[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Holz- und/oder Verbundwerkstoffe,
insbesondere der Spanplatten und Faserplatten, Dämmstoffplatten, Werkstoffplatten
sowie Verbundwerkstoffe, welche Lignocellulose und Popcorn enthalten.
[0002] Holz und/oder Verbundwerkstoffe, insbesondere Span- oder Faserplatten sind seit nunmehr
mehr als hundert Jahren als Alternative für Massivholz in der Möbelindustrie, Baugewerbe
etc. bekannt. Für die Güte von Holz und/oder Verbundwerkstoffen spielen dabei mehrere
Faktoren, darunter insbesondere die Rohdichte, die Querzugsfestigkeit und die Dickenquellung
eine Rolle, besonders aber bei vielen Anwendungen die Biegefestigkeit.
[0003] In der
WO 2008/040747 werden Holz- und Verbundwerkstoffe, welche Popcorn enthalten, offenbart. Diese haben
den Vorteil einer geringen Rohdichte. Es stellt sich jedoch die Aufgabe, die dort
offenbarten Holz und/oder Verbundwerkstoff weiter zu verbessern.
[0004] Dies wird durch eine Holz und/oder Verbundwerkstoffplatte gemäß der vorliegenden
Erfindung gelöst. Demgemäß wird eine Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte vorgeschlagen,
umfassend eine obere und eine untere Deckschicht sowie eine Zwischenschicht, wobei
- die Zwischenschicht Popcorn enthält und
- die obere und die untere Deckschicht aus Materialien bestehen, die ein Elastizitätsmodul
(E-Modul) von ≥ 1 kN/mm2 bis ≤ 70 kN/mm2 aufweisen.
[0005] Überraschend hat sich herausgestellt, dass so die Eigenschaften der entstehenden
Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte, insbesondere die Biegefestigkeit und Biege-E-Modul
im Vergleich zur
WO 2008/040747 stark erhöht werden können.
[0006] Unter der Bezeichnung "Holz- und/oder Verbundwerkstoff" werden insbesondere Materialien
verstanden, die hauptsächlich aus mechanisch oder thermomechanisch, chemothermomechanisch
zerkleinertem lignocellulosehaltigen Material oder Popcorn bestehen, die nach der
Beleimung mit einem synthetischen oder naturnahen Bindemittel geformt und unter Temperatur
und Druck zu Holz und/oder Verbundwerkstoffen verpresst werden.
[0007] Es sei darauf hingewiesen, dass die erfindungsgemäße Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte
noch mehr als die drei erwähnten Schichten (obere und untere Deckschicht sowie Zwischenschicht)
enthalten kann. Üblicherweise und somit gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist
es jedoch eine dreischichtige Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte.
[0008] Die einzelnen Schichten der erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte
werden im Einzelnen noch erläutert:
a) Deckschichten
[0009] Die Deckschichten der erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte haben
- wie erwähnt - jeweils ein Elastizitätsmodul (E-Modul) von ≥ 1 kN/mm
2 bis ≤ 70 kN/mm
2. Bevorzugt beträgt das E-Modul von ≥ 1,5 kN/mm
2 bis ≤ 50 kN/mm
2, noch bevorzugt ≥ 2 kN/mm
2 bis ≤ 40 kN/mm
2, sowie am meisten bevorzugt von ≥ 3 kN/mm
2 bis ≤ 30 kN/mm
2, sowie am meisten bevorzugt von ≥ 5 kN/mm
2 bis ≤ 10 kN/mm
2. Das E-Modul wird für Holzwerkstoffe dabei nach DIN EN 310 gemessen.
[0010] Bevorzugt haben die untere und/oder obere Deckschicht eine Dichte von ≥ 0,5 g/cm
3 bis ≤ 3,0 g/cm
3. Dies hat sich in der Praxis bewährt, da so die Stabilität der entstehenden erfindungsgemäßen
Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte nochmals erhöht werden kann. Noch bevorzugt
haben die untere und/oder obere Deckschicht eine Dichte von ≥ 0,8 g/cm
3 bis ≤ 2,5 g/cm
3, ferner bevorzugt von ≥ 0,9 g/cm
3 bis ≤ 1,5 g/cm
3
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung beträgt der Anteil der Deckschichten
von ≥ 1 % bis ≤ 50 % der gesamten erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte
(Gew.% /Gew.%). Dies hat sich als vorteilhaft herausgestellt, da so die Dichte der
erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte weiterhin niedrig bleibt,
aber trotzdem die überraschenden Steigerungen der Biegefestigkeit beobachtet werden
können. Noch bevorzugt beträgt der Anteil der Deckschichten von ≥ 10 % bis ≤ 30 %
der gesamten erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte (Gew. /Gew.).
