorzugte Ausführungsformen sind in den jeweils abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0010] Die erfindungsgemäße Bohrvorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass an dem Trägerrahmen
eine Notenergieeinheit vorgesehen ist, dass die Notenergieeinheit mit der Spanneinrichtung
zum Lösen der Einspannung verbunden ist und dass eine Auslöseeinheit vorgesehen ist,
durch welche die Notenergieeinheit zum Lösen der Spanneinrichtung aktivierbar ist.
[0011] Ein Grundgedanke der Erfindung kann darin gesehen werden, die Bohrvorrichtung mit
einer autarken Energieeinheit zu versehen, durch welche ausreichend Energie zur Verfügung
gestellt wird, um bei einem plötzlichen oder unerwarteten Abtrennen der Bohrvorrichtung
von der externen Energieversorgung ausreichend Energie bereitzustellen, um eine Einspannung
der Bohrvorrichtung am Stützrohr oder im Bohrloch zuverlässig zu lösen. Dabei ist
zum Lösen eine Auslöseeinheit vorgesehen, die die Spanneinrichtung gezielt löst. Die
Auslöseeinheit kann grundsätzlich so ausgelegt sein, dass sie unter bestimmten Bedingungen
selbsttätig auslöst. Vorzugsweise ist die Auslöseeinheit jedoch so ausgebildet, dass
diese von einem Maschinenbediener gezielt aktiviert wird.
[0012] Mit der erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung ist so jederzeit ein sicheres und einfaches
Lösen einer eingespannten Bohrvorrichtung möglich, selbst wenn diese sich in einer
relativ großen Bohrtiefe befindet und unerwartet von der externen Energieversorgung
abgetrennt ist.
[0013] Grundsätzlich kann die Spanneinrichtung in beliebiger Weise ausgebildet sein. Besonders
bevorzugt ist es nach einer Ausführungsform der Erfindung, dass die mindestens eine
Spannvorrichtung mindestens einen Spannzylinder aufweist. Vorzugsweise ist der Spannzylinder
hydraulisch betrieben. Der Spannzylinder weist dabei einen Fail-Safe-Mode auf, bei
welchem der Spannzylinder in der Spannposition verbleibt, wenn die externe Hydraulikversorgung
abgetrennt wird.
[0014] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass die Spanneinrichtung
elektrisch betätigbar ist und dass die Notenergieeinheit eine elektrische Batterie
umfasst. Dabei kann die Spanneinrichtung insgesamt einen elektrischen Antrieb zum
Verspannen aufweisen. Die Spanneinrichtung kann aber auch einen hydraulischen Zylinder
aufweisen, der durch eine elektrische Betätigung von Entlüftungsventilen betätigt
wird, um eine Spannkraft zu lösen.
[0015] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist es vorteilhaft, dass die Notenergieeinheit
ein Hydraulikfluidreservoir umfasst, welches über eine Hydraulikleitung mit dem Spannzylinder
der Spanneinrichtung verbunden ist. Insbesondere können die Spannzylinder als doppelwirkende
Spannzylinder ausgebildet sein. Durch die Notenergieeinheit wird eine am Trägerrahmen
vorgesehenes autarkes Hydraulikfluidreservoir betätigt, durch welches die Spannzylinder
von einer Spannposition in eine Löseposition rückgestellt werden können.
[0016] Nach einer Weiterbildung der Erfindung besteht eine vorteilhafte Variante darin,
dass durch die Auslöseeinheit die Notenergieeinheit aktivierbar ist, wenn die Bohrvorrichtung
bei unterbrochener externer Energieversorgung über die Aufhängeeinrichtung von dem
Stützrohr oder dem Bohrloch zurückgezogen wird. Hierdurch können besonders zuverlässig
Beschädigungen an der Bohrvorrichtung vermieden werden. Wird über die Aufhängeeinrichtung,
insbesondere ein Hubseil, eine Rückholkraft nach oben auf die Bohrvorrichtung aufgebracht,
kann dies zu Beschädigungen der Bohrvorrichtung führen, wenn die Bohrvorrichtung noch
festgespannt ist. Nach der Erfindung wird bei einem Aufbringen einer bestimmten Zugkraft
bei fest gespannter Bohrvorrichtung automatisch die Auslöseeinheit betätigt und eine
Einspannung gelöst, so dass die Bohrvorrichtung freigegeben wird.
