[0001] Die Erfindung betrifft eine Wippmechanik für ein aktivdynamisches Sitzmöbel, insbesondere
einen Sitz oder einen Stuhl, um eine Wippbewegung des Sitzes des Sitzmöbels zu ermöglichen,
sowie ein Sitzmöbel, welches mit einem solchen Wippechanismus ausgestattet ist.
[0002] Vor und zurück kippbare oder bewegbare Sitzvorrichtungen und Stühle sind z. B. bereits
im Bereich der Aufstehhilfen bekannt und weisen in der üblichen Bauart, elektrisch
unterstützte Elemente wie Stellmotoren, Gasdruckzylinder, Federn oder andere Hebevorrichtungen
auf. Diese werden vom Benutzer oder einer anderen Person gesteuert und unterstützen
den Benutzer des Möbels durch Reduzierung der Kraftanstrengung und Eigenbewegung beim
Verlassen der Sitzposition. Solche Lösungen werden bislang meist über Bewegungsabläufe
über Kurvenverläufe um eine feste Drehachse realisiert. Um die Mobilität für ältere
und bewegungseingeschränkte Personen beim Aufstehen und Hinsetzen weitestgehend zu
erhalten, kommen hauptsächlich bekannte Produkte wie Aufstehsessel, autarke Aufstehhilfen
für Stühle, o. ä. zum Einsatz.
[0003] Allerdings zielen diese Mechanismen darauf ab, dass das Verlassen der Sitzposition
vereinfacht wird, nicht um dynamische Bewegungen beim Sitzen auszuführen. Neben dieser
Unterstützungsfunktion gibt es jedoch auch einen zunehmenden Bedarf an Bewegungsmöglichkeiten
eines Sitznutzers auf einem Stuhl. Insbesondere sollen Bewegungen beim Sitzen möglich
sein, die verbesserte Durchblutung der Beine, eine Sitzpositionsänderung, die Änderung
der Körperhaltung etc. ermöglichen.
[0004] Aus der Praxis sind auch Stühle bekannt, bei denen die Sitzfläche mitsamt der Rückenlehne
beispielsweise zwischen einer Arbeitsstellung und einer so genannten Relax-Stellung
um eine Kippachse nach hinten gekippt werden kann. Die dazu erforderlichen Kippbeschläge
sind häufig aufwendig und erfordern eine erhebliche Bauhöhe, so dass beispielsweise
an Bürostühlen und ähnlichen Funktionsstühlen derartige Funktionsbeschläge akzeptiert
werden, im häuslichen oder privaten Bereich hingegen derartige Funktionsbeschläge
häufig aus rein ästhetischen Überlegungen nicht erwünscht sind. Ferner bieten solche
Sitze keine Bewegungsmöglichkeiten im Sinne der vorliegenden Erfindung. Ausgangspunkt
ist es, eine aktivdynamsiche Vor-und Rückbewegung und vorzugsweise auch eine Bewegung
in seitlicher Richtung auf dem Sitz durch den Sitznutzer zuzulassen.
[0005] Zudem besteht eine bekannte Schwierigkeit darin, eine Abstimmung der Beweglichkeit
zwischen der Sitzfläche und der Rückenlehne zu erzielen. Es ist z. B. bekannt, auch
in der Rückenlehne zwei relativ zueinander bewegliche Bereiche vorzusehen, indem ein
oberer Abschnitt der Rückenlehne gegenüber einem unteren Abschnitt nach hinten abgewinkelt
werden kann.
[0006] Aus der
DE 202011000805 U1 ist zum Beispiel ein Stuhl mit einer Sitzfläche und einer Rückenlehne, sowie mit
einem Untergestell bekannt, welches die Sitzfläche und die Rückenlehne trägt, wobei
die Sitzfläche gegenüber dem Untergestell um eine liegende Kippachse kippbar gelagert
ist, und die Rückenlehne zwei relativ zueinander bewegliche und übereinander angeordnete
Bereiche aufweist, deren oberer Bereich um eine ebenfalls liegende Kippachse gegenüber
dem unteren Bereich abwinkelbar ist. Diese Lösung dient aber der unterschiedlichen
Einstellbarkeit der Kippbewegung der Sitzfläche und der Rückenlehne, so dass insbesondere
abhängig vom Körpergewicht des Benutzers die Kippbeweglichkeit der Sitzfläche und
die Kippbeweglichkeit der Rückenlehnenbereiche möglich sind, wobei eine Einstellung
der Betätigungskräfte für die Kippbewegungen der Sitzfläche und der Rückenlehne ermöglicht
werden.