[0012] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform bestehen die untere und/obere Deckschicht
überwiegend aus einem Material, ausgewählt aus der Gruppe enthaltend Holzspäne oder
- fasern, lignocellulosehaltigen Späne und/oder Fasern (wie z. B. von Hanf, Flachs,
etc..), oder aus Melaminfolie, HPL (High Pressure Laminate), CPL (Continuous Pressure
Laminate), Spanplatte (z.B. Dünn-Spanplatte), Faserplatte (Dünn-HDF), Aluminiumplatte/-blech,
Metallplatte/-blech, Blechplatte, Sperrholz, Furnier, Glasfaser, Kohlefaser, Carbonfaser,
Ceramic sowie eventuell weitere Additive wie z. B. Hydrophobierungsmittel, Antiflammmittel,
Bindemittel und Mischungen all dieser Materialien.
[0013] Der Term "überwiegend" im Sinne der vorliegenden Erfindung bedeutet insbesondere
>90 Gew.-%, bevorzugt >95% Gew.-% sowie am meisten bevorzugt >98 Gew.-%.
b) Zwischenschicht
[0014] Die Zwischenschicht enthält - wie beschrieben - Popcorn.
[0015] Der Term "Popcorn" im Sinne der vorliegenden Erfindung umfasst insbesondere alle
Materialien, welche wie der Puffmais (
Zea mays,
convar. Microsperma) - gegebenenfalls nach entsprechender Einfettung bei einer schnellen Erwärmung zu
hohen Temperaturen explodieren, indem das in dem Samen vorhandene Wasser schlagartig
verdampft und so die im Samen enthaltene Stärke in eine schaumartige Konsistenz überführt.
Ein solches Verhalten ist unter anderem von Quinoa-Korn, Amarant, Reis oder auch Weizen
bekannt, Materialien, die auf diesen Grundstoffen basieren, werden im Sinne der vorliegenden
Erfindung explizit auch als "Popcorn" bezeichnet und umfasst, die Bezeichnung "Popcorn"
soll nicht nur auf Mais beschränkt sein und wurde insbesondere aus Gründen der Einfachheit,
Übersichtlichkeit und Lesbarkeit gewählt.
[0016] Bevorzugt besteht die Zwischenschicht zu ≥ 60 % (Gew./Gew.), noch bevorzugt ≥ 80%
(Gew./Gew.), noch bevorzugt ≥90 % (Gew./Gew.) und ≥95 % (Gew./Gew.) aus Popcorn und
ansonsten bevorzugt überwiegend aus Holzspänen und/oder Holzfasern, bevorzugt dabei.
lignocellulosehaltige Späne und/oder Fasern (wie z. B. von Hanf, Flachs, etc.) oder
Kunststoffe, Thermoplasten, Duroplaste, Kunststofffasern, wie z. B. PP (Polypropylen),
PE (Polyethylen), PVAc (Polyvinylacetat) oder PP-, PE-Stützfasern), ggf. unter dem
Zusatz von Additive, wie z. B. Hydrophobierungsmittel, Antiflammmittel, Bindemittel,
etc.
[0017] Jedoch kann gemäß einer bevorzugten Ausführungsform die Zwischenschicht zu 100 %
aus Popcorn bestehen.
[0018] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das Popcorn eine Korngrößenverteilung
auf, bei der ≥ 50 % und ≤ 90 % des Popcorns eine Korngröße von ≥ 2 mm und ≤ 10 mm
besitzen.