[0017] Nach einer Weiterbildung der Erfindung kann dies insbesondere dadurch erzielt werden,
dass die Auslöseeinheit im Bereich der Aufhängeeinrichtung angeordnet ist. Die Auslöseeinheit
kann dabei elektrisch, elektronisch oder vorzugsweise mechanisch oder durch eine entsprechende
Hydraulikschaltung ausgebildet sein. Vorzugsweise ist das Hydraulikfluidreservoir
im Bereich der Aufhängeeinrichtung ausgebildet. Ein Aufhängeelement an der Bohrvorrichtung
kann dabei verschiebbar gelagert sein, wobei der Auslöseeinheit durch eine anliegende
Zugkraft und eine dadurch bewirkte Verschiebung betätigt wird.
[0018] Alternativ oder ergänzend kann es nach einer Weiterbildung der Erfindung vorgesehen
sein, dass die Auslöseeinheit einen Empfänger zum Empfangen eines Auslösesignals aufweist,
welches von einem Sender ausgesendet wird. Der Sender ist dabei insbesondere als ein
drahtloser Funksender ausgebildet, welcher von einem Maschinenbediener betätigt werden
kann. So kann durch den Maschinenbediener gezielt ein Lösen der festgespannten Bohrvorrichtung
bewirkt werden.
[0019] Nach einer anderen Ausführungsvariante der Erfindung ist es vorteilhaft, dass die
Notenergieeinheit einen Hydraulikzylinder aufweist, in welchem ein Verdrängerkolben
verschiebbar gelagert ist, und dass der verschiebbare Verdrängerkolben mit der Aufhängeeinrichtung
in Verbindung steht, wobei bei einem Aufbringen einer Zugkraft an der Aufhängeeinrichtung
durch den Verdrängerkolben Hydraulikfluid in dem Hydraulikzylinder unter Druck gesetzt
ist. Bei dieser Ausführungsform stellt der Hydraulikzylinder mit dem Hydraulikfluid
das Hydraulikreservoir zum Betätigen der Spanneinrichtung dar. Insbesondere ist es
bei dieser Ausführungsform vorteilhaft, dass das Hydraulikfluid im Hydraulikzylinder
erst durch Verschieben des Verdrängerkolbens aufgrund der an der Aufhängeeinrichtung
angreifenden Zugkraft unter Druck gesetzt wird. Dies stellt besonders gut sicher,
dass stets ausreichend Energie zur Verfügung steht. Dabei wird die Druckenergie erst
zu dem Zeitpunkt aufgebaut, zu welchem diese benötigt wird. Dies vermeidet eine Dauerbelastung
und vermindert einen Dichtungsaufwand.
[0020] Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung besteht darin, dass die Aufhängeeinrichtung
unmittelbar an dem Verdrängerkolben angeordnet ist. Insbesondere befindet sich der
Aufhängepunkt der Bohrvorrichtung an einer Verlängerung einer Kolbenstange des Verdrängerkolbens.
Damit wird bei jedem Anheben der Bohrvorrichtung die Auslöseeinrichtung unter Druck
und damit in einen betriebsbereiten Zustand versetzt. Vorzugsweise kann die Auslöseeinrichtung
auch unmittelbar betätigt werden, so dass bei jedem Anheben der Bohrvorrichtung ein
Lösen der Spanneinrichtung zuverlässig sichergestellt ist.
[0021] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist es vorteilhaft, dass an der Oberseite
des Tragrahmens ein Kniehebel schwenkbar angelenkt ist, dass die Aufhängeeinrichtung
an einem ersten Hebelarm des Kniehebels angeschlossen ist und dass ein zweiter Hebelarm
des Kniehebels mit einem Betätigungsstempel zum Verschieben des Verdrängerkolbens
in Wirkverbindung steht. Bei dieser Anordnung besteht ein vergrößerter Anordnungsspielraum
für den Hydraulikzylinder. Zudem kann durch die Kniehebelanordnung eine Krafterhöhung
der Aufhängekraft bewirkt werden, so dass insgesamt in dem Hydraulikzylinder ein erhöhter
Druck aufgebaut wird.