[0007] Die hierzu vorgeschlagene Kipp- und Verstellmechanik ist jedoch aufwändig und komplex,
was zu hohen Kosten für einen solchen Stuhl führt.
[0008] Es besteht ein Bedürfnis danach einen Stuhl bereitzustellen mit einer stabilen, jedoch
einfach herzustellenden Kippmechanik, die zumal für unterschiedliche Sitzschalenformen
und Stuhltypen verwendbar ist. Ferner soll die Mechanik möglichst ansprechend ausgebildet
sein, so dass diese Stühle z. B. auch im privaten Wohnbereich oder in Bereichen mit
einem gewissen Anspruch auf ein ansprechendes Design einsetzbar sind. Die Erfindung
zielt ferner auf ein Bewegungsmuster ab, das physiognomisch einem dynamischen Sitzen
am ehesten entspricht.
[0009] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, vorbesagte Aufgaben zu lösen und
einen Stuhl mit einer Wippmechanik bereit zu stellen, welche die weiteren Merkmale
aufweist, ästhetisch ansprechend zu sein, einfach und kostengünstig in der Herstellung
und auch ausreichende Stabilität für Sitznutzer mit höherem Körpergewicht bei der
Bewegung sicherstellt.
[0010] Diese Aufgabe wird durch die Merkmalskombination gemäß Anspruch 1 gelöst.
[0011] Ein Grundgedanke der Erfindung besteht darin einen elastisch federnden Wippmechanismus
bereit zu stellen, auf dem ein Sitzteil befestigt wird, um aktivdynamische Bewegungen
des Sitznutzers zu ermöglichen. Der erfindungsgemäße Wippmechanismus wird aus gegenläufig
angeordneten, vorzugsweise sich überkreuzenden Hebelarmen gebildet, mittels dessen
eine Wippbewegung mit dem Sitzteil nach vorne und nach hinten und vorzugsweise auch
seitlich erfolgen kann.
[0012] Erfindungsgemäß wird hierzu ein Wippmechanismus für einen Sitz bereitgestellt sowie
ein Sitzmöbel mit einem solchen Wippmechanismus. Bei Verwendung an einem Stuhl ist
dieser mit einem Traggestell ausgebildet, welches das Sitzteil mit einer Sitzfläche
trägt, wobei das Traggestell mit dem federnden Wippmechanismus ausgebildet ist und
dadurch das Sitzteil federbeweglich am Traggestell gelagert ist, so dass wippende
Bewegungen des Sitzteils ausgeführt werden können. Die Bewegung des Sitzes, der mit
einem solchen Wippmechanismus verbunden ist, lässt sich als eine Wippbewegung mit
einr dynamisch hin- und her wandernden Drehachse beschreiben.
[0013] Der federnde Wippmechanismus bildet einen ersten Bügel umfassend wenigstens einen
Hebelarm aus, der jeweils mit einem hinteren Teil des Traggestells verbunden ist sowie
einen zweiten Bügel mit wenigstens einem Hebelarm, der oder die jeweils mit einem
vorderen Teil des Traggestells verbunden ist bzw. sind, wobei sich der oder die Hebelarme
des ersten Bügels im Wesentlichen in eine nach vorne gerichtete Richtung (schräg nach
oben) erstrecken, während sich der oder die Hebelarme des zweiten Bügels in eine im
Wesentlichen nach hinten gerichtete Richtung (schräg nach oben) erstrecken.
[0014] Dadurch entsteht eine Überkreuzung der Hebelarme der beiden Bügel.