[0019] Dies hat sich für viele Anwendungen innerhalb der vorliegenden Erfindung als vorteilhaft
herausgestellt. Popcorn größerer Korngröße lässt sich häufig schlechter zu lignocellulosehaltigen
Formkörpern wie Holz- und/oder Verbundwerkstoffen verarbeiten, Popcorn kleinerer Korngröße
neigt bei vielen Anwendungen innerhalb der vorliegenden Erfindungen dazu, das bei
der Herstellung des Holz- und/oder Verbundwerkstoffes zugegebene Bindemittel bzw.
den Leim aufzusaugen, was die Qualität des Holz- und/oder Verbundwerkstoffes verschlechtern
kann.
[0020] Besonders bevorzugt weist das Popcorn eine Korngrößenverteilung auf, bei der ≥ 70
% und ≤ 90 % des Popcoms eine Korngröße von ≥ 2 mm und ≤ 10 mm besitzen.
[0021] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das Popcorn eine Korngrößenverteilung
auf, bei der ≥ 50 % und ≤ 90 %, besonders bevorzugt ≥ 70 % und ≤ 90 % des Popcorns
eine Korngröße von ≥ 4 mm und ≤ 10 mm besitzen.
[0022] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das Popcorn eine Korngrößenverteilung
auf, bei der ≥ 50 % und ≤ 80 % des Popcorns eine Korngröße von ≥ 3 mm und ≤ 8 mm besitzen.
[0023] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das Popcorn eine durchschnittliche
Korngrößenverteilung von ≥ 3 mm und ≤ 6 mm auf. Dies hat sich für viele Anwendungen
innerhalb der vorliegenden Erfindung als günstig herausgestellt.
[0024] Besonders bevorzugt weist das Popcorn eine durchschnittliche Korngrößenverteilung
von ≥ 3,5 mm und ≤ 5 mm auf.
[0025] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung beträgt der Fettanteil des
Popcorns vor der Verarbeitung ≤ 10 (Gew-) %.
[0026] Unter "Fettanteil" des Popcorns wird dabei nicht der Gesamtanteil an Fett im Popcorn
verstanden, sondern der Anteil an Fett, welcher zur Hydrophobierung der Samenepidermis
eingesetzt wurde, die zum besseren Einschluss des im Samen enthaltenen Wassers führt.
[0027] Es hat sich bei vielen Anwendungen innerhalb der vorliegenden Erfindung als günstig
herausgestellt, diesen Fettanteil so gering wie möglich zu halten, da dies die weitere
Verarbeitung des Popcorns erleichtert. Vorzugsweise beträgt der Fettanteil ≤ 5 (Gew-)
%, nach einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird zur Konsistenzänderung (Umwandlung)
(="Puffung") kein Fett zugesetzt. In diesem Fall ist es besonders bevorzugt, dass
die Konsistenzänderung (="Puffung") mittels Mikrowellen erfolgt, wie im Folgenden
noch ausgeführt werden wird.
[0028] Die vorliegende Erfindung bezieht sich außerdem auf ein Verfahren zur Herstellung
einer erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte, umfassend die Schritte
- a) (ggf. getrenntes) Beleimen von Deckschicht- und Zwischenschichtvorläufermaterial
- b) Vorlegen des beleimten Deckschicht- und Zwischenschichtvorläufermaterials
- c) Verpressen zur erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte
[0029] Dieses Verfahren hat sich insbesondere für erfindungsgemäße Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatten
bewährt, bei denen die Deckschichten Holzfasern und/oder Holzspäne erhalten. Auf diese
Weise kann durch einen einzigen Verpressschritt die Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte
direkt hergestellt werden.
[0030] Schritt a) kann mittels einfaches Einstreuen von Fasern, Späne und/oder Granulat
erfolgen. Dabei wird bei der Zwischenschicht das Popcorn-Granulat bevorzugt entweder
nach dem Bichsel-Verfahren (
WO 1999042005A1) oder durch Puffung, z. B. nach dem Mikrowellenverfahren, und anschließendes Zerkleinern
hergestellt.