[0022] Hinsichtlich des Bohrverfahrens ist die Erfindung dadurch gekennzeichnet, dass eine
Bohrvorrichtung eingesetzt wird, wie sie zuvor beschrieben wurde, und dass die Spanneinrichtung
mit einer Notenergieeinheit an einem Trägerrahmen der Bohrvorrichtung verbunden ist,
wobei die Notenergieeinheit durch eine Auslöseeinheit zum Lösen der Spanneinrichtung
aktiviert wird.
[0023] Mit dem Bohrverfahren kann eine zuverlässige Bergung einer festgespannten Bohrvorrichtung
erreicht werden, selbst wenn eine externe Energieversorgung unterbrochen ist. Mit
dem Bohrverfahren können im Übrigen die zuvor beschriebenen Vorteile erreicht werden,
wie sie im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung beschrieben sind.
[0024] Eine bevorzugte Verfahrensvariante besteht nach der Erfindung darin, dass ein Aktivieren
der Notenergieeinheit erfolgt, wenn die externe Energieversorgung unterbrochen ist
und/oder die Bohrvorrichtung aus dem Stützrohr gezogen wird. Hierdurch wird stets
ein zuverlässiges Lösen einer festgespannten Bohrvorrichtung von einem Stützrohr sichergestellt,
so dass Beschädigungen der Bohrvorrichtung, des Stützrohres oder der Zugeinrichtung
vermieden werden.
[0025] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen weiter
beschrieben, welche in den Zeichnungen dargestellt sind. In den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- eine perspektivische Darstellung einer erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung;
- Fig. 2
- eine Seitenansicht der erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung mit einer zugehörigen Bohranlage;
- Fig. 3
- eine Seitenansicht einer Aufhängeeinrichtung einer erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung;
- Fig. 4
- eine perspektivische Ansicht der Aufhängeeinrichtung von Fig. 3 bei entlasteter Aufhängung;
- Fig. 5
- eine Seitenansicht der Aufhängeinrichtung der Figuren 3 und 4 bei belasteter Aufhängung;
- Fig. 6
- eine perspektivische Ansicht der Aufhängeinrichtung im belasteten Zustand gemäß Fig.
5;
- Fig. 7
- eine Seitenansicht einer weiteren Aufhängeeinrichtung einer erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung;
- Fig. 8
- eine weitere Seitenansicht der Aufhängeeinrichtung von Fig. 7 bei entlasteter Aufhängung;
- Fig. 9
- eine perspektivische Ansicht der Aufhängeeinrichtung der Figuren 7 und 8 in einem
entlasteten Zustand;
- Fig. 10
- eine Seitenansicht der Aufhängeeinrichtung der Figuren 7 bis 9 mit belasteter Aufhängung;
- Fig. 11
- eine weitere Seitenansicht der Aufhängeeinrichtung von Fig. 10;
- Fig. 12
- eine perspektivische Ansicht der Aufhängeeinrichtung im belasteten Zustand gemäß den
Figuren 10 und 11; und
- Fig. 13
- eine teilweise und schematische Ansicht einer erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung mit
einer funkgesteuerten Auslöseeinheit.
[0026] Gemäß Fig. 1 weist eine erfindungsgemäße Bohrvorrichtung 10 einen aus Platten und
Vertikalstreben aufgebauten Trägerrahmen 12 auf, an dem ein nur verdeckt dargestellter
Bohrantrieb 14 angeordnet ist. Der Bohrantrieb 14 dient zum drehenden Antreiben eines
Bohrstranges 15, an dessen unteren Ende ein Bohrwerkzeug 20 mit Abtragszähnen zum
Abtragen von Bodenmaterial angeordnet ist.
[0027] Die dargestellte Bohrvorrichtung 10 ist als eine Im-Loch-Bohreinheit ausgebildet,
welche sich mittels einer radial wirkenden ersten Spanneinrichtung 22 und einer weiteren
radial wirkenden zweiten Spanneinrichtung 26 an einer Innenwand eines zuvor in den
Boden eingebrachten Stützrohres oder unmittelbar an einer Bohrlochwandung abstützt.
Die erste Spanneinrichtung 22 weist dabei gleichmäßig um den Umfang verteilte erste
Spannbacken 24 auf, welche mittels nicht dargestellten Spannzylindern radial aus-
und einfahrbar sind. In einer ähnlichen Weise sind zweite Spannbacken 28 an der zweiten
Spanneinrichtung 26 über nicht dargestellte radial wirkende Spannzylinder ein- und
ausfahrbar. In der radial ausgefahrenen Position der Spannbacken 24, 28 wird die jeweilige
Spanneinrichtung 22, 26 gegenüber dem Stützrohr oder der Bohrungswand festgespannt.