[0015] In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Sitzteil
(bzw. die Unterseite des Sitzteils) am federnden Wippmechanismus so gehalten ist,
dass die Sitzfläche von einer Ausgangsposition sowohl in eine nach vorne als auch
nach hinten gekippte ausgelenkte Position entgegen der Federkraft von elastischen
Elementen betätigt werden kann. Bei einem Wippen nach vorne wird die vordere Kante
des Sitzteils nach unten bewegt, während die hintere Kante des Sitzteils in ihrer
relativen Höhenlage bleibt oder nach oben bewegt wird, so dass sich eine mit dem Sitzteil
verbundene Rückenlehne nach vorne neigt. Bei einem Kippen nach hinten wird die hintere
Kante des Sitzteils nach unten bewegt, während die hintere Kante des Sitzteils in
ihrer relativen Höhenlage bleibt oder nach unten bewegt wird, so dass sich eine mit
dem Sitzteil verbundene Rückenlehne nach hinten neigt. Bei dieser wippenden Vor- und
Rückbewegung werden die elastischen Elemente, an denen die Hebelarme befestigt sind,
elastisch verformt. Hierzu sind bevorzugt elastisch verformbare Scheiben oder elastische
Distanzelemente an den Bügeln bzw. den Hebelarmen an den Verbindungspositionen mit
dem Sitzteil und weiter bevorzugt an den Verbindungspositionen mit einem Tragegestell
oder einem Träger angebracht. Die elastischen Elemente können dabei auch aus mehreren
getrennten elastischen Elementen gebildet werden, die in geeigneter Anordnung übereinander
an den Befestigungspunkten bzw. Verbindungspositionen zum Stuhlteil und Traggestell
hin angebracht sind. Die Hebelarme werden dabei mit Vorteil "sandwichartig" von wenigstens
zwei elastisch verformbaren Elementen umgeben. Weiter vorteilhaft ist es, wenn sich
mittels einer Betätigungsvorrichtung oder Verstellvorrichtung die Vorspannung bzw.
die Elastizität und/oder Federeigenschaft der elastisch verformbaren Elemente einstellen
lässt, so dass dies eine unmittelbare Auswirkung auf die Bewegungscharakteristik der
Wippbewegung hat.
[0016] Besonders geeignet ist eine Ausgestaltung bei der am ersten und zweiten Bügel jeweils
Befestigungspunkte vorzugsweise montiert an bzw. mit elastischen Distanzscheiben vorgesehen
sind, an denen das Sitzteil befestigt ist.
[0017] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass
wenigstens einer der Bügel zwei Hebelarme besitzt und die beiden Hebelarme dieses
Bügels durch einen Verbindungsarm u-förmig miteinander verbunden sind.
[0018] Weiter ist mit Vorteil vorgesehen, dass beide Bügel je zwei Hebelarme besitzen und
diese durch je einen Verbindungsarm u-förmig miteinander verbunden sind. Bevorzugt
ragt dar eine Bügel durch die u-förmige Öffnung des anderen Bügel schräg hindurch,
so dass sich die Hebelarme der Bügel überkreuzen.
[0019] In einer ebenfalls vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass
der weitere Bügel einen Halteabschnitt bestehend aus zwei Haltearme besitzt mit denen
der Bügel jeweils an dem vorderen Teil des Traggestells verbunden ist und sich ein
Hebelarm vom Halteabschnitt weg, schräg nach oben in eine Richtung im Wesentlichen
zum hinteren Teil hin erstreckt.
[0020] In einer bevorzugten Ausgestaltung besitzt das Traggestell vier Stuhlbeine, die von
unten nach oben schräg aufeinander zu verlaufen (vorzugsweise eine Pyramidenform ausbilden)
und die Bügel an den oberen Stuhlbeinenden der Stuhlbeine mittelbar oder unmittelbar
mit diesen verbunden sind.
[0021] Eine unmittelbare Verbindung kann z. B. durch eine die oberen Stuhlbeinenden verbindende
Kopfplatte oder H-förmige Verbindungsstruktur erfolgen aus der Montagebolzen oder
Verbindungselemente angebracht sind an oder mit denen die jeweiligen Bügel an ihren
Halteabschnitten befestigt sind.