[0031] Als Bindemittel sind insbesondere Thermoplasten, Duroplasten, Aminoplasten, Phenoplasten,
Isocyanate, Proteine, Tannine, Stärke, synthetische Bindemittel oder naturnahe Bindemittel,
oder Mischungen von Bindemitteln, wie z.B. Harnstoffformaldehyd-Harz, Melaminformaldehyd-Harz,
Melaminverstärktes Harnstoffformaldehyd-Harz, Taninformaldehyd-Harz, Phenolformaldehyd-harz,
Polymeres Diphenylmethandiisocyanat oder Mischungen daraus bevorzugt. Hinzu können
ggf. noch Additive, wie z. B. Hydrophobierungsmittel, Antiflammmittel etc., beigefügt
werden.
[0032] Schritt c) kann gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung unter Einleiten
von Heißluft/Heißdampf erfolgen. Hierzu wird auf die
DE 10 2012 101 716.6 verwiesen.
[0033] Alternativ bezieht sich die vorliegende Erfindung außerdem auf ein Verfahren zur
Herstellung einer erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte, umfassend
die Schritte
- a) Herstellung der Zwischenschicht
- b) Verkleben der Zwischenschicht mit den Deckschichten
[0034] In diesem Fall verlaufen somit Verpressschritte ggf. getrennt; für den Fall, dass
die Deckschichten z. B. Aluminium enthalten, entfallen hier einsichtigerweise die
Verpressschritte für die Deckschichten.
[0035] Bei der Zwischenschicht wird Popcorn-Granulat bevorzugt wie oben beschrieben dargestellt.
Als Bindemittel kommen ebenfalls die zuvor beschriebenen Materialien in Frage.
[0036] Die vorgenannten sowie die beanspruchten und in den Ausführungsbeispielen beschriebenen
erfindungsgemäß zu verwendenden Bauteile und Komponenten unterliegen in ihrer Größe,
Formgestaltung, Materialauswahl und technischen Konzeption keinen besonderen Ausnahmebedingungen,
so dass die in dem Anwendungsgebiet bekannten Auswahlkriterien uneingeschränkt Anwendung
finden können.
[0037] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile des Gegenstandes der Erfindung ergeben
sich aus den Unteransprüchen sowie aus der nachfolgenden Beschreibung der zugehörigen
Beispiele und Zeichnungen, in denen - beispielhaft - mehrere Ausführungsbeispiele
erfindungsgemäßer lignocellulosehaltiger Formkörper dargestellt sind. In den Zeichnungen,
welche sich auf die Beispiele beziehen, zeigt:
- Fig. 1
- ein Diagramm einer Korngrößenverteilung eines Popcorngranulates, welches in den erfindungsgemäßen
Beispielen eingesetzt wurde.
I. Herstellung von Popcorngranulat
[0038] Ausgangsmaterial für die folgenden Werkstoffbeispiele ist Kornmais; alternativ können
jedoch ebenso andere stärkehaltige Körner verwendet werden. Zur Herstellung eines
plattentauglichen Granulats mit geringer Schüttdichte werden Futtermaiskörner zunächst
geschrotet und die Kornbruchstücke anschließend unter Druck- und Temperatureinwirkung
nach dem Bichselverfahren (
WO 1999042005A1) einem definierten Prozess expandiert. Das auf diese Weise entstandene Popcorngranulat
wird nun fraktioniert, so dass ein Granulat mit Korngrößen von 0,5 mm bis zu 8 mm
und einer Schüttdichte von ca. 30 kg/m
3 bis 70 kg/m
3 vorliegt. Alternativ können stärkehaltige Körner mit Hilfe einer Mikrowellenanlage
oder nach weiteren gängigen Verfahren expandiert werden.
[0039] Um ein zum oben erwähnten Verfahren vergleichbares Granulat zu erhalten wird das
expandierte Korn in weiteren Arbeitsschritten zerkleinert und fraktioniert. Fig. 1
zeigt eine Korngrößenverteilung wie sie sich zur Herstellung von Verbundmaterialien
auf Basis von expandierten Maiskörnern eignet und wie sie in den folgenden Beispielen
verwendet wurde.