[0028] Die erste Spanneinrichtung 22 ist dabei fest an dem Trägerrahmen 12 angeordnet. Die
ringförmige zweite Spanneinrichtung 26 ist mittels axial wirkender Stellzylinder 30
gegenüber dem Trägerrahmen 12 und der ersten Spanneinrichtung 22 axial verfahrbar
gelagert. Eine Energieversorgung des Bohrantriebes 14 sowie der Spanneinrichtungen
22, 26 und der axialen Stellzylinder 30 erfolgt von extern über Energieversorgungsleitungen
46, welche an einer Oberseite des Trägerrahmens 12 an einer Anschlusseinrichtung 48
lösbar angeschlossen sind. Die Energieversorgungsleitungen 46 sind insbesondere als
Hydraulikleitungen und/oder Elektroleitungen ausgelegt.
[0029] Zum Erstellen eines Bohrlochs wird die Bohrvorrichtung 10 mittels einer Bohranlage
100, welche in Fig. 2 schematisch dargestellt ist und grundsätzlich Teil der erfindungsgemäßen
Bohrvorrichtung 10 sein kann, in einen Boden abgeteuft. In dem Boden kann zuvor ein
nicht dargestelltes Stützrohr durch Bohren, Rammen oder Vibrationsbohren eingebracht
sein.
[0030] Die Bohrvorrichtung 10 wird innerhalb des Stützrohres zunächst mit der ersten Spanneinrichtung
22 durch radiales Ausfahren der ersten Spannbacken 24 festgespannt. Durch drehendes
Antreiben des Bohrwerkzeuges 20 wird Bodenmaterial abgetragen, welches über eine nicht
näher dargestellte Suspensionsleitung als zerkleinertes Bodenmaterial zusammen mit
einer Bohrflüssigkeit aus dem erstellten Bohrloch abgepumpt wird. Dabei senkt sich
das Bohrwerkzeug 20 mit dem Bohrstrang 15 allmählich nach unten ab. Dieser Axialbewegung
folgt die zweite Spanneinrichtung 26, welche axial verstellbar gegenüber dem festgespannten
Trägerrahmen 12 gelagert ist. Ein nach-unten-Fahren kann zusätzlich durch Ausfahren
der axialen Stellzylinder 30 unterstützt werden. Nach Durchführen dieses ersten Bohrschrittes
werden die zweiten Spannbacken 28 der zweiten Spanneinrichtung 26 radial ausgefahren
und diese gegenüber dem Stützrohr verspannt. Sodann können die ersten Spannbacken
24 der ersten Spanneinrichtung 22 gelöst und der Trägerrahmen 12 kann durch Einfahren
der axialen Stellzylinder 30 nach unten nachgeführt werden. Anschließend können die
ersten Spannbacken 24 durch die nicht dargestellten Spannzylinder wieder radial nach
außen verfahren und so der Trägerrahmen 12 mittels der ersten Spanneinrichtung 22
wieder verspannt und in seiner Lage fixiert werden.
[0031] Die zweiten Spannbacken 28 der zweiten Spanneinrichtung 26 können wieder gelöst werden,
so dass ein weiterer Bohrschritt entsprechend einer Hublänge erfolgen kann.
[0032] Die in Fig. 2 gezeigte Bohranlage 100 weist eine Bohrplattform 102 auf, auf welcher
ein Bohrmast 104 sowie Energieversorgungsaggregate 106 angeordnet sind. Die Energieversorgungsaggregate
106 können insbesondere einen Dieselmotor aufweisen, welcher eine Hydraulikpumpe zur
Versorgung der Bohrvorrichtung 10 mit Hydraulikenergie antreibt. Die Hydraulikenergie
wird über die Energieversorgungsleitungen 46 der Bohrvorrichtung 10 zugeführt, welche
jedoch in Fig. 2 nicht näher dargestellt sind.
[0033] Die Bohrvorrichtung 10 ist über ein Aufhängeseil 108 vertikal verstellbar an dem
Bohrmast 104 aufgehängt. Das Aufhängeseil 108 sowie die Energieversorgungsleitungen
46 sind über Winden zu- und rückstellbar.