[0022] Besonders von Vorteil ist dabei eine Ausführung eines Traggestells, wobei der Verlauf
des ersten Bügels wie folgt ausgebildet ist:
- ein Halteabschnitt des ersten Hebelarms ist unmittelbar oberhalb eines ersten z. B.
hinteren Stuhlbeins befestigt oder mit diesem mittelbar oder unmittelbar über elastisch
verformbare Lagerelemente (Scheiben) verbunden;
- der Hebelarm verläuft dann schräg hoch nach vorne zu einem ersten Sitzteilbefestigungspunkt
für das Sitzteil an dem ebenfalls wenigstens ein elastisch verformbares Lager zum
Sitzteil hin angebracht ist;
- von diesem ersten Sitzteilbefestigungspunkt des ersten Bügels verläuft ein Verbindungsarm
des Bügels zu einem zweiten Sitzteilbefestigungspunkt an den sich der zweite Hebelarm
des Bügels anschließt (hier ist ebenfalls wenigstens ein elastisch verformbares Lager
in Richtung zum Stuhl hin am Befestigungspunkt vorgesehen);
- der zweite Hebelarm verläuft in Richtung zu einem zweiten (demnach) hinteren Stuhlbein
schräg nach unten und hinten (sozusagen in etwa parallel zum ersten Hebelarm) und
ist mit seinem Halteabschnitt unmittelbar oberhalb des zweiten hinteren Stuhlbeins
über ein elastisch verformbares Lager befestigt bzw. mit diesem mittelbar darüber
verbunden.
[0023] Hierdurch wird ein u-förmiger Bügel erhalten, welcher mit seinen jeweiligen Halteabschnitten
jeweils unmittelbar oberhalb von den zwei hinteren Stuhlbeinen befestigt ist.
[0024] Weiter vorteilhaft ist es, wenn der Verlauf des zweiten Bügels wie folgt ausgebildet
ist:
- zwei Haltearme des zweiten Bügels bilden einen Halteabschnitt mit zwei mit elastisch
verformbaren Lagerelementen ausgestatteten Befestigungspunkten für diesen Bügel und
diese sind jeweils endseitig unmittelbar oberhalb eines jeweils vorderen Stuhlbeins
befestigt bzw. jeweils mit diesem mittelbar über elastische Lager verbunden;
- ein Hebelarm schließt sich an den Halteabschnitt an und verläuft nach schräg hinten
und geht über in einen v-fömigen Befestigungsabschnitt für das Sitzteil, bestehend
aus zwei Befestigungsarmen an deren Armenden jeweils elastisch verformbare Lager und
Sitzteilbefestigungspunkte für das Sitzteil angebracht sind.
[0025] Hierdurch wird ein in etwa H-förmiger Bügel erhalten, welcher mit seinen traggestellseitigen
Halteabschnitten jeweils unmittelbar oberhalb von den zwei vorderen Stuhlbeinen befestigt
ist.
[0026] Somit ragt der eine Bügel schräg hoch nach hinten und der andere Bügel schräg hoch
nach vorne und die Hebelarme der beiden Bügel überkreuzen sich dazwischen.
[0027] Somit ist mit Vorteil vorgesehen, dass die beiden Bügel mit ihren jeweiligen Halteabschnitten
mittelbar über elastisch verformbare Lager an Verbindungsmittel, vorzugsweise unter
Verwendung elastisch verformbarer Distanzscheiben am Traggestell jeweils im Bereich
der Stuhlbeinenden befestigt sind, so dass die elastischen Eigenschaften für die Wippbeweglichkeit
zumindest teilweise oder überwiegend aus der elastischen Verformbarkeit der elastischen
Distanzscheiben oder elastisch verformbaren Distanzelemente erfolgt. Hierzu wird bevorzugt
jeweils ein unteres elastisch verformbares Auflager und eine obere elastisch verformbare
Klemmscheibe an den jeweiligen Befestigungspunkten vorgesehen, zwischen denen der
Halteabschnitt des jeweiligen Bügels eingespannt und zwar sozusagen "sandwichartig"
eingespannt ist.
[0028] In einer vergleichbaren Weise sind auch die Befestigungspunkte zum Befestigen des
Sitzteils ausgebildet. Ein endseitiger Abschnitt des jeweiligen Bügels wird zwischen
einem sitzteilseitigen elastisch verformbaren Distanzelement und einer elastisch verformbare
Klemmscheibe eingespannt und zwar ebenfalls "sandwichartig".
[0029] Die gewünschte Elastizität des Wippmechanismus lässt sich insofern je nach Material
und Geometrie der beteiligten elastischen Elemente entsprechend einstellen.
In einer anderen bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung sind das Traggestell und
der Wippmechanismus einstückig ausgebildet, vorzugsweise aus einem Rohrmaterial geformt.