II. Herstellung der Zwischenschicht
[0040] Zur Herstellung der Zwischenschicht (Rohdichte von 200 kg/m
3 und 300 kg/m
3) wurde folgendes Verfahren verwendet
[0041] Neben dem Popcorngranulat wurde eine Bindemittelflotte auf der Basis von Harnstoffformaldehydharz
(UF-Harz) verwendet, wie diese üblicherweise zur industriellen Produktion von Holzwerkstoffen
eingesetzt wird. Neben dem eigentlichem UF-Harz (z. B. KAURIT® 350 der BASF AG) enthält
diese Bindemittelflotte Ammoniumsulfatlösung (40%-ig) und fallweise Hydrophobierungsmittel
(HYDROWAX 138® der Firma SASOL GmbH). Die Leimflotte der im folgenden beschriebenen
Werkstoffplatten bestand aus Popcorngranulat, 8,0 % UF-Festharz bezogen auf atro Popcorngranulat,
1 % Ammoniumsulfat-Lösung (Härter) bezogen auf atro Festharz.
[0042] Als alternative Bindemittel sind auch andere duroplastisch aushärtende Bindemittelflotten
auf der Basis von Melaminformaldehydharz (MUF-Harz), Phenolformaldehydharz (PF-Harz)
und daraus hergestellte Mischharzsysteme, naturnahe Bindemittelsysteme auf Basis von
Tanninen oder Proteinen sowie Isocyanate wie z. B. PMDI verwendbar. Zum Pressen des
beleimten Popcorngranulatkuchens wurden zwei unterschiedliche Verfahren verwendet:
- a) Der beleimte Popcorngranulatkuchen wird unter Temperatureinwirkung zwischen 120°C
bis 200°C mit einem Presszeitfaktor von 12 s/mm in einer Heißpresse unter konduktiver
Wärmeübertragung gepresst.
- b) Der Popcorngranulatkuchen wird kalt auf die gewünschten Enddimensionen verpresst.
Die Aushärtung des Bindemittels erfolgt anschließend, indem Heißluft/Heißdampf durch
den gepressten Granulatkuchen geleitet wird. Bei dieser Verfahrenstechnik ist neben
Duroplasten auch die Verwendung von thermoplastischen Bindemitteln, wie z.B. PVAC
oder PP bzw. PE Stützfasern möglich. Dieses Verfahren eignet sich vor allem für Plattenrohdichten
unterhalb von 200 kg/m3, da gewährleistet sein muss, dass sich der kalt vorgepresste Granulatkuchen mit Heißdampf/Heißluft
durchströmen lässt.
Verfahren a)
[0043] Die nach dem unter Punkt a) unter Verwendung einer Heißpresse hergestellten Werkstoffplatten
mit einer Plattendichte zwischen 130 kg/m
3 und 300 kg/m
3 wurden hinsichtlich ihrer Querzugfestigkeit und Wärmeleitfähigkeit untersucht. Die
Ergebnisse sind in Tabelle 1 und 2 zusammengestellt.
Tab. 1: Einige physikalisch-technologische Eigenschaften von mit einer Heißpresse hergestellten,
mit UF-Harz (8,0 % bez. atro) gebundenen Popcornverbundwerkstoffplatten mit einer
Dicke von 20 mm
Rohdichte [kg/m3] |
Querzugfestigkeit [N/mm2] |
Wärmeleitfähigkeit [W/(m*K] |
133 |
0,13 |
0,041 |
156 |
0,19 |
0,043 |
177 |
0,19 |
0,045 |
190 |
0,21 |
0,046 |
206 |
0,22 |
0,047 |
253 |
0,28 |
0,051 |
300 |
0,33 |
0,054 |
Tab. 2: Einige physikalisch-technologische Eigenschaften von mit unterschiedlichen Bindemitteln
gebundenen Popcornverbundwerkstoffplatten mit Dicken von jeweils 20 mm und einer Plattendichte
von 300 kg/m
3
Variante |
Querzugfestigkeit [N/mm2] |
Wärmeleitfähigkeit [W/(m*K] |
UF-Harz (8,0 %) |
0,33 |
0,054 |
PMDI (4,0 %) |
0,22 |
0,053 |
12 % Weizenprotein |
0,16 |
0,054 |
PVAC (10,0 %) |
0,20 |
0,056 |
Tanninharz (8,0 %) |
0,24 |
0,053 |
Verfahren b)
[0044] Die nach dem unter Punkt b) unter Verwendung einer Heißluft/Heißdampfpresse hergestellten
Werkstoffplatten mit einer Plattendichte zwischen 80 kg/m
3 und 200 kg/m
3 wurden hinsichtlich ihrer Querzugfestigkeit und Wärmeleitfähigkeit untersucht. Die
Ergebnisse sind in Tabelle 3 und 4 zusammengestellt.