[0034] Mit der erfindungsgemäßen Bohrvorrichtung 10 können Bohrtiefen von bis zu 100 m und
darüber hinaus erreicht werden. Dabei besteht grundsätzlich die Gefahr, etwa bei einem
Betrieb auf hoher See oder bei einem unerwarteten Schlauchbruch, dass die Bohrvorrichtung
10 in dem Bohrloch von der externen Energieversorgung abgeschnitten wird. Dies kann
auch dann eintreten, wenn unter bestimmten Bedingungen ein Trennen der Energieversorgungsleitungen
46 von der Anschlusseinrichtung 48 erforderlich ist.
[0035] Um in einem solchen Fall ein sicheres Rückholen der in der Bohrung festgespannten
Bohrvorrichtung 10 durch das Aufhängeseil 108 zu ermöglichen, ist die Bohrvorrichtung
10 gemäß der Erfindung mit einer speziellen Notenergieeinheit 50 versehen, welche
in Fig. 1 angedeutet und nachfolgend näher beschrieben wird.
[0036] Bei einer ersten Ausführungsform gemäß den Figuren 3 bis 6 ist eine Aufhängeeinrichtung
40 für das Aufhängeseil 108 vorgesehen, welche mit dem nur teilweise dargestellten
Trägerrahmen 12 der Bohrvorrichtung 10 über einen Kniehebel 41 verbunden ist. Der
Kniehebel 41 weist einen ersten Hebelarm 42 und einen rechtwinklig dazu angeordneten
zweiten Hebelarm 43 auf. Im Eckbereich des Kniehebels 41 ist dieser über ein Schwenkgelenk
44 an einer oberen Platte des Trägerrahmens 12 um eine horizontale Achse schwenkbar
angelenkt. Der erste Hebelarm 42 ist gelenkig an einem unteren Ende der Aufhängeeinrichtung
40 angebracht. Der zweite Hebelarm 43 steht mit einem Betätigungsstempel 55 einer
Notenergieeinheit 50 in Verbindung. Dabei stellt der Betätigungsstempel 55 eine axiale
Verlängerung eines Verdrängerkolbens 54 dar, welcher in einem Hydraulikzylinder 53
verschiebbar gelagert ist. Der Hydraulikzylinder 53 bildet ein Hydraulikfluidreservoir
52 der Notenergieeinheit 50. Das Hydraulikfluidreservoir 52 ist über nicht dargestellte
Leitungen mit den Spannzylindern der beiden Spanneinrichtungen 22, 26 verbunden.
[0037] In den Figuren 3 und 4 ist eine unbelastete Anordnung dargestellt, bei welcher keine
Zugkraft an dem Aufhängeseil 108 und damit der Aufhängeeinrichtung 40 anliegt. Soll
die Bohrvorrichtung 10 aus dem Bohrloch gezogen werden, wird auf das Aufhängeseil
108 eine Zugkraft aufgebracht, so dass sich die Aufhängeeinrichtung 40 nach oben in
eine Schwerkraftlinie der Bohrvorrichtung 10 bewegt, wie in den Figuren 5 und 6 dargestellt
ist. Durch diese Aufwärtsbewegung der Aufhängeeinrichtung 40 wird der Kniehebel 41
verschwenkt, wobei der zweite Hebelarm 43 den Betätigungsstempel 55 nach unten drückt,
wobei der Verdrängerkolben 54 in dem Hydraulikzylinder 53 nach unten gedrückt wird.
[0038] In dem Hydraulikzylinder 53 und dem Hydraulikfluidreservoir 52 befindliches Hydraulikfluid
wird durch diese Bewegung des Verdrängerkolbens 54 unter Druck gesetzt. Das so druckbeaufschlagte
Hydraulikfluid kann die Spannbacken 24, 28 der beiden Spanneinrichtungen 22, 26 durch
entsprechendes Betätigen der zugehörigen Spannzylinder so aktivieren, dass die Spannbacken
24, 28 rückgestellt und die Spanneinrichtungen 22, 26 zuverlässig gelöst werden. Dieses
Lösen wird somit durch die Notenergieeinheit 50 erreicht, selbst wenn die externe
Energieversorgung unterbrochen ist. In dieser gelösten Position kann nunmehr die Bohrvorrichtung
10 über die Aufhängeeinrichtung 40 zuverlässig zu der Bohranlage 100 rückgeholt werden.