Das so erhaltene Rohrgestell besitzt ebenfalls zwei u-fömige Bügel. An den Querverbindungen
der u-förmigen Bügel ist das Sitzteil über, wie zuvor beschriebenen elastisch verformbaren
Lagerelemente befestigt.
[0030] Andere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet
bzw. werden nachstehend zusammen mit der Beschreibung der bevorzugten Ausführung der
Erfindung anhand der Figuren näher dargestellt. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Ausführungsbeispiel einer perspektivischen Ansicht eines Wippmechanismus;
- Fig. 2
- eine Seitenansicht eines alternativen Wippmechanismus;
- Fig. 3
- ein alternatives Ausführungsbeispiel einer perspektivischen Ansicht eines Wippmechanismus;
- Fig. 4
- ein Stuhl mit einer erfindungsgemäßen Kippvorrichtung;
- Fig. 5
- eine alternative Ausführung eines Stuhls mit Rollen mit einer erfindungsgemäßen Kippvorrichtung;
- Fig. 6
- ein alternatives Ausführungsbeispiel einer perspektivischen Ansicht eines Wippmechanismus;
- Fig. 7
- ein alternatives Ausführungsbeispiel einer Konstruktion eines Traggestells mit integriertem
Wippmechanismus und
- Fig. 8
- ein Stuhl mit dem Traggestell gemäß Figur 7.
[0031] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen mit Bezug auf die
Figuren 1 bis 8 näher beschrieben, wobei gleiche Bezugszeichen auf gleiche strukturelle
und/oder funktionale Merkmale hinweisen.
[0032] In der Figur 1 ist ein erstes Ausführungsbeispiel einer perspektivischen Ansicht
eines Wippmechanismus 20 gezeigt und in der Figur 2 eine Seitenansicht eines alternativen
Wippmechanismus 20.
[0033] Der Wippmechanismus 20 ist ausgelegt an einem Traggestell 10 angeordnet oder integriert
zu werden, so wie dies in der Figur 1 gezeigt ist. In diesem Zusammenhang wird auf
die Figuren 4 und 5 Bezug genommen in denen jeweils ein aktivdynamischer Stuhl 1 mit
einer Sitzfläche 2 und mit einem Traggestell 10 gezeigt ist, welches die Sitzfläche
2 trägt, wobei das Traggestell 10 mit einem federnden Wippmechanismus 20 ausgebildet
ist.
[0034] Durch eine solche Ausgestaltung ist die Sitzfläche 2 bzw. der ganze Sitz mit der
Sitzfläche 2 federbeweglich kippbar am Traggestell 10 gelagert ohne dass es einer
Pendelsäule dazu bedarf.
[0035] Der federnde Wippmechanismus 20 umfasst einen ersten Bügel 21 bestehend aus zwei
Hebelarmen 21a, 21b, die jeweils mit einem hinteren Teil 10h des Traggestells 10 verbunden
sind.
[0036] Ferner weist der Wippmechanismus 20 einen zweiten Bügel 22 mit einem Hebelarm 22a
auf, der mit einem vorderen Teil 10v des Traggestells 10 verbunden sind.
[0037] Es ist zu erkennen, dass sich die beiden Hebelarme 21a, 21b des ersten Bügels 21
im Wesentlichen in eine nach vorne gerichtete Richtung erstrecken, während sich der
Hebelarm 22a (bzw. in der Ausführung nach Fig. 6 zwei Hebelarme 22a, 22b) des zweiten
Bügels 22 in eine im Wesentlichen nach hinten bzw. entgegengesetzt gerichtete Richtung
erstrecken. Mit den Bezeichnungen "hinten" im Sinne der vorliegenden Erfindung ist
jeweils der Bereich in Bezug auf den Stuhl gemeint, an dem sich die Rückenlehne bzw.
die hinteren Stuhlbeine befinden während "vorne" der am Stuhl entsprechend gegenüberliegende
Bereich definiert, so wie dies auch aus den Figuren hervorgeht.