Tab. 3: Einige physikalisch-technologische Eigenschaften von mit einer Heißdampf/Heißluftpresse
hergestellten, mit UF-Harz (8,0 %) gebundenen Popcornverbundwerkstoffplatten mit einer
Dicke von 20 mm
Rohdichte [kg/m3] |
Querzugfestigkeit [N/mm2] |
Wärmeleitfähig-keit [W/(m*K] |
84 |
0,06 |
0,038 |
109 |
0,09 |
0,039 |
133 |
0,13 |
0,041 |
156 |
0,18 |
0,043 |
177 |
0,20 |
0,044 |
190 |
0,22 |
0,046 |
206 |
0,23 |
0,047 |
Tab. 4: Einige physikalisch-technologische Eigenschaften von mit unterschiedlichen Bindemitteln
gebundenen Popcornverbundwerkstoffplatten mit Dicken von jeweils 20 mm und einer Plattendichte
von 180 kg/m
3
Variante |
Querzugfestigkeit [N/mm2] |
Wärmeleitfähigkeit [W/(m*K] |
UF-Harz (8,0 %) |
0,21 |
0,044 |
PMDI (4,0 %) |
0,17 |
0,043 |
12 % Weizenprotein |
0,13 |
0,045 |
PVAC (10,0 %) |
0,13 |
0,044 |
Tanninharz (8,0 %) |
0,24 |
0,053 |
PP-Stützfasern |
0,11 |
0,043 |
PE-Stützfasern |
0,10 |
0,043 |
[0045] Von allen Platten unter Beispiel II wurden die Biegefestigkeiten nach DIN EN 310
gemessen; sämtliche hergestellten Werkstoffplatten weisen durchweg eine geringe Biegefestigkeit
von ca. 1,0 bis 2,5 N/mm
2 auf, so dass Anwendungen mit tragenden Funktionen ausgeschlossen sind.
III. Herstellung der erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatten
[0046] Die erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatten wurden nun ausgehend
von den unter II. dargestellten Zwischenschichten hergestellt, jeweils mit einem Gewichtsanteil
von 2 x 20 % für die Deckschichten und 60 % für die Zwischenschicht.
a) Herstellung im einstufigen Verfahren
[0047] In diesem Verfahren wurde das Deck- bzw. Zwischenschichtmaterial getrennt voneinander
beleimt. Hierzu kommen alle oben erwähnten Bindemittel in Frage, in der Folge (Tab.
5) wird beispielhaft UF-Harz als Bindemittel verwendet.
Tab. 5 Beleimungsparameter, von dreischichtigen Werkstoffplatten aus expandiertem Getreide
(Kernlage) und Holzspänen oder Holzfasern in den Decklagen
Komponente |
Parameter |
Deckschicht (2 x 20 %) |
Zwischenschicht (60 %) |
Bindemittel |
Typ, Hersteller |
Kaurit® 350, BASF |
|
Feststoffgehalt [%] |
ca. 68 |
|
Menge bez. auf atro Span [%] |
14,0 |
8,0 |
Härtungsbeschleuniger |
Typ |
(NH4)2SO4 |
|
Konzentration [%] |
ca. 40 |
|
Menge bez. auf atro Festharz [%] |
0,5 |
2,0 |
Späne/Span-Rindengemisch |
Feuchtegehalt, beleimt [%] |
10 (± 1) |
8 (± 1) |
[0048] Aus dem beleimten Material wird in der Reihenfolge Deckschicht, Zwischenschicht,
Deckschicht, ein Materialkuchen gestreut und vorverdichtet. Das Aushärten des Bindemittels
erfolgt schließlich in einer Heißpresse bei Temperaturen von 120°C bis 200°C und einem
Presszeitfaktor von 6 mm/s bis 12 mm/s. Der Materialkuchen wurde unter Verwendung
von Distanzleisten zu Werkstoffplatten mit einer Dicke von 20 mm gepresst.