Der Mechanismus mit dem Kniehebel 41 stellt somit eine automatische Auslöseeinheit
58 zum Lösen der Spanneinrichtungen 22, 26 dar.
[0039] In den Figuren 7 bis 12 ist eine abgewandelte Anordnung einer Notenergieeinheit 50
dargestellt, bei welcher die Auslöseeinheit 58 zum Lösen der Spanneinrichtungen 22,
26 ebenfalls mechanisch ausgebildet ist. Dabei weist die Notenergieeinheit 50 an der
Oberseite einer Platte des Trägerrahmens 12 einen Hydraulikzylinder 53 auf, welcher
gleichzeitig ein Hydraulikfluidreservoir 52 der Notenergieeinheit 50 bildet. Innerhalb
des Hydraulikzylinders 53 ist ein Verdrängerkolben 54 beweglich gelagert, welcher
sich nach außen zu einem Betätigungsstempel 55 verlängert. Der Hydraulikzylinder 53
ist mittig an der kreisscheibenförmigen Platte des Trägerrahmens 12 angeordnet.
[0040] Am oberen Ende des Betätigungsstempels 55 ist die Aufhängeeinrichtung 40 für das
Betätigungsseil 108 angelenkt. In einem unbelasteten Zustand befindet sich der Betätigungsstempel
55 und der damit verbundene Verdrängerkolben 54 innerhalb des Hydraulikzylinders 53,
wie in den Figuren 7 bis 9 dargestellt ist.
[0041] Bei Aufbringen einer Zugkraft auf die Aufhängeeinrichtung 40, wie diese zum Beispiel
beim Rückholen der Bohrvorrichtung 10 aus einem Bohrloch erforderlich ist, wird der
Betätigungsstempel 55 und der damit verbundene Verdrängerkolben 54 gegenüber dem Hydraulikzylinder
53 nach oben bewegt. Hierdurch wird in einer oberen Kammer des Hydraulikzylinders
53 Hydraulikfluid unter Druck gesetzt. Dieses Hydraulikfluid kann über nicht dargestellte
Hydraulikleitungen, wie zuvor beschrieben, die Spannzylinder der Spanneinrichtungen
22, 26 betätigen, um die Spannbacken 24, 28 rückzustellen und die Bohrvorrichtung
10 zu lösen.
[0042] Gemäß Fig. 13 ist eine weitere Ausführungsform der Erfindung dargestellt, wobei die
Notenergieeinheit 50 eine Batterie 56 am Trägerrahmen 12 aufweist. Die Batterie 56
ist über eine nicht dargestellte Steuerung mit einem Empfänger 62 an einem oberen
Ende des Trägerrahmens 12 verbunden. Der Empfänger 62 stellt einen Teil der Auslöseeinheit
58 dar, wobei ein Steuersignal zum Lösen der Spanneinrichtungen 22, 26 über einen
von der Bohrvorrichtung 10 entfernten Sender 60 übertragen wird. Der Sender 60 kann
sich insbesondere an der Bohranlage 100 befinden.
[0043] Bei Empfang eines Auslösesignals, welches vom Sender 60 ausgesendet wird, aktiviert
die Auslöseeinheit 58 die Batterie 56, so dass die Spannbacken 24, 28 der beiden Spanneinrichtungen
22, 26 elektrisch aus einer Spannposition rückgestellt werden.
[0044] Anstelle der dargestellten Batterie 56 kann auch ein anderer Energiespeicher, etwa
ein Druckbehälter mit einem Hydraulikfluid vorgesehen sein, welcher beim Empfang eines
Auslösesignals von der Auslöseeinheit 58 betätigt wird, um die Spannbacken 24, 28
hydraulisch rückzustellen.
1. Bohrvorrichtung zum Erstellen einer Bohrung mit
- einem Bohrantrieb (14),
- einem Bohrwerkzeug (20), welches durch den Bohrantrieb (14) rotierend antreibbar
ist,
- einem Trägerrahmen (12), an oder in dem der Bohrantrieb (14) und das Bohrwerkzeug
(20) gelagert sind, wobei der Trägerrahmen (12) ausgebildet ist, an oder in einem
Stützrohr oder in der Bohrung angeordnet zu werden,
- mindestens einer Spanneinrichtung (22, 26), welche zum lösbaren Festspannen des
Trägerrahmens (12) an dem Stützrohr oder in der Bohrung ausgebildet ist,
- einer Aufhängeeinrichtung (40) an der Oberseite des Trägerrahmens (12) zum Aufhängen
der Bohrvorrichtung (10) und
- mindestens einer Anschlusseinrichtung (48) zum Anschließen einer externen Energieversorgung,
dadurch gekennzeichnet,
- dass an dem Trägerrahmen (12) eine Notenergieeinheit (50) vorgesehen ist,
- dass die Notenergieeinheit (50) mit der Spanneinrichtung (22, 26) zum Lösen der Einspannung
verbunden ist und
- dass eine Auslöseeinheit (58) vorgesehen ist, durch welche die Notenergieeinheit (50)
zum Lösen der Spanneinrichtung (22, 26) aktivierbar ist.
2. Bohrvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mindestens eine Spanneinrichtung (22, 26) mindestens einen Spannzylinder aufweist.
3. Bohrvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Spanneinrichtung (22, 26) über einen Antrieb elektrisch betätigbar ist und
dass die Notenergieeinheit (50) eine elektrische Batterie (56) umfasst.
4. Bohrvorrichtung nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Notenergieeinheit (50) ein Hydraulikfluidreservoir (52) umfasst, welches über
eine Hydraulikleitung mit dem Spannzylinder der Spanneinrichtung (22, 26) verbunden
ist.
5. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass durch die Auslöseeinheit (58) die Notenergieeinheit (50) aktivierbar ist, wenn die
Bohrvorrichtung (10) bei unterbrochener externer Energieversorgung über die Aufhängeeinrichtung
(40) von dem Stützrohr oder dem Bohrloch zurückgezogen wird.
6. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Auslöseeinheit (58) im Bereich der Aufhängeeinrichtung (40) angeordnet ist.
7. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Auslösereinheit (58) einen Empfänger (62) zum Empfangen eines Auslösesignals
aufweist, welches von einem Sender (60) ausgesendet wird.
8. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Notenergieeinheit (50) einen Hydraulikzylinder (53) aufweist, in welchem ein
Verdrängerkolben (54) verschiebbar gelagert ist, und
dass der verschiebbare Verdrängerkolben (54) mit der Aufhängeeinrichtung (40) in Verbindung
steht, wobei bei einem Aufbringen einer Zugkraft an der Aufhängeeinrichtung (40) durch
den Verdrängerkolben (54) Hydraulikfluid in dem Hydraulikzylinder (53) unter Druck
gesetzt ist.
9. Bohrvorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Aufhängeeinrichtung (40) unmittelbar an dem Verdrängerkolben (54) angeordnet
ist.
10. Bohrvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass an der Oberseite des Tragrahmens (12) ein Kniehebel (41) schwenkbar angelenkt ist,
dass die Aufhängeeinrichtung (40) an einem ersten Hebelarm (42) des Kniehebels (42) angeschlossen
ist und
dass ein zweiter Hebelarm (43) des Kniehebels (42) mit einem Betätigungsstempel (55) zum
Verschieben des Verdrängerkolbens (54) in Wirkverbindung steht.
11. Bohrverfahren zum Erstellen einer Bohrung, bei dem
- mittels einer Bohrvorrichtung (10) in einen Grund, insbesondere einen Gewässergrund,
die Bohrung eingebracht wird,
- die Bohrvorrichtung (10) mittels mindestens einer Spanneinrichtung (22, 26) an einem
Stützrohr oder in der Bohrung festgespannt wird,
- durch drehendes Antreiben eines Bohrwerkzeugs (20) der Bohrvorrichtung (10) Bodenmaterial
abgetragen wird und
- eine zum Bohren benötigte Energie über eine Anschlusseinrichtung (48) über eine
externe Energieversorgung zugeführt wird,
dadurch gekennzeichnet,
- dass eine Bohrvorrichtung (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 10 eingesetzt wird und
- dass die Spanneinrichtung (22, 26) mit einer Notenergieeinheit (50) an einem Trägerrahmen
(12) der Bohrvorrichtung (10) verbunden ist, wobei die Notenergieeinheit (50) durch
eine Auslöseeinheit (58) zum Lösen der Spanneinrichtung (22, 26) aktiviert wird.
12. Bohrverfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Aktivieren der Notenergieeinheit (50) erfolgt, wenn die externe Energieversorgung
unterbrochen ist und/oder die Bohrvorrichtung (10) aus dem Stützrohr gezogen wird.