[0038] Man kann in einer allgemeinen Beschreibung den Verlauf des ersten Bügels 21 wie folgt
beschreiben:
- ein Halteabschnitt 21h des ersten Hebelarms 21a ist unmittelbar oberhalb eines hinteren
Stuhlbeins 4 befestigt oder mit diesem mittelbar oder unmittelbar verbunden;
- der Hebelarm 21a verläuft schräg hoch nach vorne zu einem ersten Sitzteilbefestigungspunkt
24 für das Sitzteil 2;
- vom ersten Sitzteilbefestigungspunkt 24 verläuft ein Verbindungsarm 21c des Bügels
21 zu einem zweiten Sitzteilbefestigungspunkt 24 an den sich der zweite Hebelarm 21b
des Bügels 21 anschließt;
- der zweite Hebelarm 21b verläuft in Richtung zu einem zweiten hinteren Stuhlbein 4
schräg nach unten und hinten und ist mit seinem Halteabschnitt 21h unmittelbar oberhalb
des zweiten hinteren Stuhlbeins 4 befestigt oder mit diesem mittelbar oder unmittelbar
verbunden.
[0039] Man kann in einer allgemeinen Beschreibung den Verlauf des zweiten Bügels 22 wie
folgt beschreiben (siehe hierzu Fig. 1):
- zwei Haltearme 23a, 23b, die einen Halteabschnitt 23 des Bügels 22 bilden sind jeweils
endseitig unmittelbar oberhalb eines vorderen Stuhlbeins 4 befestigt bzw. mit diesem
mittelbar verbunden;
- ein Hebelarm 22a verläuft nach schräg hinten und geht über in einen v-fömigen Befestigungsabschnitt
27 bestehend aus zwei Befestigungsarmen 27a, 27b an deren Armenden jeweils Sitzteilbefestigungspunkte
24 für das Sitzteil 2 angebracht sind.
[0040] Der aktivdynamischer Stuhl 1 ist bevorzugt so ausgestaltet, dass die Sitzfläche 2
am federnden Wippmechanismus 20 über die elastisch verformbaren Distanzscheiben 25
so federbeweglich gehalten ist, dass die Sitzfläche 2 von einer Ausgangsposition sowohl
in eine nach vorne als auch nach hinten gekippte ausgelenkte Position entgegen der
Federkraft der elastisch verformbaren Distanzscheiben 25 betätigt werden kann.
[0041] In den Figur 1 und 2 ist eine Ausgestaltung dargestellt, bei dem die zwei Hebelarme
21a, 21b des ersten Bügels 21 durch einen Verbindungsarm 21c verbunden sind, so dass
der Bügel 21 u-förmig ausgestaltet ist.
[0042] In der Figur 6 ist ein alternatives Ausführungsbeispiel einer perspektivischen Ansicht
eines Wippmechanismus 20 gezeigt, bei dem auch die zwei Hebelarme 22a, 22b des zweiten
Bügels 22 durch einen Verbindungsarm 22c verbunden sind, so dass der Bügel 22 ebenfalls
u-förmig ausgestaltet ist.
[0043] In der Ausführung nach Figur 1 und 2, besitzt der zweite Bügel 22 einen Halteabschnitt
23, bestehend aus zwei Haltearme 23a, 23b, mit denen der Bügel 22 an dem vorderen
Teil 10v des Traggestells 10 verbunden ist und sich ein Hebelarm 22a vom Halteabschnitt
23 weg, schräg nach oben in eine Richtung im Wesentlichen zum hinteren Teil 10h hin
erstreckt.
[0044] Am ersten und zweiten Bügel 21, 22 sind Befestigungspunkte 24 mit elastisch verformbaren
Distanzscheiben 25 ausgebildet, an denen einerseits das Sitzteil 2 befestigt ist und
die andererseits die Verbindungen der Hebelarme der Bügel 21, 22 herstellen. Die Bügel
21, 22 können dabei einstückig oder alternativ mehrstückig (z. B. aus drei einzelnen
Hebelarmen zusammengesetzt) ausgebildet sein.
[0045] Ferner weist das Traggestell 10 in den gezeigten Ausführungen vier Stuhlbeine 4 auf,
die von unten nach oben schräg aufeinander zu verlaufen. Die Bügel 21, 22 sind an
den oberen Stuhlbeinenden 4a der Stuhlbeine 4 mittelbar über Stuhlbeinanschlüsse 5
mit diesen verbunden. In der Figur 5 ist eine alternative Lösung gezeigt, bei dem
der Wippmechanismus 20 auf einer zentralen Stuhlsäule 6 montiert ist, an die sich
ein ansonsten bekanntes Fußkreuz 7 mit Rollen 8 anschließt. Die Beine 4 des Fußkreuzes
7 verlaufen ebenfalls schräg, wie in dem Beispiel nach Figur 4.