[0049] Die ermittelten Festigkeiten der so hergestellten Platten (Tab. 6) zeigen, dass sich
die geringe Biegefestigkeit der Werkstoffplatten aus Popcorn durch das Aufbringen
einer Deckschicht aus Holzfasern/-späne deutlich erhöhen lässt, so dass sich z.B.
mit Deckschichten aus Holzfasern eine Biegefestigkeit von ca. 16 N/mm
2 erreichen lässt, was die Anforderungen an Spanplatten für den Möbelbau von 11,0 N/mm
2 nach EN 312 deutlich übertrifft.
Tab. 6: Einige mechanisch-technologische Eigenschaften von 20 mm dicken Sandwichplatten aus
expandiertem Mais (Zwischenschicht) und Holzfasern/Holzspänen (Deckschichten)
Variante |
Rohdichte [kg/m3] |
Querzugfestigkeit [N/mm2] |
Biegefestigkeit [N/mm2] |
E-Modul [KN/mm2] der Deckschicht |
ZS: Popcorngranulat |
ca. 420 |
0,22 |
11,0 |
1,57 |
DS: Holzspäne |
|
|
|
|
ZS: Popcorngranulat |
ca. 440 |
0,33 |
15,8 |
1,91 |
DS: Holzfasern |
|
|
|
|
[0050] Man sieht somit die erstaunlich erhöhte Biegefestigkeit aller erfindungsgemäßer Platten.
b) Herstellung im zweistufigen Verfahren
[0051] Zur Herstellung von biegebelastbaren Werkstoffplatten aus Popcorngranulat im zweistufigen
Verfahren werden die unter Bsp. 1 hergestellten Platten nach ihrer Herstellung und
Konditionierung zunächst bei einer Temperatur von 20°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit
von 65 % unter Verwendung eines geeigneten Bindemittels (Epoxid-Harz, PUR etc.) mit
Decklagen aus unterschiedlichen Materialien beleimt. Es ergibt sich auf diese Weise
eine Sandwichstruktur, die in Abhängigkeit von den verwendeten Decklagen unterschiedliche
Eigenschaften aufweist. Als Decklagen kommen z. B. Dünnspanlatten bzw. Dünn-HDF, Sperrholz,
HPL oder Metallbleche in Frage. In der folgenden Tabelle 7 sind einige mechanisch-technologische
Eigenschaften für Sandwichplatten mit einer Kernlage aus expandiertem Mais und unterschiedlichen
Decklagen aufgeführt:
Tab.
7 Mechanisch-technologische Eigenschaften von Sandwichplatten mit einer Kernlage aus
expandiertem Getreide und unterschiedlichen Deckschichten
Beschichtung |
Zwischenlage (Popcornverbund) |
Erfindungsgemäße Platte (gesamte Struktur) |
|
Rohdichte [kg/m3] |
Querzugfestigkeit [N/mm2] |
Rohdichte [kg/m3] |
Biegefestigkeit [N/mm2] |
E-Modul der Deckschicht [KN/mm2] |
Buchensperrholz |
300 |
0,25 |
440 |
17,51 |
3,13 |
Pappelsperrholz |
300 |
0,27 |
371 |
15,94 |
2,02 |
Dünn-HDF |
300 |
0,28 |
431 |
13,22 |
1,74 |
Dünn-Spanplatten |
300 |
0,29 |
416 |
11,0 |
1,51 |
HPL |
300 |
0,27 |
364 |
12,65 |
1,86 |
Alu 0,5 |
300 |
0,29 |
407 |
12,50 |
4,70 |
Alu 0,8 |
300 |
0,29 |
455 |
19,93 |
6,13 |
[0052] Man sieht somit die erstaunlich erhöhte Biegefestigkeit aller erfindungsgemäßer Platten.
[0053] Die einzelnen Kombinationen der Bestandteile und der Merkmale von den bereits erwähnten
Ausführungen sind exemplarisch; der Austausch und die Substitution dieser Lehren mit
anderen Lehren, die in dieser Druckschrift enthalten sind mit den zitierten Druckschriften
werden ebenfalls ausdrücklich erwogen. Der Fachmann erkennt, dass Variationen, Modifikationen
und andere Ausführungen, die hier beschrieben werden, ebenfalls auftreten können ohne
von dem Erfindungsgedanken und dem Umfang der Erfindung abzuweichen.
[0054] Entsprechend ist die obengenannte Beschreibung beispielhaft und nicht als beschränkend
anzusehen. Das in den Ansprüchen verwendete Wort "umfassen" schließt nicht andere
Bestandteile oder Schritte aus. Der unbestimmte Artikel "ein" schließt nicht die Bedeutung
eines Plurals aus. Die bloße Tatsache, dass bestimmte Maße in gegenseitig verschiedenen
Ansprüchen rezitiert werden, verdeutlicht nicht, dass eine Kombination von diesen
Maßen nicht zum Vorteil benutzt werde kann. Der Umfang der Erfindung ist in den folgenden
Ansprüchen definiert und den dazugehörigen Äquivalenten.
1. Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte umfassend eine obere und eine untere Deckschicht
sowie eine Zwischenschicht, wobei
- die Zwischenschicht Popcorn enthält und
- die obere und die untere Deckschicht ein Elastizitätsmodul (E-Modul) von ≥ 1 kN/mm2 bis ≤ 70 kN/mm2 aufweist.
2. Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte nach Anspruch 1, wobei die untere und/oder obere
Deckschicht eine Dichte von ≥ 0,5 g/cm3 bis ≤ 3,0 g/cm3 aufweisen.
3. Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Anteil der
Deckschichten von ≥ 1 % bis ≤50% der gesamten erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte
(Gew./Gew.) beträgt.
4. Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die
Zwischenschicht zu ≥60 % (Gew./Gew.) aus Popcorn besteht.
5. Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei das
Popcorn eine Korngrößenverteilung aufweist, bei der ≥ 50 % und ≤ 90 % des Popcorns
eine Korngröße von ≥ 2 mm und ≤ 10 mm besitzen.
6. Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die
untere und/obere Deckschicht überwiegend aus einem Material, ausgewählt aus der Gruppe
enthaltend Holzspäne oder - fasern, lignocellulosehaltigen Späne und/oder Fasern (wie
z. B. von Hanf, Flachs, etc..), oder aus Melaminfolie, HPL (High Pressure Laminate),
CPL (Continuous Pressure Laminate), Spanplatte (z.B. Dünn-Spanplatte), Faserplatte
(Dünn-HDF), Aluminiumplatte/-blech, Metallplatte/-blech, Blechplatte, Sperrholz, Furnier,
Glasfaser, Kohlefaser, Carbonfaser, Ceramic sowie eventuell weitere Additive wie z.
B. Hydrophobierungsmittel, Antiflammmittel, Bindemittel und Mischungen all dieser
Materialien bestehen
7. Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei das
Popcorn der Zwischenschicht eine Korngrößenverteilung aufweist, bei der ≥ 50 % und
≤ 90 % des Popcorns eine Korngröße von ≥ 2 mm und ≤ 10 mm besitzen
8. Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei das
Popcorn der Zwischenschicht eine durchschnittliche Korngrößenverteilung von ≥ 3 mm
und ≤ 6 mm aufweist.
9. Verfahren zur Herstellung einer erfindungsgemäßen Holz und/oder Verbundwerkstoffplatte,
umfassend die Schritte
a) (ggf. getrenntes) Beleimen von Deckschicht- und Zwischenschichtvorläufermaterial
b) Vorlegen des beleimten Deckschicht- und Zwischenschichtvorläufermaterials
c) Verpressen zur erfindungsgemäßen Holz- und/oder Verbundwerkstoffplatte
10. Verfahren zur Herstellung einer erfindungsgemäßen Holz und/oder Verbundwerkstoffplatte,
umfassend die Schritte
a) Herstellung der Zwischenschicht
b) Verkleben der Zwischenschicht mit den Deckschichten