In der Figur 6 ist zu erkennen, wie die Stuhlbeinanschlüsse 5 integraler Bestandteil
des Bügels 20 sind.
[0046] Die beiden Bügel 21, 22 sind mit ihren jeweiligen Halteabschnitten mittelbar über
Verbindungsmittel 26 und unter Verwendung elastischer Distanzscheiben 25 am Traggestell
2 jeweils im Bereich der Stuhlbeinenden 4a befestigt sind.
[0047] Das Traggestell 2 nach Figur 2 ist ferner mit vier Stuhlbeine 4 verbunden, die von
unten nach oben schräg aufeinander zu verlaufen und an den oberen Stuhlbeinenden 4a
mittels einer Verbindungsplatte 50 miteinander verbunden sind. An der Verbindungsplatte
50 sind die vier Stuhlbeinanschlüsse 5 unmittelbar einstückig ausgebildet. Die Stuhlbeinanschlüsse
5 sind als zylinderrohrförmige Elemente ausgebildet in deren offenem Ende die Stuhlbeinenden
4a der Stuhlbeine 4 hineingesteckt und befestigt sind. Eine besonders einfache Montage
kann durch eine Presspassung erzielt werden, so dass keine mechanischen Verbindungsmaterialien
benötigt werden. Ergänzend oder alternativ kann ein Klebeverfahren verwendet werden,
um eine mechanische Verbindung zwischen den Stuhlbeinen 4 und den Stuhlbeinanschlüssen
5 zu schaffen.
[0048] Wie in der Figur 3 ist ersichtlich, dass sich für den gewünschten Kippeffekt mittels
der federnden Kippvorrichtung 20 die Hebelarme 21a, 21b und 22a, 22b der beiden Bügel
21, 22 von der Stuhlseite betrachtet in etwa x-förmig überkreuzen. Eine vergleichbare
Ausgestaltung ist gut in der Seitenansicht der Figur 2 zu erkennen, bei der die x-förmige
Anordnung der beiden Bügel 21, 22 zu erkennen ist.
[0049] In den Figuren 7 und 8 ist ein weiteres alternatives Ausführungsbeispiel der Erfindung
gezeigt, bei dem das Traggestell 2 und der Wippmechanismus 20 integral bzw. einstückig
aus einem Rohrmaterial geformt sind. Das erfinderische Konzept ist dabei ebenfalls
durch die beiden Federbügel 21, 22 realisiert, die in dieser Ausführung auch in einer
sich x-förmig überkreuzenden Anordnung gestaltet sind.
[0050] Die Erfindung beschränkt sich in ihrer Ausführung nicht auf die vorstehend angegebenen
bevorzugten Ausführungsbeispiele. Vielmehr ist eine Anzahl von Varianten denkbar,
welche von der dargestellten Lösung auch bei grundsätzlich anders gearteten Ausführungen
Gebrauch macht. So kann der jeweils zuvor beschriebene Verlauf und die Orientierung
der Bügel genau in umgekehrter bzw. entgegengesetzter Richtung oder spiegelbildlich
sein.
1. Federnder Wippmechanismus (20) für ein Sitzteil mit einer Sitzfläche (2) eines Sitzmöbels
zur Ausführung von Bewegungen mit dem Sitzteil gegenüber einem Traggestell (10), wobei
das Sitzteil federbeweglich kippbar am Traggestell (10) gelagert ist, wobei der federnde
Wippmechanismus (20) einen ersten Bügel (21) umfassend wenigstens einen Hebelarm (21a,
21b) ausbildet, der jeweils mit einem hinteren Teil (10h) des Traggestells (10) verbindbar
ist sowie einen zweiten Bügel (22) mit wenigstens einem Hebelarm (22a, 22b), der jeweils
mit einem vorderen Teil (10v) des Traggestells (10) verbindbar ist, wobei das Sitzteil
mittels elastisch verformbarer Lager (25) an den Bügeln (21, 22) befestigt ist.
2. Federnder Wippmechanismus (20) für ein Sitzmöbel nach Anspruch 1, wobei sich der oder
die Hebelarme (21a, 21b) des ersten Bügels (21) im Wesentlichen in eine nach vorne
gerichtete Richtung erstrecken, während sich der oder die Hebelarme (22a, 22b) des
zweiten Bügels ( 22) in eine im Wesentlichen nach hinten gerichtete Richtung erstrecken
und sich dabei überkreuzen
3. Federnder Wippmechanismus (20) für ein Sitzmöbel gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Sitzteil mit der Sitzfläche (2) am federnden Wippmechanismus (20) so gehalten
ist, dass die Sitzfläche (2) von einer Ausgangsposition sowohl in eine nach vorne
als auch nach hinten gekippte ausgelenkte Position entgegen der Federkraft der elastisch
verformbaren Lager (25) betätigt werden kann.
4. Federnder Wippmechanismus (20) für ein Sitzmöbel gemäß Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens einer der Bügel (21, 22) zwei Hebelarme (21a, 21b bzw. 22a, 22b) besitzt
und die beiden Hebelarme dieses Bügels (21, 22) durch einen Verbindungsarm (21c) u-förmig
miteinander verbunden sind.
5. Federnder Wippmechanismus (20) für ein Sitzmöbel gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche
dadurch gekennzeichnet, dass beide Bügel (21, 22) zwei Hebelarme (21a, 21b bzw. 22a, 22b) besitzen und die jeweils
beiden Hebelarme des jeweiligen Bügels (21, 22) durch je einen Verbindungsarm (21c,
22c) u-förmig miteinander verbunden sind.
6. Aktivdynamisches Sitzmöbel (1) mit einem auf einem Tragegestell (10) angeordneten
federnden Wippmechanismus (20) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei ein
Sitzteil an dem Wippmechanismus (20) über die elastisch verformbaren Lager (25) befestigt
ist.
7. Aktivdynamisches Sitzmöbel (1) nach Anspruch 6,, dadurch gekennzeichnet, dass der weitere Bügel (22) einen Halteabschnitt (23) bestehend aus zwei Haltearme (23a,
23b) besitzt mit denen der Bügel (22) jeweils an dem vorderen Teil (10v) des Traggestells
(10) verbunden ist und sich ein Hebelarm (22a) vom Halteabschnitt (23) weg, schräg
nach oben in eine Richtung im Wesentlichen zum hinteren Teil (10h) hin erstreckt.
8. Aktivdynamisches Sitzmöbel (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, dass am ersten und zweiten Bügel (21, 22) Befestigungspunkte (24) mit elastisch verformbaren
Distanzscheiben (25) vorgesehen sind, an denen das Sitzteil (2) befestigt ist.
9. Aktivdynamisches Sitzmöbel (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Traggestell (2) vier Stuhlbeine (4) aufweist die von unten nach oben schräg aufeinander
zu verlaufen und die Bügel (21, 22) an den oberen Stuhlbeinenden (4a) der Stuhlbeine
(4) mittelbar über elastisch verformbare Lager (25) mit diesen verbunden sind.
10. Aktivdynamisches Sitzmöbel (1) gemäß Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Bügel (21, 22) mit ihren jeweiligen Halteabschnitten mittelbar über Verbindungsmittel
(26) und unter Verwendung elastischer Distanzscheiben (25) am Traggestell (2) jeweils
im Bereich der Stuhlbeinenden (4a) befestigt sind.
11. Aktivdynamisches Sitzmöbel (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche 6 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass das Traggestell (2) vier Stuhlbeine (4) aufweist die von unten nach oben schräg aufeinander
zu verlaufen und an den oberen Stuhlbeinenden (4a) mittels einer Verbindungsplatte
(50) miteinander verbunden sind.
12. Aktivdynamisches Sitzmöbel (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche 6 - 11, dadurch gekennzeichnet, dass sich die HebelarmHebelarme (21a, 21b bzw. 22a, 22b) der beiden Bügele (21, 22) von
der Stuhlseite betrachtet in etwa x-förmig überkreuzen.
13. Aktivdynamisches Sitzmöbel (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche 6 - 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Traggestell (2) und der Wippmechanismus (20) einstückig ausgebildet sind, vorzugsweise
aus einem Rohrmaterial geformt.
14. Aktivdynamisches Sitzmöbel (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche 6 - 13, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Elastizität und/oder Federeigenschaft der elastisch verformbaren Lager (25)
mittels eines Verstellmechanismus verändern lassen.